Tullner widerspricht Holter: Genauere Erfassung von Gewalt gegen Lehrer wenig hilfreich

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ERFURT/MAGEDEBURG. Lehrerinnen und Lehrer werden in Klassenzimmern immer wieder von Schülern beleidigt, beschimpft oder angegriffen. Der Thüringer Bildungsminister will, dass die Vorfälle systematischer gemeldet werden. Sein sachsen-anhaltischer Amtskollege sieht das kritisch.

Tullner hat eigene Ansichten zum Thema Gewalt gegen Lehrer. Foto: Olaf Kosinsky / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0 DE

Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner hält eine genauere Erfassung von Gewalt gegen Lehrer für wenig hilfreich. «Ich glaube nicht, dass wir hier ein Erkenntnisproblem haben», sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Vielmehr müssten Lehrer, Eltern und Schullleitung stärker für das Thema sensibilisiert werden. «Wir müssen zu einem offenen Austausch kommen und bereit sein, voneinander zu lernen.»

Gewalt gegen Lehrer ist ein Thema auf der derzeitigen Kultusministerkonferenz in Erfurt. Tullner widersprach damit KMK-Chef Holter (Linke). Dieser hatte in seiner Funktion als amtierender Präsident der Kultusministerkonferenz vorgeschlagen, für eine Auseinandersetzung mit den Attacken sowohl eine repräsentative Lehrerbefragung zu starten als auch die Angriffe selbst systematisch genauer zu erfassen.

Zuvor hatte eine repräsentative Befragung von Schulleitern im Auftrag des VBE ergeben, dass Lehrkräfte an gut jeder vierten Schule in den vergangenen Jahren tätlich angegriffen worden sind.

Sein Ministerium werde noch im Sommer ein Gewaltpräventionskonzept vorlegen, sagte Sachsen-Anhalts Ressortchef Tullner. Es gehe darum, mit gezielten Maßnahmen der Gewalt vorzubeugen. So sei ein positives Schul- und Klassenklima ebenso entscheidend wie frühzeitiges Einschreiten bei sich anbahnenden Konflikten. Auch in den anderen Ländern stünden für konkrete Fälle verschiedene Maßnahmen zur Verfügung.

Bei dem zweitägigen Bildungsminister-Treffen in Erfurt soll den Organisatoren zufolge auch über eine Image-Kampagne für den Lehrerberuf, den Aufgabenpool für vergleichbarere Abiturprüfungen und die Zusammenarbeit von Bund und Ländern diskutiert werden. Am Freitag wird auch die neue Bundesbildungsministerin Anja Karliczek erstmals als Gast bei der KMK erwartet.

Tullner forderte, endlich verbindlich einen Zeitplan für das milliardenschwere Paket von Bund und Ländern zur Digitalisierung an Schulen zu verabschieden. Das Geld müsse auf die Straße, sagte er. Sein Land sei bereits mit einem eigenen Förderprogramm für digitales Lernen vorangegangen. «Sobald die Mittel des Bundes fließen, können wir zügig weiterarbeiten.» Dabei gehe es nicht um grundsätzliche Konzeptarbeit, sondern darum, dass die Schulen ihre vorhandenen Ideen endlich umsetzen könnten. dpa

«Man muss diesen Angriffen Einhalt gebieten» – Holter will Gewalt gegen Lehrer bekämpfen

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