Unionspolitiker unterstützen Söder bei Streit um Behörden-Kruzifixe

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MÜNCHEN. Das Kruzifix ist in Bayern in Schulen und Gerichtssälen allgegenwärtig. Das soll nun auch in allen anderen Behördengebäuden des Freistaats so sein. Ausgerechnet von der Kirche gibt es Kritik.

In seiner Ausführung sehr einfach, aber von großer Bedeutung.                                  Foto: Thomas Kohler / flickr / CC BY 2.0

Im Streit um die Kruzifixe in bayerischen Landesbehörden erhält Ministerpräsident Markus Söder (CSU) Rückendeckung aus der Union. Einzelne CSU-Politiker gingen sogar zum Gegenangriff auf kirchliche Kritiker über. So wies die stellvertretende CSU-Vorsitzende Dorothee Bär die Kritik des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz zurück. «Die Aussagen von Kardinal Marx verwundern sehr. Vor drei Jahren plädierte er noch öffentlich für den Verbleib der Kreuze in Schulen und Gerichtssälen», sagte die Staatsministerin für Digitalisierung im Bundeskanzleramt dem «Handelsblatt».

Kardinal Reinhard Marx hatte zuvor der «Süddeutschen Zeitung» gesagt, Söders Vorstoß habe zu «Spaltung und Unruhe» geführt. Wer das Kreuz nur als kulturelles Symbol sehe, habe es nicht verstanden. Es stehe dem Staat nicht zu, zu erklären, was das Kreuz bedeute, sagte der Münchner Erzbischof. Dem entgegnete Bär, niemand könne leugnen, «dass unser Heimatland christlich-jüdisch geprägt ist».

Hans Michelbach, CSU-Vorstandsmitglied und Bundestagsabgeordneter, sagte dem «Handelsblatt»: «Ich finde es schon erstaunlich, dass ein Kardinal nicht mehr zum Kreuz steht». Der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach stellte sich ebenfalls auf die Seite Söders. Das Kreuz sei «ein wichtiges religiöses und kulturelles Symbol», sagte er der Zeitung.

Der ehemalige bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) warf den zahlreichen Kritikern Söders einen «Willen zum bewussten Missverstehen» vor. «Der bayerische Ministerpräsident steht mit seinem Vorstoß auf dem Boden der bayerischen Verfassung», sagte Spaenle im Gespräch. Er ergänzte, es treffe nicht zu, dass Söder mit seiner Entscheidung das Kreuz interpretiere. Söder tue nichts anderes, als auf die Verfassung des Freistaats Bezug zu nehmen. Dort heißt es beispielsweise in Artikel 131, oberste Bildungsziele seien die «Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religiöser Überzeugung und vor der Würde des Menschen».

Nicht gleichgültig

Der konservative Berliner Kreis in der Union begrüßte ausdrücklich die Initiative Söders. «Markus Söder und seine Minister machen hier deutlich, dass es eben nicht gleichgültig ist, wo eine Gesellschaft ihre religiösen und kulturellen Wurzeln hat», sagte Sylvia Pantel, CDU-Bundestagsabgeordnete und Sprecherin des Berliner Kreises, dem «Handelsblatt». Das Kreuz weise nicht nur auf das Christentum hin. Es sei ein Zeichen für die kulturelle Identität Bayerns und Deutschlands.

Bayerns FDP hingegen attackierte den Vorstoß des Ministerpräsidenten. Wie zuvor schon Kardinal Marx erheben die Liberalen den Vorwurf, die Kreuzpflicht führe zur gesellschaftlichen Spaltung. In einem offenen Brief an Söder hieß es am Dienstag, Bayern sei Heimat für alle seine Einwohner, nicht nur für die christlichen. «Die Institutionen des Freistaats repräsentieren uns alle und dienen uns allen – ganz gleich, woran wir glauben», heißt es in dem Brief des bayerischen FDP-Chefs Martin Hagen.

Seine Kritik an Söder verbindet er dabei mit einem Vorschlag, der aus seiner Sicht nicht spaltet, sondern eint: «Lassen Sie uns im Eingangsbereich jeder Behörde den ersten Satz von Artikel 1 unseres Grundgesetzes anbringen!» Dort heißt es: «Die Würde des Menschen ist unantastbar.» Dies wäre das sichtbare Bekenntnis zu den Grundwerten der Rechts- und Gesellschaftsordnung in Bayern und Deutschland, das Söder mit dem Anbringen des Kreuzes angeblich bezwecke. dpa

Ex-Minister Spaenle verteidigt Söders Kruzifix-Vorstoß

 

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