BONN. Über ein Drittel aller neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in Deutschland entfallen alljährlich auf 10 Berufe. Nicht immer landen Jugendliche dabei allerdings in ihrem eigentlichen Wunschberuf. Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat untersucht, wie es um das Ansehen der dualen Ausbildungsberufe bestellt ist.
Das gesellschaftliche Ansehen der 25 am stärksten besetzten dualen Ausbildungsberufe in Deutschland unterscheidet sich zum Teil deutlich. Dies zeigen erste Ergebnisse einer noch laufenden Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität (TU) Braunschweig. Demnach werden einige duale Ausbildungsberufe im Ansehen ähnlich hoch eingeschätzt wie Berufe, für die in der Regel ein Hochschulstudium erforderlich ist. Ein geringes Ansehen zeigt sich eher in Ausbildungsberufen, die auch hohe Anteile von unbesetzten Ausbildungsstellen aufweisen.
Besonders hoch angesehen sind den Ergebnissen zufolge die Ausbildungsberufe Fachinformatiker und Mechatroniker, gefolgt von Industriekaufleuten, Kfz-Mechatronikern, Elektronikern, Malern und Lackierern sowie Kaufleuten im Groß- und Außenhandel. Vergleichsweise weniger hoch angesehen sind Ausbildungsberufe wie Fachkraft für Lagerlogistik, Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk oder Koch.
Der Studie liegt eine Befragung von rund 9.000 in Deutschland lebenden Personen ab 15 Jahre zugrunde, die im Zeitraum zwischen Oktober 2017 und Mai 2018 durchgeführt wurde. Darin wurden die Befragten gebeten, für eine Zufallsauswahl unter 402 Berufen auf einer Skala von 0 (sehr gering) bis 10 (sehr hoch) anzugeben, welches Ansehen diese Berufe ihrer Meinung nach in Deutschland haben. Die Studie ist Teil des noch laufenden BIBB-Forschungsprojekts „Berufe in Deutschland: Gesellschaftliche Wahrnehmung und Persönlichkeitseigenschaften“.
Für BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser kommt dem Ansehen von Berufen in der Gesellschaft in mehrfacher Hinsicht eine hohe Relevanz zu. „Das Image von Berufen spielt eine entscheidende Rolle bei der Berufsorientierung und Berufswahl, und es beeinflusst Stellenbesetzungsprozesse am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt, da Auszubildende und Erwerbstätige aufgrund ihres Berufes eine mehr oder weniger hohe soziale Anerkennung in der Gesellschaft erfahren. Wenn wir in Zukunft mehr Jugendliche vor allem für Berufe mit Besetzungsproblemen gewinnen wollen, müssen wir die Rahmenbedingungen dieser Berufe verbessern. Hierzu gehören neben guten Übernahmemöglichkeiten nach der Ausbildung in erster Linie sichere Beschäftigungsaussichten, gute Karriereperspektiven und ein angemessenes Einkommen.“
Welche Faktoren überhaupt dazu führen, dass Berufe höher oder weniger hoch angesehen werden, will das BIBB im weiteren Verlauf des Forschungsprojekts ermitteln. Dabei soll es besonders um die Attraktivitäts- beziehungsweise Statusdimensionen von Berufen, gehen etwa die Höhe des Einkommens, die Arbeitsplatzbelastungen und die Arbeitsplatzsicherheit sowie die Vereinbarkeit des Berufs mit Familie und Privatleben. Daneben sollen aber auch Faktoren wie das Alter, das Geschlecht oder der Bildungsabschluss der Befragten zu einem differenzierteren Bild beitragen.
• Die vorliegenden Befunde stehen kostenlos als BWP-Artikel zum Download zur Verfügung:
“Unterschiede im Ansehen dualer Ausbildungsberufe in Deutschland”
Warum Berufe nicht gewählt werden – Geht die schulische Berufsorientierung ins Leere?