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In Baden-Württemberg startet das neue Schuljahr – ohne Schulbesuchspflicht

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STUTTGART. Am Montag startet Baden-Württemberg als letztes Bundesland in ein ungewisses Schuljahr 2020/2021. Trotz der andauernden Corona-Pandemie sieht Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) den Südwesten gut gerüstet für das neue Schuljahr. Man habe ab Montag zwar nicht die Normalität, die man sich wünsche, sagt Eisenmann. Aber mit Blick auf die Umsetzung der Hygieneregeln zeigt sie sich zuversichtlich. Lehrerverbände sehen das deutlich anders.

Im Unterricht gilt keine Maskenpflicht – der Philologenverband kritisiert das. Foto: Shutterstock

Was ist neu nach den Sommerferien in Baden-Württembergs Schulen? Das Abstandsgebot wird für die Schüler aufgehoben. Stattdessen setzt die Kultusverwaltung auf Gruppenbildung – Schüler sollen sich möglichst wenig vermischen, um das Infektionsgeschehen nachvollziehen zu können. Ab Klasse fünf und an den weiterführenden Schulen gilt eine Maskenpflicht auf den sogenannten Begegnungsflächen wie den Schulfluren, der Aula und den Toiletten. Im Unterricht selbst und an Grundschulen sind Masken nicht vorgeschrieben. Zusätzliche Schulbusse sollen dafür sorgen, dass die Schüler nicht zu eng aufeinander sitzen. Landkreise können dafür mit Unterstützung des Landes zusätzlich Busse von Reisebusunternehmen anmieten.

Eisenmann verspricht einen verlässlichen und strukturierten Fernunterricht

Eine Besonderheit gilt in Baden-Württemberg: Anders als in den anderen Bundesländern besteht weiterhin keine Präsenzpflicht für Schüler. Eltern, die ihr Kind zu Hause lassen wollen, benötigen dafür kein Attest. Schulpflicht besteht aber trotzdem – wer nicht ins Klassenzimmer will oder kann, muss am Fernunterricht teilnehmen. Schüler und Lehrer sollen dabei virtuelle Lerngruppen bilden, sagt Eisenmann. Lehrer, die zur Risikogruppe gehören, müssen ein Attest vorlegen, um zuhause bleiben zu dürfen. Sechs Prozent der Lehrer fehlen laut Kultusministerium pandemiebedingt im Präsenzunterricht, aber absehbar weniger als ein Prozent der Schüler.

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Eisenmann verspricht einen verlässlichen und strukturierten Fernunterricht. Man habe nun klare Grundlagen dafür geschaffen, sagt sie. Das Land habe 16,6 Millionen Euro für weitere Vertretungslehrer investiert, um den coronabedingten Ausfall von Lehrern abfedern zu können. Die Mittel für 300.000 Laptops seien mittlerweile abgerufen worden, viele Geräte sollen bereits ab Montag Schülern zur Verfügung stehen. Corona habe wie ein Brennglas Defizite bei der Digitalisierung deutschlandweit deutlich gemacht.

25 Millionen Masken wurden an die Schulen ausgeliefert

Die Landesregierung habe zudem 25 Millionen Masken an die Schulen ausliefern lassen. Man setze zudem auf Gruppenbildung im Schulbetrieb, um das Infektionsgeschehen genau nachvollziehen zu können und möglichst keine ganzen Schulstandorte schließen zu müssen. Wenn Fenster in manchen Klassenzimmern nicht geöffnet werden können, sei das ein unhaltbarer Zustand, den die Kommunen als Schulträger lösen müssten, sagt Eisenmann.

Unterdessen leiden die Schulen im Land weiterhin unter einer knappen Personaldecke. Von mehr als 5900 zu besetzenden Lehrerstellen an den öffentlichen allgemeinbildenden und beruflichen Schulen konnten 645 nicht besetzt werden, davon fast die Hälfte an Grundschulen. Die Einstellungsverfahren liefen aber noch bis Ende September, sagt die Ministerin.

Im Gegensatz zum Kultusministerium sehen die Verbände die Schulen nicht gewappnet für einen Regelbetrieb in Pandemie-Zeiten. Nur mit großem Glück werde man im kommenden Schuljahr ohne die Schließung ganzer Schulen auskommen, meint der Landesvorsitzende des Philologenverbands, Ralf Scholl. Dass an Schulen Teile geschlossen werden müssen, davon könne man fest ausgehen.

Philologen: Kohortenprinzip funktioniert in der Oberstufe nicht

Das sogenannte Kohortenprinzip funktioniere an Gymnasien nicht – in der Oberstufe seien Schüler in jedem Kurs mit anderen Schülern zusammen. Gebe es dort eine Infektion, werde die ganze Kursstufe dichtgemacht, sagt Scholl. Das Kultusministerium arbeite nach wie vor nach dem Prinzip Hoffnung und schöpfe nicht alle Möglichkeiten aus, um den Regelbetrieb zu schützen, kritisiert Scholl. So hätte man nach den Ferien für die ersten beiden Wochen eine Maskenpflicht auch im Unterricht verordnen können.

Die GEW fordert zusätzliche Reinigungskräfte in den Schulen und mehr Personal in den Klassenzimmern. «Bei diesen großen Löchern in der Unterrichtsversorgung wird der Ausfall von Lehrkräften schnell dazu führen, dass Klassen daheim bleiben müssen», betont die Landesvorsitzende Doro Moritz. dpa

Schulpflicht: Darf der Staat Kinder in den Unterricht zwingen, wenn er dort den Gesundheitsschutz nicht gewährleisten kann?

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