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Bürgerentscheid erzwingt Erhalt von Real- und Hauptschulen, denen die Schüler ausgehen

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SIEGEN. Haupt- und Realschulen bleiben erhalten. Dies hat ein Bürgerentscheid im nordrhein-westfälischen Siegen ergeben und damit einen anderslautenden Beschluss des Stadtrats gekippt. Die Landeselternschaft der Gymnasien sieht in dem Ergebnis ein landesweites Signal, die tradierte dreigliedrige Schulstruktur nicht anzutasten. Das Problem dabei: Die Haupt- und Realschulen sind vor Ort kaum mehr nachgefragt. Daran ändert auch das Bürgerbegehren nichts.

Die Bürger haben abgestimmt – und jetzt? (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Die Bürgerinnen und Bürger haben entschieden, so berichtet die „Westfalen Post“: Der Ratsbeschluss von 2022, eine vierte Gesamtschule in Siegen zu errichten und dafür Haupt- und Realschulen aufzugeben, ist aufgehoben. Eine Mehrheit von knapp 80 Prozent sei dem Bürgerbegehren gefolgt, dagegen stimmten knapp über 20 Prozent. Die Beteiligung an dem Votum lag allerdings bei gerade mal gut einem Drittel der Stimmberechtigten.

Trotzdem sieht die Landeselternschaft der Gymnasien NRW in dem Ergebnis ein deutliches Zeichen, an dem „auch andere Kommunen in Nordrhein-Westfalen nicht vorbeikommen“. Der Elternverband – er ist die Mitgliederstärkste Elternvereinigung in Deutschland – erwartet von NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) nun „klare Worte an diejenigen Kommunen, die dennoch eine Zerschlagung des differenzierten Schulsystems durch Schließung der Haupt- und Realschulen planen.“

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„Der Reduzierung der Schullandschaft auf Gymnasien und Gesamtschulen wurde damit eine klare Absage erteilt“

In einer Pressemitteilung des Verband heißt es: „Mit der Entscheidung der Bürger ist der Beschluss des Stadtrats, die Haupt- und Realschulen in Siegen zu schließen, gekippt. Die Kommune muss neu darüber nachdenken, wie die örtliche Schullandschaft aussehen soll. Der Wunsch der Wähler ist klar: die Kinder und Jugendlichen in der Stadt sollen in den Schulformen Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien bestmöglich auf das spätere Leben und die Anforderungen des Berufslebens vorbereitet werden. Der Reduzierung der Schullandschaft auf Gymnasien und Gesamtschulen wurde damit eine klare Absage erteilt.“

Die Landeselternschaft der Gymnasien hatte zuvor klar Position bezogen – und in einem Schreiben an die Siegener Gymnasialeltern dazu aufgefordert, sich an dem Bürgerentscheid zu beteiligen. „Das differenzierte Bildungssystem bietet mit seinen aufeinander abgestimmten und ausdifferenzierten Bildungsgängen eine optimale Förderung der Kinder in leistungshomogenen Gruppen“, meint Vorsitzender Oliver Ziehm und betont: „Das System lebt von seiner Durchlässigkeit. Die Kinder und Jugendlichen müssen die Möglichkeit haben, die Schulform und damit den Bildungsgang zu wechseln. Deshalb funktioniert das System nur, wenn alle Schulformen auch vor Ort in erreichbarer Nähe vorhanden sind.“

Das Problem ist allerdings: Die Haupt- und Realschulen werden durch den Bürgerentscheid nicht voller. Der Siegener Schuldezernent Andree Schmidt wies laut „Westfalenpost“ darauf hin, dass das Ergebnis des Bürgerentscheids und das Schulwahlverhalten der Eltern nicht übereinstimmen. Eine „übergroße Mehrheit“ der Eltern entscheide sich für Gesamtschulen und Gymnasien. Der Plan, eine vierte Gesamtschule in der Stadt zu errichten, habe der Nachfrage Rechnung getragen „und war richtig.“

Folge des Bürgerentscheids werde es sein, dass auch in den nächsten Jahren Anmeldeverfahren an Haupt- und Realschulen ermöglicht werden. Wenn dann, wie in diesem Jahr, nicht die Mindestzahlen erreicht werden, „wird es dabei bleiben, dass Eltern ihre Kinder zwei oder drei Mal anmelden müssen.“ Schmidt: „Für Klarheit hat das nicht gesorgt.“ News4teachers

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