Lehrer lassen sich Überstunden ausbezahlen – gegen den Lehrermangel hilft das aber kaum

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MAGDEBURG. Viele Lehrerinnen und Lehrer in Sachsen-Anhalt nutzen nach Angaben von Bildungsminister Marco Tullner die neue Möglichkeit, sich Überstunden bezahlen zu lassen. Seit dem Start der Regelung im vergangenen Jahr wurden 80.000 Überstunden ausbezahlt, sagte der CDU-Politiker in einem Interview der «Magdeburger Volksstimme». Das entspreche umgerechnet dem Arbeitsvolumen von 100 Vollzeitstellen im Jahr. Bei der Bekämpfung des Lehrermangels im Land ist das allerdings nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Steht unter Druck: Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner. Foto: Steffen Prößdorf / Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)

Laut Tullner nahm jede dritte Lehrkraft, die in Frage kam, die neue Regelung in Anspruch. Zuvor hatte Sachsen-Anhalt ermöglicht, dass Überstunden nicht nur ausbezahlt werden können, sondern dass es dafür auch den regulären Stundensatz gibt. Das ist eine von mehreren Maßnahmen, mit denen der Unterrichtsausfall in Zeiten knappen Personals abgemildert werden soll.

Die Möglichkeiten, schnell auf den Lehrermangel zu reagieren, sind ausgereizt

Wie in den Vorjahren sollen auch in diesem Jahr mindestens 1000 neue Lehrerinnen und Lehrer eingestellt werden, kündigte Tullner an. Das ist nötig, weil Sachsen-Anhalt in der Vergangenheit über Jahre hinweg kaum einstellte und jetzt ein vergleichsweise hohes Durchschnittsalter bei den Lehrkräften hat. Etwa 1000 Kolleginnen und Kollegen scheiden jedes Jahr aus Altersgründen aus. Zudem wächst die Zahl der Schüler.

Gleichwohl schwor Tullner im Interview die Eltern und Lehrer auf eine „Durststrecke“ bei der Personalbesetzung an den Schulen ein. Die Möglichkeiten, schnell zu reagieren, seien weitgehend ausgereizt. „Wir haben – wie im Koalitionsvertrag vereinbart – mehr Geld in die Hand genommen, um mehr Stellen auszuschreiben. Um die zu besetzen, wird alles Erdenkliche getan, aber wir werden Jahre brauchen, weil zwar die Studienplatzzahlen erhöht wurden, ausgebildete Lehrer aber heute noch fehlen“, so erklärte er.

Lehrerberuf wurde für Seiteneinsteiger geöffnet – aber…

„Wir haben zweitens den Lehrerberuf für Seiten- und Quereinsteiger geöffnet. Auch das hat aber Grenzen. Nicht jeder Bewerber bringt die notwendigen Fähigkeiten mit. Wir haben uns drittens darauf verständigt, die Belastung der vorhandenen Lehrer nicht weiter zu steigern. Damit hätte man schon noch etwas für die Unterrichtsversorgung tun können. Ich habe mich aber bewusst dagegen entschieden, weil ich nicht zusätzlich demotivieren will. Unsere Lehrer sind an der Grenze der Leistungsfähigkeit.“ News4teachers / mit Material der dpa

Hier geht es zum vollständigen Interview in der „Magdeburger Volksstimme“.

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