Hubig meint: Lehrer brauchen „diagnosegeleitete Förderinstrumente“

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MAINZ. Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Hubig freut sich über das Abschneiden der rheinland-pfälzischen Grundschüler bei der IQB-Bildungsstudie, obwohl von Verbesserungen keine Rede sein kann. Sie sieht deshalb auch durchaus Handlungsbedarf.

„Leistungen gehalten“: Bildungsministerin Stefanie Hubig. Foto: Georg Banek / Ministerium für Bildung Rheinland-Pfalz

Bildungsministerin Stefanie Hubig hat die Ergebnisse der rheinland-pfälzischen Grundschüler beim IQB-Bildungsmonitor gelobt. Die SPD-Politikerin kündigte zugleich mehr Unterstützung der Lehrer an, um die Kompetenzen der Kinder weiter zu verbessern. Rheinland-Pfalz sei nur eins von drei Bundesländern, in denen die Grundschüler in der Studie «stabile Ergebnisse erzielt und trotz der Corona-Pandemie ihre Leistungen gehalten haben», sagte die SPD-Politikerin in Mainz.

«Es ist ein wirklich großer Verdienst unserer Grundschullehrkräfte, dass unsere Schülerinnen und Schüler trotz zeitweiser Schulschließungen stabile Ergebnisse erreichen konnten.» Besonders freue sie, dass die Grundschulen des Landes in Mathe jetzt im Bundesvergleich auf Platz fünf liegen.

Nach den Ergebnissen des IQB-Bildungsmonitor für das Jahr 2021 haben Viertklässlerinnen und Viertklässler deutschlandweit gesehen zunehmende Rechtschreib-, Lese- und Matheprobleme. Sie sind im Vergleich zum Leistungsstand vor zehn und fünf Jahren deutlich zurückgefallen. Ausnahmen bilden die Länder Bremen, Hamburg und Rheinland-Pfalz, wo es nur im Bereich Zuhören signifikante Verschlechterungen gegenüber 2016 gab. Die bildungspolitische Sprecherin der oppositionellen CDU-Fraktion im Mainzer Landtag, Jenny Groß, zeigte sich – anders als Hubig – «erschrocken vom Abschneiden rheinland-pfälzischer Grundschülerinnen und -schüler bei der aktuellen IQB-Studie».

«In Rheinland-Pfalz haben – anders als in anderen Bundesländern – die Kinder mit Zuwanderungshintergrund keine deutlich schlechteren Ergebnisse erzielt»

Hubig kündigte an, es müsse weiter daran gearbeitet werden, die Kompetenzen der Grundschüler zu verbessern. «Wir sind bei weitem noch nicht zufrieden.» Die Studie habe gezeigt, «dass die Pandemie für das gesamte Bundesgebiet die soziale Schere weiter geöffnet» habe. «Das ist für mich – auch mit Blick auf die kommenden Jahre – die wichtigste Aufgabe», sagte Hubig. Lehrer bräuchten «diagnosegeleitete Förderinstrumente», die den individuellen Förderbedarf der Jungen und Mädchen zeigten, aber auch deutlich machten, wie diese Schüler gefördert werden können.

Mit Blick auf neu zugewanderte Kinder und Jugendliche zeige die Studie, dass die Sprachförderung früher beginnen und möglichst in den Alltag integriert werden müsse. In Rheinland-Pfalz beginne die Sprachförderung bereits alltagsintegriert in den Kitas. «Anders als in anderen Bundesländern werden neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler direkt in Regelklassen aufgenommen und erhalten parallel Deutsch-Intensivkurse.» Das bilde sich in den Ergebnissen des IQB-Bildungstrends bereits ab. «In Rheinland-Pfalz haben – anders als in anderen Bundesländern – die Kinder mit Zuwanderungshintergrund keine deutlich schlechteren Ergebnisse erzielt als Kinder ohne Zuwanderungshintergrund.» Auf diesem wichtigen Ergebnis müsse aufgebaut werden.

Groß sagte dagegen, die Grundschulen bräuchten «ein nachhaltiges Personalentwicklungskonzept mit einer realistischen Bedarfsplanung». Dazu gehörten mehr Stellen, mehr Ausbildungsplätze sowie mehr Angebote zur pädagogischen Weiterbildung. Die Kernergebnisse der IQB-Studie waren bereits im Juli verkündet worden. Am vergangenen Montag hatte die Kultusministerkonferenz nun auch die detaillierten Länderanalysen veröffentlicht. News4teachers / mit Material der dpa

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3 Kommentare
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Carsten60
1 Jahr zuvor

„stabile Ergebnisse“
Das stimmt für Rheinland-Pfalz überhaupt nicht. Es war nur so, dass der Abstieg nicht ganz so krass wie in anderen Bundes-ländern war, von 2011 bis 2021 „nur“ so im Bereich von 20–30 Punkten, in Mathematik 24 Punkte. Das ist kein Ruhmesblatt. Siehe die Seiten 98 ff. und 109 ff. im IQB-Bericht.

„… um die Kompetenzen der Kinder weiter zu verbessern.“
Ja natürlich, seit 20 Jahren verbessert man die Kompetenzen, aber die bei Tests gemessenen Zahlen gehen in die andere Richtung. Das ist Schönreden wie „Minuswachstum“.

„Wir sind bei weitem noch nicht zufrieden.“
Na das wäre ja wohl auch nur ein schlechter Witz, Frau Hubig.

„ein nachhaltiges Personalentwicklungskonzept“
Das wird’s bestimmt bringen, am besten unter Anleitung einer Werbeagentur in Verbindung mit einer „digital teaching equipment GmbH & Co KG“.

gehtsnoch
1 Jahr zuvor

Die Diagnose ist vorbestimmt und die Förderinstrumente (Maßnahme zur Steigerung von Entwicklungen, auch hinsichtlich von Mitarbeitern) allen an Schule lange schon als unbezahlbare Förderkonzepte bekannt.

Last edited 1 Jahr zuvor by gehtsnoch
Ron
1 Jahr zuvor

„Lehrer brauchen „diagnosegeleitete Förderinstrumente“

Ganz klare Antwort: Ne, brauchen wir nicht. Sowas braucht nur die Bildungsindustrie zur Maximierung ihrer Diagnoseprofite.