Schnelleres Aus für G8: Schon die künftigen Sechstklässler bekommen längere Schulzeit

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Das Saarland führt das Abitur nach neun Jahren (G9) bereits für die derzeitigen fünften Klassen an Gymnasien ein. Das kündigte Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) nach einer Haushaltsklausur am Freitag in Saarbrücken an.

Macht Druck: Ministerpräsidentin Anke Rehlinger. Foto: MWAEV

Bislang war dieser Schritt für die Schülerinnen und Schüler vorgesehen, die nach dem Ende der Sommerferien Anfang September von der Grundschule aufs Gymnasium wechseln. Wer derzeit in der sechsten Klasse oder einer höheren Stufe ist, wird hingegen noch nach acht Jahren die Abiturprüfungen absolvieren.

Das Saarland hatte einst als erstes westliches Bundesland 2001 das Abitur nach acht Jahren an allen Gymnasien eingeführt. In den vergangenen Jahren war die Forderung nach einer Rückkehr zu G9 an Saar-Gymnasien immer wieder laut geworden.

Bei der Landtagswahl im März hatte die SPD die absolute Mehrheit gewonnen und regiert nun allein. Sie hatte sich für die Rückkehr zu G9 ausgesprochen. Anfang des Jahres hatte auch der damalige Koalitionspartner CDU angekündigt, zum Abitur nach neun Jahren zurückkehren zu wollen.

Die neue SPD-Alleinregierung will in ihrer Haushaltspolitik einen Schwerpunkt auf den Bereich Bildung setzen. So sollen auch die Gemeinschaftsschulen gestärkt und der Klassendurchschnitt in Eingangsklassen an Grundschulen dauerhaft auf 25 Schüler gesenkt werden. Der zusätzliche Lehrerbedarf soll in einem mehrjährigen Aufbauprozess mit 350 neuen Stellen gedeckt werden. News4teachers / mit Material der dpa

Letzte G8-Gymnasiasten: Bloß nicht sitzenbleiben im neuen Schuljahr!

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lehrer002
1 Jahr zuvor

„Klassendurchschnitt in Eingangsklassen an Grundschulen dauerhaft auf 25 Schüler gesenkt werden. Der zusätzliche Lehrerbedarf soll in einem mehrjährigen Aufbauprozess mit 350 neuen Stellen gedeckt werden“
Das hört sich ja alles toll an
ABER:
Man darf dabei nicht vergessen, dass (Grundschul-)Lehrkräfte im Saarland diejenigen sind, die deutschlandweit am schlechtesten bezahlt werden. A13 sollte als Zeichen der Wertschätzung für die die politischen Maßnahmen Umsetzenden auch drin sein!

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  lehrer002

Aber die ganze G8/G9-Problematik hat mit der Besoldung am wenigsten zu tun. Nie habe ich vernünftige Argumente für G8 gehört außer als Sparmaßnahme und natürlich als geeignet für gute (= leistungsstarke) Schüler. In Berlin war das mal zu G9-Zeiten das Konzept der „Schnelllernerklassen“: die sparten das Jahr durch Schnelligkeit ein. Für das einfache Volk war G8 nur eine Fehlkonstruktion, besonders durch den Krampf in der Mittelstufe (4 Jahre werden auf 3 zusammengequetscht).. Man hätte stattdessen lieber mal Haupt- und Realschule verlängern sollen mit dem Argument: die müssen heute mehr lernen als früher, und zudem gibt es mehr problematische Schüler. Aber das ohnehin inflationär besuchte Gymnasium zu verkürzen war keine gute Idee. Nicht vergessen: 1937 strich die damalige Regierung das 13. Schuljahr, weil man mehr Offiziersnachwuchs für den Krieg brauchte.
Das heute noch oft gehörte Argument, G8 sei nötig, um das G9-Abitur an Gesamtschulen attraktiver zu machen, kollidiert mit dem ebenfalls oft gehörten Argument, weltweit seien meist nur 12 Schuljahre insgesamt üblich. Warum also brauchen die deutschen Gesamtschulen 13 Jahre, wenn weltweit die Gesamtschulen nur 12 Jahre brauchen?

Saarländer
1 Jahr zuvor

Die zusätzlichen Lehrerstellen hören sich auch nur auf den ersten Blick gut an. Wie in der Regierungspressekonferenz von Frau Rehlinger mitgeteilt wird, sind die 350 Stellen auf eine Zeit aufgeteilt, die über die Legislaturperiode hinausgeht, bzw „bis dann G9 komplett eingeführt sein werden wird“. Das ist dann 2029, wenn die jetzigen 5. Klässler, die ja G9 erhalten werden, ihr Abitur ablegen.
Macht bei ca 30 saarländischen Gymnasien dann anderthalb Kollegen pro Jahr pro Schule aus. (Gesetzt dem Fall alle 350 werden an Gymnasien eingesetzt, auch die Grundschulen sollen ja gestärkt werden…)
Spannend bleibt dabei auch, woher die Lehrkräfte kommen sollen, bei rückläufigen Referendarszahlen und einer der schlechtesten Besoldungen im Bundesvergleich.

LEV Gym Saarland
1 Jahr zuvor

„Seit Wochen erreichen uns unzählige Anfragen von Eltern, deren Kinder höhere Klassenstufen besuchen. Sie alle flehen darum, dass auch sie die Vorzüge eines neunjährigen Gymnasiums in Anspruch nehmen können“, berichtet Katja Oltmanns, die Vorsitzende der Landeselternvertretung der Gymnasien, „für die Schülerinnen und Schüler sowie ihre Erziehungsberechtigten oberhalb der aktuellen Klasse fünf ist die heutige Erklärung der Ministerpräsidentin eine riesige Enttäuschung.“

Rehlinger hatte über die Medien mitgeteilt, dass die Kinder der aktuellen Klassenstufe fünf sowie alle folgenden Jahrgänge das neunjährige Gymnasium durchlaufen werden. Eine von der LEV Gym und anderen Interessenverbänden geforderte Übergangsmöglichkeit für ältere Schülerinnen und Schüler scheint damit vom Tisch. „Der saarländische Philologenverband und VOS hatten nach unserem Kenntnisstand ein Konzept erarbeitet, in dem ein Übergang sogar bis Klasse neun problemlos möglich wäre“, so Oltmanns weiter.

Die LEV Gym ist nach der heutigen Mitteilung hochgradig besorgt über die anstehenden weiteren Gespräche über die Inhalte und Ausgestaltung des neuen neunjährigen Gymnasiums. „Das von der Bildungsministerin einberufene ‚Beteiligungsforum‘, in dem sich nahezu alle Gruppen der Schulgemeinschaft über den neunjährigen Bildungsweg am Gymnasium, vor allem inhaltlich, austauschen, tagt erst kommende Woche zum zweiten Mal“, sagt Oltmanns und ist verwundert, dass die Landesregierung laut Medienberichten noch vor den Sommerferien ihren Fahrplan zum neunjährigen Gymnasium veröffentlichen will.

 

Die Beteiligung des Forums an der Ausgestaltung des neuen Bildungsweges würde dann Richtung Null tendieren. „Das neunjährige Gymnasium war das erste Thema, dass sich die neue Ministerpräsidentin Anke Rehlinger auf die Fahne geschrieben hat“, sagt Patric Cordier, der stellv. Vorsitzende der LEV Gym, „wenn auch der neue, sozialdemokratische Finanzminister jetzt offenbar weiter die gymnasiale Bildung kaputtspart, ist das erste Großprojekt der neuen Regierung zum Scheitern verurteilt, bevor es überhaupt begonnen hat. “ 

 

 

Vorstand LEV Gymnasien

 

Katja Oltmanns und Patric Cordier

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  LEV Gym Saarland

Da bin ich mal gespannt auf den entschiedenen Widerspruch der Fans von G8. Man tut ja gern so, als würde die Rückkehr zu G9 mehr Geld kosten als vorher beim Übergang von G9 zu G8 eingespart wurde. Und die offizielle, staatstragende Bildungswissenschaft hat doch in Tests herausgefunden, dass G8-Abiturienten kaum weniger (in manchen Fächern sogar mehr) können als G9-Abiturienten. Wer glaubt daran?

Katja_37
1 Jahr zuvor

G8 wechselt auf G9. Warum eigentlich?

Teacher Andi
1 Jahr zuvor

G8 war der größte Flop, teuer und undurchdacht. Nutzen gegen Null, da die ersten G8ler erstmal eine Auszeit benötigten, ach, wer hätte das gedacht? Die letzten G ler haben die A-Karte gezogen, da sie noch ein anspruchsvolles Abi gemacht haben, mit Notenschnitten, die heute nicht mehr zählen.Die Nachbesserung der ersten G8 Absolventen brachten die letzten G9ler um ihre Studienplätze. Die Bildungspolitik hat sich von Vernunft, Kompetenz, Nachhaltigkeit und pädagogischer Sinnhaftigkeit und Gerechtigkeit verabschiedet. Es wird nur noch gerudert, „rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln.“ Teuer und ohne Effizienz.

Cosima
1 Jahr zuvor

In der Klasse meiner Jüngsten wurden gerade 2 Schüler abgeschult, beide mit Gymnasialempfehlung. 3 weitere wurden mit einem Schnitt von 4 durchgeschleift. Große Defizite gibt es im Fach Mathe, hier besitzen 2/3 der Schüler den Schnitt von 3 und schlechter. Die Spitze des Wissens sieht anders aus. In die Sek2 sollten nur solche Schüler zugelassen werden, die am Ende der Sekunde einen Gesamtnotenschnitt von x<1,5. Ob Abi mit G8, G9 oder vielleicht sogar mal G10 (wer weiß), dass ist vollkommen sekundär.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Cosima

„Gesamtnotendurchschnitt von < 1,5.“
Guter Vorschlag, damit bestätigen Sie ungewollt die Noteninflation mit einer sehr großzügig verteilten Note „1“. Zu meiner Schulzeit gab es auf meinem Gymnasium am Ende der Sek I niemanden (!) mit einem solchen Notendurchschnitt. Selbst 2,0 war schon selten, damit hätte man in einem Oberstufe-Jahrgang vielleicht 5-7 Schüler statt 50-70 gehabt.

Cosima
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

So ungewollt ist das nicht von mir. Aber Schüler mit einem Notenschnitt von 3 oder 4 am Ende der Sek1 sollten nun wirklich nicht in die Sek2 übertreten, egal ob auf dem Gymnasium oder der Gesamtschule. Auch zu meiner Abi-Schulzeit gab es nicht so viele 1,0-Abschlüsse wie heute, bei weitem nicht. Und auch zu meiner Zeit gab es gute Schüler.

Katja_37
1 Jahr zuvor
Antwortet  Cosima

Vom Hörensagen weiß ich, dass ein Notenschnitt von x<1,5 in der ehemaligen DDR für die Zulassung zum Abitur zugrunde gelegt wurde. Das waren die Mindeststandarts gewesen. Da war nichts mit Note 3 oder 4 zur Sekundar2 (vergleichbar). Die Entscheidung zum Abi fiel dort wohl erst im 10. Schuljahr. Es soll auch nur 2 bis 3 Schüler pro Klasse betroffen haben, nicht wie heute und hier 40-50% aller Schüler pro Klasse bereits nach dem 4. Schuljahr.
Die von @Carsten60 angesprochen Noteninflation sehr ich ebenfalls. Wahrscheinlich lässt sich das Rad zur stärkeren Leistungsorietierung aber nicht mehr zurückdrehen.

Cosima
1 Jahr zuvor

Sorry, ich meinte nicht „Ende der Sekunde“ sondern „Ende der Sek1“.