Bildungserfolg: Warum der Übergang von der Grundschule (zu) häufig misslingt

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MÜNCHEN. Bildungsbeteiligung und -erfolg eines Kindes sind in Deutschland nach wie vor stark an seine soziale Herkunft gekoppelt. Dies zeigen die Ergebnisse der PISA-Studien. Wie schwierig es allerdings zuweilen ist, benachteiligte Familien zu erreichen, zeigt eine soeben veröffentlichte Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) zum Übergang von Grundschülern auf weiterführende Schulen. Es hapert an der Kommunikation zwischen Eltern und Lehrkräften – sowie an unterstützenden Angeboten für die Kinder.

MIt zehn Jahren steht in Deutschland der Übergang auf die weiterführende Schule an, in den meisten Bundesländern jedenfalls. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Die Frage, wie prekäre Lebenslagen und Bildungs­verläufe zusammenhängen, ist mit der Coronapandemie sogar noch dringlicher geworden. Insbesondere Kinderarmut bedeutet mehr, als über wenig Geld zu verfügen. Armut zeigt sich in zahlreichen Lebensbereichen und kann Kinder unterschiedlich benach­teiligen und belasten sowie ihr Leistungsvermögen und ihren Bildungs­verlauf beeinträchtigen.

Im Rahmen einer Studie mit dem Titel „Zusammenhänge zwischen prekären Lebenslagen und Bildungsverläufen“ wurden nun Schulleitungen, Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter:innen an vier Münchner Grundschulen unter anderem zur Gestaltung des Übertritts und zur Zusammenarbeit mit finanziell belasteten Familien befragt. Eltern und Kinder gaben Auskunft zu ihren Bildungszielen, ihrer Lebenslage sowie zur Kenntnis und Nutzung von unterstützenden Angeboten. „Wir legten den Fokus zum einen darauf, wie Armut aus der Perspektive von Schulakteuren wahrgenommen und pädagogisch bearbeitet wird und wie aus ihrer Sicht vorhandene Unterstützungsleistungen an den Schulen für armutsbetroffene Familien verbessert werden könnten“, erläutert DJI-Wissenschaftlerin und Studienleiterin Dr. Claudia Zerle-Elsäßer.

Die Zusammenarbeit zwischen Schulakteuren und Elternhaus erwies sich als Dreh- und Angelpunkt

Resultat: Die Zusammenarbeit zwischen Schulakteuren und Elternhaus erwies sich als Dreh- und Angelpunkt. Die Forscherinnen konnten deutlich machen, dass Lehrkräfte, Schulsozialarbeit und Eltern nicht so zueinander finden können, wie dies für die Kinder notwendig wäre. Dort, wo die Zusammenarbeit gelingt, wird diese als spürbare Unterstützung empfunden und wertgeschätzt.

Die Forschungsergebnisse machen zudem deutlich, dass sich Kinder aus benachteiligten Familien zwar häufig einen Übertritt in die Realschule oder das Gymnasium wünschen und dass Eltern sich oft gerade wegen ihrer prekären Lebenslagen sehr ambitioniert bezogen auf die Eröff­nung von Bildungswegen für ihre Kinder zeigen. Jedoch behindern die Familien dabei unter anderem mangelnde Sprachkenntnisse, fehlendes Wissen über die für den Übertritt zu erbringenden Leistungen und ein eingeschränkter Zugang zu oft kostenintensiven Übungsmaterialien und Nachhilfe.

In der Studie haben sich einige Unterstützungsangebote als besonders wertvoll für die Familien herausgestellt. Insbesondere sind dies direkt an die Schule angebundene, kostenfreie Mahlzeiten, über die Schulsozialarbeit organisierte kostenfreie Freizeitangebote oder eine unbürokratische Übernahme von Auslagen für Schulmaterialien oder Ausflüge.

Von den Schulakteuren wird das Angebot allerdings als zu gering und als nicht bedarfsgerecht eingeschätzt. Die Anstrengungen seitens der Schulen scheinen die betroffenen Kinder nicht ausreichend zu erreichen. „Eine deutliche Unterstützungslücke besteht sowohl aus Sicht der Lehrpersonen als auch der Eltern an unterrichtsbezogenen und lernunterstützenden Angeboten, wie einer den konkreten Schulstoff verfestigenden Nachhilfe sowie von eher allgemeineren Förder- und insbesondere von Sprachkursen“, so Dr. Christine Steiner, ebenfalls DJI-Wissenschaftlerin und Studienautorin.

„Letztlich kann nur sichergestellt werden, dass die Angebote zur Förderung der Kinder genutzt werden, wenn sie für möglichst alle Kinder verfügbar sind“

Auch beklagten die Schulakteure, die Eltern nicht zu erreichen. Diese fühlten sich wiederum mit den schulischen Anforderungen überfordert. Den Studienergebnissen zufolge wurde Armut und Ressourcenknappheit der Familien häufig nicht wahrgenommen oder die Familien gingen aus Angst vor Stigmatisierung nicht offen damit um.

„Letztlich kann nur sichergestellt werden, dass die Angebote zur Förderung der Kinder genutzt werden, wenn sie für möglichst alle Kinder verfügbar sind“, konstatieren die Studienleiterinnen Zerle-Elsäßer und Steiner. Sie empfehlen daher beispielsweise Standardangebote zur Förderung an Schulen zu etablieren, außerunterrichtliche Angebote stärker mit dem Fachunterricht zu verbinden sowie eine intensivere Vernetzung der Schulen mit Jugendsozialarbeit, Horten, Vereinen, anderen Schulen und auch Migrant:innen-Selbstorganisationen im jeweiligen Sozialraum. News4teachers

Hier lässt sich die vollständige Studie herunterladen.

Drängender denn je: Warum wir mehr Chancengerechtigkeit im Schulsystem brauchen – eine Gegenrede

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Ron
1 Jahr zuvor

Der Übergang zu weiterführenden Schulen misslingt also, weil zu wenig Freizeitangebote vorhanden sind und das Mensaessen nicht kostenlos ist. Interessant. Zudem fänden Eltern und Schule nicht zusammen. Woran das wohl liegen könnte, wird nicht ausgesprochen. Die Sprache allein ist es mit Sicherheit nicht.

Georg
1 Jahr zuvor

Zitat: „Insbesondere sind dies direkt an die Schule angebundene, kostenfreie Mahlzeiten, über die Schulsozialarbeit organisierte kostenfreie Freizeitangebote oder eine unbürokratische Übernahme von Auslagen für Schulmaterialien oder Ausflüge.“ -> Hat mit „Kind hat zu arbeiten“ wenig bis nichts zu tun.

Zitat:“wie einer den konkreten Schulstoff verfestigenden Nachhilfe“ -> Wer in der Grundschule schon Nachhilfe braucht, macht etwas falsch. Außerdem widerspricht das meinem ersten Zitat.

Mal wieder wurde nur gesunder Menschenverstand herausgefunden. Echte Elternverantwortung als Konsequenz fehlt wie üblich in solchen Studien. Dafür wurde der Narrativ wieder bedient.

Bellabolli
1 Jahr zuvor

Warum der Übertritt häufig nicht funktioniert ?

Vielleicht, weil die ewige „Gleichmacherei“ doch nicht zielführend ist?

Weil es für leistungsschwächere Kinder schlicht keine passende Schulart mehr gibt (zumindest in BaWü nicht)

Wie wäre es, einfach anzuerkennen, dass Schüler nach Klasse 4 unterschiedlich leistungsstark sind (egal warum). Warum kann eine Differenzierung und Förderung in homogeneren Lerngruppen nicht sinnvoll sein? Gerne in Verbindung mit allen im Artikel beschriebenen Fördermaßnahmen aber dann zielgruppengerecht.

Mein Vorschlag wäre daher: Zurück zum dreigliedrigen Schulsystem (HS, RS, Gym) und zur verbindlichen Grundschulempfehlung! Und bevor jetzt alle wieder schreien von wegen Spätzünder usw… Das System war immer schon durchlässig für alle, bei denen der Groschen später fiel und so lange waren sie gut aufgehoben, dort wo sie waren!!!

Mariechen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bellabolli

Stimme dem weitgehend zu. Eine verbindliche Empfehlung möchte ich in der heutigen Zeit aber nicht mehr austeilen. Mag mir nicht ausmalen, was da so manche Eltern veranstalten….

Mannmannmann
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mariechen

LuL sollten sich entscheiden, wann die was auf die Meinung der Eltern halten und wann nicht. Ich verstehe nicht – auch nicht bei den Lehrkräften meiner Kinder nicht – warum nicht ein pädagogisch fundierter und transparent kommunizierter Standpunkt vorhanden ist. Die meisten Lehrkräfte, die ich kenne verhalten sich wie Fähnchen um Wind, schieben sämtlichen Blödsinn auf „Wunsch oder Meinung der Eltern“, wenn eine transparente Erklärung gefordert wird, die den Sachverstand und die Profession verlangen würde, wird dicht gemacht und darauf verwiesen, dass Eltern keine Ahnung haben und dass sich Lehrkräfte nicht erklären müssten, weil sie ja vom Fach sind. Aber wenn Fachverstand und Rückgrat angemessen wären heißt es wieder „da möchte ich die Eltern hören“.
Ja, wenn man eine Meinung hat gibt es Gegenwind (das gilt übrigens für alle Lebensbereiche), aber das muss man aushalten und das kann man sehr gut, wenn die Meinung profund begründet werden kann.
ich als Elternteil würde mir starke und professionell argumentierende Lehrkräfte wünschen.
An der GS erlebe ich zu großen Teilen lieblich-naive und scheue Bastelfeen, die mit allen Liebkind sein wollen und am GYM frustrierte und arbeitsvermeidende Vorzeigebeamte.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mannmannmann

Man braucht eine Menge Rückgrat und muss damit leben, anzuecken.
Damit müssen auch alle Eltern leben und dazu würde gehören, dass man die Expertise von Lehrkräften anerkennt und nicht alles und jedes kritisiert, was schon früh beginnt, denn die Methoden gefallen nicht, die Erziehungsmittel sollen nicht ausgeschöpft werden und die Lehrkraft steht in der Kritik, wenn den eigenen Wünschen nicht in jeglicher Hinsicht entsprochen wird. Da geht es um Sitznachbarn, Ausflüge uvm.

Immer mehr Eltern können nicht damit umgehen, dass studierte Lehrkräfte ihr Handwerkszeug beherrschen und auch erklären können. Es gehört zur Deprofessionalisierung dazu, dass man schlecht bezahlt wird, schlechte Bedingungen hat, dass ungelernte Kräfte in den Klassen stehen, um den Mangel irgendwie wenigstens hinsichtlich der Betreuungszeit auffangen zu können, und eben auch, dass die Expertise nicht anerkannt wird.

Wenn Lehrkräfte dennoch Rückgrat zeigen, können Eltern aber nicht immer angemessen damit umgehen – siehe Artikel zu Lehrkräften, denen Gewalt angedroht wird oder die Gewalt erfahren. Das hat in den vergangenen Jahren massiv zugenommen.

Lehrkräfte überlegen sich dann noch genauer, wo sie Position beziehen oder wo sie es aus Selbstschutz unterlassen.
Es ist schwierig, berechtigte Einwände und Fragen von denen zu unterscheiden, die aus einer unentwegten Unterstellung heraus allein dazu da sind, dauerhaft zu kritisieren, alles in Abrede zu stellen und Stimmung zu machen, weil Eltern oder andere Beteiligte sich darin ausleben möchten, weil sie sich nach eigenen Erfahrungen am Schulsystem rächen wollen und dafür dann die Lehrkraft herhalten muss, die als „die Schule“ fungiert, oder weil man schlicht Freude daran finden, andere Menschen anzugehen.

Hintergrund ist dabei auch, dass Lehrkräfte sich bei Konflikten von der Landesschulbehörde nicht unterstützt, sondern eher verraten fühlen.

Mit diesen Erfahrungen ist es dann nicht gegeben, dass man Gegenwind aushalten kann und muss. Bezieht man trotzdem Stellung, gilt man als harsch, verbittert und arrogant, bezieht man keine Stellung, wird man als Bastelfee diskreditiert.

Was die Schulempfehlung betrifft: Während es in BW noch neu ist, dass Eltern entscheiden, ist es in anderen BL seit Jahren üblich. Mit den meisten Eltern kann man ganz normal besprechen, welche Schulen in Frage kommen können. Ein Schriftstück darüber fordert hier niemand. Dazu sind aus meiner Sicht und in meinem Umfeld Entscheidungen gegen die angeratenen Schulformen selten.
Dennoch sehen es Lehrkräfte der SekI z.T. anders, weil sie sich andere Schüler:innen oder Fähigkeiten wünschen und weil das Schulsystem ab der SekI eine andere Ausprägung hat. In der GS sind alle Kinder zusammen, in der SekI gibt es mehr Auswahl, deshalb aber auch eher das Empfinden, nur bestimmte Schüler:innen würden auf die eine oder andere Schulform gehören.

Lehrerin
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Es ist kein „Empfinden“, wenn gesagt wird, dass ein Schüler, der in der GS in Mathe und Deutsch nur ausreichend ist, nicht auf das Gymnasium gehört. In den ersten Jahren der Abschaffung der GS-Empfehlung in BW unter Grün-Rot gab es Dramen, weil Kinder hoffnungslos überfordert in der 5. Klasse eines Gymnasiums saßen, nur Note 5 und 6 in den Kernfächern hatten und die Eltern auf Nachfrage erklärten, dass „der Lehrer gesagt hat, wir können das Kind überall anmelden“. Diese Kinder hatten sehr geringe Basiskenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen. Die begabteren Schüler haben auch das Recht, sich nicht immer zu langweilen, wenn die Langsamdenker zum x-ten Mal nachfragen, weil sie etwas nicht kapieren.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lehrerin

Dabei muss man bedenken, dass schon in einigen Koalitionsverträgen stand, dass jede Schule alle einmal aufgenommenen Schüler zu einem Abschluss führen muss. Den gibt’s frühestens nach Klasse 9. Das „Abschulen“ ist ja geradezu in Verruf geraten. Zusammen mit dem Elternwillen kann das dazu führen, dass Gymnasien de facto den Gesamtschulen gleichgestellt werden, weil sie sich immer weniger von denen unterscheiden dürfen. Am Ende kommt die einheitliche Schule in der Sekundarstufe „durch die administrative Hintertür“. Der neue Terminus dafür: „Schulformen, die alle drei Abschlüsse anbieten.“

Mariechen
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lehrerin

Selbstverständlich gehört ein Kind mit den Noten ausreichend in der GS in Ma und De nicht auf das Gymnasium. Wenn es denn wirklich so war, dass „ der Lehrer gesagt hat, wir können das Kind überall anmelden“. Meiner Erfahrung nach, ist es schnell die Schuld des GS Lehrers, wenn es auf dem Gymnasium nicht läuft. Ist ja auch der einfache Weg. Viele Kinder sind im 1. Halbjahr Klasse 4 so unter Druck und schaffen mit Nachhilfe und Anstrengung eine 3 in den Hauptfächern und sobald die Empfehlung raus ist, lassen die Leistungen nach und aus der 3 wird ne 4.

Mo3
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mariechen

Das Problem ist doch vorhersehbar, wenn Kinder die entgegen einer Empfehlung auf eine weiterführende Schule angebmeldet werden und dann nicht klar kommen. Das ist dann so und muss eigentlich nicht als Problem diskutiert werden. Ich habe allerdings auch mitbekommen, dass bei Kindern, die ohne Empfehlung aufs Gymnasium angemeldet werden sollten, vorher ausführliche Beratungsgespräche in der weiterführenden Schule stattfinden, ob das wirklich sinnvoll ist und teilweise wird danach eine andere Entscheidung getroffen – hoffentlich im Sinne des Kindes.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bellabolli

Ein Separierung nach Klasse 4 ist zu früh.
Das dreigliedrige Schulsystem mit räumlich voneinander getrennten Schulen ist schlicht nicht hilfreich.
Das System ist mitnichten durchlässig genug. Gerade Kids mit einem bestimmten Hintergrund wird es schwer gemacht.
Gesamt- und Gemeinschaftsschulkolleg*innen können Ihnen das bestätigen.
Es ist besser, alle Kids unter einem Dach zu haben, wenn man eine gute Durchlässigkeit haben will.
Ja, gleich werden hier die entsprechenden Forist*innen wieder aufheulen, weil sie per se gegen integrative Systeme sind.
Aber bitte lest doch mal zuende!
Man kann alle unter einem Dach beschulen, ohne alle in einer Lerngruppe unterrichten zu müssen. Man kann nach der 5.Klasse bereits z.B. mit einer Differenzierung in Englisch beginnen. Ab Klasse 7 auf drei Niveaus in allen Kernfächern … Förderschüler*innen können in eigenen Klassen, aber unter demselben Dach unterrichtet werden. Wer sich gut entwickelt, kann dann auf dem nächsthöheren Niveau arbeiten. I-Kinder können in bestimmten Fächern mit Nicht-I-Kindern unterrichtet werden. Projekte mit allen Niveaus können fest verankert werden.
Vorteile:

  • Die Durchlässigkeit ist viel stärker gegeben, was besonders Spätentwickelnden und Kindern mit einem schwierigeren sozialen Hintergrund helfen würde.
  • Eine Stigmatisierung würde wegfallen.
  • Soziale Schichten würden durchmischt.

Was spricht dagegen, das jetzt für die Zukunft anzugehen? Meiner Ansicht nach gar nichts.

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Kosten
Personalmangel
Funktionierendes System
Geeignetes Material
Zeit

Wie halt so auch schon. Oder sehe ich das falsch?
Daran wird halt (zu wenig) gearbeitet von bspw. der Politikerseiter aus.

Walter
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

„Politikerseite“ -> dann wird das aber nix.

Bellabolli
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Bei einer Gewährleistung möglichst homogener Lerngruppen könnte ich evtl. mit Ihrer Idee mitgehen…

Bei uns sind aktuell sogar heute schon alle Schularten unter einem Dach. Gymnasium, Realschule und Gemeinschaftsschule.

Die einzige homogene Lerngruppe stellt allerdings nur das Gym.

Realschule und Gemeinschaftsschule koexistieren aktuell nebeneinander, konkurrieren um die Schüler, die es nicht aufs Gym. geschafft haben oder sich bewusst gegen G8 entschieden haben. Dazu haben sie die Schüler, die früher eine Hauptschule besucht hätten und die sich nun zwischen Realschule und Gemeinschaftsschule entscheiden müssen. Im Ergebnis arbeiten RS und GS mit extrem heterogener Schülerschaft… mit allen Problemen, die dazu gehören…

So wird’s halt nix…

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bellabolli

Es ist natürlich total dämlich eine Gemeinschaftsschule und die beiden anderen Schultypen mit unter demselben Dach zu haben. Natürlich funktioniert das nicht.

Meine Idealvorstellung habe ich ja bereits oben beschrieben.
Meine Schule betreibt ein ähnliches System seit ca. 50 Jahren.
Leider wurden uns von „oben“ bestimmte Möglichkeiten gestrichen. Tatsächlich hatten wir bis vor 12 Jahren nach der 5. Klassenstufe z.B. eine sog. „Kleingruppe“ in Englisch für die Schwächsten.
Irgendwann kam man dann aber auf die „glorreiche Idee“, die Inklusion in S-H so einzuführen, dass möglichst viele I-Kinder in Regelklassen beschult auf die Gemeinschaftsschulen gehen sollten. Und so nahm das Drama seinen Anfang. Natürlich wurde die „Kleingruppe“ sofort gestrichen, da es dafür eine Stunden mehr gab. …

Ich finde aber nicht, dass man deshalb zurückkehren sollte zum dreigliedrigen Schulsystem, sondern fordern sollte, dass Inklusion anders (s. meinen Vorschlag) organisiert werden muss und dass man in Gemeinschaftsschulen in Kursen, die nach Leistungsniveau differenziert sind, arbeitet.

Bellabolli
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Ja, das ist durchaus ein bestechender Gedanke, nur fürchte ich, wird eine Leistungs-Differenzierung in der Breite auch in Ihrem Modell nicht gegen den derzeitigen Zeitgeist umsetzbar sein. Denn egal, ob Sie die Gruppe nun „Hauptschüler“ nennen oder „Lerngruppe mit G-Niveau“… die Kritiker werden sich immer auf eine angebliche Stigmatisierung der Schüler berufen. Sehen betroffene Schüler selbst im Übrigen glaube ich gar nicht mehrheitlich so. Die wären wohl eher froh, dass man sie nicht dauernd überfordert – im direkten Kräftemessen mit den „Strebern“. Nicht mithalten können merkt man nirgendwo so deutlich, wie in heterogenen Gruppen.

Totschlag-Argument gegen eine Differenzierung an unserer Schule ist der Klassiker: „die starken und schwachen Schüler profitieren voneinander!“(augenroll).
Äh, nööö!!!

Um den Bogen zum Artikel zu schlagen; so lange es keine geeignete Lerngruppe für leistungsschwache Schüler gibt, so lange wird es beim Übertritt auf die weiterführende Schule krachen. Meine Meinung.

Mo3
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Oder wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, dass nach der 4. Klasse schon eine Entscheidung fürs Leben getroffen wird, die unumkehrbar ist. Durchlässig war auch das 3-gliederige Schulsystem, aber die Schulen hatten eher wenig Interesse, Schüler nach oben durchzulassen – zumindest während der SEK I. Verschiedene Niveaus auf einer Schule kann aber für den gemeinen (eher faulen) Schüler heißen, dass er nur so hoch springt, wie er gerade Lust hat und nicht unbedingt so hoch, wie er muss oder tatsächlich könnte. Und da sind dann auch wieder die Eltern als Motivator in der Pflicht, dass jedes Kind tatsächlich sein Potential ausschöpft und die Lehrer, die es erkennen und es fördern. Es gibt wahrscheinlich einfach nicht die eine ideale Schule für alle Kinder und so haben vielleicht auch beide Schulsysteme ihre Berechtigung.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mo3

Wenn nach oben so gut wie niemand durchgelassen wurde, ist das doch ein Zeichen, dass in der Grundschule wenig in diese Richtung falsch gemacht wurde. Der freie Elternwille in Verbindung mit der Überschätzung des Kindes und den Klassenteiler an den Schulen sorgt für die Abschulungen.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mo3

Dass Kids nicht so hoch springen, wie sie könnten, liegt unter anderem daran, dass es keine Konsequenzen hat. Aber daran könnte man ja arbeiten. Bei uns ist es für die guten S*S immerhin so, dass es für sie schlimm ist, wenn sie herabgestuft werden.
Die eigentliche Crux liegt darin begründet, dass wir zwar auf unterschiedlichen Niveaus arbeiten lassen, die Noten aber umgerechnet werden. Eine R3 (bei uns in S-H eine 3**(Ja, ich weiß.)) wird automatisch zu einer G4, obwohl es einer G5 (5***) entspräche, weil die Aufgaben, die bearbeitet wurden, ja von ihren Anforderungen her nicht so schwierig waren.
Die Politik möchte viele Abiturient*innen haben. Und nur so kriegt man die.
Wie gesagt, das könnte man aber schnell verändern.

Mich stört in dieser Diskussion immer, dass man die Mängel als Argumente gegen das System anführt, dabei sollte man fordern, dass die Politik diese Mängel beseitigt. Das ist alles gar nicht so schwierig. Jedoch haben die Verantwortlichen ja immer nur ihr eigenes Bedürfnis nach schneller Anerkennung vor Augen, nicht das, was eigentlich sinnvoll wäre.

Last edited 1 Jahr zuvor by DerechteNorden
Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Es ist ja auch bei den ESA-Noten so. Eine 2* ist automatisch eine MSA 3**.

Damit ist fast jedes Schüly ein (überfor-dertes) Realschülery.

Auch hier stimmt die „Übersetzung“ nicht.

Wer schlau ist, schreibt auf MSA seine Fünfen und hat mit keinem Wissen und wenig Aufwand den ESA-Abschluss erreicht. Voraussetzung ist, dass die Unterrichtsnoten max. 4 sind.

Die, die echt lernen und sich anstrengen, sind ge..scht.

Wir produzieren immer mehr falsche MSAlerys, damit die dann auf’sGym gehen, studieren und dort versagen.

Jaaaa, zum Glück gibt es auch die echten MSAler. Die krepeln aber in der Regel nur selten bei Vieren oder Fünfen rum – datu wurde das Niwo schon viel zu sehr gesenkt.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Sie verschweigen mal eben, dass viele S*S dazu verpflichtet werden, am ESA teilzunehmen. Und den muss man dann erstmal bestehen. D.h. bevor man am MSA teilnehmen und Fünfen schreiben/machen (in Englisch gibt es ja auch noch eine Sprechprüfung, die 50% der Prüfungsnote ausmacht) kann, müssen die Kids bereits eine Prüfung bestanden haben.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Wie schön, dass viele mal wieder bewiesen haben, wie recht ich mit meiner Annahme hatte!
Das Beste ist, dass die Downvotees dann auch nich auf den Abgehängten rumhacken.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Vorläufig spricht dagegen, dass auch die Befürworter nicht plausibel darlegen können, wie der tatsächliche Effekt einer so gigantischen Reform sein würde. Man tut so, als sei das alles ein Kinderspiel, aber unsere Kultusministerien sind bereits am G8-Gymnasium gescheitert. Ich schätze deren Effizienz nicht hoch ein. Und den aufgezählten Vorteilen eines Gesamtschulsystems stehen eben auch Nachteile gegenüber, über die man aber gar nicht erst reden will. Das ist verdächtig. Die Leistungsspitze wird ausgedünnt und die einzelnen werden isoliert, weil gleichmäßiger auf mehr Klassen verteilt. Der Effekt ist dann ähnlich wie bei der Vermischung von Flüssigkeiten. Umgekehrt werden auch die Problemfälle gleichmäßíger verteilt, und keine Klasse kann ihnen mehr entrinnen.
Last not least: In den neuen Gemeinschaftsschulen darf es natürlich KEINE leistungsorientierten Kurse auf unterschiedlichen Niveaus geben. Dort muss jede Lerngruppe heterogen sein, nur das garantiert dann angeblich den großen Erfolg. Sind Sie eigentlich sicher, dass diese Kurse auf unterschiedlichen Niveaus nicht doch wieder zu einer Abhängigkeit des Lernerfolgs von der Herkunft führen würden? Und was dann? Dann wird man fragen, ob sich die gigantische Reform gelohnt hat.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Meine Schule hat aber Kurse nach Leistungsniveau differenziert. In meinem Bundesland machen das sehr viele Gemeinschaftsschulen so, wenn häufig leider auch nur auf zwei Niveaus. Aber möglich ist das.
Es hilft nicht, sich nur in irgendwelchen Foren gegen integrative Systeme auszulassen, man muss dann schon auch mal aktiv werden. In der eigenen Schule zum Beispiel.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Ja, wie soll denn auch in drei Kursen unterrichtet werden?

Und was hat das dann noch mit Integration und Inklusion zu tun?

Ohne genügend Zeit, Geld, Lehrkräfte funktioniert das nur, weil es ständig behauptet wird.

Es wäre gut, eine Umfrage diesbezüglich zu machen. Und zwar bei den derzeitigen und ehemaligen Schülys sowie deren Eltern.

Bisher habe ich von allen Eltern, deren Kids vor der Umstellung auf Gemeinschafts-schule die Schule verlassen haben, nur gehört, dass sie froh sind, dass ihre Kinder das nicht erleben bzw. ertragen mussten.

Vor allem bei den Kids, die in Klasse acht das Unterrichtsmaterial von Klasse zwei bearbeiten. In der Regel alleine. Keine Teilnahme am Gruppengespräch möglich – inhaltlich nicht dabei, trotzdem mittendrin. Und wir alle wissen, wohin leistungsschwächere Schülys treten – nach unten. Dann fühlen die sich besser.

Im Prinzip bin ich sehr für diese Idee – sie muss nur umsetzbar sein und inzwischen ist sie vierzig Jahre zu spät.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Meine Schule in S-H hat eine äußere Dreierdifferenzierung.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

In Berlin heißt es: „Die Gemeinschaftsschule verzichtet auf die äußere Fachleistungsdifferenzierung als Organisationsprinzip.“ Quelle:
https://www.berlin.de/sen/bildung/schule/bildungswege/gemeinschaftsschule/
Das ist eine Vorschrift! Da kann die Schule sich nicht selbst was aussuchen. Die regierenden Genossen wissen immer, was gut für das Volk ist. „Aktiv werden“ darf man nur in einer Richtung.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Eltern mit an Bord holen.
Es ist aber trotzdem nicht das Prinzip, das falsch ist, sondern das, was die Politik in Ba-Wü da veranstaltet.
Bei uns in S-H ist es die Umsetzung der Inklusion, die alles kaputt macht.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

@Carsten60:
Ach so, das sind die Nachteile eines Gesamtschulsystems:
Leistungsspitze wird ausgedünnt und die einzelnen werden isoliert“. Und welche Konsequenzen außerhalb Ihres unausgegorenen Vergleichs mit Phänomenen der Chemie hat dies nachgewiesener Weise auf den Lernerfolg?

„Umgekehrt werden auch die Problemfälle gleichmäßíger verteilt, und keine Klasse kann ihnen mehr entrinnen.“ das heißt wohl im Umkehrschluss, man solle die Problemfälle auf wenige Schulen bündeln, damit die anderen ihre Ruhe haben. Dies führt aber zu den mehrfach nachgewiesenen negativen Effekten von Restschulbildungen aufgrund der Kompositionseffekte in diesen Klassen und Schulen mit kaum zu bewältigenden Lernbedingungen für die Lehrkräfte dort.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Herr Möller: Schauen Sie auf Finnland und Schweden. Dort ist die Leistungsspitze in Mathematik schmaler bzw. hat bei PISA weniger Punkte erreicht als hierzulande. Bei allem Jubel über Finnland wird das natürlich immer unterdrückt, man starrte bisher nur auf die Lesekompetenz.
Überlegen Sie doch selbst, ob Sie gerne in eine der neuen Gemeinschaftsschulen gegangen wären, wo Sie vielleicht der einzige auf einem gewissen Niveau gewesen wären. Sie hätten keine Gesprächspartner „auf Augenhöhe“ gehabt. Das meine ich mit diesem „Ausdünnen“. Das kann nichts anderes zur Folge haben als Frust (auch bei den Lehrern) sowie eine Nivellierung zur Mitte oder nach unten hin. Dass die Starken die Schwachen mitziehen, wird immer gepredigt, aber nie empirisch nachgewiesen.
In der Welt des Sports: Wenn Sie die guten Kicker so verteilen, dass in jeder Mannschaft nur noch einer oder gar keiner ist, dann wird das dem Gesamtniveau der Liga nicht guttun. Man muss die Kräfte bündeln.
Das andere mit den Problemfällen ist die Kehrseite, wie immer bei konkurrierenden Zielen. Ich setze das „Anreichern“ eben gegen das „Ausdünnen“. Woher nehmen Sie da Ihr Urteil? Was ist moralisch verwerflich, wenn Leute „ihre Ruhe“ haben wollen? Ich dachte da weniger an intellektuell schwache, sondern vielmehr an solche, die sich destruktiv benehmen und andere am Lernen hindern. Davor sollte man die Kinder schützen, die sich „konstruktiv“ benehmen, siehe auch den neuen Artikel hier bei n4t zu „Gewalt und Aggression an Schulen“. Sind die weniger wert? Ich sehe nicht ein, dass wir das ganze Bildungssystem immer von unten her denken und gestalten, und dann noch mit der absurden Begründung, genau dadurch würden wir unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Das Gegenteil ist der Fall: die Chinesen überholen uns.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

@Carsten60:
Schauen Sie auf Finnland und Schweden. Dort ist die Leistungsspitze in Mathematik schmaler bzw. hat bei PISA weniger Punkte erreicht als hierzulande. Bei allem Jubel über Finnland wird das natürlich immer unterdrückt, man starrte bisher nur auf die Lesekompetenz.“

Da übertreiben Sie mal wieder ohne Belege:
Die Fakten füge ich zu Ihrer und Kenntnis der Mitleser an.

Hier die Ergebnisse der letzten PISA-Erhebung (2018):
Lesen (Globalskala):
75%-Perzentil (d.h. die besten 25% erreichen die angegebene Mindestpunktzahl):
D: 576; Fin: 591; Schw: 583
90%-Perzentil:
D: 632; Fin: 643; Schw: 640
95%-Perzentil:
D: 663; Fin: 672; Schw: 672

Nun Mathematik (Globalskala):
75%-Perzentil:
D: 570; Fin: 565; Schw: 567
90%-Perzentil:
D: 621; Fin: 612; Schw: 618
95%-Perzentil:
D: 650; Fin: 639; Schw: 647
Deutschland und Schweden dürften sich in Mathematik kaum signifikant unterscheiden, bei Finnland womöglich beim 90%- und 95%-Perzentil. Alle 3 Länder liegen signifikant oberhalb des OECD-Durchschnitts.

Finden Sie wirklich, dass die Unterschiede von Deutschland zu Schweden und Finnland Ihre Argumentation stützen? Ich nicht! Und unterdrückt wird hier auch gar nichts.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

@Carsten 60:
hier noch die Perzentile für Naturwissenschaften:

75%-Perzentil:
D: 577; Fin: 590; Schw: 570

90%-Perzentil:
D: 633; Fin: 643; Schw: 624

95%-Perzentil:
D:665; Fin: 673; Schw: 655

Sprechen diese Daten gegen Gemeinschaftsschulen?
Meine Antwort: Nein

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

In der Presse wurde immer nur was zur Lesekompetenz berichtet, nie zur Mathematik, vermutlich weil beim Lesen Deutschland schlechter dasteht. Wenn Schweden und Finnland bei der Mathematik und beim 75%-Perzentil schwächer abschneiden als Deutschland, dann ist das jedenfalls keine Reklame für die hochgelobten skandinavischen Schulsysteme in Schweden und Finnland, insbesondere nicht angesichts der unterschiedlichen Bevölkerungsstruktur (Finnland mit nur wenigen Migranten). 11 Punkte Differenz zwischen D und SF beim 95%-Perzentil, sowas gilt sonst — wenn es zuungunsten von Deutschland ausgeht — als signifikant !
Bei den Nicht-Migranten lagen alle drei übrigens beim Lesen sehr dicht beieinander. Dennoch wird uns immer das Märchen von „PISA hat gezeigt, dass …“ aufgetischt. Wenn der „mündige Bürger“ mit seinen vielen Kompetenzen Wirklichkeit werden soll, dann wird der mündige Bürger solche Märchen nicht mehr glauben.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Mit Buchstaben kennen sich die Medienschaffenden halt besser aus als mit Zahlen.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

@Carsten60:

Nochmals: 75%-Perzentil in Mathematik:
D: 570; Fin: 565; Schw: 567

Die Werte unterscheiden sich mit Sicherheit nicht signifikant (=Zufallsskritisch absicherbar). In den veröffentlichten Daten werden leider keine Konfidenzintervalle angegeben.
Warum schreiben Sie dann immer noch dass “ Schweden und Finnland bei der Mathematik und beim 75%-Perzentil schwächer abschneiden“ ?

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

@carsten60:
Und hier noch die Perzentile der schwachen Lerner im 3-Ländervergleich in PISA 2018:

Lesen:

5%-Perzentil (Die schwächsten 5% erreichen höchstens die angegebene Punktzahl):
D:316; Fin: 345;Schw:317

10%-Perzentil:
D: 354; Fin: 387; Schw: 360

25%-Perzentil:
D: 424; Fin: 455; Schw: 434

Mathematik:

5%-Perzentil:
D: 337; Fin: 368; Schw: 348

10%-Perzentil:
D: 373; Fin: 399; Schw: 383

25%-Perzentil:
D: 433; Fin: 451; Schw: 441

Naturwissenschaften:

5%-Perzentil:
D: 328; Fin: 356; Schw: 333

10%-Perzentil:
D: 363; Fin: 393; Schw: 368

25%-Perzentil:
D: 430; Fin: 458; Schw:431

Nun bin ich mal gespannt, wie Sie diesen Vergleich interpretieren

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Am unteren Ende sieht das anders aus als bei der Leistungsspitze. Aber das könnte auch an den unterschiedlichen Anteilen von Migranten liegen. In Finnland war der bislang gering, die Migranten als Gruppe aber waren sowohl in Schweden als auch in Finnland bei PISA 2018 schwach, noch schwächer als die in Deutschland (Tabelle 6.6). Das sind offizielle PISA-Ergebnisse, kein „Rassismus“ !!
Nun bin ich mal gespannt, wie Sie das interpretieren. Bislang ignorieren Sie es ja. Ich bin auch gespannt auf PISA 2022. Da wird sich vielleicht der Finnland-Mythos endgültig in Rauch auflösen. Und Estland eignet sich nicht als Nachfolger, weil es da weniger Einwohner gibt als in München. Liechtenstein als Favorit wäre erst recht ein Witz.
Im übrigen kann ich den Behauptungen nicht folgen, dass ausgerechnet die PISA-Werte im unteren Bereich so wesentlich für die internationale Konkurrenzfähigkeit unserer Wirtschaft sein sollen. Mir scheint, das sind eher die Werte im oberen Bereich. Und da schwächeln merkwürdigerweise die Skandinavier. Überlegene Sieger sehen anders aus. Speziell in Schweden machten Bildungsprobleme in Problemvierteln schon Schlagzeilen, obwohl man doch das gerühmte Schulsystem hat.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

@Carsten6o:
„Und da schwächeln merkwürdigerweise die Skandinavier.“ Was im Vergleich zu Deutschland dann auch heißt, dass Deutschland da ebenfalls schwächelt, obwohl es ein selektives Schulsystem hat. Habe ich bisher so von Ihnen noch nicht gehört. Aber Dazulernen geht ja immer.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

@Carsten60:
Noch eine Bemerkung zu Ihrem Kommentar:
Im übrigen kann ich den Behauptungen nicht folgen, dass ausgerechnet die PISA-Werte im unteren Bereich so wesentlich für die internationale Konkurrenzfähigkeit unserer Wirtschaft sein sollen….“

Wie Sie wissen, bedrängt uns in D schon länger das Problem, hinreichend qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Und zwar gerade auch in Bereichen, wo man nicht promovierter Astrophysiker sein muss.
Wir müssen uns endlich mehr um die „Risikoschüler“ kümmern. Zum einen aus wirtschaftlicher Sicht und zum anderen aus Gründen der Teilhabegerechtigkeit für alle. Das heißt aber nicht, dass wir Schule „nur“ von den schwächeren Lernern her verstehen müssen, wie Sie das als Vorwurf gegen die Befürworter gemeinsamen Lernens in einem anderen Kommentar suggeriert haben. Man kann beides tun, nämlich die schwachen und starken Lerner fördern. Trotz (siehe Leistungsspitze) und wegen (siehe Restschulen) unseres selektiven Schulsystem gelingt uns dies aber nicht.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Natürlich gibt’s noch mehr mögliche Nachteile eines Gesamtschulsystems, je nachdem wie das organisiert wird. Leute wie Sie halten das für trivial, das regelt sich angeblich alles von alleine, aber ich glaube daran nicht.
Allein die Frage, wie die 5. Schulklassen gebildet werden und von welchen Lehrern sie unterrichtet werden, dürfte für Spannungen sorgen. Dürfen Eltern oder Schulen sich da was aussuchen? Wer wird von den jetzigen Hauptschullehrern unterrichtet? Und wie werden die wohl auf besonders clevere Schüler reagieren, die sie ja nicht gewöhnt sind? Wie werden umgekehrt die jetzigen Gymnasiallehrer auf besonders schwache Schüler reagieren, die sie ja auch nicht gewöhnt sind? Sollen Hunderttausende Lehrer erstmal in Sachen „Inklusion“ nachgeschult und weitergebildet werden?
Ich habe den Verdacht, Schulreformer sind zu oft ein bisschen naiv und denken nicht an die administrativen Probleme ihrer Reform. Siehe BaWü 2011 unter Frau Ministerin Warminski-Leitheußer (ein Super-Flop, der Beginn des Abstiegs im Länderranking). Siehe auch illusionäre Schriften vom SPD-Genossen Joachim Lohmann. Es genügt nicht, das Herz voll von Chancengerechtigkeit zu haben, man muss auch die unerwünschten Nebenwirkungen im Kopf haben und mit „einpreisen“. Im übrigen verweise ich auf den ersten Satz meines obigen Beitrags (beginnt mit „Vorläufig spricht dagegen …“). Vielleicht können Sie gütigst dazu was sagen?

Nick
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Bieten lassen Sie uns doch mal an Ihren Ideen zur Lösung/ Beantwortung Ihrer eigenen Fragen teilhaben.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Nick

Ich müsste lügen, wenn ich Patentlösungen präsentieren könnte. Aber andere postulieren hier immer nur „mehr Ressourcen, mehr multiprofessionelle Teams, mehr Lehrer, mehr Unterstützung, kleinere Klassen, Benachteiligungen abbauen, die Gesellschaft muss doch eine Antwort finden“ usw. usw. Mit solchen Postulaten könnte ich allerdings auch dienen, aber ich halte das eher für Blabla. Schule ist ein Spiegelbild der Gesellschaft: wenn die Gesellschaft sich ändert, dann ändert die Schule sich automatisch mit, vielleicht zeitversetzt. Aber durch Schulreformen wird man die Gesellschaft kaum ändern können. Jeder verhält sich gemäß den Spielregeln, die er vorfindet. Das Ergebnis basiert auf Millionen von unabhängigen Einzelentscheidungen. Das Verhalten von Eltern, die sich um schulische Belange ihrer Kinder kümmern, sollte man also nicht verunglimpfen, sondern zur Kenntnis nehmen. Bei Unzufriedenheit mit den staatlichen Schulen gibt’s einen Boom von Privatschulen. Übrigens gibt’s auch schon deutsch-türkische Privatschulen (Tüdesb und BIL sind z.B. Labels dafür). Deren Finanzierung allerdings gilt als ungeklärt.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

@Carsten60:
Allein die Frage, wie die 5. Schulklassen gebildet werden und von welchen Lehrern sie unterrichtet werden, dürfte für Spannungen sorgen….“.
Ich hoffe, Sie unterstellen nicht, dass weder die Hauptschullehrer noch die Gymnasiallehrer intellektuell in der Lage sind, sich auf real existierende Schüler einzustellen. Bei den Hauptschullehrern scheinen Sie aber schon voraus zu sehen, dass sie cleveren Schülern nicht gewachsen sein könnten. Welch eine arrogante Gymnasialsichtweise!

M.E. ist das Problem relativ trivial lösbar, wenn man Lehrkräfte nicht nach Schulformen sondern nach Schulstufen ausbildet, wie dies bereits in vielen Ländern geschieht. Damit ließe sich auch das Problem der Lehrerversorgung (Lehrerverteilung) mildern.

Mit „gütigstem Gruß“ Gerd Möller

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Also die Coactiv-Studie hat angeblich erwiesen, dass fachlich nicht so gute Lehrer dann auch didaktisch nicht so gut sind. Das ging nicht so gut aus für die Hauptschullehrer. Ich erinnere auch daran, dass im Grundschulbereich das Pflichtfach Mathematik im Studium erst eingeführt werden musste, nachdem man Defizite bei Lehrern festgestellt hat (beim Grundschulrechnen !!). Das war keine Arroganz. Sie stattdessen postulieren einfach nur: jeder muss zu allem imstande sein. Amen.
Dass da irgendwas „trivial lösbar“ ist, glauben nur Ideologen. Im Moment der Reform muss man die Bestandslehrer verteilen, natürlich auch die Quereinsteiger. Und die Kinder muss man irgendwie auf die Bestandsschulen verteilen, in Berlin gibt’s jetzt schon das „chancengerechte“ Losverfahren, soll Bildung zur Lotterie werden?.
Der Einheitslehrer hat sich bislang noch nicht bewährt, es gibt ihn noch zu kurze Zeit (und in „vielen“ Ländern? Nicht in NRW, nicht in BaWü. Ich weiß nur von Bremen, in anderen Ländern gibt es immer noch geringfügige Unterschiede.). Und schauen Sie auf die Studienpläne, wie mager diese „Einheits-Fachausbildung“ beim Fach Mathematik geworden ist (wenngleich mehr als an der alten PH).
Und das „gütigst“ bezog sich auf meinen Eingangssatz weiter oben. Trauen Sie sich zu, die Effekte einer großen Schulreform jetzt so zu beschreiben, dass das mit der späteren Realität annähernd zur Deckung kommt? Ich vermute, Sie würden weit daneben liegen.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Die Frage, wer denn die Ihrer Meinung nach auszusortierenden Schüler:innen unterrichten soll, wollten sie ja in den vergangenen Tagen schon nicht beantworten.
Sie haben selbst darauf verwiesen, dass Sie keine Lösungen finden wollen. Was also dann?

Nun kommen Sie mit einem reichlich schrägen Lehrkräftebild um die Ecke. Warum sollten Lehrkräfte mit Masterabschluss, 2. Examen und entsprechend nachgewiesener Qualifikation nicht in der Lage sein, Schüler:innen der 5. Klasse zu unterrichten?

Das ist auch nichts Neues, Gesamtschulen gibt es schon sehr lang, inzwischen können die Gesamtschüler:innen selbst schon ausgebildet Lehrkräfte sein.

Warum nur habe ich immer wieder den Eindruck, dass Sie stets dafür plädieren, dass nur einzelne, Ihnen genehme Kinder überhaupt zur Schule gehen sollten?

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Das ist pure Polemik. Jeder soll zur Schule gehen und sich um Lesen, Schreiben usw. bemühen (ja, aktiv bemühen und nicht nur passiv gefördert werden). Aber wenn dabei schon in Klasse 4 riesige Unterschiede bestehen (warum auch immer), kann ich diesem „längeren gemeinsamen Lernen“ nichts abgewinnen.
Zur rhetorischen Frage „Warum sollen Lehrkräfte …“: VerA 8 und andere Tests zeigen ein jammervolles Bild über die vielen, vielen SuS, die die sog. Mindeststandards verfehlen. Die LuL bemühen sich, aber sie erreichen am unteren Ende nicht viel. Wenn Sie dann obligatorische Gesamtschulen einführen würden, würde sich das eben nicht bessern. Jedenfalls deutet nichts darauf hin. Mit Postulaten kommt man nicht weiter, es müssten mal harte Tatsachen nachgewiesen werden. In Frankreich hat man die einheitliche Schule, aber eine höhere Abhängigkeit von der sozialen Herkunft.
„Warum nur … ?“ Umgekehrt habe ich den Eindruck, dass Sie zu den Phrasendreschern gehören und das Paradies immer im Wolkenkuckucksheim suchen.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Was ist denn „passiv gefördert werden“?

Last edited 1 Jahr zuvor by Palim
Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

„passiv gefördert werden“
Einerseits allein schon grammatikalisch: Lernen und Studieren muss man selbst, aber man kann gefördert oder ausgebildet werden.
Und wenn das Fördern aus freiwilligen (und damit unverbindlichen) Angeboten besteht und damit von den Kindern unterlaufen werden kann, dann ist das auch realiter „passiv“.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Die Unterschiede bestehen nicht schon in Klasse 4, sie bestehen bereits, bevor die Kinder zur Schule kommen und auch, wenn sie eingeschult werden.

Darüber hatten wir es neulich schon.
IHRE Idee war, dass man schon vor der Einschulung Kinder absondern muss. Darüber, wer sie beschult, schweigen Sie sich aus.

Bildung wird auch nicht zur Lotterie, weil Schulplätze verlost werden. An allen Schulen gelten die gleichen Vorgaben, es ist ja das gleiche Bundesland.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Jaja, an allen Schulen gelten die gleichen Vorgaben, und auf diese Vorgaben können wir uns hundertprozentig verlassen, das wird ja alles von einer super-fähigen Senatsverwaltung überwacht. Und deswegen brauchen sich Eltern bei der Schulwahl gar keine Sorgen zu machen. 🙂
Schon mal was davon gehört, dass weiterführende Schulen „Profile“ entwickeln sollen?
VOR der Einschulung müsste es (das war keineswegs meine Idee) einen Sprachtest geben, und für diejenigen mit festgestellten Defiziten müsste es eigentlich eine Art verbindlicher Vorschule geben. Die hat Berlin aber abgeschafft. Man nimmt an, dass ein Kitabesuch ausreicht. Aber der ist natürlich nicht verbindlich. Alles soll irgendwie von alleine oder wie von Zauberhand gehen. „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.“

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Das System kann durchlässig gemacht werden – nicht gottgegeben, sondern menschengemacht.

Kindern mit bestimmtem Hintergrund wird es schwer gemacht. Ganz klar NEIN. Zumindest bei uns ist das nicht so. Ich lege keinem Kind mit welchem Hintergrund auch immer, Steine in den Weg.

Ich bin auch für eine Orientierungsstufe von zwei Jahren (warum nicht drei?). Wir hatten sie damals als erster Jahrgang in Nds. und das tat uns gut – obwohl die GymLehrys über unser Nichtwissen klagten. Na klar, sie waren es gewohnt, in Klasse sieben vorbereitete GymSchülys zu haben.

Das Schulsystem war durchlässig. Eine Freundin von mir ist von der Hauptschule über die Realschule auf’s Gymnasium gekommen, hat Abi gemacht und Journalismus studiert.

Es darf einfach nicht so viele Einschränkungen geben – auch, was den zeitlichen Rahmen betrifft. Warum nicht ein Jahr länger für den Abschluss haben? Unsere FlexSchülys machen da gute Erfahrungen mit. Langsamer zum Erfolg ist auch eine Option.

Und nun heule ich doch auf – wir haben nicht genügend Lehrkräfte für eine äußere Differenzierung – und sind auch nur zweizügig.

Die Voraussetzungen müssen schon gegeben sein, damit damit eine gute, erfolgreiche Differenzierung ohne Überlastung funktioniert.

Bei uns ist Binnendifferenzierung angesagt. Das wird nun mal nicht allen gerecht.

Meine Erfahrung seit etwa 13 Jahren, wobei ich in meinen homogenen Hauptschulklassen bereits immer eine Dreierdifferenzierung hatte!

Im Übrigen ist heute nicht „alle unter einem Dach“ angesagt, sondern alle in einer Klasse.

Auch Kids mit Tourette, Aggressions-problemen aus unterschiedlichsten Gründen, …. aber das ist hinlänglich bekannt.

Last edited 1 Jahr zuvor by Riesenzwerg
Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Die OS war damals gut ausgestattet, später wurde mehr und mehr zusammengestrichen und gespart.

Eine Gesamtschule bildet vieles der OS ab, Leistungsdifferenzierung gab es in Ma + Eng, andere Fächer im Klassenverbund, Förder- und Forderkurse gab es auch.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Dann wehren Sie und Ihre Kolleg*innen sich doch gegen die Binnendifferenzierung! Ich arbeite auch in S-H. Doch, das geht.

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Die rote Daumen sagen schon alles. Man sieht gewaltige Probleme, man diskutiert über sie, aber etwas zu ändern, nö, es kommt nicht in Frage. Die Frage, die aber immer offenbleibt, warum wohl.

Konfutse
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bellabolli

Absolut Ihrer Meinung.
Ich behaupte zudem: Vor der „Umstrukturierung“ unseres dreigliedrigen Schulsystems war die Durchlässigkeit und die damit einhergehende Chancengerechtigkeit mehr vorhanden als heute.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Konfutse

Nein, das war sie de facto nicht. Sonst hätte es gar keinen Anstieg an Abiturient*innen gegeben.

Mika
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Es hat einen Anstieg an SuS gegeben, die anstelle der Gemeinschaftsschule/Oberschule oder wie auch immer die einzige Alternative zum Gymnasium heißt, das Gymnasium besuchen – irgendwo müssen die SuS ja bleibe, die sonst die Realschule besucht hätten. Das heißt aber nicht, dass alle diese SuS den Leistungsanforderungen des Gymnasiums gewachsen wären: immer mehr SuS verlassen nach Klasse 10 das Gymnasium. Immer mehr SuS beginnen nach dem Abitur eine Ausbildung und gehen eben nicht zur Uni/Hochschule, was ursprünglich mal der Sinn des Gymnasiums war: das Abitur ablegen und danach studieren. Die das Gymnasium flutenden ehemaligen Realschüler tun mir in der Mehrzahl nur noch leid: sie agieren häufig am Rand der Überforderung, bräuchten für den Unterrichtsstoff eigentlich mehr Zeit und intensivere Betreuung, bekommen diese nicht und wofür das Ganze? Nur, weil die Eltern auf Biegen und Brechen das Kind nicht in die Oberschule/Gemeinschaftsschule schicken wollen. Dort wären sie nämlich meist unterfordert, und nicht selten ist die Zeit dort aufgrund der Klientel wesentlich härter als am Gymnasium.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mika

Immer mehr SuS beginnen nach dem Abitur eine Ausbildung? Ist das so?
Realschüler:innen konnten nach der 10. Klasse auch auf das Gymnasium wechseln, das haben sie auch gemacht.

Haben die SuS heute eigentlich einer auf der Stirn, das sie als Realschüler kennzeichnet? Muss man das als Grundschullehrkraft tätowieren oder dürfen sich Kinder und Jugendliche entwickeln?

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

„Ist das so?“
Die Hans-Böckler-Stiftung scheint es zu wissen oder jedenfalls anzunehmen:
https://www.boeckler.de/de/boeckler-impuls-hoehere-soziale-huerde-nach-dem-abitur-7512.htm

Herr Möller: ich lese den Link so, dass die Begabungen doch schon recht weitgehend ausgeschöpft sind, dass aber die Probleme auch NACH dem Abitur weiter bestehen. Also wird eine weitere Erhöhung der Abiturquote alleine nicht helfen, besonders dann nicht, wenn das Anspruchsniveau eben doch sinkt (was viele ja bestreiten, auch Sie) und das Studieren damit problematisch wird. Letztlich geht jede Erhöhung der Abiturquote auch zu Lasten der Nicht-Abiturienten, denen mehr und mehr Wege verbaut werden. So steht es auch in dem Link.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

@Carsten60:
Wie ich bereits an anderer Stelle geschrieben habe: Bei den Akademiker-Kindern ja, bei den anderen noch bei weitem nicht. siehe Bildungstrichter

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Und welche Abiturquote hielten Sie für angemessen? Wieviele davon sollten studieren (und welche Fächergruppen), wieviele davon sollten direkt eine Berufsausbildung beginnen? Welche anderen Länder können Sie uns als leuchtendes Vorbild empfehlen?

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

@Carsten60:
Ich würde keine Quote vorgeben. Eine gute Bildung ist für alle wichtig. Warum sollte z.B. ein Elektriker nicht das Abitur haben?
Nun eine Frage an Sie:
Wie erklären Sie denn die große Diskrepanz zwischen den Akademikerkindern und den Kindern aus nicht-akademischen Familien, die eine Hochschule besuchen?

dauerlüfterin
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Der massive Niveauverlust der Abiturprüfungen ist auch ganz wesentlich.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  dauerlüfterin

Ja, aber darum ging es ja nicht.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Mathe?

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bellabolli

Interessant, dass niemand bedenkt, ob viel sinnvoller wäre, den Übertritt nach der 8 Klasse, oder wenigstens nach der 6. Klasse einführen, wie in allen anderen Ländern an der Welt.
In diesem Schulsystem stimmt schon längst vieles nicht, wenn die GS-Lehrerinnen schon in der 3. Klasse ganz offen Eltern darauf hinweisen, dass die Kinder unbedingt für den Übertritt elterliche Unterstützung brauchen.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Monika, BY

Was ist falsch daran, wenn Eltern ihre Kinder unterstützen sollen?

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

In Einzelfällen gar nicht, aber in allgemein, wenn das für jedes Kind schon gilt deutet es darauf hin, dass etwas mit dem System nicht stimmt.

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Und wenn dem schon so ist, lässt mich bitte dann Homeschooling machen. Manche Kinder können davon mehrfach profitieren, viel mehr als bloß sich Notizen aus der Schule holen. Denn zu oft ist heute das Schulbesuch auf genau das reduziert – sich Notizen zu holen. Und das hat dann nichts mehr mit dem Unterricht und Bildung zu tun. Ich meine, wir reden hier von KINDERN 9+. 16+ ist eine andere Liga, aber trotzdem. Oft für die, die mehr wissen wollen, mehr erlernen wollen, sogar tatsächlich ganz alleine, wird es zur Quälerei, weil der Tag einfach zu kurz ist.

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  potschemutschka

Und ehrlich.. sowohl ich als auch meine Kinder haben nie verstanden diese gerade fast aufgezwungene Anstellung zwischen den Hauptfächern gegen Nebenfächer. Sie wollen alles gut können und sich nicht auf 5 Hauptfächer reduzieren, weil für den Rest keine Zeit übrigbleibt. Alle Fächer sind wichtig, gerade Mint. Und es ist viel zu spät sich mit Mint erst ab 16 Jahren ernsthafter anfangen zu beschäftigen. Das System ist veraltet, nicht mehr zeitgemäß und porös, aber man wird sogar rechtlich gezwungen, um sein Teil zu sein.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Monika, BY

„Übertritt nach der 6. Klasse“
In Berlin und Brandenburg ist das doch so. Fragen Sie mal (z.B. die GEW oder andere Lehrerverbände) nach dem positiven Effekt! Den werden Sie selbst mit der Lupe nicht finden. Die GEW fordert in Bayern die 6-jährige Grundschule, aber sie begründet das nicht mit den guten Erfahrungen in Berlin. Sie weiß genau: die Erfahrungen sind nicht gut, das Leistungsniveau ist dürftig, und einen positiven Effekt auf die Bildungsgerechtigkeit gibt es auch nicht. Das G6-Gymnasium ist auch ein bisschen wenig. Und die wenigen grundständigen Gymnasialklassen (dort hat man dann G8) sollen abgeschafft werden, wenn es nach dem Willen der Grünen sowie der Linkspartei geht. Bislang sträubt sich die SPD noch dagegen, aber feindlich steht auch die SPD dieser Sache gegenüber.
Die großen Bildungserfolge der anderen Länder der Welt sind auch ein Märchen: die meisten schneiden bei PISA schlechter als Deutschland ab. Und die sog. „Studienreife“ bedeutet nicht annähernd in allen Ländern der Welt dasselbe.

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Dann z.B. in Kroatien sind alle dumm, weil dort Kinder erst nach der 8. Klasse einen Übertritt machen.
Aber irgendwie hat sich herausgestellt, dass diese „dumme“ Kroaten eine überdurchschnittliche Leistung hier gerade in Deutschland in die Lage zu leisten sind. Und zwar mit dem kroatischen UNI-Abschluss.

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Und was wirklich „krass“ ist, es herrscht gerade in Kroatien einen Überfluss an besten Noten. Zu viel 1-er in jedem Jahrgang, wird es von kroatischem Ministerium beklagt.
 
Vielleicht liegt es gerade daran, dass Kinder dort immer noch Kindheit haben und viel mehr Ferien als hier.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Monika, BY

Schlagen Sie doch der KMK mal vor, die Ferien zu verlängern, damit es mehr Einsen in jedem Jahrgang gibt. Vielleicht glaubt man Ihnen ja.

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Und bitte fragen Sie nicht, warum sind wir immer noch dann hier. Die Antwort ist einfach. Die Kinder sind so gut im Deutsch, dass unsererseits ganz unverantwortlich wäre, sie nach Kroatien zu schleppen und sie zu zwingen so gut auch Kroatisch wie Deutsch zu beherrschen. Dazu ist wohl zu spät. Aber, ja, dort haben die Kinder immer noch Kindheit und wenn man bedenkt, dass sie trotzdem noch alles schaffen und über die Grenze hervorragendes leisten können, ja, da bricht mir das Herz.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60
Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Ja, genau, ah PISA.
 
Es war eine Katastrophe. Und mit vollem recht.
 
Aber die Kinder dort haben immer noch Kindheit und kommen nach Deutschland und besetzen die besten Stellen.
 
Es gibt keiner Kroaten (und wir sind wirklich klein, 3, etwas Millionen), dass in Deutschland etwas nicht schafft, und zwar besser als in eigenem Land.
 
Und was sagt uns das?
 
Nicht missverstanden, ich liebe dieses Land, aber was Kinder und Schulsystem angeht, ich bin empört, und zwar sehr.
 
Und ich kann es buchstäblich beweisen, wo liegt den Fehler.

ed840
1 Jahr zuvor

Als Haupthindernisse werden mangelnde Sprachkenntnisse, fehlende Informationen und eingeschränkter Zugang zu Übungsmaterialien und Nachhilfe genannt. Auf welche Weise kostenloses Mittagessen in der Schule, kostenfreie Freizeitangebote und Auslagenersatz für Schulmaterial und Ausflüge diese Hindernisse abmildern, kann ich aus der Meldung nicht herauslesen. Aber wenn solche Maßnahmen tatsächlich helfen, wären sie natürlich wesentlich leichter umzusetzen, weil dafür ja hauptsächlich nur mehr Geld notwendig wäre. Alles was mit Lehrermangel zu tun hätte, wäre schon schwieriger anzugehen.

Uwe
1 Jahr zuvor

Die Grundschule ist die letzte noch halbwegs funktionierende Schulform in Deutschland weil eben alle Schüler*innen in eine gemeinsame Schule gehen. Das es ab der 5 dann durch die Trennung zu Problemen kommt dürfte doch jedem einleuchten. Die Lösung ist einfach: Eine Schule für alle bis zur 10.

ed840
1 Jahr zuvor
Antwortet  Uwe

Wenn die Grundschule die einzige noch halbwegs funktionierende Schulform sein soll, warum hat dann der aktuelle IQB-Bildungstrend solch negative Schlagzeilen und Erklärungsversuche der Politik ausgelöst? Der Bildungserfolg von Kindern hängt m.M. von einer Vielzahl von Einflussfaktoren ab. Wenn jemand zur Lösung komplexer Probleme ganz einfache Lösung anbietet, bin ich immer etwas skeptisch.

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  ed840

Man muss einfach etwas über den Horizont schauen. Es gibt hier nicht Bösewicht-Gutenwicht, es geht um die Gesellschaft als Ganzes. Wir leben in einer verrückten Welt. Wir haben anscheinend alles, dabei haben wir sehr wenig, für allem nicht den freien Willen zu entscheiden. Früher waren die Regeln klar, heute haben wir überwiegend ein Scheinbild, das teuscht. Wir streiten sehr oft um den Knochen, der uns überhaupt nicht gehört, aber es wird so getan, als ob.

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  ed840

Mit früher meine ich z.B. Mittelalter (nicht so nah, wie z.B. vor etwa 50 Jahren), jeder kannte seinen Platz. Heute, und auch vor 50 Jahren, denken wir alle, dass wir Könige sein können. Aber im Endeffekt hat sich gar nicht so viel verändert. Im Grunde sind nur die Medien neu, wo man (einfaches Volk) Dampf ablassen kann, und nicht auf der Straße. Und das war es schon.

Auweia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Uwe

Selten so ein realitätsfernen Blödsinn gelesen – Uwe, kommen Sie doch nach Baden-Württemberg an die Gemeinschaftsschulen. Dort können Sie sehen, wie toll das von Ihnen geforderte Konzept funktioniert^^

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Uwe

Von dem letzten IQB-Bildungstrend haben Sie noch nichts gehört? Ein katastrophaler Abstieg innerhalb von 10 Jahren gerade in der Grundschule. Und das, obwohl die Zahl der Ganztagsgrundschulen in diesen 10 Jahren erheblich gewachsen ist.

uwe
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Bleibt dabei: Die Grundschule ist die letzte Schulform die noch halbwegs (perfekt habe ich ja nicht geschrieben) funktioniert. Alle anderen Schulformen (und ganz vorne dabei die Gymnasien) sind regelrecht abgeschmiert. Was gibt es da zu beschönigen? Ich habe Schüler von der Hauptschule ans Gymnasium empfohlen bei denen ich dachte in Deutsch wird es schwierig . Migrant*innen die halt spät Deutsch gelernt haben. Die standen 2. GUT. Ich habe denen an der Hauptschule eine 4 gegeben. Was meine Frau da am Gymnasium mit gut benotet: Eine Lachnummer.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  uwe

Nein, uwe, als GemS-Lehrkraft, die regelmäßig fünfte Klassen unterrichtet, also die Kids frisch aus der Grundschule kommend erlebt, kann ich sagen, dass das nicht der Fall ist.
Der Lehrkräftemangel ist dort nämlich am größten. Die Kids erhalten bereits in der ersten Klasse Unterricht von Menschen, die noch nicht ausgebildet oder sogar erst am Anfang ihres Studiums sind.

Uwe
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Das in die Grundschulen am wenigsten Geld (pro Schüler*in) fließt ist ja bekannt. Umso erstaunlicher ist doch: Sie funktionieren von allen Schulformen trotz allem noch am besten.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Uwe

Das kann ich nicht unterschreiben, denn die Defizite sind so unfassbar groß. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie Sie funktionieren definieren.
Nichts für ungut.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Uwe

Hm… Dass in die Grundschulen…

Fakten sind Hate
1 Jahr zuvor
Antwortet  Uwe

Uwe, ich glaube sie nehmen noch die typische Grundschulklasse von vor 20 Jahren als Beispiel. Diese sind tatsächlich nicht mehr mit den heutigen Klassen zu vergleichen.

Fakten sind Hate
1 Jahr zuvor
Antwortet  uwe

Das habe ich an meiner Brennpunktgesamtschul-Oberstufe auch so.
Im Fach Mathematik erhalte ich immer wieder Texte, die nichtmals mit gutem Willen verstehe. Die Sätze sind einfach grammatikalisch schlichtweg falsch. Es fehlen wichtige Wörter. Wenn ich mir dann die Deutschnoten ansehe, schlackern mir wirklich die Ohren: Note 2.
Es wird laut den Deutschlehrern fast nur noch die Inhaltliche Komponente bewertet. Wird 75% der notwenigen Argumente in einer Analyse gefunden, wird dies bereits mit der vollen Punktzahl bewertet (NRW, Prüfungsordnung) Grammatik und Rechtschreibung hat einen äußerst geringen Stellenwert.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Fakten sind Hate

Wir haben keine andere Wahl!

Will das KuMi so.

Ich auch immer Bauchweh krieg, wenn Texte ich lese! (Yodasprache 😉 )

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

…und alle Grundschulen dem integrativen Gemeinschaftsschulkonzept entsprechen.

Fakten sind Hate
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Obwohl? Vielleicht auch gerade deswegen.

Wo ein Elternteil sich noch neben ihr Kind beim Hausaufgabenmachen/Lesen lernen hingesetzt hat, geht jetzt eine Lehrerin kurz mal vorbei und zeigt mit dem Fingern auf die Fehler.

Die Kinder die mehr Unterstützung brauchen, kommen zu kurz.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Uwe

Auf keinen Fall! Nicht als Pflicht. Da muss es noch Alternativen geben..

Wer schon vier Jahre unter seinen erziehungsfernen Mitschülys litt, ist froh, wenn er oder sie oder divers diesem Martyrium entrinnen kann.

In so einem Klima lernt es sich nämlich nicht gut. Das macht zudem krank. Bauchweh, Kopfschmerzen, Angst, Schul- und Lernunlust.

So geben wir neugierige Kinder verloren. Das darf einfach nicht sein.

Bei den nochnichtsozialisierten Schülys haben wir zu wenig Möglichkeiten, um zu einer Verhaltensänderung zu gelangen.

Deswegen keine 10 Jahre in Zwangs“gemeinschaft“.

Wenn es gut klappt, bin ich dafür. Wenn es bei Schülys zum Absentismus aufgrund der Verhaltenskreatiefen kommt, muss der Opferschutz greifen!

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Und schon wieder differenzieren Sie leider nicht.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Das mache ich stündlich in der Schule.

Diese Kommentare sind Freizeit und ich setze bei den Lerserys voraus, dass sie sich manches dazu denken. Auch, dass eigentlich immer differenziert wird.

Vielleicht bin ich aber auch zu blöde zum Differenzieren.

Wo hätten Sie denn gerne eine Differenzierung? Es gibt so viele Stellen und die Texte sind oft schon lang genug…

Vielleicht – auch die Schülys die (aus welchen Gründen auch immer) den Unterricht stören, sprengen, aus dem Raum rauslaufen, in einen anderen reinlaufen und einem dortigen Schüly eine Federtasche an den Kopf schmeißen oder oder oder ….

Ehrlich – darum kümmern wir uns stündlich. Wir vernachlässigen die anderen.

Unsere Insel ist voll mit Schülys, die eine Auszeit brauchen.

Es muss – während der Unterrichtszeit, in der Kehrys und Schülys ein Recht auf Unterricht haben! – in der Insel nachgefragt werden, ob noch ein Betreuungsplatz frei ist. Dann wird geschickt (mit Arbeitsmaterial! – in Gesprächsphase keines da bzw. in der Einführung Thema noch nicht ausreichend behandelt, damit Schüly das alleine bearbeiten kann …) oder der Schüly muss abgeholt werden, was nur klappt, wenn zwei Mitarbeiterys in der Insel sind oder die SL Zeit hat. In dieser Zeit dreht sich alles um ein Schüly, die anderen sind gefrustet, genervt, drehen Däumchen und dürfen nicht lernen.

Wir investieren verdammt viel Zeit und Kraft, diese „Systemsprenger“ einzugliedern.

Was machen wir mit den anderen? Denen, für die die Kraft nicht mehr reicht? Von denen wir aber wissen, dass sie über kurz oder lang schulmüde werden?

Carsten60
1 Jahr zuvor

„PISA hat festgestellt“
Das wird meist sehr einseitig zitiert. Im Artikel wird gleich darauf auf die kostenintensive Nachhilfe Bezug genommen. Es ist aber so, dass PISA den Ländern Japan und Südkorea sehr gute Leistungen und eine geringe Abhängigkeit von der sozialen Herkunft attestiert, aber jeder kann sehen, dass der dortige private Nachhilfesektor viel, viel bedeutender ist als in Deutschland. Angeblich geben arme Leute dort ihre letzten Groschen für Nachhilfe aus, nur damit die Kinder nicht abgehängt werden bzw. besser aufsteigen können. Gut finde ich das nicht, aber „PISA hat festgestellt, dass sich das auszahlt“.
PISA hat übrigens auch festgestellt, dass die 15-jährigen Gymnasiasten im Durchschnitt 100 Punkte mehr erreicht haben als die anderen, angeblich entspricht das 2 Schuljahren. Das kann ja wohl nicht nur am Geldbeutel der Eltern und an der Nachhilfe liegen. Das „Sortieren“ nach Klasse 4 ist nicht perfekt, aber offenbar auch nicht sooo schlecht und ungerecht wie es oft gesagt wird. Aber in der Tat könnte man versuchen, die Gerechtigkeit beim Übergang zu verbessern. Aber genau das wollen die Gesamtschul-Enthusiasten ja gar nicht, weil es ihnen den Wind aus den Segeln nähme.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Bildung hat in Asien einen anderen Wert. Man ist stolz darauf, etwas lernen und erreichen zu können. Für dieses Ziel opfert man Mühe und auch Geld. In deutschen Klassen habe ich dagegen teilweise das Gefühl, dass der Lehrer der einzige ist, der sich müht und quält. Der Lehrer ist in den Augen mancher auch der einzige, der für den Bildungserfolg der Schüler zuständig ist. Vielstimmig orchestriert wird diese gesellschaftliche Grundhaltung durch Medien und Politik. Damit der ganze Schwindel nicht auffliegt, werden die Leistungsanforderungen immer weiter reduziert und es wird so getan, als ob Schule und Bildung durch lautschreierischen Aktionismus, durch sogenannte Leuchtturmprojekte, Konferenzen und neuerdings durch multiprofessionelle Teams gerettet werden kann.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Japan, Korea, China & co sind halt kulturell ganz anders als Westeuropa …

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Ein Übergang von einem System in ein anderes System macht eben immer Probleme.

Bei uns in Deutschland wird das durch Wischi Waschi Kriterien zum Übergang verstärkt.

Die Grundschule spricht eine Empfehlung aus, die aber nicht bindend ist. Am Ende entscheiden die Eltern. Die Empfehlung der LuL ist ebenfalls eher ein Bauchgefühl.

Da wirken alle Akteure kräftig mit.
Als mein Sohn in der Klasse 4 war habe alle Aspekte selbst nachverfolgen können.

Zunächst mal die Eltern deren Kind unbedingt aufs Gymnasium musste. Was denken sonst die Nachbarn?
Dann waren bei meinem Sohn Kinder in der ersten gymnasialen Klasse deren Eltern offen zugaben, das Gymnasium gewählt zu haben, weil dorthin die Bus-Verbindung einfach am günstigsten war.
So viel zu den Eltern.

Die Lehrerin der Grundschule hatte einen Club von Fan-Eltern. Diese sammelten zu jeden Ereignis (Geburtstag, Weihnachten, Schuljahresende…) Geld ein und kauften dann riesige Geschenk-Körbe. Diese nahm die Lehrerin dann zu meinem Entsetzen lächelnd an.
Endergebnis. Sieben Kinder der Arschkriecher-Eltern waren die einzigen SuS mit Empfehlung. Aufs Gymnasium gingen diese sieben und drei ohne Empfehlung. Darunter mein Sohn. Auf dem Land hat man ja den Überblick über die Kinder eines Jahrgangs. In diesem Jahr ist für den Jahrgang Abi. Zwei der sieben empfohlenen sind noch dabei. Von den SuS ohne Empfehlung sind noch alle drei im Rennen.
So viel zu den Grundschullehrern.

Bleibt noch die aufnehmende Schule. Die könnte ja eine Prüfung machen um die Eignung zu testen. Geht aber nicht. Erstens ist eine Prüfung böse. Stress für zarte Kinderseelen. Zweitens würde eine Prüfung den Eigeninteressen vieler Gymnasien widersprechen. Man will ja stabile Schülerzahlen.
Also auch Essig.

Helfen würden nur klare, verbindliche Vorgaben der KMK an Grundschulen und Gymnasien um die Kinder wirklich ihren Voraussetzungen entsprechend an die passende Schulform weiter zu vermitteln.
Das wäre aber eine Selektion und würde die Freiheit der Akteure beschneiden. Macht schlechte Presse. Wird also auch nicht kommen.

Endergebnis, jeder darf aus Eigeninteresse weiter fröhlich an der Schullaufbahn der SuS rum doktern.
Meist eben nicht zum Wohle der Kinder.

ed840
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Deutschland hat 16 Bundesländern mit 16 Schulsystemen. Da kann man nicht so einfach pauschalisieren. In Bayern müssen z.B. Kinder, die aufs Gymnasium wollen, im „Grundschulabitur“ der 4. Klasse einen Schnitt von 2,33 haben. Wer das nicht schafft und trotzdem aufs Gym will, muss einen Probeunterricht bestehen. Da wird also wenig Rücksicht auf zarte Kinderseelen und schlechte Presse genommen. Dafür hat Bayern aber auch die niedrigste Abiturientenquote aller Bundesländer. Bei Schulvergleichsstudien liegen Bayerns Schüler allerdings in der Spitzengruppe,. An den Leistungen wird die niedrige Quote dort also eher nicht liegen. In Berlin z.B. entscheiden die Eltern, ob die Kinder auch ohne Empfehlung aufs Gymnasium gehen sollen. Dort machen dann schon mehr als Hälfte eines Jahrgangs Abitur. Bei Schulvergleichsstudien liegt Berlin aber meist weit hinten. Auch hier wird die Abiturientenquote wohl eher nicht direkt mit dem Leistungsvermögen der Schüler verknüpft sein. Die von Ihnen beschrieben Grundschullehrerin dürfte vermutlich ein Einzelfall sein, der nicht repräsentativ für den gesamten Berufsstand ist.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  ed840

„Einzelfall“
Genau, diese Art von Korruption sollten die Lehrer geschlossen zurückweisen. Einzelne schwarze Schafe mag es geben, aber dass die Gymnasialempfehlung regelrecht „verkauft“ wird, das ist wohl doch nicht so. Dann könnte man ja auch den MSA oder das Abitur „verkaufen“. In manchen Ländern kann man sich auch einen Dr.-Titel kaufen, kostet angeblich nur 200 €. Der wird dann von nicht existenten Universitäten pro forma verteilt.

Cuibono
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Eingangstests an leistungsstarken Privatschulen und an staatlichen Gymnasien mit besonderem Profil sind in Berlin gang und gäbe.

Ja, Selektion führt eindeutig zu guten Ergebnissen.

Vor einigen Tagen gab es ja hier auch einen Artikel dazu (homogene Klassen führen zu besseren Ergebnissen, sogar auch bei den schwächeren SuS).

Leider nicht die aktuelle ideologische Linie. Liegt mMn aber nicht an der Ideologie (die wird vorgeschoben), sondern am Geld. Da müsste man nämlich richtig viel in die Hand nehmen.

Eltern, die das durchschauen, handeln dann entsprechend.

Für die anderen Kinder ist das bitter.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Cuibono

Aber für noch so viel Geld kann man sich Intelligenz nicht kaufen. Und auch den Nürnberger Trichter gibt’s nicht, man kann nicht alle Köpfe mit Bildung „vollfüllen“. Das ist leider ein Problem.
Ein kluger Mensch hat auch mal gesagt, man habe die Schule doch gerade deshalb erfunden, um nicht jeden einzeln unterrichten zu müssen. Jetzt wird gefordert, in den Schulen jeden einzeln zu unterrichten. Aber wie das geht, das bleibt unklar.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor

Man könnte ja auch…. Das erste halbe Jahr in Klasse 5 als Orientierung nehmen und sämtliche Grundlagen – im Verhalten und Miteinander – üben.

Zuhören, ausreden lassen…. Regeln üben und auf Einhaltung bestehen. Sicherheit schaffen.

Viel Zeit für Gespräche, auch mit Externen.

Im guten Klima lernt sich besser.

Nur, wenn es notwendig ist – was die Parallelklasse macht, darf keine Rolle spielen, wenn Differenzierung, Inklusion und Integration sowie alle schönen Schlagwörter auf der Homepage und den Werbeflyern ernst genommen werden.

Vielleicht reicht es bis zu den Herbstferien.

Dann kann das gemeinsame Lernen beginnen.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Riesenzwerg

Das gibt es doch schon längst, die ersten 2-3 Wochen sind gefüllt mit Lernstrategien, Medieneinweisung, Büchereibesuch, 3-Tage-Übernachtungs-Happening in der Jugendherberge um die Ecke.
Damit werden die Standards gesetzt, im Anschluss erwartet, dass man sich an Vorgaben und Regeln hält.
In anderen Schulen gibt es das über das Schuljahr verteilt als Fach bzw. Kurs für alle.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Ich spreche von einem deutlich längeren Zeitraum.

Wir haben auch Einführungswochen – reichen nicht.

Carsten60
1 Jahr zuvor

Ich kann nur empfehlen, die vollständige Studie im Link oben anzusehen. Da wird — vor allem im hinteren Teil — enorm viel geklagt über Armut (Kosten für Wandertage und Klassenfahrten), beengte Wohnverhältnisse, beruflich überlastete Eltern, mangelnde Sprachkenntnisse, auch Fehler von Lehrern, prekäre Lebenslagen, auch fehlendes Elterninteresse an schulischen Dingen usw.
Aber es wird nicht einmal behauptet, dass das alles wie von Zauberhand verschwände, würde man ein einheitliches Gesamtschulsystem einführen. Dass arme Leute arm dran sind, das ist auch in Ländern mit einem einheitlichen Schulsystem so, und natürlich wird das auch dort beklagt. Unser Wirtschaftssystem kann man nicht mit einer Schulreform aushebeln. Und die Spaltung der Gesellschaft in Villenviertel einerseits und Billig-Hochhäuser andererseits auch nicht. Aber diese Art Spaltung kommt nicht von Rechtspopulisten, diese Hochhäuser wurden vielfach gerade von sozialistischen Regierungen erbaut, z.B. in der Banlieue um Paris, auch in Vorstädten von Stockholm, Plattenbauten in Berlin-Ost usw.
Zu befürchten ist doch, dass an den Gesamtschulen wieder dieselben Kinder erfolgreich oder nicht erfolgreich sein werden wie vorher im gegliederten System auch, gewiss mit kleineren Modifikationen in der einen oder anderen Richtung. Grund für Frust gibt’s in jedem Schulsystem, nur können dabei die Gründe wechseln. Das Klagen über Probleme garantiert in keiner Weise, dass das alles in einem anderen System verschwindet. Arm bleibt arm, und das benachteiligt die Kinder immer.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

… und das benachteiligt Kinder immer, wenn man dem nicht entsprechend begegnet und in KiTa und Schule entsprechende Maßnahmen ergreift, um die Armut und Vernachlässigung, den fehlenden Bildungshintergrund und auch die Ausgrenzung zu überwinden.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Wieder mal nur postuliert und deklamiert wie in einer Theateraufführung. Wie geht dieses „Überwinden“ praktisch, wenn auch Kitas und Grundschulen in den unterschiedlichen Wohngebieten sehr unterschiedlich sind?
„Entsprechende Maßnahmen“, das ist genau die unverbindliche Phraseologie von Politikern, die ja auch nicht wissen, wie es geht. Wo waren denn diese „Maßnahmen“ bei dem 10-jährigen Abstieg im IQB-Bildungstrend 2011 bis 2021 ? Es gab 100 Einzelprojekte, aber was haben die bewirkt?

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

@Carsten60:
„Wie geht dieses „Überwinden“ praktisch, wenn auch Kitas und Grundschulen in den unterschiedlichen Wohngebieten sehr unterschiedlich sind?“

Antwort: Z.B. dadurch, dass man diesen Kitas und Schulen mit erschwerten Bedingungen hinreichend zusätzliche Ressourcen (z.B. Lehrer, kleinere Klassen, finanzielle Mittel) zur Verfügung stellt: Ungleiches ungleich behandeln.
Bevor Sie Ihre obligatorische Frage nach der Wirkung solcher Maßnahmen stellen, betone ich, dass die Mittel hinreichend sein müssen. In NRW reichen die Mittel nach dem Sozialindex sicherlich nicht aus.

Ihre ständig wiederholte Forderung, dass man vor der Durchführung von Maßnahmen zunächst eine garantierte Wirkung feststellen müsse, ist prinzipiell nicht erfüllbar aus logischen Gründen. Also ein Totschlagargument, dass grundsätzlich Veränderungen unmöglich macht.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Zum ersten: Der Glaube, mit mehr Geld könne man mehr Bildung in den Köpfen erreichen, ist ja weit verbreitet, aber ist das nachgewiesen? Mit Sachmitteln alleine geht es ja wohl nicht, und was tun bei einem Lehrermangel? Und Berlin gibt insgesamt schon deutlich mehr Geld aus als andere Bundesländer (und die Grundschulklassen sind schon recht klein, ca. 21 im Durchschnitt), und wo bleibt der Effekt?
Zur „garantierten Wirkung“: Ich meine nicht eine Garantie im juristischen Sinne. Aber wozu haben wir eigentlich eine Bildungswissenschaft? Die müsste VOR einer Reform mal einen Schulversuch organisieren. Aber tatsächlich werden die Reformen ERST hastig von der Regierung umgesetzt (damit sie in die Legislaturperiode passen) und HINTERHER darf die Wissenschaft dann eine BEGLEITSTUDIE erstellen, die natürlich nichts mehr ungeschehen machen kann und mehr oder weniger nur noch zum Abnicken der Reform und zum Lobhudeln dient. Beispiel: Der massenhafte Ausbau von Ganztagsgrundschulen hat den katastrophalen letzten IQB-Bildungstrend nicht positiv beeinflussen können, aber alle loben die Ganztagsschule. Hat man die Kinder eigentlich mal gefragt?
Zum Totschlagsargument: Ich lese immer (gerade von der GEW) Totschlagsargumente vom Typ „Schule des vergangenen Jahrhunderts, Standesschule, Schule für eine kleine elitäre Minderheit etc.“, die keineswegs logisch sind, sondern eben Kampfbegriffe in einer bestimmten politischen Richtung. Wenn die Gegenrichtung das aber auch macht, dann wird laut aufgejault. Man sollte einen Schulfrieden im Sinne von nur noch sachlichen Argumenten vereinbaren. Aber wer würde da mitmachen und wer nicht?

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

@Carsten60:
„Man sollte einen Schulfrieden im Sinne von nur noch sachlichen Argumenten vereinbaren. Aber wer würde da mitmachen und wer nicht?“

Eine gute Frage, die Sie selber auch beantworten sollten.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Meine Vermutung: Die GEW würde nicht mitmachen, die Linkspartei auch nicht, die Grünen nur zu einem Teil, die anderen würde zähneknirschend mitmachen, aber Heckenschützen würden weiterhin ihr Unwesen treiben. Es wird weiterhin heißen „PISA hat gezeigt, dass integrative Schulsysteme besser sind“, obwohl das durch PISA gerade nicht erwiesen ist, und die Ideologen würden weiter in ihrer Richtung baggern, auch unterirdisch (wie bei den „Kanalarbeitern“). So wie bei dem Schulkompromiss in NRW, der doch jetzt ausgelaufen ist, oder nicht? Eigentlich hätten wir andere Sorgen als die Schulformdebatte. Die Tests zeigen, dass selbst die allereinfachsten Basiskompetenzen in der Grundschule gefährdet sind. Bildung wird bald reduziert auf „lesen und schreiben können“. Humboldt dreht sich derweil im Grabe um.
Herr Möller. Würden Sie selbst denn mitmachen?