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Philologenverband rät Lehrern und Schülern: “Dick anziehen!” – Decken und Schals gehören jetzt zur Grundausstattung im Unterricht

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BERLIN. Der Deutsche Philologenverband hält das Lüften von Klassenzimmern auch im Herbst und Winter für das «A und O». «Für die kalten Monate werden jetzt Pullover, Schals und Decken zur Grundausstattung der Schülerinnen und Schüler gehören», sagte Verbandschefin Susanne Lin-Klitzing der «Bild»-Zeitung. Lehrer und Schüler müssten auf das Zwiebelprinzip setzen und sollten «sich so dick anziehen und dann eventuell nach und nach ausziehen» können.

Mehrere Schichten Kleidung sind gefordert: Die Klassenräume sollen alle 20 Minuten für drei bis fünf Minuten stoßgelüftet werden – auch im Winter. Foto: Shutterstock

Den Kultusministern warf Lin-Klitzing vor, zu spät mit den Planungen für die kalten Monate begonnen zu haben. «Sonst hätten die Schulen beispielsweise auch Plexiglasscheiben zwischen den Schülern aufstellen können.» Zuletzt hatte die KMK den flächendeckenden Einsatz von Luftfiltern in Klassenräumen abgelehnt und zur Begründung das Ergebnis einer Expertenanhörung falsch dargestellt (News4teachers berichtete ausführlich – hier geht es zu dem Beitrag). Stattdessen soll nun ein neues “Lüftungskonzept” herausgegeben werden, das weit offene Fenster im Klassenraum alle 20 Minuten für drei bis fünf Minuten vorschreibt.

Lehrerverbands-Präsident Heinz-Peter Meidinger forderte unterdessen ein bundesweites Corona-Schulampel-System. Die in einigen Bundesländern geltende Regelung, ab 50 Neuinfektionen pro Woche pro 100.000 Einwohner auch im Klassenzimmer für ältere Schüler die Maskenpflicht vorzuschreiben, halte er für richtig. «Es ist allerdings traurig, dass sich manche Bundesländer so einem Corona-Schulampel-System weiter entziehen. Das heißt, sie weigern sich, die Hygieneschutzmaßnahmen an Schulen automatisch an das Infektionsgeschehen zu koppeln», sagte er der «Passauer Neuen Presse».

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Kultusminister brüskieren die Kanzlerin mit ihrer Schulpolitik

Hintergrund: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte die Kultusminister darauf gedrängt, einen Vier-Stufen-Plan für die Schulen einzuführen, der Schutzmaßnahmen, je nach Infektionsgeschehen, regelt. Die KMK kam dem mit einem neuen Infektionsschutz- und Hygieneplan nach – allerdings nur widerwillig: Auf Schwellenwerte wurde dabei verzichtet, sodass weiterhin die Krisen-Politik für die Schulen keine Transparenz erkennen lässt. Zum anderen ist die Vorgabe der KMK nur unverbindlich: Die Länder können diese annehmen. Oder eben nicht. Nur wenige Kultusministerien haben den Vier-Stufen-Plan seitdem übernommen. (News4teachers berichtete über den Affront – hier.)

Zudem warnte Meidinger davor, dass sich die Schulen zu Corona-Hotspots entwickeln könnten. Corona-Infektionen würden jetzt auch von Schulen und Schülern ausgehen. «Die von manchen Politikern ständig wiederholte Behauptung, man brauche sich wegen des Infektionsgeschehens an Schulen keine Sorgen zu machen und die bislang wenigen Infektionen würden hauptsächlich von außen in die Schulen getragen, lässt sich aktuell nicht mehr aufrechterhalten», sagte Meidinger. Es gebe jetzt eine Reihe von Fällen in Deutschland, wo nicht nur Infektionen innerhalb der Schulen wahrscheinlich seien, sondern wo tatsächlich das Infektionsgeschehen sogar von Schulen und Schülern ausgehe.

RKI-Chef Wieler hat eingeräumt, dass es Ausbrüche an Schulen gibt

Hintergrund: Regierende Politiker, quer durch alle Parteien, haben vor den Sommerferien die These vertreten, dass Kinder weniger infektiös seien als Erwachsene – und damit die weiten Schulöffnungen begründet: „Zwischen eins und zehn ist kaum ein Ansteckungsrisiko vorhanden“ (NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer, FDP), „Kinder infizieren sich deutlich seltener mit dem Virus als Erwachsene“ (Hessens Kultusminister Alexander Lorz, CDU), „Kinder werden anscheinend nicht nur seltener krank, sondern sind wohl auch seltener infiziert als Erwachsene“ (Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Grüne). Der Hamburger Bildungssenator Ties Rabe (SPD) hat sogar erklärt, dass die Schulschließungen ab März eigentlich gar nicht notwendig gewesen seien – und dass man in Zukunft wohl anders entscheiden werde.

Mittlerweile hat RKI-Präsident Lothar Wieder eingeräumt, dass es Ausbrüche an Schulen gibt (News4teachers berichtete auch darüber groß – hier). News4teachers / mit Material der dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Offene Fenster reichen: KMK hält trotz Kritik an ihrem „Lüftungskonzept“ fest – Wissenschaftler raten zu Luftfiltern

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