Städtetag fordert einen Ganztag, der tatsächlich Schule ist (nicht bloß Betreuung!)

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DÜSSELDORF. Die Städte brauchen schnell Geld und Planungssicherheit, um den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in Grundschulen umzusetzen. Außerdem wollen sie eine neue Balance zwischen Lernen und Betreuung: «Schule darf sich nicht mittags aus dem Staub machen», so fordern sie – in Nordrhein-Westfalen jedenfalls.

Der Ganztag ist personalintensiv, wenn er mehr als bloße Betreuung sein soll. Foto: Shutterstock

Der Städtetag fordert, den ab 2026 bundesweit greifenden Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder verbindlich im nordrhein-westfälischen Koalitionsvertrag zu verankern. Die Städte benötigten schnellstens Planungssicherheit, sagte der Geschäftsführer des Städtetags NRW, Helmut Dedy.

«Es muss jetzt begonnen werden, die Schulräume zu erweitern. Sonst kann der Rechtsanspruch im Jahr 2026 nicht erfüllt werden.» Für Investitionen in den Ganztag benötigten die Städte unbürokratisch Fördermittel von Land und Bund. «Um den Rechtsanspruch zu erfüllen, brauchen wir nach einer Schätzung des Deutschen Jugendinstituts rund 260.000 neue Betreuungsplätze in NRW», erläuterte Dedy. «Das ist ein gewaltiger Kraftakt für alle Beteiligten.»

Bundestag und Bundesrat hatten im vergangenen Jahr beschlossen, den Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz für Grundschulkinder ab 2026 stufenweise einzuführen. In NRW sind derzeit Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und Grünen in der Schlussphase.

Die bisherigen Strukturen von Unterricht am Vormittag und Betreuung am Nachmittag sollten aus Sicht des Städtetags aufgebrochen werden. «Schule darf sich nicht mittags aus dem Staub machen», unterstrich Dedy. «Schule muss aus einem Guss organisiert werden, mit pädagogischem Anspruch von Schulen und dem Angebot von Vereinen und Jugendhilfe.»

«In der Regel sollte es eine gute Mischung von Unterricht und aufgelockerten Angeboten am ganzen Tag geben»

In der Praxis sollten mit einem «rhythmisierten Ganztag» neue Wege gegangen werden, schlägt der Städtetag vor. «In der Regel sollte es eine gute Mischung von Unterricht und aufgelockerten Angeboten am ganzen Tag geben», forderte Dedy. Das werde den individuellen Bedürfnissen der Kinder besser gerecht. «Und wir tragen damit zu mehr Bildungsgerechtigkeit und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei.»

Für den Ganztagsrechtsanspruch müssten «neue Schulräume aus dem Boden gestampft werden», sagte Dedy. Außerdem seien viele weitere Fachkräfte nötig. Das Land habe aus Sicht der Städte die organisatorische, personelle und finanzielle Verantwortung zu übernehmen und klar definierte Qualitätsstandards zugrunde zu legen, sagte Dedy. Wichtige Grundlagen müssten bereits im Koalitionsvertrag verankert werden. Ganztagsbetreuung sei als Ganztagsbildung und -förderung im Schulgesetz der Länder zu verankern.

Hintergrund: Für Schulen sind die Länder verantwortlich, die wegen des Verbots von Schulgeld für echte Ganztagsschulen keine Elternbeiträge einsammeln dürften. Für Betreuungsangebote müssen hingegen die Kommunen sorgen – die sich allerdings zumindest einen Teil des Geldes dafür von den Eltern in Form von Beiträgen wiederholen können. Problem obendrauf: Es gibt derzeit weder genügend Lehrkräfte noch genügend ErzieherInnen auf dem Arbeitsmarkt, um einen Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz zu erfüllen. Die Kommunen plagt also offensichtlich die Sorge, mit Klagen von Eltern überzogen zu werden. News4teachers / mit Material der dpa

Kommender Rechtsanspruch: SPD warnt vor «Billig-Ganztag» in der Grundschule

 

 

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66 Kommentare
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Julia
1 Jahr zuvor

Na klar, 2 Fliegen mit 1 Klappe: Das Land zahlt und stellt den Hauptanteil des GTS- Personals (z. B. in Rlp, wo der Ganztag zum Großteil von Lehrkräften abgedeckt werden muss) und gleichzeitig zwingt man die Kinder in den Ganztag, weil ja nachmittags Unterricht ist.

Unglaublich frech ist die Formulierung von der sich „nachmittags aus dem Staub machenden Schule“.

Cornelia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Julia

Ja, diese Formulierung ist sehr frech.Ich glaube, viele Schüler würden sich gerne nachmittags aus dem Staub machen…….

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Cornelia

Viele SuS gehen ja morgens nicht mal mehr in den Staub.

Absentismus …. Nimmt zu.

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Julia

Kinder haben irgendwann auch nochmal ein Recht auf keine Schule.

Julia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Genau! 😉

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Bevor bei uns im Ort die Ganztagsschule etabliert wurde, gab es jahrelang eine freiwillige Initiative von Schule, Lehrern und Förderverein, um interessierten Schülern verlässliche Nachmittagsangebot wie Hausaufgabenhilfe, Werken usw. anzubieten. In jeder Klasse wurde dafür regelmäßig geworben. Und nun raten Sie mal, wie die Abstimmung mit den Füßen ausging?! Durchschnittlich 3 von 800 Schülern nutzte das Angebot. Das hielt übrigens Jahre später die Verfechter der Vollzeitbetreuung nicht davon ab, eine verbindliche Ganztagsschule zu etablieren. Frei nach dem Motto: Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt. Übrigens haben gleich mehrere damalige Initiatoren Karriere in Schulbehörden gemacht und gehören selbstverständlich weiter zu den Fürsprechern des gebundenen Ganztags.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Julia

Außerdem macht sich nicht „sie Schule aus dem Staub“, die ist ja noch da. Auch am Wochenende und in den Ferien.

Ich als Lehrkraft mache mich aus dem Staub, damit ich den aufwendigen, ansprechenden und herausfordernden, differenzierten Unterricht vorbereiten kann….

Und das ist auch gut so – nicht nur für die Vorbereitung, sondern auch für die Erholung. Allein der Über-Geräuschpegel ist Stress pur – auch ohne den Druck, dass außer Spiel, Spaß, Spannung und Erziehung ja auch noch etwas gelernt werden soll.

Helmut Dedy sollte aufhören zu fordern und sich erst einmal entschuldigen.

Julia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Herr Zwerg,
nun gehen Sie Herrn Dedy vollends auf den Leim. Natürlich ist die Assoziation des Lehrers, der sich aus dem Staub macht, die intendierte. Denn genau mit dieser Stimmungsmache wird wieder das Narrstiv bedient und der Imperativ formuliert.

Genau das will Herr Dedy, fordert er. Warum sollte er damit aufhören?

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Ich bin auch immer wieder erstaunt, wie und wann die Lehrer noch ihren Unterricht vorbereiten, wenn sie bis 16 Uhr in der Schule sind und an zwei Nachmittagen auch noch bis 19 Uhr Konferenzen haben. Irgendwie ahne ich da immer Schlimmstes, denn nach 8-10 Stunden braucht jeder mal Ende.

Markus
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Ist diese ganzen Konferenzen denn wirklich notwendig? Und wenn ja: ist der Modus wirklich effektiv und effizient? Vielleicht kann man da ansetzen.
Was mir auch einfällt ist eine Straffung der organisatorischen Aufgaben. Schullandheim planen kommt jedes Jahr in mehreren Klassen wieder. Die Zettel und Informationen, die aus der Schule kommen machen aber den Eindruck, als wäre das alles jedes mal wieder von vorne und komplett neu geplant worden. Zentral eine Packliste, zentral Verhaltensregeln, zentral die Anmeldung ablegen und zack 30 Minuten gespart…

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Julia

Warum den Halbtagsunterricht verpflichtend auf den ganzen Tag verteilen? Mir fallen folgende Begründen ein, die so aber nur selten benannt werden.

A: Wenn Kinder ganztags in der Schule sind, können beide Elternteile arbeiten. Insbesondere Frauen können als Arbeitsmarktreserve genutzt werden. Mehr Steuern, niedrigere Löhne des Einzelnen und weniger Familienbindungen sollten die Folge sein.

B: Ganztag ist ein Sozialisierungsmodell, mit dem sozial wackelige Heranwachsende von der Gruppe erzogen werden. Vermutlich sinnvoll für die Jugendlichen mit Defiziten, aber auch toll für Anna-Sophia?

C: Verpflichtende Gruppensozialisierung einer jungen Generation verspricht spätere Prägung. Über Ganztagsschulen oder alternativ verpflichtende Jugendorganisationen lassen sich später ganze Gesellschaften verändern.

D: Begrenzung der Individualität zugunsten der Gruppe. Vielleicht ist es ja auch gar nicht mehr gewünscht, dass Anna-Sophia nachmittags reitet und zum Ballett geht. Jetzt belegt sie Berufsvorbereitung in der Computer-AG. Auf jeden Fall braucht sie ihre früher erworbene Eigenorganisation und Selbständigkeit nicht mehr sonderlich, sondern geht jetzt didaktisch sauber vorgeebnete Wege. 14:30 – 16 Uhr: Wir bauen ein Insektenhotel.

Einer
1 Jahr zuvor

260.000 Betreungspläze, die selbstverständlich fast nichts kosten dürfen! Vielleicht könnte man von den „Kindergartentanten“ welche zwischen die Schulstunden packen und so, mit etwas basteln, turnen und singen, den Schultag strecken? Ist der Vorschlag schon auf dem Absuditätsniveau eines Politikers?

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Einer

In Sachsen-Anhalt – das muss man ehrlicherweise auch loben – gibt es eine bereits jetzt schon flächendeckend von Eltern genutztes Ganztagsbetreuung. Mit den guten alten Schulhorten. Es heißt aber auch: Schule endet irgendwann und dann dürfen die Kinder eben auch spielen (nach der Hausaufgabenbetreuung).

AusderPraxis
1 Jahr zuvor

In SH haben wir die Offenen Ganztagsschulen, die von den arbeitenden Eltern bezahlt werden, je nachdem, wie lange das Angebot in Anspruch genommen werden muss. Die SuS halten sich auch nachmittags in den Klassenräumen oder auf dem Schulhof auf. Wenn möglich gibt es auch AGs. Ansonsten wird beaufsichtigt.

In Hamburg gibt es die Teilgebundene Ganztagsschule, bei der auch am Nachmittag einige Fächer durch die LuL unterrichtet werden und die deshalb nicht bezahlt werden muss.
Damit das klappt, werden die Unterrichtsstunden am Vormittag reduziert und in den Nachmittag verlagert. Also Mathe- oder Deutschstunden erst um 15 Uhr! Die meisten Grundschüler sind dann schon im „Freizeitmodus“. Aber „who cares“! Die Kinder sollen sich halt anpassen! Die Schule dann erst um 9 Uhr starten zu lassen, wie z.B. in den USA, passt nicht zu den Elternarbeitszeiten.

Es ist auch wichtig, dass ALLE Kinder im Ganztag sind und nicht einige einfach mittags nach Hause gehen dürfen und dann ihren Interessen in der Familie, mit Freunden, Vereinen, Mal- und Balettschulen, Ponyhöfen, Klavierstunden usw. nachgehen können, denn das würde einige Kinder unverhältnismäßig bevorzugen!

In der Offenen Ganztagsschule zahlt das Sozialamt übrigens den Beitrag für viele Familien und das ist gut so! Einige Kinder werden zu Hause nicht gut gefördert!
In Hamburg muss ich mein Kind auf eine Privatschule schicken, wenn ich mich selbst darum kümmern möchte!

Julia
1 Jahr zuvor
Antwortet  AusderPraxis

Nein, es ist NICHT wichtig oder gar richtig, dass alle Kinder im Ganztag sind. Wenn sich eine Familie kümmert- ihr ureigenes Recht und Pflicht- die andere aber nicht, KANN die Schule das nicht völlig nivellieren. Es gibt Unterschiede, in Begabungen und in Chancen. Das muss in gewisser Ausprägung auch akzeptiert werden.

Mama hoch 3
1 Jahr zuvor
Antwortet  Julia

Ich sehe das auch so. Ich habe Kinder bekommen, weil ich mich um sie kümmern und sie selber erziehen möchte. Außerdem merke ich, dass es für meine Kids nach der Schule wichtig ist, etwas Ruhe zu haben und zeit für sich, bevor es am Nachmittag zum Sport zur Musikschule oder zum Treffen mit Freunden geht. Ich finde es auch gut, dass die Kinder Kontakt außerhalb ihrer Schule haben und durch den Sportverein und andere Aktivitäten Kinder aus anderen Stadtteilen kennen und so mal über den Tellerrand schauen.
Ich dachte, wir leben in einem Land in dem Diversität völlig in Ordnung ist. Kinder sind unterschiedlich, Familienmodell sind verschieden, also braucht es auch verschiedene Konzepte und es wäre ein großer Fehler alle in den Ganztag zu zwingen. Man kann nicht für alle die gleichen Voraussetzungen schaffen. Jede Schwangerschaft und Geburt ist schon unterschiedlich, die Familienkonstellationen , die Wohnsituation, das Geld,… so vieles ist unterschiedlich. Es ist schade, dass sich gerade darauf konzentriert wird, alles möglichst gleich zu machen. Es wäre viel besser sich darauf zu konzentrieren für das einzelne Kind eine gute Option zu finden. Das kann bei dem einen der Ganztag sein, bei einem anderen nur Vormittags Schule und ein dritter würde vielleicht sogar im Homeschooling besser lernen. Schade, dass nicht das Wohl der Kinder bei solchen Überlegungen im Mittelpunkt steht.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  AusderPraxis

Und ganz nebenbei werden private Musiklehrer, Vereine, Reithöfe ect arbeitslos! Man könnte sie nun bei den Schulen anstellen. Dann ist das Einkommen aber noch schlechter als vorher. Die Qualität mies, weil es gleichzeitig um Zwangsbetreuung und Massenverwahrung geht und der Weg zum Amt (als Aufstockerin) unumgehbar. Als Aufstockerin beim Amt ist wiederum egal, wieviel man verdient, es wird verrechnet und kommt immer auf das selbe raus. Egal ob man 4 oder 40 h arbeitet. Man hat gleich viel Geld und wird in der Gesellschaft als H4-Empfänger verachtet.

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Es geht hier in erster Linie darum, die sozial Benachteiligten Großstadtkinder „von der Straße wegzuhalten“. Sie hätten sowieso nie die Chance, einen Reiterhof zu besuchen. Sie sollen so lange wie möglich in der Schule verwahrt werden, dann ist alles gut! 😉

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  AusderPraxis

Ganz genau.

Bei uns an der GemSchule – auch SH – stand vor Jahren die Frage nach eine offenen Ganztagsschule im Raum.

Und da gab es doch tatsächlich Eltern, die komplett dagegen waren, weil sie ihre Kinder sehen wollten!

Es gibt zum Glück auch heute noch viele davon. Sie wollen ihre Kids nicht abschieben (müssen), sondern mit ihnen was erleben.

Ansonsten schlage ich eine ganz andere Variante vor, Herr Dely – Frauen kriegen Kinder.
Sofort wegnehmen und in staatliche unterversorgte Obhut geben.

Internate sind doch auch gut – Kids 24/7 weg von den Erzeugern. Da lernen auch Einzelkinder Sozialkompetenz.

Ist mir unklar, wie man bei Grundschülern auf solche Ideen kommen kann!

Wenn da man keine finanziellen Argumente dahinterstecken ….

Ironieinside – Wut und Unverständnis aber auch.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor

Total falscher Ansatz. Nachmittags eine Doppelstunde Mathe, Deutsch, Englisch … ist verschenkte Zeit. Das Suppenkoma schlägt voll zu. Besser Vereine, FWFeuerwehr, Musikschule o.ä. in die Schulen holen.
Ich arbeite seit über 20 Jahren an gebundenen GTS und weiß, dass nachmittags nicht viel rumlommt.

Maike
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Na dann schauen Sie mal nach Stuttgart, nachmittags kommt schon viel rum, kostet halt. Aber Stuttgart investiert auch ordentlich Geld.

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

V.a. muss man auch eines bedenken – nämlich dass Vereine ganz oft gar kein Interesse haben, sich in einem schulischen Rahmen den Ordnungs- und Verwaltungsbedingungen und – aufgaben zu unterwerfen … SL und Koordinatorinnen, die sich mit ihren Vorstellungen, wie so eine Arbeit auszusehen hat, ständig einmischen und zeitgleich die eigentliche Klientel der Vereine abgraben, weil die SuS dann im Nachmittag nicht mehr zum Vereinssport erscheinen.

Das ewige Thema bei dem leidigen Ganztag:
Wenn die Kids dann gegen 17 Uhr endlich nach Hause kommen werden viele von ihnen nicht mehr zum Trainig in ihren Sportverein gehen.
Warum sollten die Vereine sich ihre eigene Klientel abgraben und dazu noch ihre Gestaltungsfreiheit aufgeben und ungeliebte Bedingungen erfüllen.

Alles – wie immer – nicht zuende gedacht.
„Idiots at work!“

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Und in der Schule müssen die Eltern für das Hobby nichts zahlen, weshalb das dann alle machen und man kaum was dran verdient – auch weil die Zeit begrenzt ist (14-15.30 Uhr) und die nächste Schule nicht nebenan ist. Man lässt sich also die Klientel wegnehmen um dann unter schlechteren Bedingungen und für weniger Geld dasselbe in der Schule zu machen. So funktioniert unsere pseudo – “ Emanzipation“.

Im Grunde braucht jedes Kind einen, der bereit ist, wenig zu verdienen. Wenn beide Eltern arbeiten braucht es die Großeltern, die es bei Unfällen, Magen-Darm und Läusealarm um 10 Uhr vom Kiga abholen und morgens um sechs schon die Kinder nehmen, weil die Eltern da schon los müssen. Das sind dann die ehrenamtlichen Großeltern. Oder es schränkt sich ein Elternteil ein, wenn man nicht einen Dreijährigen mit Fieber morgens vor sechs Uhr zum Kiga bringen will. Oder nachts, falls man Krankenschwester ist und Nachtschicht hat…

Ich kenne da eher Eltern (meist Mütter) die dann lieber weniger Geld haben. Ich selber bin auch lieber ärmer und habe dafür das Kind mittags wieder Zuhause. Und auch bei Corona haben ja Mütter gleich klein beigegeben und sich „zur Verfügung“ gestellt, damit das bessere Einkommen ihres Mannes nicht leidet.

Die Politik möchte halt nur den Anschein erwecken, dass im Bereich Familie und Karriere alles machbar ist. Den Familien wird dafür quasi Honig ums Maul geschmiert. Sie können die Kinder den ganzen Tag abgeben, können ein Instrument leihen, müssen nicht fahren, kriegen Gratismusikunterricht und ganz heimlich wird der Musiklehrer erst arbeitslos gemacht und dann als Hartz IV – Aufstocker nachmittags in der Schule wieder eingestellt unter Bedingungen, dass der Musikunterricht schlecht ist, weil sieben von acht Kindern in der Runde kein Interesse haben und das was anderes ist, als wenn man zuvor 1-3 Interessierte in einer Stunde unterrichtet hatte – und davon konnte man ja auch schon nicht gut leben.

Also : ehrenamtliche Großeltern, ausgebeutete Hobbyanbieter, völlig unterbezahlte Babysitterinnen und das Sparmodel Schule /Kiga – alles um Familien einzureden, wir wären emanzipiert und Familie und Beruf supi vereinbar. Alles auf Kosten Anderer.

Marianne
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Oder man wird Lehrerin. Dann kann man ganztags arbeiten, Hannah und Sophie zum Reiten fahren, 13 Wochen ganztags mit den Kindern verbringen und auf die anderen asozialen Eltern schimpfen. Was soll aus Hannah und Sophie werden? Vermutlich keine Mütter. Zumindest nicht als Ärztinnen. Oder Architektinnen. Oder Ingenieurinnen. Außer es gibt die Oma (Bingo! Die ist nämlich ab 55 im wohlverdienten Vorruhestand. Und bringt die Enkelinnen zum Reiten und kümmert sich um die Hausaufgaben. Funktioniert aber nur, wenn rechtzeitig wieder jemand Lehramt studiert)

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Entschuldigung! Der rote Daumen ist von meinem dicken Finger auf dem Handy. Sollte selbstverständlich grün werden.

Vielleicht kann die Redaktion das Missgeschick beheben?!

Grün auch gedrückt. Rot konnte ich nicht korrigieren.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Nett von Ihnen, mir das extra mitzuteilen. Danke!

kanndochnichtwahrsein
1 Jahr zuvor

Das funktioniert nicht mal an den weiterführenden Schulen mit gebundenem Ganztag.
Die Kids sind nach der Mittagspause durch, egal was sie dann machen und wer sie dann betreut. Dazu Lehrkräfte zu verschleißen ist Irrsinn.
Lieber bis MIttag konzentriert und effektiv Unterricht (Lehrer) und nachmittags Betreuungsangebot für die Familien, die es brauchen oder wünschen.
Andere wollen es gar nicht, wollen ihre Kinder zu einem Teil des Tages lieber selbst betreuen.
Warum zwingt man alle in den Ganztag, wenn einge (vielleicht auch viele) ihn zur Kinderbetreuung benötigen???

Warum verspricht Politik, was sie – angesichts fehlender Lehrkräfte – nicht halten kann.
Außerschulische Kräfte können den ausfallenden Physik- oder Mathelehrer nicht vertreten, egal ob morgens oder nachmittags!

Und wo sehe ich die zahlreichen Handwerker, Baumaterialien, Klimaanlagen, die die Schulen bis weit in den Nachmittag für alle Kinder fit machen sollen???

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor

Dann müssen die Lehrer aber auch für jegliche Betreuungszeiten bezahlt werden. So wie es bei den Kita-Erziehern ist. Eine Ausbeutung der mehrheitlich weiblichen Lehrkräfte als unbezahlte „Ersatzmuttis“ am Nachmittag verbietet sich! Dazu sollte sich die GEW bitteschön schonmal positionieren!

Realist
1 Jahr zuvor

«Schule darf sich nicht mittags aus dem Staub machen»

Übersetzt: „Die Lehrkräfte dürfen sich mittags nicht aus dem Staub machen“

Tja, liebe Kommunen, dann stellt jeder Lehrkraft einen vernünftig ausgestatten Arbeitsplatz zu Verfügung (Tisch, PC, Telefon, Aktenschrank), und zwar im Einzel-/Zweierbüro, so wie es bei euch in der kommunalen Verwaltung Standard ist. Dann gibt es auch weniger Grund, sich „mittags aus dem Staub zu machen“. Ihr seid als Schulträger dafür verantwortlich! Aber ihr seid wie immer zu geizig, weil euch seit Jahrzehnten, seit Bestehen der Bundesrepublik, das neue Rathaus, das Granit auf dem Rathausplatz und das neue Schwimmbad mit Thermalquelle wichtiger ist! Ihr lasst die Schulen verfallen und beschwert euch dann, das man da schnell raus will. Erbärmlich!

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Wenn in NRW die flächendeckende Ganztagsschule kommen soll, müssen dort erstmal die Lehrerinnen und Lehrer angemessen – nämlich nach A13 – bezahlt werden. Dann müssen jegliche Betreuungsstunden auch vergütet werden. Um die Betreuung abzudecken müssen mehr Lehrer/innen und Erzieher/innen eingestellt werden. Ansonsten würde ich mir anderswo einen Job suchen! A12/ E11 plus Ganztagsbetreuung und Schule und dann noch bis in die Nacht Unterrichtsvorbereitung?! Geht’s noch?!

Teacher Andi
1 Jahr zuvor

Den ganzen Tag Unterricht und aufgelockerte Angebote …… „Wir tragen damit mehr zu Bildungsgerechtigkeit und Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei“ …. Vorbei sind die Zeiten, in denen die Kinder noch kreativ ihre eigene Spielwelt errichteten und erkundeten. Stattdessen ein Überangebot von vorgefertigten Spielangeboten, die schnell langweilig werden. Man kann es heute schon bei den KIndern und Jugendlichen beobachten, dass sie sich nicht lange auf eine Sache konzentrieren können, sie brauchen ständig neue Impulse. Und wenn die Ganztagesbetreuung auf die ganze Schulzeit ausgedehnt wird, wird sich das Verhalten der Schüler massiv ändern. Ohne Angebot ist alles öde, und die Angebote, die es gibt sind auch bald öde. Die Frustrationstoleranz sinkt, dei Erwartungshaltung steigt.
Außerdem denke ich nicht, dass man genügend geeignete pädagogische Kräfte rekrutieren kann, zumindest nicht zu den Bedingungen, die momentan herrschen, wo alles möglichst noch ehrenamtlich ablaufen soll.
Dass die „Schule“ (gemeint sind wohl die Lehrer) sich nachmittags aus dem Staub macht, liegt vielleicht auch daran, dass Korrekturen, Vorbereitungs- und Verwaltungsarbeit ansteht, die einen oft bis in die Abendstunden beschäftigen. Wenn man das alles abschaffen würde, wäre ich bereit, von 8 bis 16 Uhr in der Schule zu bleiben.
Das alles ist mal wieder nicht durchdacht und im Ansatz zu einseitig. Die Familienstrukturen sind sowieso schon weitgehend zerstört. Das Leben wird immer mehr zum Hamsterrad, kein Platz mehr für emotionale Momente.

Mary-Ellen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Das kann ich nur unterschreiben!
Wie ich schon woanders bei n4t anmerkte:
„Der/die *verwaltetete* Schüler/in.“
Die sog. „Ganztags-Angebote“ sind oft aus Kosten- und Personalgründen inhaltlich äußerst begrenzt.
Da bekommen AGen hochtrabende Bezeichnungen, damit Eltern zufrieden sind, letztendlich spielt sich dort jedoch vorwiegend Niedrigschwelliges ab, was letztendlich auf reine Verwahrung hinausläuft.
Manchen SuS mag es gerecht werden – den meisten meiner Ansicht nach nicht.
(Zumindest meine Erfahrung in 15 Jahren an einer GS.)

Emil
1 Jahr zuvor

Na, da bin ich mal gespannt, wo auf dem minimalen Gelände der Innenstadtschulen Räume entsteht soll. Sorry, völlig unrealistisch.

Pit2020
1 Jahr zuvor
Nika
1 Jahr zuvor

Also, ich möchte heute nicht mehr Kind sein. Eingezwängt in Institutionen , in denen zwangsläufig keine Möglichkeiten existieren, den individuellen Bedürfnissen der Kinder nachzukommen: Erst ausruhen, dann Hausaufgaben erledigen oder umgekehrt – je nach Kind. Arbeiten in RUHE ? Rückzugsmöglichkeiten ? Treffen mit Freunden? Unternehmungen ohne ständige Beaufsichtigung ? Den Großteil des Tages „umzingelt “ von vielen lauten Menschen? Hobbys ? Etc, etc Mag ja rückwärtsgewandt sein, aber meine Kindheit mit dem Halbtag in der Schule, als wir uns mittags „aus dem Staub machen “ konnten, wünsche ich den Kindern heute auch. Die Zwänge des Erwachsenenlebens kommen schnell genug und halten lange/immer an.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Nika

Sie haben so was von Recht!!! Und das ist keineswegs rückwärtsgewandt, diese „fortschrittliche“ Entwicklung ist erschreckend.

Mary-Ellen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Noch’n grüner Daumen!

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  Nika

Ich schreibe mir seit Wochen immer wieder die Finger wund, weil ich GENAU DAS anprangere. Das Drama fängt ja nicht erst bei den Schulkindern an, Das beginnt meist schon, wenn die Kinder ein Jahr alt sind. Ab EINEM! Jahr werden Kinder heute ganztags in Institutionen gesteckt. Noch BEVOR sie in die Schule kommen, haben viele bereits eine 5jährige „Karriere“ durch vorschulische Einrichtungen durchlaufen. Dann folgt eine 10 bis 12 jährige Schullaufbahn mit Ganztags“angebot“, danach Ausbildung oder Studium und dann Arbeitsleben. Wenn sie dann irgendwann, vermutlich mit 70 oder später, in Rente gehen, wissen sie mit sich selber nix mehr anzufangen, weil sie es ja nie gelernt haben. Aber wahrscheinlich schließt sich bis dahin dem Arbeitsleben nahtlos die Unterbringung in einer Seniorentagesstätte an, wo es von morgens bis abends „Beschäftigungsangebote“ gibt, weil ja auch die Alten, wie die Kinder, stören und wegorganisiert gehören.
Das nennt sich dann “ unsere freie westliche Gesellschaft“.
Komisch, die erfolgreichsten Klassiker der Kinderliteratur von Astrid Lindgren über Otfried Preußler bis Janosch usw. handeln durchweg von „Helden“ die Abenteuer erleben konnten, weil sie ihr Leben eben NICHT eingezwängt in Institutionen verbracht haben.
Könnte sich irgendwer Pippi Langstrumpf, Michel, die kleine Hexe oder Kasper u. Seppl aus dem Räuber Hotzenplotz vorstellen, wenn die Vollzeit in der Kita untergebracht gewesen wären? Alle Kinderbuchhelden, die es zu Weltruhm gebracht haben, waren eben gerade nicht eingezwängt in kleine, abgeschottete, von Erwachsenen kreierte und überwachte Betreuungsstätten.
Deshalb werden die Kinder doch mehr und mehr „kirre“, weil sie nur noch unzureichend ihrem eigenen Drang nach freiem, unbeschwertem, unbeobachteten, Spiel nachgehen können. An jeder Ecke lauert ein Erwachsener, der ihnen wortreich erklärt, warum man mit Stöcken aber vorsichtig sein muß, warum man nicht oder zumindest nicht sooo hoch auf Bäume klettern soll,
und bitte nur mit den Füßen voran rutschen usw. usw.
DAS ist es, was unsere Kinder immer „schwieriger“ macht.
Einerseits „eingezwängt“ in ein enges Korsett aus Institutionen und andererseits Erwachsenen, die nicht mehr in der Lage sind, wenn es darauf ankommt einfach mal zu entscheiden und klare Regeln aufzustellen. Da wird dann mit jedem Dreijährigen ellenlang ausdiskutiert, warum er bei Regen nicht die Sandalen sondern eben die Gummistiefel anziehen sollte.
Materielle Wünsche werden häufig uneingeschränkt erfüllt, während das Bedürfniss nach Ausleben der kindlichen Entdeckerlust mehr und mehr eingeschränkt wird.
Das passt einfach alles nicht mehr zusammen. Es ist mir ein Rätsel, warum das scheinbar nur mich so maßlos aufregt.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Liebe Marion, mich regt das auch (siehe meine Kommentare) auf und es macht mir Angst, welche Auswirkungen das auf unsere Kinder haben wird. Das Ziel ist offenbar das chinesische Modell, wo die Menschen nur noch funktionieren, wie Roboter, für echte Emotionen ist da kein Platz mehr, nur noch für gespielte und aufgesetzte. Der Mensch kreist dann lediglich noch um sich selbst und muss nur aufpassen, dass er „staatskonform“ bleibt. Brave New World lässt grüßen,…

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

„Es ist mir ein Rätsel …“
Das Rätsel lässt sich zum Teil lösen. Wer wie Sie hier gegen diese Art der „Betreuung“ argumentiert, hat sich schon oft den Vorwurf eingehandelt, ein Ewig-Gestriger zu sein, die offenbar als illegitim empfundenen Interessen eines Bildungsbürgertums zu vertreten oder gar einem „reaktionär-völkischen“ Weltbild anzuhängen, wo eine Frau eben Hausfrau und Mutter zu sein hat und nicht von den Segnungen einer Karriere in einem DAX-Vorstand träumen darf. Dass auch ein gewisser Erdogan sich gegen die Berufstätigkeit von Frauen geäußert hat, wird dann geflissentlich übersehen, von den Ansichten der Taliban zur Rolle der Frau ganz zu schweigen.
Diskussionen über politisch sensible Themen werden so zu einer Art von „Flohzirkus“, in dessen Verlauf die Bereitschaft zur Selbstzensur zunimmt, um nicht mit Schmutz beworfen zu werden. Rationale Argumente haben dann keine Konjunktur mehr.
Unterstützt wird das durch die Politik und eine daran angepasste Mainstream-Bildungswissenschaft, die vehement mehr „Betreuung“ für die Kinder fordern, angeblich um soziale Disparitäten auszugleichen. Die Ganztagsschule hat sich so zu einer „Heiligen Kuh“ entwickelt, die nicht mehr angegriffen oder gar grundsätzlich infrage gestellt werden darf.

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

@Marion

Nein, das regt nicht nur Sie so maßlos auf.

Die Aufregung erfasst mittlerweile auch Menschen u18!
„Ältere“ Kinder/Jugendliche, so ab 14 aufwärts, reflektieren durchaus ihre eigene Kindheit, die so war wie Sie es beschreiben und sie merken dann auch, dass es ihnen selten gut getan hat.
Es fällt ihnen auf, wenn sie in dem Alter auch mit einer einsetzenden Distanz auf jüngere Geschwister, Cousins und Cousinen (oder Nachbarskinder, jüngere Geschwister von ihren Freunden) blicken.
Diese von Ihnen beschriebene Diskrepanz fällt ihnen sehr wohl auf. Sie wissen dann aber auch schon, dass es – sofern sie selber eigene Kinder auf dem Wunschzettel haben – aus dieser Tretmühle kein Entkommen zu geben scheint. Viele von ihnen überlegen sich das darum jetzt schon (!) sehr kritisch, ob sie da „mitspielen“ bzw. das ihren zukünftigen Kindern antun wollen … oder besser nicht.
Schade, traurig usw.

G.P.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Genau so ist. Bei uns in der Nachbarschaft werden einjährige Kinder früh am Morgen schlafend zur Kita getragen. Der erste Mensch, den diese Kinder nach dem Aufwachen sehen, ist wahrscheinlich eine Betreuerin der Kita … Mich macht das fassungslos!

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  G.P.

Ja, aber irgendwo habe ich gelesen, dass genau das typisch für die DDR war: die Kinder wurden teilweise schon um 6 Uhr morgens in der Kita abgeliefert, weil die Eltern früh zur Arbeit mussten. Aber wer lobt denn immer das Bildungssystem der DDR? Auch hier ist das zu beobachten.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Och, ich kenne auch diverse Kids, die von Mutti zuhause ständig Impulse bekommen haben.
Sie sehen das nur aus einem ganz bestimmten Blickwinkel.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Das kann wohl jede Lehrkraft bestätigen, oder nicht?

AusderPraxis
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Super dargestellt, Marion!
Wir bekommen einen Anbau an die seit Jahren viel zu kleine GS, die zweizügig (8 Klassen) geplant wurde aber nun durch ständige Verkleinerung der Klassenräume auf 14 Klassen erweitert wurde.
Der offene Ganztag muss diese Räume auch nutzen.
Als die Umbaumaßnahmen geplant wurden, wurden auch die Kinder befragt. ALLE OGS Kinder wünschten sich Ruhe- und Rückzugsräume! ALLE wollten die Möglichkeit haben, sich auch mal mit 2 oder 3 Freunden zurückziehen! ALLE empfanden den ständigen Lärm um sie herum, auch bei den Hausaufgaben, als anstrengend.

Aber als die Kinder befragt wurden, standen die Pläne längst fest und es war nur Augenwischerei.
In 4-5 Jahren wird zwar etwas mehr Platz vorhanden sein, bis dahin aber heißt es noch mehr zusammenzurücken!

@Indra Rupp: Viele wünschten sich auch ihren Reiterhof an die Schule, was natürlich nicht möglich ist.

Auch die Vereine können nicht nur mit den Kindern EINER Grundschule Teams aufstellen und einige haben ihre Kindermannschaften schon gestrichen. Schade, aber unumgänglich!
THW und Freiwillige Feuerwehr haben die Altersgruppen 10 bis 15 Jahre auch schon streichen müssen. Selbst die Pfadfinder finden nicht mehr genügend Mitglieder! Und NEIN, man kann das nicht für jede einzelne Schule anbieten! Früher kamen die Kinder aus mehreren Schulen zusammen, was nun nicht mehr geht.

Und die Verhaltensauffälligkeiten der SuS nehmen zu! Ich tippe mal auf die in Ostasien beliebte Lärmfolter….

Mary-Ellen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Marion, DANKE!!!!

Mary-Ellen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Nika

Grüner Daumen von mir!

Cornelia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Nika

Um 1970, 10.Schuljahr, Gemeinschaftskunde. Unser Lehrer stellt uns das Schulkonzept der Zukunft vor: Ganztagsschule, Gesamtschule. Er gerät ins Schwärmen. Wie viele Probleme lassen sich damit lösen!
Ich denke , oh Schreck! Ein ganzes Leben in der Schule! Kann doch keinem Schüler gefallen! Warum sagt keiner was? Warum schweigen alle??? Geht es den anderen nicht genauso?! Keiner hat gern Nachmittagsunterricht, vor allem, wenn man in der Schule bleiben muss, weil man über die Mittagspause nicht hinfahren kann. Im Winter bei Schmuddelwetter im Klassenzimmer herumhängen…Hinterher unruhig und unkonzentriert die Unterrichtszeit absitzen….
Ja, es schwieg wirklich die ganze Klasse. Vielleicht wollte man sich nicht als “ rückständig“ outen? Bei anderen Themen wurde immer eifrig diskutiert!
Erst Jahre später erfuhr ich, dass es den anderen genauso gegangen ist wie mir. Mittags raus aus der Schule, Tapetenwechsel, schauen, was es Zuhause zu essen gibt, unangenehmen Fragen der Mutter ausgesetzt sein, in den Garten gehen und Beeren vespern, sich vom Bruder die neuesten Hits der Beatles oder Stones vorspielen lassen, die er vom “ Club 19″ auf ein kleines Tonbandgerät überspielt hatte….., bevor man zum Tischdecken, Klavierüben und an die Hausaufgaben geschickt wurde…..

Heute haben wir die vielgepriesene „Zukunftsmusik“ Ganztagsschule.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Cornelia

Alles richtig, aber um 1970 herum gab es eben auch noch nicht so viele Kinder, in deren Familien kein Deutsch gesprochen wird. Deren Bildung leidet dann nach Schulschluss unter der „kulturellen Schere im Kopf“ und führt zumindest zu Defiziten bei den Deutschkenntnissen. Und einen Garten mit Beeren haben ja auch nicht alle.
Für manche Kinder ist die Ganztagsschule sicher gut, die Kita auch, aber in Deutschland neigt man dazu, sowas dann als „Pflicht für alle“ zu deklarieren, von der man sich nicht abmelden darf, ohne sich Vorwürfe der Segregation zuzuziehen.
Andererseits heißt „offene Ganztagsschule“ doch eigentlich, dass es keine Pflicht zur Anwesenheit am Nachmittag gibt. Genau dies will aber dieser Herr Dedy offenbar ändern, denn der „richtige“ Unterricht am Nachmittag wäre ja automatisch Pflicht.

Cornelia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Das sehe ich alles ähnlich, ja. Eine OGS ist eben ganz was anderes, auch für Schüler unseres Kulturkreises manchmal sinnvoll oder notwendig. Aber eben nicht verpflichtend für alle.
Naja, in meiner Region gab es schon anfangs der 70er sehr viele Gastarbeiterkinder. Es organisierten sich Mütter und manche Lehrerinnen, um diesen Sprach- und Hausaufgabenhilfe zu geben. Ehrenamtlich, später teilehrenamtlich. Es gab aber zuerst viel Widerstand, auch von Schulseite. Erst als erkannt wurde, dass die Schüler besser im Unterricht mitkamen und nicht mehr die Klassen ausbremsten, gab es mehr Offenheit und Kooperation von Lehrerseite.
Mit solchen Engagements wurde sehr viel aufgefangen. Nur leider wurde es kommunal zum Teil wenig wahrgenommen und wertgeschätzt, von Migrantenseite dagegen meist sehr.
Übrigens kenne ich einige Migrantenfamilien, denen es wichtig war, bald ein kleines Gartengrundstück zu erwerben. Naja, vielleicht nicht direkt hinter dem Haus oder der Wohnung.
Soll ja auch nur heißen: Wenn man mittags als Schüler das Schulgelände verlassen kann und nach Hause kommt, ist man gleich in einer anderen“ Welt“. Das tut den meisten Schülern gut.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Nika

Nika, Sie sagen es: Wer möchte schon dauerhaft in Lärm, Dreck, ganztägig gemobbt und ohne Privatsphäre aufwachsen.

Nucatino
1 Jahr zuvor

Städtetag fordert einen Ganztag, der tatsächlich Schule ist
=> Oh nein, die armen Kinder!!!!!!!!!!!!!!

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Nucatino

Als ob es um die Kinder ginge.

Es geht um die Kosten. Der OGS-Bereich fällt in die Zuständigkeit der Kommunen. Das Personal, die Räumlichkeiten und sonstige Aufwendungen sind von den Kommunen zu finanzieren. Diese können sich über Elternbeiträge zum Teil refinanzieren.

Der gebundene Ganztag hingegen wird größtenteils mit Landesmitteln finanziert, da ja zumindest an drei Nachmittagen Unterricht stattfindet. In NRW ist geregelt, dass bei Fächern der Fächergruppe I allenfalls weniger als die Hälfte der Pflichtstunden im Nachmittagsbereich verortet werden dürfen. – Bei vierstündigen Hauptfächern als höchstens eine Stunde am Nachmittag. Beim gebundenen Ganztag muss eine mindestens 60-minütige Mittagspause eingehalten werden. Den Schulen bleibt es organisatorisch überlassen, ob sie mit dreimal acht Stunden oder zweimal neun Unterrichtsstunden die „Langtage“ bestreiten wollen. Es ergeben sich in beiden Fällen Zeitfenster von 36 Wochenstunden, um die 32 bis 34 WS der einzelnen Jahrgänge unterbringen zu können.

Carsten60
1 Jahr zuvor

Die spezifisch „deutsche“ Art, eine Ganztagsschule zu organisieren, war schon immer zweifelhaft und letztlich einem Mangel geschuldet. Im Extremfall ist das eine Halbtagsschule mit anschließendem Mittagessen, in der Di, Mi, Do die Kinder bis 15 Uhr aufbewahrt und „betreut“ werden. Das genügt, um als Ganztagsschule zu gelten. Dass das wirklich mehr Bildung produziert, ist nie nachgewiesen worden, ein positiver Effekt auf Kinder auf bildungsfernem Milieu auch nicht.
Ich warte immer noch auf eine repräsentative Umfrage unter Schülern, wie die das einschätzen und ob sie es nicht lieber doch anders hätten. Endlos lange Schultage könnten gerade bei Grundschülern unbeliebt sein, aus verständlichen Gründen. Hitzefrei? Abgeschafft, es gibt die „verlässliche Betreuung“. Das sollte beim Klimawandel nicht unterschätzt werden.
Ich habe auch große Zweifel an der offenbar allgemein bestehenden Meinung, dass das, was Schulkinder lernen, proportional zur Zahl der Schulstunden ist, die man ihnen auferlegt hat. Mir scheint es viel mehr auf das Lerntempo anzukommen, das ja ständig gebremst wird durch widrige Umstände. Und warum schnelle Lerner nun auch noch den ganzen Nachmittag in der Schule lernen sollen, das will mir nicht einleuchten. Warum wird der Nachmittag nicht zur Kompensation von Defiziten genutzt, die es doch reichlich gibt? Dann können die anderen nach Hause gehen.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Der Nachmittag kann nicht genutzt werden, um Defizite aufzuarbeiten, weil man nicht bestimmen darf, wer extra Zeit in der Schule verbringen muss. Das geht nur freiwillig … Und da wären wir wieder beim Problem, dass der soziale Hintergrund entscheidet.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

„Das geht nur freiwillig“
Aber auch solche Regelungen sind weder gottgegeben noch in Stein gemeißelt. Über Finnland habe ich gelesen, dass dort Kinder mit schwachen Schreib- und Lesekenntnissen separiert und extra behandelt werden, bis sie auf dem Stand sind, der es erlaubt, sie wieder in ihre normale Klasse zu schicken. Von Freiwilligkeit war da nicht die Rede. So ähnlich könnte man das doch machen, zumal alle von Finnland schwärmen.

Mary-Ellen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Auch grüner Daumen!

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Nein, denn auch lernschwache Kinder brauchen Lernpausen und können nicht für ihre Schwächen büßen, indem sie noch länger büffeln müssen als die Anderen. Besonders verwerflich finde ich die selbstverständlich aufgezwungene Ganztagsschule für I-Kinder. Bei den beschützenden Werkstätten MÜSSEN sie als Erwachsene nicht permanent „funktionieren“. Sie brauchen auch mal etwas Nestwärme, eine „Kuschelpause“ oder „Spielpause“, denn diese Menschen bleiben wie Peter Pan immer Kinder! Also unlogisch, dass das in der Schule dann nicht auch für sie gilt, wenn man sie in bestimmten Bereichen als deutlich jüngere Kinder einstufen muss. Dazu müsste dann sowohl den Kindern als auch Erwachsenen auch was die Uhrzeiten betrifft mehr Freizeit gegönnt werden und auch Fehlzeiten betreffend. Aber das gönnt man ja aus wirtschaftlichen Gründen nicht mal mehr Kleinstkindern! Mal einen Tag zu Hause bleiben und in der Erde buddeln und im Bach rumplätschern. Mal nur die eigenen vier Wände riechen und die ganzen Eindrücke aus der Massenkinderhaltung sacken lassen. Schwächere Schulkinder brauchen mindestens genauso viele Pausen wie die Leistungsstarken, eher mehr. Kleinstkindern und I-Kinder viel mehr! Interessant auch : Meine Tochter (I-Kind) hatte während des Homeschooling einen riesen Entwicklungsschritt im Lesen und Schreiben gemacht. Sie nahm nicht an Digitalunterricht teil, da wir die Ausstattung und WLAN – Möglichkeiten nicht haben und hat somit immer nur für eine Woche Material zum Bearbeiten bekommen. Das war vielleicht Arbeit für max 5h pro Woche – eher weniger. Das haben wir meist an zwei Tagen in der Woche erledigt und die restliche Zeit hatte sie frei. Wieder in der Schule meinte die Lehrerin, ich hätte wohl wer weiß wie fleißig mit ihr gearbeitet und viel gelesen. Stimmt garnicht!

helium128
1 Jahr zuvor

Ich bin mir sicher, dass der Ausbau der Ganztagsschulen den Lehrermangel verschärfen wird, da der Job dadurch noch unattraktiver wird. Der Lehrerberuf ist ja jetzt schon ein Frauenberuf. Die Umstellung auf Ganztag bedeutet das Lehrerinnen und Erzieherinnen sich noch mehr um fremde Kinder kümmern müssen und die eigenen zu kurz kommen.

Marianne
1 Jahr zuvor
Antwortet  helium128

Oh je. Bloß keinen Wettbewerbsvorteil für die eigene Brut verspielen!

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor

Gebundenen statt offenen Ganztag zu fordern, heißt „Die Kommune macht sich aus dem Staub!“

Noch 5 Jahre
1 Jahr zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Bald mach` ich mich aus dem Staub!

Cornelia
1 Jahr zuvor

Als Mutter habe ich lange für einen teilgebundenen Ganztag an allen Schulformen eingesetzt. Für die Schülerinnen und Schüler! Eine Schule für alle. Nicht, dass nur manche Kinder nachmittags per Elterntaxi alle möglichen Freizeitangebote wahrnehmen und sich ausprobieren können. Eine gute Rhythmisierung führt dazu, dass nicht 6 Schulstunden (im 45-Minuten-Takt) Wissen in unsere Kinder gelehrt wird. Es gibt viele wichtige Kompetenzen, die von einem guten Ganztagsangebot unterstützt werden. Schülerinnen und Schüler, die sich richtig ausprobieren können, nicht einfach nur beschäftigt werden.

Ich finde es wichtig, erst die Konzepte zu verstehen, um dann zu beurteilen, was unsere Kinder brauchen: http://www.ganztagsschulverband.de/

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Cornelia

@Cornelia

Ich hatte noch keine Zeit mich mit Ihrem Link zu beschäftigen.

Allerdings …
Erst mit Konzepten beschäftigen, sie verstehen … um dann zu beurteilen, …
= So weit kann ich Ihnen folgen.

ABER:
„… erst die Konzepte zu verstehen, um dann zu beurteilen, was unsere Kinder brauchen“

Ich dachte bisher immer, man braucht etwas (aus verschiedensten Gründen) = Bedarf bzw. Bedürfnis. DAS ist zuerst da.
DANACH (zeitlich) kommen Konzepte ins Spiel, die möglichst gut zu diesen Bedarfen bzw. Bedürfnissen passen.

dauerlüfterin
1 Jahr zuvor

Und die dazu notwendigen Lehrkräfte möchte sich der Städtetag backen?
Es kann ja kaum der Regelunterricht abgedeckt werden. Wie Ignorant kann man sein?