Wegen Lehrermangel – Förderstunden streichen? BPV spricht von „Misswirtschaft“

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POTSDAM. Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) weht wegen des Lehrermangels der Wind scharf ins Gesicht. Die von ihr geplanten Kürzungen insbesondere bei den Förderstunden sorgen für Empörung. Der Brandenburgische Pädagogen-Verband spricht gar von „Misswirtschaft der Bildungspolitik zu Lasten von Schülern und Lehrkräften“.

„Wichtige Verstärkung“: Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD). Foto: Axel Schön / Bildungsminsterium Brandenburg

Im kommenden Schuljahr kann das Brandenburger Bildungsministerium aller Voraussicht nach nicht mehr genügend neue Lehrkräfte einstellen, um die freiwerdenden Stellen zu besetzen. Daher will Bildungsministerin Ernst zusätzliche Unterrichtsangebote (Förderstunden etwa) kürzen. Die Lehrergewerkschaften laufen dagegen Sturm – nach der GEW nun auch der Brandenburgische Pädagogenverband. Der BPV „kritisiert die Bildungspolitik des Landes Brandenburg auf das Schärfste“, so heißt es in einer Pressemitteilung. „Der akute Lehrkräftemangel, der voraussichtlich auch in den nächsten Jahren nicht zu beheben ist, kann nicht mit kurzfristigen Maßnahmen gelöst werden.“

Die aktuelle Situation verunsichere die Kolleginnen und Kollegen, denn die angekündigten Kürzungsmaßnahmen führten dazu, dass Konzepte wie Ganztag, Gemeinsames Lernen und Flex nicht mehr durchführbar seien und die Bildungsungerechtigkeit dadurch verstärkt werde. „Deshalb fordern wir die sofortige Rücknahme dieser Ankündigungen.“

Weiter heißt es: „Wir verlangen klare und langfristige Konzepte von den verantwortlichen Bildungspolitiker*innen, um der Bildung im Land Brandenburg wieder eine Perspektive zu geben.

Unsere Forderungen dazu sind:

  1. Zeitnahe Reform der Lehrerbildung mit berufsbegleitendem Master, um die Zahl der Studienabbrecher zu senken und das Lehramtsstudium attraktiv zu machen! Wir brauchen dringend junge gut ausgebildete Lehrkräfte an den Schulen.
  2. Entlastung der Lehrkräfte und Schulleitungen von nichtpädagogischen Aufgaben durch zusätzliches Personal an den Schulen. Lehrkräfte brauchen ihre Arbeitszeit für die Lehrtätigkeit und die Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern! Wir fordern die im Koalitionsvertrag angekündigten 400 Stellen für multiprofessionelle Teams ohne Kürzung der Lehrerstellen
  3. Kapitalisierung nicht besetzter Lehrkräftestellen, um den Schulen die Möglichkeit zu geben notwendige personelle Unterstützung auf Honorarbasis zu gewinnen!
  4. Erteilung der Entscheidungsbefugnis für Schulleitungen gemeinsam mit den schulischen Gremien zur Absicherung der Unterrichts- und Schulqualität! Dazu gehört die Schwerpunktsetzung der Fächer und die flexible Gestaltung der Stundentafel an ihrer Schule.
  5. Angemessene Vergütung von Mehrarbeitsstunden für die Kolleginnen und Kollegen von der ersten Stunde an!“

Nicht verhandelbar für den BPV seien Maßnahmen wie die Verzögerung des Einstiegs in den Ruhestand, die Reduzierung der Möglichkeiten der Teilzeitarbeit und die Einrichtung langfristiger Arbeitszeitkonten. „Wir erwarten, dass die Ankündigung, keine generelle Erhöhung der Klassenfrequenzen und der Unterrichtsverpflichtung der LehrerInnen eingehalten wird“, so heißt es. Und: „Wir sind zu Gesprächen bereit.“ News4teachers

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2 Kommentare
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Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Frisch gestrichen! Jetzt wird’s bunt.

Last edited 1 Jahr zuvor by Dil Uhlenspiegel
Lera
1 Jahr zuvor

Punkt 1 dürfte wohl eher dazu führen, dass viele sich angewidert abwenden und – da es noch nicht zu spät ist – den Masterstudiengang wechseln.