Studie: Politische Bildung von Schülern kommt in vielen Bundesländern zu kurz

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Das Unterrichtsfach Politik ist einer Erhebung zufolge in vielen Bundesländern nur schwach in den Stundenplänen vertreten. Vor allem Bayern, Thüringen, RheinlandPfalz und Berlin räumten der politischen Bildung in der Sekundarstufe I an allgemeinbildenden Schulen wenig Zeit ein, hieß es in einer Studie der Uni Bielefeld. Das Leitfach der Politischen Bildung – es wird je nach Bundesland «Sozialkunde», «Politik-Wirtschaft» oder auch etwa «Gemeinschaftkunde» genannt – sei an deutschen Schulen jedenfalls insgesamt deutlich schwächer vertreten als Geschichte und Erdkunde.

Demokratische Prinzipien in der Schule zu vermitteln, braucht Zeit. Foto: Shutterstock
Demokratie ist eine komplexe Staatsform, deren Abläufe und Mechanismen gelernt werden müssen. Foto: Shutterstock

Bei Gymnasien liege der Anteil der Politischen Bildung an den gesamten Wochenstunden in den Klassen 5 bis 10 bei 2,1 Prozent. Bei den anderen allgemeinbildenden Schulformen der Sek I – das sind je nach Bundesland etwa Gesamt-, Ober- oder auch Sekundarschulen – betrage der bundesweite Anteil im Schnitt 2,4 Prozent.

Es gebe erhebliche Länderunterschiede, wobei Bayern in Gymnasien mit einem 0,5-Prozent-Anteil an der Gesamtunterrichtszeit klares Schlusslicht sei. Auch Thüringen und RheinlandPfalz räumten der Politischen Bildung des Nachwuchses in den Stundenplänen wenig Zeit ein, gefolgt von Berlin und Sachsen.

Schleswig-Holstein und Hessen sieht die Studie dagegen an den Gymnasien mit einem Anteil von mehr als 4 Prozent vorne, direkt danach kommt das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen. Zum Mittelfeld gehören Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg.

Schein und Sein

Studienmitautor Reinhold Hedtke stellte klar, dass sich aus den Stundentafeln allerdings noch nicht auf die inhaltliche Umsetzung des Fachs schließen lasse. „Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass es zwischen dem Namen eines Schulfaches und den inhaltlichen Vorgaben der Kernlehrpläne deutliche Diskrepanzen gibt. Das kann man beispielhaft an Nordrhein-Westfalen zeigen. Dort konnten wir in einer aktuellen Teilstudie nachweisen, dass im engeren Sinne politische Inhalte im Lehrplan des Leitfachs der politischen Bildung an allen Schulformen einen vergleichsweisen geringen Stellenwert haben. So liegt der Anteil von politischen Themenbereichen im gymnasialen Fach ‚Politik/Wirtschaft‘ in NRW unter einem Drittel.“

Es zeige sich aber, wie unterschiedlich wichtig politische Bildung den Landesregierungen sei. „Aus der Analyse der Daten ziehen wir den Schluss, dass bildungspolitische Maßnahmen erforderlich sind, um die gravierende Ungleichheit beim systematischen Erwerb von politischer Kompetenz und demokratischen Einstellungen in der Schule zu beseitigen“, heißt es. „Wir fordern die Kultusministerkonferenz und die Länderministerien auf, die Chancengleichheit von Kindern und Jugendlichen bei der politischen Bildung durch die Umsetzung von Mindeststandards herzustellen: Politische Bildung wird in der Sekundarstufe I durchgehend in allen Jahrgängen unterrichtet. Für das Leitfach der Politischen Bildung stehen mindestens vier Prozent der gesamten Lernzeit zur Verfügung.“ News4teachers / mit Material der dpa

Hier lässt sich die Studie herunterladen.

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

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