Jeder vierte angestellte Lehrer im Warnstreik – GEW: SPD soll sich an ihre eigenen Grundsätze erinnern

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BERLIN. Die Wut steigt: Beim dritten Warnstreik der angestellten Lehrer in Berlin beteiligen sich gut 1000 Lehrer mehr als noch im Mai. Die Regierungspartei SPD solle sich an ihr eigenes Wahlprogramm halten: Faire Löhne für gute Arbeit – fordern sie.

Die Wut wächst - die Beteiligung auch: Heute demonstrierten nach GEW-Angaben rund 3.500 Lehrkräfte für bessere Bedingungen. Foto: GEW Berlin
Die Wut wächst – die Beteiligung auch: Heute demonstrierten rund 4.500 Menschen für bessere Bedingungen an den Schulen. Foto: GEW Berlin

Tausende angestellte Lehrer in Berlin sind am Montag erneut für ihre Forderungen nach besserer Bezahlung auf die Straße gegangen. An 486 Schulen fiel deshalb teilweise der Unterricht aus. Am dritten Warnstreik in diesem Jahr beteiligten sich nach Angaben der Gewerkschaft Bildung und Erziehung (GEW) mehr als 3500 Lehrer staatlicher Schulen. Mit Trillerpfeifen, bunten Luftballons und einer 22 Meter langen Unterschriftenrolle zogen sie vor die Finanzverwaltung, um dort während ihres Warnstreiks ihrem Unmut Luft zu machen. Nach Angaben der Polizei versammelten sich dort insgesamt rund 4500 Menschen. Die Schulverwaltung bezifferte die Zahl der Lehrkräfte, die ihre Arbeit niederlegten, auf 3162 von knapp 13.000 angestellten Lehrern.

An diesem Dienstag soll der Warnstreik weitergehen. Für 10.00 Uhr hat die GEW zu zwei Demonstrationen aufgerufen Eine Fußgängerdemo soll vom Potsdamer Platz losziehen, ein Fahrradkorso vom Velodrom. Beide treffen sich gegen 11.00 Uhr zu einer Protestkundgebung vor dem Roten Rathaus.

Die Protestierenden übergaben am Montag dem Abteilungsleiter Personal in der Finanzverwaltung, Martin Jammer, eine dicke Packpapierrolle mit Unterschriften. Die streikenden Lehrkräfte fordern darin Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) auf, sich für «politische Lösungen» einzusetzen. Die angestellten Lehrer wollen genauso bezahlt werden wie ihre verbeamteten Kollegen. Sie fordern vor allem für Grundschullehrer eine bessere Vergütung nach Entgeltgruppe 13. Zur jetzigen Entgeltgruppe 11 macht das rund 550 Euro mehr im Monat aus.

«Die Ignoranz von Herrn Kollatz-Ahnen ist respektlos gegenüber den Lehrkräften und verantwortungslos gegenüber dem gesamten Berliner Schulsystem», erklärte die Berliner GEW-Chefin Doreen Siebernik. «Bessere Bildung ist nicht erreichbar, wenn Lehrkräfte in maroden und überfüllten Schulen, unter schlechten Arbeitsbedingungen und bei ungerechter Bezahlung arbeiten sollen.»

In dem Schreiben an den Finanzsenator erinnern die Lehrer an das Wahlprogramm der SPD mit dem Versprechen fairer Löhne. Daran solle sich die SPD halten. «Vor dem Hintergrund maroder und überfüllter Schulen, Tausender fehlender Lehrkräfte und immenser Herausforderungen angesichts Tausender geflüchteter Kinder und Jugendlicher haben wir angestellte Lehrer eine ursozialdemokratische Forderung: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!»

Kollatz-Ahnen hat eine eigene Landeslösung für die Bezahlung der Lehrer abgelehnt. Berlin gehöre zur Tarifgemeinschaft der Länder, die die Forderungen der GEW abgelehnt habe. Wegen seines großen Schuldenbergs von knapp unter 60 Milliarden Euro verbeamtet Berlin seit Jahren seine Lehrer nicht mehr, um die Pensions-Verpflichtungen des Landes nicht noch weiter anwachsen zu lassen. Inzwischen sind rund 45 Prozent der Berliner Lehrer angestellt.

Eine bessere Bezahlung der Grundschullehrer nur in Berlin könne Berlins Stand in den Verhandlungen zum Länderfinanzausgleich gefährden, begründete Kollatz-Ahnen seine Ablehnung. Das würde das Land rund 60 Millionen Euro im Jahr mehr kosten, so der Senator. dpa

 

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