Geschlossene Kitas: Warnstreiks in Flensburg und Hessen

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FLENSBURG/FRANKFURT. In Flensburg, Schleswig-Holstein, und Hessen blieben am Mittwoch, 8. April 2015, Kindertagesstätten erneut geschlossen oder konnten nur eine eingeschränkte Betreuung anbieten. Die Beschäftigten folgten einem Warnstreik-Aufruf der jeweiligen Landesverbände der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und Verdi. Das berichten die Gewerkschaften in ihren Pressemitteilungen.

Die Warnstreiks zielen laut Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) auf eine gerechtere Bezahlung und eine bessere Eingruppierung im Sozial- und Erziehungsdienst. „Die Anforderungen an den Beruf der Erzieherin sind in den vergangenen Jahren immer stärker gestiegen. Die Bezahlung aber nicht. Das muss sich ändern. Ein Einstiegsgehalt für Erzieherinnen von 2366 Euro entspricht aber in keiner Weise der gewachsenen Verantwortung. Gute Bildung kostet Geld“, sagte der Tarifreferent der GEW Schleswig-Holstein, Philipp Westphal, auf einer kleinen Kundgebung vor rund 20 Streikenden vor der Kita Neustadt. Die Forderungen der Gewerkschaften bedeuten nach eigenen Angaben für die Beschäftigten im Durchschnitt eine Gehaltssteigerung von zehn Prozent. Die Gewerkschaften hatten die Entgeltordnung (EGO) für den Sozial- und Erziehungsdienst (SuE) zum Jahreswechsel 2014/2015 gekündigt.

In Berliner Schulen wird in der kommenden Woche wieder gestreikt . Foto: GEW
Die GEW organisierte zusammen mit Verdi Warnstreiks in verschiedenen Teilen Deutschlands. Das Foto zeigt eine Demonstration in Berlin 2013. Foto: GEW

In Hessen beteiligten sich der GEW zufolge rund 350 Gewerkschaftsmitglieder am Warnstreik: In Kassel zogen die Streikenden demnach in einem Demonstrationszug durch die Stadt. In Wiesbaden, Hanau, Darmstadt, Rüsselsheim sowie in weiteren Städten und Gemeinden hätten sich zahlreiche Beschäftigte der Sozial- und Erziehungsberufe an gewerkschaftlichen Aktionen beteiligt. Die stellvertretende Vorsitzende der GEW Hessen, Maike Wiedwald, wertete die hohe Beteiligung an dem Warnstreik als klares Signal: „Erzieherinnen und Erzieher haben den kommunalen Arbeitgebern in Hessen heute erneut demonstriert, wie ernst es ihnen mit der Forderung nach einer Aufwertung der Sozial- und Erziehungsberufe ist. Die Verhandlungen um die Entgeltordnung müssen nun möglichst bald zu einem guten Ergebnis im Sinne der Beschäftigten gebracht werden. Für ihre wertvolle tägliche Arbeit verdienen sie mehr als warme Worte!“

Auch Janine Wissler, Vorsitzende der Fraktion Die Linke im Hessischen Landtag, und Mike Josef, Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Frankfurt, sprachen nach Angaben der GEW den Streikenden ihre Solidarität aus. Mike Josef habe die Forderungen der Gewerkschaft mit folgenden Worten unterstützt: „In unserer wachsenden Stadt brauchen wir immer mehr Menschen, die die kleinsten Frankfurterinnen und Frankfurter gut betreuen und fördern. Wir wollen gute Arbeit gut bezahlen und uns auf allen Ebenen dafür einsetzen, dass der Erzieherberuf endlich den Status erhält, der ihm zukommt. Viele Kinder verbringen unter der Woche mehr Zeit in diversen Einrichtungen als zuhause. Dieser großen Verantwortung muss Rechnung getragen werden – mit einer qualitativ hochwertigen Ausbildung und angemessener Bezahlung.“

Der schleswig-holsteinische Gewerkschafter Philipp Westphal betonte auch, wie groß die Verantwortung der Erzieherinnen und der übrigen Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst für Bildung, Erziehung und Betreuung der Kinder ist: „In den Kindertagesstätten werden die Grundlagen für den weiteren Bildungsweg der Kinder gelegt. Eine Bezahlung, die dieser Verantwortung gerecht wird, ist da nur die logische Konsequenz.“ Das gelte auch in Hinblick auf den sich immer stärker abzeichnenden Erzieherinnenmangel. Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass es immer schwerer werde, geeigneten Nachwuchs für die Arbeit in den Kitas zu finden. „Um den Beruf in Zukunft für Schulabgängerinnen und Schulabgänger attraktiver zu machen, ist auch eine finanzielle Aufwertung erforderlich.“

Die Gewerkschaften verhandeln seit Ende Februar 2015 mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) über die Entgeltordnung Sozial- und Erziehungsdienst. Von dieser unmittelbar betroffen sind bei den Kommunen beschäftigte Kinderpflegerinnen, Erzieherinnen, Sozialpädagoginnen und Sozialarbeiterinnen. Der kommunale Tarifvertrag werde aber auch von vielen freien und konfessionellen Trägern angewendet oder diese orientierten sich an ihm, sodass er den Maßstab für die Beschäftigungsbedingungen aller Beschäftigten in diesem Bereich bilde, so die GEW. Die Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und der VKA werden zunächst am Donnerstag, 9. April, in Düsseldorf fortgesetzt.

Zum Beitrag: Vor der dritten Tarifrunde in Düsseldorf – Warnstreiks in Kitas im ganzen Land
Zum Beitrag: Wieder Streik in Kitas – Gewerkschaften erhöhen Druck auf Arbeitgeber

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