Abi-Aufgaben per USB-Stick: Nach Einbrüchen startet Test zu neuem Verfahren – Skepsis

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STUTTGART. Seit zwei Jahren gibt es einen zentralen Aufgabenpool der Kultusministerkonferenz, aus dem die Länder Abituraufgaben entnehmen können. Beide Jahre gab es Pannen – jetzt will das Kultusministerium von Baden-Württemberg im Land ein anderes Verfahren. Der Städtetag zeigt sich skeptisch.

Der unscheinbare Stein des Anstosses ist ein simpler USB-Stick. (Foto: urulaia/pixelio)
Die Aufgaben kommen künftig per USB-Stick. (Foto: urulaia/pixelio)

Das baden-württembergische Kultusministerium testet in dieser Woche an 40 Schulen im Südwesten ein neues Verfahren für die Verteilung von Abitur-Prüfungsaufgaben. Anschließend sollen möglichst schon in diesem Jahr die Aufgaben für vier Fächer per verschlüsseltem USB-Stick an die Gymnasien ausgeliefert werden. Die Schulen müssten die Aufgaben dann am Prüfungsmorgen selbst ausdrucken. Bisher waren die Aufgaben bereits gedruckt verschickt worden – allerdings gab es Pannen.

Das Ministerium testet die neuen Verfahren zwischen Montag und Freitag. Ein genaueres Datum und Details wollte das Kultusministerium aus Sicherheitsgründen nicht nennen. «Je genauer das Verfahren bekannt ist, desto angreifbarer wird es», sagte ein Behördensprecher. Im März ist ein weiterer Test an allen Gymnasien im Land geplant. Die Auslieferung per Stick soll anschließend bereits in diesem Jahr erfolgen und ist für die Fächer Deutsch, Englisch, Mathematik und Französisch vorgesehen. Bei diesen Fächern können sich die Länder aus einem bundesweiten Pool der Kultusministerkonferenz bedienen. Für die anderen Fächer ändert sich nichts.

«Wir haben zahlreiche Rückmeldungen von Schulleitungen, die das neue Verfahren ganz unaufgeregt für unproblematisch halten», sagte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) am Montag. Die Schulen würden an einem normalen Schultag regelmäßig morgens Aufgabenblätter in diesem Umfang drucken.

Christof Martin, Schulleiter des größten Gymnasiums in Baden-Württemberg, dem Friedrich-Schiller-Gymnasium in Marbach am Neckar, spricht sich grundsätzlich für die Einführung aus. «Natürlich wäre es mir auch das Liebste, die Aufgaben fertig gedruckt zu bekommen», sagte Martin am Montag. Allerdings gibt es das zentrale Verfahren, bei dem sich die Länder aus einem bundesweiten Pool bedienen können erst seit zwei Jahren – und in beiden Jahren gab es Probleme.

2017 wurden in einem Gymnasium in Stuttgart-Weilimdorf Mathematik- und Englischaufgaben gestohlen, 2018 im niedersächsischen Goslar die Mathematikprüfungen. Alle Gymnasien, die zentrale Aufgaben hatten, mussten diese in den betroffenen Fächern austauschen. Martin beschrieb, wie er im Jahr 2018 Mitarbeiter aus dem Feiertag holte und in größter Hektik alles vorbereitete. Notgedrungen verschickte das Ministerium die Alternativaufgaben auch damals elektronisch.

Der Bildungsdezernent des Städtetages zweifelte in den «Stuttgarter Nachrichten» und der «Stuttgarter Zeitung» (Montag) erneut an dem Verfahren. «Ich bin nicht überzeugt, dass das neue Verfahren besser ist als das alte», hieß es in den Zeitungen. Dass der Ablauf in 1800 Fällen an vier Prüfungstagen an 450 öffentlichen und privaten Gymnasien im Land klappe, glaube er eher nicht. Laut dem Kultusministerium gibt es in Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und dem Saarland bereits elektronische Verfahren. dpa

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