Immer mehr Förderschüler schaffen Hauptschulabschluss

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SCHWERIN. Rund 400 Förderschüler mit Lernproblemen haben in Mecklenburg-Vorpommern in diesem Jahr das freiwillige zehnte Schuljahr abgeschlossen. Ihr Lohn: Der Hauptschulabschluss und die Möglichkeit, nahtlos eine Berufsausbildung aufzunehmen. Rund die Hälfte habe auch schon einen Ausbildungsvertrag in Aussicht, hieß es aus dem Bildungsministerium. Wie viele Schüler die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen haben, teilte das Ministerium dagegen nicht mit.

Über 400 Jugendliche an den Förderschulen des Landes haben in diesem Jahr den Hauptschulabschluss geschafft und können damit nahtlos eine Berufsausbildung aufnehmen. Möglich wurde dies, weil sie ein freiwilliges zehntes Schuljahr absolvierten, wie das Bildungsministerium in Schwerin mitteilte. Knapp die Hälfte von ihnen habe bereits einen Ausbildungsvertrag unterschrieben oder in Aussicht.

Seit 2014 können Schüler an Förderschulen mit dem Schwerpunkt lernen in Mecklenburg-Vorpommern flächendeckend das freiwillige zehnte Schuljahr absolvieren, das zur direkten Aufnahme einer Ausbildung berechtigt. Foto: Arbeitgeberverband Gesamtmetall / flickr (CC BY 2.0)
Seit 2014 können Schüler an Förderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen in Mecklenburg-Vorpommern flächendeckend das freiwillige zehnte Schuljahr absolvieren, das zur direkten Aufnahme einer Ausbildung berechtigt. Foto: Arbeitgeberverband Gesamtmetall / flickr (CC BY 2.0)

Normalerweise endet eine Förderschul-Karriere mit dem Förderschulabschluss. Dieser berechtigt nicht zur nahtlosen Aufnahme einer Berufsausbildung. Das freiwillige zehnte Schuljahr wird seit 2014 in Mecklenburg-Vorpommern flächendeckend angeboten – an 27 der landesweit 41 Förderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen. Zuvor war dies nur an 13 Schulen möglich gewesen.

Die Zahl der Absolventen mit Berufsreife stieg im ersten Jahr nach der Ausweitung des Angebots auf das Zweieinhalbfache. 2016 gab es einen leichten Rückgang von 354 auf 342 Absolventen, jetzt waren es 404. Finanziert wird das flächendeckende Angebot nach früheren Angaben des Ministeriums bis zum Jahr 2021 mit 17,5 Millionen Euro aus dem Europäischen Sozialfonds und vom Land Mecklenburg-Vorpommern.

Im vergangenen September hatten laut Ministerium 443 Förderschüler im Land das freiwillige zehnte Schuljahr begonnen. Die Erfolgsquote liege bei 91,2 Prozent. «Das ist ein guter Wert, der zeigt, dass das freiwillige zehnte Schuljahr als Chance gesehen und genutzt wird», sagte Bildungsministerin Birgit Hesse (SPD). Ziel sei es, dass mehr Jugendliche die Schule mit einem Abschluss verlassen. Jeder junge Mensch, der mit der Aussicht auf Gelingen ins Berufsleben startet, sei ein Gewinn.

Wie viele Schulabgänger dieses Jahr ins Leben gehen, ohne zumindest den Hauptschulabschluss (Berufsreife) in der Tasche zu haben, teilte das Ministerium nicht mit. Die Statistik sei noch nicht so weit, hieß es. Im vergangenen Jahr beendeten 9,2 Prozent der Jugendlichen die Schule ohne Zertifikat, das zur nahtlosen Aufnahme einer Berufsausbildung berechtigt. In den beiden Jahren davor waren es jeweils 8,4 Prozent gewesen. Die gestiegene Quote 2016 war auf eine Zunahme an der Regionalen Schule zurückzuführen. Das Schulabbrecher-Problem ist im Nordosten deutlich größer als in anderen Bundesländern.

Hohe Abbrecherzahlen: Oldenburg startet Diskussion um Schulpflichtverlängerung

Die Linke im Landtag forderte mehr Zeit zum Lernen für alle Kinder, um den Lernerfolg zu verbessern. Die Fraktionsvorsitzende Simone Oldenburg erneuerte am Donnerstag die Forderung ihrer Partei nach einer Schulpflicht von zehn statt bisher neun Jahren. «Kinder und Jugendliche, die langsamer lernen, brauchen von Anfang an mehr Zeit, auch um den Stoff intensiver üben zu können», sagte sie. (Iris Leithold, dpa)

Mecklenburg-Vorpommern legt Strategie zur Inklusion vor – Förderschulen sollen geschlossen werden

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