WIESBADEN. Angesichts der schwierigen Situation der Schulen in der Corona-Krise hat die GEW Hessen Alarm geschlagen und von der Landesregierung frühere und konkretere Anweisungen gefordert. «Alle Kolleginnen und Kollegen an den Schulen arbeiten derzeit unter Stress und mit vielen Unwägbarkeiten», erklärte die Gewerkschaft. Insbesondere die Schulleiter seien am Limit. Diese Mehrfachbelastung sei nicht mehr hinnehmbar. Und: «Massive Arbeitsüberlastung und wenig Arbeitspausen machen auf die Dauer krank!»
Konkret kritisierte die GEW das Vorgehen des Hessischen Kultusministeriums (HKM). Seit 14 Wochen würden freitags am Nachmittag neue Anweisungen an die Schulleiter verschickt, die es ab dem darauffolgenden Montag umzusetzen gelte. Hinzu komme die Unsicherheit beim Einsatz der Lehrer angesichts der immer wieder neu definierten Risikobewertungen.
Planung des neuen Schuljahres? Fehlanzeige
„Vollkommen allein und im Regen stehen gelassen sind Schulleiterinnen und Schulleiter bei der Planung des neuen Schuljahres. Es gibt es bis dato keine Informationen aus dem HKM, wie zum Beispiel eine Balance aus Präsenz- und Onlinelernen umgesetzt werden soll. Klare Handlungsanweisung auch hier: Fehlanzeige“, so heißt es in der Erklärung (Der Philologenverband fordert aktuell von allen Kultusministern bundesweit, endlich konkrete Planungen für das kommende Schuljahr vorzulegen – hier geht es zum Bericht).
Weiter heißt es seitens der GEW: „Die ministerielle Vorgabe, gymnasiale Lehrkräfte per Zwangsabordnung an den Grundschulen in den Klassen 3 und 4 einzusetzen, löst das Problem des Lehrkräftemangels an den Grundschulen nicht grundständig. Diese Form der Personallenkung bringt stattdessen große Unruhe und großen Unfrieden in die Kollegien, sowohl an den abordnenden Schulen, wie auch an den Grundschulen.“ Unruhe und Unfrieden in diesen Zeiten in die Schulen zu tragen, sei das Letzte, was die Kollegien gerade bräuchten.
Schulleiter sind für die Sicherheit aller an ihren Schulen verantwortlich
„Schulleiter und Schulleiterinnen haben eine verantwortungsvolle Aufgabe. Sie sind es, die für die Sicherheit aller an ihren Schulen verantwortlich sind. Sie sind es, die den Arbeitsschutz für alle Beschäftigten an den Schulen gewährleisten müssen. Da ist die Erwartung auf ein wenig mehr Wertschätzung und Anerkennung ihrer Arbeit von Seiten des HKM nicht zu viel verlangt. Ein guter, erster Schritt wäre es, Anweisungen rechtzeitig in die Schulen zu geben, damit diese mit genügend Vorlaufzeit auch umgesetzt werden können.“ News4teachers
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Schulleiter-Umfrage ergibt: „Berufszufriedenheit an Schulen im freien Fall“
Hat eben berechtigte Gründe, warum viele trotz der damit verbundenen Vergütungen auf eine Funktionsstelle innerhalb des systems verzichten.
Sollten die Ministerien so versuchen viele interessierte Bewerber*innen zu einer Bewerbung auf eine Schulleitungsstelle zu bewegen, ist dieser Versuch schon im Ansatz als gescheitert anzusehen.
Schließt eigentlich die Ernennung zum Minister/zur Ministerin automatisch die Kompetenzen, die zur Mitarbeiterführung benötigt werden, mit dem Tag der Vereidigung aus?
Faktisch tragen die SchulleiterInnen in den Grundschulen jetzt die komplette Verantwortung für die korrekte Umsetzung des Gesundheitsschutzes. Durch die Abschaffung der Abstandsregeln erhöht sich für alle in der Schule Anwesenden die Ansteckungsgefahr. Was passiert, wenn sich Kinder und Eltern anstecken und eine Klage anstrengen? Müssen auch in diesem Fall die Schulleiter die Verantwortung tragen? (Kein Schulleiter hätte freiwillig die Abstandsregel abgeschafft.)