Studie: Kompetenzgefühl und Verbundenheit sind entscheidende Erfolgsfaktoren für Lernmotivation im Fernunterricht

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WIEN. Für eine internationale Studie befragten Wissenschaftler rund 25.000 Jugendliche in acht Ländern nach ihrem Wohlbefinden, der Lernmotivation und dem Lernverhalten im Distanzunterricht.

Der plötzliche Wechsel zum Fernunterricht im Zuge der Eindämmung der Covid-19-Pandemie hat das Leben von Jugendlichen weltweit massiv verändert. Über die möglichen Folgen und Spätfolgen wird weltweit kontrovers diskutiert. Doch wie ging es Schülerinnen und Schülern, die wegen der Pandemie ungeplant und unfreiwillig zu Hause lernen mussten eigentlich? Womit hing ihre Lernmotivation zusammen? Die Psychologin Julia Holzer von der Universität Wien versucht diese Frage wissenschaftlich zu beantworten. In Kooperation mit Kolleginnen und Kollegen aus acht Ländern führte sie eine internationale Studie durch, um die sogenannte Selbstbestimmungstheorie im Kontext des Lernens unter COVID-19 Bedingungen zu überprüfen. Die Theorie beschreibt grob gesagt drei grundlegende psychologische Bedürfnisse, deren Erfüllung zu höherer Lernmotivation führten: Autonomie, Soziale Eingebundenheit und Kompetenzerleben.

Verbundenheitsgefühl und Kompetenzerleben sind entscheidende Faktoren, die ein aktives Lernverhalten von Jugendlichen befördern. Foto: Shutterstock

Holzers Ergebnisse unterstreichen besonders die Bedeutung des Erlebens der eigenen Kompetenz der Jugendlichen – zum Beispiel sich als fähig zu erleben, den Großteil der Schulaufgaben trotz aller Umstände gut zu erledigen – und des Gefühls, mit anderen verbunden zu sein. Beide Faktoren stünden in engem Zusammenhang mit positiven Emotionen, Lernmotivation und aktivem Lernverhalten.

Letztlich ging es bei der Studie nicht nur darum, die Selbstbestimmungstheorie im Rahmen des Distanzlernens zu untersuchen. Gleichermaßen wichtig war es für die Wissenschaftler, die psychologische Schlüsselcharakteristika zu identifizieren, die sich auf das Wohlbefinden von Jugendlichen in Bezug auf positive Emotionen, intrinsische Lernmotivation und ihr Lernverhalten in einer Situation des ungeplanten, unfreiwilligen Fernunterrichts auswirken.

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Dazu führten Holzer und ihre Kollegen eine länderübergreifende Erhebung mit 25.305 Jugendlichen in Europa, Asien und Nordamerika durch. Die Befragung lief von April bis Juni 2020 und umfasste Fragen zu den drei psychologischen Grundbedürfnissen, dem Wohlbefinden, der Lernmotivation und dem Lernverhalten.

Über alle acht Länder hinweg war Kompetenzerleben mit positiven Emotionen, Lernmotivation und aktivem Lernverhalten in Form von Engagement und Ausdauer verbunden. „Die Ergebnisse unserer Studie machen deutlich, dass Distance Learning in Zeiten von COVID-19 mit der Förderung von Kompetenzerleben und sozialer Eingebundenheit verknüpft sein sollte“, deutet Julia Holzer auf die Empfehlungen hin, die ihre Studienergebnisse nahelegten. Es habe sich deutlich gezeigt, dass erlebte Kompetenz konsistent mit positiven Emotionen und intrinsischer Lernmotivation und damit mit aktivem Lernverhalten in Form von Engagement und Ausdauer zusammenhängt.

Überdies unterstrichen die Studienergebnisse, das positive Emotionen der Jugendlichen eng mit dem Gefühl der Verbundenheit zusammenhingen. Für erfolgreichen Fernunterricht sei es auf Basis dieser Ergebnisse von großer Wichtigkeit, so Holzer „Lernende zu befähigen mit der Autonomie des Distance Learning umzugehen und den Gestaltungsspielraum zu nutzen, indem Strategien zum selbstorganisierten Lernen vermittelt werden“.
Die Studie ist in Plos One erschienen (engl.)
https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0251352

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