Lehrkraft an einer Privatschule werden: Warum eigentlich nicht? (Fragt der VDP)

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WIESBADEN. Privatschule oder öffentliche Schule? Diese Frage stellt sich nicht nur für Eltern und ihre Kinder. Auch (angehende) Lehrer*innen können entscheiden, wo sie lieber arbeiten möchten. Doch der Weg in die Privatschullandschaft ist noch immer die Ausnahme. Vorurteile und falsche Vorstellungen halten viele davon ab, dort nach einer geeigneten Stelle zu suchen. Schade – meint jedenfalls unsere Gastautorin, Lisa Raudasch, Referentin beim Verband Deutscher Privatschulen (VDP) Hessen. Denn die Welt der Privatschulen zeige, dass der Lehrberuf genauso vielfältig sein könne wie die Schullandschaft selbst.

„Hier am Bildungszentrum Hermann Hesse habe ich das Glück, so zu arbeiten, wie ich mir das vorstelle“: Schulleiter Jan Große. Foto: Bildungszentrum Hermann Hesse 2022

Vorstellungen von „Privatschule“

Privatschulen erfreuen sich einer wachsenden Beliebtheit und dennoch: Klischees und Vorurteile über „Schulen für Reiche“, „gekaufte Abschlüsse“ und „Namen tanzen“ halten sich nicht nur bei Eltern hartnäckig. Auch Lehrer*innen haben oft Vorbehalte und ziehen es nicht in Erwägung, an eine Privatschule zu gehen. Gegen diese Vorbehalte spricht: Privatschulen werden staatlich unterstützt und versuchen Schulgelder so gering wie möglich zu halten. Abschlussprüfungen müssen nach staatlichen Vorgaben oder internationalen Richtlinien durchgeführt werden. Und auch die Ergebnisse der PISA-Studien zeigen, dass viele reformpädagogische Ansätze zu besseren Ergebnissen bei weniger Leistungsdruck führen. Gut qualifiziertes Personal ist dafür unerlässlich.

Lehramt – nein, danke?

Der aktuelle Lehrkräftemangel zeigt jedoch, dass das Lehramt insgesamt an Attraktivität verloren hat. Immer weniger junge Menschen entscheiden sich für das Studium, die Abbrecherquote (bis zu 50 Prozent) ist hoch. Abenteuer, örtliche Flexibilität und Selbstverwirklichung stehen für Schulabsolventen hoch im Kurs, werden aber von den wenigsten im Bereich Schule verortet. Erfahrungen aus der eigenen Schulzeit und dem Umfeld prägen dabei oft ein Bild, das jedoch nur einen Teil unserer vielfältigen Schullandschaft in Deutschland widerspiegelt.

Frei wählen, was passt

So verwundert es nicht, dass sogar die, die gerne Lehrer*in werden wollen, sich häufig auf das beschränken, was ihnen selbst bekannt ist: Wenn schon Lehrer*in, dann bitte „richtig“, also mit Planstelle und Verbeamtung. Dabei wird außer Acht gelassen, dass es neben den zahlreichen öffentlichen Schulen auch noch eine große Vielfalt an Privatschulen gibt, die vielleicht sogar viel besser zu den eigenen Vorstellungen vom Lehrerdasein passen. Denn im Gegensatz zum staatlichen System gibt es hier die Möglichkeit, die Schule, die zu einem passt, selbst zu wählen. Schließlich gibt es nicht DEN oder DIE Lehrer*in und erst recht nicht DIE Schule.

Qualifiziertes Personal ist wichtig – Quereinsteiger trotzdem willkommen

An den Privatschulen zählt, was man an Qualifikationen und als Person mitbringt. Gesucht werden daher auch berufserfahrene Lehrer*innen von öffentlichen Schulen, die ihre langjährigen Erfahrungen einbringen und erweitern möchten. Genauso spielt die Persönlichkeit und das Interesse am jeweiligen pädagogischen Konzept eine Rolle. Ähnlich wie an staatlichen Schulen können zudem Quereinsteiger mit dem entsprechenden Profil, z.B. einer praktischen Ausbildung oder relevantem Hochschulstudium, für bestimmte Fächer eingestellt werden.

Die richtige Schule für mich?

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Wir geben einen Einblick in die Vielfalt der Privatschullandschaft:

  • Internationale Schulen: Hinein ins Abenteuer!

Schulleiter*innen an Privatschulen wissen: Lehrer*in sein, das ist ein Vollblutjob. „Umso wichtiger ist es, dass dieses Engagement auch dementsprechend gesehen und gewürdigt wird.“, findet Bettina Otto, Verwaltungsleiterin der Strothoff International School in Dreieich. „Bei uns an der Schule geht es international, aber auch familiär zu. Denn viele unserer Lehrer und Pädagogen kommen aus anderen Ländern zu uns und haben daher ihren Lebensmittelpunkt in der Schule.“ Die Schulleitung unterstützt hier rundum, sei es bei der Wohnungssuche, mit Fortbildungen oder einem ansprechenden Gehalt. Auch die Tatsache, dass sie ihr Curriculum, also die Lehrpläne und Abläufe selbst bestimmen können, mache internationale Schulen für Lehrer*innen, die weltoffen sind und etwas bewegen wollen attraktiv, so Otto. Ihr ist es wichtig, dass Lehrer*innen an ihrer Schule zu Gestalter*innen werden können und ihr Engagement voll ausleben.

  • Schulen, die Menschen auffangen: „Die Insel der Glückseligen“

…so nennt Jan Große, Schulleiter des Bildungszentrums Hermann Hesse in Frankfurt, seine Schule gern. Denn hier gibt es das, was sich für Lehrer*innen im öffentlichen Schulsystem nicht realisieren lässt: Kleine Klassen von vier bis acht Schülern, eine besonders persönliche Beziehung zu den Schüler*innen und eine enge Vernetzung mit der Schulsozialarbeit.

Schulen wie seine, die sich speziell an Schüler*innen mit Suchtproblematiken und anderen psychischen Erkrankungen richten, zeigen: Privatschule ist nicht gleichzusetzen mit Reichtum und Elite. Denn die Vielfalt des Privatschullandschaft bedeutet eben auch, „dass es Menschen gibt, die keine Ressourcen haben“, wie Große es ausdrückt. Damit verweist er auch auf das „Scheitern“, das viele seiner Schüler*innen in ihrer Schulzeit im öffentlichen System erlebt haben. Für ihn bedeutet Privatschule, dass er Schule so gestalten kann, dass sie den Umständen seiner Schüler*innen gerecht werden kann. Wer als Lehrer*in nah am Menschen sein will und Selbstwirksamkeit sucht, findet sie hier.

  • Freie Christliche Schulen: Die Bibel gehört dazu

An christlichen Schulen können Lehrer*innen ihren Glauben auch im Beruf voll ausleben. Zentrales Anliegen aller Mitarbeiter*innen ist es, jungen Menschen tragfähige Antworten auf die Fragen des Lebens zu bieten. Dabei ist es wichtig, dass die Lehrer*innen selbst Orientierung durch den Glauben an Christus und dem Lesen der Bibel gefunden haben. Denn den Schulen ist es ein besonderes Anliegen, dass ihre Lehrer*innen in ihrem Unterricht über Jesus sprechen. Gott und die Bibel sind die Grundlage des pädagogischen Konzeptes. Wer sich früh entscheidet, kann wie an allen privaten Grund- und weiterführenden Schulen bereits dort sein Referendariat machen und direkt an seinem Wunscharbeitsort einsteigen.

Christliche Schulen sind staatlich anerkannt und legen Wert auf moderne Technik. In den Klassen sitzen dabei nicht nur Kinder aus christlichen Familien, sondern auch andere, die für ein Leben mit Gott offen sind. Lehrer*innen, die ihren Glauben missionarisch leben, sind hier genau richtig

  • Schulen mit neuen pädagogischen Konzepten:
Unterricht mit Rollentausch: An der Steinmühle begegnen sich Lehrer*innen und Schüler*innen durch neue Methoden auf Augenhöhe. Foto: Steinmühle Marburg 2022)

Privatschulen haben im Gegensatz zu öffentlichen eine Geschäftsführung, die schnelle Entscheidungen unbürokratisch umsetzen kann. „Dies bietet für Lehrer*innen den Vorteil, Ideen einfacher einbringen und sich voll und ganz auf ihren Unterricht konzentrieren zu können“, meint Dirk Konnertz, Geschäftsführer an der Steinmühle Marburg. Denn das pädagogische Konzept seiner Schule sieht vor, dass es möglichst wenig Frontalunterricht gibt und die Schüler*innen zu selbstverantwortlichen Akteuren ihres Lernens werden. Dafür brauche es einerseits Enthusiasmus in der Vorbereitung, andererseits die Bereitschaft kreativen und differenzierten Unterricht zu machen“, so Konnertz.

Lehrer*innen an seiner Schule sollten gerne Neues ausprobieren und ihre persönlichen Leidenschaften in die Schulentwicklung einbringen. Im Gegenzug achtet die Schule darauf, dass sich Beruf und Familie bzw. Freizeit gut vereinbaren lassen „Wir geben uns besonders viel Mühe auf die einzelnen Personen einzugehen. Neben Job-Ticket bzw. -Bike und Sabbatjahr bieten wir auch flexible Arbeitszeiten und achten beispielsweise auf die Kinderbetreuung bei der Erstellung der Stundenpläne.“

Weitere Infos erhalten Sie unter: https://www.lehrer-privatschule.de/ und direkt über den Verband Deutscher Privatschulen Hessen (www.privatschulen-hessen.de) bzw. alle weiteren Landesgeschäftsstellen des VDP (https://privatschulen.de/landesverbaende/).

„Beruf und Berufung treffen aufeinander“: Eine Lehrerin an einer Bekenntnisschule berichtet

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Siebenschläfer
1 Jahr zuvor

An den Privatschulen ist mehr Schein als Sein. Die vielen leben von dem guten Ruf einiger weniger etablierter.

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Siebenschläfer

Angebot und Nachfrage.
Wer nicht zufrieden ist, der kann wechseln.
Sehe ich nicht als Problem. Dann muss man die Augen auf machen und sich erkunden, wie die jeweilige Privatschule vor Ort aufgestellt ist.

Otto Ott
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

Da die Lehrer an Privatschulen oft keine abgeschlossene Lehrerausbildung haben oder z.B. eine ausländische, haben sie mitunter nur eine „Lehrerlaubnis“ an dieser ihrer Privatschule bekommen und können daher nicht so einfach wechseln.

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Otto Ott

Sie sagen es doch. Es gibt eine Anrechnung der Leistungen.
D. H. Insbesondere diese können wechseln, da sie eine Ausbildung oder ein anderes Studium absolviert haben.

Mir ging es allerdings mehr um SuS/Eltern.
Diese sollten sich die Privatschule eben genauer ansehen und sich beraten lassen – gerne auch extern zusätzlich.
Dann sollte einem jeden klar sein, dass es eben nicht nur „komplett ausgebildete“ Lehrer dort gibt.
Die Vor- und Nachteile (welche es definitiv gibt) müssen sie selbst abwägen.
Falls sie dann nicht zufrieden sind, können sie wechseln bzw. sich gegen diese jeweilige Privatschule entscheiden.

Salentin
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

Wie sollen denn die Eltern herausfinden, welche Ausbildung die Lehrer an der Privatschule haben? Dürfen die in da in die Personalakten schauen? Das fände ich aber befremdlich.

Und was tun, wenn von 6 Lehrern in einer Klasse einige eine Ausbildung haben und andere nicht?

Gudrun
1 Jahr zuvor
Antwortet  Salentin

Es gibt Schulen, an denen dieses Risiko nicht droht. Eltern können sich einfach für staatliche Schulen entscheiden.

Soso
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gudrun

Dafür drohen andere Risiken.

Gregor
1 Jahr zuvor
Antwortet  Soso

Arbeitsplatzsicherheit? Oder welche Risiken sehen Sie im öffentlichen Schuldienst?

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Salentin

Also, eine Ausbildung haben mal alle. Das zur Ausbildung.
Wie Sie unten selbst anmerken, ist die LuL-Ausbildung keine Garantie für guten Unterricht.
Fragen kann man zumindest mal. Ob die Schule das Preis gibt ist Schulsache. Zumindest, wie sie das Personal besetzt. Also wo evtl. Fachlehrer mit anderer Ausbildung eingesetzt werden. Dort kann man auch super die Vorteile ansprechen.

Ansonsten kann man sich die Schule an und für sich ansehen und das Konzept der Privatschule und generell von Privatschulen. Wem dann noch nicht klar ist, dass es auch andere Wege gibt als bspw. Gym – Lehramt – Schule, der hat sich einfach schlecht erkundigt. In einigen Bundesländern kann man auch die Mindestanforderung an voll ausgebildeten LuLs einsehen.

Dann schaut man, ob man zufrieden ist oder nicht. Und dementsprechend handelt man? Wozu muss man auch wissen, ob/wer eine Lehramtsausbildung hat? Entweder es gibt guten Unterricht oder nicht. Punkt.

Gregor
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla
Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gregor

Ja, das stimmt. Was wollen Sie mir damit sagen?

Das ist soweit ich weiß auch nur in Berlin so? Die LovLs werden v. A. als DaZ/DaF-Lehrkräfte und Vertretungslehrkräfte auf Bedarf eingesetzt, damit der Unterricht nicht komplett – aufgrund massiven LuL-Mangels – ausfällt.
Dass das nicht gerade optimal ist … Da denke ich sind wir uns einig. Wenn ich mich nicht ganz irre, werden diese jedoch an staatlichen Schulen dort eingesetzt?

Was hat das jetzt mit Privatschulen und der Personalauswahl zu tun?
Oder wollten Sie das einfach mal so einwerfen?

Gregor
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

Sie hatten oben behauptet, dass alle eine Ausbildung hätten. Ich habe hier einen Beleg dafür erbracht, dass das nicht stimmt. Was verstehen Sie daran nicht?

Salentin
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

PS: Es ist ja auch nicht zwangsläufig der ausgebildete Lehrer der bessere!

Gudrun
1 Jahr zuvor
Antwortet  Salentin

Wie können wir das verstehen? Halten Sie die Ausbildung von Lehrkräften (Studium+Referendariat) nicht für qualitätsfördernd?

Carsten60
1 Jahr zuvor

„Und auch die Ergebnisse der PISA-Studien zeigen, dass viele reformpädagogische Ansätze zu besseren Ergebnissen bei weniger Leistungsdruck führen.“
Können Sie bitte mal präzisieren, welche PISA-Ergebnisse Sie genau meinen? Und gibt’s vielleicht auch reformpädagogische Ansätze, die zu schlechteren Ergebnissen führen? Die eigentlichen PISA-Sieger haben einen hohen Leistungsdruck (die in Ostasien). In Europa sieht’s nicht danach aus, die Skandinavier liegen entweder schon länger hinter Deutschland oder sind — wie Finnland — deutlich abgesackt., Reform hin — Reform her.
Es ist einfach eine Art von „Seuche“ geworden, pauschal zu behaupten „PISA hat gezeigt, dass …“. PISA hat das, was behauptet wird, in aller Regel nicht gezeigt. Reformpädagogik war eigentlich bei PISA überhaupt kein Thema, und auch Privatschulen waren nicht immer dabei.

Dietmar
1 Jahr zuvor

Warum keine Lehrkraft an einer Privatschule werden? Z.B. weil der Kündigungsschutz bei Privatschulen schlechter ist als an öffentlichen Schulen. So können die Länder oder der Bund das Arbeitsverhältnis einer verbeamteten Lehrkraft nicht so schnell beenden, wie eine Privatschule. Insbesondere konfessionelle Schulen verlangen von ihren Lehrkräften deutlich mehr als der öffentliche Arbeitgeber: Man darf kein zweites Mal heiraten, nicht aus der Kirche austreten usw. Private Arbeitgeber üben mehr Druck auf das Privatleben ihrer Lehrkräfte aus. Deshalb präferiere ich den Staat als Dienstherren.

Thomas
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dietmar

Wer um eine eventuelle Kündigung Sorge hat, sollte an seinem eigenen Leistungsportfolio arbeiten. In einer Zeit, in der Lehrer Mangelware sind, braucht eine leistungsorientierte und -willige Lehrkraft keine Sorge um eine Kündigung zu haben.
Dieses Argument ist nicht durch gerechtfertigt.

Haben Sie diese im zweiten Teil Ihres Beitrags stehenden Einschränkungen überhaupt überprüft, oder leben Sie mit liebgewordenen Vorureteilen?
Ich selbst bin Vorstand in einer Bekenntnisschule. Solche archaischen Verhaltensweisen kenne ich von keiner Bekenntnisschule.

PrivateFreiheit
1 Jahr zuvor
Antwortet  Thomas

Mir persönlich ist genau das passiert. Ich habe damals an einer katholischen Schule unterrichtet und bin aus der Kirche ausgetreten. Plötzlich wurde ich zur obersten „Chefetage“ nach Köln bestellt, jemanden mit dem ich sonst gar nichts zu tun hatte. Weil ich die Lunte gerochen hatte, bin ich schnell beim Bonner Kirchenpavillion wieder in die Kirche eingetreten – ein vorläufiger Eintritt, der später durch die Gemeinde noch bestätigt werden musste. Für diesen Eintritt habe ich eine schriftliche Bestätigung erhalten. Als ich diese Bestätigung der „Chefetage“ vorzeigte, wurde mir mitgeteilt, dass man mir ansonsten fristlos mein beamtenähnliches Arbeitsverhältnis gekündigt hätte.

Im Anschluss daran habe ich mich wegbeworben und bin regulärer Beamter geworden. Ich würde nie wieder freiwillig an eine Privatschule zurück wechseln.

Dietmar
1 Jahr zuvor
Antwortet  Thomas

Der Hinweis darauf, an seinem Leistungsportfolio zu arbeiten, ist wirklich mehr als überflüssig. Die meisten Lehrkräfte haben es am eigenen Leibe erfahren oder bei Kolleginnen und Kollegen gesehen, wie schwer es mit einer bestimmten Fächerkombination ist, an einer Schule an einem bestimmten Ort zu landen. Ich kenne Leute, die so große Schwierigkeiten damit hatten, dass sie heute jeden Morgen eine Stunde mit Auto zur Arbeit fahren müssen.

Lieber Thomas, es ist nicht an Ihnen Argumente für gerechtfertigt zu halten oder nicht. Sie scheinen keine Lehrkraft zu sein und sollten sich vielleicht besser mal vorher über die Dinge informieren, über die Sie hier schreiben.

Das gilt auch für den „zweiten“ Teil meines Beitrags. Regelmäßige Zeitungsleser oder Nachrichtenschauer kennen solche Fälle nämlich. Hier ein Beispiel, das bundesweit durch die Presse ging:
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-09/kirchliches-arbeitsrecht-homosexualitaet-schule-muensterland-lehrer-ausschluss?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.de%2F
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/queerspiegel/weil-er-seinen-partner-heiraten-wollte-katholisches-gymnasium-wirft-schwulen-lehrer-raus/23116386.html
https://www.spiegel.de/karriere/borken-katholisches-gymnasium-schmeisst-homosexuellen-lehrer-raus-a-1230021.html

Kirchenaustritt
1 Jahr zuvor
Antwortet  Thomas

Nix archaisch: Kirche darf Mitarbeiter wegen Kirchenaustritt kündigen: https://www.derwesten.de/politik/kirche-darf-mitarbeiter-wegen-kirchenaustritt-kuendigen-id7881715.html

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dietmar

Sehr pauschal…
Einen besonderen Kündigungsschutz haben viele staatlich angestellten! LuL auch nicht. (Siehe Kündigungen vor Sommerferien – das kann sich eine Privatschule oft gar nicht Leisten, sonst wären viele LuL einfach mal weg…Ist irgendwo eine Wertschätzung)
In Mangelzeiten mache ich mir auch keine Sorge um eine Kündigung. Wenn man seinen Job ordentlich macht – warum sollte man dann gekündigt werden? Und sogar wenn … Andere Schulen suchen ebenfalls.
Auf Grund der Verbeamtung halten sich auch einige LuL am staatlichen Schulsystem fest, welche sich sonst evtl. eine Alternative (welche auch immer) suchen würden. (Berichte und Bedenken/Nachdenken darüber gibt es dazu einige – findet man online und in vielen persönlichen Gesprächen)
Das Problem ist oftmals eher eine falsche Erwartunghaltung und v. A. die (zum Teil) deutlich schlechtere Bezahlung.

Das mit den „konfessionellen Bedingungen“ gilt aber doch auch für viele Religionslehrer/innen? Dort läuft so einiges anders … Schon das Studium und das Referendariat (dort mischt die Kirche nicht gerade wenig mit) – das gibt es daher auch verstaatlicht … Diejenigen, welche das studieren sollten das halt eben auch wissen. (Auch wenn ich das als nicht gut empfinde – Staat und Kirche sollte getrennt werden -> Insbesondere an (öffentlichen) Schulen)

Wie üben private Arbeitgeber mehr Druck aus? Haben Sie dort (nicht-konfessionelle) Beispiele?
Meiner persönlichen Empfindung nach übte „der Staat“ bzw. das Referendariat (Regelschule) deutlich mehr Druck auf mein Privatleben aus, als mein jetziger privater Arbeitgeber.
Aber das mag auch ein Einzelfall sein. Wenn Sie das so generelisieren, dann muss ich wohl anders sein. 😉

Last edited 1 Jahr zuvor by Bla
Megalodon
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

An der Privatschule, an der ich arbeitete, erfuhren die Kollegen, die noch nicht festangestellt waren, immer erst am letzten Tag des Schuljahres, ob sie weiterbeschäftigt werden oder nicht. Manche auch nicht. Aber auch als festangestellter Lehrer warst du jederzeit kündbar. Es mussten ja nur die Fristen bzw. Vertragsvereinbarungen eingehalten werden. Die konnten für dich als Lehrer wiederum bedeuten, dass du nicht innerhalb eines Schuljahres kündigen darfst.

Natürlich sind diese Regelungen aus Arbeitgebersicht durchaus verständlich.

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Megalodon

Ist auch kein Widerspruch.
Natürlich kann man gekündigt werden. Dann muss es der Privatschule aber schon seehr gut gehen, wenn die das mit den LuLs machen kann oder sie haben eine unglaublich schlechte Personalabteilung.
Das mit dem Kündigungsrecht ist halt so bei Angestellten. Das ist überall so … Können sich nur viele Schulen aufgrund des immensen Lehrermangels momentan nicht leisten.

Bei der Privatschule, an welcher ich arbeite ist das grundlegend bspw. anders. Dort wusste ich von Beginn an, unter welchen Bedingungen ich angestellt bin.
Daher ist das für mich weniger Druck momentan, als an meiner alten Schule. Ist halt vllt. subjektiv/fallabhängig.

Aber ja, dort können die Privatschulen natürlich Druck ausüben. Wenn sie ein solches Personalmanagement betreiben … Ob ich dann dort arbeiten würde, wenn ich das wüsste – keine Ahnung. Dafür gibt es meiner Meinung nach in meiner Region zu viele Alternativen. Das ist es mit der Wertschätzung, die ich meinte.

Gregor
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

Das Risiko gekündigt zu werden, hat ein Beamter nicht. Sicher ist sicher. Deshalb bin ich gerne beim Staat.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gregor

Das Problem liegt an anderer Stelle. Beamte, die aus disziplinarischen oder anderen Gründen aus dem beamtenverhältnis entlassen werden, verlieren die Hälfte ihrer Ansprüche aus der gesetzlichen Rentenversicherung, da der Dienstherr als ehemaliger Arbeitgeber ja nur den AG-Anteil in die GRV nachzahlt. Den AN-Anteil hat der Beamte im aktiven Dienst aber nie mit der Besoldung erhalten und kann ihn deshalb nur in Ausnahmefällen nachträglich entrichten.

Gudrun
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

Die Mehrheit der LuL an öffentlichen Schulen sind Beamte. Die Mehrheit der LuL an privaten Einrichtungen sind Angestellte. Angestellte sind im Arbeitsrecht deutlich anders gestellt als Beamte: Sie haben einen schlechteren Kündigungsschutz, sind idR gesetzlich krankenversichert, bekommen eine Rente, die deutlich geringer ausfällt, als eine Pension eines Kollegen/einer Kollegin usw. usw. usw.

Sie, Bla, unternehmen immer wieder den impliziten Versuch, die Rechtsstellung eines Angestellten zur Normalität zu erklären. Doch das ist falsch. Die überwiegende Mehrheit der Lehrkräfte sind Beamte. Das ist die Normalität.

Selbst Berlin hat mittlerweile verstanden, dass viele qualifizierte Lehrkräfte keine Anstellung suchen und eher ihre Heimat verlassen als sich unter Wert zu verkaufen. U.a. deshalb verbeamtet Berlin seine Lehrkräfte jetzt wieder.

Dietmar
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

Das ehemals katholische Gymnasium Nonnenwerth schließt und entlässt seine LuL. News4teachers fragt: Steckt hinter der Schließung des Gymnasiums Nonnenwerth ein Immobiliengeschäft?
Quelle: https://www.news4teachers.de/2021/11/steckt-hinter-der-schliessung-des-gymnasiums-nonnenwerth-ein-immobiliengeschaeft/

Achin
1 Jahr zuvor

Es wäre redlich, wenn Frau Radausch ihre Aussagen in einer seriösen Fachpublikation wie dieser mit Belegen untermauerte:

„Und auch die Ergebnisse der PISA-Studien zeigen, dass viele reformpädagogische Ansätze zu besseren Ergebnissen bei weniger Leistungsdruck führen.

Hier bitten bestimmt nicht nur Carsten60 und ich um Konkretisierung: Welche „PISA-Studien“ im Plural (Fächer und Jahre)? Zahlreiche „reformpädagogische Ansätze“, welche namentlich? Kann ein „Ansatz“ überhaupt alleine „zu besseren Ergebnissen“ führen, das widerspräche der Hattie-Studie? Was bedeutet „weniger Leistungsdruck“ konkret?

„Klischees und Vorurteile über „Schulen für Reiche“ sind faktisch keine solche. Privatschulen sind nicht gesellschaftlich repäsentativ, sie werben sogar sehr häufig mehr oder weniger subtil mit Ungleichheit. Zu diesem Kontext gibt es diverse Studien und auch eine Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes (2020):

„Die Daten aus der Einkommensteuerstatistik legen einen Zusammenhang von Einkommen und Privatschulneigung nahe. Die Neigung, Kinder zu einer kostenpflichtigen Privatschule zu schicken, nimmt mit dem Einkommen der Eltern zu. Rund 13,2 % der Kinder von Steuerpflichtigen 6 mit einem Jahreseinkommen zwischen 250 000 und einer Million Euro besuchten eine kostenpflichtige Schule und gaben dies in der Steuererklärung für 2016 an. Bei den „Einkommensmillionären“ waren es sogar 18,7 %. Haushalte mit einem jährlichen Einkommen bis unter 50 000 Euro gaben für 3,6 % der Kinder Schulgeld in der Steuererklärung an. 7 Die Daten der Lohn- und Einkommensteuerstatistik belegen darüber hinaus, dass „Besserverdienende“ im Durchschnitt mehr Geld für den Privatschulbesuch bezahlen. Lag das Einkommen zwischen 100 000 und 125 000 Euro im Jahr, betrug das in der Steuererklärung angegebene mittlere jährliche Schulgeld 2 000 Euro. Verdiente ein Steuerpflichtiger mehr als eine Million Euro, betrug es sogar 7 800 Euro je Kind.“

https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung-Kultur/Schulen/Publikationen/Downloads-Schulen/privatschulen-deutschland-dossier-2020.pdf;jsessionid=185A90067CE3938907FB33A9D56FC4E6.live742?__blob=publicationFile (Seite 14)

Es ist gut, eine breitgefächerte Diskussion zu führen, Argumente sollten aber mehr als Schlagworte beinhalten.

Bauklötzchen
1 Jahr zuvor

Dass wir Lehrer an staatlichen Schulen bessere Leistungen erbringen zeigt sich doch schon ganz klar daran, dass wir Beamte sind. Deshalb verdienen wir auch mehr Geld, denn wir sind eine Leistungsgesellschaft, wer bringt, bekommt auch mehr…

Katinka
1 Jahr zuvor

Von KollegInnen, die vorher mal an einer Privatschule unterrichtet haben, habe ich mehrfach gehört, wie es dort ablaufen kann: wenn die gegebenen Noten nicht genehm sind, wird von Elternseite und sogar von der Schulleitung Druck ausgeübt, schließlich zahlt man ja Schulgeld. Dann hat ein Kind eine 2 in Mathe, obwohl es eigentlich eine 3er oder 4er-Leistung erbracht hat. Wozu soll das gut sein?

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Katinka

Das ist die Vorstellung, die Schule sei ein Dienstleistungsbetrieb. Für mehr Geld müsse man schließlich auch eine bessere Dienstleistung bekommen, so wie etwa beim Friseur. Das gilt auch für private Hochschulen. Das ist die Kehrseite der Privatisierung.

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Katinka

Ich glaube der Trend geht generell gesellschaftlich in diese Richtung?
Das hört man doch auch von vielen staatlichen Schulen, dass dort die Bewertungen sich geändert haben.
Wenige haben Lust auf Druck und Klagen und Diskussionen wegen den Noten. Auch politisch natürlich durchaus gewollt, wenn nicht alle durchfallen.
Bei Privatschulen ist das nochmal extremer denke ich. Ist halt dann nochmal ein anderes Elternclientel (und SuS-Clientel).