MÜNCHEN. Ministerpräsident Horst Seehofer hat sich voll hinter die Pläne seines Kultusministers Ludwig Spaenle (beide CSU) zur Einführung von G9-Zügen am Gymnasium gestellt. „Mir gefällt der Grundansatz gut“, sagte der CSU-Chef. Das Konzept, bei dem es auch um eine Verbesserung des Lehrplans und eine bessere Vermittlung von Lerninhalten gehe, sei „beachtlich“ und habe seine Unterstützung.
Spaenle will grundsätzlich beim achtjährigen Gymnasium bleiben, aber G9-Züge ermöglichen. Konkret sollen Schüler künftig nach der Unterstufe entscheiden können, ob sie das Abitur nach acht Jahren oder erst nach neun Jahren Gymnasium machen wollen. Schüler, die die Mittelstufe um ein Jahr strecken wollen, sollen dafür einen G9-Zug wählen können: Für sie soll es eigene, neue Klassenverbände geben.
Das ist nach Darstellung Seehofers der entscheidende Schritt: dass es für die betreffenden Schüler – anders als beim Flexibilisierungsjahr – eigene Klassen geben soll. Das sei in Gesprächen mit Eltern, Lehrern und Schülern immer gesagt worden: „dass Schüler äußerst ungern einen Klassenverband verlassen – sie wollen das gemeinsam machen“.
Seehofer befürwortet die geplante Wahlfreiheit und sieht auch keine Probleme darin, dass sich am Ende möglicherweise mehr als die von Spaenle prognostizierten 20 bis 25 Prozent eines Jahrgangs für G9-Züge entscheiden könnten: „Das ist doch für eine offene Gesellschaft nicht verkehrt, wenn die Leute mehr mitzureden und zu entscheiden haben. Es geht ja um die Zukunft der Jugend.“
Der Ministerpräsident betonte aber auch, dass er der Diskussion auf der CSU-Fraktionsklausur in der kommenden Woche nicht vorgreifen wolle. Die CSU-Abgeordneten tagen vom 22. bis 25. September im Kloster Banz.
Der Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Klaus Wenzel, begrüßte Spaenles Ideen grundsätzlich. Die Möglichkeit, Schülern in der Mittelstufe mehr Zeit zu geben, wenn sie es wollten, erscheine sinnvoll. „Hier muss allerdings geklärt werden, wie das in der Praxis umzusetzen ist“, sagte Wenzel.
Zufrieden äußerte sich auch der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, Bertram Brossardt. „Die vbw begrüßt, dass Kultusminister Spaenle sich mit seinen Plänen zur Weiterentwicklung des Gymnasiums klar zum achtjährigen Gymnasium bekennt.“ Flexible und individuelle Lerngeschwindigkeiten in der Mittelstufe seien aber „ein interessanter und diskussionswürdiger Ansatz“. dpa
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