Montagmorgen, 8:00 Uhr in einer Schule bei Trier. Stefanie, Schülerin der 11. Klasse, hatte vor einem Jahr einen folgeschweren Skiunfall und ist seitdem hüftabwärts gelähmt. Ihr ständiger Wegbegleiter ist nun der Rollstuhl. Dennoch war es ihr wichtig, ihre ehemalige Schule nach der Reha weiterhin zu besuchen und ihr Abitur zu machen.
Doch Schule und Lehrer waren nicht auf diese neue Situation vorbereitet. Es gab keine behindertengerechten Toiletten, keinen Fahrstuhl und kein fundiertes Fachwissen, um Stefanie in den regulären Schulalltag zu integrieren. Die Folge: Unsicherheit auf beiden Seiten.
SchülerInnen mit Förderbedarf gibt es überall und mit den unterschiedlichsten Hintergründen. Doch leider stehen Lehrerinnen und Lehrer hier immer wieder vor einer großen Herausforderung und stellen sich Fragen wie:
Funktionieren meine bisherigen Unterrichtskonzepte noch? Habe ich genügend Kapazität, mich um SchülerInnen mit besonderem Förderbedarf zu kümmern? Kann ich den Ansprüchen meiner SchülerInnen noch gerecht werden?
Denn auf die Durchführung von inklusivem Unterricht wurde im Lehramtsstudium nicht vorbereitet. Man ist sich aber einig darüber, dass in vielen gesellschaftlichen Bereichen in Bezug auf die Umsetzung der Konvention der Vereinten Nationen zu den Rechten von Menschen mit Behinderungen Handlungsbedarf besteht. In Bezug auf Schule sind hier aber mehr als nur ein paar Techniken zum unkomplizierten Unterrichten von heterogenen Lerngruppen erforderlich. Benötigt werden Kompetenzen einer inklusiven Bildung und die Fähigkeit, den Unterricht entsprechend der jeweiligen Bedürfnisse zu gestalten, die notwendigen Unterstützungsleistungen zu erkennen und in Zusammenarbeit mit Dritten einleiten zu können.
In Kooperation mit dem Lehrgebiet Heterogenität und Differenzierung von Prof. Rödler bietet das Zentrum für Fernstudien und Universitäre Weiterbildung (ZFUW) der Universität Koblenz-Landau vor diesem Hintergrund den neu initiierten Masterstudiengang „Inklusion und Schule“ an. Damit soll die Lücke zwischen den Inhalten der klassischen Lehrerausbildung und den Anforderungen, denen Lehrende an Schulen sich heute in der Praxis gegenübersehen, geschlossen werden. Innerhalb von fünf Semestern erweitern die Studierenden ihre Fachkenntnisse auf wissenschaftlichem Niveau und erlangen den akademischen Grad Master of Arts.
Inhaltliche Schwerpunkte sind unter anderem
- Modelle und Konzepte der Gestaltung von Inklusion
- Unterrichtsentwicklung und inklusive Didaktik
- politisch-rechtliche Rahmenbedingungen
- Förderdiagnostik
- Schulentwicklung
Das Fernstudium am ZFUW kombiniert klassische Fernstudienelemente wie schriftliche Studienmaterialien mit eLearning-Komponenten. So steht zur internen Kommunikation ein betreutes Online-Forum zur Verfügung. Die Studierenden lernen während der zentralen Fernstudienphase neben dem Beruf oder in ihrer Freizeit komfortabel von zu Hause aus mit einem hohen Maß an zeitlicher und räumlicher Flexibilität. Die Fähigkeit zur Gestaltung des Unterrichts nach inklusiven Gesichtspunkten und der Gestaltung eines entwicklungsorientierten Dialogs zum Thema Inklusion und Schule sind primäre Ziele des Studiengangs.
Zulassungsvoraussetzung ist ein erster berufsqualifizierender Hochschulabschluss und einschlägige Berufserfahrung. Doch auch Berufspraktiker ohne Studium können mittels einer Eignungsprüfung zum Studium zugelassen werden. Anmeldeschluss für das kommende Wintersemester ist der 15. September 2020.
Nähere Informationen zum Fernstudiengang Inklusion und Schule gibt es online unter www.zfuw.org
Hinweis: Abgesehen vom umgebauten Gebäude braucht eine querschnittsgelähmte Oberstufenschülerin keine nennenswerten inklusiven Maßnahmen. Das einleitende Beispiel ist also ungünstig gewählt, aber leider typisch.