Bezahlte Mehrarbeit: Lehrkräfte nutzten Angebot kaum – Lehrerverband: „Kein Wunder“

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Thüringens Lehrerinnen und Lehrer haben die Möglichkeit bezahlter Mehrarbeit im Zuge der Corona-Pandemie eher zurückhaltend genutzt. Das geht aus Zahlen des Bildungsministeriums hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen.

«Die Leute hier arbeiten seit Jahren am Limit.» (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Demnach leisteten die Lehrkräfte bis Ende vergangenen Jahres 4300 Stunden bezahlte Mehrarbeit. Bei den sonderpädagogischen Fachkräften waren es 680 Stunden. Der Thüringer Lehrerverband (tlv) ordnete die Zahl als eher gering ein und nannte das Ergebnis «nicht überraschend». «Die Leute hier arbeiten seit Jahren am Limit», sagte Tim Reukauf, Mitglied der erweiterten Landesleitung des tlv, mit Blick auf den Lehrermangel.

Die Möglichkeit freiwilliger bezahlter Mehrarbeit wurde aufgrund der Folgen der Corona-Pandemie eingeführt. Das Geld dafür kommt aus dem Landesaktionsprogramm «Stärken – unterstützen – abholen», das im Schuljahr 2021/2022 startete und auf einem großangelegten Bundesprogramm zum Aufholen von Lernrückständen durch die Corona-Pandemie basiert.

Das Land hätte den Angaben nach rund 53 Millionen Euro für das Aufholprogramm einsetzen können – die Hälfte des Geldes wäre vom Bund gekommen, rund 26,5 Millionen Euro hätte der Freistaat selbst beisteuern müssen. Nach einer Prognose des Bildungsministeriums dürften bis Ende des Schuljahres aber nur rund 13,22 Millionen Euro für das Programm eingesetzt werden.

Die Gründe dafür würden noch analysiert, sagte ein Sprecher. Die Laufzeit des Programms sei für eine volle Entfaltung zu kurz gewesen. Die genauen Gründe für den geringen Mittelabfluss würden derzeit noch analysiert. Auch die Pandemie an sich und die globale Minderausgabe hätten eine Rolle gespielt. Eine globale Minderausgabe sind nicht näher bezifferte Sparvorgaben. In den Verhandlungen zum Haushalt für das Jahr 2022 hatte die CDU darauf bestanden – ohne jedoch vorzugeben, wo gespart werden soll. News4teachers / mit Material der dpa

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Oberkrämer
11 Monate zuvor

Wer sich auskennt, wusste das. Unsere Probleme lagen ja nie am Gehalt. Das behaupten nur einige auf diesen Seiten, die nicht genug bekommen können. Unsere Probleme liegen in den Arbeitsbedingungen. Das mit mehr Gehalt wegzuwischen, musste scheitern!

Erik
11 Monate zuvor
Antwortet  Oberkrämer

Stimmt genau!
Das Angebot können eigentlich nur jüngere Kolleg*innen annehmen, die noch keine Kinder haben und vielleicht gerade eine Immobilie kaufen, ein Haus bauen, etwas abbezahlen müssen usw.
Und es geht auch nicht in allen Fächern.

Teacher Andi
11 Monate zuvor

Bezahlte Mehrarbeit? Das kenne ich gar nicht. Von uns Lehrern wird immer erwartet, unbezahlte Mehrarbeit zu leisten, gehört zur Stellenbeschreibung. Und die Mehrarbeit während der Coronazeit wurde durch ein KMS mit „Dank“ gewürdigt, eine Geste, die man sonst nie erlebt hat. Das war dann aber auch alles. Ich habe mich einmal durch den Bürokratenwust der Mehrarbeit gekämpft, mit dem Ergebnis: Null. also lässt man es sein. Zum Wohle der Regierung. Zeiterfassung wäre hier endlich mal ein Thema.

dickebank
11 Monate zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Gibt es eine Statistik, die erfasst, wie viele bilanzierte Plusstunden (Bandbreitenmodell) unbezahlt angefallen sind, die nach Erreichen des gesetzlichen Ruhestands nicht mehr zurückgegeben werden müssen.
Also erbrachte Arbeitsleistung, die der Dienstherr ohne Ausgleich einkassiert.

Fräulein Rottenmeier
11 Monate zuvor

Für 26 Euro je Unterrichtsstunde vor Steuern und Abgaben stellt sich wohl niemand hin…..Vor- und Nachbereitung inklusive….