Internationaler Vergleich: Fast ein Viertel der Schüler in Deutschland erreicht die Mindeststandards nicht – mehr als in Russland  

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MÜNCHEN. In Deutschland ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen, denen grundlegende Kompetenzen im Lesen, Schreiben und Rechnen fehlen, mit 23,8 Prozent relativ groß. Das zeigt ein internationaler Vergleich, den das Münchner ifo Institut auf der Grundlage von Schulleistungsstudien wie PISA und TIMSS vorgenommen hat. Deutschland landet dabei gerade mal auf Platz 30 – noch hinter Russland.

Trotz aller Mühen in der schulischen Praxis: Es geht abwärts. Illustration: Shutterstock

Weltweit erreichen zwei Drittel der Jugendlichen keine grundlegenden Fähigkeiten, die in der Schule vermittelt werden sollen. Das geht hervor aus einer neuen Studie des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung. „Das sind erschreckende Zahlen“, sagt Prof. Ludger Wößmann, Leiter des ifo Zentrums für Bildungsökonomik. In Deutschland beträgt der Anteil 23,8 Prozent, in Österreich 24,6 und in der Schweiz 21,9 Prozent, aber zum Beispiel in Estland nur 10,5 Prozent. Das verschenkte Potenzial hat ökonomische Folgen. „Alles in allem entgeht der Welt eine Wirtschaftsleistung über das verbleibende Jahrhundert von über 700 Billionen Dollar“, sagt ifo-Forscherin Sarah Gust.

„Die Welt ist extrem weit davon entfernt, die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen zu erreichen“

Die Spanne reicht von 24 Prozent in Nordamerika und der Europäischen Union bis 89 Prozent in Südasien und 94 Prozent im Afrika südlich der Sahara. In 101 Ländern beträgt der Anteil über 50 Prozent und in 36 Ländern sogar über 90 Prozent. China schneidet am besten ab – mit einem Anteil von zu schwachen Schülerinnen und Schülern von nur 6,5 Prozent, gefolgt von Macau (6,9 Prozent) und Singapur (8,1 Prozent). Auf Platz vier: mit Estland das beste europäische Land (10,5 Prozent), gefolgt von Hong Kong (11,0) und Japan (12,7). Lichtenstein mit 14,5 und Finnland mit 14,7 Prozent folgen.

Deutschland belegt mit einer Quote von 23,8 Prozent Platz 30 – hinter Großbritannien (19,0 Prozent), Schweden (19,2 Prozent), den Niederlanden (19,4 Prozent), Frankreich (22,2 Prozent), Portugal (22,7 Prozent) und Russland (23,7), gleichauf mit Spanien, vor den USA (24,7 Prozent) und der Türkei (34,2 Prozent). „Die Welt ist extrem weit davon entfernt, die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen zu erreichen“, sagt Ludger Wößmann. „Das ist deshalb so tragisch, weil Bildung nicht nur für das persönliche Schicksal bedeutsam ist, sondern der langfristig wichtigste Beitrag zum Wirtschaftswachstum ist, und nicht Straßen, Eisenbahnen oder Glasfaserverbindungen.“

Für die neue Studie haben die Forscher des ifo Zentrums für Bildungsökonomik zusammen mit dem Ökonomen Prof. Eric A. Hanushek von der Stanford University individuelle Schülerdaten zahlreicher internationaler und regionaler Leistungstests in Mathematik und Naturwissenschaften auf eine vergleichbare globale Messskala gebracht. Grundlegende Fähigkeiten werden dabei mit der untersten PISA-Kompetenzstufe 1 definiert. Dazu gehört es beispielsweise, einfache und eindeutige Routineaufgaben zu lösen, nicht aber, einfachste Formeln anzuwenden, Schlussfolgerungen abzuleiten oder Ergebnisse interpretieren zu können.

„Die in der Schule vermittelten grundlegenden Fähigkeiten sind die Basis des zukünftigen Wohlstands in Deutschland insgesamt“

Schon im Oktober hatte das ifo-Institut angesichts der Ergebnisse der IQB-Studie, die ein drastisches Absinken des Leistungsniveaus bei Viertklässlern nahezu bundesweit aufzeigt, Alarm geschlagen. „Die starken Rückstände sind beunruhigend. Denn die in der Schule vermittelten grundlegenden Fähigkeiten sind die Basis der zukünftigen Lebenschancen der Kinder und des zukünftigen Wohlstands in Deutschland insgesamt“, sagte ifo-Bildungsexperte Wößmann. „Solch einen Rückgang wie jetzt hat es noch nie gegeben.“

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Auch der hat ökonomische Folgen – langfristige: Der Lernverlust von einem Drittel Schuljahr gehe über das gesamte Berufsleben gerechnet im Durchschnitt mit rund 3 Prozent geringerem Erwerbseinkommen einher, rechnete Wößmann vor. Für die Volkswirtschaft insgesamt könnte das zu einem um durchschnittlich 1,5 Prozent niedrigeren Bruttoinlandsprodukt über den Rest des Jahrhunderts führen. Der Rückgang der Ergebnisse sei nur zum Teil ein Resultat der Corona-Pandemie und bilde zum Teil auch einen schon länger anhaltenden Abwärtstrend ab.

„Diese riesigen Lernrückstände werden nicht einfach weggehen. Sie werden hohe Folgekosten haben, wenn wir nicht umgehend gegensteuern. Wir müssen als Gesellschaft unbedingt darauf achten, dass sich die Lernergebnisse der Kinder und Jugendlichen verbessern“, fügte Wößmann hinzu. Der Schulbesuch und der Erwerb von Kompetenzen habe einen positiven Einfluss auf den Wohlstand der Schüler und der Gesellschaft. Dieser Zusammenhang sei von der Wirtschaftsforschung so gut belegt wie kaum etwas anderes.

Bemerkenswert sei, dass Hamburg als einziges Bundesland das Niveau im 10-Jahres-Vergleich halten konnte. Das könne damit zu tun haben, dass Hamburg regelmäßige Leistungstests und eine Strategie der datengestützten Verbesserungen eingeführt hat. „Dies sollte ein Vorbild für die anderen Bundesländer und für Deutschland insgesamt sein“, sagte Wößmann. Die Lernverluste seien unter benachteiligten Kindern besonders groß, so dass die Ungleichheit weiter angestiegen sei. Gleichwohl hätten auch Kinder aus sozial besser gestellten Familien und ohne Migrationshintergrund verloren.

Die Ergebnisse liegen in den Fächern Deutsch und Mathematik am Ende der Grundschule zwischen einem Viertel und einem Drittel Schuljahr hinter dem Niveau von vor fünf Jahren. Im Vergleich zu vor zehn Jahren entsprechen die Verluste sogar einem halben Schuljahr. Alle Bundesländer außer Hamburg weisen bedeutsame Verluste auf. News4teachers

Hier lässt sich die vollständige Studie herunterladen.

Drängender denn je: Warum wir mehr Chancengerechtigkeit im Schulsystem brauchen – eine Gegenrede

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Konfutse
1 Jahr zuvor

Das sind die Lorbeeren der letzten 20 Jahre Schulpolitik. Na, Kasperletheater mit 16 Puppen, wem gebt ihr die Schuld? Nein, nein, ihr habt alle über die Jahre einen glorreichen Job gemacht. Grübelgrübel: Ja, es müssen die Lehrer und natürlich die Erzieher gewesen sein, die auf ganzer Linie versagt haben.
Also: nichts ändern, neue Aufgaben verteilen und dann mal schauen. 2024 oder so. Und wenn’s mit 2024 nicht klappt, dann halt 2026. Läuft ja nicht weg…..

Hoffnung
1 Jahr zuvor

Und was hat das mit Russland zu tun, wenn ich fragen darf?
Wir haben einen immensen Anteil an nichtdeutschsprachigen Kindern in den Schulen. Die Integration dieser Kinder braucht Zeit und Mittel.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hoffnung

… und den Willen der Kinder, was mit zunehmender Anzahl pro Klasse immer schwieriger wird. Das gilt im Übrigen auch für alle anderen Herkunftsländer und -kulturen..

gehtsnoch
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hoffnung

Deutschland soll im Länder-RANKING (Anteil von zu schwachen Schülerinnen und Schülern) hinter Russland aber immerhin noch vor der Türkei liegen…

Statistisches Bundesamt BILDUNGS-BILDUNGS-FINANZBERICHT 2021

Last edited 1 Jahr zuvor by gehtsnoch
Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hoffnung

Auch deutschsprachige Kinder können nicht mehr richtig lesen und zwar zu viele in einer GS-Klasse nicht. Es liegt an Konsumgesellschaft. Es wird alles konsumiert, nur die Bücher leider nicht mehr.

Luk
1 Jahr zuvor
Antwortet  Monika, BY

…und in den Schulen musste das Lesen, Schreiben und Rechnen notgedrungen vernachlässigt werden, weil immer mehr andere Themen die Lehrpläne erobert haben, die angeblich unverzichtbar sind fürs spätere Leben.

Ich kann mir nicht vorstellen, was wichtiger sein soll als die Beherrschung der Kulturtechniken. Mit ihnen kann sich später jeder selbst alle anderen Lernbereiche erschließen, ohne sie aber nicht.

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Luk

Auch die verhaltenskreatiefen Schülys fordern Aufmerksamkeit, aber keinen Unterricht.

Es gibt zu viele Störungen aus den unterschiedlichsten Gründen. Darunter leidet der fachliche Inhalt.

Ist doch klar.

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  Luk

Ja, das auch!

Ron
1 Jahr zuvor

„Die in der Schule vermittelten grundlegenden Fähigkeiten sind die Basis des zukünftigen Wohlstands in Deutschland insgesamt“

Bildung ist ein flüchtiges Gut. In Baden Württemberg sieht man, wie schnell man durch falsche Schulreformen jahrzehntelange Erfolge gepflegt gegen die Wand fahren kann.

Carsten60
1 Jahr zuvor

In dem angegebenen Link liest sich das alles doch etwas anders. Der Artikel betont einseitig das untere Ende der Bildungsskala. Beim sog. „Mean achievement“ in Figure A5 gehört Deutschland zu den wenigen Ländern der Welt mit der besten (blassesten) Farbe, gemeinsam mit Kanada, Polen, UK, Finnland, China, Japan, Korea, während z.B. Frankreich, Schweden und Russland nur die zweitbesten Farbe bekommen. Aber Frankreich und Schweden haben doch das einzig richtige Schulsystem. 🙂
In Zahlen liegt beim „Mean Achievement“ Deutschland gleichauf mit respektablen Ländern wie Dänemark, Neu-Seeland, Schweden, knapp hinter UK und weit vor Russland, Ungarn, Island, Italien, immer noch klar vor Frankreich und USA.
Man kann bei jeder Statistik immer das eine oder das andere betonen. Es ist aber unfair und tendenziös, nur eine Seite herauszugreifen. Wäre der Mittelwert schlecht gewesen, hätte Wößmann vermutlich darauf Bezug genommen, nun ist es die Zahl derer, die irgendwelche Mindeststandards nicht erreichen, da kann man das ins Schaufenster stellen und mal wieder Deutschland schlechtreden, obwohl vergleichbare Länder auch nicht besser sind, z.B. Frankreich.
Die Figure A4 zum unteren Ende zeigt übrigens klar, dass die Situation in Südamerika und Vorderasien schlecht, in Afrika, Afghanistan, Pakistan, und Indien aber ganz katastrophal schlecht ist. Dabei liegen die europäischen Länder nicht extrem weit auseinander, auch Kanada hat immerhin 14,9 %, merkwürdig, nicht wahr? Frankreich hat 20,9 %, Deutschland 20,4 % (und nicht 23,8 % wie im Artikel angegeben: Es gibt da zwei Tabellen, die gegenwärtigen Schüler mit bzw. ohne diejenigen, die „out of school“ sind. Die ungünstigere Tabelle mit denen „out of school“ ist nur geschätzt, so steht es da.

Mein Fazit: Wenn Frankreich beim Mittelwert hinter Deutschland liegt und beim unteren Ende etwa gleichauf, dann sollte auch Frankreich was dagegen tun. Dessen Schulsystem ist aber schon das „einzig richtige“, und seltsamerweise hat auch Herr Schleicher nie gesagt, woran das Manko nun liegt, obwohl er ja in Paris wohnt. Wir könnten vielleicht von unseren französischen Nachbarn lernen. Am besten tun sich die Bildungsminister beider Länder mal zusammen.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Danke für Ihren genaueren Blick auf die Zahlen.

Lera
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Ohne das jetzt im Detail angeschaut zu haben, bin ich gespannt wie ein Flitzebogen auf die Antworten (hihi).

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Nachtrag: Schweden ist am unteren Ende mit 19,0 % aufgeführt und Norwegen mit 19,9 %, wo Deutschland mit 20,4 % in der Liste (nur der aktuellen Schüler) steht. Selbst Finnland hat 14 % dieser „Risikoschüler“. Was ist nun mit den „skandinavischen PISA-Siegern“, und wieso ist Deutschland so schlecht im Vergleich? Das scheint Herr Wößmann nicht zu erklären.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

@Carsten60:
Der Artikel betont einseitig das untere Ende der Bildungsskala.“
Die Autoren benennen aber bereits in der Einleitung transparent das Ziel Ihrer Untersuchung:
„This paper addresses two intertwined questions: How close are we to reaching the foundational goal of basic skills for all? And what would it mean for world development to reach global universal basic skills? We draw on the individual-level test data from available international and regional student assessments to develop world estimates of the share of children not achieving basic skills in each country and then show the economic costs of these deficits.“ 

Daher ist es unverschämt von Ihnen, wenn Sie den renommierten Bildungsökonomen der Studie vorwerfen, dass sie unfair und tendenziös seien.
Das ist schäbig und trägt zur Diffamierung von rationaler Wissenschaften bei. Passt gut ins Schema von Rechtsaußen (siehe Corona-, Klimaleugner).
Ist das hier Ihre Absicht, nur weil Sie nicht anerkennen wollen, dass das deutsche Schulsystem die Förderung eines großen Teil unserer Schülerschaft vernachlässigt, vor allem aus „bildungsfernen“ Schichten. Was keineswegs eine positive Bewertung unseres selektiven Schulsystems zulässt und unabhängig davon ist, ob es z.B. in Frankreich oder irgendwo anders ähnlich schlecht ist.

Aber unabhängig von der Schulstrukturdiskussion müssen wir endlich das Problem anerkennen und nach Lösungen suchen. Ein weiter so geht nicht. Relativierungsversuche durch selektive Vergleiche, die bei Ihnen ja Argumentationsprinzip sind, helfen da nicht weiter.

Lera
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Einige machen selektive Vergleiche, andere nehmen selektiv wahr – Sie übergehen die durchaus interessanten Fragen und gehen in epischer Breite auf eine nebensächliche Polemik ein – nebst übelster Nachrede; ist DAS ihr Verständnis einer konstruktiven Debatte?

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Sie übersehen vor lauter Eifer im „Kampf gegen rechts“, dass der Artikel nicht von Wößmann stammt, sondern von News4teachers, und da hat man gezielt ausgewählt. „Der Artikel betont …“, hatte ich geschrieben, in dem Link steht das neutraler formuliert, siehe die Tabellen mit den Zahlen. Genau auf die berufe ich mich doch. Ihr englisches Zitat enthält mehr oder weniger nur das übliche nichtssagende Blabla mit Allgemeinplätzen. Schauen Sie doch auf die internationalen Zahlen, aber bitte beachten Sie die beiden unterschiedlichen Zahlen zu den Schülern (linke Spalte und 4. Spalte von rechts in Table A4). Meine Schlussfolgerung: Die anderen kochen auch nur mit Wasser!

Und wenn es in Frankreich und Schweden (auch die Niederlande haben 17,9 %, das UK 18,4 %, Italien 24,9 %) auch kaum besser ist, dann ist das eben kein hausgemachtes deutsches Problem, sondern ein europäisches. Was sagt eigentlich unsere EU-Bürokratie dazu?

Noch was: In Afrika gibt es nicht ca. 20 % Risikoschüler, sondern so ab 60 % bis über 95 %.
Wenn wir isoliert die Situation in D verbessern würden, dann würde der Abstand zu Afrika weiter wachsen. Wollen Sie das? Ich denke, eine solche internationale Studie zeigt auf, in welchen Teilen der Welt ein wirklich dringender Handlungsbedarf besteht. Da wären wohl internationale Organisationen gefragt, aber auch die Regierungen in den Problemzonen. Auch im obigen Artikel heißt es: „Der Welt entgeht eine Wirtschaftsleistung …“, aber Deutschland ist — international gesehen — nicht im Zentrum der Probleme. Gewiss könnte man mit mehr Leistungsorientierung die Situation verbessern, die Ostasiaten machen das ja vor, es ist alles bekannt, worauf warten wir eigentlich? Aber immer nur isoliert auf die deutsche Schule einzudreschen finde ich falsch. Zu fragen wäre auch, ob die festgestellten Defizite nicht durch etliche Maßnahmen aus den Schulministerien noch verschlimmert wurden. Und nicht alle anderen Länder haben unsere Art KMK mit dem föderalen Chaos im Schulwesen.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Ein Erwerb von Wissen, Kenntnissen und Fertigkeiten wäre viel besser für den Wohlstand der Gesellschaft und dem des Individuums als der von bloßen Fähigkeiten.

Faktensammler
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Siehe auch hier: Schüler müssen etwas „können“, die Kompetenzorientierung kann weg.
https://www.youtube.com/watch?v=-q0Sm8Kldn0

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Ich meinte hier natürlich Kompetenzen statt Fähigkeiten.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Das letzte Zitat von Wößmann ist richtig, aber auch vom Typ „Der Ball ist rund, und ein Spiel dauert 90 Minuten“. Hier
https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/was-unzureichende-bildung-kostet
stellt Wößmann seine Gedanken ausführlich dar. Er postuliert auf S. 26 einfach eine Bildungsreform, die bessere PISA-Punkte zur Folge hat, und dann rechnet er aus, wie viele Milliarden das innerhalb von 80 Jahren einbringen könnte. „Die Bildungspolitik“ solle das bitte so einrichten. Damit gilt er dann als führender Experte der Bildungsökonomie. Aber mit keiner Silbe verrät er, WIE er sich diese Reform (hin zu besseren PISA-Punkten) GENAU vorstellt!! Aber genau DAS ist doch das Problem! Postulieren kann jeder, das alleine hilft überhaupt nicht weiter. Mehr Geld alleine hilft auch nicht, das Beispiel von Berlin zeigt es. Man müsste wissen, wie man es effizient ausgeben kann, aber dieses Wissen fehlt in einer verkrusteten Administration.

Und wenn gleichzeitig über Leistungsdruck und Stress in der Schule geklagt wird, kann ich nur sagen, dass das in Kombination mit Wößmanns Postulaten so ähnlich ist wie „wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“, der Nürnberger Trichter bringt’s: Am liebsten bequem im Schlaf oder auch mit viel Amüsieren oder mit „Glücksunterricht“ zum großen ökonomischen Erfolg der Nation, vorzugsweise ohne Matheunterricht. Anstrengung über das geforderte Minimum hinaus braucht es nicht. Das ist die Märchenstunde neuer Art. Die Ostasiaten haben die Zeichen der Zeit wohl erkannt, aber auch das hat hier „noch nicht jeder verstanden“.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Die Formel ‚Mehr Geld‘ = ‚Bessere Bildung‘ ist dann doch etwas verkürzt. Ich sehe sogar die ernsthafte Gefahr, dass das derzeit locker gemachte Geld in falsche Strukturen fließt – nämlich in Richtung der großen Firmen und Bildungsträger, die gerne ihre Hard- und Software, ihre Evaluationsmethoden und ihr eingeengtes Verständnis von Bildung in den Schulen implementieren wollen. Computer und Apps statt Lehrer und Gespräch ist da so ein Stichwort.

Uwe
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Ja vor allem die Kinder in Südkorea sind echt glücklich:
https://www.youtube.com/watch?v=oo7wWc_rOFU

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Uwe

Fragen Sie Herrn Wößmann, warum er nur über die ökonomische Seite schreibt und eben nicht darüber, wie glücklich die Kinder sind. Man könnte natürlich auch „arm, aber glücklich“ postulieren. Aber die Bildungsökonomen machen sowas nicht.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Kleiner Tipp:

Wir sind hier im Internet, weswegen das Allround-Werkzeug „Beschimpfe die Gegenseite als rääächtz!“ nicht (mehr) wirkt.

Zahlen lesen und deren Bewertung hinterfragen ist abgesehen davon nicht rechts und ihre „hochseriösen Bildungsforscher“ betätigen sich sehr gerne als bezahlte spin doctors des Politsektors.

Da können Sie noch so sehr Etikettenwerfen betreiben („Corona“ und „räächtz“, da fehlt nur noch die Unterstellung irgendwelcher „ismen“)

alexander
11 Monate zuvor
Antwortet  Carsten60

Als jemand, dessen Kinder in 3 Ländern zur Schule gegangen sind, ist meine Erfahrung, dass Deutschland im Vergleich am schlechtesten abgeschnitten hat. Das ist ganz sicher statistisch nicht signifikant, da eine Einzelerfahrung. Allerdings habe wir in den genannten Ländern die jeweiligen Schulen sorgfältig nach Qualität ausgesucht, annand der uns zur Verfügung stehenden Informtionen, Statistiken und Erfahrungen.

Vor allem öchte ichallerdings noch 3 Punkte ansprechen, bei denen Deutschland aus meiner Erfahrung und aus der von Familien aus unserem Bekannten- und Freundeskreis besonders schlecht aussieht:
– Die soziale Diskriminierung durch unser Schulsysgems, die vor allem zur Reproduktion höherer Schul- und späterer Hochschulbildung materiell und bildungsmäßig höher gestellter Schichten führt.
– Die weitgehend wertlose und immer wertloser werdende Hauptschule, die zum bildungsmäßigen Nachschub einer alternden hochtechnisierten Gesellschaft rein gar nichts beiträgt
– Die familien- und vor allem frauenfeindliche Struktur unseres Vorschul- und späteren Schulsystems, das volle Berufstätigkeit insbesondere von Müttern weitgehend verhindert. Im Vergleich hu den deutschen Zuständen ist Frankreich in dieser Hinsicht ein Paradies.

Ron
1 Jahr zuvor

Hamburg ist nicht Top, zeigt aber, wie es geht: Sprachtest mit vier Jahren und verpflichtende Vorschulklassen für Kinder mit Sprachdefiziten. So geht Integration und Inklusion. Dazu dann eine Priorisierung von Mathe und Deutsch in der Grundschule. Fordern und Einfordern von Leistung. Schaffung von Basiskompetenzen, die Voraussetzung für späteren Lernerfolg auch in anderen Fächern sind. Erhöhung der Stundenzahl für Grundschüler. Weniger Stuhlkreis und mehr klassischer Unterricht mit klaren fachlichen Lernzielen. Ein Beispiel sind die hamburger Wortfeldkataloge mit Begriffen, die Kinder am Ende von 4 kennen und schreiben können sollen (und zwar korrekt in richtiger Rechtschreibung). Ich glaube, es waren 4.000 unterschiedliche Wörter.

Gerst, Hans
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Der vorletzte Satz ist ein Pleonasmus in se…

GriasDi
1 Jahr zuvor

Vielleicht sind das gerade die Kinder, denen selten oder gar nicht vorgelesen wird, wie hier schon in einem Artikel beschrieben wurde. Existiert hier ein Zusammenhang? Vielleicht ist das der Faktor im Hintergrund und nicht das Einkommen.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  GriasDi

Die Homogenität in der Bevölkerung spielt auch eine Rolle, zumindest auf Basis einer Korrelation.

Lera
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Wikipedia meint:

„Die Bildung homogener oder heterogener Gruppen ist in Pädagogik und Didaktik kein Dogma oder Erziehungsprinzip. Sie können in verschiedenen Bildungskonzeptionen einen (einseitigen) Schwerpunkt bekommen, sind dann aber meist gesellschaftspolitisch-ideologisch motiviert. In der zeitgemäßen sachlich-wissenschaftlich orientierten Didaktik korrespondieren beide entsprechend dem jeweiligen Bildungsziel miteinander und ergänzen sich gegenseitig.“

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Homogenität_(Pädagogik)

Lera meint:
Hat da jemand einen sehr holzschnittartigen Homogenitätsbegriff im Sinne von Gleichheit?

Mika
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lera

Also ich checke ebenfalls nicht, was unter „Homogenität in der Bevölkerung“ zu verstehen ist. Homogen bezüglich welchen Kriteriums denn? Homogene Gruppen in der Schule (ob jetzt leistungs-, geschlechts-, sprach-,whateverhomogen) beziehen sich doch nicht auf die gesamte Bevölkerung!

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lera

Ich bin bei der Homogenität in der Soziologie.

Homogenität (Soziologie) – Wikipedia

gehtsnoch
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Meine ich nicht „gleichartig“ oder „von gleicher Herkunft“, wird es wohl Georgs inhomogene Gruppe sein.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  gehtsnoch

Ich präzisiere: Ich brauche keine Homogenität. Ich verlange aber Kompatibilität. Aus dem Grund funktioniert mein Lieblingsbeispiel der Japaner in Düsseldorf so gut. Integriert sind die nicht, deutlich anders als die Einheimischen sind die auch.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Zum Thema Lieblingsbeispiel: es wird ja immer die fehlende Integration als Grund für die Probleme mit den Migranten genannt. Die Japaner sind überhaupt nicht integriert, Probleme gibt es mit denen trotzdem nicht. Sonderlich wohlhabend dürften die japanischen Dienstleister (Restaurants, Supermärkte, Nagelstudio usw.) in Düsseldorf auch nicht sein. Die japanische Kultur ist aber verträglich zur westeuropäischen Kultur. Wie kompatibel die westeuropäische Kultur in Japan wäre, weiß ich nicht. Gewisse Zweifel habe ich daran.

Unfassbar
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Danke liebe Redaktion für diese deutlichen und treffenden Worte.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Sie kennen meine Haltung im Unterricht nicht. Auch wenn Sie es nicht glauben, ich kann das trennen und unideologisiert einordnen. Harte Sachinformationen leider unmoralisch. Vom Gegenteil hat mich bislang auch noch niemand überzeugen können oder kurz:

wer sich Kalkutta nach Deutschland holt, wird selbst zu Kalkutta.

Unfassbar
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Im Rezitieren von Wahlplakaten der NPD bist du wirklich gut Georg. Widerlich!

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Unfassbar

Ich wusste nicht, dass Peter Scholl-Latour auf Wahlplakaten der NPD zu sehen war. Aber Danke für die Info.

Ralph
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Die Haltung, die Sie hier an den Tag legen, reicht vollkommen aus, um die Worte der Redaktion dankend zu goutieren.

Lera
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Was denn nun?

Ist Homogenität unvereinbar (ethisches Argument)

ODER nicht existent (ontologisches Argument)?

Lera
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Homogen vs. heterogen sind für mich analytische Kategorien, keine normativen.

Der WZB-Direktor Wolfgang Merkel meint:

„Theoretische Überlegungen wie empirische Fakten legen folgende grundsätzliche Hypothese nahe: Intelligente politische Gestaltung können die sozialen und kulturellen Voraussetzungen für gelingende gesellschaftliche Integration in liberalen und sozialen Demokratien herstellen. Sie müssen aber die unbedarfte Heiterkeit multikulturellen und kosmopolitischen Optimismus ablegen und davon ausgehen, dass heterogene Gesellschaften schwieriger zu regieren sind als homogenen Gesellschaften. In einer nüchternen Analyse dürfen nicht Sein und Sollen vermischt werden.“

https://democracy.blog.wzb.eu/2016/02/01/gesellschaftlicher-zusammenhalt-wirtschaft-kultur-und-diskurs-die-spd-in-der-kosmopolitismus-falle/#more-1951

Gabriele
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lera

Was soll Ihr Geschwurbel denn hier bringen? Sinn und Zweck? Das eigentliche Thema bitte nicht aus den Augen verlieren!

Ihre Einlassungen dazu sind völlig irrelevant!
Nebengleise, Umleitungen, Wegleitungen sind nicht zielführend in der Sache.

Ansonsten Odium, Beigeschmack, von Quertreiberei, Störfeuer um Verwirrung, Chaos zu stiften.
Nebengleise, Umleitungen, Wegleitungen sind nicht zielführend in der Sache.
Es sei denn, man führt etwas anderes im Schilde.

Lera
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gabriele

Ääh… ja. Was genau passt Ihnen denn nicht??

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gabriele

Wollen Sie den Link vom Wissenschafts-zentrum Berlin beanstanden? Das ist nun wirklich unverdächtig, etwa „rechtes Gedankengut“ zu vertreten. Bisher war die „linke“ Frau Allmendinger die Chefin dort. Soll das, was Wissenschaftler sagen, immer nur dann beachtet werden, wenn es in ein vorgestanztes Weltbild mit der „unbedarften Heiterkeit“ passt? Die Welt ist kompliziert, leider.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Bei China, Macao, Japan usw. dürften Sie recht haben mit dem Einwand. Ist das in Estland oder Liechtenstein auch so? Abgesehen davon hat Carsten60 einen sehr guten Kommentar verfasst.

Uwe
1 Jahr zuvor

Ich frage mich ob man eine „Studie“ ernst nehmen soll die auf die Prozentzahl genau den Einkommensverlust über das gesamte Berufsleben aus den Leistungen in der Schule auszurechnen behauptet. Immerhin bei jetzigen Grundschülern eine Prognose bis in das Jahr 2080. Schon ambitioniert. Also vergleichbar mit einem Institut das 1900 eine Prognose bis in das Jahr 1960 aufgestellt hat. Tolle Wolle.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Uwe

Das ist die neue „Bildungsökonomie“, da wird Bildung NUR NOCH unter ökonomischen Gesichtspunkten betrachtet, Bildung um ihrer selbst willen ist „out“, Humboldt würde weinen. Herr Wößmann hat auch PISA-Punkte schon langfristig in ökonomische Daten umgerechnet, da geht es um Billionen Euro. Erschienen ist das bei der Bertelsmann-Stiftung, die immer sehr um unsere Bildung besorgt ist:
https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/was-unzureichende-bildung-kostet

Lera
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Wann fangen wir an, die Wirtschaft nach pädagogischen Gesichtspunkten zu beurteilen?

Julia
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lera

Statt ökonomischer Bildung dann pädagogische Ökonomie? Die Frage ist wie immer eine monetäre.

Uwe
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Es geht doch vor allem um die Lächerlichkeit : Bildung ist nicht die Ursache von individuellem Wohlstand. Auch nicht von gesellschaftlichem Wohlstand. Das ist der „deutsche Traum“: Aufstieg oder sozialer Klassenerhalt durch Bildung. Stimmt nicht. Die primäre Ursache von persönlichem Reichtum ist schlicht erben und das macht man auch wenn man vollkommen ungebildet ist. Und die wirtschaftliche Prosperität hat was mit geschickter Politik (Beispiel China) und Rohstoffreichtum (wie z.B. Norwegen) zu tun. Der Ostblock und das heutige Kuba hatten und haben ein recht gutes Bildungssystem. Genützt hat es ihnen nichts.

uwe
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Nein um eine vernünftige Arbeit zu finden benötigt man vor allem Beziehungen. Klar ein Abitur und ein Studium ist sicher hilfreich, aber ohne ein Netzwerk (das meistens die Eltern knüpfen) ist beides nicht viel wert.
Und auch die Abschlüsse haben nicht viel mit Bildung und erst recht nicht mit Leistung (oder gar Intelligenz) zu tun sondern meistens einfach mit der richtigen Klassenzugehörigkeit:
https://taz.de/Klassismus-und-Bildung/!5765097/

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Problem ist aktuell das nicht mehr erfüllte Lohnabstandsgebot. Bei Mindestlohn und Vollzeit macht man sich im Vergleich zu Hartz IV für ein Taschengeld den Körper kaputt.

Mo3
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Ohne (Aus-)Bildung = Mindestlohn, mit Ausbildung oder Studium gibt es i.d.R. deutlich mehr.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mo3

So viele Alleinerziehende sind ohne Ausbildung?

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

@ Georg:
ich sage es mal grad raus:
Ihre reaktionären und fremdenfeindlichen Beiträge sind für mich kaum noch zu ertragen!

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Die meisten haben Mindestlohn plus H4! Auch die 12 Euro sind nicht selbstverständlich. Ist ja nicht jeder ein professioneller Arbeitgeber. ZB Putzjob bei Privat.

Cuibono
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Ich find’s ja etwas seltsam, wie Sie, liebe „die Redaktion“ sich meinungsstark bei den Kommentaren einmischen. Dachte, ihre Aufgabe sei eher administratorscher Natur, um die Regeln einzuhalten.
Bin gespannt, ob dieser Kommentar veröffentlicht wird.
Herzliche Grüße
Cuibono

Gabriele
1 Jahr zuvor
Antwortet  Cuibono

In den traditionellen Printmedien wird ja auch nicht jeglicher Leserbrief – und noch dazu ungekürzt in voller Länge! – abgedruckt und veröffentlicht.

Bei n4t kann jede(r) – ohne Vorauswahl der Redaktion! – ihre/seine Meinung im Forum kundtun!
Und noch dazu so oft und so lange – in der Textlänge – , wie es beliebt.

Umso mehr obliegt es der Redaktion deshalb, ggf. eine verantwortungsvolle sachliche Richtigstellung vorzunehmen, Beiträge also ggf. zu kommentieren.

Gänzlich unkommentiert im Forum „veröffentlichen zu lassen“ verbietet sich redaktionell per se.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Uwe

Beim Thema (großem) Reichtum nur durch Erbe und dem deutschen Traum haben Sie Recht. Deutschland ist viel zu modern, um durch Bildung oder einem Hochschulabschluss ein wirklich gutes Einkommen zu erlangen, sind vorbei. Außerdem ist die soziale Hängematte viel zu bequem.

Der Ostblock hatte das falsche Regierungssystem. Sozialismus hat noch nie funktioniert und wird es wohl auch nicht. Die einzige Gesellschaftsform, die bisher zu Wohlstand und Frieden führte, ist der Kapitalismus, ergänzt um die soziale Marktwirtschaft, wie sie sich Ludwig Erhard gedacht hat.

Unfassbar
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Zu modern? Was hat das mit der Bildung und dem Reichtum zu tun? Überhaupt nix. Und die angebliche soziale Hängematte existiert erstens überhaupt nicht, oder denkst du, von Hartz5 kannst du dir ein Leben ins Saus und Braus leisten? Und das soll Leute davon abhalten, im Beruf erfolgreich zu sein? Das ist doch totaler Quatsch.
Dass es im Ostblock noch den Sozialismus gibt (oder je wirklich gab) halt ich auch für sehr gewagt. Und Kapitalismus ist auch keine Gesellschaftsform, das wäre mir auch neu. Klingt alles irgendwie nach Bot und nicht nach angeblichen Lehrer.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Die Bildungsökonomen betrachten Bildung nur oder überwiegend nach ökonomischen Gesichtpunkten, schauen Sie in den angegebenen Link von Herrn Wößmann. Da finden Sie eine Grafik zur Korrelation von Bildungsleistungen in internationalen Schülertests und volkswirtschaftlichem Wachstum ! Dieses Wachstum aber ist bekanntlich dabei, unser Klima sehr negativ zu beeinflussen, vgl. „Fridays for future“. Manche Leute reden schon von der „Postwachstumsgesellschaft“, aber eine „Postbildungsgesellschaft“ wird uns hoffentlich erspart bleiben. Gleichwohl: manche Leute wollen schon Bildung auf „Employability“ reduzieren, Sie auch? Ist das vielleicht auch der Grund für den ganzen Übereifer am unteren Ende der Bildungsskala bei gleichzeitiger Vernachlässigung des oberen Endes?
Wird man also künftig statt „der ist ein gebildeter Mensch“ sagen „der kann einen Job bekommen, ohne Hartz IV beantragen zu müssen“ ?

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Also eine Verarmung ist das nicht, wenn „ein gebildeter Mensch“ demnächst definiert wird als jemand, der Lesen, Schreiben, Rechnen kann wenigstens so im Bereich, der nach Klasse 6 erwartet wird? Man könnte dafür doch ein anderes Wort als „Bildung“ prägen, vielleicht eine Eindeutschung von „Employability“ oder zusammengesetzt „Arbeitgeber-Bildung“, denn die ganze Kompetenzdiskussion kommt ja aus den Personalabteilungen großer Unternehmen.
Auch in früheren Jahrhunderten war übrigens ein gebildeter Mensch nicht notwendig universell in allen Disziplinen gebildet (riesige Bibliotheken gab es auch damals, mehr als man jemals lesen konnte). Das schafften nur ein paar sog. „Universalgenies“. Aber typisch, dass Bildungsjournalisten angeblich keine Vorstellung mehr davon haben, was „ein gebildeter Mensch“ sein mag. Nida-Rümelin könnte es beschreiben. Ich frage mich, wer die Kompetenz hat, das alles mit dem Datum des Jahres 2000 umzudefinieren, und zwar zufällig im Interesse der Arbeitgeber. Auch die OECD ist nicht an Gewerkschaften oder so orientiert, sondern an Unternehmer-interessen.

Lera
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Naja, die OECD, PISA und damit die von Ihnen so hoch geschätzte Bildungsökonomie haben schon auch eine klitzekleine Rolle bei der Prägung des aktuellen Kompetenzdiskurses gespielt.

Die Pädagogik (nicht Psychologie, Soziologie, Ökonomie, die zu pädagogischen Themen forschen) hat das eher kritisch als affirmativ begleitet, wie man beispielsweise hier nachlesen kann:

https://lvb.ch/lvbinform/2016-2017-03/was-ist-kompetenz-begriffsgeschichtliche-perspektiven-eines-paedagogischen-schlagwortes/

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Die vier Ks können auch eine Notlösung sein, weil die Betriebe aus den Abschlussnoten nicht mehr auf die Fähigkeiten schließen können.

Bettina
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Sind damit die verborgenen „Kompetenzen“ gemeint, die mangelnde Fähigkeiten erklären und übertünchen sollen?

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Genau das meinte ich auch. Das zeigt halt insgesamt die Schwächen im deutschen Schulsystem auf.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Kompetenzen spielen sehr wohl bei Personalmanagern in großen Unternehmen eine wichtige Rolle:
https://blog.kenjo.io/de/kompetenzen-mitarbeitergespraech
Da ist auch von Innovation Management die Rede. Das ist keine Pädagogik, und die strategischen und kommunikativen Kompetenzen kommen nicht primär aus der Pädagogik, ganz allgemein die personalen Kompetenzen auch nicht, die Präsentationskompetenz wurde auch erst in den Unternehmen (auch beim Vertrieb) erprobt und nicht in der Schule.
Dort, wo Franz Weinert seine heute übliche Kompetenzdefinition formuliert hat, steht kurz davor, dass schon vorher die OECD (!) etwas ähnliches gefordert habe, und die ist eine Wirtschaftsorganisation.

Auch der Begriff „Change Management“, der jetzt auch auf schulische Dinge bezogen wird, kommt ursprünglich aus der Unternehmensführung. Es gibt sogar Studiengänge „Change Management“ als Teil der Betriebswirtschaft (Unternehmensführung).
Als wichtigste Kompetenz unter heutigen Führungskräften gilt übrigens die Inkompetenzkompensationskompetenz. 🙂

Unfassbar
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Treffer versenkt Redaktion

Lera
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

News4teachers – das Kompetenzmagazin…

Klang wohl nicht so catchy, wa?

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Ich bleibe dabei: Wenn Schulkinder, auch Azubis und Studenten weiterhin „Bildung“ in irgendeiner Form erwerben sollen, muss es einen sprachlichen Ausdruck dafür geben, dass das erfolgreich war, bisher: „da ist jemand gebildet“ (bzw. beim Gegenteil „ungebildet“ oder auch „halbgebildet“). Wie soll das künftig heißen? Wir werden doch nicht anfangen, im Privatleben von Kompetenzstufen zu reden, das ist was für die Statistik. Ich denke, Bildung sollte die Fähigkeit mit einschließen, Dinge des allgemeinen (nicht nur beruflichen) Lebens abwägend beurteilen zu können, das hat nichts mit einem festen Kanon von Wissen zu tun. Ich empfehle den sehr langen Wikipedia-Artikel zu „Bildung“. Eine Zwischenüberschrift darin ist übrigens „Bildungsstagnation“. Die begegnet uns täglich. Spötter sprechen schon von einer McDonaldisierung von Bildung durch eine Überbetonung ökonomischer Aspekte:
https://www.ila-web.de/ausgaben/281/mcdonaldisierung-der-bildung

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Um mit dem letzten anzufangen: Selbst wenn es im Englischen kein Wort für „Bildung“ gäbe, hieße das noch lange nicht, dass man alle anderen Sprachen der Welt einfach so beiseite schieben kann. Im Englischen ist „education“ dafür gebräuchlich, und zumindest in USA nennt man gebildete Leute „(well) educated people“ im Gegensatz zu „uneducated people“. „Allgemeinbildung“ heißt dann „general knowledge“ oder „universal education“. Ein „liberal arts college“ vermittelt etwa das, was wir Allgemeinbildung nennen würden, es zielt nicht auf bestimmte Berufe oder ökonomische Verwertbarkeit. In Japan spielen die „Kanji-Schriftzeichen“ eine große Rolle, 1000 davon müssen die Grundschulkinder lernen, es gibt Zehntausende, aber Wikipedia schreibt dazu: „Gebildete Japaner beherrschen nicht selten (zumindest passiv) über 5000 Kanji, was vor allem zum Lesen von literarischen Texten notwendig ist.“ Also könnte „Bildung“ auch ein japanisches Phänomen sein. In anderen Teilen der Welt soll ein gebildeter Mensch den Koran auf Arabisch auswendig können, das wird jedenfalls angestrebt, wenngleich das wohl nicht jeder erreicht.

Zum zweiten: die Anforderung an Bildung (egal in welchem Sinne das Wort nun genau verwendet wird) in der heutigen Zeit einfach abzusenken auf etwas, das früher vielleicht mal „Volksschulbildung“ oder „Hauptschulbildung“ genannt wurde (so wie Sie das postulieren), halte ich für kontraproduktiv. Lesen, Schreiben, Rechnen waren doch immer als „Bildungsvoraussetzungen“ vorgesehen, das wird hoffentlich auch so bleiben. Aber das kann doch nicht reichen, und in der Sekundarstufe soll doch bitte auch noch was gelernt werden, und nicht nur das, was für eine Berufsausbildung nötig ist (das hätten manche Bildungsökonomen oder Arbeitgeberverbände wohl gerne), sondern auch was fürs allgemeine Leben, zu dem auch Literatur, Musik, Kunst usw. sowie das Wissen um unsere Vergangenheit gehören. Bildung ist (als Persönlichkeitsbildung) auch (!) zweckfrei und freiwillig, siehe Wikipedia unter „Bildung“. Natürlich muss da ausgewählt werden, dazu zwingt schon der Zeitfaktor, aber mit Phrasen vom „Fächerkanon des 19. Jahrhunderts“ alles streichen zu wollen, was nicht der PISA-Bildung entspricht, würde sich rächen. Jede Kultur bringt einen gewissen Bildungskanon hervor, der sich dann im Laufe der Zeit auch wandelt. Sollen wir den Japanern vorschlagen, ihre Kanji abzuschaffen, weil der Aufwand zu groß ist und das nicht mehr in die PISA-Zeit passt? Schließlich könnten digitale Geräte das alles in heutige Schriftzeichen übersetzen. Im Sinne der Globalisierung könnte man auch alle anderen „unüblichen“ Schriften abschaffen, die russische, arabische, chinesische, thailändische usw., weil die nur das globale Wirtschaftswachstum stören. Bildung und Kultur gehören aber zusammen, und Kultur ist nun keineswegs ein rein deutsches Phänomen.

Zu guter letzt: Man konnte noch nie vorhersehen, was in 30 oder 40 Jahren gebraucht wird, und Bildung bedeutete schon immer die Fähigkeit zu einer Anpassung an neue Erfordernisse, wenn nötig. Wer im wilhelmischen Kaiserreich zur Schule ging, fand sich 1918 in einer anderen Welt wieder und musste sich umorientieren. Kaisertreue war nicht mehr gefragt. Wer 1933 eingeschult wurde, musste sich nach 1945 in einer anderen Welt zurechtfinden, in der plötzlich alle Werte geändert waren. Und alle Neuerungen wie Computer und Internet kamen auf die Leute zu, ohne dass man das vorhersehen konnte. Das scheint mir kein gutes Argument zu sein, um schulische Bildung abzusenken. Nahezu jede Form von Bildung wird die Fähigkeit erhöhen, sich weitere Bildung anzueignen. Dazu bedarf es dann aber eines individuellen Bildungswillens, und den kann man nicht herbeizaubern. Wie sollen wir denn dieses Problem lösen angesichts der Überschüttung durch elektronische Unterhaltung?

DerechteNorden
1 Jahr zuvor

In meinem Bundesland sollen wir (Schulen + Lehrkräfte) die Defizite gefälligst ressourcenneutral aufarbeiten.
Danke, Frau Prien!
Ich könnte koxxen, wenn ich daran nur denke.

Mika
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Ressourcenneutral aufarbeiten? Zusätzliche Arbeit ohne zusätzliche Energie verrichten? Na dann arbeitet Ihr halt NIX auf: Perpetuum mobile gibts weder erster noch zweiter Art. Und sower ist Bildungsministerin? Wat peinlich….

Last edited 1 Jahr zuvor by Mika
DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mika

? Ressourcen wie im Englischen „human resources“. Hier also ohne zusätzliches Personal. Für mich leider sofort verständlich, daher ja auch der Brechreiz.

Mika
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Ich weiß schon, was Frau Prien meint ;-). Es ist jedoch unmöglich, so rein naturgesetzmäßig schon. Beim besten Willen nicht machbar, weil: Physik ist unerbittlich.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mika

Nicht ganz. Solange die Lehrer nur für ihren Unterricht bezahlt werden, ist das alles möglich.

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Wenn sie wenigstens „klimaneutral“ gesagt hätte…

vhh
1 Jahr zuvor

Wenn wir die Maßstäbe akzeptieren, die eine „Bildungsökonomie“ setzt, Wertzuwachs bzw Zunahme des wirtschaftlichen Nutzens eines Individuums durch Bildung, kann man das sicherlich so ausrechnen. Man kann aber auch, nach Lesen der ersten 15 Seiten zur Methodik, zu dem Schluss kommen, dass sich die Beteiligten von einer „noch akzeptablen kleineren Ungenauigkeit“ zur nächsten bewegt haben. Es fängt an mit „math and science“ als repräsentative Parameter für die mögliche Teilnahme an „global development“. Weiter geht es mit der Umrechnung verschiedener Tests in PISA-Scores anhand von (Industrie-) Ländern in denen beide stattfanden, regionale Tests die mit nur einem Referenzland (Senegal) für ganz Subsahara-Afrika umgerechnet werden. „Teaching to the test“ hat natürlich nirgends stattgefunden, so dass man für 98% der Weltbevölkerung streng kontrollierte, vergleichbare PISA-Ergebnisse hat. Das und einiges mehr kann man so hinnehmen, staunend und betroffen vor den 700 Milliarden Wohlstandsverlust stehen, nur weil die Produktionsmittel nicht genug „math and science“ – Kompetenz haben.
Nach meinen Erfahrungen korrelieren allerdings die NW- und geisteswissenschaftlichen Begabungen bei den wenigsten Schülern und ich ziehe es vor, diesem Blickwinkel auf Menschen nicht zu folgen. Ich ziehe es sogar vor, der „Bildungsökonomie“ das Recht abzusprechen, die eigenen Maßstäbe als Basis eines Urteils über die Situation der Bildung in Deutschland anzuwenden. Mit naturwissenschaftlich kompetenten, faktenbasiert und logisch handelnden Bürgern kann man eventuell eine effiziente Ökonomie betreiben. Es könnte allerdings sein, dass in einem Land mit massiver Überbevölkerung und zu wenig Ressourcen andere Fähigkeiten gefragter und letztendlich „gewinnbringender“ sind.

Silja
1 Jahr zuvor
Antwortet  vhh

Bei math and science geht es nicht nur um Ökonomie: Ehrlich gesagt mache ich mir schon Sorgen, wer in Zukunft meine Krankheiten behandelt und über wessen Brücken ich fahre.

Last edited 1 Jahr zuvor by Silja
Indra Rupp
1 Jahr zuvor

Wie kommt China auf die 6,5 %? Wo sind die geistig Beeinträchtigten und die 15 % der Bevölkerung mit einem IQ unter 85? Oder werden die garnicht beschult? Dann passen die Vergleiche auch nicht.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Manche Länder haben bestimmt ein wenig gemogelt. Sonderschüler bekamen bei PISA eine eigene, leichtere Version des Tests, aber Schüler mit schwerer dauernder körperlicher oder geistiger Behinderung wurden nicht getestet, so jedenfalls eine Quelle aus Österreich:
https://www.studium.at/502325-pisa-studie-was-wie-und-wer-getestet-wird
Am IQ alleine wird dieses Kriterium wohl nicht liegen, die Spielregeln sind also dehnbar. selbst die Bundesländer haben unterschiedliche Prozentzahlen von SuS mit Förderbedarf. Also ist die Vergleichbarkeit tatsächlich fraglich, besonders wenn man noch Nachkommastellen ungeheuer wichtig nimmt.

ed840
1 Jahr zuvor

Ich vermute mal zwischen den 16 Buncdesländern sind die Unterschiede mindestens ebenso groß wie zwischen DE, Finnland und Frankreich. Ob es deshalb immer so sinnig ist, den deutschen Länder-Durchschnitt mit dem von Zentralstaaten zu vergleichen? Es müsste ja eigentlich jedes Kultusminsterium für seinen Zuständigkeitsbereich herausfinden was schief läuft und wie man gegensteuern könnte. Das wird vermutlich nicht überall genau gleich sein. Ob es da Patenrezepte gibt, die in Bremen, Berlin, Sachsen, Bayern etc. gleichermaßen funktionieren würden? Aber das zu beurteilen ist zum Glück nicht meine Aufgabe.

Vierblättriges Kleeblatt
1 Jahr zuvor

Und das trotz vielfach angekündigter Tests und Klassenarbeiten? Um mal auf den entsprechenden neuen Artikel Bezug zu nehmen.