Müssen Milliardäre jetzt für bessere Bildung sorgen? Land (Hessen) lässt sich Förderung begabter Grundschüler sponsern

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WIESBADEN. Das Land Hessen und die Hector Stiftung II – benannt nach ihrem Gründer, dem Software-Milliardär Hans-Werner Hector – haben eine langjährige Kooperationsvereinbarung zur Zusammenarbeit in der Begabtenförderung für Grundschulkinder geschlossen. Hierbei geht es um die gezielte Unterstützung besonders leistungsfähiger Kinder der Jahrgangsstufen zwei bis vier. Kultusminister Lorz (CDU) meint: „Mit diesem einzigartigen Programm können wir unsere jungen Talente noch früher und umfangreicher fördern.“ Das wirft die Frage auf: Müssen Sponsoren jetzt für eine bessere Bildung in Deutschland sorgen?

Müssen die Reichen in Deutschland jetzt mit Charity-Projekten dafür sorgen, dass die Bildung in Deutschland endlich besser wird? Foto: Shutterstock

Im Zentrum des hessischen Projekts stehen die sogenannten Hector Kinderakademien, von denen nun landesweit rund 100 entstehen sollen. Rund zehn Prozent aller jungen Schülerinnen und Schüler in den vorgesehenen Altersgruppen, die über ein hohes kognitives Potenzial und eine hohe Motivation verfügen, werden die besonderen Förderkurse besuchen können. Die übrigen Kinder gucken in die Röhre – für sie bleibt alles beim Alten, einschließlich Unterrichtsausfall und Lehrkräftemangel.

Die Vereinbarung ist für eine Laufzeit von zehn Jahren geschlossen worden. Die Stiftung will in dieser Zeit rund 20 Millionen Euro investieren – Geld, welches das Land offenbar nicht für Fördermaßnahmen an Schulen ausgeben möchte. „Ich freue mich sehr und bin dankbar über das Engagement der Hector Stiftung. Mit diesem einzigartigen Programm können wir unsere jungen Talente noch früher und umfangreicher fördern sowie deren individuellen Bedürfnissen in der Bildung gerecht werden “, sagt Hessens Kultusminister Alexander Lorz.

„Die Kinder werden von ihren Lehrerinnen und Lehrern für die Teilnahme an der Hector Kinderakademien empfohlen“

„Die Hector Kinderakademien haben sich zu einem Leuchtturmprojekt entwickelt, woraus unser Wunsch entstanden ist, über Baden-Württemberg hinaus, begabten und hochbegabten Kindern ein Förderangebot zu machen. Umso mehr freuen wir uns, dass nach konstruktiven Gesprächen im Hessischen Kultusministerium jetzt ein Kooperationsvertrag über die Errichtung und Implementierung der Kinderakademien in Hessen unterzeichnet werden konnte. Wir freuen uns sehr auf eine gute Zusammenarbeit“, sagt Hans-Werner Hector, der Gründer der Stiftung. Hektor ist einer der Gründer des Softwareunternehmens SAP. Er gilt als einer der reichsten Menschen Deutschlands.

Die Kinderakademien unterstützen besonders begabte und hochbegabte Kinder in Kursangeboten außerhalb des Unterrichts – allerdings durch Zutun des Staates: „Die Kinder werden von ihren Lehrerinnen und Lehrern für die Teilnahme an der Hector Kinderakademien empfohlen. Sind die Kinder einmal nominiert, können sie in der Regel bis zum Ende der vierten Klasse das Angebot der Hector Kinderakademien nutzen. Die Hector Kinderakademien und die Staatlichen Schulämter beraten und unterstützen die Schulen dabei, besonders begabte und hochbegabte Kinder zu entdecken, denn nicht immer spiegelt sich eine Hochbegabung in den Schulleistungen wider (sogenannte Underachiever). Schulen können zudem das Angebot der Schulpsychologischen Beratungsstellen nutzen“, so heißt es beim baden-württembergischen Kultusministerium.

Die Idee der Kinderakademien wurde im Jahr 2010 von der Hector Stiftung in Baden-Württemberg ins Leben gerufen, wo bereits in 68 Einrichtungen rund 23.000 Kinder über ein freiwilliges, zusätzliches Angebot gefördert werden. Das Kultusministerium hat sich verpflichtet, die Arbeit der Akademien zu koordinieren und administrative Unterstützung zu leisten. Das Land stellt darüber hinaus Anrechnungsstunden für die beteiligten Lehrkräfte zur Verfügung – die dann den Regelschulen fehlen.

Die Kurse sind auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler zugeschnitten und gehen über den regulären Unterrichtsstoff der Grundschule hinaus, wie es heißt. Sie bieten als Erweiterung des Ganztagesangebots Kurse zur Förderung in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) sowie im sprachlichen und künstlerisch-ästhetischen Bereich an. Darüber hinaus sollen die Kinder zu selbstständigem und entdeckendem Arbeiten angeregt und ihre Sozialkompetenz gefördert werden. „Das Programm möchte begabte Kinder und Jugendliche miteinander in Kontakt bringen und deren Interessen und Kenntnisse erweitern“, heißt es.

Bleibt eine Frage: Wer unterrichtet die Kinder denn eigentlich dort? In den Grundschulen herrscht doch Lehrermangel…

Wissenschaftlich begleitet wird das Programm vom Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation in Frankfurt sowie dem Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung in Tübingen. Nach einer Übergangsphase zur Vorbereitung werden vom zweiten Halbjahr des kommenden Schuljahres an in Hessen schrittweise die ersten Kinderakademien in allen 15 Schulamtsbezirken zugelassen.

Bleibt eine Frage: Wer unterrichtet die Kinder denn eigentlich dort? In Hessen herrscht doch – wie in den anderen Bundesländern auch – Lehrkräftemangel insbesondere in den Grundschulen, wie Lorz bereits 2019 eingeräumt hatte („Also wir haben eine angespannte Situation. Wir stellen jede Grundschullehrerin und jeden Grundschullehrer ein, die wir finden können“).

Das baden-württembergische Kultusministerium erklärt dazu: „Die Kurse an den Hector Kinderakademien werden von internen oder externen Dozentinnen und Dozenten durchgeführt. Interne Dozentinnen und Dozenten sind Lehrkräfte von Grund-, Haupt-, Werkreal-, Realschulen, Gemeinschaftsschulen und Gymnasien. Externe Dozentinnen und Dozenten sind alle Personen, deren Vergütung auf Honorarbasis erfolgt. Die Geschäftsführung ist für die Gewinnung der Dozentinnen und Dozenten zuständig.“

Lehrkräfte, die an Regelschulen fehlen, unterrichten also an einer privaten Kinderakademie ausschließlich Hochbegabte? Das dürfte in so manchem Kollegium für Irritationen sorgen. News4teachers

Lehrermangel: Kultusministerin will schwangere Lehrerinnen trotz Corona-Risiko unterrichten lassen

 

 

 

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47 Kommentare
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Trollbuster
1 Jahr zuvor

Wir brauchen dringend eine Vermögenssteuer.

Max_Kleine
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trollbuster

Und wenn die eingeführt wird, dann wird es so enden, wie immer: bezahlen darf nur, wer zu arm ist dieses Land zu verlassen und so blöd war in seine (Aus-)Bildung Blut, Schweiss und Tränen investiert zu haben, also gelten dann schon die als reich, die als Facharbeiter bei VW malochen…kennt man ja schon vom Spitzensteuersatz…

Dass solche Forderungen bevorzugt aus dem Land der Leistungsfeindlichkeit kommt, tja, damit war zu rechnen…

Trollbuster
1 Jahr zuvor
Antwortet  Max_Kleine

Was ein Quatsch

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trollbuster

Der Mittelstand fängt ab 2500€ brutto im Monat an. Reich im Sinne von den oberen 10% fangen bei etwa 4000€ brutto im Monat sein. Von 4000€ brutto im Monat kann man heutzutage kein Haus mehr finanzieren, wenn man nicht vorher schon einige 100000€ selbst reingesteckt hat. Erklären Sie also bitte, warum Max_Kleine Quatsch geschrieben hat.

Last edited 1 Jahr zuvor by Georg
Trollbuster
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Weil eine Vermögenssteuer nicht bei 4000 Euro Brutto greifen würde. Bevor man sich hier zum Depp macht, sollte man sich lieber Mal informieren.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trollbuster

Woher wissen Sie das? Und wie verhindern Sie, dass die wirklich Reichen nicht auswandern?

Trollbuster
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Georg, wer ein bisschen die echten Nachrichten verfolgt und nicht nur auf YouTube, Facebook, Telegram, Reitschuster usw. seine Informationen generiert, der weiß das. Google hilft auch meistens. Aber das weißt du bestimmt schon, also Troll hier nur weiter und mach dich zum Horst.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Nur zur Erinnerung: Herr Beckenbauer ist längst steuerlich ein Österreicher, die Familie Quandt auch. Herr Hoeneß hat genau das versäumt, deshalb wurde er erwischt. Die Steueranwälte freuen sich schon auf neue Tätigkeitsfelder (sowas wie „Fachanwalt für Vermögenssteuervermeidung“).

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trollbuster

Vermögenssteuer: Dann erklären Sie doch mal, wie die Finanzämter die Vermögen der Superreichen genau beziffern sollen, wenn es jetzt schon größte Schwierigkeiten gibt, den russischen Oligarchen nachzuweisen, dass sie eine bestimmte Luxusyacht besitzen. Das gehört doch alles irgendwelchen Briefkastenfirmen mit Sitz in einem Steuerparadies, und von denen kann man keine Vermögenssteuer eintreiben.
Vermögenssteuerbescheide werden nur dazu führen, dass von den Superreichen dagegen endlos geklagt wird. Aber die Richter können das ja auch nicht besser als die Finanzämter. Und in der Zwischenzeit haben die Kläger dann ihren steuerlichen Wohnsitz verlegt. oder die Luxusyacht gehört inzwischen einem Strohmann, der nicht in Deutschland wohnt.
Was da zur Vermögenssteuer verzapft wird, ist meist schrecklich naiv. So stellt sich vielleicht Pippi Langstrumpf die Sache vor. Am Ende werden nur die Vermögen derjenigen besteuert, die sich nicht wehren können und keine cleveren Anwälte bezahlen können, z.B. einfache Leute, die ein Haus geerbt haben, das sie dann nicht selbst bewohnen. Das wird dann zum Immobilienspekulationsblasenpreis bewertet. Und die Sache wird horrende Bürokratiekosten verursachen, weil die Finanzämter bereits jetzt überlastet sind.

Realist
1 Jahr zuvor

Statt Vermögende angemessen zu besteuern, lässt man sich jetzt „sponsern“. Man könnte das auch als den direkten Weg in die Plutokratie auffassen… Auch das römische Reich war einmal eine Republik, bis die Kaiser an die Macht kamen…

lehrer002
1 Jahr zuvor

Das Geld sollte lieber in Schulbauten und Förderungen von Kinder in ärmeren Regionen der Erde fließen. In vielen afrikanischen Ländern kann der Großteil der Kinder immer noch keine Schule besuchen. Solche Förderprojekte könnte hingegen das hessische Kultusministerium selbst tragen. Oft wird vergessen, dass Deutschland und die deutschen Kinder, was Schule angeht, trotz der immer wieder (teils zurecht) geäußerten Kritik am Schulsystem vergleichsweise bereits sehr privilegiert sind.

Georg
1 Jahr zuvor

Vernünftig. Schließlich werden diese Kinder über ihre Sozialversicherungsbeiträge die Kosten mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit wieder reinholen als die am anderen Ende des Spektrums. Die Kosten pro Person werden auch deutlich geringer sein und die wirklich guten Kinder wurden bislang sträflich vernachlässigt. Die Lehrer kann man dafür nicht verantwortlich machen, weil die mit dem anderen Spektrum komplett ausgelastet sind. Wie so oft bekommen die die größte Aufmerksamkeit, die sie am wenigsten verdienen.

Last edited 1 Jahr zuvor by Georg
Trollbuster
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Wer als Lehrer ernsthaft glaubt, dass irgendwelche Kids die Aufmerksamkeit weniger verdient haben als andere, da kommt es mir hoch. Wie widerlich das ist!

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trollbuster

Gesundheit. Obwohl Sie genau wissen, was ich meine, schreibe ich es trotzdem:

Ich sehe mich als Lehrer am ehesten als Wissensvermittler und weniger als Sozialarbeiter oder Löwenbändiger. Die Schüler, die mich am meisten einbinden, tun das in den allermeisten Fällen nicht aufgrund von Wissensvermittlung, sondern aufgrund von sozialen Dingen. Die Schüler, die mich als Wissensvermittler brauchen könnten, werden dadurch gehemmt.

Trollbuster
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Das Gejammer ist ja elendig. Und macht es nicht besser. Wer als Lehrer nicht für alle Kinder da sein möchte, sollte sich einen anderen Beruf suchen.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trollbuster

Ich setze erst einmal voraus, dass sich meine Schüler auf ihren Hintern setzen und arbeiten wollen. Wer das selbst verschuldet nicht möchte, muss mit den Konsequenzen leben. Eine gewisse Bringschuld darf ich erwarten. Ende, keine weitere Diskussion.

Trollbuster
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Wenn man keine Argumente hat, beendet man einfach die Diskussion!? Wie lächerlich. Auch bei anderen Diskussionen kommt ja nichts mehr auf Nachfrage von dir, wenn deine gefühlten Wahrheiten nicht vom Gegenüber geschluckt werden und du sie belegen sollst. Peinlich!
Wie eindimensional kann man sein Georg? Die meisten Kids, die das nicht können, machen das eben nicht selbstverschuldet. Ich schäme mich sehr, mir sowas von einem Lehrer abhören zu müssen.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trollbuster

Oha, das Du schlägt wieder durch.

Im Ernst: Der überwiegende Teil der schlechten Noten ist der Arbeitseinstellung geschuldet. Danach kommt Überforderung mit der Schulform. Danach alles andere. Beim Punkt „alles andere“ helfe ich geduldig.

Trollbuster
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Pubertät noch nie gehört?
Wo sind die „sozialen Dinge“ denn jetzt hin? Es gibt übrigens nicht nur Gymnasien sondern auch andere Schulformen in diesem Land.
Wie immer wird’s nicht besser, je mehr man bei Georg nachfragt…

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trollbuster

Die Pubertät wirkt sich negativ auf die Arbeitseinstellung aus. Die „sozialen Dinge“ ebenfalls, verklausuliert in der Bildungsnähe bzw. -ferne. Die Schulform sollte im Idealfall anhand der kognitiven Fähigkeiten ausgewählt werden, die optimale Arbeitseinstellung vorausgesetzt. Sie sehen, dass ich durchaus alles berücksichtige.

Sie vermischen wieder eine ganze Menge oder lesen nur das, was Sie aus Ihrer Sicht negativ auswerten können.

Trollbuster
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Und mangelnde Arbeitseinstellung hat natürlich nie was mit dem Lehrer zu tun. Das alte Lied vom faulen und blöden Schüler. Schon schade, wenn man als Lehrer seine Kids nicht motivieren kann, ist man falsch in dem Beruf.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trollbuster

Ich gehe mal sehr weit auf Die zu und mache den Lehrer für 50% der schlechten Arbeitshaltung verantwortlich. Dass das bei vielen Schülern mit schlechter Arbeitshaltung bei so ziemlich jedem Lehrer außer Sport so ist, nehme ich auch hin, und komme sogar noch weiter auf Sie zu. Bleibt die zweite Hälfte, für die Sie bestimmt eine plausible Erklärung haben.

Trollbuster
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Pauschalisieren ist hier fehl am Platz. Leider wieder Mal ein Kommentar, dem man nicht klar entnehmen kann, was damit genau gemeint ist, außer, dass anscheinend der Sportlehrer richtig gut sein muss. Einfach den Mal fragen, wie es geht. Oder Fortbildungen und Weiterbildungen in Anspruch nehmen. Ist alles kein Hexenwerk. Du schaffst das Georg. Toi, toi, toi.

Honigkuchenpferd
1 Jahr zuvor

Hessen müsste sich nicht sponsern lassen, wenn es nicht Leute gäbe, die Millionen und Milliarden verdienen, während andere beim Jobcenter aufstocken müssen, um mit ihrem Verdienst über die Runden zu kommen.

In Deutschland zahlt (mehrt) ja sogar der Staat den Reichen die Profite aus Steuergeldern. Siehe „Tankrabatt“.

Marc
1 Jahr zuvor
Antwortet  Honigkuchenpferd

So blöd es klingt, aber auch reiche Menschen haben ein Anrecht auf eine faire Behandlung. Nach Willkür und Einkommen Preise festzusetzen, ist nunmal extrem grenzwertig. Niemand sollte 2,50 Euro für Benzin zahlen müssen, auch reiche Personen nicht. Der Tankrabatt ist an dieser Stelle eben fair, da er auch allen Personen zu Gute kommt.

Kathrin
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marc

Ich halte es da eher mit dem biblischen Gerechtigkeitsbegriff: Nicht alle kriegen das Gleiche, sondern jeder das, was er braucht.
Fair finde ich es auf jeden Fall nicht, dass Reiche immer reicher werden und Arme immer ärmer.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Kathrin

Indem man alle gleich arm macht, hat man also das Ziel erreicht?

Kathrin
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Wo genau ist der Zusammenhang zum Standpunkt: Es ist unfair, dass die Schere immer größer wird. Es beunruhigt mich, wenn A13+-Menschen so populistisch argumentieren. Wir Lehrer:innen sind von Armut weit entfernt, finde ich mit A12!

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Kathrin

Die Schere soll ja kleiner werden. Indem ich die Starken nicht so stark mache, wie sie könnten, sind sie näher an den Schwachen und damit sind alle gleicher. Das ist erheblich leichter umsetzbar, als alle gleich (tatsächlich) stark zu machen, weil das intrinsische Motivation, Ehrgeiz usw. voraussetzt und irgendwann an kognitiven Grenzen scheitern muss.

Analogie: Die Maoisten haben guten Klavierspielern die Finger gebrochen, damit alle gleich gut bzw. schlecht Klavier spielen können.

Trollbuster
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Das hat Kathrin doch überhaupt nicht geschrieben. Wie unterkomplex hier mittlerweile kommentiert wird ist schon erstaunlich.
Wozu brauchen Menschen denn so viel Geld, dass sie es im Leben nicht ausgeben können, wenn Zeitgleich andere nicht genug haben, um sich Essen zu kaufen?

marc
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trollbuster

Wieso „brauchen“? Selbst wenn sie es nicht brauchen. Es ist ihre gutes Recht so viel Geld zu besitzen wie sie möchten oder können. Und nur mal nebenbei, wäre das Geld anders verteilt, würde es grundlegende Probleme wie Hunger usw. kaum lösen. Die Preise würden nur umso stärker anziehen, da die allgemeine Kaufkraft gestiegen ist. Denn mehr Geld für alle Menschen bedeutet nicht auch mehr Ressourcen, die man sich damit kaufen kann.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trollbuster

Doch hat sie. Sie kritisiert, dass die Schere nach oben verringert werden muss. Bei der Schere nach ganz oben bin ich sogar bei ihr, bei jedem Jahresbruttoeinkommen unter 100000€ aber noch lange nicht.

marc
1 Jahr zuvor
Antwortet  Kathrin

Jeder was er braucht? Also wer sich anstrengt und etwas leistet bekommt nichts? Er braucht ja schließlich nichts……

Ne, da sehe ich den Gerechtigkeitsbegriff tatsächlich eher so, dass alle das Gleiche erhalten. Das ist wirklich fair.
Das ist auch so ein typisch deutsches Phänomen, dass man reiche Menschen besonders kritisch sieht und ihnen einfach nichts gönnt. Dabei sind es gerade reichere Menschen, die hier eben alles am laufen halten.

Dass reiche Menschen reicher werden und arme Menschen immer ärmer ist natürlich differenzierter zu betrachten. Natürlich haben es reichere Menschen mit viel Kapital leichter an der Börse zu spekulieren. Aber bei der Armut muss man auch schauen woher die eben kommt. Allein die Zuwanderung der letzten Jahre hat Schere nach unten stark erweitert. Durch die jahrelangen Negativzinsen konnte der Mittelstand keine nennenswerten Sparerträge erzielen. Inflation tut dazu noch ihr übriges. Mit den höchsten Steuersätzen und Energiekosten der Welt leidet eben auch die untere Mittelschicht.

Am Ende finde ich es daher immer schwierig wenn man jetzt reiche Leute in die Verantwortung nehmen möchte für politische Fehler aufzukommen. Wobei die Frage ja schon steht wer überhaupt reich ist. Für die Linken und Grünen ist man ja als Lehrkraft schon quasi reich. Ich finde anstatt sich dauernd zu überlegen wie man am besten umverteilen kann, sollte man eher dafür sorgen, dass sich Leistung wieder richtig lohnen kann.

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  marc

@Marc
Wenn die einen so reich sind, daß sie mit Yachten, die dreistellige Millionenbeträge kosten, über die Meere schippern und andere so arm, das sie in überfüllten Schlauchbooten aus ihren Heimatländern flüchten um dann im Mittelmeer zu ersaufen, solange das so ist auf der Welt – stimmt etwas ganz gewaltig nicht.

AusderPraxis
1 Jahr zuvor

Mal endlich an die begabten, motivierten Kinder zu denken, finde ich super!
Hätten wir so eine Förderung in SH könnte ich gleich 3 meiner Zweitklässler melden.

Bei weiteren 12 Kindern würden sich die Eltern wohl melden, da sie meinen ihre Kinder würden zu den „Underarchievern“ gehören….. Spoiler, ist nicht so!

In einer Gruppe mit hochmotivierten, hochbegabten SuS zu arbeiten, wäre auch ein Traum für mich als Lehrer! 24 Unterrichtsstunden im Schulalltag und 4 Stunden Begabtenförderung fände ich sehr zufriedenstellend!
Bevor ihr mich alle verteufelt: Ja, ich bin Lehrer. Ich liebe es, Kindern etwas beizubringen und auch mal mehr vermitteln zu können!

Kathrin
1 Jahr zuvor
Antwortet  AusderPraxis

Ich arbeite an einer Grundschule mit Sozialindex 5 und wir haben sehr viele leistungsschwache SuS, deshalb kann ich nachvollziehen, was Sie schreiben. Wobei Sie, vermute ich, eine ganz andere Schülerschaft haben. Manchmal wünschte ich es mir auf jeden Fall auch weniger mühsam und die Arbeit von deutlicherem Erfolg gekrönt…
Aber dass im reichen Deutschland immer mehr Stiftungen für adäquate Bildung sorgen müssen, finde ich skandalös. Das ist Aufgabe der Politik. Ich unterrichte in NRW, dem Bundesland, das pro Kopf am wenigsten für SuS ausgibt. Es ist eine Schande! In OWL profitieren wir z. B. von der Reinhard-Mohn-Stiftung, die anders als die Hector-Stiftung in Projekte und Schulentwicklungsmaßnahmen investiert, die leistungsschwache Kinder fördern sollen. Auch sehr wichtig! Vielen Dank dafür, aber eigentlich müsste sich das Land darum kümmern. Dass Mäzenatentum das gängige Prinzip wird, ist einer Demokratie nicht angemessen.

marc
1 Jahr zuvor
Antwortet  Kathrin

Da gebe ich Ihnen Recht. Bin auch an einer Schule mit Sozialindex 5. Wobei ich finde, dass wir eher ganz andere Probleme als Geld haben. Auch mit einem Millionenetat kann man gewisse Probleme nur schwer beseitigen.
Wir bräuchten gerade in Brennpunkten Klassenstärken von Maximal 15 Kindern, dazu für jedes Kind verpflichtende OGS bis 16 Uhr. Je weniger die zuhause in ihren Verhältnissen sind, desto besser. Denn leider merkt man sehr schnell dass man häufig gegen statt mit dem Elternhaus arbeitet.
Lustigerweise ist es in meiner Gegend eher umgekehrt. In den Brennpunkten laufen die Klassen durch die Zuwanderung in die Stadtbezirke voll und in den guten Gegenden freut man sich über kleine Klassen…..

AusderPraxis
1 Jahr zuvor
Antwortet  Kathrin

Ja, meine GS war einmal die Schule für Kinder aus den „Villenvierteln“. Viele Villen sind jetzt abgerissen und auf den riesigen Grundstücken sind ua Sozialwohnungen errichtet worden. Wir haben also inzwischen eine extrem gemischte Schülerschaft und das Gebäude ist längst viel zu klein geworden. Von einem Grundstück, von dem früher 2 Kinder kamen, kommen nun 20 Kinder….
Aber die Eltern der „Villenkinder“ waren auch nicht immer eine „Quelle der Freude“!
Trotzdem hat es mir viel gegeben, den vom Elternhaus sehr gut geförderten Kindern ( Kinderuni usw) gerecht zu werden! Besonders im Fach Sachunterricht!
Das fehlt jetzt halt, denn ich muss mich ja um die vielen Schwachen kümmern, die auf keinerlei Vorwissen zurückgreifen können!
Irgendwie habe ich das Gefühl, niemandem mehr wirklich gerecht werden zu können, trotz aller Mühe.

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor

Milliardäre sollten erstmal eine Vermögenssteuer zahlen, anstatt gönnerhaft und kleinteilig Leuchtturmprojekte zu fördern, die keiner braucht.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Milliardäre sollten angemessene Steuern zahlen. Dann könnt genug Geld in das Bildungssystem fließen um die Mängel zu beheben.

Der Zeitgeist ist aber so, dass wir den Milliardären die Steuern schenken.
Die spenden dann einen Bruchteil der gesparten Gelder.
Im Gegenzug bedanken wir uns dann für die Großzügigkeit und geben gleichzeitig privilegierten Privatpersonen einen unangemessenen Zugriff auf die Bildungspolitik.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor

Hochbegabung ist eine Behinderung/Beeinträchtigung (ich empfehle das Kinderbuch “ Alle behindert“, Überbehütung taucht auch auf 😉 ), denn sie hindert einen in entsprechenden Bereichen an ungehinderter Teilnahme in der Gesellschaft, bzw beeinträchtigt dies.

Oder wie es heute heißt: Man IST nicht behindert, sondern wird von Behinderung bedroht. Die Beeinträchtigung hindert einen, wodurch man be (oder ge-) hindert wird. Wäre die Gesellschaft/das Umfeld eine andere, so dass die entsprechende Eigenart einen nicht behindern würde,wäre man mit dieser Eigenart also nicht behindert. Somit ist also nicht das, was man selber ist, entscheidend, sondern inwiefern dies in die Gesellschaft/ das Umfeld passt. Trotzdem kann es auch sein, dass eine „passende“ Gesellschaft/Umfeld garnicht möglich wäre.

Hätten wir zB komplette Dunkelheit auf der Welt, wäre also ein Blinder nicht behindert. Überlebensfähig allerdings auch erstmal nicht, denn darauf müsste die Menschheit sich evolutionsmäßig erstmal einstellen. Auch einen IQ um 100 braucht ein Lebewesen nicht zwingend. Da wir evolutionsmäßig aber einen bestimmten, für uns sinnvollen Weg gegangen sind wird man durch eine Abweichung davon entsprechend behindert.

Gleichzeitig sind Abweichungen Naturgegeben und genauso Überlebenswichtig wie die „Norm“!

Verfährt eine Art nämlich nach Konzept A und dann verändert sich die Welt auf einmal, so dass Konzept A nicht mehr funktioniert, dann würde sie aussterben, wenn es keine passenden Abweichler gäbe. Dann überlebt die Art nur weil es einigen auch möglich ist nach Konzept B zu verfahren. Überlebt eine Art zB bei Temperaturen um 20 Grad und dann entwickeln sich auf der Welt aber Temperaturen um 50 Grad, dann sind es die Abweichler, die sogenannten „Unnormalen“ (das ist kein negativer Begriff!) , die den Fortbestand der Art sichern. Durch die neuen Gegebenheiten sind dann die Abweichler die „normalen“ und bilden die Mehrheit, die eben auf 50 Grad eingestellt ist und die sich entsprechend gut vermehren kann. Es ist also Überlebenswichtig, dass eine Mehrheit gut funktioniert bzw gut angepasst ist und genauso Überlebenswichtig, dass es Abweichungen gibt.

Diese Abweichungen werden von der Natur nicht nach Sinn und Plan eingesetzt, sondern es ist einfach naturgegeben, dass sie auftaucht – und das ist sinnvoll!

Deshalb braucht man auch nicht diskutieren, ob diese oder jene Abweichung jetzt gerade oder überhaupt irgendwann einmal einen Sinn macht!

Deshalb ist es auch konfus, Gespräche darüber zu führen, ob etwas mitunter „nicht normal“ ist oder gar „wofür das gut ist“, geschweige denn „ob das eine Daseinsberechtigung hat“!

Bei Hochbegabung denkt man zwanzig komplizierte Dinge auf einmal und sieht mitunter vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Genau wie bei anderen Beeinträchtigungen auch braucht es zum einen Möglichkeiten, auf dadurch entstehende Bedürfnisse einzugehen. Es braucht aber auch eine gegenteilige Therapie : In diesem Fall Ruhe, frische Luft, Sonne, Wald und Wiese, Kinder, die einen mit ihrer ganz einfachen Denkweise helfen, sich auf das wesentliche zu besinnen und vor allem eine ganz „normale“ Kindheit!

Viele Hochbegabte sind sehr unglücklich! Es liegt schon in ihrer Natur, weil sie so viel hinterfragen. Gerade deshalb „unbeschwerte Kindheit“!

Ich bezweifle, dass diese exkludierende Eliteförderung eine unbeschwerte Kindheit im Sinn hat. Auch bezweifle ich, dass man als Hochbegabte selektiert gut „Sozialverhalten“ üben kann. Heißt nicht, dass man nicht die Vorteile einer Behinderung nutzen soll, hat ja alles sein Gutes- aber bitte nicht AUSnutzen!

In diesem Fall ist mit der „Abweichung“ später viel Geld zu machen, also soll sich die Abweichung steigern und die Kinder zu hypermaschinellen Robotern werden,die sich gegenseitig hochschaukeln, indem sie unter sich bleiben und den ganzen Tag denken, denken und nochmal denken dürfen. Macht man das mit anderen Behinderungen auch? Ist also einer mit ADHS immer unter Strom und man könnte damit Strom erzeugen – ja, dann vermutlich würde man das auch machen.

Nee, besser keine extra Schule, eine AG für besondere Interessen reicht und ansonsten Licht und Luft und einfache Kinder!

AusderPraxis
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Liebe Indra,
diese Projekte sind doch nichts Anderes als eine AG, wenn auch durch Stiftungsgelder finanziert und entsprechend gut ausgestattet.
(Experimentier)Material, das sonst LK aus eigener Tasche bezahlen müssen, gesponsert zu bekommen, ist doch nicht verkehrt, oder?
Und eine fachliche Unterstützung wäre nur von Vorteil!

Eine Kontinuität solcher Projekte braucht auch immer jemanden, der sie bezahlt.
An Schulen sind inzwischen viele AGs, besonders alle diejenigen, die der Begabtenförderung dienen, eingestampft worden. Grund: Lehrermangel!

Das finde ich extrem schade, denn auch diese Kinder verdienen unsere Aufmerksamkeit!

Die Spanisch AG, die Chemie AG, die Weltall AG, die Kräuterkunde AG, die Theater AG, die Mathe AG, die Komponier AG, die Kunst AG …. Nichts davon kann mehr stattfinden, da alle Stunden mit DaZ besetzt werden müssen!
Natürlich muss „Deutsch als Zweitsprache“ besetzt werden, keine Frage!
Aber mir – und vielen Kindern – fehlen die anderen AGs, besonders da wir schon viel Zeit und Geld darin investiert hatten.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  AusderPraxis

Die genannten AGs und die Förderung Hochbegabter sind aber zwei Paar Schuhe. Bei uns (Dorf) gibt es Daz vormittags (6.Stunde an einem Tag in der GS, die Anderen haben an dem Tag nach der 5. frei oder Spielbetreuung) . Die AGs (darunter auch die Hälfte der von Ihnen genannten) gibt es nachmittags und dafür werden auch nicht umbedingt Lehrkräfte benötigt. Bei uns ist der Migrations Anteil in der GS etwa 20 %. An der OS daneben etwa 40 %. Deutsch können aber alle – Dorf eben. Für die I-kinder gibt es, soweit keine großen Krankheitsausfälle 5h pro Woche, für Hochbegabte gibt es auch was, bin da als Mutter aber nicht informiert. Auf jeden Fall gibt es auch die Matheolympiade, Lesewettbewerb.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  AusderPraxis

Man bedenke noch in Relation den Anteil Daz-Kinder, Förderkinder, I-Kinder, Haupt/Real/Gym Anwärter und Hochbegabte.

An unserer Grundschule mit etwa 150 Kindern müsste es etwa 25 Daz-Kinder, 40 Kinder mit Förderbedarf und davon etwa 3 mit geistiger Behinderung bzw IQ unter 70 geben. Hochbegabte ebenfalls nur 3 und diese haben unter anderem die Möglichkeit eine Klasse zu überspringen um gefördert zu werden. Auch gibt es sowohl einfachere Schulbücher für Förderkinder, sowie auch speziell gekennzeichnete Knobelaufgaben in den Schulbüchern für besonders leistungsstarke Kinder. Hinzu kommen später in der OS ja noch G und E Kurse und die Möglichkeit nach der 9 abzugeben, sowie nach der 10, sowie in der 10 an AGs teilzunehmen, die auf den Übergang zum Gymnasium helfen.

Alles in allem würde ich sagen, daß ist schon alles passend verteilt. Was dem Hochbegabten fehlt, fehlt dem GE – Kind aufgrund von Lehrkräftemangel genauso. Das die Auffälligen sowie die Königskinder alles aufsaugen ist ein anderes Thema und hängt nicht von Bildung und Sozialstatus ab – da schaue man sich zB mal die Kinder der reichen Waldorf Eltern an.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  AusderPraxis

Mein Sohn (überdurchschnittlich begabt aber nicht hochbegabt) hätte übrigens gerne in der GS eine WeltallAG gehabt. Nachdem ich ihm mit 9 Jahren erklärte, was „relativ“ bedeutet, brauchte er nur einen Blick auf das berühmte Bild mit der Person, die auf einem fahrenden Zug in die entgegengesetzte Richtung läuft zu werfen, um zu wissen, dass diese Person sich, wie er sagte „relativ fortbewegt“.

Meine geistig behinderte Tochter wiederum hätte in der GS gerne mehr Hilfe auf dem Schulhof gehabt. Denn sie war beliebt und die Anderen wollten sie durchaus dabei haben. Sie konnten meine Tochter nur oft nicht verstehen. Es entstanden also Missverständnisse, die sich vertieften und meine Tochter von den anderen Kindern abhängten.

Für meine Tochter bedeutete dies auf Freunde und Spielgefährten zu verzichten, was zum Glück durch den ehrenamtlichen Einsatz der Klassenlehrerin immer wieder erfolgreich aufgefangen wurde, indem sie meine Tochter integrierte.

Für meinen Sohn bedeutete es, sich Zuhause sein eigenes Sonnensystem zu basteln, sich ein Teleskop zu wünschen, Geckos und Blindschleichen zu fangen und zu beobachten. Kinder-Wissenssendungen aufzusaugen und die ganze Palette der „Es war einmal…“ – Serien auswendig zu können, incl aller Könige, Erfinder*innen, Eroberer, so dass er quasi den Geschichtsunterricht in der Schule auch ohne Lehrkraft könnte. Anderen erklären, dass Sterne Sonnen sind und was es so mit schwarzen Löchern auf sich hat. Dafür überall Bewunderung ernten, nicht zuletzt in der Schule und dann als 9.Klässler für die Hausaufgabenbetreuung der GS-Kinder eingesetzt werden. Gibt dann allein dafür auch wieder ein supi in Arbeits-und Sozialverhalten wegen der Vorbildfunktion an der OS und weil er die Kiddies an der GS so gut motiviert mit seiner eigenen Wissbegierde. Nach der 10 soll er dann aufs Gym gehen und dann kann er sich nochmal so richtig in „seine “ Themen reinknien.

Meine Tochter ist wiederum jetzt in der 5. Da ist vor allem wichtig, dass sie in der Pause mit wem gespielt hat. Das sie später im Bus oder im Supermarkt nicht angeblafft wird, weil sie mit dem Wechselgeld nicht klar kommt, denn da man ihr ihre Behinderung nicht ansieht, machen die Leute sie für Versagen verantwortlich – vor allem weil „Behinderte“ ihnen unbekannt sind. Da muss man sich auch Gedanken machen, wo sie bleibt, wenn man selber nicht mehr da ist und ob das in solchen Pflegeheimen überhaupt menschenwürdig genug zugeht, dass man sein Kind da später lassen möchte. Da weiß man als Mutter auch, dass das nicht irgendwer weit weg ist, wie Leute es bei Kindern in Afrika empfinden oder gar eine „Leere Menschenhülse“ wie Leute es heute noch heimlich, zumindest bei Schwerstbehinderten empfinden. Da weiß man als Mutter jetzt schon, dass das Kind immer Kind bleibt und später ohne Angehörige genauso leidet als würde es jetzt als Kind Vollwaise werden. Da weiß man, dass verwandte Nachkommen später keine Lust haben, nach einer alternden geistig behinderten Tante /Großcousine zu gucken. Da weiß man, dass im Falle von Krieg und Krise die Menschen mit Behinderung als erstes zu kurz kommen – wie auch schon bei Corona. Und wenn es richtig übel wird und alle selber um ihr Überleben kämpfen oder schnell ihre Autos volltanken und fliehen müssen, dann sind die Menschen mit Behinderung wieder da, wo sie früher waren….

Eins ist klar : Mein Sohn geht seinen Weg. Macht sein Abi wenn er will und kann. Besorgt sich sein nötiges Wissen – weiß sich zu helfen. Auch ohne Milliardäre, die AGs für Begabte stiften oder sogar ganze Schulen. Der braucht das nicht. Ist jetzt in der Oberschule in einer eher schwachen Klasse. Tut dieser Klasse gut. Tut ihm das wiederum nicht gut? Nö, der macht sein Abi so oder so. Und sollte auch bewusst erstmal Kind sein und nicht schon ab der 5. auf dem Gym büffeln.

potschemutschka
1 Jahr zuvor

?

Carsten60
1 Jahr zuvor

„Milliardäre sollen für bessere Bildung sorgen.“
Gute Idee, als erstes könnte man mal alle russischen Oligarchen zu einer Zwangsabgabe verpflichten, die zweckgebunden zur Unterstützung ukrainischer Flüchtlinge verwendet werden muss, speziell auch für den Unterricht der ukrainischen Kinder.