„Sondervermögen“: Esken will Reiche für Deutschlands Schulen zur Kasse bitten

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STUTTGART. Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken hat sich für ein «Sondervermögen für die Bildung» ausgesprochen und will dafür die Besitzer großer Vermögen zur Kasse bitten. «Wir müssen auf jeden Fall mehr in Bildung investieren», sagte Esken in einem Interview für mehrere Zeitungen in Baden-Württemberg. «Ich habe als Elternvertreterin – die meisten Mütter und Väter wissen, wovon ich spreche – zu viele Schulgebäude gesehen, in die man seine Kinder nicht zum Lernen schicken möchte.» Einige Aussagen der SPD-Chefin ärgern allerdings den VBE.

Für die Bildung soll’s ein Sondervermögen geben – „gespendet“ von Vermögenden. Foto: Shutterstock

Ein «Sondervermögen» für die Bildung meint eine ähnlich hohe Summe wie die 100 Milliarden Euro, die nach Russlands Überfall auf Ukraine – über Kredite finanziert – für die Modernisierung der Bundeswehr auf den Weg gebracht wurden. Dafür wurde auch das Grundgesetz geändert. Esken schwebt für die Bildung eine andere Art der Finanzierung vor: «Diejenigen, die sehr große Vermögen haben in unserer Gesellschaft, müssen mehr zum Allgemeinwohl beitragen», forderte die SPD-Chefin. «Sie werden umso leichter zu überzeugen sein, wenn unsere eindeutige Botschaft lautet: Das Geld investieren wir in unsere Zukunft, in die Kinder.»

Zudem sprach sich die SPD-Vorsitzende für eine Grundgesetzänderung aus, die dem Bund mehr Mitwirkung bei der Bildung ermöglichen würde. «Eigentlich muss es in der Grundschule gelingen, die Nachteile der Kinder mit schlechteren Startchancen auszugleichen. Stattdessen wachsen diese Nachteile in der Grundschule an. Das ist eine Katastrophe.» Bund, Länder und Kommunen müssten so gut wie möglich kooperieren, damit alle die besten Bildungschancen bekämen.

«Ich warne davor, mit brachialen Methoden dafür zu sorgen, dass die vorhandenen Lehrkräfte noch ein paar Stunden mehr unterrichten»

Die derzeitigen Vorschläge, etwa über Arbeitszeiterhöhungen oder die Einschränkung der Teilzeit den Lehrermangel zu beseitigen, kritisierte Esken: «Ich warne davor, mit brachialen Methoden dafür zu sorgen, dass die vorhandenen Lehrkräfte noch ein paar Stunden mehr unterrichten. Wir wollen guten Unterricht – und dafür brauchen wir motivierte und leistungsfähige Lehrkräfte.»

Das dürfte Wasser auf die Mühlen der Lehrerverbände sein. Einige der Aussagen von Esken stoßen beim Verband Bildung und Erziehung (VBE) trotzdem für Empörung. «Die Grundschule versagt», so zitiert die „Badische Zeitung» Esken. «Würde die Grundschule versagen, wäre es finster in Deutschland», entgegnet der VBE-Bundesvorsitzende Gerhard Brand. Er fügt hinzu: «Das Gegenteil ist der Fall. Die Kolleginnen und Kollegen an der Grundschule machen unter widrigen Bedingungen einen hervorragenden Job. Wenn wir die Bildung verbessern wollen, sollten wir damit beginnen, die Arbeitsbedingungen dieser Kolleginnen und Kollegen zu verbessern und nicht damit die Schulen schlecht zu reden.»

 «Wir Lehrkräfte schauen sehr genau hin, welche Kinder bei uns in der Klasse sitzen und schneiden den Unterricht methodisch-didaktisch passgenau auf diese Kinder zu»

Zum Vorwurf Eskens, dass die Lehrerinnen und Lehrer nur Vorgefertigtes aufwärmten und der Schulbetrieb unter Bulimie-Lernen leide, sagt Brand: «Das ist eine unhaltbare Unterstellung. Wir Lehrkräfte schauen sehr genau hin, welche Kinder bei uns in der Klasse sitzen und schneiden den Unterricht methodisch-didaktisch passgenau auf diese Kinder zu.» Zu den pädagogischen Ratschlägen Eskens, weniger Inhalte und dafür mehr Kompetenzen zu vermitteln, erklärt Brand: «Kompetenzen ohne Inhalte sind leer. Die Vermittlung von Kompetenzen erfolgt über die Erarbeitung von Inhalten. Saskia Esken unterliegt offenbar dem Irrglauben, aus ihrer Zeit als Elternvertreterin die Schulen auch aus pädagogischer Sicht beurteilen zu können.» News4teachers / mit Material der dpa

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21 Kommentare
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Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Von der Reichen nehmen, die Bösen schlagen. Robin Hood Taktik – sehr durchsichtig. Nächstes bitte.
Vorgefertigtes aufwärmen, Bulimie-Lernen, weniger Inhalte, mehr Kompetenzen – auch sehr durchsichtig.
Das genügt.

Last edited 1 Jahr zuvor by Dil Uhlenspiegel
Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Was haben Sie von Frau Esken erwartet? Eine sozio-kommunistisch verbrämte, von sich selbst überzeugte, von idealistischen Wirrgedanken geprägte und weltfremde Möchte-gern-Kämpferin, die jede Menge Antipathie verströmt und meist nur Kopfschütteln auslöst. Eine weitere Gattung derjenigen Politiker, die ihrem Amt nicht gerecht werden und ihre eigenen Defizite mit lautem Getrommel übertönen wollen.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Als kleiner Zusatz sei erwähnt, dass Esken noch nie einen Wahlkreis gewonnen hat, sondern immer nur über die Quotenliste an die Futternäpfe gekommen ist. Ihre höchste Qualifikation ist irgendwas mit Elternvertretung.

AvL
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Der Ansatz ist vom Grundgedanken her nicht schlecht.
Die platte Vorgehensweise der Vereinnahmung von Geldmitteln einer Personengruppe wirkt eher abstoßend Tolle Idee, die nächste Idee bitte Samstag in 8 Tagen.
Die Dame beschäftigt sich in meiner Wahrnehmung eben meist mehr mit so nachhaltig wirksamen Themen wie dem Gendern der deutschen Schrift und Sprache oder der Gleichstellung von Mann und Frau durch einfache Quotenregelungen bis zum Erreichen der Geschlechterparität, was eigentlich nur jene interessiert, die sonst keine anderen weltbewegenden Probleme mehr für sich zu entdecken haben.

Mit dem Potential dieser Sprachsuffragette gelingt es schlagartig von existentiellen Sorgen und Nöten der Bevölkerung abzulenken, um wieder einen Pyrrhos-Sieg gegen das männliche Geschlecht zu erringen.
Durch die mediale Präsens derartiger Spitzenkandidaten gelingt es dem politischen Gegenlager recht einfach so manche hämisch-satirische Spitze gegen die Selbstberufene zu kreieren, obwohl doch die sprachlich-rhetorische Dynamik dieser Emanzipationsikone auf mich eher wenig unterhaltsam wirkt.

Befeuert sie doch eher die Vorurteile gegen eine wenig mitreißend gewordene Politik der Sachverwaltung und zähfließenden Entscheidungsfindung innerhalb einer zu anderen Zeiten eher mitreißenden Politik sozialdemokratischer Politprofis.
Das war mal, und hat es da gekracht.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Das scheint so üblich in der SPD. Quote sticht Kompetenz.

AvL
1 Jahr zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Frau Esken ist in Bezug auf die Vermittlung von Lerninhalten wie die zwingende Vermittlung der deutschen Geschichte kontraproduktiv, weil sie die Lernpläne zu Gunsten einer Schüler gesteuerten Lernmethodik verändern will.
Sie verunglimpft die Erarbeitung vorgeschriebener Lerninhalte als Bulimie-Lernen. Dass diese Frau sich noch als SPD-Vorsitzende jemals als Elternvertreterin gewählt werden konnte, ist für mich schon sehr erschreckend.
Sie folgt dem Zeitgeist einer vermeintlich positiven Pädagogik.
Diese Frau wird zurecht niemals einen Wahlkreis in direkter Wahl gewinnen.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Bei Frau Esken kann man nichts Substantielles schreiben, ist halt so. Schlimm ist eigentlich, dass solche Politiker sich als ultimative Volksvertreter feiern, trotz umfassender Kritik von diesen. Da fällt mir nichts zu ein.
Und Ihre Antwort ist auch nicht gerade von Substanz und Argumenten geprägt. Widersprechen Sie mir doch bitte!!

Georg
1 Jahr zuvor

Wie will man die Reichen noch schneller loswerden?

SPD: Ja!!

Fakten sind Hate
1 Jahr zuvor

Nachdem sich der Staub etwas gelegte, den Esken mit ihrer Forderung nach Sondervermögen aufgewirbelte, wurde auch eine kleine Fußnote sichtbar: Reich gelten alle Personen, die ein monatlichen Nettoeinkommen von mehr als 2500Euro vorweisen können.

Somit zahlen dann auch die Lehrer ihre Arbeitsstelle mit. Was bekanntlich schon von vielen Lehrkräften als richtig und wichtig akzeptiert wird. Hat jemand schonmal seine Korrekturstifte oder gar seinen Arbeitsplatz zuhause durch den Arbeitgeber gestellt bekommen?

Soso
1 Jahr zuvor
Antwortet  Fakten sind Hate

Richtig, bei „Reichen“ denken wir immer nur an Millionäre, dabei zählen heute schon Leute mit mittlerem Einkommen dazu.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Fakten sind Hate

Kann man nicht laut genug sagen: Als reich gelten laut den Sozialdemokraten alle, die etwas mehr als den Durchschnitt haben. Das kann auch schon der Facharbeiter sein. Die Milliardäre zahlen hier sowieso keine Steuern. Die haben genug Firmenverpflechtungen und Stiftungen oder hauen ab in die Schweiz, um hier nichts zahlen zu müssen.

Walter
1 Jahr zuvor

„Das Geld investieren wir in unsere Zukunft, in die Kinder.“
Da fehlte aber entscheidend der Zusatz um die Renten auch zukünftig abzusichern damit es uns weiter so gut geht.

Soso
1 Jahr zuvor
Antwortet  Walter

„„Das Geld investieren wir in unsere Zukunft, in die Kinder.“

Diesen Spruch dreschen Politiker seit Ewigkeiten. Haben sie ihn auch in die Tat umgesetzt?

Mo3
1 Jahr zuvor

Immer sind es „die Reichen“, die für die Missstände in allen möglichen Bereichen aufkommen soll, wenn es der Staat, dessen Aufgabe es wäre, nicht hinbekommt. Und wer garantiert, dass das Geld tatsächlich dort ankommt? Vielleicht muss der Staat vielmehr seine Prioritäten überdenken. Populistischer Klassenkampf ist keine Lösung.

Von Nassau
1 Jahr zuvor

Fragt sich nur ob die Reichen da mitmachen, schließlich ist Geld bekanntlich scheu und ganz schnell im Ausland, inklusive der Arbeitsplätze für die dann hochgebildeten Sozialhilfeempfänger.

Carsten60
1 Jahr zuvor

Das Problem — auch mit der Vermögensteuer — ist doch, das Vermögen der Superreichen überhaupt zu beziffern. Wie sollen Behörden das nachweisen, wenn die Leute freiwillig nicht die Wahrheit sagen? Und wie soll man Besitztümer im Ausland bewerten? Wir haben doch gesehen, wie schwierig es schon war, dem einen oder anderen russischen Oligarchen nachzuweisen, welche Luxusyacht er hat. Die gehört nämlich einer Briefkastenfirma mit Sitz in einem Steuerparadies. Was nun? Den Trick können andere auch anwenden.

GS in SH
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

Es werden halt nur die armen „Reichen“ besteuert, die nicht raus können.

Alx
1 Jahr zuvor

Wer nur einen Hammer hat, der sieht in jedem Problem einen Nagel.
Ich wäre eher überrascht von einer Nachricht, dass Frau Esken ein Problem OHNE Reichensteuer lösen will.

GS in SH
1 Jahr zuvor

Die Ampel will die Staatszahlungen an die Kirchen beenden.
Die Kirchen fordern eine Ablösesumme von mindestens 11 Milliarden Euro.
Hierbei geht es nicht um die Kirchensteuer, die bleibt bestehen.
Sondern um die (seit über 100 Jahren) jährlich inzwischen ca. 800 Millionen Euro an Staatszahlungen, die als Wiedergutmachung für den von Napoleon enteignetem Kirchenbesitz gezahlt werden.
Vielleicht verzichten die Kirchen ja auf das Geld zugunsten der notleidenden Schulen. Was meint ihr?

Wetten werden noch entgegengenommen.

Gelbe Tulpe
1 Jahr zuvor

Leider können Gutverdiener durch die Steuergesetze ziemlich viel abziehen, sodass sie zu wenig an Steuern an den Staat entrichten. Wer als Single brutto sechsstellig im Jahr verdient, kann schon wesentlich mehr bezahlen. Im Gegenzug kann man ja dann Umsatz- und Mineralölsteuer abschaffen.

Sammi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Ich finde, wir sollten aufs Netto schauen. Die Beamten rauslassen ist nicht fair.