BERLIN. Gute Ganztagsangebote werde es nur geben, wenn Politik für hohe Qualitätsstandards und eine solide Finanzierung des Projekts der Bundesregierung sorge. Das stellt die GEW mit Blick auf die am Wochenende veröffentlichte Studie „Zwischen Bildung und Betreuung“ der Bertelsmann Stiftung fest. Der VBE schlägt in die gleiche Kerbe. „Der Rechtsanspruch auf Ganztag muss gleichzeitig ein Rechtsanspruch auf qualitativ hochwertige und ganzheitliche Bildung sein“, so fordert der Bundesvorsitzende Udo Beckmann. Eine breite Ganztagsbetreuung für Grundschüler hat der Studie zufolge positive Bildungseffekte und lohnt sich auch für die Wirtschaft, weil mehr Frauen erwerbstätig sein können.
„Gute Ganztagsangebote müssen sich zuerst an den Bedürfnissen der Kinder orientieren“, sagt Björn Köhler, GEW-Vorstandsmitglied für Jugendhilfe und Sozialarbeit, am Montag in Frankfurt am Main. „Kinder brauchen vor allem Raum für die persönliche Entwicklung. Dafür müssen gute Bedingungen für den Ganztag gesichert sein.“ Deshalb müsse die Regierung bei der Umsetzung des Koalitionsvertrags unbedingt bundesweite Qualitäts-Standards verankern, um allen Kindern gleiche Chancen auf gute Bildung und Erziehung zu eröffnen.
Die Studie liefere eine wichtige Erkenntnis mit Blick auf Gesellschaft und Volkswirtschaft, sagte Köhler: „In die Qualität von Bildung zu investieren, ist kein Almosen für die Familien, sondern zahlt sich langfristig für die Gesellschaft aus. Mehr Teilhabe am Erwerbsleben zu ermöglichen und soziale Folgekosten unzureichender Bildung zu vermeiden, haben einen großen Nutzen für die Gesellschaft insgesamt. Soziale Benachteiligungen lassen sich nur mit guter Qualität und einem hohen Anspruch an die Bildung kompensieren.“ Der GEW-Experte stellt jedoch auch fest, dass ökonomische Erwägungen zwar eine Motivation für die Politik sein könnten, sie dürften aber nicht zur Handlungsmaxime der Regierung werden.
In der Expertise, macht Köhler deutlich, werde davon ausgegangen, dass es optimale Bedingungen für den Ausbau von Ganztagseinrichtungen gibt. Dies sehe in der Praxis jedoch anders aus. Insbesondere sei der dramatische Mangel an Lehrkräften, Erzieherinnen und Sozialpädagogen aller Voraussicht nach bis 2025 nicht zufriedenstellend zu lösen. Bis zu diesem Zeitpunkt soll das Recht auf einen Ganztagsplatz an Grundschulen greifen. Trotzdem sei es richtig, Zielvorgaben etwa für eine gute Fachkraft-Kind-Relation zu setzen, um die Richtung des Ausbaus vorzugeben. „Die Studie zeigt, wie wichtig gute Standards sind, wenn der Ausbau von Ganztagsangeboten ein Erfolg werden soll“, betonte Köhler. „Die Bundesregierung ist gefordert, sich nicht nur für den quantitativen Ausbau einzusetzen, sondern auch die Qualität zu sichern. Dafür bedarf es verbindlicher Standards und einer nachhaltigen, ausreichenden Finanzierung.“
Lehrer- und Erziehermangel?!
Eine hohe Betreuungsqualität, meint der VBE-Chef Udo Beckmann, „wird nur gelingen, wenn man jetzt die Weichen stellt, um rechtzeitig über ausreichend gut ausgebildetes Personal zu verfügen. Die aktuellen Zahlen und Prognosen zum Fachkräftemangel bei Lehrkräften und Erzieherinnen und Erziehern setzen viele Fragezeichen. Hier ist die Politik in der Pflicht, verlässliche Antworten zu liefern.“ Der VBE erwarte die Definition klarer und verbindlicher Standards und Investitionszusagen von der Politik, um den Ganztagsanspruch nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ abzusichern. News4teachers
Bertelsmann Studie: Ganztag für Grundschüler rechnet sich für Staat und Wirtschaft
Kurz (da ja wieder der x-te Artikel zum Thema):
Ganztagsschulen sind gut für Eltern und schlecht für die Schüler. Von morgens bis spätnachmittags nur noch Schule.