Schulen die Heizung drosseln – trotz fehlender Luftfilter? „Verantwortungslos!“

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BERLIN. Der Deutsche Lehrerverband und die GEW pochen in der Debatte über eine mögliche Gasknappheit auf eine sichere Versorgung der Schulen. Der Lehrerverband trete «vehement» dafür ein, dass Schulen gemäß dem Gasnotfallplan zu den besonders geschützten Kunden zählten, sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger. Die GEW-Vorsitzende Maike Finnern nannte es richtig, dass Schulen zu den geschützten Kunden gehörten, die in der Notfallstufe prioritär mit Gas versorgt werden sollten. Hintergrund: Kommunen erwägen ernsthaft, im Winter die Temperaturen in Klassenräumen zu senken.

Schülerinnen und Schüler können sich auf einen kalten Winter einstellen. Foto: Shutterstock

In Deutschland gilt momentan die zweite Stufe des sogenannten Notfallplans Gas. Der Plan hat drei Stufen: die Frühwarn-, die Alarm- und die Notfallstufe. In der Notfallstufe könnte der Bund Gas rationieren und verteilen. Besonders geschützt vor Kürzungen sind hierbei unter anderem Privathaushalte, soziale Einrichtungen, Krankenhäuser, Pflegeheime, Kitas oder Schulen.

«Wenn dann gleichzeitig die Heizungen heruntergefahren werden, wird Schule im nächsten Winter zur großen „Zitterpartie“ werden!»

Schulen seien nicht nur systemrelevant, sagte Meidinger. Es gehe auch um die besondere Schutzbedürftigkeit von Kindern und Jugendlichen. Er warnte Schulträger davor, bei Gasknappheit die Temperaturen in Schulen abzusenken. Mangels vorhandener Raumluftfilteranlagen werde man wieder auf regelmäßiges Stoßlüften setzen müssen. «Wenn dann gleichzeitig die Heizungen heruntergefahren werden, wird Schule im nächsten Winter zur großen „Zitterpartie“ werden!» Die Fenster alle 20 Minuten für drei bis fünf Minuten und in allen Pausen öffnen und frische Luft hereinlassen – so lautet die bundesweite Vorgabe für die Lehrkräfte.

Hintergrund hier: Nur wenige Bundesländer (nämlich Hamburg, Bremen, Berlin und Bayern) haben mobile Luftfilter, die Corona-belastete Aerosole aus der Atemluft filtern und deshalb die Notwendigkeit zur Fensterlüftung auf ein normales Maß reduzieren, in nennenswertem Umfang für die Kitas und Schulen gefördert. Den meisten Kommunen war die Anschaffung zu teuer. Niedersachsen hat aktuell angekündigt, ein Förderprogramm für die Anschaffung der Geräte auszuweiten.

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Die Ausstattung sämtlicher Klassenräume in Deutschland mit mobilen Luftfiltern würde Experten zufolge rund 1,5 Milliarden Euro kosten, also rund 150 Euro pro Schüler. Zum Vergleich: Der derzeitige Tankrabatt hat den Bund rund drei Milliarden Euro gekostet.

Mit Winterjacke im Unterricht – «Eltern und Schülerinnen und Schüler sollten das nicht noch einmal erleben müssen», sagte Finnern. Beide Verbandsvertreter kritisierten, dass zu viele Schulen nicht energieeffizient gebaut oder saniert seien. Finnern sprach unter Berufung auf Zahlen der staatlichen Förderbank KfW von einem Sanierungsstau von 45,6 Milliarden Euro. In vielen Schulen sei der der Energiebedarf extrem hoch, sagte Meidinger. «Jetzt aber die Schülerinnen und Schüler dafür bluten zu lassen, halten wir für falsch, ja verantwortungslos.»

In ganz Deutschland prüfen Städte Einsparmöglichkeiten und wollten ihre Konzepte in den nächsten Wochen vorlegen

Energetisch und ökologisch, aber auch ökonomisch ist die Lüftungsregel eine Vorgabe mit Folgen, so berichtet die „Ludwigsburger Kreiszeitung“. Die Stadt Marbach zum Beispiel habe es schwarz auf weiß, was es kostet, wenn in den kalten Monaten in den Klassenräumen immer wieder die Fenster aufgerissen werden müssen: Der Heizenergieverbrauch in den Schulen und Kindergärten dort sei im Pandemiejahr 2020 um rund 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen – und das, obwohl die Einrichtungen zeitweise für den Präsenzunterricht geschlossen waren.

Umso härter schlägt die Energiekrise mit ihren steigenden Preisen zu. In ganz Deutschland prüfen Städte Einsparmöglichkeiten und wollten ihre Konzepte in den nächsten Wochen vorlegen, wie eine Sprecherin des Städtetages NRW ankündigte – dabei werde es auch um die Temperatur in Schulen während der Heizperiode gehen. News4teachers / mit Material der dpa

Kommunen erwägen ernsthaft, Temperaturen in Klassenräumen im Winter (noch weiter) zu senken – Eltern protestieren

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22 Kommentare
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Koogle
1 Jahr zuvor

Frischluftwärmetauscher die beim Lüften die Wärme zurückgewinnen, würden eine Menge an verschwendetem Gas sparen.

Sie sind einfach einzubauen und die Kinder würden nicht bei Eiseskälte im Klassenzimmer sitzen.

Natürlich sagen jetzt alle die Arbeit damit hätten, es ging doch 2 Jahre gut.

Aber wieviel Energie wurde dabei verschwendet?
Wieviel voller wären unsere Gasspeicher wenn die Klassenzimmer beim Lüften eine Wärmerückgewinnung gehabt hätten?

Von FFF würde ich gerne dazu auch mal was hören.
Aber die beschäftigen sich leider nur mit den großen Dingen wie G7.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

AmGeld Drosselt Flink und Starr
für die ganze Schülerschar.
Wünschen schon ein frohes Jahr,
lauter Holz zum Sägen.

Nun denn: Auf ein neues Leichttemperiertes!

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Lieber Dil…ein „wohltemperiertes“ (Klavier oder Bier) wäre mir lieber…vielen Dank für den neuen Ohrwurm, den du mir verpasst hast…jetzt verschwindet endlich dieses unsägliche „Ich war noch niemals in New York“ das mich seit Montag Abend so massiv quält. 🙂

Apropos Musik für die Krise:
Meine Empfehlungen zu diesem Thema lauten:
– alles von Hot Chocolat
– „Hot to cold“ von Saga
– „Baby, it’s cold outside“ – wahlweise mit inside zu singen – z.B. von Sinatra oder D.Martin
– „Sahara“ von Grobschnitt
– „In the summertime“ von Mungo Jerry
– „Hot legs“ von den Stones
– „Warm beer and cold women“ von Tom Waits
………
….to be continued

Und wenn einen doch noch Corona erwischt:
„Atemlos durch die Nacht“ von, „na ihr wisst schon wer“ (Zitat aus Harry Potter 😉 )…allein deshalb sollte man sich die Infektion ersparen.

Last edited 1 Jahr zuvor by Andre Hog
Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

@Andre Hog

https://www.youtube.com/watch?v=KH8yxErWCP4
„I was sitting all alone
Watching people get it on with each other
They were dancing ‚cross the floor
Learning moving back and forth …“ (DAS ist der „NoAdipositas“-Teil.)

„Sexy ICE
… für minderjährige SuS einige andere Textstellen „kindgerecht“ angleichen, dann wird’s wohl für alle Jahrgangsstufen gehen. 😉

Je nach Begabung

  • singen,
  • klatschen,
  • Kniebeugen.

Und wer alle drei Tätigkeiten zeitgleich schafft, bekommt „Winter-Abitur“.
Im übrigen wärmt die Musik sichtbar auf; man achte auf den „gesunden Glow“ im Gesicht des Sängers. 🙂

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pit2020

…und wenn man sich vergegenwärtigt, dass ein großer Teil der Band von „Dr.Hook“ aus ehemaligen Vietnamkämpfern bestand, die auf diese Weise ihr Kriegstrauma bearbeitet haben, dann lässt das die Hoffnung zu, dass aus einer Krise auch Gutes entstehen kann…wie z.B. die legendäre „medicine show“

Menta
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Ideal „Eiszeit“

TaMu
1 Jahr zuvor

Schulen müssen offen bleiben, auch bei Inzidenz 8000 und mehr, weit offen, vor allem die Fenster. Das ist das einzige Mittel, das uns bleibt gegen Corona. Alles andere ist verboten. Da es sich sehr grausam anhört, wenn man die Schulen nicht mehr heizen möchte, wird auch rationiertes Gas an die Schulen gehen, in denen es in einer Art ritueller Opferhandlung zum Fenster hinaus geheizt wird. Sonst müssten die Schulen schließen und das… siehe oben.

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  TaMu

Lüftungsverbote. Wer dann trotzdem lüftet, ist ein Putin-Sympathisant und wird aus dem Dienst entlassen wegen mangelnder Staatstreue… Es werden sich bestimmt Verwaltungsgerichte finden, die diese Argumentation unterstützen…

Lanayah
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Womöglich wird man dann suspendiert, weil man die Corona-Schutzmaßnahmen nicht ignoriert.

Andre Hog
1 Jahr zuvor

Ich bin da ganz „zuversichtlich“… sie werden die Raumtemperaturen absenken, es wird noch mehr gefroren werden als in den letzten beiden Wintern und sie werden uns diese Maßnahme seitens des Schulträgers „besonders gut und eindrücklich erklären“ …

„Wir würden das angesichts der schweren Belastungen, denen die SuS bereits in den letzten 2-einhalb Jahren ausgesetzt waren, lieber nicht machen….ABER … die aktuelle Situation war nicht vorhersehbar und wir haben leider keinerlei!!!! Spielräume, hier anders zu handeln…daher bitten wir um Verständnis und ein gemeinschaftliches Bemühen, diese Krise zusammen zu meistern.
Liebe SuS ….Ihr macht das gaaaaanz toll und ihr werdet das schaffen!“

Last edited 1 Jahr zuvor by Andre Hog
Mary-Ellen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

Aber, aber…..Schule ist dann endlich mal richtig cool!

Hirschlgruber
1 Jahr zuvor

Noch kälter als die letzten Jahre? Dann sollte ich vor dem Unterricht im kommenden Winter zumindest vorab die Tafel enteisen! Ob ich dafür einen Heißluftfön verwenden darf? Wahrscheinlich muss ich mir mit einem Eiskratzer behelfen.

Neugierig
1 Jahr zuvor

Na, dann reicht auch Klatschen und Hüpfen nicht mehr;-))

Noch 5 Jahre
1 Jahr zuvor

Das ist wieder typisch Meidinger: Noch hat niemand die Absenkung der Raumtemperatur in Schulen beschlossen, aber sich schon mal die Backen aufblasen. So bringt man die Obrigkeit doch nur auf Ideen- die sie sicher schon haben, aber bisher nicht zu formulieren wagten. Nun ist der Vorschlag offiziell in der Welt. Und machen können wir in den Schulen ohnehin nichts, wenn es denn so kommt. Aber der Präsident hat mal wieder gut gebrüllt in der Presse.
Danke für nichts!

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Noch 5 Jahre

Falsch. Es gibt genügend Kommunen, die die Reduzierung der Raumtemperatur in öffentlichen Gebäuden angekündigt haben.

Lanayah
1 Jahr zuvor
Antwortet  Noch 5 Jahre

Doch, bei uns ist es von der Kommune schon beschlossen.
Dazu heißt es, dass man es ja auch bei 19 Grad Raumtemperatur mit Pullover aushalten kann. Hey, 19 Grad wäre toll, ca. 10 Grad wärmer als im letzten Winter. Leider fürchte ich, die meinen das nicht so.

Marie
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lanayah

Lüftungs- und Temperaturprotokoll und dann Remonstration bei der SL mit dem Hinweis, dass der Raum für den Unterricht nicht mehr geeignet ist und sie einen Ersatzraum suchen müssen. Das wird wohl mein Vorgehen im Winter werden.

Klugscheisser
1 Jahr zuvor

Ist doch konsequentes Verhalten.
Wir frieren eh jetzt jeden Winter. Auf die paar Grad kommt es auch nicht mehr an.
Die Leistungsfähigkeit leidet so oder so. Verkühlungen werden das Immunsystem bestimmt besser boostern als jede Auffrischungsimpfung.

Palim
1 Jahr zuvor

Kinder sind so wichtig.
Die Schulen müssen offen bleiben.
Wir tun alles…

Was bedeutet eigentlich „alles“?

Man hätte schon in den letzten Jahren deutlicher feststellen müssen, dass auch in Schulen Arbeitsschutz gilt und umgesetzt werden muss. Dank an die Mitarbeitenden in den Kommunen und an Ehrenamtliche, die sich eingesetzt und gekümmert haben.

Warum können nicht alle Verbände gemeinsam schon jetzt deutlich sagen, dass es unter diesen Umständen keinen Unterricht geben kann?
Sinkt die Raumtemperatur unter 20 oder 18 Grad, wird der Unterricht eingestellt.
Ab dann gibt es Betreuung mit Bewegung.

Dann dürfen die, die „alles“ tun wollen, mal zeigen, was sie bis November ermöglichen, um den seit Jahren vernachlässigten Arbeitsschutz in den Blick zu nehmen.
Und damit sind keine weiteren Ratschläge und Richtlinien gemeint, die am 31. Oktober den Schulen zugehen, um ihnen die Verantwortung zu übertragen und zu erwarten, dass Lehrkräfte Lüften gegen Wärme ausspielen. Auch da könnten die Verbände aus der Erfahrung nicht nur der letzten 2 Jahre heraus schon jetzt deutlichere Worte finden:
Ist der Arbeitsschutz in Schulen mangelhaft, weil er nicht den Vorgaben anderer Arbeitsstätten entspricht, übernehmen Lehrkräfte keine Verantwortung für die angemessene Betreuung der Schüler:innen.
Sinkt die Unterrichtsversorgung (Pflichtstundentafel + erlasslich geregelte Zusatzbedarfe) unter 100%, kommt die Schule in eine Notlage, die sie zur Einschränkung des Angebotes zwingt.
Sinkt die aktuelle Versorgung unter 95%, ist die regelmäßige Erteilung von Unterricht sowie die Beaufsichtigung der Schüler:innen nicht möglich, sodass Kinder nach Hause geschickt werden, bis weiters Personal für Aufsicht oder Vertretung zur Verfügung steht und zumindest die Notbetreuung übernehmen kann.
Jegliches Einspringen oder zusätzliche Aufsicht über Schülergruppen sowie Bereitstellung von Material über das Deputat hinaus wird wegen der Mehrbelastung als doppelte Unterrichtsstunde angerechnet und als Mehrarbeit abgerechnet. Dies gilt gleichermaßen für die Vertretungssituation in den Schulen wie auch für digitales oder analoges Distanzlernen bei gleichzeitiger Übernahme von Schülergruppen in der Schule.

Hätte man seit 2 Jahren an vielen verwaltenden Stellen „alles“ getan, um Schule angemessen auszustatten und zu unterstützen, weil Schule, Unterricht oder Aufbewahrung so wichtig sind, dann wäre man schon weiter.

Wütende LK
1 Jahr zuvor

Ich werde mir ernsthaft überlegen, in die Wirtschaft zu wechseln:
Da bekommt man Arbeitsschutz in Form von Home Office oder Büros mit Luftfiltern, Maskenpflicht und Heizung. Und meht Gehalt bei weniger Verantwortung.
Langsam reicht es, wie sehr Lerkräft belastet und wie wenig ihre Arbeit geschätzt wird.
Ich könnte mich nur noch von morgens bis abends übergeben….

Last edited 1 Jahr zuvor by Wütende LK
uesdW
1 Jahr zuvor

Weitere Spar-Vorschläge aus dem Think Tank:

Wir packen einfach mehr Schüler in ein Klassenzimmer.

1) Dadurch müssen wir weniger Klassenzimmer heizen.
2) Da ein Mensch Wärme erzeugt, (verstärkt durch Bewegung, sofern möglich) könnte die Wärmeverluste in den übrigen Klassenzimmer kompensiert werden.

3) dem Lehrermangel könnte aufgrund der größeren Klassen entgegenwirken.

4) Alle die dabei „Heißlaufen“ unterstützen den Wärmegewinungsprozess

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  uesdW

@uesdW

5) Und die Abwärme (tritt aus diversen Körperöffnungen aus) füllen wir in die leeren Trinkflaschen und bringen sie nach Hause, damit der Rest der Familien dann dort auch etwas von der Wärme und der sauberen Luft hat.
Ich sag‘ nur: Teilhabe. 😉