Bewerbung für Quereinsteiger ins Lehramt – So kann sie aussehen

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In Deutschland sind viele Lehramtsstellen unbesetzt. Das ist bekannt. Dennoch ziehen nur wenige den Job als Lehrer/-in in Betracht. Was viele nicht wissen: Auch ein Quereinstieg ist möglich. Wie das funktioniert und wie sich Interessierte bewerben können, wird im Folgenden erklärt.

Welche Voraussetzungen sind für einen Quereinstieg ins Lehramt zu erfüllen?

Zunächst ist beim Einstieg in den Lehrberuf ohne Lehramtsstudium eine Unterscheidung zwischen dem Quereinstieg und dem Seiteneinstieg zu treffen. Der Quereinstieg erfolgt über das Referendariat. Dieses absolvieren auch Lehramtsstudentinnen und -studenten. Die Lehrerin oder der Lehrer unterrichtet dabei praktisch auf Probe und bekommt nach dem bestandenen Staatsexamen sowohl die volle Lehrbefähigung als auch die Möglichkeit auf den Beamtenstatus.

Bei einem Seiteneinstieg wird die pädagogische Ausbildung berufsbegleitend absolviert. Lehrerinnen und Lehrer beginnen hier direkt mit dem Unterrichten. Allerdings sind sie hinsichtlich der Gehaltshöhe und der Anerkennung der Lehrbefähigung von den Regelungen des jeweiligen Bundeslandes abhängig. Darüber hinaus ist die Möglichkeit auf eine Verbeamtung nicht überall gegeben.

Wer als Quereinsteiger in den Lehrberuf starten will, muss einige Voraussetzungen erfüllen. Die Vorgaben unterscheiden sich dabei in den einzelnen Bundesländern. Es gibt jedoch auch einheitliche Regelungen, die grundsätzlich zu erfüllen sind. Interessenten müssen zunächst einen Master- oder Bachelorabschluss in einem Fach nachweisen, in dem es einen Lehrermangel gibt. Welche Fächer dies sind, hängt sowohl von der Schulform als auch vom jeweiligen Bundesland ab. Darüber hinaus sollte Fachwissen in einem zweiten Studienfach vorhanden sein. Manchmal wird auch eine ein- oder mehrjährige Berufserfahrung vorausgesetzt.

Sind die Voraussetzungen erfüllt, ist es möglich, sich auf ein Referendariat zu bewerben. Dieses dauert in der Regel 18 bis 24 Monate und endet mit dem zweiten Staatsexamen. Nach bestandener Prüfung kann die Tätigkeit als Lehrer/-in ausgeübt werden.

Bewerbung für Quereinsteiger – die Bundesländer im Überblick

Für das Referendariat beziehungsweise den Vorbereitungsdienst müssen sich Interessierte direkt beim jeweiligen Bundesland bewerben. Die Stellen werden dort zentral vergeben. Für die Bewerbung ist online ein Bewerbungsbogen auszufüllen, der sowohl persönliche Angaben als auch einen Lebenslauf und Kopien der Abschlusszeugnisse enthält. In einigen Fällen muss ein Führungszeugnis beigefügt werden.

Wer seine Chancen als Quereinsteiger erhöhen möchte, kann für das Bewerbungsanschreiben professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Experten helfen bei der Erstellung oder Optimierung der Bewerbung.

Voraussetzungen nach Bundesland

Bundesland Quereinstieg möglich? Voraussetzung(en)
Baden-Württemberg Kein Quereinstieg,

Seiteneinstieg an Berufsschulen möglich

Hochschulabschluss, mindestens ein Jahr Berufserfahrung
Bayern Quereinstieg in Ausnahmefällen möglich Hochschulabschluss, Berufserfahrung, Teilnahme an Sonderkursen
Berlin Quereinstieg möglich Hochschulabschluss, zwei Studienfächer, Referendariat
Brandenburg Quereinstieg möglich Hochschulabschluss, zwei Studienfächer, Referendariat und zusätzlicher Kurs
Bremen Kein Quereinstieg, Seiteneinstieg möglich Hochschulabschluss und/oder berufsbegleitende Ausbildung
Hamburg Quereinstieg nur in Fächern (vor allem MINT-Fächer) mit hohem Bedarf möglich Hochschulabschluss, Referendariat
Hessen Quereinstieg möglich Hochschulabschluss mit zwei Studienfächern, Referendariat und absolvierte Vorprüfung
Mecklenburg-Vorpommern Quereinstieg und Seiteneinstieg möglich Hochschulabschluss, zwei Studienfächer, Referendariat
Niedersachsen Quereinstieg möglich Hochschulabschluss, Referendariat
Nordrhein-Westfalen Quereinstieg oder Direktbewerbung möglich Hochschulabschluss mit zwei Studienfächern, mindestens zweijährige Berufserfahrung, Referendariat
Rheinland-Pfalz Quereinstieg möglich, Seiteneinstieg möglich Hochschulabschluss, Referendariat
Sachsen Quereinstieg nicht möglich, Seiteneinstieg möglich Hochschulabschluss, Einstiegsfortbildung, pädagogische Qualifizierung
Sachsen-Anhalt Quereinstieg nicht möglich, Seiteneinstieg möglich Hochschulabschluss, Einführungskurs, zweijährige berufsbegleitende Qualifizierung
Schleswig-Holstein Quereinstieg möglich, Seiteneinstieg möglich, Direkteinstieg an Berufsschulen möglich Hochschulabschluss, Referendariat
Thüringen Quereinstieg möglich Hochschulabschluss oder Meistertitel, Referendariat

Für das Saarland liegen derzeit keine Angaben zum Quereinstieg vor (Stand: März 2022). Da sich die Welt der Aus- und Weiterbildung im Augenblick stark wandelt, empfiehlt es sich, aktuelle Informationen auf der Seite des jeweiligen Bundeslandes einzuholen. Hier finden sich auch weitere Informationen zur Bewerbung als Lehrerin oder Lehrer.

Wie sind die Chancen für einen erfolgreichen Quereinstieg ins Lehramt?

Damit der Quereinstieg ins Lehramt gelingt, sind weiterhin verschiedene Faktoren zu berücksichtigen. Dazu zählen neben dem Bundesland, in dem unterrichtet werden soll, auch die Schulform und die Schulfächer.

  • Schulform: Der Bedarf an Lehrerinnen und Lehrern ist an Grundschulen und Berufsschulen besonders groß. Auch in der Sekundarstufe I werden mehr Lehrkräfte benötigt. Je nach Bundesland kann auch in anderen Bereichen von Zeit zu Zeit ein erhöhter Bedarf an Lehrkräften bestehen.
  • Schulfächer: Bei den Fächern stehen die MINT-Fächer an oberster Stelle. Die Abkürzung MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. In den technischen und naturwissenschaftlichen (Chemie, Physik, Biologie) Schulfächern sind viele Stellen unbesetzt. Je nach Schulform und Bundesland können aber auch andere Schulfächer wie Sport, Englisch oder Deutsch gefragt sein.

Beamtenstatus: Vorteile und Voraussetzungen

Ein Quereinstieg ins Lehramt ist noch aus einem anderen Grund für Student/-innen attraktiv – dem Beamtenstatus. Dieser bringt viele Vorteile mit sich. Absolventen müssen sich auch hier wiederum an den Bestimmungen der einzelnen Bundesländer orientieren. Die Regelungen sind diesbezüglich sehr unterschiedlich.

Die Vorteile einer Verbeamtung liegen auf der Hand: Lehrer/-innen, die als sogenannte „Dienstherren“ direkt beim Bundesland angestellt sind, erhalten gesetzlich festgelegte Gehälter. Darüber hinaus steht ihnen eine sichere Pension zu, sie müssen keine Beiträge zur Rentenversicherung einzahlen. Ein entscheidender Vorteil ist nicht zuletzt die Unkündbarkeit von Beamten. Lehrer/-innen, die den Beamtenstatus inne haben, sind somit nie dem Risiko ausgesetzt, ihren Job zu verlieren.

Wer sich den Beamtenstatus sichern möchte, muss allerdings bestimmte Voraussetzungen erfüllen, die je nach Bundesland verschieden sind. Anwärter müssen grundsätzlich eine gesundheitliche Fitness und ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis vorweisen. Sie müssen außerdem die deutsche Staatsbürgerschaft haben. Die Altersgrenze liegt zwischen 41 und 50 Jahren. Wer das zweite Staatsexamen abgeschlossen hat, ist zunächst zwei bis drei Jahre „Beamte/r auf Probe“. Anschließend nehmen die Vorgesetzten eine Beurteilung vor. Bei festgestellter Eignung erhält die Lehrerin oder der Lehrer den Status „Beamte/r auf Lebenszeit“.

Fazit: Sehr gute Karrierechancen als Lehrer/-in, auch ohne Lehramt

Eine Karriere als Lehrer/-in kann durchaus attraktiv sein. In vielen Bereichen werden heute händeringend Lehrkräfte gesucht, heute wie auch in Zukunft. Wer sich dafür interessiert, kann sich in einem gefragten Bereich positionieren und in einem vergleichsweise krisensicheren Job arbeiten. Nicht zuletzt besteht die Chance auf eine Verbeamtung.

Aufgrund des aktuellen Lehrermangels suchen die Schulen immer häufiger nach Quereinsteigern, insbesondere für Grundschulen und Berufsschulen. Interessenten müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen und sollten sich genau über die Regelungen im jeweiligen Bundesland informieren. Für Menschen, die Spaß an der Wissensvermittlung haben, und sich beruflich umorientieren wollen, ist ein Quereinstieg ins Lehramt durchaus eine spannende Alternative zu anderen Berufen.

Eine Pressemeldung der WBS Training.

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Dommi
2 Jahre zuvor

Ich verstehe nicht, warum der Beamtenstaus als Vorteil herausgehoben wird. Alle LuL leiden unter der Abhängigkeit vom Dienstherren, dem Streikverbot, der Pflicht, sich in der PKV versichern zu müssen und der geringen Bezahlung. Beamtentum ist Ausbeutung, wieso sollte sich das jemand antun?

Teacher Andi
2 Jahre zuvor
Antwortet  Dommi

Als Lehrer im Angestelltenverhältnis muss ich Ihnen da vehement widersprechen. Ich habe den Vergleich täglich vor Augen. Und das Streikrecht zu nutzen schadet nur den Schülern, als überzeugter Pädagoge nimmt man davon Abstand. Zur PKV: die Nachteile kommen erst im Alter, da will man dann plötzlich raus. Wie wäre es, wenn man als Beamter seinen finanziellen Vorteil in der Aktivphase dazu vernimmt, für die kommenden PKV Kosten im Alter amzusparen? In jungen Jahren ist die PKV zudem viel lukrativer als die GKV.
Und dann erfreut man sich noch an einer satten Pension, während der Rentner dumm aus der Wäsche schaut. Und nein, angestellte Lehrer bekommen kein höheres Gehalt, man muss das Netto betrachten, und schon sind wir wieder im Nachteil.
Genießen Sie ihr Beamtentum, auch wenn es mit Gehorsam verbunden ist (das ist bei Angestellten nicht anders), aber lassen Sie das Jammern auf hohem Niveau, das viele Lehrerbeamte gerne praktizieren.

Realist
2 Jahre zuvor
Antwortet  Teacher Andi

„Und das Streikrecht zu nutzen schadet nur den Schülern, als überzeugter Pädagoge nimmt man davon Abstand.“

Sie nutzen das einzige Recht nicht, dass Ihnen ermöglicht, ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern. Und hoffen stattdessen auf Nachsicht von der Politik und sind neidisch auf die Beamten.

Kein Wunder, dass sich die Bedinungen an den Schulen immer weiter verschlechtern. Die Politik nutzt Ihren Idealismus schamlos aus. Merken Sie das nicht?

Th.S.
2 Jahre zuvor
Antwortet  Realist

Was schreiben Sie denn für ein Blödsinn?

Tatsächlich habe ich mein Streikrecht noch und nehme es o.g. Gründen auch nicht wahr. Dazu kommt noch, dass sich meine Arbeitsbedingungen noch nie verbessert haben – da Verdi die Verhandlungensführungen inne hat und als Gewerkschaft total versagt – ebenso wie die GEW – die der Meinung ist, dass schärfste Schwert, die Gehaltshöhen und -einstufungen an Verdi abzutreten.

Die Arbeitsbedingungen (Ausstattung der Klassenräume usw.) stellen im übrigen die Bildungsministerien bzw. Kommunen und deren Inkompetenz ist ja nicht zu übersehen.

Zum restlichen kann ich als Seiteneinsteiger nur sagen – dass man einen Haufen Arbeit vor sich hat und das niemals unterschätzen sollte.

Teacher Andi
2 Jahre zuvor
Antwortet  Realist

@Realist. Natürlich merke ich, dass mein Idealismus ausgenutzt wird, aber immerhin habe ich noch so etwas. Ich bin für die Schüler da und nicht für eine Handvoll unfähiger Selbstdarsteller in der Politik, und ich bin auch nie müde, meinen Unmut vor Ort zu äußern, was mir natürliich nur Probleme im beruflichen Fortkommen beschert. Mir egal, ich stehe zu meiner Überzeugung. Aber streiken? Sie meinen wohl, dass dies meine Arbeitsbedingungen verbessert? Und die der Beamten nicht? Denken Sie bitte mal nach. Das nützt so gut wie nichts und schadet nur den Schülern, wie gesagt. ALLE Lehrer sollten mehr den Mut haben, den Mund aufzumachen, auch wenn sie dafür bestraft werden. Das wäre sinnvoller. Und gewisse verquere Vorgaben eben nicht oder nur unter Protest umsetzen, habe ich immer so gehandhabt. Ich hoffe nicht auf Nachsicht seitens der Politik, sondern auf die Einkehr von Vernunft und Verstand. Und ich bin keinesfalls neidisch auf meine Kollegen, sonst hätte ich den Job längst aufgegeben. Neid und Anprangern einer Ungerechtigkeit sind zwei völlig unterschiedliche Ansätze, das sollten Sie differenzieren können. Und ich soll nun schuld sein, dass sich die Dinge an den Schulen immer mehr verschlechtern? Wohl nicht ganz schlüssig. Das sind doch wohl in erster Linie jene Beamten, die immer nur Nicken und Ja-sagen. Und davon gibt es genug.

Realist
2 Jahre zuvor
Antwortet  Teacher Andi

„Das sind doch wohl in erster Linie jene Beamten, die immer nur Nicken und Ja-sagen. Und davon gibt es genug.“

Da haben Sie leider Recht. Der Beruf als Lehrer zieht ängstliche Menschen an, die die Sicherheit im Beamtentum suchen. Die lassen alles mit sich machen, so lange sie ihre heile kleine Welt im Privaten (Haus, Kinder, Reisen) nicht gefährdet sehen und man ihnen die Karotte der Pension vor die Nase hält. Die merken gar nicht (oder wollen es nicht wahrhaben), wie sich die Welt in atemberaubenden Tempo wandelt und viele der Dinge, die sie für „sicher“ halten, sich demnächst in Luft auflösen werden. Mal sehen, wie sie dann reagieren…

Teacher Andi
2 Jahre zuvor
Antwortet  Realist

„Der Beruf als Lehrer zieht ängstliche Menschen an“… Was ist denn das für eine abwegige Feststellung? Ich denke, der Lehrerberuf ist alles andere als etwas für ängstliche Menschen. Sie haben schon ein recht seltsames Bild vom Lehrerberuf. Sie tun gerade so, als ob ein Lehrer sich keiner Entwicklung stellen würde, wobei gerade er den volatilen Voraussetzungen besonders stark (siehe Corona, siehe Flüchtlinge, Digitalisierung, permanente Lehrplanänderungen etc.) ausgesetzt ist und sich ohne große Hilfe von außen flexibel anpassen muss. Und was meinen Sie mit „Dinge für sicher halten, die sich demnächst in Luft auflösen“? Sehr obskur, Ihre Auslassungen.