Ende der Testpflicht in Schulen – Virologin: „Blindflug keine gute Idee“

6

GENF. Die Virologin Prof. Isabella Eckerle, Leiterin des Zentrums für Neuartige Viruserkrankungen an den Universitätskliniken in Genf (wo sie die Rolle der Kinder bei der Übertragung von Corona erforscht), hat sich auf Twitter gegen die verbreitete Einschätzung gewandt, dass Schutzmaßnahmen gegen die Omikron-Variante des Virus ohnehin nichts bringen – und deshalb auch in Schulen verzichtbar seien.

Nach wie vor läuft das Coronavirus durch die Schulen – nur interessiert sich die Politik jetzt nicht mehr dafür. Foto: Shutterstock

In einem sogenannten „Thread“ (einer Reihe von kurzen Beiträgen) schreibt sie: „Bisher verschont geblieben von #COVID19 #SARSCoV2. Ich schließe mich weder zuhause ein noch bin ich ein #Höhlenmensch: Ich trage in öff. Innenräumen #FFP2-#Maske (Arbeit, Geschäfte, Bahn), Restaurant/Cafe nur draußen, Besuche Familie/Freunde nur symptomfrei & mit #Schnelltest.“

„Ich war in den letzten zwei Jahren mehrfach in Urlaub, habe regelmäßig Freunde/Familie getroffen, durch fast alle Wellen außer Delta in Klinik/Labor gearbeitet (kein Patientenkontakt), 9 Monate davon (noch vor Impfung) sogar als Risikoperson. Vorsicht + bestimmt auch etwas Glück.“

„Das heißt nicht, dass man selbst schuld ist, wenn man sich ansteckt. Wer schulpflichtige Kinder hat, dem nützt die ganze Vorsicht nichts, wenn die Infektionen aus der Schule nach Hause kommen. Aber: Infektionsvermeidung & weitgehend normales Leben geht in vielen Bereichen ganz ok.“

„Ich bin davon überzeugt, dass konsequentes Masken-Tragen drinnen (alle) & Meiden großer Menschenmengen in Innenräumen der einfachste & beste Schutz ist. Viele Male auch maskiert Kontakt mit unbekannt infizierten Kollegen & Mitarbeitern. Zum Glück in unserer Klinik noch Masken!“

„Als Gruppenleiter empfehle ich symptomatischen Mitarbeitern/solchen mit #SARSCOV2 Kontakt vorübergehend Homeoffice. Wer Symptome hat, testet sofort & wiederholt. Erkrankte bleiben daheim bis zum negativen Schnelltest. Schränkt Arbeitsalltag etwas ein, trotzdem besser so für alle.“

„Natürlich ist es ein Privileg, im Homeoffice arbeiten zu können, selbst über vieles am Arbeitsplatz zu entscheidenden, vernünftiges Umfeld, keine schulpflichtigen Kinder, etc.. Es stimmt allerdings nicht, dass Infektionsschutz bei Omikron unmöglich ist oder nur als ‚Höhlenmensch‘.“

„Wahrscheinlich wird auch mich irgendwann Omicron BA.2, 3, 4, 5, 6, XD, XF, Pi,…oder welche Variante auch immer treffen & als 3x Geimpfte wird es wahrscheinlich keine Katastrophe sein. Trotzdem glaube ich, ist es immer besser, sich nicht oder möglichst selten zu infizieren.“

„Ich glaube, wer Zugang zu richtigen Infos hat, der kann auch sich & andere besser schützen. Aussagen wie ‚Pandemie ist vorbei, Virus ist ja jetzt endemisch, Omikron ist mild, schon ok für Kinder, Masken unnötig & fehlendes Verständnis aerogener Übertragung helfen dabei nicht.“

„Niemand weiß, wie der nächste Herbst/Winter wird, ich bin aber davon überzeugt, dass wir wieder nicht gut darauf vorbereitet sind & ‚überrascht‘ werden. Wenn #LongCovid & andere Infektionskomplikationen die sich abzeichnenden Ausmaße haben, ist das gar keine gute Nachricht.“

„Leben mit dem Virus funktioniert am besten dann, wenn das Virus möglichst wenig Raum in unserem Leben bekommt, anstatt es zu ignorieren oder es sich wegzuwünschen. Und: Wir brauchen weiterhin gute Überwachung & Sequenzierung. Keine gute Idee, sich jetzt in Blindflug zu begeben.“

„Jeder kann als Arbeitgeber, Kollege, Kunde, etc. einen Beitrag dazu leisten, dass es möglichst wenig Virus & möglichst viel Leben ohne COVID19 gibt: mit Masken, Testen, daheim bleiben bei Krankheit, ein kleines bisschen Rücksicht & Umsicht. Der Elefant im Raum bleibt: die Kinder.“ News4teachers

So eine eindeutige Kommunikation & klare Positionierung zum Thema #Kinder & Impfung gegen #SARSCoV2 #COVID19 sucht man in #Deutschland & der #Schweiz vergeblich, vor allem für Eltern von U5 Kindern. Es lohnt sich immer wieder, zu diesem Thema ins Ausland zu schauen. https://t.co/p9ww7SGYAq

— Isabella Eckerle (@EckerleIsabella) April 21, 2022

Kultusminister verfügen „Normalität“ in Schulen: Nach Masken-Aus kommt nun auch Ende der Corona-Tests

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

6 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Jolander
2 Jahre zuvor

Wird jetzt hier jede Einzelmeinung zur großen Meldung gemacht? Es gibt dutzende Gegenmeinungen. Auch die Regierenden lassen sich beraten.

Sissi
2 Jahre zuvor
Antwortet  Jolander

@ Jolander
Professorin Isabella Eckerle berät Regierende wie z.B ( ich lasse jetzt die Titel weg) Brinkmann, Drosten, Meyer- Hermann……
Erst informieren wäre gar nicht schlecht für Sie, das Niveau des Forums ist nämlich höher – als Ihre Einzelmeinung.

Schattenläufer
2 Jahre zuvor

Dieser Bericht und viele der Diskussionen zu anderen Berichten gehen von der falschen Voraussetzung aus, dass die Abschaffung der Maskenpflicht und des Testens an Schulen tatsächlich etwas mit Arbeitssicherheit, dem Pandemieverlauf oder gar Vernunft zu tun hätte.

Die Wirkkette ist aber anders, die Schulen sind da nur ein Kollateralschaden.

Des Pudels Kern ist die Wirtschaft.
Mit Maske und Test ist es unbequem ins Kaffee, in die Kneipe oder ins Geschäft zu gehen.
Tests zu kontrollieren bindet zusätzlich Personal.
Die Wirtschaft und der Mittelstand befürchten also Umsatzeinbußen und zusätzliche Kosten durch Masken und Tests bei den Mitarbeitern und Kunden.

Man wendet sich also über die Lobby an die FDP.
Diese wirft sich dann den Tarn-Mantel der bürgerlichen Freiheit um und demontiert im Auftrag der Lobby jegliche Schutzmaßnahmen.
Wen interessieren schon ein paar Tote wenn die Gewinne gerettet werden können.

Wenn man im Laden und in der Kneipe werden Maske noch Test braucht, dann lässt sich das in der Schule auch schlecht rechtfertigen. Also muss auch dort wieder „Normalität“ gespielt werden. Alles muss weg.

Die Egoisten und Querdenker bejubeln das jetzt als Sieg der Vernunft!

Momentan haben die Fackelspaziergänger echt gewonnen! Das hätte ich nicht für möglich gehalten.
Ich hab da wohl was übersehen.
Erstens waren ihre Argumente zwar absolut irre, ihre Ziele entsprachen aber den Zielen der Wirtschaft. Geld setzt sich durch.
Zweitens bestehen Teile der Bevölkerung aus Egomanen. Was interessiert es die, wenn ein paar Leute mehr oder weniger sterben. Die Maske ist lästig und der Test kitzelt in der Nase. Das muss doch gegen die Verfassung verstoßen. Kein Malle, kein Fußball im Stadion, kein Koma-Suff, kein Latte in Kaffee. Endlich findet sich mit der FDP jemand der die verfassungsmäßigen Rechte dieser gequälten Kreaturen schützt.

kanndochnichtwahrsein
2 Jahre zuvor

Wie einfach wäre es doch, wenn man gerade an Orten, wo Menschen sich nicht aussuchen können, ob sie sich dort aufhalten (wollen oder müssen – Arbeitsplatz, Schule, Gesundheitswesen) einfach aus Vorsicht Masken zu tragen.
Wir würden damit dem Virus die Macht nehmen sich unkontrolliert auszubreiten und damit noch viel stärker in unser Leben einzugreifen, als es bisher der Fall war.

Wer sich freiwillig zu Parties und Fußball ohne Maske entscheidet, soll das tun.
Vielleicht ist das Teil der persönlichen Entscheidung und Risikoeinschätzung/ Risikobereitschaft.
Sich dann aber ohne Maske dort aufzuhalten, an denen andere sich auch aufhalten müssen, halte ich weder für sinnvoll noch für fair und solidarisch!

Kleinster gemeinsamer Nenner wäre doch:
Überall da, wo Menschen hingehen müssen, gibt es weiterhin Maskenpflicht.
Wenn wir Lehrer oder die Pfleger in Kliniken über 7, 8, 10 Stunden am Stück bei der sicher nicht „entspannten“ Arbeit Maske tragen können, sollte das jedem Rentner eine Viertelstunde lang im Supermarkt zuzumuten sein.
Auch den Kindern halte ich es für zumutbar, mindestens in den Gängen und immer dann, wenn man keinen Abstand halten kann auch in der Klasse Maske zu tragen.
Arbeitgeber sollten ohnehin ein Interesse an gesunden Mitarbeitern haben.
Leider fühlt sich für Lehrer niemand als „Arbeitgeber“ zuständig.
Wir würden die Unterstützung der Gesellschaft – nicht deren Kritik, egal was wir tun und entscheiden – brauchen, um den Schulbetrieb sicherstellen zu können!

Realo
2 Jahre zuvor

„Es lohnt sich immer wieder, zu diesem Thema ins Ausland zu schauen.“

Ja, finde ich auch. Im Vergleich zum Ausland gehen wir viel zu locker mit dem Thema um. (Vorsicht: Ironie)

Forumsleserin
1 Jahr zuvor

Die Eltern der SchülerInnen schicken diese mit allen möglichen Symptomen in die Schule. Niesetikette, Händehygiene … all das ist weg. Wir haben als Gesellschaft nichts dazugelernt. Was sind wir für elende EgoistInnen. So sieht scheinbar Eigenverantwortung aus. Leider kann ich nicht eigenverantwortlich sein und muss im Klassenzimmer mein Geld verdienen, was eigentlich mein Traumberuf ist.