Lehrermangel: Holter schließt Abordnungen an andere Schulen nicht aus

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ERFURT. Auch zum Start des neuen Schuljahres fehlen im Freistaat Thüringen Lehrer. Um den Unterricht abzudecken, will Bildungsminister Helmut Holter nicht ausschließen, dass Lehrkräfte von personell gut aufgestellten Schulen zeitweise wechseln müssen.

Ringt – wie andere Kultusminister auch – mit dem Lehrermangel: Thüringens Bildungsminister Helmut Holter. Foto: Jacob Schröter / Ministerium für Bildung, Jugend und Sport

Zum Start in das neue Schuljahr nächste Woche fehlen in Thüringen noch Lehrer. Von den in diesem Kalenderjahr angepeilten 1200 Neueinstellungen seien bis 6. August 851 Lehrer eingestellt worden, wie Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) am Dienstag in Erfurt bekannt gab. Von den geplanten Einstellungen seien 900 Nachbesetzungen. Holter sagte, man müsse nun mit dem vorhandenen Personal den Unterricht absichern. Zugleich machte er klar, dass dies nicht an jeder Schule zu 100 Prozent gelingen werde. «Das gehört zur Wahrheit dazu.»

Bei Abordnung soll familiäre Situation des Lehrers berücksichtigt werden

Es gebe Schulen in Thüringen, an denen der Bedarf an Lehrern abgesichert sei, an anderen sei er «gerade so abgesichert», sagte Holter. «Und wir haben Schulen, wo – wenn nicht Maßnahmen eingeleitet werden – der Unterricht in Größenordnungen ausfallen wird.»

Holter schloss nicht aus, dass es zu zeitweiligen Abordnungen von Lehrern, die an personell besser aufgestellten Schulen unterrichten, kommen könne. Er hoffe dabei auf Solidarität und Verständnis, sagte Holter. «Wir machen das natürlich möglichst im Einverständnis.» Außerdem solle unter anderem die familiäre Situation des betroffenen Lehrers berücksichtigt werden.

In Thüringen fehlen seit Jahren Lehrer – vor allem auf dem Land. Außerdem ist der Mangel beispielsweise an Grund- und Realschulen deutlich größer als an Gymnasien.

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Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion in Thüringen, Christian Tischner, kritisierte die Statistik des Bildungsministeriums. «Bei wenigstens 200 der angeblich neuen Stellen handelt es sich um Angebote, die im vorigen Jahr nicht besetzt wurden und nun einfach in die aktuelle Statistik übernommen worden sind», erklärte Tischner.

„Ich möchte in erster Linie qualifizierte Lehrer“

Er reagierte auf die noch nicht besetzten Stellen entsetzt. «Ich bin erschüttert, dass es offenbar so schwer gefallen ist, die Stellen zu besetzen», sagte Tischner. Er forderte unter anderem ein Anreizsystem für besonders dringend gesuchte Fachlehrer. Außerdem müssten deutlich mehr angehende Lehrer in Thüringen ausgebildet und mehr Seiteneinsteiger eingestellt werden. «Man wird nicht um Seiteneinsteiger herumkommen», sagte Tischner.

Nach Zahlen des Bildungsministeriums waren von den bis Anfang August 851 neu eingestellten Lehrern 54 als Seiteneinsteiger keine klassisch ausgebildeten Lehrer. Ihr Anteil beträgt damit bislang 6,3 Prozent. «Ich möchte mehr Seiteneinsteiger, aber ich möchte in erster Linie qualifizierte Lehrer», sagte Holter. dpa

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Lehrer blicken mit Sorge auf das neue Schuljahr: Drohen wieder hoher Unterrichtsausfall und Abordnungschaos?

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