Verband beklagt Überlastung: „Immer mehr Lehrkräfte erkranken und fallen aus“

63

HANNOVER. Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL) sorgt sich wegen des eklatanten Lehrkräftemangels um die Gesundheit aller an Schule Beteiligten. „Unsere Lehrkräfte arbeiten nicht nur am Limit, sondern immer häufiger über dem Limit, damit Schule laufen kann. Das hat Folgen: Immer mehr Lehrkräfte erkranken und fallen aus. Zusätzlicher Unterrichtsausfall zur bereits schlechten Unterrichtsversorgung an vielen Schulen macht sowohl das Unterrichten für die verbliebenen Lehrkräfte als auch das Lernen für die Schülerinnen und Schüler immer schwerer“, so Torsten Neumann, VNL-Landesvorsitzender.

Der Druck im Schuldienst steigt. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Im Vergleich vom Schuljahr 2019/2020 zum Schuljahr 2021/2022 ist der Krankenstand der Lehrkräfte nach Angaben des niedersächsischen Kultusministeriums drastisch gestiegen. So stieg der Krankenstand in diesem Zeitraum im Bereich der Grundschule um mehr als 48 Prozent, im Bereich der Oberschule um mehr als 81 Prozent und im Bereich der Gymnasien um mehr als 87 Prozent. Das geht aus einer Antwort des Kultusministers auf eine Kleine Anfrage der CDU hervor. „Dieser Trend muss dringend durch geeignete Maßnahmen gestoppt werden, und zwar zeitnah, nicht erst in 10 Jahren, wenn sich der Lehrkräftemangel dann eventuell aufgelöst haben wird“, so Neumann weiter.

Der VNL fordert deshalb neben grundsätzlichen Entlastungen der Lehrkräfte attraktivere Bedingungen für die Lehrkräfte, die bereit und auch noch dazu in der Lage sind, ihr Stundendeputat zu erhöhen. Bürokratische Hürden für eine Weiterbeschäftigung über die Pensionierungsgrenze hinaus müssen abgebaut werden. Grundsätzlich bedarf es verstärkt der Unterstützung durch multiprofessionelle Teams in den Schulen, und zwar umgehend und unbürokratisch. „Unsere Schulen brauchen zudem dringend eine Vertretungsreserve für außerplanmäßige Ausfälle, damit Fälle wie in Wiefelstede vermieden werden können. Eine auf dem Papier stehende Unterrichtsversorgung von 100 Prozent reicht noch lange nicht aus, den gesamten Unterricht abzudecken“, erklärt Neumann.

„Der Lehrkräfteberuf muss durch die Anhebung der Besoldung auf mindestens A13 für alle Lehrkräfte endlich attraktiver gemacht werden“

Langfristig sei jedoch eine Maßnahme von großer Bedeutung, die von der Landesregierung zwar angedacht, aber noch immer nicht umgesetzt worden ist: „Der Lehrkräfteberuf muss durch die Anhebung der Besoldung auf mindestens A13 für alle Lehrkräfte endlich attraktiver gemacht werden.“ Niedersachsen brauche dringend neue Lehrkräfte, die aber wegen der schlechten Besoldung in die Bundesländer wechselten, die ihre Lehrkräfte bereits nach A13 besolden. Außerdem gebiete „A13 für alle“ auch die Wertschätzung aller im Dienst befindlichen Lehrkräfte. Neumann: „’A13 für alle‘ muss so schnell als möglich kommen.“

Der VNL-Chef meint abschließend: „Der eklatante Lehrkräftemangel belastet unsere Schulen über Gebühr. Wir erwarten von Kultusministerin Julia Willie Hamburg konkrete Maßnahmen. Das für März avisierte Gespräch mit ihr und den Expertinnen und Experten der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der KMK und des IQB sowie den Bildungsverbänden wird hoffentlich zu entsprechenden Lösungen führen. Es darf nicht wieder nur zu Ankündigungen kommen, die haben wir lang genug gehört.“ News4teachers

Kultusministerin: Vier-Tage-Woche an Schulen (wie von einer geplant) „mitnichten gewünscht“

 

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

63 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
So ist das
1 Jahr zuvor

Wir empfehlen eine neue Studie

1) mit corona ausgefallen
a. nach einer Infektion
b. nach wiederholter Infektion
c. nach anschließender RS
d. oder/und Influenza-Infektion
e. geimpft/ ungeimpft
( c bis d, um v.a. Ron zu gefallen )

2) nach corona ausgefallen – entfällt, da ausgeschlossen

3) an postcovid/longcovid leidend, Erhebung erst 2050 abschließend möglich, Prognosen zählen nicht

……eine neue Studie, um die LuL zu entlasten,
weil Sie dann wissen, warum es ihnen schlecht geht.
Mit dieser Motivation werden sie absolut beruhigt Alles geben……
( einige bestimmt , trauriger 😉

–> Denn es gibt ja eine Studie
–> zu mit und nach erkrankt.

Burnoutgefahr
1 Jahr zuvor

„… nicht erst in 10 Jahren, wenn sich der Lehrkräftemangel dann eventuell aufgelöst haben wird“, so Neumann weiter.“
Ich möchte Herrn Neumann nicht zu nahe treten, aber warum sollte sich der Lehrkräftemangel in 10 Jahren aufgelöst haben? Ich befürchte, es wird noch schlimmer sein in 10 Jahren. Es passiert ja leider nichts (sinnvolles), außer Sonntagsreden.
Ups, ist ja Samstag heute…

laromir
1 Jahr zuvor
Antwortet  Burnoutgefahr

Also ich kenne nur sehr wenige, die über ihr Pensionsalter hinaus gerne weiter arbeiten wollen. Ich würde sagen, dass 99% eher weniger Lust dazu haben. Die meisten älteren LuL in meinem Umfeld wollen so schnell wie geht raus und die, die raus sind, kommen ganz selten wieder. Vielleicht mal für eine Sport AG aus Spaß oder so. Glauben die echt, dass LuL die fertig und krank sind länger arbeiten wollen als sie müssten?

Arne
1 Jahr zuvor
Antwortet  laromir

Gilt für alle Berufsgruppen. Viele arbeiten länger, weil sie sich sonst das Leben einfach nicht leisten können.
Niemand glaubt, dass LuL länger arbeiten, wenn sie auch 5 Bildungsreisen unternehmen können, im Bus voller anderer pensionierter LuL

Palim
1 Jahr zuvor
Antwortet  Burnoutgefahr

Der Lehrkräftemangel war vor 10 Jahren schon spürbar,
in diesen Jahren haben die Maßnahmen nicht ausgereicht, Vertretungen waren schwer zu finden, Studierende kann man fernab der Uni nicht einsetzen, pensionierte Lehrkräfte durften nur wenige Stunden übernehmen.
Alle Zusatzbedarfe (Deutsch als Zweitsprache, Stunden für den Brennpunkt) wurden jedes Mal gestrichen und blieben unersetzt. In der Not wurde den Schulen eine Referendarin zugewiesen, weil sie 6 Stunden eigenverantwortlich abdecken muss – das verbessert die Versorgung auf dem Papier – erhöht aber die Arbeitslast im Kollegium.

Nun ist es weit schlimmer als damals, denn sehr viel mehr Schulen sind betroffen – nicht allein die Schulen im Brennpunkt und auf dem Land, die den Mangel bisher hinnehmen mussten. Das weitere 10 Jahre oder darüber hinaus als Lehrkraft zu ertragen – und zu tragen – ist mehr als ernüchternd.

Unter dem Motto „Wiefelstede ist überall“ könnte man erfassen, wie viel Unterricht ausfallen muss und wie wenig selbst die Konzepte zur Aufbewahrung greifen.
Ein Beispiel: An den Grundschulen in NDS sollen sog. pädagogische Mitarbeiter:innen kurzfristig einspringen, wenn es zu einem Mangel kommt. Die Verträge sind zum Schutz der Mitarbeiter‘:innen genauer definiert worden. Die Stunden, die einer kleinen Grundschule zugewiesen werden, reichen nicht aus, um die Stunden einer Vollzeitlehrkraft zu ersetzen.

Unter dem Motto „Wiefelstede ist überall“ müssten wohl auch weit mehr Schulen die 4-Tage-Woche ausrufen oder Betreuung in der Großgruppe auf dem Schulhof gewährleisten, da Personal fehlt.
Die Darstellung des Ministeriums, dass dies nur Einzelfälle seien, ist nur so lange glaubhaft, wie die miserable Versorgung weiterhin für Außenstehende nicht ersichtlich scheint. (siehe https://www.fehlstunden-nds.de/)

Wenn die Versorgung ohnehin nicht ausreicht und die Normalität im Schuljahr ständig nicht belastbare Konstrukte benötigt, fällt alles wie ein Kartenhaus zusammen, wenn weitere Lehrkräfte erkranken.

Das bleibt mit Corona, aber auch durch Infektionswellen anderer Erkrankungen (Atemwegserkrankungen, Scharlach) nicht aus, gerade weil unter den Kindern aktuell viele erkranken, weil kranke Kinder wieder in den Klassen sitzen und auch Lehrkräfte nicht gegen alles immun sind – und in der Überlastung eher anfällig.

potschemutschka
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Lehrkräftemangel …nicht schon vor 10 Jahren, in Berlin schon vor 20 Jahren. Gegenmittel von oben damals: Erhöhung der Lehrerstunden um 2h. Ansonsten ist alles beim Alten geblieben, nur der Lehrermangel ist seitdem noch größer geworden.

AdeleHorn
1 Jahr zuvor
Antwortet  Palim

Selbst zu meiner Zeit (Abitur 1988) ist im Gymnasium (NRW) schon dauernd zum Beispiel Musik und Kunst ausgefallen. Weil man die entsprechenden Lehrkräfte lieber mit ihren anderen Fächern und Klassen als Feuerwehr benutzt hat. Fächer, in denen Arbeiten geschrieben wurden und wo man die Noten knallhart ermitteln und ggf. rechtfertigen musste.

Mondmatt
1 Jahr zuvor

Das ist erst die Spitze des Eisbergs!

Man versucht den Lehrermangel durch erhöhten Druck auf die verbliebene Lehrer zu vermindern.

Was kommt raus?

Auf der einen Seite Zwangsmaßnahmen wie Verringerung der Teilzeit, höhere Stundenzahlen, Vertretungen und größeren Klassen.

Im Gegenzug führt dieser erhöhte Stress zu mehr krankheitsbedingten Ausfällen, Burn-Outs, Kuren und Reha Maßnahmen, Abwanderungen und sinkenden Bewerberzahlen.

Dies führt dann dazu, dass die verbliebenen Kollegen noch höher belastet werden….

Der Ausweg aus der Misere kann nur darin bestehen, dass die KMK zunächst mal erkennen muss, dass die Zeiten der unbegrenzten Willkür vorbei sind.

Man muss dort realisieren, dass das Potential um Druck auf die Kollegien aus zu üben nicht unbegrenzt ist.
Man muss da erkennen, dass die Bewerber nur aufgrund des Beamten Status, keine Schlangen vor dem Ministerium bilden.

Das hat jahrelang so funktioniert. Beim Ausmaß der Blasiertheit und Unfähigkeit in den Ministerien dürfte es noch einige, für alle Beteiligten sehr schmerzhafte, Jahre dauern bis das langsam ins Bewusstsein der KMK einsickert.

Die traurige Wahrheit lautet: Nur reale Verbesserungen durch Lehrplanreformen, Abbau der Verwaltung, bessere Bezahlung, attraktive Dienstzeitgestaltung und modernisierte Gebäude und Ausstattung werden wirkliche Erfolge erzielen.

Das muss eine Kaste von weitgehend unfähigen Parteisoldaten in den Ministerien der KMK nach Jahren mit gottgleichem Status erst mal verdauen.

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mondmatt

Der einst schöne Beruf des Lehrers wurde in den letzten 20 Jahrens gründlich ruiniert. Die meisten der jetzt noch aktiven Lehrkräfte haben während ihrer eigenen Schulzeit Lehrer und Lehrerinnen gehabt, denen der Beruf Spass gemacht hat, und die (meistens) mit Freude dabei waren. Außerdem war Schule zu der Zeit noch nicht das Brennglas, in dem sich alle gesellschaftlichen Probleme gebündelt haben.

Die heutige Schülerschaft erlebt genau das Gegenteil: Dauer-gehetzte und -gestresste Lehrkräfte, immenser Druck durch „Output-Orientierung“ (=Zentralabitur usw.) dank PISA besonders am Gymnasium, kaum noch curriculare Freiräume, die Unterricht an den Interessen der Lernenden ermöglichen würden, dafür ausuferende Erwartungen an die Schule als „gesellschaftlicher Reperaturbetrieb“, Zwangs-Ganztag, Integration und Inklusion wichtiger als lernförderliches Klima und vieles mehr.

Ja, es wird mindestens zwanzig Jahre dauern, bis wieder eine Schülergeneration heranwächst, die Schule als Ort der Freude und Lehrkräfte als mit Enthusiasmus und ehrlicher Begeisterung Unterrichtende wahrnimmt, selbst wenn sofort „alles besser“ werden würde und die unsinnigen Reformen der letzten zwanzig Jahre sofort zurückgenommen werden würden. Da das aber nicht passieren wird, wird es eher dreißig Jahre dauern, also eine komplette Generation, bis sich Schüler wieder in zahlenmäßig relevanter Anzahl dafür interessieren werden, selbst Lehrkraft zu werden.

Marie
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mondmatt

Das haben die Kollegen genau so vorhergesagt, nur in den KuMi will man das nicht sehen. Insofern: wer nicht hören will, muss fühlen.

Michael
1 Jahr zuvor
Antwortet  Marie

Leider fühlen das aber vor allem wir Lehrkräfte und mit uns vielleicht noch die Schüler und Eltern.

So ist das
1 Jahr zuvor
Antwortet  Mondmatt

“ erst mal verdauen“ [ mit Ironie!! ]
Der Körper schafft das “ erst mal verdauen “ in allerhöchstens 2 Tagen.
Dann sind alle Ergebnisse sichtbar, riechbar und bewertbar – geworden.

Jede Fehlentscheidung wurde bereut, pups, lag schwer im Magen, autsch, bis hin zu Vergiftungserscheinungen des gesamten Systems,- Koma/Delir, Unternimmt man nichts – exitus.
So geht’s den Schulen auch.

Im Olymp dauert das – viel viel länger.
Verdientermaßen dürfte es bei der glorreichen Verdauung „Beim Ausmaß der Blasiertheit und Unfähigkeit in den Ministerien [dürfte es] noch einige, für alle Beteiligten sehr schmerzhafte, Jahre dauern“.

Von wegen !
Da setzen wir an, das beschleunigen wir!
Das Paspertin, das buscopan,…..die Antidots ( Mehrarbeit, Konferenzen)…..
sämtliche Kügel- und Tröpfelchen werden wegundzugeschlossen ! ( -> keine Evaluation mehr! )
Dann sehen die erstmal, dass es eine Diät braucht ( raus mit dem zuviel !); es wird nur noch leichte Kost ohne Schnickschnack und Kuverture angeordnet ( Unterricht pur )
– und, weil praktisch im internet (stressvermeidend, freizeitfreundlich ) per Dienstanweiung auch für die LuL gleich mitbestellt (kleinere Klassen?, weniger Bürokratie?)

So kommt es zu verdaubaren Glorreichen Entscheidungen in beide Richtungen –
bisschen ÜberraschungsNachtisch vlt. noch – für die LuL : 16 Yogafiguren ( H.
Piazolo gibt Krieger1, K.Prien den Kranich oder die Krähe…. 😉 lachen hilft wirklich!

M.Heitz oder T.Moorcock hätten das
z.B. mit dem Schwarzen Schwert (fantasy) gelöst @ Mondmatt – oder den Schattenläufer oder Elric losgeschickt.
Geht leider nicht ):

Schul- und Gesundheitssystem sind schwer krank,
– auch ohne Virusinfektion.
So ist das. [DRS.]

Mondmatt
1 Jahr zuvor
Antwortet  So ist das

Elric mit dem seelenfressenden, schwarzen Schwert und seinen Gefährten Mondmatt kenne ich!
Prima Buch.
Wer ist Schattenläufer????
Es geht das Gerücht, diese geheimnisvolle Gestalt sei ein böser Rassist den der Bannstrahl der Redaktion getroffen hat.
Davon möchte ich mich distanzieren.

Enjoy your chicken Ted
1 Jahr zuvor

Verstehe jetzt das Problem nicht, offensichtlich haben die belasteten KuK unverständlicherweise die hilfreichen Yogakurse und Achtsamkeitstrainings ausgelassen. Würden doch mehr KuK auf die KMK und deren hochwertigen Studien hören.

447
1 Jahr zuvor

Ich persönlich orientiere mich gerade um. Statt Patriarchatspower gehe ich voll auf Green Energy, Ausdruck von Emotionen und alles, was so dazugehört.

Das lustige ist, dass ja keiner was dagegen sagen kann. 🙂
Und noch lustiger ist es, seine Lachflashes im Zaun zu halten. 😀

AnKa
1 Jahr zuvor

Zur Rolle der Bezirksregierungen (BR):
Je nach Kommune ein echter Flaschenhals, monatelanges Warten auf Verlängerung von Verträgen von Vertretungslehrern.
Führt zu? Richtig: Mehrarbeit.
Politische Forderungen zum Systemumbau sind ja schön und gut.
Nur wenn die Umsetzenden das Umsetzen heutiger Anforderungen schon heute nicht hinbekommen?
Vielleicht mit mehr Personal? Ach nein, ich vergaß, das kostet ja Geld, das darf es nicht.
In (nur) einem Punkt kann ich der vielgescholtenen SWR-Studie zustimmen: Lehrer ins Klassenzimmer, raus aus den BRs und anderen Bürokratien.

Mr. K
1 Jahr zuvor

An meiner Schule haben gerade 2 Quereinsteiger mit voller Stelle gekündigt, weil es ihnen zu viel wurde. Ich kenne die Details nicht, aber spüre dieses“ zu viel“ leider auch. Wir haben sehr viele extra Termine, wie DBs und GKs, Jahrgangsteamsitzungen und Fachteamsitzungen. Das kommt ja zu den zum Teil schwierigen Elterngesprächen, Ausflügen und Tag der offenen Tür noch oben drauf.
Wenn bei diesen Veranstaltungen zumindest etwas wirklich nützliches oder wichtiges besprochen werden würde, wäre ja alles in Ordnung. Aber wenn dann der fünfte Schulhund vorgestellt wird und angekündigt wird, dass wir nach den Sommerferien noch 2 Tage früher kommen sollen (das ist dann bei uns mittlerweile eine Woche vor Schulanfang) um Klassenräume aufzuräumen, in der Turnhalle Ordnung zu schaffen und die schuleigenen Lehrpläne zum dritten Mal in 5 Jahren zu überarbeiten, dann fehlt mir das Verständnis dafür.
Es muss doch möglich sein pragmatisch vorzugehen. Wenn mein Haus brennt, dann lösche ich doch zuerst dieses Feuer, oder? Stattdessen werden wir sinnbildlich gesprochen zum Staubsaugen ins Wohnzimmer geschickt.

Dgena
1 Jahr zuvor

Die Überlastung der Lehrkräfte liegt an der Zunahme der Aufgaben und den immer größer werdenden Forderungen, die Eltern an Schule stellen, bei gleichzeitiger Abnahme ihrer Unterstützung.
Schule kann nur funktionieren, wenn alle an einem Strang ziehen. Heute ist das leider oft nicht mehr so, so dass Schüler und Lehrer mit Bauchweh in die Schule gehen.
Die ehemalige Idee fordern und fördern funktioniert nicht mehr. Augen zudrücken und trösten scheint das Motto der Stunde.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dgena

Genau so ist es.

Nur das mit dem Bauchweh, das spare ich mir jetzt und in Zukunft ganz konsequent.

Ich treibe doch nicht Sport, ernähre mich gesund und verzichte auf allerlei verbotene, jedoch sehr sehr, seeeeehhhr spaßige Dinge … um mich dann verheizen zu lassen und im Zustand maximaler Abnutzung in Pension zu gehen.

Nönö, nö nö nö, njet – Schluss mit toxisch-maskuliner, gymnasialprivelegierter Arbeitsweise!
Go green, Work Life Balance, Mal auf meine Gefühle hören…ich bin jetzt auch einer von den Guten, schwör ich aldah ey siktir lahn!

447
1 Jahr zuvor

Individuelle Perspektive:
Diese Bildungsdrohne ist gerade ein bisschen defekt und sitzt zwei Wochen zu Hause. Bzw. liegt, steht, schnarcht usw.

Warum?
Ganz banale Grippe, zum ersten Mal seit vielen Jahren. Nichts gefährliches, nix spektakuläres.

Warum bin nach einer Woche nicht wieder in der Schule, hart am Wind der Bildungsfront?

Was war geschehen?

Nun, angesichts meiner guten Vorsätze zum neuen, voll untoxisch-unmännlichen Betriebssystemupdate 01012023 habe ich meine Ärztin befragt. Die sagt (genau wie ChtaGTP) zwei Wochen.

Da hab ich gesagt „Wenn das ihre fachliche Diagnose ist, schreiben sie das so auf.“

Tja.
Und so kam es.
In den zwei Wochen ist viel nettes und lustiges passiert – man kann sich da schon fragen, was man alles an nettem Alltag und schlicht Leben verpasst, wenn man in der Schule ist.

Und so kommt es, dass ich auch in Zukunft bei grippalen Symptomen ganz freundlich und brav und gesetzestreue zur Ärztin gehen werde.
„Wie es das Gesetz befahl“, für die Römer unter uns.

Schule? Keine Ahnung was da passiert ist, ich war krank. Alles deaktiviert, Mails nicht gelesen.

Ron
1 Jahr zuvor

Haben Sie an Ihrer Schule beim Ausscheiden einer Leitungsperson schon mal eine geordnete, vom Ministerium bewusst herbeigeführte Übergabe erlebt? Der Regelfall ist doch, dass Stellen erstmal brachliegen, bis dann eine neue, völlig unvorbereitet Spitzenkraft mit meist halbjähriger Unterbrechung die Arbeit zur Freude der übrigen Kollegen wieder bei Null beginnt.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

„Übergabe“? „Ordnung“? Ähm, halllllooooo, wir haben [aktuelles Jahr]!

Was sind das denn für cis-alte-weisse-Männer-Töne?

Also wirklich lieber Ron…wechseln Sie auch in Team „Gute Menschlingen“, es lohnt sich!

laromir
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

…mit einem halben Jahr, ist man noch gut bedient…Stellen liegen auch mal 2 Jahre brach…oder mehr… und wenn man mal NEIN zu etwas sagt, dann wird einem Dienst nach Vorschrift vorgeworfen, selbst wenn man noch 3 andere Jobs an der Backe hat…und dann wundert man sich, wenn es auch kein anderer machen kann (oh wunder), denn der hat ja schon 3 andere Jobs an der Backe…so was aber auch… es werden alleine 15 Fachvorsitze gebraucht…Prävention, Schulfest, Schülerzeitung, Projektwoche etc. Etc…. Ach ja, noch die Refys, Unipraktikantys…so viele Kollegys hat keine Schule, dass da noch irgendwer nix zu tun hätte…aber neue Verordnung kam gerade rein… es fehlen Konzepte für dies und das… müssen erstellt werden (von wem auch immer, wozu auch immer, sobald sie nach Jahren fertig und Konferenzmäßig abgesegnet abgesegnet sind, muss eh was neues her)… mal sehen, wer sich diesmal nicht schnell genug ducken kann…etwas mehr Geschwindigkeit und Flexibilität würde an vielen Stellen helfen, nicht nur im Bezug auf die Stellenbesetzung

Kathrin
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Ganz lustig. Gleiches passierte mir just heute. Nach monatelangem Warten- Vorgänger seit Oktober weg, seit November ist klar, dass mein Mann die Stelle antreten soll, warten alle….
Heute kam eine Mail der neuen Dienststelle, wo er denn bleibe, er sei seit heute der neuen Schule zugewiesen.
Er selbst weiß von nichts, hat nichts schriftlich und geht morgen…..in die alte Schule. In die neue darf er ja offiziell noch nicht.

Ale
1 Jahr zuvor

Na ja,
haben wir nicht genau davor gewarnt? Das Schuljahr 22/23 war das „anstrengenste“ überhaupt. Schüler infizieren sich wiederholt. Dürfen positiv in die Klasse (in Zukunft ohne Maske). Das Karussel dreht sich gewollt immer weiter. Hygiene gibt es nicht. Prüfungen kommen, der psychische Druck auf alle nimmt massiv zu. Aber das zählt ja alles nichts.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ale

Jedes Schuljahr ist immer wieder aufs neue „anstrengend“ und „ganz besonders“, aber „nach Abitur/ZP/Klausurenphase/Blabla … Wird es ruhiger“… Schlichte Lügen, ich höre schon nicht mehr hin.

Denn sobald es „ruhiger“ wird, da kann man ja wieder ständig sich hochstapelenden, schulfremde und vor allem LERNfremden Quark machen: Demos, AGs, Fahrten hier und dort, Solidarität mit X, Y oder auch Z, Emjug, Demjug, Pennjug, Girlsboysday, die Liste ist unendlich.

Folgerung: Optimierung auf mittlere Arbeitsgeschwindigkeit.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ale

Merken Sie was? Vor noch wenigen Monaten trugen alle wie selbstverständlich Maske, Schüler mussten in Kohorten auf dem Pausenhof stehen, es galt strengste Quarantäne bei Infektion, Strände wurden gesperrt und allen Ungeimpften wurde der baldige Tod prognostiziert. Ein Quartal später ist jetzt plötzlich alles anders und mit dem gleichen Virus darf ich ungeschützt in die Schule und alle anderen anstecken. Und das, obwohl sich kaum noch jemand impfen lässt. Was ist geschehen?

Kalila
1 Jahr zuvor

Dank LongCovid (inder Schule geholt) begebe ich mich gezwungenermaßen in drei Tagen in Reha. Zuvor habe ich jedoch innerhalb von zwei Tagen alle Klausuren Jg. 13 (Zeugnisse während meiner Abwesenheit) korrigiert sowie alle (!!) Kurse und Klassen, die ich in voller Stelle unterrichte, für drei Wochen mit Aufgaben und Projekten versorgt, da laut Schulleitung nichts ausfallen dürfe, dies schade angeblich nachhaltig dem Ruf der Schule. Meinem Vorschlag, Eltern der Kurse, die ggf. entfallen bzw. durch Homeschooling ersetzt werden (!), darüber zu informieren, dass ich krankheitsbedingt einen Rechtsanspruch einlöse, wurde zynisch begegnet. Ja, so spielt man Kollegen kaputt, man verheizt sie, man treibt sie in „quiet quitting“. Nach 20 Dienstjahren, in denen ich jede Schwangere, jeden Kollegen mit BurnOut und Co. vertreten und z.T. erhebliche Mehrbelastung gebuckelt habe… Klar, da mache ich auch drei Wochen kompletten Unterricht, obwohl ich krankheitsbedingt eigentlich in Reha bin und sehe auch von der mir eigentlich zustehenden Korrekturzeit (um die ich frühzeitig bei der Planung gebeten hatte) ab – und die traurig übrig Gebliebenen führen Aufsicht on top im Sinne ewiger, unbezahlter Mehrarbeit, die überall sonst, außerhalb von Schule UNDENKBAR wäre,… anstatt Eltern ins Boot zu holen und mit offenen Karten zu spielen, dass wir alle am Limit sind.
Für mich war diese aktuelle der Endpunkt schlechter Erfahrungen. Dienst nach Vorschrift ist das Maximale, was ich dem bescheidenen, zum Scheitern verurteilten System im Sinne meiner eigenen mentalen und körperlichen Gesundheit überhaupt noch anbieten kann. Ich mache das so nie wieder, auch weil ich es viel zu oft, völlig umsonst und über Jahre für lau gemacht habe. Das ist es nicht wert.
Jedem jungen Kollegen kann ich ausdrücklich nur davon abraten, auch nur das kleinste Bisschen, das über einen normalen Arbeitstag hinausgeht, in dieses bescheidene, zum Scheitern verurteilte System zu pumpen.

laromir
1 Jahr zuvor
Antwortet  Kalila

Danke für diese Ausführungen. Seit Jahren gibt es diese unsägliche Diskussion, dass man bei Krankheit trotzdem noch Material bereitstellen soll und am besten noch an alle verteilen soll, außerdem noch die Kurse über evtl. Entfallen in der Sek ll Bescheid geben soll. Als würde ich mich aus Spaß krank melden! Viele LuL bleiben doch eh erst zu Hause, wenn sie den Kopf schon unter dem Arm tragen. Sobald man halbwegs sitzen und geradeaus schauen kann, hängt man am Schreibtisch und versucht das Schlimmste aufzufangen, obwohl man nicht richtig fit ist. Körper und Immunsystem unter Dauerstress. Da wundert es nicht mehr, dass Ausfallzeiten immer länger werden und LuL immer häufiger krank sind. Ich könnte eigentlich jede freie Minute nur noch schlafen und weiß, daß es vielen anderen ebenso geht. Totale Erschöpfung nach den letzten Jahren und dem immer größeren Stress. Familie, Freunde, Freizeit sind quasi nicht mehr richtig existent, ich ziehe da jetzt die Reißleine und mache nicht mehr mit.

So ist das
1 Jahr zuvor
Antwortet  laromir

Krank geschrieben heißt:
Ein Mensch ist – eine Zeit -arbeitsunfähig.
Die Steigerung von arbeitsunfähig ist dann – längere Zeit, evtl. wiederkehrend – arbeitsunfähig
oder
nach ganz viel „Mut und Aufopferung“ dienstunfähig.

Und dann? Orden und Auszeichnung?
Nein! Ja und! War eben nicht für diesen Beruf geeignet. Genau, nicht anpassungsfähig genug- an die Gewohnheiten der 16 Glorreichen:
Schonen, abwarten, ab und zu ein spotlight, geht doch, läuft
– nehmt Euch ein Beispiel und denkt nicht, dass Ihr, ja genau Du 😉 die Schulwelt retten könnt.

Wenn Ihr allerdings “ etwas werden wollt “ dann ist das jetzt die Zeit dafür. Macht das!
Was? Egal: Jeder noch so abstruse Vorschlag wird beklatscht.

Wie wärs z.B. mit Reha-Streaming ? ○ Bio/Physik beim Cardiospaziergang im Allgäu?
○ Malen nach Zahlen bei der Sozialberatung/ Frühpension ?
○Ich werde resilient – aus der Psychosomatik – LehrerX life ? ( vlt gleich influencer als Alternative 😉

Aaach, Leute – krank ist krank !!
[DRS.]

Walter
1 Jahr zuvor
Antwortet  So ist das

Ja, wenn dabei nicht zwischen verbeamtet und angestellt unterschieden würde und sechs Wochen diese Zeit der Konvaleszenz beeinflussen.

Last edited 1 Jahr zuvor by Walter
So ist das
1 Jahr zuvor
Antwortet  Walter

Sorry, knallhart, – ich erlebe das gerade selbst:
„krank“ bedeutet > ich kann nicht arbeiten, weil ich körperlich und/ oder geistig so stark geschädigt bin, dass ich weder aktiv unterrichten, noch DUen, noch vorbereiten, noch korrigieren, noch verwalten, noch…… kann,
sowas gibt es – erlebe ich gerade.

Noch wichtiger ist, dass ich versuche, dies zu vermeiden, geht bei covid leider nicht. Der Kleine hält sich auch, wenns ihm grad gefällt, an keine „6 Wochen“ . Dies wird mit Sicherheit für Amtsärzte und Regierung/Regierungsjuristen noch problematisch……[DRS.]

Arne
1 Jahr zuvor
Antwortet  So ist das

Ich erlebe, dass LuL sehr sensible Menschen sind und eine Störung im Glücksmodus sofort wahrnehmen und dem durch eine Ruhepause gegensteuern.
Ich kenne LuL, die auch Behandlungen, die eine sofortige Besserung erreichen würden nicht antreten, weil sie sich lieber „in Ruhe auszuziehen. Da geht auch ein Abordnungsjahr in eine „Problemschule“ schnell rum, wenn man sich im Garten in aller Ruhe auskuriert.
Sorry, die richtig Kranken gibt es bestimmt, aber bei dem Verhalten der Masse nimmt die niemand wahr oder ernst.

So ist das
1 Jahr zuvor
Antwortet  Arne

„Ich kenne LuL, die auch Behandlungen, die eine sofortige Besserung erreichen würden nicht antreten“ – das müssen dann ja Behandlungen sein, die Sie angeordnet haben, im Wissen, dass diese unmittelbar schulfähig machen “ sofortige Besserung“.

Da stellen Sie also einige in Frage, – ich auch, denn “ in Ruhe auszuziehen“ ist etwas….na ja eine seltsame Diagnose.

Ich werde mal ab jetzt ImGartenliegende nach Ihrem Beruf fragen;( wenn sie den Kopf unter dem Arm tragen sind es sowieso Lehrer 😉 Ich glaube nicht, dass die Masse LuL sind.

PS: Sie hatten heute aber schon füh Feierabend. [A.D.]

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  laromir

Da gibt es ein magisches Mittel: „Nein.“

Koko Lorey
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

Genau!

Koko Lorey
1 Jahr zuvor
Antwortet  laromir

Bei uns kamen jetzt ganz viele neue Kolleginnen- die machen das ganz brav, exzessiv und vor allem öffentlichkeitswirksam über die allgemeine Lehrerplattform. Damit es auch jeder, vor allem die Schulleiterin, sieht!
verdirbt die „Preise“ und steigert die Erwartungshaltung überall.

laromir
1 Jahr zuvor
Antwortet  Koko Lorey

Ja. Kenne ich. Die stellen auch jeden Rülpser aus dem Unterricht online, damit die SuS nicht mehr aufpassen oder mitschreiben müssen und die Eltern die volle Kontrolle über die Inhalte haben.
Das Beste noch zum Schluss, die Vertretung ist keine Lehrkraft, sondern irgendwer und bearbeitet das Material nicht, schreibt die Lösung nicht an und bekommt die SuS nicht zum Arbeiten, dass man in der nächsten Stunde sowieso alles aufarbeiten muss. Mind. 50% der Zeit, in der man vertreten läuft oft nur Schrott. Und dafür soll man sich hinsetzen?

So!?
1 Jahr zuvor
Antwortet  Kalila

„Laut europäischer Arbeitszeitrichtlinie haben Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein Recht auf eine Phase von elf Stunden Ruhe innerhalb von 24 Stunden und außerdem auf mindestens 24 Stunden ununterbrochene Freizeit innerhalb einer Woche.“

Und wie soll dieses Recht auf tägliche Ruhezeiten z.B. bei mehrtägigen Klassenfahrten umgesetzt werden? Sind LuL von dieser Arbeitszeitregelung dann selbstverständlich ausgenommen?? Welcher Arbeitnehmer stellt freiwillig ohne Bezahlung seine Nächte zur Verfügung?
Auch 24 Std.-Dienste von Ärzten in Krankenhäusern dürfte es demnach nicht geben, diese werden immerhin bezahlt.

Ragnar Danneskjoeld
1 Jahr zuvor
Antwortet  So!?

Eine Bezirkspersonalrätin in BW hat unserem Kollegium deutlich gesagt: remonstrieren Sie gegen eine Verwendung als Aufsichtsperson bei mehrtägigen Veranstaltungen und verweisen Sie auf die aktuelle Rechtsprechung. Man wird keinen Präzedenzfall schaffen wollen.

chrissie
1 Jahr zuvor

Ich, als Nicht-Lehrerin, höre und lese seit Jahren ausschließlich von der andauernden und immer größer werdenden Belastung der gesamten Lehrerschaft. Für mich als auch für mein gesamtes Umfeld ist von außen leider nicht erkennbar, worin genau diese Überlastung begründet ist. Konferenzen, Dienstbesprechungen, diverse Zusatzaufgaben, Übernahme der Arbeiten erkrankter Kollegen hat die Mehrzahl der Arbeitnehmer auch in der freien Wirtschaft täglich zu wuppen. Meist findet auch hier kein adäquater Ausgleich statt. Und andererseits, (mindestens) 2 Wochen Ferien/Urlaub (unterrichtsfreie Zeit) alle 6 bis 8 Wochen kennen Arbeitnehmer in der Privatwirtschaft ebenso nicht.

Sehr häufig wird in diesem Forum die enorme Belastung angeführt, die durch die permanente Vertretung kranker, ausgebrannter LuL entsteht. Auch hier lässt sich für uns nicht das hier so oft beschriebene Bild vom „dauerbelasteten Lehrer“ nachvollziehen. Unsere Erfahrung nach nun 6 Jahren mit zwei Kindern auf zwei verschiedenen Gymnasien in NRW ist, dass sich in 99% der Vertretungsstunden unsere Kinder ausschließlich an der körperlichen Anwesenheit der vertretenden Lehrer erfreuen dürfen. Ist das tatsächlich so anstrengend für die Lehrkraft? Und ja natürlich gibt es anstrengende Eltern und Kinder, für andere berufliche Tätigkeitsfelder gibt es dann als Pendant anstrengende Kunden, Patienten etc.
Und gibt es nicht auch wenigstens ein paar Dinge, die der/die LehrerIn heute als ENTtlastung erlebt? Mir z.B. fallen da spontan noch die LehrerInnen zu meiner eigenen Schulzeit in den 80-ern ein, wo Zeugnisse für ca. 26-28 SuS mit Hand oder im besten Falle mit der Schreibmaschine geschrieben wurden einschl. regelmäßig ausformulierter Beurteilungen. Oder auch die täglichen, mit Kreide erstellten Tafelbilder, vorbereiteter Folien und noch vieles mehr. Heute bekommen unsere Kinder in nicht wenigen Unterrichtsfächern meist Arbeitsblätter, um sich den (neuen) Lernstoff eigenverantwortlich anzueignen, Verweise auf Lernvideos aus dem Netz usw. Wir sehen da auch unglaublich viel Arbeitserleichterung, aber wie gesagt, dass ist das Bild, welches sich uns von außen betrachtet, bietet. Worin ganz konkret besteht die enorme Überlastung – im Vergleich zu den meisten anderen Arbeitnehmern in einem Angestelltenverhältnis?

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  chrissie

Wie gesagt, von außen nicht erkennbar.

Das Problem ist doch, dass die Entgelte für Lehrkräfte stärker gewachsen sind als die Stunden der Freizeit. So entsteht die Überlastung durch Freizeitstress, Lehrkräfte müssen in immer kürzerer Freizeit ihr Geld unter’s Volk bringen. Und das unter den missgünstigen Augen der Außenstehenden.

laromir
1 Jahr zuvor
Antwortet  chrissie

Wenn Sie hier so viel mitlesen, dann sollten Sie evtl wenigstens mitbekommen haben, dass Ferien nicht FREI bedeutet. Ich korrigiere da in der Regel 60 bis 120 Klausuren oder Mappen und bereite Reihen vor, damit ich während der restlichen Zeit nicht jedes Wochenende durchgehend sitzen muss (wie z.B. zwischen Herbst- und Weihnachtsferien) . Und es ist keine Seltenheit am Wochenende zu arbeiten, sondern die Regel. In Klausurphasen kann man dann 7 Wochen durcharbeiten. Ach nee, man kann sich entscheiden ob Wochenende oder bis nachts um 23 oder 24 Uhr. Bei 7 Wochen kommen da schon ein paar Stündchen zusammen. Und die kann ich eben in den Ferien nicht abfeiern. Und sorry, wer guckt ständig Lernvideos? Und nein, Kinder können sich Stoff nur bedingt selbst erarbeiten. Vom Großteil der Arbeite bekommen SuS und Eltern gar nichts mit.

chrissie
1 Jahr zuvor
Antwortet  laromir

Sie bringen das Korrigieren von Klausuren ein. Also an unseren beiden Schulen ist es mittlerweile so, dass nur in den Kern-/Hauptfächern Klausuren geschrieben werden. Das heißt, mit der Korrektur sind hier nur Deutsch-, Englisch-, Mathe- und Lateinlehrer beschäftigt, von der Erprobungsstufe (5.) bis zum Ende der Mittelstufe (9.). Und das auch nur 2 pro Halbjahr. Alle anderen Fachlehrer der 5.-9., und das ist eine beträchtliche Menge, belasten sich also weder mit Tests noch Klausuren das ganze Schuljahr über. Unsere Kinder haben sich darüber aber selbstverständlich nicht beklagt und wir uns nur gewundert über diese Entwicklung. Insofern scheint es mir angebracht, hier zu differenzieren,
Schade, dass Sie offenbar in diesem Bereich so über die Maßen überlastet sind. Aber wenigstens über die Sommerferien werden Sie doch hoffentlich nichts zu korrigieren haben, oder?

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  chrissie

Alles mehrfach erläutert. Die 6 Wochen Sommerferien sind bis auf die letzte Woche nicht nur unterrichtsfrei sondern auch noch bezahlt.
In diesem Zeitraum muss der tariflich gewährte Urlaub genommen werden. Es handelt sich de jure um Betriebsferien.

Jetzt hat der Arbeitgeber der lehrkräfte sich aber etwas einfallen lassen. Er vergütet Lehrkräfte nur nach der Zahl der Unterrichtsstunden, die sie mit SuS verbringen. Alle anderen Tätigkeiten sind damit pauschal abgegolten.
Also 40 Wochen Unterricht und 12 Wochen unterrichtsfrei.
Zieht man von den 12 unterrichtsfreien Wochen die fünf Wochen Urlaubsanspruch ab, verbleiben noch sieben Wochen. In diese unterrichtsfreien Zeiten fallen die allermeisten gesetzlichen Feiertage, die ja nicht als Arbeitstage gelten und deshalb auch nicht als Zeitausgleich führt „Überstunden“ herangezogen werden können.
Außerhalb der Ferien (hier in NRW) liegen nur der 1. Mai, Christi Himmelfahrt und Fronleichnam, teilweise der 3. Oktober sowie der 1. November also maximal fünf Feiertage.

Die Zahl der unterrichtsfreien Tage muss also um die Zahl der gesetzlichen feiertage, die in die Ferienzeiträume fallen und die Tage des Urlaubsanspruchs reduziert werden. Es verbleiben somit maximal fünf Arbeitswochen – also 25 Arbeitstage. Da in den Unterrichtswochen häufig Korrekturen ohne Zuschläge auch an den Wochenenden erfolgen, kommen laut den meisten Arbeitszeitstudien die Lehrkräfte in Abhängigkeit von der Schulform, in der sie eingesetzt werden, auf mehr als 38,5 Wochenstunden (Angestellte) und 41 Wochenstunden , auf eine höhere als die vertraglich vereinbarte Arbeitszeit.

Die verbleibenden sechs unterrichtsfreien Wochen mit insgesamt um die 30 Arbeitstagen dienen also dem Abbau von angefallenen Mehrarbeitstunden, die während der Unterrichtszeit ja nicht durch Freizeit wie in anderen Behörden ausgeglichen werden dürfen.

30 Arbeitstage a 8 Stunden sind ca. 240 Stunden. Teilt man diese durch die 40 Unterrichtswochen, werden also je Arbeitstag maximal 1,2 Stunden respektive höchstens 75 Minuten kompensiert.

Von außen betrachtet sehen 12 Wochen unterrichtsfrei Zeit bei vollen Bezügen eben anders aus als mit belastbaren Kenntnissen des eigenen Arbeitsaufwandes aus der Innenansicht.

Und um das alles ein wenig zu untermauern nur noch der Hinweis, dass ich mein halbes Arbeitsleben in der sogenannten freien Wirtschaft beschäftigt war, bevor ich nach einem zweijährigen, grundständigen Vorbereitungsdienst Lehrkraft geworden bin.

chrissie
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Zunächst einmal meinen herzlichen Dank für Ihre ausführlichen Darlegungen sowie der damit verbundenen Mühe. Ich bin lernbereit und offen, um meinen kleinen Horizont zu erweitern.
Spontan fallen mir noch zwei Fragen ein:

  • was ist mit den sog. Brückentagen, folgend auf die von Ihnen aufgezählten Feiertage
  • wie werden die 3 freien Karnevalstage für Sie als Lehrer „verbucht“

Und auf meine Anmerkungen, dass die Fachlehrer der sog. Nebenfächer keine Klausuren/Tests schreiben, bitte ich doch noch höflich um „Aufklärung“. Womit sind diese in den unterrichtsfreien Tagen (Ferien und Wochenenden) beschäftigt? Erschließt sich mir leider immer noch nicht.

GEW- nee!
1 Jahr zuvor
Antwortet  chrissie

Das ist- wie alles andere in dem Zusammenhang- Ihr Problem. Die Überprüfung meiner Tätigkeiten, Dienstzeiten und Dienstpflichten sowie deren Erfüllung obliegt allein meinem Dienstherrn bzw. meiner Dienstherrin. Dazu sind diese ins Amt gesetzt, häufig nicht zuletzt durch Wahl. Das auch, um dem berechtigten Wunsch nach angemessener Verwendung öffentlicher Gelder Rechn ung zu tragen.
ANSONSTEN IST KEIN ARBEITNEHMENDER DES ÖFFENTLICHEN DIENSTES VERPFLICHTET, SICH VOR JEDER PRIVATPERSON O.Ä. DIESBEZÜGLICH ZU ERKLÄREN ODER ZU RECHTFERTIGEN.

chrissie
1 Jahr zuvor
Antwortet  GEW- nee!

Entschuldigung, ich habe nicht aus dem Nichts heraus hinterfragt, worin die konkrete Überlastung der gesamten Lehrerschaft besteht. Sondern es war meine Reaktion auf das andauernde und anhaltende Beklagen derselben in der Öffentlichkeit. Andere Berufsgruppen hören wir nicht so laut klagen, obgleich deren hoher Arbeitsumfang und-belastung für die meisten eher nachvollziehbar wäre.

GEW- nee!
1 Jahr zuvor
Antwortet  chrissie

Da widerspreche ich Ihnen überhaupt nicht. Eigentlich bezog ich mich mehr auf den Rechtfertigungsreflex vieler Kolleg:innen, der- nicht zuletzt erfolglos- in einer Wahrnehmung wie der Ihren mündet.

Sansibar
1 Jahr zuvor
Antwortet  GEW- nee!

Ach, so kennen und lieben wie Lehrer!
Fleissig, bescheiden, motiviert und engagiert!
(Kein Wunder, dass niemand Lehrer mag.)
Der Hasenfuss ist: der Dienstherr interessiert sich nicht für die Erfüllung der Dienstpflichten. Also macht ein Großteil der Lehrer was? Genau, das MINIMUM

GEW- nee!
1 Jahr zuvor
Antwortet  Sansibar

Na und?

GEW- nee!
1 Jahr zuvor
Antwortet  Sansibar

Na dann haben wir Lehrkräfte es ja noch viel besser als wir immer schon dachten! In diesem Sinne chille ich mich jetzt ins Wochenende, denn da der Ruf längst ruiniert, leb` weiter ich ganz ungeniert.

Übrigens fehlt in der Liste noch „besserwissend“ 😉 Deshalb mein Tipp: Duden kaufen und Rechtschreibregeln überprüfen- vornehmlich s-Laute!

laromir
1 Jahr zuvor
Antwortet  chrissie

Also bei uns schreiben ALLE Fächer Klausuren. Dazu werden bei den Kleinen die Mappen kontrolliert. In der Sek ll sind alle Klausuren 90 Min. im LK bis zu
200 Min.

Carsten60
1 Jahr zuvor
Antwortet  laromir

Ob das wohl an den Gemeinschaftsschulen auch so ist?

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  chrissie

Drei bewegliche Feiertage. – Das MSB hier in NRW hat erlassen, dass die Schulen über drei Ferientage eigenständig entscheiden können. Diese drei Tage dienen der Brauchtumspflege. In den rheinischen Gebieten werden diese drei Tage also gerne um Rosenmontag gruppiert.

Andernorts werden die Tage genutzt, um „Brücken“ bauen zu können. Dies passiert vor dem Hintergrund, dass z.B. für den Freitag nach Christi Himmelfahrt in etwa 60% der SuS auf Antrag der Eltern beurlaubt werden oder im Nachgang als krank entschuldigt werden. Um die Schulbusverkehre an diesen Tagen einstellen zu können, werden die Schulen einer Kommune gedrängt, sich auf die gleichen Brückentage zu einigen. – So viel zum Thema Eigenständigkeit der Schulen.

Btw das Entscheidende ist noch gar nicht erwähnt worden. Das Landesschulgesetz regelt die Zahl der Ferientage für die SuS. Die zahl der ferioentage ist also mit parlamentarischer mehrheit verabschiedet worden. Gibt schon komische Sachen in einem demokratischen Staatswesen.

laromir
1 Jahr zuvor
Antwortet  chrissie

Noch zur Ergänzung, was Lehrer*innen sonst noch so machen (ohne Garantie auf Vollständigkeit).
Also 4 Gesamtkonfrerenzen, mindestens 4 Fachkonferenzen, Pädagogische Konferenzen, 4 bis 6 Nachmittage Zeugniskonferenzen, 2 Elternabende (minimum) Wandertage vorbereiten, Klassenfahren organisieren (Bus/Bahn, Unterkunft, Klassenkonto und Co. organisieren und verwalten), ggfs. für Aktivitäten Fördergelder beantragen, Austauschfahrten unserer SuS, Rückaustausch von ausländischen SuS, Schulfest, Projektwoche, Schulball, Schuldisko, Abiball, Bundesjugendspiele, Schulkonferenz, Schulentwicklung (diverse Gruppen), Pädagogischer Tag(e), Fachvorsitze für die einzelnen Fächer (mit Haushaltssitzung, Vorbreitung der Fachkonferenzen, Kommunikation unter den Fachschaften, mit der Schulleitungn etc.) alle paar Jahre noch mal was neues für Schulcurriculum, neue Konzepte (Prävention, Medienbildung, und was weiß ich, die erstellt und eingereicht werden müssen),Fortbildungen, Klassenkonferenzen für Schüler*in XZ wegen Problem Z, Abiturprüfungen erstellen, Prüfungen abnehmen und protokolieren (was oft neben laufendem Unterricht geschieht, also raus aus der Stunde und ab ins Abi), wer in Sek II ist hat Abikorrektur mit Gutachten (teilweise 25 SuS pro Kurs), dazu kommen Vergleichsarbeiten in diversen Fächern und Jahrgängen. Vertretungen kommen dazu, Elterngespräche, emails, als KL das führen der Schülerakten,…
Ach ja, für alle Aktivitäten müssen Elternbriefe verfasst werden, wenn zustimmung notwendig (nicht nur Info), dann ausdrucken, kopieren und verteilen, Rückläufe einsammeln und verwalten, Geld einsammeln und verwalten. Und ja, nicht jeder ist in jedem Gremium dabei (wer sollte das auch leisten können?? neben „normalem“ Alltag), aber viele Dinge sind für ALLE und der Rest wird irgendwie aufgeteilt. Allerdings wird der „Rest“ immer mehr, so dass es keine Menschen mehr zum aufteilen gibt. Und nein, wir haben nur den Rosenmontag frei und manchmal den Dienstag. Die Brückentage fallen fast immer in die Zeit des Abis oder der letzten Klausuren und man ist zwar zu Hause hat aber einfach nicht frei. Die Brückentage sind hierbei noch ein Rettungsanker, damit man das irgendwie alles noch hinbekommt. Und klar, das oben aufgelistete bekommen Eltern zum Großteil nicht mit, weil es eben Mittags stattfindet, wenn keiner mehr Unterricht hat oder am Wochenende oder weil das eigene Kind z.B. gerade nicht von einer Klassenfahrt o.ä. betroffen ist.

Arne
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Aber dieser Ferienmodus stört doch keinen Lehrer. Ich habe noch nie etwas davon gelesen oder gehört, dass das Schuljahr anders strukturiert oder rhythmisiert werden soll. Ich lese nur: weniger arbeiten und mehr Geld. Wie die Ferien bei weniger Unterrichtsverpflichrung gekürzt werden sollen interessiert niemanden. Weil: mehr Geld und weniger arbeiten.

Conan
1 Jahr zuvor
Antwortet  chrissie

Nun, die Frage am Ende ist eine Suggestivfrage, denn die Antwort lautet: Alles hypochondrische Einbildung im Vergleich zu den Leistungsträgern in der „freien Wirtschaft“. Darauf konkret einzugehen erübrigt sich, zu wenig Zeit.

Christabel
1 Jahr zuvor
Antwortet  Conan

Danke, ich habe auch keine Lust mehr, jedem erklären zu sollen, was ich in Schulwochen, am Rosenmontag oder in den Sommerferien eigentlich mache. Den meisten fehlt doch einfach die Bereitschaft, sich mit unserem Beruf ernsthaft auseinanderzusetzen. Daher, Nachfragen zur Lehrerarbeitszeit bitte ans jeweilige Ministerium richten, die wissen dort ganz genau Bescheid!

GS in SH
1 Jahr zuvor
Antwortet  Christabel

An alle Noch-nicht-Lehrer: Einfach selbst diesen chilligen Beruf ergreifen!

Vormittags hat man Recht, nachmittags frei, zumindest wenn man eher zu den Nachtarbeitern gehört.
Dazu noch ewig lange Ferien, in denen man mit dem horrenden Gehalt bestimmt eine Kreuzfahrt nach der anderen unternimmt.
Dazu noch bezahlten Urlaub aka Klassenfahrt, während der Dienstzeit.

Freizeitstress am Wochenende? Was unternehme ich, wie bringe ich die Zeit um? Hat man als Lehrer nicht!

Nette Klönschnacks mit Kollegen, Jugendamt, Sozialarbeitern, Psychologen, Eltern …. nachmittags, so dass man sich nicht einmal um eigene Sozialkontakte bemühen muss.

Kreativ werden dürfen, um Einschulungsfeiern, Weihnachtsfeiern, Schul-/Klassenfeste, Projektwochen und Abschlussfeiern zu gestalten. Die Schulentwicklung nicht zu vergessen!
Auch beim Basteln von Materialien für I-Kinder kann man sich ausleben! Wer da nicht so geschickt ist, kann es natürlich auch kaufen.

Das Entziffern kryptischer Texte fordert das Gehirn heraus, besser als jedes Gehirnjogging und dazu noch kostenlos.

Auch das eigene Immunsystem hat man, ganz ohne viel Aufwand, nach einigen Jahren gestärkt.

Dazu noch strahlende Kinderaugen, dankbare Eltern und eine hohe Wertschätzung in der Gesellschaft.

Verstehe überhaupt nicht, warum uns die Menschen nicht die Tür einrennen! Wir nehmen wirklich jeden!

Last edited 1 Jahr zuvor by GS in SH
Metalman
1 Jahr zuvor
Antwortet  chrissie

Zuerst sollte endlich mal Ernst genommen werden, wenn so viele Lehrerinnen und Lehrer über hohe Belastung oder sogar Überlastung klagen. Das machen ja z.B. auch Pflegerinnen oder Kita-Erzieher. Denen nimmt man das offenbar eher ab, als den LehrerInnen. Fühlt man sich Ernst genommen, dann ist das auch Wertschätzung. Oder bilden sich die Lehrer ihre Belastung nur ein?

Zweitens: Eine bloße Aufrechnung von Arbeitzeiten oder freien Tagen eignet sich alleine eben nicht um die Arbeitsbelastung zu vergleichen. Abgesehen davon, dass die meisten LuL eben auch objektiv auf ähnliche Arbeitsstunden kommen, wie alle anderen ist Unterrichten per se extrem anstrengend, da man ständig auf viele gleichzeitige Impulse einer ganzen Gruppe eingehen muss und gleichzeitig seinen Stoff an teilweise unwillige Lernende bringen muss, die Technik mal wieder streikt usw. Schwierige, verhaltensauffällige Schülerinnen und Schüler sind mittlerweile in manchen Klassen auch eher die Norm als die Ausnahme und da gibt es einfach nicht genug Unterstützung und da kann man im Alltag einfach nicht jedem gerecht werden, was zusätzlich viel Energie kostet. Jobs in der „freien Wirtschaft“ haben ihre eigenen Herausforderungen, ich behaupte aber, dass die Unterrichtszeit, die extrem verdichtet ist, im Durchschnitt mehr schlaucht, als eine Arbeitsstunde anderswo.

Drittens: Man kann oft nicht einfach in Ruhe arbeiten, neben Multitasking und Unterrichtsstörungen gibt es keine wirklich Pause, oft keinen ausgeglichenen Stundenplan, keine klare Trennung zwischen Arbeits- und Freizeit uvm.

All das ist natürlich höchst individuell und hängt sehr von den Rahmenbedingungen an der jeweiligen Schule und den Klassen ab, in denen man eingesetzt ist. Leute mit Prüfungsfächern sind de facto häufig mehr belastet, das stimmt. Auch sind die, die einen eigenen hohen Anspruch haben und wenigstens halbwegs aktuell vorbereitet sind, mehr belastet als ander usw. Alle LehrerInnen sind natürlich nicht immer betroffen.

Unterm Strich fühlen sich aber viele eben stark belastet, die anstrengende Lerngruppen haben, ein Prüfungsfach, womöglich einen ungünstigen Stundenplan, dazu Unwuchten im Plan, Vertretungen von Langzeitkranken schultern müssen, vielleicht sich nicht so gut erholen oder abschalten können, dazu private Schwierigkeiten haben usw. Da kommt dann eben schnell eins zum anderen. Trotz allem ist es ein schöner Beruf, nur immer mehr draufgepackt bekommen und dann noch der Jammerei bezichtigt zu werden, ist nicht so förderlich.

Marhat
1 Jahr zuvor

„Alles im Griff auf dem sinkenden Schiff.„
Es lohnt sich nicht in so etwas Lebenszeit zu investieren.
Ein Schritt zurücktreten und das Spektakel genießen.

SissyS
1 Jahr zuvor

Ich bin wirklich schockiert über einige Kommentare! Selbstverständlich tragen zig Reformen, Regierungswechsel, Ignoranz der Bezregs und dem kaputt Sparen eine große Schuld an dem vorherrschenden Lehrymangel. Aber leider auch der Naivität der KuK, die glauben, ihnen würde ein Orden verliehen, wenn man im Krankenstand noch hunderte Klausuren korrigiert oder die 8. Vertretungsstunde in der Woche vertreten. Dies hat auch dazu geführt, dass SLs über Jahre gemeldet haben:“Läuft doch!“
Ein „Nein!“ ist ein vollständiger Satz und bedarf keiner weiteren Ausführungen.
Ich werde die Schule nun verlassen und orientiere mich um und das nur nach 5 Jahren Schuldienst.
Keine Lust mehr auf Beleidigungen, Unterstellungen, nie endende Bürokratie, fordernde Eltern, unmenschliche Personal“führung“ durch die SL, Personalräte, die nur mit den Achseln zucken, SuS in der 7. Klasse, die NS-Parolen singen, Cybermobbing und sexuelle Belästigung, mangelnde Wertschätzung bei Stemmung von Krisensituationen… Ich könnte über diese 5 Jahre mindestens zwei Bücher schreiben.
Passt auf euch auf und verwendet häufiger mal das schöne Wörtchen „Nein“.