Falsche Methoden an Grundschulen? Grundschulverband wehrt sich gegen „billiges Kollegen-Bashing“ der Philologen

65

NEU-ISENBURG. Sind die Grundschullehrkräfte schuld am Leistungsabsturz von Viertklässlern, den die jüngste IQB-Studie sichtbar gemacht hat? Der Philologenverband Rheinland-Pfalz, der Gymnasiallehrkräfte vertritt, hatte „erwiesenermaßen unbrauchbare Methoden“ an den Grundschulen angeprangert, der Realschullehrerverband VDR „mangelnde Leistungsorientierung“ an den Grundschulen moniert (News4teachers berichtete). Jetzt schlägt der Grundschulverband zurück – und wirft den Verbänden „billiges Kollegen-Bashing“ vor.

Die IQB-Studie hat offenbart, dass die Leistungen von Viertklässlern in den vergangenen zehn Jahren deutlich schlechter geworden sind. Die Lehrerverbände streiten über die Ursachen. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

„In seiner Pressemitteilung zum neuen IQB-Bildungstrend zeichnet der Philologenverband ein Zerrbild von der Grundschule und ihrer Didaktik. Stattdessen ist festzuhalten: Die vom Philologenverband fälschlich behaupteten Zusammenhänge zwischen Reformen der Grundschularbeit und der Leistungsentwicklung der Schüler:innen halten einer empirischen Überprüfung nicht stand“, so heißt es in einem Statement des Grundschulverbands, unterzeichnet vom Vorsitzenden Edgar Bohn sowie den Bildungswissenschaftler Prof. i.R. Hans Brügelmann.

„Bildungsstandards können die Fortschritte der Kinder von ihren jeweils so unterschiedlichen Ausgangslagen her nicht erfassen“

Die Orientierung des Unterrichts an den Entwicklungsmöglichkeiten des einzelnen Kindes werde von den Philologen zu Unrecht als angeblich „erwiesenermaßen unbrauchbare Methode“ gerügt – sie finde sich in der Grundschuldidaktik und den Lehrplänen schon Mitte der 1980er Jahre. „Erst als Kurzschlussreaktion auf die PISA-Ergebnisse der Sekundarstufe Anfang der 2000er Jahre wurde sie dann durch die Einführung von Bildungsstandards, internationalen Testprogrammen und vergleichenden Leistungsbewertungen wieder in den Hintergrund gedrängt. Diese aber können die Fortschritte der Kinder von ihren jeweils so unterschiedlichen Ausgangslagen her nicht erfassen – und damit auch nicht die Leistungen der Lehrer:innen und Schulen fair beurteilen“, so schreiben Bohn und Brügelmann.

Außerdem: „Schaut man sich an, wie sich die Leistungen der Grundschulkinder in diesen beiden Phasen entwickelt haben, gewinnt man ein ganz anderes Bild, als dieses der Philologenverband entgegen der Empirie konstruiert. Von der IEA-Studie 1991 bis zu IGLU 2001, also während der Reformperiode, hat sich die Grundschule im internationalen Vergleich der Leseleistungen aus dem Mittelfeld ins obere Viertel verbessert, das Rechtschreiben im nationalen Vergleich auch noch von 2001 bis 2006. Erst danach stagnierten die nationalen wie internationalen Ergebnisse oder sie verschlechterten sich sogar, wie die IGLU-, VERA-und IQB-Studien zeigten.“ In der Sekundarstufe sehe die Situation nicht besser aus, wie nicht nur die Universitäten beklagten, sondern ebenfalls durch die empirischen Studien belegt werde.

Der Grundschulverband erklärt: „Wenn Philologen- und Realschullehrerverband den schwarzen Peter für die Schwierigkeiten auf der Sekundarstufe jetzt den Grundschulen zuschieben wollen, könnten diese ihn leicht weiterreichen an die Kindergärten, denn auch die Lernvoraussetzungen am Schulanfang haben sich in den letzten Jahren erheblich verschlechtert.“

„Jede Einrichtung muss sich auf die Kinder einstellen, wie sie zu ihr kommen. Das gehört zum grundlegenden Auftrag“

Aber solche Schuldzuweisungen würden den ernsthaften Bemühungen auf den verschiedenen Bildungsstufen nicht gerecht. „Jede Einrichtung muss sich auf die Kinder einstellen, wie sie zu ihr kommen – wie das viele Grund- und Gesamtschulen, aber auch gute Gymnasien, Haupt- und Realschulen seit Jahren tun. Dies gehört zum grundlegenden Auftrag jeder Bildungseinrichtung und ist in jedem Lehrplan deutlich verankert. Billiges Kollegen-Bashing hilft nicht weiter und lenkt von den großen gesellschaftlichen Herausforderungen für Bildungspolitik und Schulpraxis unnötig ab.“

Nur am Rande sei erwähnt, so Bohn und Brügelmann: „Ein vergleichender Blick auf die personelle und sächliche Ausstattung von Grundschulen und den darauf aufbauenden weiterführenden Schulen würde darüber hinaus die strukturelle Benachteiligung der Grundschulen deutlich machen.“ News4teachers

Streit um Leistungsabsturz bei IQB-Studie – Gymnasiallehrer in der GEW: Defizite gibt es nicht nur in den Grundschulen

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

65 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Ach, wie drollig. Sie zanken sich untereinander. Herrlich diese Stille jetzt hier oben.

PS: Die wahren Schuldigen sind nicht die Grundschul-LuL, sondern es sind die Kita-EuE. Nein, die auch nicht, es sind die Hebammen. Oder eher noch die Ultraschallgerätehersteller. Möglicherweise waren aber davor schon die schuld, die die Sexualaufklärung geleistet haben? Jaaaa, die Bio-LuL sind an ALLEM schuld, natürlicherweise!

[In unserem Sortiment führen wir nun neben den beliebten Glückwunschkarten auch individualisierbare Bashing-Kurznachrichten. Fragen Sie gerne bei uns nach, wir haben für jeden Anlass den stärksten Tobak.]

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Die Moral von der Geschicht‘: Niemand ist für nichts verantwortlich, alle Probleme sind urplötzlich vom Himmel gefallen und konnten selbst von den Insidern und Experten nicht vorhergesehen werden, von den Regierenden schon gar nicht. Niemand kann schwächere Testergebnisse erklären, alle stochern nur im Nebel.

Hornveilchen
1 Jahr zuvor

Genauer gesagt verwahren und verbieten sich die Grundschullehrer jegliche Kritik von anderen. Kritik darf man ja immer nur selber üben und die Grundschullehrer haben eben keine.

Neugierig
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hornveilchen

Eine dümmere Aussage ist mir in letzter Zeit kaum untergekommen.

Kontra
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hornveilchen

Doch, sie haben Kritik, vielleicht nur zu wenig an der eigenen Fraktion.

Georg
1 Jahr zuvor

Die Philologen haben keinerlei Kollegenbashing betrieben. Er hat die fehlende Leistungsorientierung und die fehlenden Fertigkeiten der Kinder nach Klasse 4 kritisiert. Wenn überhaupt, dann haben sie die Lehrpläne kritisiert. Das könnte der Grundschulverband auch tun.

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Was ist denn aus Ihrer Sicht „Leistungsorientierung“? Alle Kinder, die nicht über eine bestimmte, vom Lehrer festgelegte, Höhe springen können, müssen zur Förderschule? Ist das Ihre „Leistungsorientierung“? Wie wäre es mal mit einer „Förderkultur“ an den Gymnasien? Insbesondere um den Kindern den Übertritt von der Grundschule zu erleichtern. Das wäre mal sinnvoll. Haben wir in der Grundschule auch. Man kann von uns lernen.

Last edited 1 Jahr zuvor by Grundschullehrer
Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Der Übergang von der Grundschule auf das Gymnasium ist doch nun schon leicht genug, fast die Hälfte aller gehen diesen Weg, auch in Bayern gilt die Hälfte aller als „gymnasialgeeignet“. Nach 4 Schuljahren muss es doch möglich sein, die Möglichkeiten von Kindern einzuschätzen. Es geht ja gar nicht um besondere Leistungen, sondern schlicht um lesen, schreiben, rechnen wie seit Urzeiten.
Diese „Förderkultur“ wie auch die „neue Lernkultur“ halte ich eher für eine wohlfeile Phrase, mit der man alles und jedes begründen kann. Und die gigantische „Heterogenität“ gilt immer nur in Sonntagsreden als ganz wunderbar, in der Realität weiß man doch, dass sie eher hinderlich ist. Das schimmert auch hier im Forum klar durch. Genau mit dieser Heterogenität werden ja auch schlechte Testergebnisse schöngeredet, auch von denen, die von diesen Tests überzeugt sind.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Und die gigantische „Heterogenität“ gilt immer nur in Sonntagsreden als ganz wunderbar, in der Realität weiß man doch, dass sie eher hinderlich ist.“

Hinderlich für was?

klm
1 Jahr zuvor

Wäre ich nicht selbst eines Besseren belehrt worden, würde ich heute noch glauben, der Grundschulverband sei das Gegenstück zum Philologenverband. Ist er aber nicht und deswegen steht ihm auch nicht an, Sypathie heischend von „billigem Kollegen-Bashing“ zu reden.

Der Grundschulverband entwirft gern Methoden für die Grundschule, die neue Lehr- und Lernmaterialien erfordern, an deren Herstellung er selbst beteiligt ist und die ihm selbst und seinen pädagogischen „Koryphäen“ Geld in die Kassen spülen.
Die GEW und der Grundschulverband pflegen eine gewisse Kooperation. Sie stehen sich zumindest nicht fern.
Weil neue Methoden immer wieder neue Materialien erfordern, ist der Grundschulverband auffallend reformfreudig. Einer seiner Vorsitzenden, Prof. Hans Brügelmann hat z.B. die Methode „Lesen durch Schreiben“ von dem Schweizer Reformpädagogen Dr. Jürgen Reichen übernommen und diese in seinem Lehrwerk nur etwas abgeändert, ohne die Tücken allerdings wesentlich zu beseitigen.
Mit der Einführung ihrer so genannten „Grundschrift“ geriet der Grundschulverband ebenfalls in die Schlagzeilen. Natürlich fehlte auch hier nicht das Angebot von kostenpflichtigem Lernmaterial.

Der Grundschulverband vertritt das Gegenteil dessen, was sich die meisten Lehrer wünschen: Mehr Ruhe und Verlässlichkeit in den Grundschulen statt ständig neuer Reformen und Lernmethoden.
Mein Eindruck ist außerdem, dass er wenig Wert legt auf den Leistungsgedanken, sondern seine Ware lieber über die Schiene „Erleichterungspädagogik“ verkauft.
 
Von außen gibt es kaum Artikel über den Grundschulverband, dafür viele von innen, also über sich selbst.
Auf die Schnelle habe ich nur diesen Artikel in der taz gefunden. 
 
https://taz.de/Einfuehrung-der-Grundschrift/!5123334/

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  klm

Na sieh mal einer an:

“ Einführung der Grundschrift: Keine pädagogischen Interessen

Die Marketingkampagne des Grundschulverbandes für die neue Grundschrift läuft an. Soll die flüssige Schreibschrift aus ökonomischen Gründen verschwinden?“

https://taz.de/Einfuehrung-der-Grundschrift/!5123334/

Pit2020
1 Jahr zuvor
Antwortet  klm

@klm

Das ist ein sehr lesenswerter und interessanter taz-Artikel.
Und man kann sich gar nicht genug freuen, wenn dieser Unsinn an einem selbst vorbeigegangen ist.
(Ich selbst kam noch in den Genuss – sic! – des sofortigen Erlernens der lateinischen Ausgangsschrift UND einer TOP-Grundschullehrerin. Es ging direkt am Tag nach der Einschulung los.)

Die „Motivation“ ist beschämend, die Folgen weitreichend – aber die Folgen tragen andere, während die Säckel der Säcke gefüllt wurden.
Ein uraltes Erfolgsrezept.
https://www.wortbedeutung.info/Scharlatanerie/

„… Vereinfachten Ausgangsschrift …
Bis zum Zeitpunkt ihrer Einführung mussten Texte in Schreibschrift für Bücher umständlich mit der Hand geschrieben und teuer reproduziert werden. Manche Buchstaben veränderten sich je nachdem, welcher Buchstabe ihnen vorausging oder folgte. Das war auch im Schreibunterricht der Kinder ein Extrakapitel.

In der Vereinfachten Ausgangsschrift gab es nun diese Komplikation nicht mehr. Alle Buchstaben endeten so, dass der nächste Buchstabe formstabil angesetzt wurde. Diese neue Schreibschrift konnte im Lichtsatz mit der Maschine getippt werden wie jede andere Satzschrift auch. Eine enorme Ersparnis für die Schulbuchverlage. Sie wurde garniert mit der Behauptung, die Formstabilität der Buchstaben sei ein Vorteil für die schreibenden Kinder. Tatsächlich erzog man sie zu ruckweisem Schreiben.

Die Vereinfachte Ausgangsschrift ist eine Schrift für die Maschine, nicht für das flüssige Schreiben mit der Hand!

Für viele Jungen besteht beim Schreiben die Hauptaufgabe auch gerade darin, ihre Bewegungen zu zügeln, den Schwung zu bremsen.

Flüssig, elegant, selbstverständlich werden Schreibbewegungen von Kindern nicht dadurch, dass man ihnen – wie bei der Grundschrift – frühzeitig erlaubt, ihre Buchstaben eigenwillig zu schreiben. Nur lesbar muss da das Geschriebene sein, nicht auch schön aufgrund ausgereifter Form und rhythmischer Bewegung. Mit dieser vermeintlichen Großzügigkeit wird die Handschrift des Einzelnen in der Unbeholfenhheit festgehalten. Zu vermuten ist, dass der Verzicht auf eine verbundene Schrift aus einem Guss, wie es etwa die Schulausgangsschrift der DDR ist, eine wichtige Entwicklungsmöglichkeit versperrt: dass der Rhythmus des Schreibens den Gedanken trägt und Schreibweisen sich aus Bewegungsbildern ergeben, die in der Tiefe des Bewusstseins gespeichert sind.

Zu befürchten ist, dass die Hersteller von Materialien für die Schule demnächst die Szene und das Tempo bei der Einführung der Grundschrift beherrschen werden. Sie können damit ja neue, zusätzliche Hefte und Materialien verkaufen und womöglich sogar Schulbuchinventar durch Neuanschaffungen ersetzen. Und sie können das Etikett „Grundschrift“ mit ihren Produkten für das Schreibenlernen verbinden. Bei der Konferenz in Hannover waren auch Vertreterinnen von Schulbuchverlagen aufmerksame Zuhörer.
…“

Und so geht das „Durchreich-Spielchen“ immer weiter zu den immer jüngeren Kindern und deren – im besten Falle verunsicherten UND hoffentlich zahlungskräftigen – Eltern!
Von wegen: „Aber es geht doch um die Kiiiiiiiiinder.“

Lanayah
1 Jahr zuvor
Antwortet  Pit2020

Bei der Grundschrift werden die Buchstaben nicht eigenwillig geschrieben. Den Kinden wird die richtige Schreibweise und Schreibrichtung beigebracht. Bei den Buchstabenverbindungen gibt es die Möglichkeit, nicht alle Buchstaben zu verbinden. Das macht im Übrigen auch kaum ein Erwachsener der mal LA oder VA gelernt hat.
Aber bei jeder Schrift, die nicht LA ist, geht ein Aufschrei los, ob die Kinder noch richtig schreiben lernen.
Ich habe LA unterrichtet, VA und jetzt seit 12 Jahren unterrichte ich Grundschrift. Die Grundschrift zu erlernen ist effektiver und alle Kinder haben in Klasse 4 eine lesbare (wenn auch nicht unbedingt wunderschöne) Schrift. Wer mit der LA motorisch nicht klarkommt entwickelt eine komplett unleserliche Schrift.
In Zeiten als man mit der LA als erste Schrift anfing (habe ich auch als Schulkind) gab es jeden Tag zusätzlich zur Deutschstunde eine Stunde Schönschreiben. Diesen Luxus haben wir leider nicht mehr.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  klm

In diesem ketzerischen taz-Artikel steht der Satz:
„Zu wünschen ist, dass endlich ernst genommen wird, dass unsere Grundschule ein Heer von Legasthenikern produziert. Wir müssen endlich fragen, ob und wie deren Elend durch falsche oder Einzelnen nicht angemessene Einführung in den Gebrauch der Schrift erzeugt wird.“
Hort, hört! Es heißt, die Autorin sei eine Schreiblehrerin. Der Grundschulverband sollte die taz verklagen wegen Verbreitung von verbandsschädigenden Lügen! Als Nebenkläger könnten die Schulbuchverlage auf Verbreitung geschäftsschädigender Lügen klagen.
Mein Fazit: Ich verliere den Respekt vor den einander widersprechenden „Experten“.

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  klm

Der „Grundschulverband“ befasst sich im Grunde hauptsächlich mit Methoden und Pädagogik. Er ist nicht im Ansatz vergleichbar mit dem Philologenverband, einer Interessenvertretung der Gymnasiallehrer/innen. Die meisten Grundschullehrer/innen haben daher mit diesem „Grundschulverband“ nichts am Hut.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Ach so! Aber das Wort „Kollegen-Bashing“ im Titel suggeriert doch, dass der Grundschulverband sich nicht nur abstrakt um Methoden und Pädagogik, sondern auch um Lehrer kümmert. Zumindest scheint er das zu behaupten. Ansonsten wäre vielleicht doch eine Umbenennung in „Gesellschaft für spezielle pädagogische Methoden“ angebracht.

Lera
1 Jahr zuvor

Wow, die GS-Lobby…

Für diese lauwarmen Entgegnungen braucht ihr so lange?

Unterzeichnet von Prof. Brügelmann – im Ruhestand… ernsthaft???

Wie peinlich kann man sein?

Mir wird jedenfalls klar, worin der Grund für die schlechte Ausstattung der GS liegt.

klm
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lera

Nicht gemerkt, dass der taz-Artikel, auf die sich die von Ihnen kritisierten Entgegnungen beziehen, aus einer Zeit stammt, in der Prof. Brügelmann noch nicht im Ruhestand war, sondern im Vorstand des Grundschulverbandes?!
Besser hingucken, damit sich Ihre Fragen nicht gegen Sie selbst richten!

Lera
1 Jahr zuvor
Antwortet  klm

Meine Kritik richtete sich gegen die AKTUELLE Stellungnahme zur Methodenkritik der Philologen, unterzeichnet mit „Prof. i. R. Brügelmann“.

Die taz-Artikel habe ich weder erwähnt noch einen Bezug hergestellt.

Ich zitiere gerne Sie: Besser hingucken.

m.n.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lera

Wo genau steht denn „die AKTUELLE Stellungnahme zur Methodenkritik der Philologen, unterzeichnet mit „Prof. i. R. Brügelmann“?
Ich würde sie gern lesen.

Dreamghost
1 Jahr zuvor

Ach herrlich, alle zerfleischen sich jetzt untereinander. Die Nebelkerze vom Philologenverband hat Wunder gewirkt. Nur wie dieses gegenseitige schimpfen jetzt den Kindern hilft weiß keiner.

Last edited 1 Jahr zuvor by Dreamghost
Grundschullehrer
1 Jahr zuvor

„Bohn und Brügelmann: „Ein vergleichender Blick auf die personelle und sächliche Ausstattung von Grundschulen und den darauf aufbauenden weiterführenden Schulen würde darüber hinaus die strukturelle Benachteiligung der Grundschulen deutlich machen.““ Vielen Dank für diese sehr wahre Äußerung. Ich glaube, dass viele Grundschullehrkräfte sich mehr Äußerungen dieser Art vom Grundschulverband wünschen würden. Die Schlechterstellung der Grundschule sowie ihrer Lehrkräfte und der Schüler/innen ist untragbar und gesellschaftlich überholt!

Lera
1 Jahr zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Von diesen Pappnasen kann man nichts erwarten. Von der GEW praktisch nicht zu unterscheiden.

Grundschullehrer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lera

Ich teile Ihre Kritik, dass der „Grundschulverband“ keine Lobbygruppe der Grundschullehrer/innen ist. Er will es aber eben auch nicht sein. Eine echte Interessenvertretung fehlt uns im Grundschulbereich daher, was insbesondere in einer derartig schlimmen Situation bitter nötig wäre.

Last edited 1 Jahr zuvor by Grundschullehrer
Lehramtsaussteiger
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lera

Ekelhafter, überheblicher Standesdünkel. Widerlich.

Carsten60
1 Jahr zuvor

Ich habe hier schon mal gepostet, dass diese Stellungnahme sich nicht inhaltlich auf den IQB-Bildungstrend und die dort festgestellten Defizite bezieht, sondern sich nur am PhV abarbeitet. Was da nun „billig“ ist, sei dahingestellt. Ein Erfolg der neuen Unterrichtsmethoden, die der Grundschulverband propagiert, wird in keiner Weise plausibel gemacht, und der Misserfolg wird nicht widerlegt. Man spricht lieber nicht davon. Die Frage bleibt: Woran liegen die Defizite, und woran liegt der Abstieg von 2011 zu 2021?

DerDip
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Stimme Ihnen zu, dass entscheidend die Frage „… woran liegt der Abstieg von 2011 zu 2021“ ist.
Meines Erachtens ist hierzu eine ehrliche und ganz sachliche Analyse nötig. Neben geänderten Methoden gab es in diesem Zeitraum nämlich auch andere Veränderungen: Starke Immigration aus Bildungsfernen Familien, zunehmender Lehrermangel, Tendenz zu mehr Teilzeit unter den Lehrkräften, Ganztagskonzepte, die nicht funktionieren, usw. In Zukunft kommen dann noch die Konsequenzen durch Corona, zunehmender Lehrermangel, noch mehr Immigration (… wir schaffen das…).
Ich persönlich denke, dass die Methoden (wie Schreiben nach Gehör) nur einen kleinen Teil der Ursache für die Verschlechterung sind.

Emma
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerDip

Nochmal, es gibt die Methode „Schreiben nach Gehör“ nicht.

DerDip
1 Jahr zuvor
Antwortet  Emma

Wie heißt denn diese Methode, nach der meine Tocher noch vor paar Jahren in NRW unterrichtet wurde, bei der die Rechtschreibung keine Rolle spielt und die Kinder möglichst früh ganze Sätze Schreiben lernen sollen und die Rechtschreibung dabei ignoriert wird?

mississippi
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerDip

Die Methode heißt Lesen durch Schreiben. Man lernt mit ihr Lesen. Nicht Rechtschreiben. Das wird ab Klasse 2 so geübt, wie Sie es noch kennen: Rechtschreibfälle, Diktate, Regeln, Lernwörter, Übung.

Mutter
1 Jahr zuvor
Antwortet  mississippi

Bei meinem Kind (geb. 2002) war Rechtschreiben erst ab Klasse 3 angesagt. Vorher wurde uns Eltern sogar eingeschärft, bloß keine Fehler zu verbessern, weil das die Lust am Geschichten-Schreiben vertreiben würde.
In den ersten beiden Schuljahren werde mehr Wert darauf gelegt, Freude am kreativen Schreiben kurzer Inhalte zu wecken und zu erhalten, als formal richtiges Schreiben zu üben. Das werde in Klasse 3 nachgeholt.

Mein Sohn hat bis heute erhebliche Probleme mit der Rechtschreibung und vermeidet auch gern freiwilliges Lesen, weil ihm das auch zu mühselig ist.
Er hat also weder Schreiben noch Lesen so gelernt, dass er mühelos damit umgehen kann.
Wenn nicht auffallend viele andere Kinder aus seiner Klasse später ebenfalls mit Lesen und Schreiben ihre liebe Mühe gehabt hätten, wäre ich wahrscheinlich auf die Idee gekommen, mein Sohn hätte Legasthenie.

DerDip
1 Jahr zuvor
Antwortet  mississippi

Hmmm. Bei uns wurde erst ab Klasse drei auf die Rechtschreibung geachtet. Aber ungeachtet dessen: Halten sie diese Methode für hilfreich um Lesen zu lernen? Und denken Sie, dass diese Methode keine negativen Auswirkungen auf die Rechtschreibung hat, wenn sich gewisse falsche Schreibweisen verfestigt haben?

ABC
1 Jahr zuvor
Antwortet  Emma

Von ihr heißt es manchmal auch, sie sei die Methode von „Schreib, wie du hörst!“
Am bekanntesten ist wohl der Name „Lesen durch Schreiben“. Und geschrieben wird mit Hilfe der Anlauttabelle.

AusderPraxis
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerDip

Vor allem da Schreiben nach Gehör in vielen GS gar nicht stattfand und inzwischen schon länger verboten wurde!
Ein wichtiger Grund ist, dass die Kinder immer weniger üben können. Im Unterricht ist wegen einer heillosen Überfrachtung der Lehrpläne, insbesondere im Bereich Grammatik (bei vielen GS-Kindrrn ist das Abstraktionsvermögen noch nicht soweit vorhanden) kaum noch Übungszeit für Rechtschreiben (ganz schlecht auch da die Konzentration auf Regeln, da s.o.) vorhanden ist.
An den OGS gibt es zwar eine Beaufsichtigung der Hausaufgabenzeit, aber nur für 30 Minuten. In der Zeit sitzen 25 Kinder in einem Klassenraum und die aufsichtsführende Praktikantin hat alle Hände voll zu tun, etwas Ruhe hinein zu bringen! Die Eltern sind aber der Meinung, dass alles erledigt ist, wenn sie ihre Kinder abholen.
Die 5-10 Minuten täglicher Vorlesezeit zu Hause, die besonders für schwächere SuS sehr wichtig wäre, fällt total weg!

DerDip
1 Jahr zuvor
Antwortet  AusderPraxis

Diese Methode war nur ein Beispiel für Methoden, die m.E. nicht funktionieren, da die Kinder einen Schreibstil verfestigen, der später nicht immer leicht korrigiert werden kann.
Wenn diese Methode inzwischen verboten wurde, so begrüße ich dies. Ich meine jedoch, dass dies in Rheinland Pfalz noch erlaubt ist (korrigieren Sie mich, wenn ich falsch liege).

ABC
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerDip

„Nicht immer leicht“ ist untertrieben. Viele dieser Kinder blieben rechtschreibschwach.
Wer abstreitet, dass es diese Methode je gegeben hat, lässt die geschädigten Kinder doppelt im Stich, indem er ihnen Legasthenie unterstellt.

Außerdem ist zu fragen, wie eine Methode verboten werden kann,wenn es sie gar nicht gibt?

AusderPraxis
1 Jahr zuvor
Antwortet  ABC

Ist so eine Sache mit dem Leseverständnis, nicht?
VIELE GS heißt nicht ALLE GS!
Klar gab es einige Lehrer und Eltern, die diese Methode hypten.
Die meisten Eltern ließen sich aber schon von der Unsinnigkeit dieser Methode überzeugen. Der Satz:“ In maina köasche isn woam!“, hat meist die Augen geöffnet!

klm
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerDip

Kleinvieh macht auch Mist! Es kommt eben vieles zusammen, was den Schulen die Luft zum Atmen nimmt.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerDip

„nur ein kleiner Teil der Ursache“
Ja, das dürfte absolut klar sein. Die Rechenfähigkeiten werden mit der Schreibmethode nichts zu tun haben, das Problem mit dem Stifthalten auch nicht. Ich nehme mal an, der PhV meinte ein ganzes Bündel von „neuen Methoden“, die als ganz großartig, propagiert wurden, deren Wirkung aber nie genau untersucht wurde. Wer empirische Methoden ablehnt wie der Grundschulverband, der will einfach auch solche IQB-Bildungstrends nicht wirklich anerkennen. Man vergleiche die Formulierung „Kurzschlussreaktion auf die PISA-Ergebnisse“.
„Immigration bildungsferner Familien“: Gibt’s die nicht seit etwa 1970, als die ersten Gastarbeiter ihre Familien nachholen durften? Gab’s da nicht die sprichwörtlichen Analphabeten aus Ostanatolien? Dieses Thema wird bei Schulleistungstests immer so verschämt und nur am Rande erwähnt. Details will auch dabei offenbar niemand wissen.

mississippi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Ich möchte bitte nicht in die rechte Ecke gestellt werden. In meiner 1. Klasse gibt es 11 verschiedene Nationen. Kaum ein Kind kann richtig deutsch sprechen. Wir müssen mit den Gegebenheiten arbeiten, die wir haben und da ansetzen, wo die Kinder stehen. Wir können nichts dafür. Dazu kommt, dass viele Kinder unnötig unselbstständig gehalten werden, in dem man ihnen zu Hause alles hinrichtet. Manche wissen am nächsten Tag nicht, wo die Mama die Hausaufgaben eingeheftet hat. Da muss man sich doch nicht wundern.

Kalle
1 Jahr zuvor
Antwortet  mississippi

Wieso rechte Ecke? Darf man die Realität nicht mehr benennen?

Aber Sie haben mit Ihren Befürchtungen natürlich recht. Nur hilft es wenig vorauszuschicken, man sei nicht rechts oder wolle nicht in diese Ecke gestellt werden. Solche Bemerkungen werden neuerdings gerade als Zeichen von rechtem Denken gewertet, das man aber vorsorglich zu verneinen versucht.

Ich bin auch oft unsicher, was zu sagen erlaubt ist und was nicht. Schade eigentlich, denn offenem und ehrlichem Meinungsaustausch tut das nicht gut, auch nicht der MeinungsVIELFALT.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Kalle

Die Vielfalt (neudeutsch: Diversity) wird als sehr positiv gepriesen, jede(r) soll uneingeschränkt akzeptiert werden, aber das scheint sich nie auf eine Vielfalt bei Einstellungen oder Meinungen zu beziehen. Wer nichts von Gruppenarbeit hält, der ist nicht etwa in seiner Art heterogen, sondern der hat ein unerwünschtes Sozialverhalten, das eben nicht geschätzt wird und das ggfs. pädagogisch zu korrigieren ist. Ganz zu schweigen von politischen Kontroversen: Politische Heterogenität ist nie gemeint, die gilt nicht als positiv. Aber das ist wohl rund um den Globus so, gerade auch in sich sozialistisch nennenden Ländern.

mississippi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Mangelndes Sprachvermögen wirkt sich auch auf mathematische Leistungen aus. Stichwort „Textaufgaben.“

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  mississippi

Schon lange vorher, wenn man „mehr“ und „weniger“, „vor“ und „zurück“, „kleiner“ und „größer“ und „zwischen“ nicht versteht, mit Sprache begleitete Handlungen nur visuell nachvollziehen kann und sich über das, was man tut oder entdeckt, nicht austauschen kann.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  mississippi

Die Textaufgaben gehören ja auch zu den Neuerungen nach PISA, die kritisiert werden, nicht alle sind davon begeistert. Man übertreibt dabei und wundert sich dann über schwache Ergebnisse gerade bei Migrantenkindern.
Und gewiss: ganz ohne Sprache geht’s nicht in der Mathematik, aber der dafür nötige Wortschatz ist doch wesentlich geringer als der für irgendwas Literarisches oder eine „Präsentation“ von Texten, man denke nur an die vielen Wörter für Pflanzen und Tiere. Die Vorstellungen von Zahlen sind international (also können Zuwanderer die mitbringen und brauchen sie nicht zu ändern), die Wörter für Zahlen im Zehnersystem sind nur relativ wenige (in einer Fremdsprache zählen ist wohl das geringste Problem im Vergleich zur Grammatik, selbst für Touristen geeignet, die ansonsten kaum Sprachkenntnisse haben), Zahlen werden immer in Druckschrift ohne Verbindungen geschrieben, und math. Formeln sind überhaupt in aller Welt identisch, sogar in China und Japan.
Oder sagt hier jemand, das Schreiben der zehn Ziffern ist ein großes Problem im Vergleich zu 26 Groß- und Kleinbuchstaben?

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Ich sage, dass die Rechenverfahren quer durch die Welt ganz unterschiedlich aussehen
und dass Sie den sprachlichen Anteil in Mathematik unterschätzen.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Jedenfalls wird der sprachliche Anteil in Mathematik künstlich dadurch erhöht, dass schon im 1. Schuljahr Textaufgaben als große Tugend gelten, obwohl man weiß (Beitrag von Mississippi weiter oben, der mit der „rechten Ecke“), dass so viele gar nicht richtig Deutsch können und darum kämpfen müssen, überhaupt die Aufgabe zu verstehen, was natürlich Aufmerksamkeit absorbieren muss. Das müsste doch nicht sein, und aufgekommen scheint es erst nach PISA zu sein, weil auch PISA fast nur Textaufgaben enthält und sog. „Kompetenzen“ testet. Und das sollen wir nun als „hat sich bewährt“ betrachten? Die Tests für Grundschüler zeigen das nicht. Und mathematische Talente müssen nicht auch sprachliche Talente sein (und umgekehrt).

mississippi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Und alles in der Mathematik erklärt sich von selbst. Schaffen wir doch die Schulen ab.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Textaufgaben sind Neuerungen nach PISA? Ich wurde 1965 eingeschult, da gab es schon Textaufgaben in meiner gesamten Schulzeit bis jetzt zu meinem Vorruhestand, sogar am Förderzentrum (Lernen).

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Ja, richtig, aber das waren nicht die modernen „Modellierungsaufgaben“ mit den besonders langen und komplizierten Texten. Fragen Sie mal Didaktiker, worin der Unterschied besteht. Die sind ganz stolz auf den Unterschied und auf die neue „Modellierungskompetenz“, von der früher niemand was wusste. Die älteren Textaufgaben oder „eingekleideten Aufgaben“ (stehen auch in alten Schulbüchern) sehen anders aus als die neuen (auch im schriftlichen Abitur).
Eins ist sicher richtig: Erst nach PISA fing man an zu behaupten, der Mathematikunterricht müsse unbedingt auch der Sprachkompetenz dienen. Das kann auch in einen Missbrauch des Mathematikunterrichts münden, so in Richtung von Fördern derer, die kein Deutsch können. Den Deutschunterricht gibt’s ja auch noch. Letztlich geht’s natürlich in keinem Fach ohne Sprache.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Das, wovon Sie schreiben, hat mit dem Unterricht in Klasse 1 nichts zu tun.
Nicht alle Kinder erschließen sich Zahlenräume und Operationen von selbst, man muss es erläutern und erklären, wenn man es zeigt und handelt, damit sie das Offensichtliche, Praktische mit dem Abstrakten verknüpfen.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Dem Erschließen der Zahlenräume (so wie Sie das schreiben) hatte ich ja nicht widersprochen, aber zumindest ab Klasse 3 (vielleicht auch schon vorher) wird mathematisch modelliert, und es gibt die beliebten Fermi-Aufgaben, die nicht eindeutig lösbar sind und die zu Diskussionen über den Kontext führen sollen:
https://kira.dzlm.de/node/142
Und da ist enorm viel Text mit im Spiel, was Kinder mit schwächeren Deutsch-Kenntnissen einfach verunsichern muss, weil sie beim Lesen zumindest langsamer sind als die anderen. Deutsch-Lernen und Rechnen-Lernen scheinen vermischt zu werden. DAS ist jedenfalls eine neuere Errungenschaft (nach PISA) und wird von den didaktischen Autoritäten wie eine „heilige Kuh“ behandelt. Das DZLM ist für die Weiterbildung von Lehrern zuständig, mit dem Segen der KMK. Und wenn Kinder aus bildungsnahem und deutschsprachigem Elternhaus speziell dabei Vorteile haben, dann wundern sich alle und vergießen Krokodilstränen.

Lera
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Didaktiker mögen sie mögen; Fermi-Aufgaben sind in der GS-Praxis jedoch keinesfalls an der Tagesordnung, sondern werden allenfalls mal „eingestreut“, und das natürlich nicht ohne Differenzierung bzw. nur im Plenum/ in het. Gruppen.
Schon klassische Textaufgaben überfordern viele. Auch die werden immer stiefmütterlicher durchgezogen, weil es einfach nur noch anstrengend ist.

Nähbiene
1 Jahr zuvor

Hallo jammern hilft den Schülern nicht , etwas tun mit den Schülern und Jugendlichen,
ich bin seit vielen Jahren Ausbilderin mit Jugendlichen aus den Föderschulen und Jugendliche die keinen schulabschluss geschafft haben .Die Jugendlichen haben große Probleme mit verstehenden lesen , es können keine gelesenen Texte erläutert werden oder der Sinn wurde nicht erfaßt. Wie soll da Ausbildung praktikabel sein ?
In Mathe kann keiner mehr das kleine 1X1 ,Überschlag, Aufrunden um im Alltag mit Geld umgehen zu können ist einfach nicht vorhanden. Das sind die Dinge die gnadenlos geübt werden müssen. Danach kann man über Gedichtsanalysen und zweisprachige Unterricht nachdenken , wie soll das gehen, wenn ich meine eigene Sprache nicht beherrsche.
Ich habe mit den Jugendlichen 16 bis 21 Jahre mit den Grundrechenarten schriftlich anfangen müssen ,
Dabei ist Vertrauen wichtig , denn viele verweigern sich weil sie sich schämen solche einfachen Ding nicht zu können und es ihnen in 10 Jahre Schule keiner beigebracht hat bzw. nicht zugehört wurde , dass sie es nicht begriffen haben. Es geht , mit viel Einfühlungsvermögen Konsequenz haben alle meine Lehrlinge den Abschulss geschafft . Wir alle ob Eltern, Großeltern, Lehrkräfte sollten den Kindern und Jugendlichen Angebote machen , Intersante gestalteter Stütz- und Förderuntericht ist hier ein Teil der Lösung . Omas, die wieder mit den Enkelkinder lesen, denn Übung macht den Meister

Eure Nähbiene

Lera
1 Jahr zuvor
Antwortet  Nähbiene

Die wenigsten Hauptschüler begrüßen Lehrer mit den Worten: Bitte erklären Sie mir XY nochmal, ich würde es gerne verstehen.

NACH dem schulischen Scheitern in einer Nachhilfesituation mit der netten Nähbiene sieht das natürlich schon anders aus.

Ich will Sie gar nicht geringschätzen, aber schulisches Lernen ist (leider) qua System Massenabfertigung. Die Lehrer tun was sie können, um dort einen Rest Menschlichkeit zu bewahren.

Sie sind in einer ganz anderen Situation und daher ist es unfair, von der Seitenauslinie kluge Ratschläge zu geben. Wir sind keine Idioten!

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Nähbiene

Wie viele sind das? Man spricht immer von ungefähr 15-20 % „Risikoschülern“, die Zahlen schwanken etwas.
Woran liegt das eigentlich? Die Grundschullehrer sollten nicht so beleidigt tun wie Lera, weil die in Ihrem Beitrag ja gar nicht erwähnt oder gar angegriffen wurden. Die Ursachen werden andere sein: Vielleicht doch eine gewisse Bildungs-Abgewandtheit in den Familien? Generelle Geringschätzung von Schule? Schlechter Einfluss von Kumpels? Omas können bestimmt ein stabilisierender Faktor sein, aber vielleicht können manche Omas gar nicht auf Deutsch lesen, sondern alleńfalls in einer anderen Sprache, und auch das nicht besonders gekonnt? Das Rechnen dürfte kaum eine Spezialität der Omas in unteren sozialen Schichten sein.
Dass die elementaren Basisfähigkeiten eben geübt werden müssen, tritt offensichtlich heute in den Hintergrund zugunsten von gefühlten 1000 anderen Kompetenzen, die alle angestrebt werden müssen, weil sie eben auch vorgeschrieben sind. Man muss nur mal die Bildungsstandards und -ziele lesen.
Irgendwo las ich, dass einige funktionale Analphabeten es sogar geschafft haben, ganz regulär den Realschulabschluss zu bekommen. Sie konnten offenbar gut reden, und das zählt heute viel, vielleicht zu viel?

Lera
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

„viele verweigern sich weil sie sich schämen solche einfachen Ding nicht zu können und es ihnen in 10 Jahre Schule keiner beigebracht hat bzw. nicht zugehört wurde , dass sie es nicht begriffen haben.“

Das ist unverschämt und anmaßend. Darauf habe ich hingewiesen. Beleidigt BIN ich also nicht, als Lehrer WURDE ich durch diese klischeehafte Amateuranalyse beleidigt. Schönen Tag noch und bitte: jetzt nicht beleidigt sein 😉

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lera

Wenn die Schüler sich verweigern und sich später schämen, geht das doch nicht gegen die Lehrer. Ich verstehe das nicht als Vorwurf gegen Lehrer, sondern als einen gegen das ganze System. Alle Fördermaßnahmen dürfen immer nur freiwillig sein, und am Resultat sieht man es dann, wenn die Freiwilligkeit an dieser Verweigerungshaltung scheitert.
Niemand hatte gesagt, irgendwelche Lehrer seien deswegen Idioten. Aber davon haben Sie geschrieben.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Welche Oma denn?
Wer hat denn eine Oma im Umfeld des eigenen Wohnortes, die Zeit hat, die Enkel zu betreuen?
Die Oma wohnt häufig woanders, sie geht arbeiten und muss Urlaub nehmen, wenn sie zur Betreuung der Enkel einspringen will.

Aber wir können ja mal überlegen, was mit dem Opa ist.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Unter einer Oma stellt man sich normalerweise eine Hausfrau oder eine Rentnerin vor. Es geht ja um Enkel in der Schule, da ist das gegeben, wenn Oma und Tochter bei der Geburt des Nachwuchses 28-30 Jahre alt waren. Der Opa kann natürlich auch vorlesen, aber der wohnt ja ebenso oft woanders.

Alla
1 Jahr zuvor

Nach meinem Abi 1974 habe ich Lehramt GH studiert.
Nun gehe ich Ende Juli mit 66,8 Jahren in den Ruhestand. Mein 45- jähriges Dienstjubiläum verpasse ich um genau 8 Tage.
Ich habe 1 Jahr an einer BBS (Berufsvorbereitungsjahr), 3 Jahre an einer HS und den Rest an verschiedenen GS gearbeitet. Das ging von Brennpunktschulen in Duisburg, sehr ländlichen Schulen und sogar einer ehemaligen „Villenviertelschule“ in SH.
Erfahrungen habe ich also genügend sammeln können!
Außerdem habe ich selbst Kinder.

Die Leistungen in der GS haben definitiv nachgelassen. Klassenarbeiten aus Duisburg könnte ich an meiner jetzigen Nicht-Brennpunktschule inzwischen nicht mehr schreiben lassen. Die Ergebnisse wären zu schlecht!

Als Fachleitung Deutsch an meiner Schule, an der ich jetzt seit 27 Jahren unterrichte, konnte ich gerade noch die Einführung der Reichelt- Methode (Lesen durch Schreiben) verhindern. Nur in 2 Klassen, in denen das Fach Deutsch durch LiV erteilt wurde, mussten wir uns der Studienleiterin zähneknirschend beugen.

Ja, ungeeignete Methoden sind ein Desaster für SuS, die nicht besonders herausragend sind!
Aber auch die FRESCH- Methode, die auf das frühzeitige Einführen von Rechtschreibregeln setzt, funktioniert nicht! (Sorry an alle Verfechter)! Diese setzt ein Rechtschreibgespür und eine Abstraktionsfähigkeit voraus, die die meisten Kinder noch nicht entwickelt haben.

Was also würde funktionieren?

So Leid es mir tut: Übung macht den Meister! Wöchentliche Übungsdiktate haben den SuS mehr RS-Sicherheit gebracht als alle anderen Methoden. Auch die Schreibgeschwindigkeit lässt sich nur durch ständiges Schreiben erhöhen.

Leider sind die Lehrpläne inzwischen so überfrachtet, dass die Basiskompetenzen nur noch angerissen werden können.
Ist es wirklich notwendig, GS-Kinder mit Grammatik so zu überfrachten, dass schon in Klasse 4 sämtliche Satzglieder bestimmt werden sollen? Und das in den extrem heterogenen Lerngruppen? In meinen Anfangsjahren war es noch ausreichend, einige Wortarten, insbesondere Nomen, erkennen zu können!
Es mussten auch noch nicht so viele Elfchen, Avenida- Gedichte usw. hergestellt werden und auch beim Lesen war erst einmal Leseverständnis gefragt. Heute sollen sie jedes Diagramm lesen können, selbst weiter recherchieren usw. Dadurch fehlt ganz viel Zeit für das Üben!

Durch die OGS werden Hausaufgaben auch nicht mehr erledigt. Dafür fehlt es an Zeit, Ruhe und einer Überprüfung der Ergebnisse. Das kann eine Praktikantin, die 25 SuS in der HA-Betreuung hat, in den 30 Minuten nicht leisten!

In Fach Mathe scheint es ähnlich zu sein. Durch das Aufzeigen vieler Rechenwege wird kein einziger Weg mehr gesichert. Aber die Probleme kenne ich nur aus 2.Hand, durch meine Nachhilfeschüler.

Für sehr gute SuS ist das meist kein großes Problem, die schaffen das alles irgendwie und langweilen sich im Unterricht schnell. Zum Glück kann ich ihnen dann, je nach Neigung, herausforderndere Aufgaben stellen, aber bei den allermeisten SuS bleiben die Basics auf der Strecke!

Dazu kommt noch, dass bei uns nicht die Empfehlung sondern der Elternwille über den Besuch einer weiterführenden Schule entscheidet, so dass selbst Kinder mit Note 4 in den Hauptfächern an das Gy gehen können und dort auch angenommen werden.

Lehramtsaussteiger
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alla

Sehr interessanter und plausibler Beitrag. Vielen Dank dafür.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alla

Mit Übungsdiktaten habe ich konträre Beobachtungen, man schreibt über Jahre täglich ein Diktat, gerade die Schwächeren frustriert es früh und wöchentlich und die RS bleibt schlecht, weil keine Strategien entwickelt werden. Diese helfen allerdings nur, wenn man sie nicht nur allein für sich übt, sondern auch in der Anwendung, also beim Schreiben von Texten, sodass die SuS selbst überlegen müssen, welche Strategie an welcher Stelle hilft.

Dass sich die Anforderungen ans Lesen verändert haben, liegt u.a. daran, dass über die internationalen Vergleichsstudien der anglo-amerikanische Literacy-Begriff zum Lesen herangezogen wurde. Deshalb finden Diagramme und anderes Eingang in den Deutschunterricht, aber auch in andere Fächer.

Schüler vor 20 oder 30 Jahren hätten also diese Fähigkeiten nicht gehabt und könnten die Klassenarbeiten von heute mit dem Wissen von damals nicht schreiben.
Warum kommt man in diesem Rückblick nicht zu der Feststellung, dass den Schüler:innen früher wichtige Kompetenzen gefehlt haben?

Messen wir die Schüler:innen heute an den Standards, die vor 20 oder 30 Jahren gegolten haben, obwohl wir heute andere Schüler, andere Bedingungen an Schulen, andere Voraussetzungen haben?

Berücksichtigt die IQB-Testung dies, werden die alten, die neuen oder alle Kompetenzen abgefragt?

Lehramtsaussteiger
1 Jahr zuvor

Da freut sich der Dienstherr: Lehrkräfte die aufgrund von kleinkariertem Standesdünkel gegenseitig aufeinander losgehen anstatt gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Ein Armutszeugnis und einer der Gründe, warum sich in den Schulen nichts verbessert.