Lehrer in anderen Bundesländern abwerben? Eltern finden Söders Pläne zum Fremdschämen 

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Die von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) angekündigte Abwerbeaktion von Lehrern aus anderen Bundesländern stößt bei der Elternschaft an Bayerns Schulen auf Kritik. «Für die Bildung anderer Bundesländer hatten Sie bisher kaum mehr als Geringschätzung übrig. Angesichts dessen sollten Sie sich schämen, nun, in der Not, im einst naseberümpften bayerischen „Ausland“ nach Lehrkräften zu angeln», heißt es in einem offenen Brief des Elternverbandes BEV, der nun auf der Internetseite des Verbandes veröffentlicht wurde.

Wird nicht bejubelt: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Foto: Shutterstock

Weiter heißt es in dem Schreiben: «Sie glauben aber, mit Hinweis auf die hohen Beiträge Bayerns zum Länderfinanzausgleich gewissermaßen ein Recht darauf zu haben. Dafür schämen wir bayerischen Eltern uns an Ihrer Stelle.» Bayern habe «jahrzehntelang» Geld aus dem Finanzausgleich erhalten und es nur mit solidarischer Hilfe aus dem Norden geschafft, vom armen Agrarland zum reichen Industriestandort zu entwickeln.

Söder hatte kürzlich bei der Klausur der CSU-Landtagsfraktion in Kloster Banz angekündigt, dem heimischen Lehrermangel auch dadurch begegnen zu wollen, in dem in anderen Bundesländern auf die Vorzüge Bayerns hingewiesen werde. Dies hatte auch in anderen Bundesländern Kritik hervorgerufen, da die Länder eigentlich auf derartige Abwerbekampagnen verzichten.

«Der Bildungserfolg von Kindern ist vom Geldbeutel der Eltern abhängig. Soll er nun auch noch von dem des Bundeslandes abhängen?», schreibt BEV-Landeschef Martin Löwe weiter in seinem Brandbrief an Söder. Zugleich warf er Söder vor, bei den Fakten zur besonders guten Bezahlung in Bayern zu «mogeln». Abgesehen von der Ankündigung, A13 auch für Grundschullehrkräfte einzuführen, sei beim Gehalt keine Besserung in Sicht. «Um Unterrichten in Bayern sexy zu machen, werden Sie jetzt sofort tiefer in die Tasche greifen müssen.»

Statt in anderen Ländern Lehrer abzuwerben, solle die Staatsregierung besser ihre «klug ersonnenen Lockmittel» wie Umzugshilfen dazu nutzen, innerhalb des Freistaates Lehrer für einen Umzug in den «teuren Teil Bayerns» zu gewinnen. News4teachers / mit Material der dpa

Wahlversprechen: Söder will 6.000 Lehrkräfte aus anderen Bundesländern abwerben

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GS in SH
1 Jahr zuvor

Früher musste das abgebende BL der Versetzung zustimmen. Hat sich das inzwischen geändert?

Trinkflasche
1 Jahr zuvor
Antwortet  GS in SH

Nein. Aber selbst ein das abgebende Bundesland wird bei Beamten nicht ewig Gründe erfinden können, warum ausgerechnet der Kollege im Land bleiben muss.

Ferner können junge Beamte (in Probe) ohne größere Nachteile was Pension angeht um Entlassung bitten.

Angestellte soll es auch noch geben und Bayern könnte auch an Grenzregionen fischen.

Last edited 1 Jahr zuvor by Trinkflasche
Trinkflasche
1 Jahr zuvor

„«Der Bildungserfolg von Kindern ist vom Geldbeutel der Eltern abhängig. Soll er nun auch noch von dem des Bundeslandes abhängen?», schreibt BEV-Landeschef Martin Löwe weiter in seinem Brandbrief an Söder.“

Ich stelle mal die steile These auf, dass der Bildungserfolg bereits heute vom Wohnort abhängig ist und es innerhalb größerer Städte oder Metropolregionen sogar vom Wohnort innerhalb dieser abhängig sein kann, wie hoch die Chancen auf Bildung verteilt sind und damit eben auch der Bildungserfolg.

Man muss doch nur den Blick auf „plötzliche Umzüge“ vor der Schulwahl der weiterführenden Schule in Hamburg werfen oder z.B. die Rütli Schule in Neukölln. Hier gibt es sogar den direkten „Vorher/Nachher“-Vergleich. Weiterhin kann mir keiner erzählen, dass ein Bundesland mit 97,5% Unterrichtsversorgung genau die gleichen Chancen bietet wie eines mit nahezu 100%.

Davon weg:

Was die Eltern hier machen ist nicht zielführend. Es laufen seit Jahren Kampagnen, die sich bestenfalls in der Grauzone bewegen, was das (Ab-)Werben angeht, siehe z.B. Schleswig-Holstein mit ihrer „Urlaub schön hier, arbeite doch hier“-Kampagne. Auch gibt es „versteckte“ Abwerbekampagnen, die sich z.B. durch unhaltbar Versprechen seitens der Kultis zeigen: Versprechen: Keine Mehrarbeit, keine Ablehnung von Teilzeit usw. Soll wohl insbesondere von Kumis kommen, die eher Links stehen und sich demnächst nicht mehr an ihre Worte erinnern werden können, wenn es hart auf hart kommt (oder eben die „Kampane“ nicht fruchtet).

Wäre ich Elternteil in Bayern, ich würde das Aussitzen und abwarten ob da überhaupt was bei herumkommt, denn auch in Bayern herrscht ein Mangel für bestimmte Lehramtstypen und wer weiß, ob und wie das von Söder propagierte überhaupt umgesetzt wird. Ich würde allenfalls anmahnen, das die Maßnahmen doch bitte flankiert werden.

Ich sage mir aber als Lehrer, der gut verdient: Wenn das kommt, dann packe ich die Lederhose aus. Bayern wird auch in 30 Jahren noch stehen, andere Bundesländer sind da bereits vom sprichwörtlichen Absaufen bedroht. Und bezahlter Umzug, bei Kosten um und bei 10.000 €? Wäre ein nettes BonBon.

Last edited 1 Jahr zuvor by Trinkflasche
Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trinkflasche

Darauf freue ich mich nicht und ich packe meinen Dirndl definitiv nicht aus..

Wir sollten uns gegenseitig unterstützen, nicht nieder zu machen.

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trinkflasche

Wer sind wir?

Ich beantworte die nicht gestellte Frage, kurz.

Ja, wir, die Menschheit.

Bisschen über die Grenzen eigenen Zaun hinzuschauen, hilft es die Weltgeschehenisse einzuordnen. Das sollten wir alle wenigstens ab und zu machen.

War neulich jemand in Sansibar?

lehrer002
1 Jahr zuvor

Nein, das ist nicht zum Fremdschämen, sondern freier Wettbewerb. Bayern schöpft eben alle Ressourcen aus:

  • Wegfall des NCs im Lehramtsstudium, auch für Grundschullehramt
  • A13 für alle (leider in Stufen, aber immerhin!)
  • Werben um Absolventen und Lehrer aus anderen BL, in denen man vielleicht als Lehrkraft schlechtere Bedingungen vorfindet

Wenn dann eine Lehrkraft nach dem Studium ein bildungspolitisches Chaosland wie Sachsen-Anhalt nach Bayern verlässt, dann ist das ihr gutes Recht. Andere Bundesländer sollten sich lieber die Frage stellen, wie sie selbst sich als Arbeitgeber attraktiver gestalten können. Landschaftlich haben Bayern (für Bergeliebhaber) und MV/SH (für Meerliebhaber) natürlich einen Vorteil.

Mariechen
1 Jahr zuvor
Antwortet  lehrer002

Das sehe ich auch so: freier Wettbewerb! Das Bemühen der anderen B‘ Länder unseren Beruf attraktiver zu machen, liegt bei null. Wenn ich mir die Zustände an den Grundschulen anschaue, wo soviel fachfremdes Personal unterrichtet frage ich mich: Wo sind denn hier die Elternverbände/ Eltern? Ich höre wenig…

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  lehrer002

Das ist die komplett falsche und vor allem unfaire Herangehensweise.
Attestiert hat das nun auch die bayerische Schulelternschaft. Hut ab vor so viel Anstand!
Das Problem muss bundeseinheitlich gelöst werden. Die Bedingungen für Lehrkräfte und natürlich besonders für S*S müssen endlich vereinheitlicht werden.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Mann, bist du doof, so was zu schreiben. Sei doch auch egoistisch, das hilft uns allen ganz bestimmt mehr als das dumme „An-einem-Stang-ziehen“.
Und für deine Doofheit habe ich dir außerdem einen roten Daumen gegeben.

Sissi
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Sie sollten vlt. auch bei den Eltern a bisserl an “ Mia san Mia “ denken,
dies ist schon noch weit verbreitet.
Auch deshalb zählt…..in Bayern ausgebildet……in Bayern geformt ->
“ Wos i hob, des hob i „.

Monika, BY
1 Jahr zuvor

Neulich habe ich das Buch als Empfehlung zum Lesen bekommen.
 
Ich kannte dieses Buch nicht, obwohl die Ansichten schon sehr gut. Man muss einfach Blind sein um es nicht zu erkennen. Gerne empfehle ich es weiter.
 
„Die perfekte Diktatur wird den Ansichten einer Demokratie machen, einem Gefängnis ohne Mauern, in dem die Gefangenen nicht einmal davon träumen auszubrechen.
 
„Es ist ein System der Sklaverei, bei dem die Sklaven dank Konsum und Unterhaltung ihre Liebe zur Sklaverei entwickeln.“ Aldous Huxley, „Schöne neue Welt“, 1932.
 
Jemand nenne es Wettbewerb. Ich würde es Blindheit nennen.

ABC
1 Jahr zuvor
Antwortet  Monika, BY

Willkommen in der realen Welt.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Monika, BY

Huxley als anticap ? Äh, lol. Dialog mit Mustafa noch mal lesen, dann wird es klarer.

Aber egal, zu eigentlichen Thema:
Sehr große Teile des Planeten Erde funktionieren garnicht oder nur extrem begrenzt nach den Regeln des ökonomischen Wettbewerbes.
So etwa sehr große Teile Afrikas, Teile Südamerikas, viele Inseln im Südpazifik usw.usf.

Dorthin einzuwandern ist null Problemo.
Nur zu, machen Sie mal Probebesuche.

Wundern Sie sich nur nicht, wenn Sie wahlweise…
– als Frau/Fremde schön die Klappe zu halten haben
– nix funktioniert
– Kritik am „großen Revolutionsführer“/“Präsidenten“/“Scheich“/“Clan“ ihnen ganz schnell substantielle, lebensbedrohliche Sanktionen einbringt
– das Leitungswasser giftig ist
– Strom mal da ist und mal nicht
– zum Behördengang eine gefüllte Geldbörse essentiell ist
– Straßen zwar so heißen, aber eher (((Straßen))) sind

Ich persönlich bleibe da lieber im üblen Kapitalismus, ich armer Tor.

Last edited 1 Jahr zuvor by 447
Realist
1 Jahr zuvor

Einfache Lösung:

Die anderen Bundesländer ziehen nach, was Bezahlung, (mind.) A13 für alle, ggf. Bonus für Einsatz in „unbeliebten“ Regionen usw. angeht.

Lehrer sind mittlerweile genau wie IT-Fachkräfte gesuchte Leute. Bei Letzteren gibt es schließlich auch „Zulagen“ in Höhe von 1000€+ pro Monat, Einstellung in A14 usw. Warum soll das für Lehrkräfte nicht gelten? Sind Lehrkräfte „Fachkräfte 2. Klasse?“ Der „strahlenden Kinderaugen“ wegen (oder der „weinenden“ wegen, wenn jemand nach Bayern geht)?

Fachkräfte lockt man mit besseren Arbeitsbedingungen und / oder mehr Geld. Nicht mit „Stundenerhöhung“, „größeren Klassen“, „Zwangs-Vollzeit“.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Es ist falsch, das Bildungswesen so zu gestalten, dass Konkurrenz herrscht.
Die Forderung sollte lauten: „Tut endlich etwas für das Bildungswesen und verbessert die Bedingungen für alle überall!“
Wohin uns „Ich zuerst“ gebracht hat, sehen wir doch jeden Tag in unseren Schulen. Warum muss man als Lehrkraft in dieselbe Kerbe hauen? Am besten ist dann auch noch, dass ihr euch über Kids und Eltern beschwert, die genauso ticken.

Wir brauchen mehr „Gemeinsam“ statt „Gegeneinander“!

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Das wird doch schon ewig gefordert … Gemacht wird nichts. Wenn überall schlechte Bedingungen herrschen, dann gehen alle unter. Kann man schön sagen: So geht es doch allen … Und investiert nichts.
Und wenn frischer Wind im Sinne von Wettbewerb eben eintritt, dann muss man eben handeln. Oder die Konkurrenz zeigt, dass es möglich ist. Also entweder man investiert und bietet etwas (Rahmenbedingungen, Lohn) oder man geht noch schneller unter als eh schon. Die BL, welche das beherzigen verschieben es zumindest.
Was ist daran denn unfair? Angebot und Nachfrage … Rest kann gerne nachziehen.

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Man sieht doch, wie das „Gemeinsam“ der Glorreichen 16 funktioniert: Nach dem Startschuss der SWK werden alle Bundesländer die Arbeitsbedingungen verschlechtern, eins wird auf das andere verweisen („machen die ja auch“) und alle werden von den „unabwendbaren Sachzwängen“ schwadronieren.

Insofern ist der Vorstoß Bayerns zu begrüßen, da er IM INTERESSE DER BESCHÄFTIGTEN ist: Mehr Wettbewerb um knappe Fachkräfte muss zu BESSEREN Arbeitsbedinungen führen, nicht zu schlechteren.

Ich kann nicht verstehen, warum einige Lehrkräfte immer noch so blauäugig (besser: naiv) sind, an „das Gute“ bei den Glorreichen zu appellieren und darauf zu hoffen, dass diese ein Einsehen haben… das funktioniert seit mindestens zwanzig Jahren nicht (mehr), weder bei der Inklusion, noch beim Ganztag noch bei der Integration Geflüchteter: Schrittweise wurden die Bedingungen immer weiter für Lehrkräfte verschlechtert und die SWK holt jetzt den großen Hammer heraus.

Lehrkräfte als Gruppe sind scheinbar leicht mit falschen Versprechungen ruhigzustellen, eine IG Metall würde sich das nie gefallen lassen (im Gegensatz zur Pseudo-GEWerkschaft und Verdi)… man denke nur an die Dauer-Verar…: Vor der Wahl: „A13 für alle“, nach der Wahl „Uupps, geht leider gerade nicht“. X-mal gesehen, das System dahinter scheinen einige nicht zu kapieren (wollen)

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Lehrkräfte gemeinsam, nicht BiMis! (Die machen sowieso nur, was sie für ihre Karriere notwendig erachten.) Stattdessen geht es Lehrkräfte gegeneinander. Dann wird das auch nichts.

Biene
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Wenn Lehrkräfte so gesucht sind wie Sie schreiben, dann frage ich mich, wieso ich nächstes Jahr nicht weiter an meiner Schule arbeiten darf. Nur weil ich Schulformfremd bin? Nicht mal ein Seiteneinsteiger, sondern jemand der ein Staatsexamen als Lehrkraft hat!
Erklären Sie mir bitte, wie das zu der Aussage vom Söder passt? Ich kann es einfach nicht verstehen.
Wir reden hier übrigens von BY und nicht NRW oder Hessen!

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Biene

Wenn Sie meinen nichts zu verlieren zu haben, rufen Sie den Söder in seiner Staatskanzlei direkt an. Zumindest wird dieser dann (hoffentlich) ihrem SL einen Einlauf verpassen, den dieser nicht vergisst. So haben Sie zudem die Chance, dass Ihr SL Sie in Zukunft mit Samthandschuhen anfasst, falls Sie dann doch dableiben, denn die meisten sind am Ende kleine Duckmäuser…

Biene
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Mein SL ist nicht das „Problem“ sondern das Landesamt für Schule. Meine SL würde mich liebend gerne behalten. Das LfS hat da leider eine andere Sicht der Dinge.

Last edited 1 Jahr zuvor by Biene
Nadine
1 Jahr zuvor
Antwortet  Biene

DAS ist doch eher der Knackpunkt zum Fremdschämen: Dass wir es uns erlauben, Menschen, die gebraucht werden, nicht mehr weiter zu beschäftigen!
Man sollte sich das Geld für sinnlose Kampagnen sparen und lieber in solche Stellen investieren.
Ich kenne einige Beispiele, wo die Landesschulbehörden das Problem sind! Angeblich, weil kein Geld da ist, aber für Nebenschauplätze reicht es wohl!

Hellus
1 Jahr zuvor
Dietmar
1 Jahr zuvor

Staatliche Lenkung unterliegt in der Regel den marktwirtschaftlichen Kräften. Das zeigt sich auch am Arbeitsmarkt für Lehrkräfte. Vor diesem Hintergrund ist es bestimmt richtig, den marktwirtschaftlichen Kräften mehr Raum zu verschaffen.

Dreamghost
1 Jahr zuvor

So jetzt entspannen wir uns alle mal und erinnern uns daran: Söders „Vorstoß“ ist nur ein Wahlversprechen. Die kennen wir ja zur Genüge…