GEW und VBE – gemeinsame Erklärung zum Holocaust-Gedenktag: „Unsere Werte verteidigen!“

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BERLIN. Die beiden größten Lehrergewerkschaften Deutschlands, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE), haben anlässlich des „Internationalen Tages des Gedenkens an die Opfer des Holocausts“ gemeinsam an einer Veranstaltung israelischer, polnischer und deutscher Bildungsgewerkschaften in Polen teilgenommen. Neben dem Austausch über die Erinnerungskultur in den beteiligten Ländern stand der Besuch des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau, welches am 27. Januar 1945 durch die Rote Armee befreit wurde, im Fokus der Reise.

Eine alte Frau und drei Kinder auf dem Weg in die Gaskammern in Auschwitz-Birkenau (Mai 1944) – Aufnahme aus dem „Auschwitz-Album“, das nach Kriegsende entdeckt wurde und Aufnahmen enthält, die von SS-Angehörigen gemacht wurden. Foto: Bundesarchiv / Wikimedia Commons

„Niemals wieder darf ein Völkermord geschehen, das ist unser gemeinsames Ziel. Wir müssen die Erinnerung an die NS-Verbrechen wach halten“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe. Gerade weil völkisches und nationalistisches Denken wieder stärker in der Öffentlichkeit propagiert wird, sei die Auseinandersetzung mit Völkermord, Krieg und Gewaltherrschaft, mit menschenverachtenden Ideologien und politischer Verfolgung im 20. Jahrhundert unverzichtbarer Bestandteil historisch-politischer Bildung. Die Verantwortung für eine friedliche Zukunft bleibe für das Zusammenleben in der Migrationsgesellschaft zentral.

Der Bundesvorsitzende des VBE, Udo Beckmann, betonte: „Wir sehen, dass die Sprache und Umgangsformen immer stärker verrohen. Dabei sollten wir genau die andere Richtung einschlagen: Gemeinsam zusammenstehen, unsere Werte und die freiheitlich-demokratische Grundordnung verteidigen und durch ein tolerantes Miteinander ein Zeichen dafür setzen, dass sich diese Gesellschaft nicht mehr spalten lassen wird.“ Mit Sorge blickt er auf zunehmende, antisemitische Tendenzen: „Entsprechende Vorfälle und Äußerungen dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben.“ News4teachers

Demokratie braucht Regeln, und die müssen junge Menschen lernen – auch Schüler, die während der Unterrichtszeit demonstrieren. Ein Kommentar

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Bettina
4 Jahre zuvor

Sergey Lagodinsky, Politiker der Grünen mit russisch-jüdischen Wurzeln:

„In Schulcurricula brauchen wir mehr Informationen über das heutige jüdische Leben. Das ist die beste aktive Erinnerung an die Toten und ein offener und direkter Beziehungsaufbau zu ihren Nachfahren. Es ist wichtig, dass jüdisches Leben ganz selbstverständlich, religiös und säkular, bunt und vielfältig erfahrbar gemacht wird. Entweder durch einen Kontakt wo möglich oder durch Schulbildung, wo es kein jüdisches Leben gibt. Es bringt nichts, der Toten zu gedenken, wenn einem die lebenden Juden gleichgültig sind.“

Hendryk M. Broder, Publizist mit polnisch-jüdischen Wurzeln, äußerte sich Jahre zuvor noch deutlicher: „Die Deutschen lieben tote Juden, je toter sie sind, umso mehr werden sie geliebt… Mit den lebenden Juden ist es eine andere Sache, die werden ermahnt, nicht zu unfairen Mitteln zu greifen und sich nicht allzu heftig zu wehren, wenn sie angegriffen werden.“

Ich kann beiden Männern nur zustimmen und würde mir wünschen, dass dem Antisemitismus nicht nur mit der historischen Erinnerung an den Holocaust begegnet wird, sondern mit einer stärkeren Besinnung auf das heutige jüdische Leben, dass sowohl in Deutschland als auch in Israel aus verschiedenen Gründen und von verschiedenen Feinden täglich bedroht wird.
Wenn aus der Geschichte tatsächlich gelernt wurde, darf es nicht bei frommen Reden und Ritualen zum Gedenken der Toten bleiben, sondern es muss mehr für die Freundschaft und den Schutz der Lebenden g e t a n werden.