Schulschwatz – der Bildungstalk: Sind die Grundschulen schuld am Leistungsabsturz? Vom Zerrbild der „Kuschelpädagogik“

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DÜSSELDORF. Die IQB-Studie sorgt weiter für Wirbel: Unterrichten Grundschullehrkräfte mit falschen Methoden, wie der Philologenverband meint? Oder sind steigende Herausforderungen durch Inklusion, Integration und Lehrermangel ursächlich für den festgestellten Niveauverlust? Das Moderationsduo Andrej Priboschek und Prof. Ines Oldenburg (ehemalige Grundschullehrerin) diskutiert darüber mit dem Augsburger Schulpädagogen (und ehemaligen Grundschullehrer) Prof. Klaus Zierer – die neue Folge des Podcasts „Schulschwatz“ von News4teachers.

„An der Grundschule macht jeder, was er will. Eine zumeist weibliche Lehrperson betüddelt dort die Kinder. Dabei kann ja nichts rauskommen.“ Foto: Shutterstock

Das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) hat im Auftrag der Kultusministerkonferenz unlängst mal wieder die Leistungen von Viertklässlerinnen und Viertklässlern gemessen. Ergebnis: Die Ergebnisse haben sich in den vergangenen zehn Jahren drastisch verschlechtert. Der Befund löste in der Bildungswelt eine hitzige Debatte aus – massive Vorwürfe wurden an die deutschen Grundschulen gerichtet (News4teachers berichtete). „An den Hochschulen lernen die Lehramtsstudentinnen und -studenten für Grundschulpädagogik eine Didaktik der Verwahrlosung. Fehler werden nur noch ansatzweise korrigiert und setzen sich daher in den Köpfen der Kinder fest“, so befand beispielsweise der Philologenverband Rheinland-Pfalz.

„Der Philologenverband hat mit seinen Aussagen Munition geliefert, um scharf auf die Grundschulen zu schießen“

„Wie haben Sie die IQB-Studie wahrgenommen“, fragt Andrej Priboschek seine beiden Gesprächspartner, die vor ihrer Zeit als Hochschul-Lehrende, die angehende Lehrkräfte ausbilden, in der Grundschule unterrichtet bzw. eine solche geleitet haben. „Die Ergebnisse der IQB-Studie waren nicht überraschend, sondern haben einen Trend bestätigt, den wir in der empirischen Bildungsforschung schon auf dem Schirm gehabt hatten“, so antwortet Klaus Zierer. Ines Oldenburg zeigt sich über die Emotionalität und Schärfe der nun geführten Debatte verwundert. „Diese Grabenkämpfe und die dadurch entstehende Verhärtung der Fronten bringen uns nicht weiter“, betont sie. „Der Philologenverband hat mit seinen Aussagen Munition geliefert, um scharf auf die Grundschulen zu schießen. Die Verantwortung für die schlechten Leistungen der Schüler*innen wird zwischen den verschiedenen Schulformen hin und her geschoben. Es ist aber festzuhalten, dass alle Schulen vor großen Herausforderungen stehen.“

Oldenburg und Zierer halten die Kritik an den Grundschulen für überzogen. Ines Oldenburg kritisiert, dass dabei mit einem überkommenen Bild gearbeitet wird. Ironisch beschreibt sie dieses so: „An der Grundschule macht jeder, was er will. Eine zumeist weibliche Lehrperson betüddelt dort die Kinder. Dabei kann ja nichts rauskommen.“ Im Bildungssystem müsse aber ein Glied ins andere greifen, so Zierer. Gegenseitige Schuldzuweisungen brächten nichtrs. Die Corona-Pandemie habe alle Kinder und Jugendlichen massiv betroffen und den Abwärtstrend verschärft. Es sei allerdings gefährlich, nur die Pandemie als Argument in den Blick zu nehmen – wie es die Kultusministerkonferenz versucht habe. Dadurch besteht Zierer zufolge die Gefahr, dass die politischen Versäumnisse aus der Zeit vor der Pandemie vertuscht würden.

„Es ist auch schwierig, nur von der einen Grundschuldidaktik oder Grundschulpädagogik zu sprechen. Innerhalb dieser Disziplin gibt es Unterschiede, die man zur Kenntnis nehmen muss“, so Klaus Zierer. Er räumt ein: „Zu diskutieren ist aber, ob jede Reform in der Grundschule in den letzten Jahrzehnten erfolgreich war. Einige Reformen waren es nicht, aber deshalb sollte man nicht die ganze Grundschulpädagogik in Verruf bringen. Eigentlich ist diese Disziplin innovativ und reformfreudig. Vieles, was wir heute als Innovation in den weiterführenden Schulen feststellen, hat es zuerst in der Grundschulpädagogik gegeben.“ Jetzt sei es an der Zeit, sich den Möglichkeiten und Chancen zuzuwenden, aber auch nicht außer Acht zu lassen, dass es an den anderen Schulformen in der Vergangenheit ebenfalls Versäumnisse gegeben hat.

„Wir müssen anerkennen, dass sich die Gesellschaft, die Lernenden und die Zeiten verändern. Das erfordert im Kern, dass wir uns immer ein Stück weit neu erfinden“

„Bei der Einführung der Reformen wäre es wichtig gewesen, den Schulterschluss mit der Bildungsforschung zu suchen, um bekannte Fallstricke zu vermeiden“, erläutert Klaus Zierer. Denn die gebe es durchaus. „An einigen Schulen werden gar keine Fehler mehr angestrichen, weil ein Fehler ein Makel ist, welcher der Persönlichkeit des Kindes schadet“, erklärt er mit Blick auf den Streit um die Rechtschreibung und die Methode Lesen durch Schreiben bzw. Schreiben durch Hören. Zierer rät den Grundschullehrkräften zu Pragmatismus: „Sie sollten einen Fehler nicht schönreden, aber auch nicht als Versagen darstellen. Man sollte einen Fehler eher als Motor des Lernens sehen. Er zeigt auf, was die Schüler*innen schon können und was noch nicht.“ Der Bildungsforscher warnt aber davor, den Blick nur auf die negativen Tendenzen zu richten. Zierer: „Die Rechtschreibkompetenzen der Schüler*innen sind zwar in den letzten Jahren zurückgegangen, aber es gibt auch positive Entwicklungen. So haben der Wortschatz der Schüler*innen und die Kreativität im Schreiben zugenommen.“

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Klaus Zierer plädiert für eine wissenschaftsbasierte Reformbereitschaft im deutschen Bildungssystem. „Wir müssen anerkennen, dass sich die Gesellschaft, die Lernenden und die Zeiten verändern. Das erfordert im Kern, dass wir uns immer ein Stück weit neu erfinden, um miteinander ein Schulsystem zeitgemäß zu gestalten und zu reformieren.“ Dabei dürfe man auch nicht die Übergänge zwischen der Grundschule und den weiterführenden Schulen außer Acht lassen.

Verschleiert die aktuelle Debatte wachsende Herausforderungen der Grundschulen – und das Versäumnis der Bildungspolitik, die Grundschulen dafür nicht ausreichend ausgestattet zu haben? „Das Stundendeputat von Grundschullehrkräften ist in der Tat größer als dasjenige von Lehrkräften zum Beispiel an Gymnasien“, sagt Ines Oldenburg. Weiter erklärt sie: „In Niedersachsen wurden die Förderschulen mit einem Federstrich abgeschafft und die Lehrkräfte müssen nun alle Kinder unterrichten. Dafür bekommen sie ein bis zwei Stunden mehr als Stundendeputat zur Verfügung gestellt. Die meisten niedersächsischen Grundschulen haben diese Herausforderungen aber gut angenommen.“

„Wenn ich Bildungsminister wäre, würde ich zwei Stunden Deputat reduzieren und dafür zwei Stunden als Teamstunden fest verankern“

Auch Ines Oldenburg betont, dass bei der Gestaltung des Unterrichts mehr über Evidenzbasierung geredet werden müsse. Denn das Kerngeschäft der Schule sei nun einmal der Unterricht. Externe Evaluationen gäben Anstöße gegeben, über Kriterien für guten Unterricht zu sprechen. Dafür seien keine revolutionären Methoden oder eine überbordende Ausstattung notwendig, so Ines Oldenburg weiter. Sehr wohl aber ein Austausch der Lehrkräfte untereinander. „Die Lehrkräfte sollten mehr Zeit bekommen, um sich fortzubilden und über guten Unterricht auszutauschen“, fordert Ines Oldenburg. „Leider stellt der Arbeitgeber bisher keine Stunden dafür zur Verfügung.“ Generell müssten die Grundschulen besser ausgestattet werden, damit sie den multiplen Lebenslagen der Schüler*innen Rechnung tragen können.

„Wenn ich Bildungsminister wäre, würde ich zwei Stunden Deputat reduzieren und dafür zwei Stunden als Teamstunden fest verankern, um miteinander über Unterricht zu reflektieren und sich auszutauschen“, führt Klaus Zierer aus. Dies würde einen strukturellen Rahmen schaffen, damit sich das Kollegium weiterentwickeln kann.“ Braucht es also mehr Teamspirit – in den Kollegien, aber auch zwischen Hochschulen, Gymnasien, Grundschulen und Kitas? Ja, so lautet Zierers eindeutige Antwort. News4teachers

Diese und weitere Folgen:

Den Podcast finden Sie auch auf

 

Neue News4teachers-Podcast-Reihe: „Schulschwatz! Der Bildungstalk“ – erste Folge: Warum Lehrkräfte jetzt einen Sokratischen Eid ablegen sollen

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Schade
1 Jahr zuvor

Wo bekommen denn bitteschön niedersächsische Lehrkräfte, die behinderte Kinder unterrichten, ein um 1-2 Stunden verringertes Stundendeputat???? Wir können von Glück sagen, wenn uns Förderschullehrer 1-2 Stunden in der Woche unterstützen, aber dadurch ändert sich doch unser Stundendeputat nicht!!! Entweder hockt sich die Förderschullehrkraft einfach zu den behinderten Kindern oder sie nimmt die betreffenden Kinder mit in einen Gruppenraum. Meine 28 Stunden erteile ich in jedem Fall weiter! Was ist das denn für ein Expertentalk?

GS in SH
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schade

Wenn ich es im Podcast richtig verstanden habe, meinte Frau Oldenburg genau das: die Unterstützung der LK durch 2 Förderlehrerstunden.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  GS in SH

Inklusion in NDS:

  • Die Förderschule Lernen wurde im Grundschulbereich geschlossen, diese Schüler:innen werden immer in der Grundschule beschult.
  • Für den Schwerpunkt ESE gibt es in NDS vorrangig Privatschulen, die Übergänge mit bestimmen
  • Es gibt in einigen Regionen weiterhin spezielle Klassen für den Bereich Sprache, in anderen Regionen wurden diese aufgehoben.
  • Die Grundschulen erhalten laut Erlass 2 Stunden pro Klasse sonderpädagogische Grundversorgung für die Unterstützungsbedarfe Lernen, ESE und Sprache. Darüber bemisst sich die Stundenzahl. Die Stunden werden in der Schule verteilt, es ist aber nicht so, dass jeder Klasse 2 Stunden zustehen.
  • Für andere Bedarfe braucht man zuerst ein Gutachten, dann eine Zuweisung von Stunden, WENN eine Förderschule mit diesem Schwerpunkt mit in der Nähe liegt UND ausreichend Lehrkräfte vorhanden sind.
  • Die Grundversorgung kommt in der Schule nicht an, da auch und gerade in den Förderschulen Lehrkräftemangel herrscht. Ausfallende Stunden werden nicht ersetzt (Krankheit, Schwangerschaft, Fortbildung), Zeit für Beratungen und Begutachtungen an dieser und anderen Schulen werden aus diesen Stunden genommen ( bei FöS-LuL).

Im Interview entstand der Eindruck, dass die Lehrkraft selbst 2 Stunden erhielte oder 2 Stunden entlastet würde. Dem ist nicht so.
Die Grundschulkolleg:innen haben weiterhin ihr Deputat von 28h.

GS in SH
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Stimme Ihnen in allen Punkten zu. Auch in SH ist es nicht anders!
Für ESE gibt es allerdings keine Förderlehrerstunden, nur Schulbegleiter (wenn vorhanden), die keinerlei päd. Vorkenntnisse brauchen, sondern einen 14 stündigen Lehrgang absolvieren sollen. Ob es damit klappt ist reine Glücksache.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  GS in SH

Na, wenn die FöS-Lehrkraft mit ca. 10 Stunden bei 8 Klassen für alle Schüler prophylaktisch, für alle Kinder mit Schwierigkeiten beim Lernen und alle mit festgestelltem Förderbedarf Lernen, ESE und Sprache zuständig ist, bleibt es überwiegend bei der Beratung.
Von „Stunden für ESE“ kann da nicht die Rede sein.

Die Beantragung von Schulbegleiter:innen ist dann ein weiteres Feld. Mir ist unbegreiflich, warum es da keine klaren Vorgaben gibt, die genau so sind, bleiben und nicht individuell (je Kind) verschoben werden können.

Schade
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Danke PALIM für die detaillierte Auflistung. Genau, die Grundversorgung kommt bei den Grundschulen nicht an!!!

Bei uns bekommen wir für Schüler, die im emotional-sozialen Bereich Förderbedarf haben, grundsätzlich NIE Unterstützung zugewiesen, mit dem Argument, dass die Schüler ja nicht zwangsläufig zieldifferent unterrichtet werden müssten. Dass sie sehr häufig den Unterricht für alle anderen so nachhaltig stören, dass gar nichts mehr geht, interessiert offenbar nicht. Eine Schulbegleitung ist in der Regel nicht verfügbar oder es dauert bis zu 2 Jahre, bis endlich eine aufgetrieben werden kann – dann ist die Grundschulzeit schon fast vorbei, da Gutachten erst am Ende der 1. Klasse gestellt werden können, falls es vor der Einschulung nicht schon entsprechende Diagnosen gab.

Für Kinder mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung kommt oft genug gar keine Förderschullehrkraft, weil in unserer Region der Lehrermangel hier besonders groß ist.

Die Sprachheilklassen enden unsinnigerweise nach Klasse 2, danach gibt es gar keine Unterstützung mehr.

Für Schwerpunkt Hören, Sehen, Körperbehinderung gibt es mobile Dienste, die eher sporadisch vorbeischauen können

Und im besten Fall gibt es 2 Stunden pro Klasse, das gilt auch für Klassen, in denen es 5 oder mehr Kinder mit unterschiedlichsten Förderbedarfen gibt. Realistisch sind eher eine Stunde pro Klasse. Die Förderschullehrkräfte wechseln häufig und die „Kennlernzeit“ dauert gefühlte Ewigkeiten, bis die Förderschullehrkraft, die Fachlehrer und die Kinder sich aufeinander eingestellt haben und der Ablauf und die Absprachen gut klappen.

An kleinen Schulen kommt die Förderschullehrkraft oft nur an 1-2 Tagen in der Woche, ist also für Absprachen sonst nicht greifbar und kann höchstens in der großen Pausen etwas klären, denn Extrastunden für Absprachen sind auch nicht vorgesehen.

Und ich plane und halte weiterhin meine 28 Unterrichtsstunden, in denen ich in den verschiedenen Klassen, in denen ich unterrichte, mindestens einem halben Dutzend Kindern mit verschiedenen Förderbedarfen begegne, die jeweils eine eigene Planung benötigen. Und dann kommt so eine Frau Prof. Oldenburg daher und behauptet, dass die Inklusion bei niedersächsischen Lehrkräften gut angenommen wurde und sie immerhin 1-2 Stunden Entlastung bekämen. Wo denn? Wer denn? Mich macht dieses Geschwurbel aus dem Elfenbeinturm so wütend!

Jette
1 Jahr zuvor

Die Diskussion in dem Artikel geht völlig an der Realität vorbei!
Ich muss nicht darüber nachdenken, ob die 53. Reform vielleicht einen Tick besser ist als Reform 52, auch die Überlegung, ob wir zu viel oder zu wenig oder die falschen Reformen gehabt haben, ist müßig.
In der Realität treffen wir Lehrkräfte in den Schulen auf Kinder, die mit immer größeren Problemen in die Schule kommen (überzogener Medienkonsum, schwierige Familienverhältnisse, zu wenig Selbstständigkeit, unangemessenes Sozialverhalten,- was dann mit „verhaltensoriginell“ verniedlicht wird-, um nur einige zu nennen). Gleichzeitig erleben wir zunehmend schlechtere Rahmenbedingungen, die ein erfolgreiches Arbeiten quasi unmöglich machen. Nach 25 Jahren in der Schule warte ich auf den Tag, an dem alle Geräte inclusive Internet reibungslos funktionieren, keine überraschende Vertretung angesetzt ist, der Schulalltag wie vorbereitet laufen kann und Material seitens des Schulträgers in ausreichender Menge verfügbar ist. Dazu kommt ein sinnloser Haufen von Regularien, die mich daran hindern, mich um die Kinder zu kümmern.

Wenn ich dann von klugen Professoren noch klügere Studien lese, welche zeitgemäße Methode die Schülerleistungen verbessern könne und sehe, wie viele Ressourcen für Institute, Studien, Projekte und Ausgleichsmaßnahmen und Reformversuche verplant werden, fühle ich mich verladen. Die Schulbehörden und Institute sind voll von Personen, die wenig zum Gelingen des Schullebens beitragen, aber viele kluge Reden schwingen.

Ich möchte einfach, dass Schüler ausgeschlafen und lernbereit in den Unterricht kommen und dass die Schulverwaltung die Rahmenbedingungen schafft, dass wir effizient arbeiten können. Nach meiner Einschätzung würde das die Schülerleistungen fulminant steigern auch ohne Reform.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Jette

Danke, das waren auch meine Gedanken.
Fangen wir doch an der Stelle an, es umzusetzen!

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Jette

Wenn es die nächsten 10 Jahre so im Mangel weitergeht, wie die letzten 10 Jahre schon waren, dann sieht es düster aus.

Noch ein Gedanke: Die Expert:innen könnten ja mal ganz nebenbei und unentgeltlich ihren Arbeitsbereich digitalisieren, wie es in Schulen erwartet wird. So oder so wäre es sinnvoll, Lehrkräfte digital an ihren Erkenntnissen teilhaben zu lassen. Das würde die Auseinandersetzung in den Kollegien begünstigen, einmal mehr, wenn sie nicht neben der nächsten Uni wohnen oder in die Akademie fahren können. Dazu gehört eine landes- oder bundesweite Plattform, die die Ergebnisse, Fachartikel und Fachbücher bündelt, verschlagwortet und Lehrkräften unentgeltlich zur Verfügung stellt.

Einmal mehr frage ich mich, woher die Erkenntnisse kommen, was erhoben wird und ob das nicht allein ein Blick durch ein Schlüsselloch ist und das eigentliche Geschehen in den Schulen gar nicht erfasst wird. Um so mehr Spekulationen kann man später anstellen, was sonst noch zu sehen gewesen wäre.
Vielleicht sollte man in den Studien, wie dem IQB-Bildungstrend, zu dem ja wirklich Personen in die Schulen fahren, auch die Kritik der Schulen und vor allem die Arbeitsbedingungen und die tatsächlich durch Lehrkräfte erteilten Unterrichtsstunden erfassen, ebenso wie die Versorgung der Inklusion (die Konzepte scheinen ja unbekannt zu sein).
Wenn Zierer (Bayern und global) mit Oldenburg (Niedersachsen) spricht, haben sie schon gänzlich verschiedene Schulsysteme und Ausprägungen vor Augen.

Warum werden Lehrkräfte nicht als das gesehen, was sie sind: Expert:innen für das Lehren und Lernen in dem Umfeld, in dem sie eingesetzt wurden und werden.
Ich bilde mich gerne fort, da dürfte einiges entgegenkommender gestaltet sein, vielleicht auch, damit die Elfenbeintürme mehr Fenster und Brücken bekommen.

Am Ende ist auch eine FoBi nur ein kleiner Splitter im Geschehen, vielleicht auch ein Blick durch das Schlüsselloch oder Fenster, in die andere Richtung. Zumeist bleibt nach der FoBi die Umsetzung der Inhalte für den Unterricht an den Lehrkräften hängen, gerade weil sie die Expertise und die Erfahrung haben und täglich im Unterricht stehen und gerade weil sich die Personen außerhalb der Schule damit weniger auskennen, aber auch wenig damit beschäftigen.
Die Idee, dass es längere FoBi sind, Zirkel, Hospitationen, gibt es schon, das ist aber unter Lehrkräftemangel nicht umzusetzen, weil Stundenplan und Vertretungen im Mangel den Takt vorgeben.
Die andere Idee wäre, Lehrkräften an der Schule genau dafür Zeit zu geben, Inhalte zu erfassen und sie für den Unterricht verwendbar zu machen und den anderen Lehrkräften bereitzustellen – ausgearbeitet, an die Schülerschaft angepasst, aufs Fach bezogen.

Fragezeichen
1 Jahr zuvor

Die Kuschelpädagogik gibt es nicht in Reinkultur wie auch das Schreiben nach Gehör nicht. Diese Begriffe sind aber Sinnbilder für eine tendenzielle Ausrichtung und das erlebe ich auch an meiner Grundschule: Unterricht soll vor allem Spaß machen und darf nicht zu anstrengend sein, schon aber gar nicht langweilig, weil etwas einfach nur geübt und keine Show gemacht wird. Üben sollen dann die Eltern zuhause bzw. die Nachhilfelehrer, damit die Schule dann doch noch Erfolge vorweisen kann. Klappt nur nicht, wenn Eltern nicht helfen und Nachhilfe nicht bezahlen können.

GS in SH
1 Jahr zuvor
Antwortet  Fragezeichen

Ich bin seit über 40 Jahren GS-Lehrerin. Die ersten 10 Jahre habe ich in einer Grundschule mit vielen türkisch-stämmigen Kindern gearbeitet, die aber alle bei Schuleintritt über mindestens ausreichende Deutschkenntnisse verfügten. Wir hatten auch bis zu 29 Kinder in einer Klasse, aber sehr viele konnten Ende Klasse 4 einen fehlerfreien Aufsatz zu Papier bringen. Nicht jedes, aber die meisten Kinder hatten vorher 1-2 Jahre einen Halbtagskindergarten besucht.

Was hat sich geändert?
1. Ein Gehalt reichte meistens aus, eine Familie zu ernähren. Große Urlaube und ein Zweitwagen waren dann zwar nicht immer drin, aber für Miete, Nebenkosten, vernünftiges Essen und Kleidung und einen Campingurlaub an der Nordsee reichte es schon.
2. Es gab keine Computer, Playstations, Smartphones, Internet. Wer sich beschäftigen wollte musste auf Brettspiele, Draußenspiele, Malen und Bücher zurückgreifen.
3. Es war normal, dass Kinder zur Hilfe im Haushalt hinzugezogen wurden. Zimmer aufräumen, spülen, abtrocknen, Tischdecken wurde noch nicht als Kinderarbeit verschrieen.
4. Kinder, die noch nicht schulreif waren, konnten zurückgestellt werden oder besuchten den Schulkindergarten.
5. Keine Inklusion, keine OGS.
6. Schule war zum Lernen da, nicht zum „Spaß haben“. Wobei das eine ja das andere nicht ausschließt. Auch wir hatten Spaß, aber halt nicht nur!
7. Hausaufgaben wurden erledigt, sei es das Üben von Lernwörtern/Diktaten oder von 1×1 Reihen.
8. Lehrer waren zum Lehren da. Kein Kind musste sich den Unterrichtsstoff selbst erarbeiten.
9. Es gab eine Lehrerschwemme. Alle KuK waren grundständig ausgebildete Lehrer und es gab eine gutbesetzte Vertretungsreserve (die sog. Feuerwehr), ebenfalls mit Lehrern.
10. Auf Lesen, Schreiben, Rechnen wurde viel Wert gelegt. Schließlich gab es noch keine Autokorrektur oder eine Vorlesefunktion und Taschenrechner waren teuer!
11. Eine so bescheuerte Idee wie „Lesen durch Schreiben“ wurde noch nicht gehyped, allerdings gab es die unselige Mengenlehre noch. Diese sogar verpflichtend! Wurde allerdings dann bald abgeschafft.
12. Es wurde den Eltern noch nicht erzählt, dass sich ein Lehrer individuell um jedes einzelne Kind in der Klasse jederzeit kümmern kann. Es war jedem klar, dass gewisse Regeln des Miteinander einzuhalten sind.
13. Nur um die Schreier „Schwarze Pädagogik!“ „Rohrstock!“ zu beruhigen, wir waren uns dessen bewusst, dass GS-Kinder nicht für das Leben sondern für den Lehrer lernen. Je besser die Beziehung umso größer der Lernerfolg. Den Lehrer zu mögen und zu respektieren schließt sich keineswegs aus!

Ich meine das wertfrei, es war halt so!

Es hat sich „in der Gesellschaft“ viel geändert und es scheint so, dass man alles Alte einfach nur über Bord werfen muss, um Schule weiterhin funktionstüchtig zu erhalten! Aber es scheint nicht zu funktionieren!
Vielleicht muss man differenzierter hinsehen und hinterfragen.

Lehrerin
1 Jahr zuvor
Antwortet  GS in SH

Besser kann man es nicht ausdrücken! Wenn die minimalen Voraussetzungen für die (altmodisch ausgedrückt!) Schulreife des Kindes vorhanden sind, zudem die Wertschätzung der Kinder und Eltern für die Lehrkompetenz der Lehrkraft und die Akzeptanz gewisser grundlegender Verhaltensregeln im Unterricht, dann sind sehr gute Grundlagen da, um eine Klasse erfolgreich durch die Grundschule zu bringen. Wenn Kinder nie eine Schere oder einen Stift in der Hand hatten, Eltern alles besser wissen als Lehrer und die „aufgeweckten“ Kinder nie gelernt haben, dass sie nicht allein auf der Welt sind, sondern dass auch andere ihre Rechte haben, dann ist eine Klasse unsagbar schwer zu führen, insbesondere wenn bei mehreren Kindern auch noch mehrere dieser Defizite zusammentreffen.
Man bräuchte mehr statt weniger Förderschulen, um hier langfristig Schulreife zu erreichen.

ysnp
1 Jahr zuvor
Antwortet  GS in SH

„6. Schule war zum Lernen da, nicht zum „Spaß haben“. Wobei das eine ja das andere nicht ausschließt. Auch wir hatten Spaß, aber halt nicht nur!
7. Hausaufgaben wurden erledigt, sei es das Üben von Lernwörtern/Diktaten oder von 1×1 Reihen.“

Zu 6:
Vielleicht etwas zu diesen beiden Punkten. Ich war 1989 in einer Stuttgarter Brennpunktschule. Da habe ich im ersten und zweiten Schuljahr wesentlich mehr spielerisch gemacht und gebastelt – irgendwie hatte ich die Zeit dazu, was ich heute nicht mehr hätte.

Also, ich sehe meine Arbeit an der Grundschule nicht so, dass es um Bespaßung geht, sondern es geht um ein motiviertes Lernen. Wenn jemand motiviert ist, macht es Spaß und er kann mehr Leistung erbringen. 1987 waren noch gar nicht so viele Methoden bekannt, waren vielleicht damals noch nicht so nötig.

Zu 7:
Ja, da gab es mehr Schüler, deren Hausaufgaben zuhause angeschaut wurden und wo geübt wurde, aber es waren nicht alle. Ich erinnere mich noch daran, dass ich bei manchen ganz schön kreativ sein musste um mir geeignetes Fördermaterial (ohne Computer und etwas von Verlagen) auszudenken.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  ysnp

Wäre die Schülerschaft von 1989 heute auch noch Brennpunkt oder schon normal?

ysnp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Da gab es so schwierige Situationen, dass ich die Schülerschaft von damals auch heute noch als Brennpunkt sehen würde. Dort hatte ich die schwierigsten Klassen in meinem ganzen Lehrerdasein. Nur war ich dann danach in Schulen mit „ausgewogeneren“ Einzugsgebieten. Inzwischen wird es in allen Einzugsgebieten problematischer. Aber das ist altbekannt.

Carsten60
1 Jahr zuvor

„Wir müssen anerkennen, dass sich die Gesellschaft, die Lernenden und die Zeiten verändern.“
Na dann soll „die Wissenschaft“ man doch wenigstens mal klar sagen, WAS sich WIE geändert hat. „Gesellschaft“ und „Zeiten“ sind abstrakte Begriffe, unter den diesbezüglichen Veränderungen kann jeder was anderes verstehen. „Die Lernenden“ verändern sich, ja, aber doch nicht drastisch innerhalb vom Testzeitraum 2011-2021. Auch „die Gesellschaft“ ändert sich nicht ruckartig. Zur Erklärung des IQB-Bildungstrends taugt das also auch nicht. Es ist nicht mehr als gepflegtes Drumherumschwätzen.

„Klaus Zierer plädiert für eine wissenschaftsbasierte Reformbereitschaft im deutschen Schulsystem.“
Die hatten wir doch nach PISA 2000: es gab hektische Reformen, Einführung neuer Bildungsstandards mit der Kompetenzorientierung, jedes Jahr neue Schulbücher, Massen von ministeriellen Erlassen, mehr Reformen wäre ja kaum gegangen. Wenn aber Reformen erfolglos sind, nimmt naturgemäß die Bereitschaft zu weiteren Reformen ab.

„…dass bei der Unterrichtsgestaltung mehr über Evidenzbasierung geredet werden müsse.“
Das ist nun vollends eine inhaltsleere Phrase von Frau Oldenburg. Was soll das Wort „Evidenzbasierung“ denn genau bedeuten? Die Evidenz der Erfahrungen in 100 Jahren Grundschule müssten doch so allmählich mal in die Unterrichtsgestaltung eingegangen sein. Frau Oldenburg könnte ja auch auf die DDR-Erfahrungen zurückgreifen, wo doch Schule angeblich so gut war. Warum versucht ihre Partei nicht damit zu punkten? Stattdessen nur Hilflosigkeit, wohin man auch blickt.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Redaktion

Ja, sorry, aber die andere Frau Oldenburg tritt doch auch immer mit seltsamen Äußerungen hervor. Warum gibt’s denn auch in MV mit der DDR-Erfahrung so viele Probleme? Und warum propagiert die heutige Linkspartei alles so gänzlich anders als es Praxis in der DDR war?

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Ich lese hier immer was über die Vorzüge der DDR-Schule. Ich glaube das eigentlich nicht, aber wissen können das nur diejenigen mit DDR-Erfahrung. Die Linkspartei weiß sonst doch genau, dass der Sozialismus besser ist als der Kapitalismus. Wo sind denn nun die Vorschläge der „Linken“? Die der „Rechten“ sind konservativ (keine Experimente), und die dazwischen eiern offenbar nur herum.

Auch die Redaktion könnte ja versuchen, etwas Licht ins Dunkel zu bringen, WAS sich denn an der Gesellschaft und an den Kindern so rasant verändert hat. Wozu gibt’s denn eine wiss. Soziologie? Ich kann ja nur spekulieren. Eine materielle Armut scheint es nicht zu sein: Die Arbeitslosigkeit ist gesunken und die Zahl der Hartz-IV-Empfänger auch. Armut gibt’s auch mehr bei Rentnern als bei jüngeren Leuten. Die vielen Flüchtlinge seit 2015 sind nicht sooo zahlreich, dass sie gleich ein ganzes Land durcheinander bringen können. Die Handys liegen doch ganz im Trend der neuen Digitalisierung, die eine große Tugend und zudem vollkommen alternativlos ist.

Was also ist es? Herr Priboschek hat (laut obigem Bericht) „nur“ nach der IQB-Studie gefragt, aber nicht nach den Ursachen für die offensichtliche Misere. Dass der PhV bei diesem Grundschulthema ins Visier der „Rechtschaffenen“ gerät, zeigt eigentlich nur eine allgemeine Ratlosigkeit und Hilflosigkeit. Ist Ihnen nie aufgefallen, dass die Grundschule immer hoch gelobt wurde, gerade weil sie NICHT gegliedert ist und ALLE gemeinsam lernen (VIELFALT MACHT SCHLAU) ? Manche haben sie gar als eine Art von „Flaggschiff“ des deutschen Schulwesens angesehen und als Vorbild angepriesen.

Vierblättriges Kleeblatt
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Das ist einfach zu erklären. Sie hätten sich allerdings auch informieren können.

1.) In MV wurde 1990 durch die 1-Stimmen-Mehrheitsregierung der CDU (mit FDP?) gegen den Willen der übergroßen Mehrheit im Lande das bayrische Schulsystem eingeführt/kopiert. Alles, was nach DDR roch, wurde abgeschafft. MV hat also seit gut 30 Jahren eine westdeutsch-bayrisch geprägte Schultradition, durch spätere SPD-geführte Landesregierungen immer nur ein wenig verändert.

2.) Auch wenn Sie’s selbst nicht glauben wollen, für einen „DDR-ler“ hat die heutige Linke (vormals PDS) kaum noch etwas mit der DDR zu tun. Die heutige Linke ist eher „westdeutsch links“, Sarah Wagenknecht spricht nicht ganz zu Unrecht von sogenannten „Lifestyle-Linken“. Egal, was man davon hält, mit DDR hat das nicht mehr viel zu tun, auch bildungspolitisch. Bestenfalls noch, was längeres gemeinsames Lernen anbelangt, aber das vertrat zumindest in Sachsen zuletzt ja auch die AfD.

Carsten60
1 Jahr zuvor

Na gut, aber wenn die Linkspartei „westdeutsch links“ ist, warum schwächelt sie denn traditionell in den alten Bundesländern und ist stark in den neuen? Zufällig ist das bei der AfD dasselbe. Eine verrückte Welt.
Immerhin regiert doch die Linkspartei mit in MV, Berlin, Bremen und Thüringen. Und in Berlin gibt’s reale Verbindungen zur GEW: Der Leiter der Vorzeige-Gemeinschaftsschule wirbt offen für die Linkspartei und die GEW. Und da hat sie keine bildungspolitischen Vorstellungen, die eigenständig wären? Mit der AfD ist sie einig? Das kann doch wohl nicht sein.

Bleibt immer noch die Frage, warum die Redaktion solch eine „Beißhemmung“ hat, wenn es um die neuen Schwächen der Grundschule geht. Und warum in diesem Zusammenhang mal wieder über den PhV geschimpft werden muss, um abzulenken.

Streamer01
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Na gut, aber wenn die Linkspartei „westdeutsch links“ ist, warum schwächelt sie denn traditionell in den alten Bundesländern und ist stark in den neuen?“

Stark in den Neuen Bundesländern? Selbst die „Alt-Stasis“ merken immer mehr, dass die LINKE nicht mehr ihre SED ist und rennt in Scharen davon. In ein paar Jahren wird die Partei „Die LINKE“ unter „Sonstige“ bei der Wahlberichterstattung fallen.

Und seit es die AfD im Osten gibt, beschleunigt sich dieser Trend sogar noch. Warten Sie mal ab, was passiert, wenn erst die Heizungsrechnungen im Frühjahr mit der Post kommen… die aktuellen 30% für die AfD in Thüringen sind dann noch gar nichts.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Streamer01

Jedenfalls kommt die Linkspartei in den neuen Bundesländern (auch in Berlin) immer noch locker über 5 %.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Die Lernenden“ verändern sich, ja, aber doch nicht drastisch innerhalb vom Testzeitraum 2011-2021.“
Doch, tun sie.
Dazu müsste man selbst in der Grundschule tätig sein und die Unterschiede Jahrgang für Jahrgang wahrnehmen.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Wenn das in so rasantem Tempo geht, dann sind ja alle Planungen von vornherein vergeblich. Es ist ja dann schon theoretisch unmöglich, die jetzigen Studienanfänger im Lehramt auf die SuS in 10 Jahren einzustellen. Irgendwie wird neuerdings was Unmögliches verlangt und groß propagiert, nämlich die ständige Anpassung an die „Unterschiede Jahrgang für Jahrgang“.
Was sind denn die wichtigsten Unterschiede 2011-2021? Die Wissenschaft schweigt dazu.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60
  • das Elterngeld wurde eingeführt, Eltern haben sich daran orientiert,
  • irgendwann in diesen Jahren kam die Garantie auf die Krippen/Kita-Plätze , Eltern haben sich daran orientiert,
  • gegen 2010 kamen die ersten Boards in die Schulen, Digitalisierung war noch nicht so weit fortgeschritten, im häuslichen Umfeld aber sicher in weiten Teilen umgesetzt, Convertibles waren nahezu unbekannt, Stifte für Tablets sind heute üblich, die Apps sind heute weiter verbreitet, der bedachte Umgang damit auch,
  • 2011 war noch vor Einführung der Inklusion,
  • wir hatten und haben Einschränkungen durch die Pandemie, die in den letzen Jahren eingeschulten Kinder waren erheblich weniger Zeit in den KiTa und sehr vieles musste auch dort unterbleiben (Gruppen mischen, Ausflüge, gemischte Förderung vor der Einschulung …), Erzieher:innen-Mangel und Mangel an KiTa-Plätzen,
  • die Elternschaft verändert sich auch, auch in 10 Jahren, WhattsApp wurde verbreitet, das Freizeitverhalten der Eltern ändert sich, dazu kommen Sorgen und Ängste, 2011 waren einzelne Grundschüler:innen im Spiele-Chat unterwegs, 2021 gehen sie selbstverständlich mit ihrem Handy um, haben WhatsApp, einen Kanal bei YouTube oder veröffentlichen auf TikTok,
  • die Schulbücher ändern sich übrigens auch, NDS hat eine Bestimmung, dass Lehrwerke in der Ausleihe nur 3-4 mal vergeben werden dürfen, dann muss man sie ersetzen, so können Verlage häufig ändern, die Schulen könnten jedes Mal ändern, da man ohnehin nachkaufen muss (ein Bärendienst)

Davon abgesehen muss man immer auf die Klassenzusammensetzung reagieren, die man zu dem Zeitpunkt hat. Genau das muss man als Lehrkraft in der Ausbildung lernen im Alltag beherrschen.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Zu Ihrer Aufzählung: auch früher hat es schon ähnliche Veränderungen gegeben. Kindergeld wurde wesentlich erhöht, Kita wurde propagiert (es gehen ja immer MEHR Kinder in die Kita, nicht weniger), die Schulbücher änderten sich auch, die Migration kam in Schwung, die Wende hat drastische Änderungen gebracht, und die Klassenzusammensetzung war schon immer eine zufällige. Mir scheint es nicht plausibel zu sein, dass all das so gigantische Abstürze bei Leistungstests zur Folge haben MUSSTE. Sind Ihre Ausführungen vielleicht ein verstecktes Plädoyer in Richtung „konservativ hat auch Vorteile“ ?
Wenn das Handy einen so großen Einfluss hat, dann frage ich mich, warum niemand der weiteren Digitalisierung widersprechen möchte. Wie wird denn deren Einfluss in der Praxis sein? Nur positiv?
Was Sie nicht aufzählen: früher gab es nicht so hektische Aktivitäten (auch PR-Aktivitäten) der Schulministerien mit so vielen Erlassen in kurzer Abfolge, die Presse hat noch nicht so viel Wirbel gemacht. Manche Kultusminister versuchten noch, ein Fels in der Brandung zu sein. Heute müssen sie sich ihrer Partei unterwerfen und dürfen gar keine eigenständigen Persönlichkeiten mehr sein. Ich wette, etliche werden gezwungen, was gegen ihre Einsichten zu tun.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Meine Auflistung bezog sich auf die Frage, warum die Schülerschaft verändert ist und warum dies innerhalb der letzten 10 Jahre zu bemerken ist.

Dass die Kultusminister gewechselt haben, gehört nicht zur veränderten Kindheit,
die früheren Änderungen waren aber zum Teil der Anlass, in den Schulen und im Unterricht Veränderungen vorzunehmen,
andere Anlässe waren Sputnik-Schock und Pisa-Schock.

Derzeit wäre ein „Lehrkräftemangel-Schock“ Anlass genug, genau an dieser Mangellage etwas zu ändern, damit in Zukunft Lehrkräfte in den Grundschulen den Unterricht erteilen und es weniger zur Aufbewahrung kommt.

AvL
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Was denn, läuft die Evolution des menschlichen Gehirn zu lernen in schnellen Schritten rückwärts gewandt, und nicht durch Lernen am Erfolg .

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  AvL

Welcher Erfolg?
Im MaxiCosi festgekettet,
zu Hause gelassen, weil der Weg zur KiTa zu unbequem war,
weder Buntstifte noch Bücher im Haus,
vor dem TV oder Handy geparkt,
U-Untersuchungen ausgelassen,
zur Einschulungsuntersuchung gab es nach Versäumnis eine Vorladung per Einschreiben, …

Manche Kinder haben schon in den ersten Jahren verloren.
Und dennoch brauchen sie Schule und Unterstützung,
sonst sieht es bei der nächsten Generation ähnlich aus.

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Zu Hause gelassen, weil der Weg zur Kita zu unbequem war?
Das mag es auch geben.
Ich kenne aber aus Erfahrung auch: Der Weg zur Kita kann noch so unbequem sein, das Kind wird hingebracht. Auch wenn es krank ist, auch wenn es gerade ein Geschwisterchen bekommen hat und gerne, wie das Kleine, bei Mama zu Hause bleiben möchte, auch wenn Mama oder Papa Urlaub haben und das Kind eigentlich auch mal ein paar freie Tage bräuchte,
auch wenn es eigentlich noch zu klein ist, um so lange Zeit in der Krippe zuverbringen etc. etc.

AvL
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Sie überzeichnen Eltern als ein Bild des Schreckens mit einer Vernachlässigung der ihnen anvertrauten eigenen Kindern, um einen Erklärungsversuch für das Scheitern des von ihnen gewünschten Methodenmix in der Grundschulpädagogik zu begründen.
Zum Glück ist die reale Welt der meisten Kinder eine andere als die in ihrer stark einseitigen Überzeichnung dargestellten Horrorwelt der audiovisuellen Überfrachtung der Kinder.

AvL
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Kindersicherungen wie etwa ein Maxi Cosi sind in Fahrzeugen vorgeschrieben.
Fast alle Vorschulkinder besuchen KiTas.
Kinder mit Sprachproblemen werden in NRW in Sprachförderschulen gezielt gefördert.
Das Lernverhalten des menschlichen Gehirn ändert sich nicht.
Lernen macht Kindern Spaß, wenn sie erfolgreich lernen, und das wird verhindert, wenn diese sich eigene Rechtschreibstrategien in Anlehnung an eine alphabetisch geordnete Lautstrategie selbständig aneignen, die später wieder verworfen werden muss, da die Schreibergebnisse nicht dem orthographischen System entsprechen. Das frustriert Kinder.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  AvL

Man kann immer alles in Abrede stellen.
Kinder im Fahrzeug zu sichern ist etwas anderes, als Kinder den Tag über angeschnallt aufzubewahren.
Der Besuch einer Sprachheilklassen wird auch in NRW an Bedingungen geknüpft sein…

Diese Kinder werden lange benötigen, um Schriftsprache im Ansatz zu erfassen. Das Kind sagt mit 6 Jahren: „Ich möchte nicht lesen lernen.“ Es hat Vorbilder dafür.
Am Erfolg zu lernen definiert sich nicht über die Orthographie, sondern zunächst einmal daran, überhaupt Vorerfahrungen machen zu dürfen.

Last edited 1 Jahr zuvor by Palim
AvL
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Stellen sie sich doch einmal selbst die Frage, wie menschliches Lernen funktioniert und wie Lernen zum freudigen Erlebnis wird ?

Lerninhalte werden zunächst im Arbeitsspeicher des Kurzzeitgedächtnis auf der anatomischen Ebene des Thalamus zwischengespeichert.
Damit diese Inhalte schließlich im schnell arbeitenden Langzeitgedächtnis abgespeichert werden können, müssen die Lerninhalte mehrere Durchläufe im Arbeitsspeicher des Kurzzeitgedächtnis unterzogen werden.
Das heißt, dass man mehrere Übungen ausführen muss, damit der Inhalt schließlich im Langzeitgedächtnis abgespeichert wird.

Nach diesem Prinzip ist zum Beispiel das IntraAkt-Konzept aufgebaut.
Der Arbeitsspeicher des Kurzzeitgedächtnis wird durch die Darbietung einfarbiger Formelemente oder Symbole wieder für eine erneute Bearbeitung der Lerninhalte freigeschaltet.
Dieses Prinzip wendet man auch beim Erlernen von Vokabeln an oder bei wiederholenden Übungen mit ähnlichen Aufgaben, wodurch schließlich eine schnelle Automatisierung der Arbeitsabläufe der Lerninhalte erreicht wird.

Und es eignet sich besser für das Kind zu lernen, wenn zunächst ein vorgegebener Rechenweg oder eine Schreibautomatisierung vorgegeben wird, die dann einübend vertieft werden.
Zum Beispiel das Verdoppeln und Halbieren von Zahlen, das zehnfache einer Menge erfassen (0 dranhängen ), um die Multiplikationsübungen vorbereitend einzuüben.
Oder das Ergänzen auf der weißen Montessori 10er-Karte, die in einer Zweierreihe gegliedert ist , indem die unterschiedlich farblich gestalteten Mengenbilder wie Legosteine aufgelegt werden, um Ergänzungen bis 10 optisch abzuspeichern.
Ohne Wiederholungen der Lerninhalte erfolgt keine Automatisierung der Lerninhalte.
Kinder selbst erforschend sich Lerninhalte anzueignen zu lassen ohne einen strukturierten Rahmen vorzugeben und eine Arbeitsanweisung vorzugeben bedeutet für die meisten eine Überforderung, Frustration, weil ein Lernerfolg nicht sichtbar wird oder falsche Strategien zur Erfassung des orthographischen Systems sich selbstständig angeeignet wurden.

AvL
1 Jahr zuvor
Antwortet  AvL

Statt eines roten Daumen sähe ich lieber einen Kommentar.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor

„Bei der Einführung der Reformen wäre es wichtig gewesen, den Schulterschluss mit der Bildungsforschung zu suchen“ …
Nun, das hat man doch gemacht, oder? Viele Reformen waren aber derart kontraindiziert, dass man als Lehrer nur mit em Kopf schütteln musste. Warum hat man diese verqueren Ideen umgesetzt? Da hakt es doch: die Meinung der Experten vor Ort, sprich Lehrkräfte, die werden nie ernsthaft einbezogen, wäre ja unbequem. Und jetzt kommt mir nicht mit Lehrervertretung in den Kontrollgremien! Wer wird denn da hineingewählt? Richtig, nur die Konformgänger.
Als ob das Dilemma an der mangelnden Fortbildung der Lehrer liegen würde. Es ist an der Zeit, das mal wirklich real umsetzbare Fortbildungen angeboten werden, die losgelöst von dieser theoretisch-pseudowissenschaftlichen Überheblichkeit stattfinden. Und ja, der Austausch unter Kollegen ist weitaus wertvoller als jegliche Fortbildung, zu der man leider verdonnert wird.
Und nun sollen die Grundschullehrer an der ganzen Misere schuld sein, wie immer wird nach unten getreten. Danke für die großen Bemühungen, den Lehrermangel zu beseitigen. Die da oben haben nichts, aber auch gar nichts gelernt oder begriffen.

Birgit
1 Jahr zuvor
Antwortet  Teacher Andi

„Und nun sollen die Grundschullehrer an der ganzen Misere schuld sein, wie immer wird nach unten getreten.“

Sie haben im Prinzip recht. Dennoch würde auch ich sagen, dass viele Grundschullehrer/innen ziemlich anfällig sind für blinden Glauben in „theoretisch-pseudowissenschaftliches“ Kuschelgedöns und ein Herabgucken auf Kolleginnen und Kollegen, die sich besorgt über den leistungsfeindlichen Trend äußerten und gegenzusteuern versuchten.
Leider wurden sie oft belächelt oder als unflexibel und verknöchert angesehen. Bisweilen galten sie auch als zu träge und faul, um sich auf die Segnungen moderner Fortschrittspädagogik einzulassen, bei der die Kinder vor allem selbstorganisiert, eigenbestimmt und nach persönlicher Neugier, Lust und Laune lernen sollten.

Gerechter Weise muss man allerdings sagen, dass „Schulexperten“ bei ihren immer neuen (fixen) Ideen zuerst an die Grundschulen denken und deshalb die dortigen LuL mit ihnen anzustecken versuchen. Politiker und Schulbehörden, die oft wenig Sachkenntnis haben, im Bildungsbereich aber liebend gern als innovativ und reformfreudig gelten, unterstützen sie dabei meist bedenkenlos und richten ihre Entscheidungen nach halbseidenen Studien.
Auch deshalb sind die Grundschulen meist als erste von pädagogischen Irrlehren und falschen Reformen betroffen. Hier fangen Übel wie Leistungsfeindlichkeit an und setzen sich erst verzögert an weiterführenden Schulen fort.
So gesehen sind die Leistungsabstürze an den Grundschulen nicht schuld am Bildungsdesaster. Grundschulen sind nur die ersten Versuchskaninchen, bei denen schlechte Ergebnisse logischer Weise auch zuerst deutlich werden.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Birgit

Jeder Berufsanfänger ist zunächst mal anfällig für kritikloses Umsetzen neuer Reformen, denn das „Alte“ ist erstmal schlecht und überholt. Aber die Haltung relativiert sich nach einigen Jahren der Berufserfahrung, denn man entwickelt sich ja weiter, und diesen Prozess müssen alle Junglehrer durchlaufen. Denke ich an meine ersten Unterrichtsjahre, muss ich manchmal lächeln oder mit dem Kopf schütteln. Und mit der Zeit lernt man auch, dass man nicht alles 1:1 umsetzen muss, was da „von oben“ kommt. Die Idee, den Leistungsgedanken sukzessive aus den Schulen zu nehmen und die Schüler unter keinen Umständen zu sehr zu belasten, wird uns vehement auf die Füße fallen, wirtschaftlich wie gesellschaftlich. Die Anzeichen bereits sehr deutlich zu erkennen. Ein Umdenken sollte schleunigst erfolgen.
Alles in allem erachte ich den gesamten Betrieb des Kultusministeriums als wenig kompetent und man hat oft das Gefühl, dass dieser aufgeblähte föderale Apparat eine Daseinsberechtigung sucht und deshalb dauerend mit Reformen, die an der Realität vorbei gehen, um sich wirft. Bei Krisen wie der jetzigen zeigt sich dann ganz schnell, wo ihre Grenzen gesteckt sind und jeder versucht im „klein-klein“ Gehabe, das Boot mit löchrigen Paddeln doch noch nach vorne zu bringen, indem er wie wild um sich schlägt. Trotzdem ändert sich nichts am System, die Kultusminister werden uns Lehrern niemals auf Augenhöhe gegegnen, und das blockiert eine gute Zusammnearbeit.

E.S.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Teacher Andi

„Alles in allem erachte ich den gesamten Betrieb des Kultusministeriums als wenig kompetent und man hat oft das Gefühl, dass dieser aufgeblähte föderale Apparat eine Daseinsberechtigung sucht und deshalb dauerend mit Reformen, die an der Realität vorbei gehen, um sich wirft.“

Sie beschreiben sehr schön, woher die viel zu große und kontraproduktive Bürokratie in Deutschland stammt: Von aufgeblähten Parlamenten und Behörden, deren Mitarbeiter Däumchen drehen müssten, wenn sie sich nicht selbst Arbeit verschaffen würden, indem sie dauernd nach weiteren Möglichkeiten zu Reformen und Bestimmungen suchten.
Aktionismus verschafft leider auch Daseinsberechtigungen, obwohl jeder weiß: „Zu viele Köche verderben den Brei“..

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Die Lösungen der Bildungswissenschaftler sind also mal wieder Pädagogik und Teams.

Genau da liegt das Problem. Die Grundschulbildung ist schon seit Jahren das Versuchslabor und der Spielplatz der welt- und praxisfernen Bildungswissenschaftler.

Jeder das sich in seinem warmen Büro die tollsten Ideen zu Bildung gemacht hat probiert seine Utopien mal in der Grundschule aus. Leider muss man auch sagen, dass dieser Unsinn dort, aus welchen Gründen auch immer, oft auf fruchtbaren Boden in den Kollegien trifft.

Die Utopien werden von vielen Kollegien bedenkenlos an unseren Kindern getestet.

Mengenlehre
Schreiben nach Gehör
Planarbeit

Mein Sohn durfte, nachdem seine erste Lehrerin im Mutterschutz war, von Klasse 2 bis 4 die Planarbeit genießen.

Montags wurden neue Inhalte besprochen.
Dienstag bis Freitag mussten die Kids dann die zugehörigen Seiten in den Arbeitsheften selbständig und selbst organisiert (tolle pädagogische Begriffe) erledigen.
Am Freitag gab es für erledigte Seiten noch einen grünen Smiley. Leider oft mittel auf haarsträubende Fehler.

Nachfrage: Werden die Ergebnisse denn nicht kontrolliert?
Antwort: Nein dazu fehlt die Zeit. Sie können das ja am Wochenende selbst nochmal mit dem Kind durchschauen.

Jetzt soll es im einer Schulform, bei der Lehrer meist eine Klasse zu 75% alleine betreuen und es stark an Lehrern mangelt mit Teamarbeit verbessert werden.
Dazu lassen die Lehrer, die jetzt schon Schwierigkeiten haben den Unterricht zeitlich hin zu kriegen, 1-2 Stunden pro Woche ausfallen.
Toller Plan.

Wenn ich nicht mehr weiter weiß, dann mach ich einen Arbeitskreis.

ysnp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Ich gebe Ihnen recht, dass in einigen Themen zu extrem agiert wurde. Besonders gefährdet sind hier die Berufsanfänger ohne Erfahrungen, die das, was sie an der Uni lernen, eins zu eins umsetzen. Mit der Zeit wird man schlauer und adaptiert das, was einem sinnvoll erscheint und behält das bei, was sich bewährt hat. Unterrichten ist ein über die Jahre hinweg dynamischer Prozess, der sich weiterentwickelt.

Inzwischen sind die Themen, die Sie erwähnt haben, entweder ganz gestrichen (Mengenlehre) oder werden sehr abgespeckt angewendet. In Bayern hat sich das Nichtkorrigieren der Fehler nicht durchgesetzt, Wochenplanarbeit wird nicht streng durchgeführt und nur in Formen, wo es sinnvoll erscheint. Um geeigente Formen zu finden, setzen sich Schulen auseinander – an meiner Schule gab es vor Jahren einmal eine Fortbildung dazu mit Reflexionen, wie man (Wochen)planarbeit am sinnvollsten einsetzen kann (zeitlich und strukturell). Ich bin ebenso der Meinung, dass man die Ergebnisse von Aufgaben von offenen Arbeitsformen kontrollieren bzw. die Selbstkontrolle überwachen sollte – sonst verfehlen sie ihren Zweck. Gerade in der Wochenplanarbeit bzw. Tagesplanarbeit oder im Stationentraining bzw. Lerntheken bietet man Aufgaben mit Selbstkontrolle an. Auch Aufgaben der freien Arbeitsphasen müssen von den Schülern pflichtbewusst erledigt werden, denn gerade da sollen sie selbstständiges, genaues Arbeiten lernen. Wenn man große Klassen hat, ist es viel Arbeit und benötigt u. U. eine große Kraftanstrengung, sinnvoll zu kontrollieren – ich spreche jetzt aus der Erfahrung in Bezug auf die 3. und 4. Klasse. Deswegen sollte man genau schauen, was man sich als Grundschullehrkraft da noch zumuten kann und genau auf die Aufgabenzusammensetzung achten.

An unserer Schule wird Teamarbeit gemacht. Allerdings arbeiten immer nur zwei freiwillig im Team zusammen, weil sonst die Absprachen zu zeitaufwändig werden. Der positive Gedanke der Teamarbeit in Bezug auf Arbeitserleichterung wurde schon öfter an uns herangetragen. Wir haben allerdings festgestellt, dass Teamarbeit sehr selten eine zeitliche Arbeitserleichterung bringt. Wöchentliche Teamsitzungen innerhalb der Jahrgangsstufe (wir sind 5-6 zügig) mit vielen Leuten gehen lang, man setzt sich mit Themen, Arbeiten und Korrekturen auseinander, doch letztendlich muss jeder Arbeitsmaterialien an seine Klasse und seine Art zu unterrichten anpassen. Prinizpiell finde ich die Auseinandersetzung wichtig, allerdings ist das im Augenblick bei diesen vielen Aufgaben, die man sonst noch hat, eine Zusatzbelastung. Die Idee, Deputatsstunden für Teamarbeit zu bekommen, finde ich sehr gut und auch angebracht, ist aber in der jetzigen Mangelverwaltungssituation utopisch.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  ysnp

Danke, ysnp, der Beitrag spricht aus dem Schulleben.

Besonders gefährdet sind hier die Berufsanfänger ohne Erfahrungen, die das, was sie an der Uni lernen, eins zu eins umsetzen.“
Das würde bedeuten, dass gerade die Sachen aus der Uni schulfremd sind, womöglich weil die Zusammenarbeit nicht stattfindet und die Ideen theoretisch sind und nicht praktisch erprobt wurden.
Es müsste zur Folge haben, dass sowohl an der Uni wie auch im Ausbildungsseminar erfahrene Kolleg:innen eingebunden werden, die selbst dennoch Zeit für Unterricht haben, auf dem Teppich bleiben können und sich nicht allein auf eine Herangehensweise beschränken und diese einfordern dürften.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Nach meinen Studien folgen perspektivisch und multiprofessionell arrangiert:
Mängellehre
Schreiben ohne Gewähr
Planscharbeit
Nach 10 Jahren wird dann evaluiert, wie sich das Wohlbefinden der Erstklässler entwickelt haben wollen wird.

447
1 Jahr zuvor

Aufschlag 447:

1. Nein, sind sie nicht. Im Gegenteil ist es eher verwunderlich, was die noch rausholen. An dieser Stelle Respekt dafür, das meiner Ansicht nach bei weitem schwerste Lehramt auszuüben! (Und ja, A 13 für alle!) Danke, danke an dieser Stelle auch an alle die „bösen“ Hexen und Zwerge, die Grundschülern Lesen, Schreiben und grundlegende Schuldisziplin beibringen, so dass ich sie dann später halbwegs weiterbilden kann.

2. Schuld ist (wie auch bei weiterführenden Schulen) sekundär die Politik, die mit zu wenig Ausstattung und Personal sowie der dauerhaften Untergrabung von (kindgerechter) Leistung und Disziplin Wählerstimmen kaufen will. Und daher dazu beiträgt (siehe 3), dass Eltern und Kinder im schulischen Kontext schlicht nicht auf Lehrer hören (müssen), ja, absurderweise über Schule sogar offiziell „mitbestimmen“.

3. Primäre Verantwortung trägt die Mehrheit der mündigen Wahlbürger, die Schulen als Abschlussdruckmaschinen und Tagesbetreuung WOLLEN. Wäre es anders, würden Politiker anders handeln und Lehrer sowie Schulen stark machen.

Last edited 1 Jahr zuvor by 447
Georg
1 Jahr zuvor

In der Grundschule wird zu sehr mit überkommenen Methoden, die auf eine eher homogene, leistungsbereite, leistungswillige und leistungsfähige Schülerschaft setzt, gearbeitet. Sogar die Reaktion auf die Heterogenität setzt zumindest auf einen Leistungswillen und oben drauf noch als Königsdisziplin die Selbstständigkeit.

Nach meiner eigenen Erfahrung brauchen Kinder in eher heterogenen, eher leistungsunwilligen usw. (siehe oben) viel mehr direkte Instruktion, sprich harten Frontalunterricht mit ausgiebigen Übungsphasen ohne Schnickschnack wie Gruppenarbeit, Stationenlernen usw., also all das, was uns im Referendariat ausgetrieben wurde. Wenn man sich dann gleichzeitig noch am oberen, mindestens aber am mittleren Drittel, definitiv aber nicht mehr am unteren Drittel orientiert, brauchen sich die weiterführenden Schulen auch nicht mehr über die unfähigen 5er zu ärgern.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Wir haben verstanden, dass Sie sich ein möglichst homogenes oberes Drittel für Ihren Unterricht wünschen – ich glaube, eigentlich möchten Sie persönlich nur ein Zehntel.
Unklar bleibt, wer sich um die anderen 2/3 kümmern darf. Wenn Ihre Schulform nur noch 1/3 wohlausgewählte Schülerschaft übernehmen möchte, haben Sie sicher bald Lehrkräfte über, die sich an anderen Schulformen gerne dieser Aufgabe annehmen.

Auf in die Grundschule im Brennpunkt, Georg!

Cuibono
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

So habe ich Georgs Beitrag eigentliche nicht verstanden.

Ich denke auch, dass genau die Kinder, die zu Hause nicht unterstützt werden, von einem „strengeren“ Unterricht am meisten profitieren würden, dies haben doch auch Studien belegt (kürzlich hier bei n4t zu lesen).
All die freieren Methoden setzen ein bestimmtes Maß an Selbstdisziplin, Sozialkompetenz und Anstrengungsbereitschaft voraus. Bei Kindern, die darin zu Hause nicht unterstützt werden, werden die Leistungsdefizite dann ja noch größer.
Wenn also bekannt ist, dass straffere Strukturen eben gerade benachteiligten Kindern am meisten nützen und denen, die das nicht benötigen würden, nicht schaden, dann will mir nicht in den Kopf, warum ausgerechnet diejenigen, die sich hier immer für die Schwächeren einsetzen, diese Methoden so ablehnen.
Das ist doch unlogisch und widersprüchlich.

ysnp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Cuibono

„All die freieren Methoden setzen ein bestimmtes Maß an Selbstdisziplin, Sozialkompetenz und Anstrengungsbereitschaft voraus. Bei Kindern, die darin zu Hause nicht unterstützt werden, werden die Leistungsdefizite dann ja noch größer.“

Meine Meinung aufgrund meiner Erfahrung in den Klassen 3/4:
Genau das können wir in der Grundschule nicht von allen Schülern erwarten, wie wir auch nicht die Zuhörkompetenz beim Frontalunterricht erwarten können (Konzentration). Deswegen arbeitet die Grundschule am Aufbau dieser Methoden. An meiner Schule haben wir ein Methodencurriculum erstellt, wo es aufbauend um die Einführung diverser Methoden gibt.

Ich halte den Einsatz einer Vielfalt von Methoden für wichtig, zumal gerade schwächere Schüler durch andere Methoden aktiviert werden als durch den Frontalunterricht, wo viele Schwächere abschalten. (Stichwort: Schüleraktivierung). Schüleraktivierung ist sehr wichtig für den Zugang zum Unterrichtsstoff und die Motivation. Somit sind die gewählten Mittel kein Schnickschnack. Zudem muss man das Alter der Kinder berücksichtigen und entsprechende Motivationen (neben den Methoden) suchen, sei es auch, dass einmal ein Arbeitsblatt nicht nüchtern und trocken ausgestaltet ist.

Man kann auch offene Unterrichtsformen gut strukturieren. Ergänzend dazu habe ich weiter oben schon etwas zu den freieren Methoden geschrieben. Da man in der Grundschule viele Stunden in seiner Klasse hat, kann man offene Methoden sinngerecht anwenden als und diese auch bis zu Ende (also mit Reflexion) durchführen.

Es gibt auch einige „moderne“ Methoden neben dem Frontalunterricht, die man sehr gut in einem einstündigen Unterricht machen kann, z.B. das bekannte „think- pair-share“ in seinen ganzen abgewandelten Formen. Übungseinheiten kann man sowohl offen als auch geschlossen strukturieren und individuelle Unterstützung geben abhängig von der Größe und der Disziplin der Klasse. (vorgegebene Übungen für alle, Planarbeit, Lerntheke usw.)

Schwächere Schüler brauchen entweder Unterstützung oder an ihre dem Niveau angepasste Aufgaben. Manche brauchen eine 1 zu 1 Betreuung. Das ist sowohl beim Frontalunterricht mit Übungsphasen so als auch bei offenen Phasen. In Gruppenarbeiten, wo auf gute Sozialkompetenz hingearbeitet wurde, profitieren sie von den Stärkeren und sind mit einbezogen.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Sie haben wohl nicht wahrgenommen, dass hier der Autor von „Nie wieder Burnout …“ gefordert hat: „kleinere UND leistungshomogenere Schulklassen“ und die Abschaffung der Binnendifferenzierung dazu. Bei dem ist das gut und bei Georg schlecht? Und jemand anderes hat im Forum eine Verringerung der Zahl der Gymnasiasten auf 1/3 gefordert. Ihre Häme schütten sie aber nur über Georg und mir aus.
Außerdem haben auch Sie nie eine Erklärung angeboten, WARUM wir die Probleme haben, wo doch die Grundschule gar nicht gegliedert ist. Es geschieht alles offenbar ganz von selbst und hat nie benennbare Ursachen. Aber was zur Abhilfe nötig ist, das wissen Sie dann immer ganz genau: mehr Sozialpädagogen und Psychologen. Wer garantiert, dass die das richten können?

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Es ist in der heutigen Zeit nicht so wichtig, was geschrieben wird, sondern von wem.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Hatte ich dem Beitrag „Nie wieder Burnout“ zugestimmt und die Aussagen gänzlich gelungen bezeichnet?

Es zieht sich durch, dass Sie, @carsten60, gemeinsam mit Georg gerne wünschen, dass Sie eine bestimmte Schülerschaft am Gymnasium erwarten und dies hier auch häufig äußern.
Im von Ihnen benannten Artikel wird es als „Funktionstüchtigkeit“ betitelt – und unter diesem Artikel kritisiert.
Wenn sich die Schüler:innenzahl am Gymnasium derart dezimiert, werden dort Lehrkräfte übrig sein, die schon jetzt dringend in den anderen Schulen benötigt werden.

Die Frage, wer denn die anderen beschulen soll, wird von Ihnen nicht beantwortet, es ist aber plausibel, dass Lehrkräfte, die abkömmlich sind, an die anderen Schulformen abgeordnet oder gar versetzt werden.

Wenn, wie sie selbst feststellen, die Grundschule gar nicht gegliedert ist, ist es dort nicht förderlich, leistungshomogenere Gruppen zu erwarten, da ja alle SuS gemeinsam beschult werden.

Georg fordert dann gerne, man könne nur SuS beschulen, die nachweislich schulreif sind. Auch an dieser Stelle fehlt dann wieder die Ausführung, was mit den anderen Kindern geschehen soll. Wenn sie weiter zu Hause sitzen, werden ihre Fähigkeiten sich nicht verbessern.
Auch Kinder, die keine KiTa besucht haben und zu Hause nicht gefördert wurden, sehen wir in den Grundschulen.

Ja, es braucht Sozialpädagog:innen und Schulpsycholog:innen, übrigens auch mehr Personal im Jugendamt,
dazu braucht es weiteres Personal in täglich den Schulen, gerne Sonderpädagog:innen, Erzieher:innen, Assistenzen, gerne weiteres Personal für die Verwaltung.

Was passiert, wenn man das Personal nicht stellen will – inzwischen kann, nicht einmal grundsätzlich für die Pflichtstundentafel, schon gar nicht für die zusätzlichen Aufgaben, sehen wir seit Jahren.

Sie denken, wenn Sie sich eine ausgewählte Schülerschaft zusammenstellen können, bleiben die anderen Aufgaben Ihnen persönlich an Ihrer Schulform erlassen. Leider geht das zu Lasten der anderen Kolleg:innen, die sich dieser Schüler:innen annehmen dürfen.

Ich wünsche mir mehr Zeit für die Lehrkräfte an genau diesen Schulen für sehr viele Aufgaben, die derzeit nicht entlastet werden,
dazu zusätzliches Personal, da die Aufgaben sich nicht in Luft auflösen werden.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Wo ist mal nachgewiesen, was die Sozialpädagogen und Psychologen überhaupt konkret bewirken können? Welche Kompetenzen haben die eigentlich? Dürfen die dann Kinder (oder Eltern) auch gegen deren Willen zu sich bestellen und instruieren? Dürfen die Auflagen machen? Oder müssen die ihrerseits alles genehmigt bekommen? Was passiert, wenn die manches anders sehen als die Lehrer?

„Ausgewählte Schülerschaft“: Homogene Gruppen bedeutet nicht, dass jeder die sich aussuchen kann. Auch die schwachen Gruppen müssen irgendwie versorgt werden. Aber vergleichen Sie den „Fischteich-Effekt“: Relativ Schwache fühlen sich stärker in Gegenwart von anderen Schwachen. Und die Starken werden überheblich, wenn die anderen zu schwach sind. Sie brauchen eine Orientierung an anderen Starken. Es ist eine Binsenweisheit, dass begabte SuS am besten mit ihresgleichen in Kontakt kommen. Da gibt es keine Altersbeschränkung!

AvL
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Doch,sie schreibt dass die Schüler und Elterngeneration sich verändert hat und dass sich deshalb die IQB-Studienergebnisse verschlechtert haben.
Kurzum, die Methoden des selbstständigen Lernens werden nicht als eines der Probleme angesehen.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  AvL

Auf welcher Grundlage kommen Sie dazu, Methoden selbstständigen Lernens bundesweit als Grund für die Ergebnisse der Studie zu benennen?

AvL
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Für sie ist das relativ einfach die Ursachen des schlechten Abschneidens bei den IQB-Studie zu benennen.
Für sie sind das die verantwortungslosen Eltern, die ihre Kinder einem zu großen Medien-, Handy- und Computer oder Spielkonsolenkonsum aussetzen und sich sehr wenig mit den eigenen Kinder selbst beschäftigen.
Meine Meinungsgrundlage habe ich ihnen weiter oben erläuternd dargestellt.
Außerdem wissen sie aus älteren Diskussionsrunden mit Ihnen, dass ich sehr viele betroffene Eltern und Schüler im Hinblick auf die Unterrichtsmethoden im Anfangsunterricht gezielt befragt habe und mir diese habe erklären lassen. Da kam eine recht umfangreiche Erfahrungssammlung zusammen.
Außerdem erziehe ich verantwortungsbewusst und sehr engagiert fünf Kinder.
Und so sehe ich, und erlebte ich die unterschiedlichsten Methoden mit denen meine Kinder im Anfangsunterricht gelehrt wurden oder eben auch nicht, wenn die anleitende Unterweisung vor Übungen unterlassen wurde.
Die schlimmste und am wenigsten strukturierte Methodensammlung war für mich die der Rechtschreibwerkstatt, die auch bei entsprechenden Testungen der Uni Bonn und in der Marburger Studie am schlechtesten in Bezug auf die Vermittlung orthographischer Schreibprinzipien abschnitt.
Natürlich kann man mehr oder weniger offene Methoden anwenden, aber es erfordert dann schon die Kinder vor dem eigenständigen Erarbeiten der Lerninhalte diese sehr genau anzuleiten.
Es darf nicht sein, dass mein Sohn auf die direkte Nachfrage wie er denn das Arbeitsmaterial bearbeiten soll zur Antwort erhält: „Mach es wie du es meinst.“ Das ist unterlassene Hilfeleistung, und mit einer derartigen Vorgehensweise werden sie doch wohl auch nicht einverstanden sein.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  AvL

„Natürlich kann man mehr oder weniger offene Methoden anwenden“
Ach!
Danke, genau das schreibe ich seit Jahren.
Es wurde von Ihnen bisher immer in Abrede gestellt.

„Es darf nicht sein, dass mein Sohn auf die direkte Nachfrage wie er denn das Arbeitsmaterial bearbeiten soll zur Antwort erhält: „Mach es wie du es meinst.“ … und mit einer derartigen Vorgehensweise werden sie doch wohl auch nicht einverstanden sein.“

Das kommt doch sehr darauf an in welcher Situation mit welchem Material nach welcher vorherigen Hilfestellung dieser Satz erfolgte.
War es ein neues Material und das Kind in der Situation überfordert?
War die Lehrkraft sicher, dass das Kind auf Grundlage der bisherigen gezeigten Leistungen ohne Mühe die Aufgabe selbstständig und allein bewältigen konnte?
War es ein Material, das genau diese eigenständige Bearbeitung herausfordern sollte, damit das Kind sich selbst Gedanken machen sollte und die Lehrkraft an diesem Material, als Diagnostik eingesetzt, erkennen konnte, ob das Kind eine Aufgabenstellung selbstständig erfassen und umsetzen kann?
War es die Reaktion auf fortwährendes Einfordern einer Hilfestellung in 1:1-Zuwendung, da dem Kind vermittelt wurde, allein auf diese Weise Glück beim Lernen empfinden zu dürfen?
War es gar das Ziel der Lehrkraft, das Kind zu selbstständigem Handeln zu motivieren?
War es das Ziel der Lehrkraft, das Kind dazu zu bringen, über das Reproduzieren und die bereits bekannten Fähigkeiten hinaus zu arbeiten und es im Erfolg zu bestärken?

Ich kann weder die Situation noch die Reaktion beurteilen und würde daraufhin auch nicht behaupten, es sei „unterlassene Hilfeleistung“ und damit eine strafbare Handlung.

AvL
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Der wollte nur wissen, wie er das Arbeitsblatt bearbeiten soll. Und es war nicht das erste mal.

AvL
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Wo habe ich geschrieben, dass die Methoden des selbständigen Lernens der alleinige Grund für das schlechte Abschneiden der IQB-Studien sind?

Ich schrieb Ihnen: „Kurzum, die Methoden des selbständigen Lernens werden nicht als eines der Probleme angesehen.“

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Cuibono hat es schon erläutert.

Um die anderen 1/3 bis 2/3 kümmert sich der Lehrer trotzdem, jedoch bilden die nicht mehr den Mittelpunkt, nach denen sich die anderen zu richten haben. Das bedeutet zwangsläufig, dass die Grundschule nicht mehr zwangsläufig in vier Jahren absolviert werden wird oder bei entsprechender Größe der Schule leistungsdifferenziert werden muss. Die Elternentscheidung bei der weiterführenden Schule entfällt natürlich auch.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Wobei Sie unter „Leistungsdifferenzierung“ eine externe Differenzierung verstehen, also separate Lerngruppen oder Schulen.
Wann möchten Sie die Einteilung der Erstklässler:innen vornehmen? Nach 3 Wochen Schule oder erst nach 6 Monaten?

Die Entwicklungsunterschiede zur Einschulung betrugen schon früher 3 Jahre, das würde ich heute weiter fassen.
Wie viele Lerngruppen möchten Sie daraus bilden?

ysnp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

„In der Grundschule wird zu sehr mit überkommenen Methoden, die auf eine eher homogene, leistungsbereite, leistungswillige und leistungsfähige Schülerschaft setzt, gearbeitet. Sogar die Reaktion auf die Heterogenität setzt zumindest auf einen Leistungswillen und oben drauf noch als Königsdisziplin die Selbstständigkeit.“

Zuerst hat mich die Aussage befremdet. Ich kann diese homogene, leistungsfähige Schülerschaft vielleicht darauf beziehen, dass Sie diesen Eindruck bekommen haben, nachdem Sie ein paar Aussagen von Universitätsangehörigen, die in Forschung und Lehre tätig sind, mitbekommen haben.

Wir Grundschullehrer wissen schon lange, dass wir keine homogene, leistungsfähige Schülerschaft haben, sondern eine sehr heterogene. Ihre Vorschläge sind für jüngere Schüler schon allein von der Konzentrationsfähigkeit nicht durchführbar. Wichtig ist der Methodenmix, sodass Schüler diverse Kompetenzen erwerben. Von Frontalunterricht bis hin zum selbstständigen Arbeiten – bei einer Klassenstruktur sollte da alles drin sein und unterschiedliche Persönlichkeitsbildungsbereiche der Schüler ansprechen und weiterentwickeln.

Bei Gruppenarbeiten ereignen sich neben dem gemeinsamen Lernen und Erforschen auch soziale Prozesse, die dann in der Grundschule sinnvollerweise reflektiert werden. Ich kann mir allerdings vorstellen, wenn man in den Sekundarstufen die Klassen nur eine Stunde hat und vom Stundenwechseln getrieben ist (das war mein Eindruck bei Hospitationen an der Realschule und am Gymnasium), dass es da sehr schwer wird, andere Kompetenzen außer der Wissensvermittlung sinnvoll zu verfolgen.

Ich gebe Ihnen Recht, dass schwächere Schüler eine klare Struktur brauchen. Die Antwort findet sich aber nicht beim gleichmachenden Frontalunterricht, da schalten gerade schwächere und dadurch unmotiviertere Schüler schneller ab und die gedankliche Beteiligung ist nicht da. Man kann auch offene Unterrichtsformen gut strukturieren. Bei vielen Unterrichtsformen (und ich sehe da keinen „Schnickschnack“ ohne Sinn) neben dem Frontalunterricht erlebe ich eine bessere Beteiligung/Aktivierung gerade von schwächeren Schülern.

Last edited 1 Jahr zuvor by ysnp
Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Ich finde „Frontalunterricht“ muß nicht „hart“ sein.

ABC
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Muss er auch nicht und ist er meist auch nicht.
Doch seit vielen Jahren wird er so gern mit der sog. „Rohrstockpädagogik“ in Verbindung gebracht und als Qual für die Kinder dargestellt, dass ich Georg verstehe, wenn er im Zusammenhangvon mit Frontalunterricht von „hart“ spricht.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Sie wissen aber, was gemeint war.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Finde ich auch, aber warum ist der so in Verruf geraten bzw. wird so angefeindet? Siehe hier:
https://www.fes.de/e/das-ende-des-frontalunterrichts-neue-studie-im auftrag-der-fes
Das sind schon fast ideologisch verhärtete Fronten, aber wer hat die aufgebaut?

BeWa
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Ich bin zwar nicht angesprochen, aber vielleicht gestatten Sie …!?

Das führt nämlich in mein aktuelles „Schädeldeckenabsprengthema“ und ich bin da auch leider nicht ganz polemikfrei.

Was den LuL ihr Frontalunterricht, ist den EuE ihr Stuhlkreis. Letzterer gerät auch in Verruf.

Begründung: Adultismus + mangelnde Partizipation.
Die päd. FK ist Boss und diskriminiert so die Kinder altersbezogen.
Ein Stuhlkreis ist weder inklusiv noch interaktiv. Er unterbindet das individuelle Eingehen auf die kindliche Persönlichkeit.

Und geht man nicht sekündlich individuell auf das Kind ein, verletzt man praktisch seine Persönlichkeitsrechte und begeht eine Kindeswohlgefährdung.

Tschuldigung! Das war die Polemik.

Ernsthaft:

Es wird Ihnen bez. des Frontalunterrichts als LK unterstellt, dass Sie ohne Bewusstsein der bzw. Fingerspitzengefühl für die Situation Ihren Lehrstoff rausschwallen und nicht merken, wenn ein Kind nicht mitkommt.

Es wird mir als päd. FK unterstellt, dass ich den Stuhlkreis genauso ignorant anleite.

Ganz allgemein ist alles verpönt, was der gemeinschaftlichen Ansprache einer Gruppe mit Weisungscharakter gleichkommt.

Da kann ich 1000x argumentieren, dass zeitlich der Stuhlkreis einen Bruchteil des Aufwandes für individuelle Sprachförderung oder selbstbestimmte Kleingruppenaktivität ausmacht.

Prinzipiell ist es die gleiche Diskussion wie zum Thema Ausmalbilder. Für mich sind die eine gute Übung im Bereich Feinmotorik, Stifthaltung, Hand-Augen-Koordination usw.
Für eine Dozentin aus dem Referat „Kreativität“ ist das Ausmalbild etwas, das
umgehend die Fantasie abtötet und das Kind quasi lobotomiert.

Da kann ich wieder 1000x vergebens argumentieren, dass die Kinder zeitlich viel länger frei malen und frei basteln.
(Und Ausmalbilder wünschen!)

Die gleiche surreale Diskussion zum Thema Lego Creator (nach Plan bauen) versus Lego Classic (frei bauen).

Die kurze Antwort auf Ihre Frage:

Ich denke, all das ist einerseits ein Ergebnis von Hyperindividualismus und andererseits der Tatsache, dass die Fachleute eine thematische Verengung auf ihr Fachgebiet haben und sich 8 Stunden am Tag mit etwas auseinandersetzen, das in Ihrem und meinem Berufsalltag eine winzige Facette dessen ist, was uns beschäftigt.

Ich bin mittlerweile so angefressen, dass ich einer m.E. komplett vernagelten Dozentin eine Fortbildung im Bereich „Methodenvielfalt“ empfohlen habe.

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  BeWa

Vielen Dank, @BeWa.
Das haben die lieben „Fachleute“ irgendwie immernoch nicht begriffen: DAS EINE SCHLIEßT DAS ANDERE NICHT AUS!!!
BEIDES IST MÖGLICH – JA, WIRKLICH!!! Man mag es kaum glauben. Man kann das eine tun und das andere trotzdem nicht lassen. Das begreif sogar ich – ganz ohne Studuim.

ysnp
1 Jahr zuvor
Antwortet  BeWa

Ich finde es gut, dass Sie in Kitas Stuhlkreise machen und auch die ganz wichtige Feinmotorik trainieren. Der Stuhlkreis in der Kita ist der Anfang vom Stillsitzen und Zuhören.
In der Grundschule machen wir auch Stuhlkreise. Nur würde ich die jetzt nicht als Frontalunterricht sehen, denn zumindest in der Grundschule sind sie wesentlich kommunikativer. Wir machen auch sogenannte Stehkreise und Kinositz vor der Tafel. Das ist jetzt auch nicht reiner, klassischer Frontalunterricht, denn die Schüleraktivierung ist alleine durch die „Anordnung“ der Schüler größer.
Ein Frontalunterricht heißt ja nicht, dass hier keine Lehrer- Schüler-Kommunikation stattfindet. Es bedeutet, dass die Lehrkraft frontal vor der Klasse steht und von dort aus agiert. Die Kommunikation geht von der Lehrkraft aus und ist meistens linear auf die Lehrkraft ausgerichtet. Zudem gibt es wenig Interaktion zwischen den Schülern.
Ich mache auch öfter traditionellen Frontalunterricht – das ist ja immer der Fall, wenn man erklärt. Selbst Präsentationen sind Frontalunterricht, weil sie frontal geschehen, es wird nur ein anderes Medium statt der Tafel eingesetzt. Wenn man zu wenig Zeit für andere Methoden hat, weil man Stoffdruck oder Vorbereitungs- bzw. anderen zeitlichen Schulstress hat, macht man das eine oder andere mit Frontalunterricht, zumindest stellen wir das immer wieder an unserer Schule fest.
In der Grundschule geht es zwar auch um Individualität, aber nicht so extrem wie Sie es schildern. Wir haben ja noch eine Klassengemeinschaft zu „verwalten“ bzw. die Kinder zum gemeinschaftlichen Bewusstsein hinzuführen. Entwicklungsmäßig sind sie irgendwann in der Grundschule auf einem Stand, wo das immer besser möglich sein sollte.
Mit dem Methodenmix gebe ich Ihnen absolut Recht!

BeWa
1 Jahr zuvor
Antwortet  ysnp

Ich hatte Frontalunterricht und Stuhlkreis nur insoweit „verglichen“, als dass sie erwachsenenzentriert sind und sie beide deswegen in Verruf geraten.

Ich habe mal diverse Schulwandkarten secon hand gekauft …
– „Die Geschichte der Menschheit“
(beeindruckende 1,8×2,5 m)
– „Flusslandschaft und Begradigung“
– „Mensch und Tier am Nordpolarkreis“
usw.
Die Kinder holen sich Stühle, setzen sich davor und lassen sich von mir etwas erzählen. Komplett erwachsenenzentriert. Und dann entdecken sie über die Tage immer wieder etwas Neues, zeigen sich das gegenseitig, holen sich Bücher oder fragen mich: z.B. mit welchen Farben die Steinzeitmenschen überhaupt gemalt haben. Und wenn vom Herbstfeuer noch angekokelte Holzstücke rumliegen, malen sie damit Hände und Tiere an die Hauswand.
Ich finde das großartig!
In einer Praxisstunde würde unsere Auszubildende dafür eine 6 bekommen.

Noch ein No Go:
Die Kinder haben am Feldrand eine Schlangenhaut gefunden.
Dann lasse ich die Kinder auch mal 10min „Sendung mit der Maus“ sehen. So gut wie in dem Film kann ich „Häutung“ anhand eines Bilderbuchs gar nicht erklären.

Ich will Inhalte vermitteln und bilde mir ein, dass ich damit auch das a k t i v e Zuhören fördere.
Stillsitzende Kinder hören nicht automatisch wirklich zu. Das tun sie aber, wenn sie interessegeleitet sind. Diesem Interesse begegne ich mit der gerade am besten geeigneten Methode.

Mich ärgert, dass bestimmte Methoden, die sich als gut und sinnvoll erwiesen haben, als unbrauchbar deklariert werden, weil sie „adultistisch“ sind.

Ich wage zu behaupten:
wenn sich die Mehrheit der EuE in den Kitas von erwachsenenzentrierten Methoden gänzlich abwendet, dann wird das nachteilig in der Grundschule zu merken sein.

OlleSchachtel
1 Jahr zuvor

Und wieder mal: „Schuld sind ….die Grundschullehrer“…. Weder mangelnde Umsetzung der Inklusion (kein Doppllehrerprinzip), noch zu große Klassengrößen, zunehmend Kinder mit „Besonderheiten“ werden angesprochen.
Natürlich sehe ich selbst an manchen Stellen die Notwendigkeit die Balance zwischen „Kindertümelei“ und „Nürnberger Trichter“ zu finden. Wir kämpfen aber inzwischen mit Kindern, die vor Schulbeginn weder gelernt haben länger als 5 min auf einem Stuhl zu sitzen, die weder eine Schere halten können noch einen Stift. Sie sind nicht in der Lage sich selbständig an und aus zu ziehen (Sport) noch ist der Wortschatz den man früher erwarten konnte vorhanden. Wir müssen uns darauf einstellen Kinder zu unterrichten, die bereits mit zwei Jahren vor dem Bildschirm geparkt wurden und weder grob- noch feinmotorisch fähig sind.
In Bildung in den Grundschulen wurde in BW seit 20 Jahren nicht investiert. Das rächt sich jetzt!

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  OlleSchachtel

„….die weder gelernt haben länger als 5 Minuten auf einem Stuhl zu sitzen…“
Morgenkreis im Kindergarten findet bei uns AUF STÜHLEN statt. Das Problem in vielen Kindergärten ist aber, daß in den „Funktionsräumen“, in denen das Spielen in offenen Gruppen heute stattfindet, oft nur noch ein Tisch steht und dementsprechend auch zu wenig Stühle für alle Kinder da sind. Deshalb findet der Morgenkreis häufig auf dem Teppich sitzend statt. An sich finde ich das nicht schlimm. Mir ist aber im Laufe der Zeit aufgefallen, daß ich wesentlich mehr Ruhe in den Morgenkreis bringe, wenn die Kinder auf Stühlen sitzen. Wir haben deshalb ein Kontingent an Stühlen eigens für den Morgenkreis in einer Ecke gestapelt.
Was die mangelnde Fähigkeit mit Schere und Stift umzugehen betrifft, da habe ich mich schon weiter unten dazu geäußert.
Ich habe den Eindruck, daß viele Erzieherinnen heute das Erlernen dieser Fertigkeiten nicht mehr als so wichtig erachten Der Fokus liegt da eher auf anderen Bereichen. Die Kinder sollen sich ganz nach ihren eigenen Befürfnissen entfalten können und wer nie Lust hat zu Malen oder etwas auszuschneiden, der muß das auch nicht. Man möchte den Kindern nichts aufzwingen. Ich finde es ja grundsätzlich richtig, Kindern viel Raum zur Selbstentfaltung zu lassen. Aber den haben sie doch auch. Man nennt das FREISPIELZEIT, und die nimmt im Kindergartenalltag zu Recht einen großen Raum ein. Das ist die Zeit des Tages, wo Kinder frei entscheiden was, wo und mit wem sie spielen wollen. Für uns Erzieherinnen ist es die Zeit, zu beobachten, wo nötig, zu unterstützen oder lenkend einzugreifen. Es ist die Zeit, wo man sich mit einzelnen Kindern beschäftigen kann, Spiele spielen, Bücher anschauen oder vorlesen kann. Immer vorausgesetzt natürlich, das nötige Personal ist vorhanden. Fehlt es daran, ist es nämlich die Zeit, wo ich…äh…aufpasse, daß nix passiert.
Aber mal vorausgesetzt, das Personal ist vorhanden, dann kann man all diese schönen Dinge im Freispiel tun.
Also, Auftrag erfüllt: Alle durften ihren Interessen und Befürfnissen nachgehen, wie es ihnen beliebt, immer vorausgesetzt natürlich, sie kommen damit niemand anderem in die Quere. Dabei lernen die Kinder unglaublich viel an sozialen, emotionalen, kognitiven und motorischen Fähigkeiten.
Es gibt aber Fertigkeiten, da muß man ein wenig nachhelfen, weil die Kinder sie sonst alleine nicht erlernen. Sei es, weil sie irgendein grundsätzliches Defizit haben, sei es weil ihnen schlicht das Interesse und somit die Motivation fehlt, sei es, weil im Freispiel die Gelegenheit dazu fehlt.
Dafür ist dann die Zeit des „gelenkten Angebots“ da. Auch hier kann ich die Interessen der Kinder berücksichtigen und Themen wählen, die für sie gerade wichtig und spannend sind. Also z.B. ein Buch über den Wolf anschauen, weil ich im Freispiel beobachtet habe, daß manche Kinder sich gerade sehr für dieses Tier interessieren. (Wie man das mit dem Wolf und der Schere zusammenbringt, beschreibe ich in einem Kommentar weiter unten.) Damit schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe:
1. Wir greifen die Interessen der Kinder auf und lernen etwas über Wölfe.
2. Wir lernen uns auf eine Sache (hier das Buch), zu konzentrieren, wir lernen zuzuhören, andere ausreden zu lassen und wir lernen uns zu melden, wenn wir etwas sagen wollen und quasseln nicht einfach dazwischen.
Ja, und auch wenn ein Kind gerade nicht versessen auf Bilderbuchbetrachtung ist, so glaube ich nicht, daß es eine unzumutbare Herausforderung darstellt, die eigenen Interessen für die Dauer dieser Beschäftigung einmal zutückzustellen. Selbstverständlich verlange ich das nicht von einem Dreijährigen. Aber ein Vorschulkind sollte dazu in der Lage sein und wenn es das nicht ist, dann wird es Zeit, daß es das lernt. Also – wenn Bilderbuchbetrachtung mit Vorschulkindern, dann nehmen auch ALLE Vorschulkinder daran teil. (Ja, ich weiß – damit disqualifiziere ich mich in den Augen aller modernen Fortschrittspädagogen als hoffnungslos reaktionär, autoritär und völlig ungeeignet für den Beruf.)
Es ist halt meines Erachtens immer eine Sache der gesunden Ausgewogenheit. Natürlich MÜSSEN Kinder ausreichend Zeit und Möglichkeit haben, ihren eigenen Interessen und Befürfnissen nachzugehen, sich ausprobieren zu können, ihrer Phantasie und Kreativität freien Lauf zu lassen und so ihre Persönlichkeit entfalten und weiter entwickeln zu können und herauszufinden, wer sie sind, was sie können und wo ihre Talente liegen. Und sie MÜSSEN selbstverständlich in Entscheidungsprozesse mit einbezogen werden um so auch Selbstwirksamkeit zu erfahren.
Aber bitte alles mit Maß und Ziel.
Denn auf der anderen Seite müssen sie doch auch lernen, daß es gilt, die Bedürfnisse der Mitmenschen wahrzunehmen und zu berücksichtigen, daß es Grenzen für die eigene Entfaltung gibt, sobald ich damit die Grenzen anderer berühre oder gar überschreite. Sie müssen doch auch lernen, daß es Situationen gibt, wo man die Befriedigung der eigenen Befürfnisse mal für eine Weile zurückstellen muß. Und sie müssen nicht zuletzt lernen, daß man manchmal auch etwas machen muß, wozu man gerade nicht so wirklich Lust hat. Alles das natürlich nicht im Übermaß. Kindheit sollte schon in allererster Linie immer noch Freiheit und Unbeschwertheit sein dürfen. Aber so ein klein wenig Vorbereitung auf die Schule und das Leben, die ja beide nicht immer ein Zuckerschlecken sind, muß halt auch sein.

Chris
1 Jahr zuvor

Habe kürzlich im DLF etwas über einen Kindergarte gehört, dort gibt es eine „Kinderdemokratie“ bei der die Kinder dann selbst entscheiden können was Sie gerade spielen möchten etc.. Sicher ist es gut wenn Kinder in die Entscheidungen eingebunden werden, dennoch müssen Kinder auch lernen sich an die Anweisungen der Erwachsenen anzupassen, das beginnt schon damit, dass nich jeden Tag die Kinder entscheiden können was es zum Abendessen gibt. Die Rollenverteilungen sind hier einfach falsch, deshalb haben wir auch in der Berufsschule schon Lehrlinge die dem Unternehmer erklären wollen wie es jetzt richtig geht und auch Schüler die keine Anweisungen umsetzen können.

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  Chris

Da gebe ich ihnen recht.
Mir wird in dieser Sache aber immer viel zu viel über ein Entweder/Oder diskutiert. Es gibt Themen, da kann ich soetwas wie „Kinderdemokratie“ in der Kita sehr gut umsetzen und dann gibt es Bereiche, wo ich als Erwachsener die Richtung vorgeben muß.
Das ist doch völlig klar. Genauso stell ich mir das auch in der Grundschule vor. Da wird es Themenbereiche geben, wo eher der vielgeschmähte „Frontalunterricht“, (ein furchtbares Wort), angezeigt ist und dann gibt es sicher auch Phasen, in denen sich sehr gut Gruppenarbeit, Stationslernen u.ä. umsetzen läßt.
Was ich auch nicht verstehe ist, warum man, in Gottes Namen, Kinder in der Kita nicht dazu animieren sollte, auch mal eine Schere in die Hand zu nehmen. Natürlich gibt es da die chronischen Bastelverweigerer.
Aber auch die kriegt man. Ich darf halt nicht erwarten, das die jubeln, wenn ich sie zum Blümchen und Schmetterlinge ausschneiden überreden will. Aber wenn ich vorher ein Bilderbuch vom vorwitzigen, frechen, kleinen Wolf mit ihnen angeschaut habe, dann krieg ich sie meistens damit, daß ich genau diesen frechen, kleinen Wolf bastele, zuzüglich mit Hilfe von durch Musterklammer beweglichen Kopf, damit er die Schnauze zum Mond anheulen auch schön Richtung Himmel drehen kann. Nur mal so als Beispiel. Ja, ich geb’s zu – bei den ganz harten Scherenverweigerern hilft oft nicht mal das. Aber, Freunde der „Kein-Kind-darf-gar-nie- nicht-zu-irgendwas-‚gezwungen‘-werden-Pädagogik“ jetzt bitte ganz tapfer sein oder weghören, denn selbst die Komplettverweigerer krieg ich zum Ausschneiden.
Da gibt es ja auch noch die Möglichkeit, dem Kind ganz klar zu sagen, daß man zwar versteht, daß es Ausschneidrn grundsätzlich doof findet, daß man es aber trotzdem ab und zu Üben müsse, weil man es für den Schulbesuch nun mal braucht. Punkt. Da brauch ich auch wirklich keinen Rohrstock dazu und am Ende hat sich bis jetzt ausnahmslos JEDES Kind gefreut, wenn es einen SELBSTGEBASTELTEN Wolf, Schmetterling oder was auch immer, mit nach Hause nehmen und stolz der Mama und dem Papa präsentieren konnte.
Ich frag das jetzt ganz ernsthaft: Gibt es tatsächlich Erwachsene, die glauben, davon kriegt das Kind ein Trauma? Echt jetzt?
Ok. Dann wundert mich nichts mehr.

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Hoppla, @Carsten 60, mir ist da doch tatsächlich wieder ein das/daß – Fehler durchgeschlupft. Ich bin mir sicher, sie werden ihn finden. 😉

AvL
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Da waren mehrere Anwendungen außerhalb der orthographischen Regelwerke. In Zeile 14 …., dass die jubeln, wenn..
und u.a.in Zeile 17 …daß ich genau diesen…

Das Graphem ß folgt nach der letzten Rechtsschreibreform als scharfes „S“ nach einem langen Vokal wie Soße, nach eu wie im Wort scheußlich oder ei wie in heißen.
Ein Trauma haben diese Kinder nicht, aber anscheinend wird das Graphem ß nicht ausreichend silbenanalytisch eingeübt, sodass Straße „Strasse“ geschrieben wird, oder man kommt aus der Schweiz, wo dass ß durch ss ersetzt wurde.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Nein, ich sehe keinen. Außerdem: Ein einziger Fehler in einem längeren Text ist nicht weiter tragisch, eine Häufung von Fehlern macht’s. Schlimm finde ich allerdings, wenn Grundschullehrer in Rechtschreibung unsicher sind. Eine Ausrede haben allenfalls die, die noch mit der alten Rechtschreibung aufgewachsen sind. Aber schließlich kann man alles heute digital (!) nachschlagen, wenn man unsicher ist.

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Da bin ich aber froh, daß/ss ich keine Grundschullehrerin und obendrein noch mit der alten Rechtschreibung aufgewachsen bin. Zwei Ausreden auf einen Schlag, ich bin ein*e echte*r Glückspilz*in.

Marie
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Wir haben hier im Ort eine KiTa, bei der die Kinder permanent selbst entscheiden können, womit sie sich gerade beschäftigen wollen. Wer z.B. ausschneiden „doof“ findet, verbringt seine Zeit halt in einem anderen Raum oder draußen. Jetzt, da die Zwerge bei mir im ersten Schuljahr sitzen, höre ich von den Eltern, das Kind wäre in einem „freigeistigen“ Kindergarten gewesen und käme mit der strengen Reglementierung in der Schule leider so gar nicht klar…

Fr.M.
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Mich wundert vieles, was nach jüngsten Erkenntnissen so schlimme Traumata hervorruft, dass nur Fachleute sie beheben können.
Ältere Generationen, müssten eigentlich völlig krank in der Seele sein und massenhaft Therapie benötigen.

BeWa
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Genau das habe ich im QM-Kurs gefragt.

Antwort: „Es ist Adultismus, den Kindern etwas aufzudrücken bzw. für sie zu entscheiden. Das steht der Entwicklung von Autonomie und Selbstbestimmung im Wege.“

Danach folgten erwartungsgemäß die ganzen Einschränkungen:
– über Sicherheitsrelevantes soll natürlich das Team entscheiden
– Eltern haben natürlich das letzte Wort
– bei Förderbedarf muss das Kind dann natürlich doch einmal ran

Begründung der Dozentin:
„So ist das eben mit Theorie und Praxis!“

Auf meine Frage, ob man Theorie und Praxis nicht schon einmal im Vorfeld zusammendenken sollte zwecks Herstellung einer Schnittmenge, gab es nur einen bösen Blick.

Bei uns spielen die Kinder 50% der Zeit, was sie wollen (ob drinnen oder draußen). Nur im Falle eines Förderbedarfes rufen wir ein Kind zu uns, warten aber dafür eine Spielpause ab. Zudem gibt es zu jedem Monatsthema eine Mal-, Bastel-, Werk- oder Stickarbeit, die jedes Kind machen muss. Dann freut sich Uroma zum 90sten über einen Kreuzstich-Igel. Kind stolz. Eltern stolz. Und wir konnten die Feinmotorik checken.
Das ist bieder, retro, vorgestrig!?
Dann sei es so.
Um hier auch wirklich nachhaltig zu schockieren:
Wir lernen Gedichte auswendig!
Kein Kind muss eins aufsagen, fast alle möchten gerne.

Sport, Musik, Sprachbildung, Vorschule sind altersgruppenbezogen und die Teilnahme ist mandatorisch. Will ein Kind nicht laufen, singen, sprechen, sitzt es halt nur dabei. Auf Mitarbeit bei der Vorschule bestehe ich jedoch. Allerdings ist es Jahre her, dass wir ein Kind hatten, das irgendwas nicht wollte.

Freitag ist Ausflugstag. Über kleinere Ausflüge wie „In-unseren-Wald-gehen“ oder mit den Kigafahrzeugen durchs Dorf fahren oder 15min Busfahrten zu Spielplätzen in der Umgebung entscheiden die Kinder.

Über größere Ausflüge z.B. nach HH ins Museum, zur Landwirtschaftsmesse, an den Travemünder Strand entscheidet das Team.

Wir erklären den Kindern solche Entscheidungen („Adultismus“?) mit Organisation, Sicherheit usw.

Das interessiert die aber gar nicht, die freuen sich einfach aufs Zugfahren und Muschelsammeln.

Traumatisieren geht anders, würde ich sagen.

Lera
1 Jahr zuvor
Antwortet  BeWa

Adultismus:

„Ich habe ein schlaues Wort für das in Rede stehende Phänomen aufgeschnappt.

Das gibt mir als mittelbegabtem Opportunisten in jeglicher Diskussion das Recht – wenn nicht die Pflicht – mich in intellektueller und ethischer Überlegenheit zu wähnen.

Widerspruch in Form von Hinweisen auf die angebliche Wirklichkeit durch sogenannte „Praktiker“ lässt sich zum Glück immer kontern mit: Haste dazu ne Studie?“

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  BeWa

Ich habe mich jetzt mal näher mit dem Begriff „Adultismus“ auseinandergesetzt.
Das ist ja ein weites Feld.
Wenn eine Erzieherin, wie in einem Beispiel für Adultismus beschrieben, in der Krippe die Ein- bis Dreijährigen zum Aufräumen auffordert, weil es gleich Mittagessen gibt, dann sechs der Kinder, die ihrer Aufforderung nicht schnell genug nachgekommen sind und erst mal weitergespielt haben, damit „bestraft“, daß sie zunächst kein Stück Pizza auf ihren Teller gelegt bekommen, dann ist das neuerdings halt Adultismus. Ich würde es schlicht als Blödheit bezeichnen und mich fragen, ob die Dame den richtigen Beruf gewählt hat.
Wenn wir ausgiebig im Garten gespielt haben und dann halt irgendwann wieder rein müssen, weil nun mal das Mittagessen fertig ist und Kinder ja, trotz allem, ab und an auch mal was essen sollten, dann bin ich durchaus bereit, der dreijährigen, sich gerade in einer Trotzphase befindlichen „Lea-Sophie“ das nochmal auf Augenhöhe extra zu erklären. Ich äußere Verständnis dafür, daß sie das jetzt blöd findet und versuche sie mit der Aussicht zu trösten, daß man nachmittags nochmal in den Garten gehen könne.
Aber dann ist auch mal gut. Ich weiß nämlich, das meine Kolleginnen, von denen eine längst Mittagspause hätte, mit den 23 anderen Kindern in der Garderobe sind, wo ich jetzt eigentlich auch sein sollte, um die Kollegin abzulösen, die ja eigentlich schon in der Pause sein sollte, damit sie rechtzeitig wieder zurück ist, um die Kleinen beim Mittagsschlaf zu betreuen. Nun hat „Lea-Sophie“ aber eine seeeehr ausgeprägte Trotzphase und zieht es immernoch vor bockig mit dem Füßchen zu stampfen. Da erlaube ich mir, sie hochzunehmen und reinzutragen. Das ist auch „Adultismus“, weil ich mich über die Interessen von „Lea-Sophie“ hinweggesetzt und meine Machtposition als Erwachsene ausgenutzt habe, um meine Interessen durchzusetzen.
In den Utopien der Elfenbeinturmbewohner hätte es zu dieser „Eskalation“ gar nicht kommen KÖNNEN, weil „Lea-Sophie“ nach meinen einfühlsamen Worte, s.o., bereitwillig mitgegangen wäre.
Und selbst wenn dem NICHT so wäre, hätte ich sie keinesfalls einfach hochnehmen und unter Prodestgeschrei, nach drinnen befördern dürfen. Laut einer Expertin für Adultismus in Kitas, hätte ich Lea-Sophie fragen müssen, welche anderen Lösungen sie sich für diesen Konflikt vorstellen könne.
HERR, LAß HIRN VOM HIMMEL FALLEN! VIEL HIRN!
Wenn Menschen sich für Kinderrechte einsetzen wollen – großartig! Ich würde als allererste Maßnahme zur Wahrung der Kinderrechte fordern: WEG MIT DER MASSENKINDHALTUNG IN KITAS!!! Dann wird es Situationen, wie die mit „Lea-Sophie“, viel, viel seltener geben.
Es waren nämlich gar nicht „meine“ Interessen, die ich da ganz egoistisch und rücksichtslos dem armen Kind gegenüber durchgesetzt habe.

BeWa
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Ich würde noch weitergehen und sagen, dass „Adultismus ohne Machtmissbrauch“ im Interesse der Kinder ist:

1. Gerade in sicherheitsrelevanten Fragen haben Erwachsene Übersicht und Erfahrung. Wir wissen es schlicht beser.

2. Klare Strukturen geben Sicherheit.

3. In unserer Einrichtung könnten wir nicht die Unternehmungen machen, die wir machen, wenn es diese Struktur (Disziplin in der Gruppe?) nicht geben würde. Ich glaube sogar, dass wir dieses harmonische und freundliche Miteinander der Kinder nicht hätten.

4. Die Kinder lernen etwas kennen, das ihnen ihr ganzes Leben immer wieder begegnen wird. Nämlich Personen, die in einer bestimmten Situation oder in einem bestimmten Umfeld das Sagen haben. Seien es nun Lehrer, Polizistinnen, Rettungsassistenten oder Zugbegleiterinnen. Also Personen mit besonderer Verantwortung. Wie wir sie auch in der Kita haben.

Und natürlich schließen diese Punkte Partizipation nicht aus,
… dass man also die Kinder an Demokratie heranführt, indem sie zu ihren Belangen gehört werden und mitbestimmen können.

Ein Dozent sagte dazu:
„Ohne Machtmissbrauch wäre es auch kein Adultismus.“

Dazu ich: „Wenn ich also (wie bisher allgemein üblich) den Kindern in ihrem eigenen Interesse sage, wo es langgeht, ist es also kein Adultismus?“

Dozent: „Wenn die Kinder vorher zu ihren Interessen nicht gehört wurden, dann ist es Machtmissbrauch und damit Adultismus.“

Das Ganze hat was von Catch 22.

PS
„Ich wünsche der Redaktion und allen Kommentatoren hier ein schönes neues Jahr!“

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  BeWa

Danke. Das wünsche ich auch allen hier. 🙂

ysnp
1 Jahr zuvor
Antwortet  BeWa

Sie schildern eine bedenkliche Entwicklung in der Elementarpädagogik. Ich würde den Dozenten mal eine Hospitation in den Grund- und Hauptschulen (Sekundarschulen) vorschlagen, wo sie schon die negativen Auswirkungen ihrer These feststellen können. Das pflanzt sich wie ein roter Faden fort.
Auch die antiautoritäre Erziehung in den 60igern/70igern hat für die Betroffenen eher zu Schwierigkeiten geführt. Winterhoff hat anscheinend sein erstes, bekanntes Buch (Wenn Kinder zu Tyrannen werden) vergebens geschrieben.

BeWa
1 Jahr zuvor
Antwortet  ysnp

Ich habe leider über die Pandemiezeit etwas den direkten Kontakt zu den LuL der hiesigen Grundschule verloren. Und jetzt sind ganz viele altbekannte Gesichter weg.

Schon v o r der Pandemie sagten die LuL übereinstimmend, dass 25% der Erstklässler mangels Basiskompetenzen gar nicht beschulbar sind und ein weiteres Viertel aus Prinzen und Prinzessinnen ohne Frustrationstoleranz besteht.

Wir haben in der Elternschaft traditionell einen hohen LuLanteil, zur Zeit nur von weiterführenden Schulen. Die bestätigen aber ähnliches.

Ich s a g e den Dozentinnen unentwegt, dass wir doch keine Kinder zur Schule schicken dürfen, die nicht stillsitzen können, tun, was sie wollen und für die Erwachsenenansagen ohne Relevanz sind.

Es gibt darauf nur 2 Entgegnungen:
1. Wir müssen in der Kita diese Fähigkeiten eben ohne Adultismus vermitteln.
2. Die Lehrer müssen ebenfalls adultismusfreie Methoden finden.

Es ist sinnlos.
Solche Diskussionen scheitern schon daran, dass ich sage, es muss eine gewisse Grunddisziplin in der Gruppe sein, sonst können wir angesichts unseres Personalschlüssels nicht mehr mit dem ÖPNV fahren.

Disziplin! Und dann geht gar nix mehr.

Da hätte ich auch gleich Winterhoff zitieren können (was ich aber nicht täte).

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Hey, Marion. Mir ist gerade das „prickeln“ – so hieß das, glaube ich, eingefallen. Gibt es das eigentlich noch? Meine Kinder waren im Waldorfkindergarten und da war einiges anders,deshalb weiß ich das nicht. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich als Kind im Kindergarten (85/86)mit der Schere gearbeitet habe. Wir haben stattdessen immer Bilder „ausgeprickelt“, also mit einem kleinen Stocher. Das war eine mühsame Arbeit und hat Spaß gemacht. Man war stolz auf das Ergebnis, denn damit man das Pappbild herauslösen konnte, musste man genau an der Linie entlang einen Piekser nach den anderen setzen. Wenn man das zu schlampig gemacht hat, konnte man die Figur, die man gezeichnet hatte, zB ein Osterhäschen, nicht herauslösen. Demnach war man erst fertig, wenn man das ordentlich gemacht hatte.

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Ja, das „Prickeln“ gibt es noch.
Wird, zumindest bei uns, auch immer mal wieder gemacht.
Die Kinder entwickeln da zum Teil einen ziemlichen Ehrgeiz, es zu schaffen.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marion

Ist, finde ich, eine gute Fleißübung für die bevorstehende Schulzeit. Auch, um durchhalten und genaues Arbeiten zu üben.

Marion
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Ist es. 🙂

Leo
1 Jahr zuvor

Liebe Redaktion, arbeiten Sie bitte an der Verbesserung der Tonqualität.

GriasDi
1 Jahr zuvor

Ich glaube nicht, dass das Problem an den Grundschulen halt macht. Es ist doch an jeder Schulform so, dass die Leistungen der SchülerInnen „abstürzen“ nur kann das an weiterführenden Schulen besser versteckt werden. Lesen, schreiben und rechnen – was will man da verstecken. Ob die Abiturienten aber vor ihrem Mathestudium einen Aufbaukurs belegen müssen, in dem Themen behandelt werden, die früher Schulstoff waren bemerkt doch kaum jemand. Man muss ja nur das Niveau des Abiturs absenken, schon passt es wieder.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  GriasDi

@GriasDi:
Das mit den Aufbaukursen in Mathematik ist doch nicht neu. Sie gab es schon Anfang der Siebziger, habe selber solche Kurse an der Uni Bochum abgehalten.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

@ GriasDi:
Welche Themen waren denn früher Schulstoff in Mathematik und heute nicht mehr?
Etwas Anekdotisches und sicherlich nicht verallgemeinbar:
In meiner Schulzeit an meiner Schule gab es keine Vektor-Geometrie (nur Kegelschnitte),keine exakte Grenzwertdefinition (stattdessen: „streben gegen…“), keine Wahrscheinlichkeit und Statistik. Aber reichlich Kurvendiskussionen (allerdings ohne Funktionenschar). Habe dennoch Mathematik studieren dürfen.

Noch was Anekdotisches:
In meiner ersten Mathevorlesung (Lineare Algebra) begrüsste uns der Prof in Münster mit den Worten: „Was sie in der Schule in Mathe gelernt haben können sie ruhig vergessen, wir fangen ganz vorne an und schrieb wortlos an die Tafel:
§1 Gruppen, Ringe, Körper.

Nur mal so zu „früher war alles besser“

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Das mit „Gruppen, Ringe, Körper“ am Anfang wurde doch immer heftig als „zu abstrakt“ kritisiert, bestimmt auch von Ihnen, bitte tun Sie doch nicht so scheinheilig. REIN THEORETISCH kann man im Studium bei null anfangen, tatsächlich benötigt man aber das, was für gewöhnlich „etwas Übung in mathematischer Betrachtungsweise“ genannt wird (oder eine gewisse Gewöhnung an mathematisch-logische Schlussweisen). Sonst gibt’s zahlreiche Abbrecher, und Sie sind bei den ersten, die das heftig kritisieren als „sozial ungerecht“.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

@ Carsten60:
Das mit „Gruppen, Ringe, Körper“ am Anfang wurde doch immer heftig als „zu abstrakt“ kritisiert, bestimmt auch von Ihnen, bitte tun Sie doch nicht so scheinheilig.“
Da liegen Sie aber völlig falsch. Algebra gehörte zu meinen Lieblingsthemen. Wieso unterstellen Sie mir eigentlich „Scheinheiligkeit“?

Ich rede vom Mathematik-Studium und nicht vom Mathematikunterricht in der Schule. Übrigens: Woher haben Sie denn die Weisheit, dass dies „immer heftig als „zu abstrakt kritisiert“ wurde.
Ja, man benötigt tatsächlich „etwas Übung in mathematischer Betrachtungsweise“. Dazu braucht man allerdings Zeit und nicht Stoffhuberei (Stichwort: Tiefenstruktur vs. Oberflächenstruktur). Mir scheint es also nicht geschadet zu haben, in der Schule keine ausgeweiteten Integrationsmethoden kennengelernt zu haben.
Ja, das Problem mit den Studienabbrechern in Mathematik ist nach wie vor nicht gelöst, es bestand bereits zu meiner Studienzeit.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Kritisiert wurde nach meiner Kenntnis (besonders für Lehrämtler) immer der trockene „Definition – Satz – Beweis – Stil“ ohne wirkliche Motivation. Ich nehme an, dass Sie den didaktisch auch nicht gut finden. Und alte Anekdoten besagen gerade heute nicht mehr viel, auch ob Sie oder ich Algebra mögen, ist nicht relevant.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Ihre Ich-zentrierte Betrachtungsweise ist schon bemerkenswert. Schauen Sie sich doch mal an, was sich seit Ihrer eigenen Schul- und Studienzeit alles verändert hat, mit ausdrücklicher Billigung der Schulministerien !!

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Nur habe ich Zweifel, dass Sie damals lineare Gleichungen, binomische Formeln auf Schulniveau usw. behandelt haben. Sie erhellen uns bestimmt mit einer Antwort.

GriasDi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Nirgends habe ich geschrieben, dass früher alles besser war.
Zu meiner Zeit gab es solche Kurse an meiner Uni nicht (ich hab in den frühern 1990ern studiert).
Die Inhalte, die ich meinte sind unter anderem die Normalverteilung, diverse Integrationsmethoden (partielle Integration, Integration durch Substitution) und ähnliches. Das war früher Leistungskurs-Stoff und kam dann im G8 in Bayern nicht mehr vor. Diese Inhalte waren dann Bestandteil eines 3-wöchigen Kurses in der Uni.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  GriasDi

@ GriasDi:
Finde ich nicht tragisch, dass Integrationsmethoden nicht behandelt wurden. Da geht es doch nicht um grundsätzliches Verständnis. Die richtige Substitution ist ja, wie Sie wissen eh sehr tricky und erfordert sehr viel Erfahrung. Das kann man im Laufe des Studiums noch üben. Wichtiger finde ich den Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung, den hatten wir, aber ohne Beweis.

GriasDi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Es geht ja nicht darum, ob Sie das tragisch finden. Es gibt sicherlich noch mehr Inhalte, für die es nicht tragisch wäre nicht behandelt worden zu sein. Sie haben nach Beispielen gefragt und ich habe Ihnen welche genannt. Vergessen habe ich zum Beispiel auch komplexe Zahlen. Ich wollte mit meinem ursprünglichen Kommentar nur klarmachen, dass die Grundschullehrkräfte nicht alleine sind, dass an anderen Schulformen auch nicht alles rund läuft. Wenn mir zum Beispiel eine Studentin in einer Physikvorlesung sagt, ich hab’s nicht so mit Formeln, dann sagt das doch schon einiges. Und dabei ging es nur um v=s:t.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

@Georg:
Die Antwort ist trivial: Natürlich haben wir Gleichungssysteme gelöst. Die Kegelschnitte gaben dazu notwendigerweise hinreichend Gelegenheit. Wochenlang haben wir „Hieb- und Stichuntersuchungen“ vorgenommen. Viel mehr passiert in der Vektorgeometrie ja auch nicht, wie Sie wissen. Ja klar hatten wir auch die bin. Formeln in der Sek I.
Verstehe Ihre Frage aber nicht wirklich.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Wollen Sie die Frage verstehen?
Ich glaube, Georg meinte das, was in den universitären Brückenkursen behandelt wird bzw. behandelt werden muss. Diese Themen werden offenbar immer elementarer, weil immer weniger von den angestrebten und in irgendwelchen Listen stehenden Kompetenzen sowie Ausprägungen von Leitideen in den Köpfen der Abiturienten ankommt.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Damals aber gingen die Brückenkurse deutlich über den Schulstoff hinaus, heute müssen sie den Stoff der Mittelstufe (!!) nachholen. Nicht einmal die Kompetenzen des MSA-Abschlusses nach den KMK-Standards können noch vorausgesetzt werden.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

@Carsten60:
Nicht einmal die Kompetenzen des MSA-Abschlusses nach den KMK-Standards können noch vorausgesetzt werden.“

Von wem reden Sie da?

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Von dem Brückenkurs an der LMU München (offenbar für Lehrämtler), laut Angaben von K.Reiss et al. in dem Buch von I.Bausch et al. über mathematische Vor- und Brückenkurse. Da werden die MSA-Standards ausdrücklich zitiert, die Abiturstandards aber nicht. In einem dortigen Kurs wird dann die klassische binomische Formel fürs Quadrat ausführlich thematisiert, weil man wohl davon ausgeht, dass die Erstsemester das noch nicht können. Die Larmoyanz über das, was „schwierig“ ist, scheint zuzunehmen.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

@Carsten60:
Sie verbreiten hier noch nicht einmal die halbe Wahrheit, nur um die heutigen schulischen Anforderungen in Mathematik madig zu machen.

deshalb hier nun die Beschreibung der LMU München zum Sinn und Zweck der Brückenkurse:
„Die zielgruppenorientierten Brückenkurse richten sich an Studienanfängerinnen und Studienanfänger aus den Bachelor-Studiengängen Mathematik und Wirtschaftsmathematik, Mathematik im gymnasialen Lehramt und dem Lehramtsstudium für Grund- ,Haupt- und Realschulen. Ziel der Kurse ist eine Vorbereitung auf das Studium der Mathematik. Dazu werden die Inhalte der gymnasialen Oberstufe aufgefrischt und dabei gleichzeitig Techniken eingeführt, die für Erstsemestrige erfahrungsgemäß Schwierigkeiten beinhalten. Ohne auf das Studium vorzugreifen werden zudem weiterführende Themen behandelt.“

So war auch mein Kurs in den Siebzigern konzipiert: Ein Thema zu mathematischen Techniken (an das ich mich nach 50 Jahren noch erinnere), die erfahrungsgemäß Erstsemestern Schwierigkeiten machen (damals und heute), waren z.B. Ungleichungen und Abschätzungen.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Der Unterschied: Sie zitieren die Reklame und ich das, was in dem Buch über Grundkurse steht. Ich hoffe doch, Sie halten die vollmundige Selbstdarstellung nicht für die reine Wahrheit. Analog bei den Webseiten der Schulministerien.
„Techniken, die Schwierigkeiten bereiten“, das ist z.B. die Verwendung binomischer Formeln, früher war sowas fürs Quadrat kein Problem, man beschäftigte sich in Vorkursen mit allgemeinen Exponenten.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

@Carsten60
In der Tat ich spreche von den Brückenkursen, die auch Vorkurse für Mathematik an verschiedenen Unis genannt werden. Sie finden an den Unis mehrtägig statt, nicht nur in München.

Das Buch aus dem Sie zitieren kenne ich nicht.
Da haben Sie sich wohl einen Punkt rausgepickt und dann verallgemeinert. Sie glauben doch selber nicht (besser Sie wissen), dass es in dem Buch nicht nur um die Lösung von quadratischen Gleichungen geht.
Warum verschweigen Sie denn die anderen Inhalte?

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

@Gerd Möller
In dem von Ihnen zitierten Buch, das Sie als Quelle angeben, finde ich Kristina Reiss als Autorin garnicht. Aus welchem Buch zitieren (bzw. berichten) Sie denn?
Für die @Mitleser: Im Internet stellen verschiedene Universitäten ihre Brückenkurse vor. Die Unterstellungen von Carsten60 finden sich dort erwartungsgemäß nicht. Sie können sich selber davon überzeugen, dass die Ankündigungen der Unis keineswegs vollmundige Selbstdarstellungen und Reklame sind, wie dies Carsten60 suggerieren will.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Das ist ein Sammelband mit 20 oder mehr Einzelbeiträgen. I.Bausch et al. sind nur die Herausgeber.
Die Vorkurse sind ja auch ehrenhaft, aber es wird verschweigen, welch jammervolle math. Vorbildung die angehenden Studenten mitbringen.
Übrigens: Die Vorkurse müssen normalerweise extra bezahlt werden. Die Unis dürfen sonst keine Leute unterrichten, die noch nicht immatrikliert sind. Ein schönes Beispiel für deutsche Bürokratie. Und sehr sozial. 🙂

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Ich sprach auch von Vorkursen, nicht Grundkurse. Die Vorkurse finden wochenlang statt, in BaWü hat man sogar ein nulltes Studienjahr als Möglichkeit vorgesehen, siehe „MINT-Kolleg“. Aber eben auch in den Vorkursen für die Lehrämtler mit Fach Mathematik werden Dinge aus den MSA-Standards behandelt, man wagt nicht mehr, das einfach vorauszusetzen. Da gibt’s katastrophale Vorstellungen und Kenntnisse von angehenden Mathelehrern, Vermutlich gibt’s schon das Gerücht, man könne es sich in der Schule bequem machen, alle Mathematik kommt ja im Vorkurs nochmal dran. 🙂
Einheitliche Inhalte ALLER Vorkurs gibt es natürlich nicht, sie haben sehr unterschiedliche Längen und sind in der Tat z.T. nach Studiengängen aufgeteilt. Aber oben haben Sie protestiert, als ich feststellte: heute müssen die Vorkurse den Stoff der Mittelstufe nachholen. Erkundigen Sie sich, aber ich denke, das ist wahr. Und das ist eine neuere Entwicklung, vermutlich doch durch Schulreformen verursacht (was sonst?).
Grotesk ist eben: alle Schulmathematik ist mindestens 100 Jahre alt, aber die Schulministerien müssen sie ständig und im kurzen Rhythmus verändern. Folglich werden auch die Standard-Schulbücher ständig verschlimmbessert: man sieht sich gezwungen, irgendwas rauszustreichen, merkt dann, dass es in einem Beweis doch vorkam, und schreibt den Beweis dann so um, dass eben ein bisschen gemogelt wird. Oder der Beweis wird halt gestrichen. Und nach einem Jahr gibt’s wieder eine andere Version.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

@Carsten60:
Ein Sammelsurium von nicht belegten Mutmaßungen und Behauptungen.
Oder deutlicher formuliert: ein ziemliches Geschwurbel.

Ich vermisse noch die Angabe der Quelle des von Ihnen zitierten Buches

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Das mit den Beweisen stimmt aber. Man kommt in NRW sogar im Leistungskurs komplett ohne echte Beweise aus. Ja, der rechnerische Nachweis, dass ein Normalenvektor so und so lautet, ist kein Beweis.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Welche Beweise sollten denn im Unterricht behandelt werden. D.h.: von den Schülern nachvollzogen werden. Oder sollen die Schüler selber Beweise „finden“.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Sie fragen aber naiv. Siehe KMK-Abiturstandards und Kompetenz K1.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Von dem Buch habe ich oben Autor und Titel genannt. Der Verlag ist Springer-Spektrum. Das findet man im Internet. Das über die Schulbücher bezieht sich aber auf Lambacher Schweizer für die Oberstufe: Im Beweis des Hauptsatzes der Diff.- u. Integralrechnung verwenden die Autoren den Mittelwertsatz der Diff.-Rechnung, tun aber so, aber wär der eine Trivialität. Ein Bildchen genügt — seht her, stimmt. Natürlich ist der Mittelwertsatz selbst schon vor Jahrzehnten aus Schulbüchern entrümpelt worden. Auch die Stetigkeit gibt’s nicht mehr, man möchte aber dennoch zeigen, dass die Integralfunktion eine Stammfunktion ist. DAS ist dann math. Herumschwurbeln.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

@Carsten60:
Natürlich braucht man den Mittelwertsatz. Hier sind die Autoren des Lehrwerks einen Kompromiss eingegangen und haben anschaulich argumentiert. Das muss man an vielen Stellen im Schulunterricht machen. In Analysis I an der Uni wird man diese anschauliche Lücke wieder leicht exakt schließen.
Ich glaube Sie verwechseln, dass Mathematik in der Schule keine vollständige Vorwegnahme eines Themas des Mathematikstudiums sein kann und soll. Soviel Zeit steht ja gar nicht zur Verfügung und nicht alle Schüler wollen Mathematik studieren.
Dies aber dann bei notwendigen Lücken als Entrumpelung zu bezeichnen, geht zu weit. Wo man Kompromisse eingeht, darüber lässt sich natürlich trefflich streiten.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Der feine Unterschied: In der Vor-PISA-Zeit gab’s den Mittelwertsatz in Schulbüchern noch (man könnte ja diskutieren, ob der nun bewiesen werden muss), in der Nach-PISA-Zeit ist er ganz entrümpelt. Das Wort „entrümpeln“ stammt nicht von mir.
Wann haben Sie eigentlich das letzte mal in neuere math. Schulbücher geschaut? Kleiner Hinweis: Das Wort „Grenzwert“ ist neuerdings aus dem Śtichwortregister am Schluss des Buches verschwunden. Aber öfter wird von Grenzwerten geredet, und die Notation lim_{x \to a}, die gibt’s auch noch. Das nennt sich dann in den KMK-Standards „propädeutischer Grenzwert-begriff“, aber niemand hat wohl überprüft, ob irgendjemand von den schwächeren Leuten das so verstehen kann. Paradoxerweise sind aber die schwächeren SuS das Maß aller Dinge geworden, sogar in der gymn. Oberstufe.

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

@Carsten60:
Sie schreiben u.a.: „Der feine Unterschied: In der Vor-PISA-Zeit gab’s den Mittelwertsatz in Schulbüchern noch (man könnte ja diskutieren, ob der nun bewiesen werden muss), in der Nach-PISA-Zeit ist er ganz entrümpelt.“
Auch heute kann man guten Mathe-Schülern durch einen link z.B. auf Wikipedia den Hinweis geben, wie man den in der Tat wichtigen Mittelwertsatz exakt beweisen kann. Sowas nennt man einen differenzierenden Unterricht. das sollte auch in der gymnasialen Oberstufe möglich sein.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Also Sie räumen ein, dass die neuen Schulbücher sich auch in der gymn. Oberstufe und auch im LK nicht mehr an die von Ihnen so genannten „guten Schüler“ richten. Wikipedia soll als Ersatz dienen? Bei Wikipedia stimmt auch nicht alles.
Im Umkehrschluss. Alles beginnt, sich nach den schwachen Schülern zu richten. Das ist fürwahr ein großer Fortschritt! 🙂

Im übrigen verlangt niemand, dass alles exakt bewiesen wird, man kann Sätze auch als solche erwähnen ohne Beweis, das wäre ehrlich. Wenn man aber so tut, als sei das eine Trivialität, dann mogelt man eben. Und von den „guten Schülern“ erwartet man womöglich, dass die das selbständig merken. Ich vermute, selbst Lehrer merken das nicht immer.

In der Mittelstufe wird ja Mathematik viel auch fachfremd unterrichtet. Für die fachfremden Lehrer ist es unzumutbar, nun auch noch Fehler und Lücken in Schulbüchern zu finden und auszubessern. Aber für die fachliche Qualität der Schulbücher ist niemand mehr zuständig!! Die Schulministerien interessieren sich nicht mehr dafür. Und Preise bekommen Schulbücher nicht für den Inhalt, sondern für die Aufmachung: bunt, divers, hübsche Bilder und die richtigen Schlagworte, die politisch gerade en vogue sind.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Das ist so Ihre Art: mir werfen Sie unbelegte Behauptungen vor, und Sie zitieren permanent ihre subjektiven Erlebnisse aus Ihrer Jugend, die sich natürlich jeder Kontrolle entziehen. Wie viele Jahrzehnte liegen zwischen Ihrer Jugend und heute?

Vierblättriges Kleeblatt
1 Jahr zuvor

„Wenn ich Bildungsminister wäre, würde ich zwei Stunden Deputat reduzieren und dafür zwei Stunden als Teamstunden fest verankern“
Die CDU Berlin hat in ihrem Sofortprogramm eine Absenkung der Stundenverpflichtung für alle Lehrämter auf 25 Stunden gefordert. Warum schließt sich die GEW nicht an?

Außerdem hat sie in ihrem Antrag für den Nachteilsausgleich für die Lehrer, die in Berlin nicht verbeamtet werden, auch eine Absenkung der Stundenverpflichtung für ältere Lehrer und eine zumindest generell bis zu 1-jährige Lohnfortzahlung im Krankheitsfalle angeregt (Beamte haben das unbegrenzt). Hier nachzulesen:
https://www.parlament-berlin.de/ados/19/IIIPlen/vorgang/d19-0743.pdf

Warum machen GEW und VBE das alles nicht mit??? Was sind das denn für Interessenvertreter?

Carsten60
1 Jahr zuvor

„… aber es gibt auch positive Entwicklungen. So haben der Wortschatz der Schüler*innen und die Kreativität im Schreiben zugenommen.“

Dann bin ich mal gespannt auf eine Erklärung, warum der Grundwortschatz für die Grundschule in NRW auf nunmehr 533 Wörter geschrumpft ist, nachdem er in früheren Jahrzehnten (in ganz Deutschland) noch aus über 1000 Wörtern bestanden hat:
https://www.schulentwicklung.nrw.de/cms/grundwortschatz-nrw/startseite/index.html
Selbst in Berlin gab man 2011 in einer Handreichung für Lehrer noch 700 Wörter für die Klassen 1-4 an. Weiß jemand wie das in der DDR war? Im Internet finde ich nichts dazu.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

„Wortschatz“ und „Grundwortschatz“ meinen zwei völlig unterschiedliche Sammlungen.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Aber der Grundwortschatz ist doch sozusagen der „Mindeststandard“ und sollte immer in dem Wortschatz enthalten sein. Warum ist man denn so bescheiden geworden beim Grundwortschatz? Doch wohl deshalb, weil auch der Wortschatz eben nicht oder nur bei einigen gewachsen ist. Ich argwöhne mal wieder ein Schönreden durch sophistische Unterscheidungen.
Wie groß ist denn der Wortschatz im Durchschnitt der Grundschüler nach Klasse 4?

Alex
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Zumindest in NRW beinhaltet der Grundwortschatz diejenigen Wörter, welche Kinder am Ende der Klasse 4 richtig schreiben können sollen. Das hat mit dem gesprochenen Wortschatz erstmal nichts zu tun.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alex

Und der obige Artikel bezieht sich auf einen gesprochenen Wortschatz?

Gerd Möller
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

@Carsten60:
Wie groß ist denn der Wortschatz im Durchschnitt der Grundschüler nach Klasse 4?“
Sagen Sie es uns doch! Aber vergessen Sie nicht die Quelle Ihres Wissens anzugeben!

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Wieso muss ich meine eigene Frage beantworten? Sie müssten jedenfalls wissen, dass der Grundwortschatz gerade in NRW immer weiter reduziert wurde. 533 Wörter sind etwas mager, vielleicht werden es ja noch weniger. Natürlich hat die Migration damit — wie immer — absolut nichts zu tun. 🙂
Das Fatale daran ist eben, dass man sich immer am unteren Ende orientiert, während die Reklamesprüche das obere Ende suggerieren („exzellente Bildung“).

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Juhu! Ich habe Bingo!

ysnp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Erklärung siehe oben!
Wortschatz = gesprochener und geschriebener Gesamtwortschatz, sieht man mehr bei selbst geschriebenen Texten
Grundwortschatz = eintrainierte Wörter der Rechtschreibung (vorgegeben)

Wenn ich die Aufsätze anschaue: Die sehr guten Schüler machen kaum Fehler bei ihrem angewendeten Wortschatz, die mittelguten Schüler machen einige Fehler bei ihrem angewendeten Wortschatz.
Der Grundwortschatz reicht fürs Texte schreiben nicht aus, man macht ja darüber hinaus noch mehr in der Rechtschreibung.
Von der Leistung her gibt es alles: sehr gute Rechtschreiber bis hin zu sehr unsicheren Rechtschreibern.

ysnp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Mit dem Wortschatz meinen die Autoren, dass die Schüler über einen größeren gesprochenen und geschriebenen Wortschatz heutzutage verfügen. Das bezweifle ich allerdings aus meiner Erfahrung. Der Wortschatz vieler wird eher minimalistischer.

Der Grundwortschatz bezieht sich auf die Rechtschreibung. Es gibt einen Grundwortschatz, den Schüler rechtschriftlich richtig beherrschen sollen. In Bayern hattenu nd haben wir durchgängig so einen Grundwortschatz, aufgegliedert nach Klasse 1/2 und Klasse 3/4. Der Grundwortschatz ist an häufig gebrauchten Wörtern ausgerichtet. Rechtschriftlich macht man allerdings noch mehr als nur den Grundwortschatz zu üben, der reicht noch nicht aus.

AvL
1 Jahr zuvor

In Anbetracht beständig weiter verschlechternder IQB-Studienergebnisse
machen es sich Teile der 16 Kultusminister mit ihren Erklärungen sehr einfach,
diese Ergebnisse auf pandemiebedingte Lockdowns, die Inklusion oder die stattgefundenen Migrationswellen zurückzuführen.
Da fällt es dann den politischen Entscheidern relativ einfach mit Hilfe derartiger Begründungen keine weiteren finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen, um etwa mehr Lehrpersonal einzustellen.
Der Schulalltag ist für die politischen Entscheider in den Schulministerien weitgehend ein unbekanntes Wesen, so diese nicht selbst betroffene Eltern sind.
So bringt man z.B. als ausgebildete Rechtsanwaltsfachgehilfin nicht das nötige Fachwissen mit, um eigenständig Entscheidungen zu treffen und bezogen auf die Grundschulpädagogik und die einzelnen angewandten Methoden, deren Wertigkeit im Hinblick auf die Effektivität im Lernverhalten der Schüler einstufen zu können. Da ist eine derartige Ministerin auf vollständig auf die Qualifikation der zugeordneten Mitarbeiter im Schulministerium angewiesen.

Die schlechten IQB-Studienergebnisse mit einer geänderte Schülergeneration zu begründen, greift auch nicht annäherungsweise, um die Leistungsabfälle zu erklären.
Es sollten wohl eher die medizinphysiologischen und psychologischen Kenntnisse des lernenden menschlichen Gehirn bekannt sein, das in seiner Funktionsweise keinen Veränderungen unterworfen ist.
Falsch Gelerntes bleibt nachhaltig synaptisch gespeichert, und es wird bei jeder neurologischen Ansteuerung zur Bewältigung eines orthographischen Problems oder der Erledigung einer Rechenaufgabe wieder angesteuert und weiter vertieft.
Und indem dabei weitere synaptische Verknüpfungen erfolgen, verfestigt sich ein eingeübter Fehler weiter.
Es sind eben strukturierte Methoden, die eine Automatisierung der Lese-, Schreib- und Rechenleistungen durch wiederholende Übungen über das Kurzzeitgedächtnis im Thalamus in das Langzeitgedächtnis des Großhirn transferieren, wesentlich effektiver als eigen initiative Lernmethoden, die mit dem Zusatz von bunten Bildern und fehlender Anordnung in einer Linie von links nach rechts angeordnet, auch nicht die Ausbildung motorischer Augenbewegungen in diese Richtung fördern.
Zudem gelingt es den Kinder den Textinhalt allein schon durch das optische Gedächtnis über die Bildvorgaben zu erfassen, sodass die leseautomatische Texterfassung über die visuell motorisch erfassten Silben nicht gefördert wird.
Und Methoden, die eine Zergliederung der Wörter in ihre einzelnen Grapheme ohne eine silbische Gliederung fördern, sind ebenso abträglich für die eigene Leseerfassung und das Erlernen des Schreiben selbst verfasster Texte, da diese zergliederten Textgebilde ohne eine räumlich verbundenen Struktur der Wörter nicht die Selbstzufriedenheit mit dem eigenen Schreibergebnis der fördern.

AvL
1 Jahr zuvor
Antwortet  AvL

Kurzfassung:
Die 16 Kultusminister machen es sich einfach die sich beständig verschlechternden IQB-Studienergebnisse durch die Covid-19 bedingten Schulschließungen, die Inklusion sowie die zwei großen Migrationswellen als Erklärung zurechtzulegen.
Diese dienen den Kultusministern als Begründung dafür, nicht weiteres Lehrpersonal einstellen zu müssen.
Die meisten KM kennen nicht den Schulalltag, außer sie haben selbst ein eigenes Schulkind oder auch zwei.
Beispiel: Die ehemalige Kultusministerin in NRW Frau Ivonne Gebauer, die von Beruf gelernte Rechtsanwaltsfachgehilfin ist.
Es ließen sich weitere fachfremde Kultusminister nennen.

Eine geänderte Schüler- oder Elterngeneration als Grund für die schlechten IQB-Studienergebnisse hinzustellen, bedeutet eine fatalistische Grundeinstellung, bedeutet eine Kapitulation der auf der Idee eines aus vermeintlichen Sicht des Kindes betrachteten Methode des weitgehend eigenständigen Lernens, und dies bedeutet die Kapitulation einer Vielzahl neu eingeführter Methoden der vergangenen 20 Jahre, die laut Hattie-Metaanalyse ineffektiv sind.
Den Reformpädagogen um Brügelmann, Brinkmann und Reichen etc. fehlen bzw. fehlten die neurophysiologischen Grundlagen der physiologischen Medizin und der Psychologie, um Lernprozesse des menschlichen Gehirn zu verstehen.
Wahrscheinlich fehlt denen auch die Einsicht, das System der einfach erlernbaren Grundlagen des orthographischen Systems der überwiegend zweisilbigen deutschstämmigen Wörter mit dem Schwalaut „e“ in der Endsilbe, den Schülern vermitteln zu müssen, damit diese Spaß am Lernen haben durch Lernen am Erfolg.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  AvL

Ihre Darstellung greift zu kurz:

Sie gehen davon aus, dass bundesweit bestimmte Methoden zum Einsatz kämen und alle Lehrkräfte in den Grundschulen den Spracherfahrungsansatz innerhalb sehr offener Unterrichtsformen einsetzen würden.
Woher kommt diese Annahme?
Welche Verbreitung haben diese Methoden?
In welchen Bundesländern/ Regionen kommen sie überhaupt zum Einsatz?
Welchen Anteil des Unterrichts haben diese Methoden?

Davon, dass man ein oder zwei Kinder in der Schule hat, kennt man nicht den Schulalltag.
Davon, dass man jemanden im Krankenhaus besucht, kennt man nicht den Ablauf in Krankenhäusern. Sind es die Pflegenden, die sich einfach mehr anstrengen müssen, damit sich die Leistungen in Krankenhäusern verbessern?

Aber ich stimme zu:
„Die 16 Kultusminister machen es sich einfach die sich beständig verschlechternden IQB-Studienergebnisse durch die Covid-19 bedingten Schulschließungen, die Inklusion sowie die zwei großen Migrationswellen als Erklärung zurechtzulegen.
Diese dienen den Kultusministern als Begründung dafür, nicht weiteres Lehrpersonal einstellen zu müssen.“

Alla
1 Jahr zuvor
Antwortet  AvL

Wenn ein Wort einmal falsch (ab)geschrieben wurde, setzt sich der Fehler noch nicht fest, genauso wenig wie die richtige Schreibweise sitzt, wenn das Wort einmal richtig geschrieben wurde.
Die große Gefahr beim Schreiben nach Gehör ist aber, dass sich das Kind anhand der Anlauttabelle das Wort mit viel Nachdenken selbst erarbeitet hat! So käme es im Norden zu Schreibweisen wie Toam (Turm), Füsch ( Fisch) oder Eatberö (Erdbeere). Hier wird dem Kind erst vermittelt, dass die deutsche Rechtschreibung (an-)lautgetreu sei um dann irgendwann zuzugeben, dass es „April, April“ eben nicht so ist. Es wird erst bewusst etwas Falsches vermittelt und das läßt sich später kaum noch korrigieren!
Wie Wissenschaftler, Professoren und Lehrer auf so etwas hereinfallen können, hat sich mir noch nie erschlossen!
Und NEIN, auch unter dem Deckmäntelchen der „Kreativität“ sollte sich so eine Methode nicht verkaufen lassen!

Um unsere LAA und unsere SuS vor derartigem Bullsh*t zu schützen, den leider auch Studienleiter vertraten, haben wir diese „Methode“ durch einen Fachkonferenzbeschluss für unsere Schule abgelehnt. Das war möglich, wenn man es nur richtig begründete, z.B. dass Förderunterricht ja klassenübergreifend erteilt wird, weshalb das benutzte Lehrwerk auch klassenübergreifend eingesetzt werden muss.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Alla

Wie vermitteln Sie denn die alphabetische Strategie?

AvL
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Es ist keine kleinkarierte Rechthaberei, wenn man es als Lehrperson für wichtig hält, alle Vokale in ihrer richtigen Länge und Kürze zu differenzieren und dies den Kinder sukzessive zu vermitteln.

Bei der Transkription der Standartlautung in die Standardschreibung stehen sich die Phoneme und die Grapheme gegenüber.
Beispiel 1. Dem Phonem „T“ stehen zum Beispiel die Grapheme T in Tür, d in Wald/Wälder, th in Apotheke, dt in Stadt, tt in Ratte gegenüber.
Beispiel 2. Dem Phonem des langen „i“ stehen die Grapheme ie in Wiese, ih in ihr, ieh in Vieh und i in Igel/Tiger gegenüber.

Ihre alphabetische Strategie im Selbstlernmodus muss scheitern, so keine vorausgehende Instruktion mit einer strukturiert einübenden Phase verbunden wird.
Schiff: Wenn sie das i lang sprechen hören sie das Wort schief und werden es so schreiben.
Die Buchstaben unseres Alphabets bilden nicht die Laute unserer Sprache ab. Aber mit den Graphemen können wir eine sinnvolle 1 : 1 Verbindung zu den Phonemen herstellen. Das können wir mit den Buchstaben nicht.

Als Logopäde und als Grundschullehrer müssen sie die Standardlautierungen beherrschen. Den Kindern diese mit Hilfe von Anlauttabellen abzuverlangen überfordert diese.

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  AvL

Wie vermitteln Sie denn die alphabetische Strategie ohne Anlaute einzusetzen?

Nicht der Weisheit letzter Schluss
1 Jahr zuvor

Es wurde viel und richtig festgestellt, aber eigentlich endet jeder Beitrag in Schuldzuweisungen.
Es gibt nicht die eine Wahrheit.
Früher war alles besser?!
Nein, war es nicht.
Fakt ist, dass wir uns den veränderten Gegebenheiten und Voraussetzungen stellen müssen. Das war immer schon so und wird es auch zukünftig sein.
Wenn wir also feststellen müssen, dass unsere Kinder nicht mehr, wenn sie in die Grundschule kommen, über bestimmte Verhaltensweisen, grundlegende Fertigkeiten usw. verfügen, müssen wir das berücksichtigen.
Das nennt man, sich der Realität zu stellen.
Stattdessen zerredet man die Realität. Die Kinder wachsen nunmehr mit Handy, Tablet, weniger Vorlesen, gemeinsamen Spielabenden, auf Bäumen klettern…auf. Das ist so!
Einige Eltern schieben mit Handy in der Hand Kinderwagen, manche Mütter stillen mit Handy in der Hand ihre Babys, …
Darauf muss Rücksicht genommen werden. Die Kinder haben es sich nicht ausgesucht, wie sie aufwachsen.

Was kann man tun?

Zuerst einmal sollte man mit der Schuleingangsuntersuchung klarmachen, dass einige Kinder eben noch nicht soweit sind und müssen zurückgestellt werden. Es ist nicht sinnvoll die nicht schulreifen Kinder in die 1. Klasse zu geben.
Die Grundschullehrer haben keine Chance von vornherein. Wie soll das denn bitte funktionieren?

Es muss auch endlich wieder Verantwortung an Eltern abgegeben werden.
Eltern haben Rechte und das ist gut und richtig, aber auch Pflichten.
Gut gemeint, ist nicht gut gemacht.
Bildungsferne Elternhäuser, die gibt es, aber ist es sinnvoll, wenn wir, die Gesellschaft, der Staat versuchen, Verantwortung abzunehmen?
Meine Eltern hatten nur einen Hauptschulabschluss bzw. gar keinen, aber die Erziehung haben sie vorbildlich erfüllt. Es gab auch niemanden, der das abgenommen hätte.
Heute erwartet man von Kindergärten und Grundschulen, das in Gänze auch noch zu übernehmen.

Kinder werden doch nicht dümmer. Das Gegenteil ist der Fall.

Wenn wir aber davon weiterhin ausgehen und die Anforderungen senken, muss man sich doch nicht wundern, wenn am Ende immer weniger herauskommt.

Beispielsweise wurde das Mathematik- Curriculum der Grundschule in Niedersachsen in den letzten paar Jahren derart verändert/angepasst auf was auch immer, dass mir als weiterführende Lehrkraft schon von vornherein bewusst wurde, dass sich das negativ auswirken würde.

Konkret: Meine Jüngste, eingeschult 2011, musste am Ende der 2. Klasse das 1×1 sicher beherrschen.
Wenig später wurde das „aufgeweicht“ in kennen das 1×1 am Ende der 2. Klasse, müssen es (aber) erst am Ende der 4. Klasse sicher beherrschen.

Was soll so ein Unfug bewirken?

Das ist nur ein Beispiel.

Diktate wurden schon bei meiner Jüngsten vorher auswendig geübt. Auf meine Frage, weshalb man das macht, wurde mir gesagt, dass man ungeübte Diktate nicht schreiben lassen dürfe.

Ergo…hab ich halt zu Hause diktiert.

Kinder aus bildungsfernen Haushalten haben so immer weniger Chancen.

Schule muss so organisiert sein, dass alle dieselben Chancen haben. Wenn aber der Großteil der Zeit aufgewendet werden muss, den Kindern Ausdauer, Durchhaltevermögen, das Halten eines Stiftes, das Sprechen schlechthin, eine gewisse Disziplin, die nunmal zwingend nötig ist, um in einer Gruppe zu lernen, beizubringen, dann bleibt für das Vermitteln von Lesen, Schreiben und Rechnen mit welchen Methoden (das wurde in den vielen Beiträgen so schön und vielfältig dargestellt) auch immer viel zu wenig Zeit; vom wiederholenden Üben ganz zu Schweigen.

Also übernehmen das die Familien…Musste ich auch…und was folgt daraus->die vollkommen zurecht immer wieder kritisierte Ungerechtigkeit des deutschen Bildungssystems.

Das ist einfach nicht mehr zum Aushalten! Das Kind mit dem Bade ausschütten, Eulen nach Athen tragen…Schilda lässt grüßen.

Wer ich bin: 57jährige Gymnasiallehrerin für Mathematik und Geographie mit drei Kindern (35, 31 und 18), seit 1989 immer in Vollzeit tätig.
Nach meiner Ausbildung in der DDR (und nein, da war auch nicht alles gut), kam mit der Wende zuerst die Tätigkeit an einer Haupt-und Realschule. Seit 1994 arbeite ich abgesehen von einer zweijährigen Abordnung an einer Oberschule aufgrund von Lehrermangel an Gymnasien. Zu Beginn meiner Tätigkeit als Lehrerin habe ich auch ein Jahr eine 3. Klasse in Mathematik unterrichtet.
Ich darf behaupten, ein wenig Kenntnis und Überblick zu haben.

Eltern lieben ihre Kinder und geben sich in der übergroßen Mehrheit viel Mühe und dürfen erwarten, dass ihre Kinder in der Schule gefördert und gefordert werden.

Vor der Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher, der Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer habe ich allergrößten Respekt und schätze deren Arbeit sehr. Was die leisten, ist kaum in Worte zu fassen.

An deren Bedingungen muss man ran. Es braucht keine weiteren Erhebungen und Studien! Davon ändert sich nichts, oder wollen wir 2032 wieder und leider lesen müssen, dass sich seit 2022 die Kompetenzen im Lesen, Schreiben und Rechnen verschlechtert haben?

Gegenseitige Wertschätzung, Respekt, ein Miteinander von Elternhaus und Lehrkräften und solide, gutgemachte Schulpolitik sind Voraussetzungen, dass sich zeitnah etwas ändert.

Hat sich eigentlich mal ein Schulpolitiker gefragt, weshalb so viele Lehrkräfte in Teilzeit arbeiten? Die jungen Kollegen und Kolleginnen sind ohne Routine, über die ich vefüge, vollkommen überfordert und ausgebrannt. Da lohnen sich mal Erhebungen!

Wenn ich dann lese, dass die Lehrkräfte zu viel verdienen, sodass sie sich Teilzeit leisten können, … Das stimmt nicht und wird der Mehrheit nicht gerecht.

MB aus NRW
1 Jahr zuvor

Danke, sie schreiben mir in Vielem aus der Seele.

AvL
1 Jahr zuvor

Danke für ihren Beitrag.

Marion
1 Jahr zuvor

Danke, danke, danke

Carsten60
1 Jahr zuvor

Respekt für Gymnasiallehrer(innen) ist genau das, woran es hier im Forum bei news4teachers mangelt. Die gelten vielmehr als Vertreter der Standesschule des 19. Jahrhunderts. Insofern finde ich es sehr gut, dass sie sich zu Wort gemeldet haben.
Und ja: wenn sich nichts grundlegend ändert, dann werden wir im Jahre 2032 wieder lesen müssen, dass in den letzten 10 Jahren die getesteten Leistungen nochmal deutlich nach unten gegangen sind. Die führenden Politiker und Bildungswissenschaftler werden Ausreden erfinden und neue Strategien anpreisen, die dann angeblich zum Ziel führen. Und so kann es noch lange, lange weitergehen.

Nicht der Weisheit letzter Schluss
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Leider wird es dazu kommen.
Man traut den Kindern nichts mehr zu und senkt die Anforderungen noch weiter ab, immer in der absurden Hoffnung, das Niveau zu steigern.

Selbst hier wirft man sich doch nur gegenseitig vor, dass die andere Partei nicht ihrer Verantwortung nachkommt.
Gruselig ist das.

Alles Gute für Sie und ein gesundes neues Jahr!