Studie über Jugend-Delinquenz: „Mit dem Alkoholkonsum nimmt auch die Kriminalität zu“

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ESSEN. Erreichen Teenager das gesetzliche Mindestalter von 16 Jahren, steigt ihr Alkoholkonsum sprunghaft. Damit einher geht ein erheblicher Anstieg von Gewalt und Eigentumsdelikten. Eine Essener Studie liefert erschreckende Ergebnisse.

Wenn Jugendliche in Deutschland das für Alkohol festgelegte Mindestalter von 16 Jahren erreichen, nimmt ihr Alkoholkonsum erheblich zu. Damit geht auch eine Zunahme der Straftaten unter Alkoholeinfluss einher, insbesondere an Wochenenden. Bei jungen Männern ist der Anstieg in der alkoholbedingten Kriminalität größer. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung im Journal of Health Economics.

Vier anstoßende Hände bei einer Party
Alkohol gehört auch für viele 16-Jährige dazu. Foto: Ira Lee Nesbitt / Pixabay (p. l.)

Konkret zeigt die Studie, dass die Menge an reinem Alkohol, den Jugendliche bei einer Trinkgelegenheit zu sich nehmen, mit dem 16. Geburtstag um durchschnittlich 9,1 Gramm – etwa ein kleines Glas Bier – zunimmt. Das entspricht einem Anstieg von 35 Prozent. Auch die Anzahl der Tage mit Alkoholkonsum erhöht sich um durchschnittlich 20 Prozent, von etwa einem Tag auf 1,2 Tage pro Woche.

Mit dem erhöhten Alkoholkonsum nimmt auch die Kriminalität zu. Der Anstieg betrifft Straftaten wie leichte und schwere Körperverletzung, Vandalismus und Diebstahl. Die Beteiligung an diesen Straftaten unter Alkoholeinfluss nimmt im Alter von 16 Jahren sprunghaft um 15,7 Prozent zu. Das entspricht einem Anstieg um 11,7 Delikte pro 10.000 Personenjahre. Die Steigerung ist sowohl bei jungen Frauen als auch jungen Männern zu beobachten, wobei die männlichen Jugendlichen insgesamt deutlich mehr Straftaten begehen.

Die Studienergebnisse legen nahe, dass eine erhöhte Intensität des Alkoholkonsums an einzelnen Tagen ausschlaggebend ist und nicht der durchschnittlich häufigere Konsum. Wenn die Blutalkoholkonzentration über einen kritischen Wert steigt, erhöht sich demnach die Wahrscheinlichkeit erheblich, dass Jugendliche im Alter von 16 Jahren zum ersten Mal eine Straftat begehen.

Die Studie basiert auf repräsentativen Befragungen und behördlichen Daten aus den Jahren 2005 bis 2015 und erlaube es laut Studienleiter Fabian Dehos erstmalig für Deutschland, einen kausalen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Kriminalität von Jugendlichen zu identifizieren, so die Wissenschaftler.

„Die Studie zeigt, dass die gesetzliche Altersbeschränkung einen großen Einfluss auf den Alkoholkonsum von Jugendlichen hat“, so Dehos. „Mit dem Alkoholkonsum nimmt auch die Kriminalität zu. Ab einem kritischen Alkoholpegel steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Jugendliche zum ersten Mal eine Straftat begehen. Ein höheres Mindestalter für Alkohol könnte dabei helfen, dass weniger Jugendliche kriminell werden und könnte zugleich ihre Gesundheit in dieser wichtigen Entwicklungsphase schützen.“ (zab, pm)

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2 Kommentare
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Georg
2 Jahre zuvor

Gleichzeitig überlegt die Koalition, das Wahlrecht auf 16 zu senken. Da fehlt mir die Konsequenz in den Vorhaben. Wenn den Jugendlichen genug Verstand und Reife zugetraut wird, den Bundestag verantwortungsvoll wählen zu können, dann haben sie auch genug Verstand und Reife, um ihre Grenzen beim Thema Alkohol, Drogen und Gesetzüberschreitungen zu kennen.

Carsten60
2 Jahre zuvor

Aber liegt das bei den berüchtigten kriminellen Clans auch am Alkohol, oder vielleicht doch am Vorbild der Eltern und am ganzen Milieu? Was ist mit der italienischen Mafia oder generell mit dem „organisierten Verbrechen“ wie Drogenhandel, begehen die ihre Taten im Suff oder eher nach einer ganz nüchternen Planung?