Nach dem Fehlstart wegen einer Technikpanne sind die Abiturienten in Nordrhein-Westfalen am Donnerstag mit einem Tag Verspätung in ihre schriftlichen Abschlussprüfungen gestartet. Nach Angaben des Schulministeriums und des Philologenverbands wurden keine neuen technischen Störungen beim Herunterladen der Aufgaben bekannt. Auch inhaltliche Probleme – etwa fehlende oder kaum lösbare Aufgaben, wie in früheren Jahren schon vorgekommen – seien nicht gemeldet worden, sagte die Vorsitzende des Philologenverbands NRW, Sabine Mistler, am Donnerstag auf Anfrage.
Dennoch zog das Schulministerium eine Konsequenz aus dem Abi-Debakel, das erstmals in NRW dazu geführt hatte, dass der Prüfungsstart landesweit verschoben werden musste: Die Klausuraufgaben, die am Dienstag nur ein Drittel der Schulen herunterladen konnte, werden nun am Ausweichtag, an diesem Freitag, nicht zum Einsatz kommen.
«Es liegen keinerlei Hinweise vor, dass aus dem Download für den ursprünglichen Prüfungstermin am Dienstag Aufgaben geleakt worden sind», erklärte die Behörde auf Twitter. «Das Schulministerium hat sich dennoch dazu entschieden, andere Aufgaben einzusetzen, um für die angehenden Abiturientinnen und Abiturienten jedes Restrisiko auszuschließen.» Der Philologenverband bezeichnete das als «weise Entscheidung», um weitere Pannen oder Klagerisiken abzuwenden.
Am Dienstag hatte das Herunterladen der ursprünglich für den Folgetag vorgesehenen Aufgaben nach Angaben des Ministeriums nur bei etwa jeder dritten von 900 Schulen geklappt. Rund 30.000 Abiturienten, die ihre Klausuren in den Fächern Biologie, Chemie, Ernährungslehre, Informatik, Physik und Technik schreiben sollten, waren betroffen.
Es war bekanntgeworden, dass einige Schulleiter die Aufgaben an benachbarte Schulen übermittelt haben sollen, bei denen der Download nicht funktioniert hatte. Bei einem Daten-Leck der Aufgaben würde das Abitur juristisch anfechtbar. Für alle Abiturienten müssten die gleichen Bedingungen gelten, unterstrich Studiendirektorin Mistler. «Es hat viel Unruhe gegeben in den letzten Tagen.» Nun hofften alle, dass auch in den nächsten Tagen alles rund laufe.
Die Ursache der Technikpanne ist noch nicht geklärt. Das Schulministerium vermutet jedoch, dass die neu eingeführte Zwei-Faktoren-Authentifizierung eine Rolle gespielt haben könnte – trotz reibungsloser Tests im Vorfeld. Sie wurde nun deaktiviert.
Ministerpräsident Hendrik Wüst und Schulministerin Dorothee Feller (beide CDU) hatten sich am Mittwoch bei allen Betroffenen für das Abi-Chaos entschuldigt. Feller muss an diesem Freitag in einer Sondersitzung des Schulausschusses im Landtag Rede und Antwort stehen. Die Opposition wirft ihr Verwaltungs- und Kommunikationsversagen vor. News4teachers / mit Material der dpa
Wenn die Prüflinge jetzt die eigentlich für den Nachholtermin angedachten Aufgaben erhalten (was angesichts der kurzen Zeitspanne bis zu Prüfung anzunehmen ist), sorgt das für eine weitere Benachteiligung.
In der Regel sind diese Aufgaben deutlich “unschöner” und schwieriger als die vom Haupttermin.
Noch etwas weiter gedacht: Befreiung wegen Zuckerfest (sicherlich mehr Personen als die sonst übliche Krankenquote), deren erster Termin zum Abitur ist dann der eigentlich vorgesehene Nachschreibtermin, nur mit welchen Aufgaben? O.k., vielleicht noch mit Reserve-Reserveaufgaben, das ist dann für diese Befreiten der erste Abiturtermin. Von denen muss hoffentlich niemand nachschreiben (wie wahrscheinlich ist das denn?), denn das wird erstens zeitlich mehr als eng und zweitens stellt wer bitte die (dann) vierte Aufgabenvariante? Hat unser vorausschauendes Ministerium so etwas in der Schublade, wenn eigentlich nur zwei Termine geplant sind?
Wohl eher an einem Freitag um 22:30 Uhr eine Mail: ‘ Nachschreibtermin Dienstag, Kurslehrer bitte bis Montag Morgen Vorschlag beim RP einreichen’ und dann bis 16:00 Varianten und Änderungen hin und her schicken.’
Zum Glück sind das völlig unbegründete Gedanken, reine Panikmache….
Genau! Und welche Aufgaben bekommen dann die muslimischen SchülerInnen, falls sie wegen des Zuckerfestes den Nachschreibtermin nutzen? Für alle NachschreiberInnen bleibt ja noch der C-Satz, toll!
Mich verwundert sehr, dass die jeweiligen Abi-Aufgaben in NRW grundsätzlich sooo (!) knapp und kurzfristig vor dem (jeweiligen) zentralen Prüfungstermin digital an die Schulen übermittelt wurden/werden.
Ich kenne solches zeitliche Procedere aus meiner aktiven Zeit in Bayern nicht.
Die Abi-Aufgaben wurden in ausreichender Zahl sehr rechtzeitig per Bote an die Schulen gebracht und dann im Tresor sicher verwahrt.
Falls eine digitale Übermittlung von Aufgabenstellungen erfolgte (z.B. Teile der Jahrgangsstufentests oder der Zentralen Schulaufgaben), dann stets so frühzeitig, dass noch genug Zeit blieb, die benötigte Anzahl für die SchülerInnen an der Schule absolut geheim und sicher auszudrucken, zu heften und danach sicher im Tresor bis zum Prüfungstermin aufzubewahren.