Tarifrunde beginnt heute: Lehrer-Gewerkschaften dringen auf zusätzliche Gehaltsstufe – und machen mobil

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DRESDEN. Die Lehrergewerkschaften wollen bei den am heutigen Mittwoch beginnenden Tarifverhandlungen für den Öffentlichen Dienst der Länder auf die Einführung einer zusätzlichen Stufe in der Entgelttabelle pochen. Eine neue Erfahrungsstufe 6 könne ein monatliches Plus von bis zu 327 Euro bedeuten und würde den Lehrerberuf aufwerten, sagte der Chef des Sächsischen Lehrerverbandes, Jens Weichelt in Dresden. Er verwies auf die gestiegenen Anforderungen an den Lehrerberuf: «Die Inklusion von Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf sowie die Integration von Flüchtlingskindern ist ein täglicher zusätzlicher Kraftakt. Mit der Etablierung der Erfahrungsstufe 6 kann diese Arbeit angemessen honoriert werden.» Die GEW schlägt in dieselbe Kerbe.

Die GEW in Nordrhein-Westfalen mobilisiert ihre Mitglieder - wie im Tarifstreit 2009, als Gewerkschafter vor dem Düsseldorfer Landtag protestierten. Foto: MbDortmund / Wikimedia Commons
Die GEW in Nordrhein-Westfalen mobilisiert ihre Mitglieder – wie im Tarifstreit 2009, als Gewerkschafter vor dem Düsseldorfer Landtag protestierten. Foto: MbDortmund / Wikimedia Commons

Der Verhandlungsauftakt am morgigen Mittwoch in Berlin will die nordrhein-westfälische GEW mit Aktionen der Beschäftigten begleiten und hat für den Nachmittag in Düsseldorf eine Demonstration vor dem Sitz des Arbeitgeberverbandes des Landes NRW und vor dem Finanzministerium NRW geplant.

Im Gesamtpaket ist neben der Einführung der weiteren, sechsten Erfahrungsstufe in den Entgeltgruppen 9 bis 15, die für Lehrkräfte und Sozialpädagogen maßgeblich sind (und zwar nach etwa 15 Dienstjahren), auch eine Forderung „nach einem Sockelbetrag als sozialer Komponente“ enthalten. Darüber hinaus fordert die Bildungsgewerkschaft, „das Auseinanderdriften der Gehälter im öffentlichen Dienst zu stoppen und die Lücke zwischen den Entgelttabellen des Tarifvertrages Bund und Kommunen (TVöD) und des Tarifvertrages der Länder (TV-L), im Schnitt mittlerweile rund vier Prozent, zu schließen“.  Die Gewerkschaften ziehen mit der Forderung nach insgesamt sechs Prozent mehr Geld in die Tarifrunde. Außerdem steht „die Eindämmung des Befristungsunwesens – insbesondere im Wissenschaftsbereich –  auf der tariflichen Agenda“, so heißt es in einer Pressemitteilung,

„Wir kämpfen gemeinsam für eine gerechte Bezahlung. Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder haben im Verhältnis zur Tarifentwicklung bei Bund und Kommunen und vor allem zur Privatwirtschaft noch immer einen hohen Nachholbedarf. Auch sie wollen von den günstigen wirtschaftlichen Rahmendaten profitieren. Nur mit einer attraktiven Bezahlung bleibt der öffentliche Dienst insgesamt konkurrenzfähig“, erklärte die GEW-Landesvorsitzende Dorothea Schäfer in Essen. „Deshalb fordern wir deutliche Gehaltssteigerungen“, sagte Schäfer weiter. „Mit einer besseren Bezahlung können wir auch dem drohenden Lehrkräftemangel wirksam entgegentreten.“

Bundesweit 200.000 Lehrkräfte betroffen

Von den Tarifverhandlungen sind bundesweit rund 200.000 tarifbeschäftigte Lehrkräfte betroffen, davon alleine in Nordrhein-Westfalen rund 40.000, außerdem zahlreiche Beschäftigte an Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie die sozialpädagogischen Fachkräfte im Landesdienst.

Die GEW-Landeschefin erwartet eine intensive Tarifrunde: „Die öffentlichen Arbeitgeber werden uns wie gewohnt nichts schenken. Wenn es bei den Verhandlungen nicht weiter geht, werden wir unsere Mitglieder zum Streik aufrufen.“ Schäfer wendet sich mit einem Appell speziell auch an die verbeamteten Lehrkräfte: „Da die Tariferhöhung auch auf die Beamtinnen und Beamten übertragen werden, ist auch ihr Einsatz und ihre Beteiligung an Aktionen wichtig.“

Die Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst der Länder beginnen am Mittwoch in Berlin. Zwei weitere Verhandlungsrunden sind für Ende Januar und Mitte Februar in Potsdam angesetzt. Aufseiten der Arbeitgeber ist der sächsische Finanzminister Georg Unland (CDU) einer der Verhandlungsführer.

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