WÜRZBURG. Jugendliche, die in ihrer Freizeit viel Sport treiben, haben bessere Noten. Das gilt auch für junge Fußballer zeigt eine neue Studie von Bildungsforschern der Universität Würzburg.
Fußballkarriere und Schulerfolg schließen sich aus – ein Vorurteil, dass sich hartnäckig hält. Obschon heutzutage Akteure in einer durchprofessionalisierten Unterhaltungsmaschinerie, genießen Profifußballer hinsichtlich ihrer kognitiven Fähigkeiten nicht gerade den besten Ruf. Fußballerzitate wie „Egal ob Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien“ prägen noch heute das Bild vom Widerspruch zwischen Fußball und Intelligenz.
Mittlerweile achten Bundesligavereine jedoch auf den Schulerfolg ihrer Nachwuchsspieler. Eine Studie der Universität Würzburg belegt nun gar, dass viel Fußball mit besseren Schulnoten einhergeht. Die Forscher hatten bei insgesamt 235 Vereinsfußballern im Alter von 15 und 16 Jahren die wöchentliche Sportzeit sowie die Schulnoten gemessen.
Der Würzburger Bildungsforscher Heinz Reinders rät auf dieser Basis Eltern, Schulstress durch viel Sport zu begegnen. Auch wenn die Versetzung gefährdet ist oder die Noten schlechter ausfallen als erhofft, sollte die elterliche Devise nicht lauten: „Mehr büffeln!“ Und schon gar nicht sollten sie die Freizeitaktivitäten ihrer Kinder einschränken oder gar ganz streichen.
„Das ist zumindest für den Sport grundlegend falsch“, kommentiert Reinders derartige Reaktionen von Eltern. Zwar sei verständlich, dass Eltern auf die Schulleistungen ihrer Kinder achten, aber der Entzug von Sport am Nachmittag verschlimmere alles nur noch.
Die Befragung der Würzburger Wissenschaftler ergab, dass Jugendliche mit intensiver sportlicher Aktivität sowohl in Mathematik als auch in Deutsch bessere Noten hatten. Während zum Beispiel Jungen mit wenig Sport am Nachmittag in Mathe die Durchschnittsnote 3,5 erzielten, erreichte ihre Vergleichsgruppe mit Intensivsport die Note 2,9. Auf höherem Niveau zeigt sich dieser Notenunterschied auch bei den jungen Fußballerinnen. Intensivsportlerinnen schafften in Mathe durchschnittlich eine 2,3 und waren damit den weniger sportlich aktiven Mädchen um eine halbe Note voraus. Das entspreche in etwa dem Wissen eines halben Schuljahres.
Das gleiche Bild fand sich auch im Fach Deutsch. Auch hier zeigten Spieler mit intensivem Freizeitausgleich deutlich bessere Leistungen. Dabei machte es bereits einen Unterschied, ob die Mädchen und Jungen wöchentlich mehr oder weniger als fünf Stunden Sport trieben. Auf der Suche nach Gründen für diesen positiven Zusammenhang von sportlichem Ausgleich und Leistungen sind die Bildungsforscher auf zwei Erklärungen gestoßen.
Erstens seien Intensivsportler bereits von Kindesbeinen an aktiv. Gerade viel Sport und Bewegung in der Kindheit begünstigten nach wissenschaftlichen Studien allerdings die Intelligenzentwicklung. Zweitens schulten die Nachwuchstalente bei intensivem Fußball-Training ihre Agilität, also ihre kombinierte Fähigkeit einer schnellen Auffassungsgabe und Bewegungsschnelligkeit. „Je intensiver die Jugendlichen Fußball spielen, desto besser werden auch ihre kognitiven Fähigkeiten geschult. Jede Entscheidungssituation im Spiel geschieht in Bruchteilen einer Sekunde, davon profitieren die Schülerinnen und Schüler“, ist sich Reinders sicher.
Nachdrücklich empfehlen die Forscher Eltern und Lehrern, Kindern schon frühzeitig Sport als Ausgleich zu ermöglichen und gerade in der Jugendphase Leistungssport zu unterstützen. Im Sport erlebten die Schüler auch Erfolge und lernen Teamgeist, beides sei enorm förderlich für eine gesunde Entwicklung. „Und sind wir mal ehrlich:“ schließt Fußballfan Reinders, „Welcher Elternteil möchte nach acht Stunden im Job noch einen Anruf vom Chef bekommen und weitere Aufträge erledigen? Den Kindern geht es nicht anders, es muss auch mal Schluss sein mit schulischem Leistungsstress“ (zab, pm)
Interessant. Zum einen mag es an den positiven körperlichen Folgen sportlicher Aktivitäten liegen; liegt es vielleicht aber auch an positiven sozialen Folgen? Bei vielen Sportarten, vor allem Mannschaftssportarten, geht es auch um das Einhalten von Regeln, Anstrengungsbereitschaft, für ein Ziel alles geben, Kooperationsfähigkeit (Teamgeist) und die Akzeptanz von Autoritäten (Trainer, Schiedsrichter).
(Selbst-)Disziplin ist ein ganz wichtiges Moment im Leistungssport, oder?
Was lernen wir daraus für die Schule?
Problem ist nur die Ganztagsschule…
” Intensivsportlerinnen schafften in Mathe durchschnittlich eine 2,3 und waren damit den weniger sportlich aktiven Mädchen um eine halbe Note voraus. Das entspreche in etwa dem Wissen eines halben Schuljahres.”
An genau der Stelle war ich raus aus dem Artikel, die Forscher disqualifizieren sich selbst. So etwas kann doch kein Mathematiker ernst nehmen. Die Mathematiknote hat doch nichts mit der Stofffülle zu tun, bestenfalls damit, wie gut Stoff behalten wird. Gute Noten sind das Resultat der Fähigkeit, Erlerntes voll zu verstehen und auf andere Zusammenhänge anzuwenden. Oder besser als der Durchschnitt abstrakt zu denken!
Aber gute Noten bedeuten nicht, “Wissen eines halben Schuljahres” voraus zu sein.
Mathematik wird gerne als Indikator für gute Schulleistungen gewählt, weil sie als das schwerste Schilfach gilt. Eine gewisse Korrelation wird es geben, mehr aber nicht. Die Korrelation wird aber schwächer, wenn man die Bestnoteninflation und die Niveauverflachung herausrechnet.
Die Korrelation ist nicht gegeben! Eine schwache 2er-Schülerin kann nicht quadratische Gleichungen von sich aus lösen, während die 3er-Schülerin (eine halbe Note Schlechter) noch lineare Gleichugen löst (ein halbes Jahr Unterrichtsstoff).
doch. mit einer gewissen Tendenz sind in Mathe gute Schüler in vielen anderen Fächern auch gut (weil fleißig) bzw. umgekehrt schwache Schüler auch in Mathe keine Leuchten.
Bitte mal meinen Einwand lesen!
Es geht mir um die Aussage:
“Note um 0,5 besser” -> “Wissen um 0,5 Jahre größer”.
Das ist in meinen Augen kompletter Unfug.
Ach so, danke. So gesehen, haben Sie natürlich recht.