Was bringt die Digitalisierung des Unterrichts? Ein Lehrer, IT-Beauftragter eines Gymnasiums, berichtet

5

STUTTGART. Womit schlägt sich eigentlich ein IT-Beauftragter einer großen Schule herum? Jan Weiss, Lehrer aus dem baden-württembergischen Filderstadt, ist ein solcher. Auf dem didacta-Stand von AixConcept, dem IT-Dienstleister für Schulen, gab er im Gespräch mit Journalist Stefan Malter Einblicke in seine tägliche Praxis und klärte die Frage, welche Motivation ihn antreibt, sich engagiert für die Digitalisierung des Unterrichts einzusetzen. Das Video von dem Interview ist jetzt erschienen – gratis anzusehen auf Einfach.digital.lernen, dem Praxis-Magazin fürs digitale Lehren und Lernen. Hier geht es zu dem Video.

Jan Weiss im Gespräch auf der der didacta. Foto: Tina Umlauf

Letztlich, so Jan Weiss, gehe es bei seiner Arbeit als IT-Beauftragten darum, den Kolleginnen und Kollegen mit dem digitaler Lernmittel den Unterricht zu erleichtern. Ein Beispiel, das Jan Weiss anführt: Wenn sich Schülerinnen und Schüler eigenständig Material, jeder auf einem eigenen Tablet mit Kopfhörer, erarbeiten können – mit Stopps zwischendurch, Wiederholungen und der Möglichkeit, auch mal den Lehrer anzusprechen – werde ohne besonderen Aufwand aus Frontalunterricht ein individuelles Lernerlebnis. Die Vertiefung könne dann im Plenum erfolgen.

Was das ganz praktisch bringt? „Das bringt, dass ein Schüler auch mal seinen Kopfhörer absetzen kann und eine Frage stellen, ohne die 29 andere zu stören, er kann sein Video anhalten und er kann mir genau zu der Stelle eine Frage stellen.“ Natürlich würden auch im konventionellen Frontalunterricht Fragen beantwortet – aber nur begrenzt, „weil wir die Zeit nicht haben. So löst uns der kleine Trick ein Problem in Unterricht.“ Und darum gehe es bei der Digitalisierung seiner Schule letztlich: praktische Probleme im Unterricht zu lösen.

Hier geht es zu dem vollständigen Beitrag – samt Video (gratis).

Dies ist eine Pressemiteilung der AixConcept GmbH.

 

20 Jahre AixConcept – das Erfolgsgeheimnis des IT-Dienstleisters für Schulen: die Nähe zu den Lehrkräften

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

5 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

„Das bringt, dass ein Schüler auch mal seinen Kopfhörer absetzen kann und eine Frage stellen, ohne die 29 andere zu stören“

Zeigt dies nun eher einen Vorteil der Digitalisierung
oder doch einen Nachteil der Klassengröße und Raumsituation?

philanus
1 Jahr zuvor

Was bringt die Digitalisierung des Unterrichts?
Ich bin kein Lehrer, aber Vater von 2 schulpflichtigen Kindern und sorge mich um deren Zukunft.
Auf der – wohl gescheiterten – Bildungskonferenz des Bundes mit den Länderministerien ist die Hauptforderung gestellt worden: wir brauchen mehr Digitalisierung! Wir hinken hinterher…

Ich bin 60 Jahre alt, in der ehemaligen DDR geboren (durfte ich mir ja nicht aussuchen), und trotz eines christlichen Elternhauses und Vater Chefarzt eines christlichen Krankenhauses durfte ich die EOS besuchen (also Abitur machen) und Medizin studieren. Das habe ich bis zum Physikum in Ost-Berlin gemacht und danach all meine Kraft dafür aufgewandt „abzuhauen“. Das gelang mir 1988. Dann in West-Berlin zu Ende studiert und seit dem in Bayern wohnend.
Sehr spät ist die große Liebe meines Lebens geboren worden – in der Ukraine. Als Au pair kam sie nach ihrem Abitur nach Deutschland und ist nun eine vollkommen polyglotte (deutsch, russisch, ukrainisch, polnisch, englisch) deutsche Staatsbürgerin. Das alles kann ich leider nicht.
Wir beide haben unser Abitur mit Tafeln und einem Rechenschieber absolviert. Wir beide können aber auch mit einem Smartphone umgehen (wenngleich das unsere Kinder wohl besser können).

Nun zum Thema: Digitalisierung, Mathematikunterricht:

Neulich beim Metzger in meinem Edeka-Laden:
Ich kaufte Aufschnitt und Fleisch für 15,99 € ein. Gab der jungen Dame (keine Azubine mehr) 21,00 Euro in bar.
Sie gab mir 2,30 € zurück.
(Haben Sie sich mal die Kassen bei Edeka, Rewe, Kaufland, Aldi und co. und allen Tankstellen angesehen? Die Idioten (ml., sächl. und divers) und Trullas (wbl.) müssen nicht mal mehr Zahlen eingeben: sie können auf die Bildchen von den Geldscheinen und Münzen tippen…)
Ich: “ Das kann nicht stimmen.“
Sie blickt auf ihr digitales Gerärt: „Doch!“
Ich: Wiviel muß ich Ihnen bezahlen?“
„15,99€“
„Wieviel habe ich Ihnen gerade gegeben?“
„21,00€“
„Wieviel bekomme ich nun also zurück?“
Sie blickt auf ihr digitales Gerät, „2,30€“
Nun – kurzes Hin- und Her- sie holt ihren Chef. Etwas jünger als ich, wohl nicht viel.
Kurze Erklärung, der Mann läuft hochrot an (ich hatte schon Angst als Geburtshelfer internistisch-notärztlich tätig werden zu müssen…), er gibt mir 5,01 € zurück, sagt „Entschuldigung, mein Herr!“ und murmelt etwas von „Realschulabschluss…“?

Ich habe das Glück, in einer sehr wirtschaftlich prosperierenden Gegend zu wohnen. Damit habe ich viele junge Paare mit Familienzuwachs (Schwangere) als Patienten. Alle in einem Arbeitsverhältnis und versichert. Die meisten derzeit aus: … Indien!

Ich habe das große Pech in einem Land zu leben (und leider nur diese Sprache perfekt zu beherrschen – sonst wäre ich wieder „abgehauen“ ), das förderalistisch aufgestellt ist und in dem das Bildungssystem Ländersache ist und damit politisch meistens dem politisch kleinerem Junior-Partner in der Koalition überlassen wird, der sich hiebei mit den obligat dafür zuständig fühlenden Freizeitpolitiker-Ehegattinnen versucht, sich ideologisch und unsinnig zu profilieren.
Ich sehe es als großes Pech an, meine Rente nicht genießen zu können, weil: möchte ich meinen drei Kindern eine einigermaßen vernünftige Schulausbildung zukommen lassen, werde ich wohl bis zum Umfallen und Tod arbeiten müssen, um ihnen diese auf einer Privatschule im Ausland zu ermöglichen.

Ich will nicht jammern, ich selbst hatte ein ziemlich geiles und cooles Leben. Da kann man dann als Dankbarkeit auch auf ein paar Jahre hinter dem Rollator auf einer „Aida“ verzichten.

laromir
1 Jahr zuvor
Antwortet  philanus

Danke für den Beitrag. So wird es laufen. Das persönliche Lernerlebnis vor dem Tablet ist bei uns das Abfragen der letzten Chatnachrichten oder heimliches daddeln. Echt völlig individuell nix gelernt.
Ohne dass die Kasse den Rückbetrag angibt, kann kaum einer was rausgeben, mal drei Zahlen zusammenrechnen geht ebenfalls nicht mehr. Rechtschreibung wir immer schlechter, dafür wird der Fehlerindex abgeschafft oder gesenkt, damit es nicht so viel Abzug gibt ( teilweise hat 3/4 der Klasse Abzug, trotz Absenkung des Niveaus). Warum wird nicht hieran gearbeitet, sondern an Filmchen auf dem Tablet? Die SuS verlassen sich auf Rechtschreibprogramme und lesen ihre Word Dokumente nicht mehr durch, sie wüssten ja auch nicht, wie es geschrieben werden sollte (können sie ja nicht mehr). Es wird sich teilweise völlig hirnfrei auf die Technik verlassen. Weiteres Problem, viele glauben, dass sie nur Mit einem Video alles kapiert haben und deshalb nix mehr anwenden und üben müssen. Absoluter Trugschluss. So funktioniert lernen nicht, zumindest bei komplexen Dingen nicht, vielleicht bei reinem Abrufen von Infos ( könnte man auch über lesen machen, so old school). Habe selbst probiert, Filmchen für die Vorbereitung von Klausuren mitrauszugeben. Teilweise wurden nur die Videos angesehen und nichts mehr gelernt. Die Ergebnisse waren somit echt mies. Absolut nicht der richtige Weg, wie ich finde.

Hirschlgruber
1 Jahr zuvor

„Das bringt, dass ein Schüler auch mal seinen Kopfhörer absetzen kann und eine Frage stellen, ohne die 29 andere zu stören, er kann sein Video anhalten und er kann mir genau zu der Stelle eine Frage stellen.“

Und diese Form von Unterricht soll kein Frontalunterricht sein? Den einzigen Unterschied sehe ich darin, dass statt des Lehrers ein Lernvideo einer anderen Person gezeigt wird, die nicht einmal individuell auf Schülerfragen eingeht, da ein Video keine Interaktion zulässt.
Als Lehrer muss ich dann gegebenenfalls die gleiche Frage zigmal beantworten, da die anderen Kinder mit ihren Kopfhörern meine Antwort beim ersten Mal nicht mitbekommen. Ist das effizient? Diese Form von Unterricht verhindert auch die Interaktion miteinander während einer Erklärphase. Als Lehrer kann ich im Klassengespräch andere Kinder bei der Beantwortung von Fragen mit einbinden, so wie es Herr Weiss macht, geht das nicht.

Woher nimmt Herr Weiss die passenden Videos? Meine Erfahrung ist, dass ich oftmals lange danach suchen muss und dann Kompromisse mache, da die Lernvideos anderer Lehrer nicht genau meiner Erklärvariante folgen.

Ich sehe im Gegensatz zu Herrn Weiss keinen Zeitvorteil, wenn ich Schülerfragen für jedes Kind einzeln beantworten muss, ganz im Gegenteil, es kostet mehr Zeit. Wie reagiert Herr Weiss, wenn viele Kinder an einer Stelle Verständnisprobleme haben?
Auch wird immer wieder betont, dass Kinder zu viel vor den Bildschirmen hängen. Nun sollen sie auch im Unterricht einzeln davor sitzen?

Dabei bin ich nicht grundsätzlich gegen die Digitalisierung. Ich habe aber den Eindruck, dass die Digitalisierung gerade gehypt wird und eine kritisch-reflektierende Auseinandersetzung häufig fehlt. Oftmals werden Lösung wie das oben zitierte Beispiel genannt, die aber mehr Schein als Sein sind.

Whiteboards werden beispielsweise auch als Innovation gefeiert. Von den Nachteilen lese ich aber nie. Im Gegensatz zu einer normalen Tafel muss ich die Linien immer extra einblenden, was zusätzlich Zeit kostet. Die Höhe eines Whiteboards mittels Elektromotoren zu verändern dauert länger, als händisch eine Tafel zu bewegen. Geometrie auf einem Whiteboard ohne digitale Nutzung den Kindern vorzumachen schränkt mich haptisch ein. Mit einer Kreide kann ich mittels Druck beim Schreiben dicke und dünne Linien erzeugen, wie mit einem Bleistift. Mit einem Whiteboard-Filzer geht das nicht. Auch egal ob es Fernseher, Tablets oder Whiteboards waren, alles hatte in meiner bisherigen Lehrerlaufbahn Bildschirmschoner oder Timeout-Mechanismen, die ich nicht abschalten konnte (,was mir von den externen IT-lern bestätigt wurde). X-mal eine nicht jugendgerechte Bildschirmschoner-Werbung je Stunde wegzuklicken oder das Whiteboard erneut zu aktivieren kostet viel Unterrichtszeit!

Die Liste an Beispielen lässt sich wahrscheinlich endlos ergänzen. Schulen die bereits Erfahrungen gesammelt haben mit digitalen Endgeräten, haben meines Wissens die im Unterricht sinnvoll nutzbare Zeit von Tablets mit maximal 10 Prozent der Unterrichtszeit angegeben. Auch erinnere ich mich -zwar etwas ungenau- an eine Studie, die zeigte, dass Schüler bei Powerpoint-Präsentationen sich weniger merkten, als bei Erklärungen direkt durch den Lehrer. Falls jemand diese Studie auch kennt und noch weiß, wie sie hieß – Ich würde mich über eine Nachricht freuen.

HeiligerBimBam
1 Jahr zuvor

„weil wir die Zeit nicht haben.“
Genau hier sollte man meiner Meinung nach ansetzen.
Früher gab es scheinbar noch die Zeit, die es jetzt (warum auch immer) nicht mehr gibt.
Digitalisierung wird nix bringen. Ist jetzt schon absehbar.