„Schulkantinen zu Lernorten“: Rot-Grün will mehr Bio-Essen in den Schulen

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HANNOVER. Laut Koalitionsvertrag in Niedersachsen wollen SPD und Grüne die Schulkantinen zu Lernorten machen. Das Agrarministerium erklärt, was damit gemeint ist – die Schüler werden die Veränderung zu schmecken bekommen.

Bio-Essen soll’s mehr geben. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

An Niedersachsens Schulen soll künftig gesünderes und nachhaltigeres Essen auf die Teller kommen. Dafür will sich die neue Landesregierung aus SPD und Grünen einsetzen. Im Koalitionsvertrag werden Modellprojekte angekündigt, um Schulmensen zu «Lernorten» für die Ernährungsbildung zu entwickeln. Außerdem soll es für alle Schulformen ein Programm geben, das den Schülerinnen und Schülern die Vorzüge von Obst und Gemüse vermittelt.

«Jede Mahlzeit ist ein Teil der Ernährungsbildung», sagte Agrarministerin Miriam Staudte (Grüne). Die Menüauswahl in der Schulmensa sei daher wichtig, um das Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen zu prägen. «Ich möchte erreichen, die Gemeinschaftsverpflegung nachhaltiger und gesünder auszurichten.»

Konkret sollen künftig mehr regionale, saisonale und biologisch erzeugte Lebensmittel auf den Speiseplänen stehen. Das Ministerium verweist zudem auf die Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), bei denen der Trend «eindeutig zu pflanzenbetonter Ernährung» gehe – mit Blick auf die Gesundheit der Kinder und die Klimabilanz der Speisen, wie es heißt.

Die Modellprojekte werden in Abstimmung mit dem Kultusministerium und den Trägern der Schulen vorbereitet. Wann die Projekte starten können und wie viele Schulen daran beteiligt werden, ist noch offen.

Kurzfristig will die Landesregierung das Essen an Schulen und Kitas vor dem Hintergrund der Energiekrise auch bezuschussen. Noch in diesem Jahr soll die Auszahlung an die Kommunen beginnen, damit Familien bei den Kosten für das Essensgeld entlastet werden. Dieses Vorhaben ist Teil eines Nachtragshaushalts der rot-grünen Regierung, über den der Landtag am 30. November abstimmen soll. News4teachers / mit Material der dpa

Rot-Grün plant Zuschuss für Schul- und Kita-Essen noch dieses Jahr

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Ron
1 Jahr zuvor

Nur weil man mehr Bio nutzen will, ist man gleich ein Lernort für gesundes Essen? Bin ich vielleicht auch ein Lernort für die Verkehrswende, wenn ich morgen mit dem Fahrrad in der Schule erscheine?

mama51
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

…jetzt müssen die Kinder auch noch beim Essen „lernen“… Nicht mal Essen dürfen sie „in Ruhe“, während sie, -dalli-dalli-, ihr Essen hinunterschlingen, weil die nächste Schicht schon Schlange steht. Ehrlich, was soll das?

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  mama51

Wir alle müssen nicht nur lernen, wir müssen auch bei jedem heutigen Gespräch auf Moral- und Haltungsfragen achten. Das Leben bekommt neue Stolpersteine. Gut und böse liegen mittlerweile immer enger beieinander und haben nicht mehr zwangsläufig etwas mit richtig oder falsch, wahr oder unwahr zu tun. „Ich mag Fleisch“ kann schon der ultimative Fauxpas sein.

Georg
1 Jahr zuvor

„die Schüler werden die Veränderung zu schmecken bekommen.“ -> Ein nur aus Bio-Produkten zubereitetes Essen dürfte auf Dauer nicht finanzierbar sein oder aus sehr preiswerten Zutaten bestehen müssen.

mama51
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

„die Schüler werden die Veränderung zu schmecken bekommen.“

Ich lach mich tot!
Die Geschmackskriterien der Kids sind, während sie ihr Essen in Windeseile hinunterschlingen (weil die nächste Schicht schon Schlange steht):

  • Esse ich gerne (=Spaghetti mit T- Soße) oder
  • Mag ich nicht (= Gemüse und Salat)
  • Kenne ich nicht (= Verzicht auf das Essen!)

Noch Fragen?

Marion
1 Jahr zuvor

Grundsätzlich ist es richtig, bei Schul – und Kitaessen mehr auf Qualität zu setzten.
Ob das dann immer gleich Bio sein muß, sei dahingestellt.
Viel wichtiger wäre meines Erachtens, stärker auf Regionalität, Saisonalität und Frische zu achten.
Also möglichst kein angeliefertes, lange warmgehaltenes und dadurch oft pampiges Catereressen oder aufgetaute Tiefkühlfertigkost.
Wenn die politischen Bestrebungen dahingehen, Kinder möglichst flächendeckend im Ganztag betreuen zu lassen, dann sollten die entsprechenden Einrichtungen mit Hauswirtschaftspersonal und vernünftigen Küchen ausgestattet werden, um täglich frisch kochen zu können.
Unsere Kita hat das Glück eine Hauswirtschafterin zu haben, die für die Kinder das Mittagessen kocht. Es gibt ein bis zweimal in der Woche Fleisch oder Fisch. Ansonsten in ausgewogenem Wechsel Kartoffeln, Gemüse, Nudeln, Reis, auch mal eine Süßspeise und begleitend dazu immer frisches Obst oder Salat.
Wir sind da eine der eher seltenen Ausnahmen. In den wenigsten Kitas wird frisch gekocht. Eigentlich sollte das Standart in allen Einrichtungen sein, in denen Kinder den Großteil ihrer Tage verbringen.
Kinder haben ein Recht auf gutes, gesundes Essen.

Eine Mutter
1 Jahr zuvor

An unserer Grundschule wäre man froh, wenn die Firma die das Essen kocht und liefert, es warm zur Schule brächte.
Trotz sogenannten Essenhaus, welches in leichter und schneller Bauart auf dem Schulhof errichtet wurde, reicht der Platz nicht aus. Schüler und Eltern haben aus Frust, mittlerweile das Essenchaos verweigert und gekündigt. Bis zum nächsten Schuljahr ist nun etwas mehr Platz.
Vielleicht geht man erstmal die Logistik an. Dann kommt das Bioessen fasst von alleine.

Julia
1 Jahr zuvor

Kinder sollen zu Hause bzw. mit der Familie essen.
Schlimm, dass sie, bevor sie laufen und sprechen können, in Fremdbetreuung und Convenience- Verpflegung gezwungen werden, nur damit die ökonomischen Gegebenheiten gewahrt bleiben. Und das wird dann als bildungsnotwendig, sozial gerecht und pädagogisch wertvoll verkauft.

(Bitte, liebe Fachkräfte in Schulen und Kitas, damit sei Ihre Arbeit nicht herabgesetzt!)

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Julia

Letztens durfte ich eine Schule besuchen, in der bereits seit Jahren der Mittagsmampf inklusiv Großkampfpause nach der 5ten Stunde veranstaltet wird und die 6. Stunde dann im Anschluss bis 14:15 Uhr geht. Folglich werden auch die Schüler mit Halbtag zum schulischen Essen genötigt. Begründet wurde das damit, dass der Caterer ansonsten pleite gegangen wäre.