SCHWERIN. Die Flüchtlinge kommen jetzt verstärkt in den Städten und Gemeinden an, wo sie integriert werden sollen. Doch es gibt offenbar nicht überall genug Deutschkurse. Aktuell wird Kritik in Mecklenburg-Vorpommern laut. Dort bemängelt der Städte- und Gemeindetag ein unzureichendes Angebot, und die Opposition im Landtag fordert ein Programm und Geld vom Land.
Die Rufe nach mehr Deutschkursen für die in den Kommunen des Landes ankommenden Flüchtlinge werden lauter. Der Städte- und Gemeindetag Mecklenburg-Vorpommern forderte für alle Asylbewerber ein Starterprogramm mit professionellem Deutschkurs gleich nach der Ankunft im zugewiesenen Wohnort. Das sei bislang nicht der Fall, sagte Arp Fittschen von dem Kommunalverband am Mittwoch in Schwerin.
In den Genuss der Integrationskurse des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, die ausgeweitet werden sollen, kämen nur Asylbewerber und Flüchtlinge, die bereits ein Aufenthaltsrecht haben und die eine Arbeit suchen. Frauen mit kleinen Kindern, die nicht für den Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, kämen also nicht in den Genuss solcher Kurse, sagte Fittschen. Auch wer noch auf seine Asylentscheidung wartet, bekomme keinen Kurs. Das könne Wochen und Monate dauern.
Fittschen kritisierte die schon seit Monaten anhaltende Situation. «Integration ist bisher noch kein Schwerpunkt im politischen Raum», sagte er. Bisher gehe es hauptsächlich um die Unterbringung und Versorgung. Jetzt müsse aber auch geschaut werden, dass die Integration gelingt und dafür sei das rasche Erlernen der Sprache unabdingbar. Fittschen nannte als Vorbild die Länder Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein. Diese hätten das nötige Geld zur Verfügung gestellt und die dortigen Volkshochschulen böten professionelle Kurse an, sagte er.
Im Bildungsausschuss des Landtags von Mecklenburg-Vorpommern blieb die Landesregierung nach Darstellung von Teilnehmern am Mittwoch jedoch bei ihrem Kurs, den Kommunen vorerst kein zusätzliches Geld für Deutschkurse zur Verfügung stellen zu wollen. Die bildungspolitische Sprecherin der Linken, Simone Oldenburg, forderte von Bildungsminister Mathias Brodkorb (SPD), den Volkshochschulen unverzüglich 100.000 Euro zu geben, damit diese ihr Kursangebot ausweiten und besser planen können. Seitens des Landes fehle ein Plan, wie den Flüchtlingen auf breiter Front schnell die Sprache vermittelt werden kann, kritisierte Oldenburg.
Derzeit werden laut Innenministerium in Mecklenburg-Vorpommern täglich rund 200 Flüchtlinge und Asylbewerber nach der Aufnahmeprozedur in den beiden Erstaufnahmeeinrichtungen auf die Kommunen im Land verteilt. In den Notunterkünften warteten am Mittwoch knapp 2700 Menschen darauf, ihren Asylantrag stellen zu können. In den vergangenen Tagen hat sich die Lage dort etwas entspannt: Seit Ende voriger Woche sind in den 17 Notunterkünften mit zusammen 4134 Betten weniger als 3000 Menschen untergebracht. Dies sei jedoch eine Momentaufnahme, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Die Situation könne sich jederzeit wieder ändern. Von Iris Leithold, dpa