Philologen fordern, Rechtschreib-Mängel in der Oberstufe wieder strenger zu bewerten

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BERLIN. Bei seinen Reformvorschlägen für das Abitur in Deutschland ist der Philologenverband – nach seiner Forderung von mehr Vergleichbarkeit (News4teachers berichtete) – nun bei der Rechtsschreibung angekommen. Es sei nicht nachvollziehbar, dass die Missachtung orthographischer Regeln bei der Notengebung in der Oberstufe kaum noch eine Rolle spiele, heißt es. Tatsächlich dürfen seit einigen Jahren selbst Deutschklausuren nur noch minimal wegen Mängeln in Rechtsschreibung und Grammatik abgewertet werden.

Soll der Rotstift wieder öfter bei der Bewertung der Rechtschreibung in Klausuren angesetzt werden? Foto: Claudia Hautumm / pixelio.de

„Anders als in der Mittelstufe kann in der Oberstufe und im Abitur nicht einmal mehr eine ganze Note für noch so fehlerhafte Rechtschreibung abgezogen werden, sondern maximal ein bis zwei Punkte. Wenn es uns nicht egal ist, ob Abiturienten richtig oder falsch schreiben, ist das das falsche Zeichen“, mahnt die Philologen-Bundesvorsitzende Lin-Klitzing und fordert die KMK zur Änderung dieser Regelung – und zum mindestens vierstündigen Deutschunterricht in der Mittelstufe – auf.

Eine Eins minus trotz erheblicher Mängel in der Rechtschreibung

Nach einem Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) von 2012 zu Bildungsstandards in der Oberstufe sollen bei schwerwiegenden Verstößen gegen Rechtschreibung oder Grammatik in Deutschklausuren seit Beginn dieses Schuljahres bei der Gesamtnote auf der Skala von null bis 15 Punkten nur noch bis zu zwei Notenpunkte abgezogen werden – wie in allen übrigen Fächern der gymnasialen Oberstufe. Zuvor waren es zumindest in Deutsch bis zu vier Notenpunkte gewesen. Die Folge: Eine Deutscharbeit kann danach selbst dann noch mit 13 Punkten (einer 1-) bewertet werden, wenn sie deutliche Mängel in Rechtschreibung und Grammatik aufweist.

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Die deutsche Sprache sei das Integrations- und Verständigungsinstrument, ihre fehlerfreie Beherrschung sei die Basis, um schnell und zutreffend verstanden zu werden und sich selbst ausdrücken zu können. „Es leuchtet nicht ein“, meint Lin-Klitzing, „wenn die ältere Generation sich darüber beklagt, dass Schulabgänger die Rechtschreibung nicht mehr vernünftig beherrschen, sie selbst aber die Rechtschreibregelungen für die jüngere Generation am Ende der Schullaufbahn aufweicht. Die Stärkung der Bildungssprache Deutsch ist für mich ein zentrales Anliegen, das über den schulischen Auftrag hinausgeht. Das beginnt im Elternhaus, über den Kindergarten, die Schule, den Beruf bis in unseren alltäglichen Umgang, wo jeder etwas dafür tun kann, z.B. den deutschen Apostroph richtig zu setzen!“

Bildungssprache Deutsch fördern – bitte auch im Abitur

Dementsprechend sei die Bedeutung und Wertschätzung sprachlicher Richtigkeit, von Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik, sowohl im schulischen als auch im außerschulischen Bereich zu stärken. Es sei löblich, dass der KMK-Präsident, der hessische Kultusminister Alexander Lorz (CDU), angetreten sei, die Bildungssprache Deutsch zu stärken (News4teachers berichtete). „Allerdings sollten die Kultusminister dann auch umgehend mit der Stärkung der Bildungssprache Deutsch im Abitur beginnen.“ Agentur für Bldungsjournalismus

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Rechtschreibung ist für die Deutschen das wichtigste Lernziel in der Schule – ein sicherer Umgang mit dem Internet nicht

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3 Kommentare
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Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor

Die abgebildeten Facebook-Kommentare finde ich richtig.

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor

Die Philologenforderung steht aber in krassem Widerspruch zu den Aussagen dieser Theoretikerin:

„Benotet werden die Kinder aber in der Sprache Deutsch. Darauf beruht nun einmal unser Bildungssystem.
Für welche Kompetenz bekommen die Kinder wirklich eine Note? Wenn sie in einem Aufsatz ihre Gedanken niederschreiben und eine Lehrkraft sie durchfallen lässt, weil zu viele Schreibfehler gemacht wurden, sagt die Note nichts über die Gedanken des Kindes. Es wird die Verpackung, nicht der Inhalt benotet. Die Normierung der Orthographie ist wie ein Korsett, dass wir uns gesellschaftlich selber anlegen. Und Noten gleichen in vielen Fällen eher einer Disziplinierungsmaßnahme als einer angemessenen Bewertung. Wir lernen aber aus uns selbst heraus am allerbesten und am liebsten. Stellen wir den Kindern und Jugendlichen doch echte Fragen, trauen wir uns doch, echte Dialoge zu führen, Kindern etwas zuzutrauen, anstatt sie ständig zu bewerten.“

https://www.tagesspiegel.de/wissen/ohne-deutschkenntnisse-nicht-in-die-schule-expertin-fuer-sprachfoerderung-widerspricht-cdu-politiker-linnemann/23780094.html

Invictus
4 Jahre zuvor

Wer in der Oberstufe in einer Deutschklausur 30 Fehler pro Seite macht, sollte auch ein Defizit bekommen. In den anderen Fächern kann man nachsichtig sein, aber in Deutsch…