Debatte um Rechtschreibung: „Wenn wir nicht aufpassen, wird es über kurz oder lang fast nur Verlierer geben“

43

MÜNSTER. Viele Schüler haben Probleme mit der Orthografie. Fast jeder dritte Viertklässler in Deutschland erreicht nicht den Mindeststandard der Kultusministerkonferenz, nur 44 Prozent den Regelstandard – und damit deutlich weniger als noch in den Jahren 2011 und 2016. Aber: Ist das überhaupt schlimm? Wir haben darüber mit jemandem gesprochen, der es wissen muss: der Bildungsforscher Prof. em. Friedrich Schönweiss, der von 1997 bis 2021 an der Universität Münster den Arbeitsbereich „Neue Technologien im Bildungs- und Sozialwesen/Medienpädagogik“ leitete – und dort mit seinem Team den „Lernserver“, eine Plattform zur Diagnose und Förderung vor allem der Rechtschreibung bei Schülerinnen und Schülern, entwickelte.

(Dies ist Teil zwei des Interviews mit ihm. Hier geht es zurück zum ersten Teil.)

Rechtschreibung ist für Kinder, die zu Hause kein Deutsch sprechen, eine besondere Herausforderung. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

News4teachers: Wie muss aus Ihrer Sicht Rechtschreibung denn vermittelt werden?

Schönweiss: Tja, das ist wirklich die Gretchenfrage. Denn letztendlich brauchen wir für jedes Kind und alle Jugendlichen, die mit dem bislang obligatorischen, gleichschrittigen Unterricht nicht klargekommen sind, ein ganz eigenes Curriculum. Das heißt, man braucht eigentlich für alle Kinder individuelle Förderpläne, passgenaue Lehrwerke, gezielte, lernbegleitende Unterstützung, die flexibel genug ist, um auch die Tagesform zu berücksichtigen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die den regulären Schulbüchern schon immer innewohnende Orientierung an einem normierten, gleichförmigen und tendenziell gleichgeschalteten Unterricht konnte unseren Kindern und ihren jeweiligen Lernbedürfnissen noch nie so richtig gerecht werden, weder den stärkeren noch denjenigen, die etwas mehr Schleifen oder Zeit benötigen, um ihren nächsten Lernschritt zu machen.

Generationen von Lehrkräften bemühten sich zwar, dieser verqueren Normierungsvorgabe gerecht zu werden und dennoch irgendwie das einzelne Kind nicht komplett unter den Tisch fallen zu lassen, denn niemand ist Durchschnitt. Dieser Spagat aber hat das Gros unserer Lehrkräfte selbst an ihre Grenzen gebracht. Kein Wunder also, dass seit Jahr und Tag viel von Burnout, Achtsamkeit, Sabbatjahren etc. zwar die Rede ist, aber die eigentliche Berufskrankheit machen sich nur wenige bewusst: Unterricht partout für einen fiktiven Durchschnittsschüler machen zu wollen (oder zu müssen), tut keinem gut, ist nicht zielführend und mündet letztlich nur in unnötig viele gescheiterte Berufsperspektiven oder gar Existenzen. Zum Glück wird diese fixe Normierungsidee mehr und mehr aufgebrochen.

News4teachers: Die Alternative zu einem gleichförmigen Rechtschreibunterricht kann aber wohl kaum die komplette Auflösung in lauter Individualbeschulungen sein, oder? Das dürfte schon angesichts des Lehrkräftemangels kaum machbar sein.

Schönweiss: Natürlich nicht, denn Lernen ist ja immer zugleich ein sozialer, vom Austausch lebender Prozess. Dies gilt erst recht für den Inhalt eines Rechtschreibunterrichts; denn dort geht es ja darum, Sprache und Schrift als das gemeinsame Dritte immer besser zu durchschauen und zu beherrschen. Es liegt in der Natur der Sache, dass sich die jeweiligen individuellen Lernwege überschneiden und immer wieder ein größeres oder kleineres Stück gemeinsam gegangen werden kann. Sich dabei gegenseitig anzustacheln und über Aha-Erlebnisse auszutauschen, ist eine unschätzbare Erfahrung, die weit über den eigentlichen Gegenstand hinausreicht.

Das Schöne an der deutschen Rechtschreibung liegt ja darin, dass sie es trotz ihrer Feingesponnenheit und auch trotz aller Eigentümlichkeiten letztlich doch sehr leicht macht, ihr durchaus stimmiges Regelwerk samt den zahlreichen Ausnahmen zu durchschauen, sich immer vertrauter damit zu machen und sie ganz selbstverständlich anzuwenden. Etwas pädagogisch überhöht könnte man sagen: Die Kinder sollen sich mit Sprache und Schrift so kurzschließen können, als ob sie sich diese selbst ausgedacht hätten. Das mag idealistisch klingen, ist aber ein absolutes Muss. Denn ohne solche Aneinanderreihung von Erfolgserlebnissen, wenn ihnen die Logik jedes einzelnen Lernschritts tatsächlich einleuchtet, bliebe für sie die Rechtschreibung ein Buch mit sieben Siegeln, eine Pflichtübung anstelle einer Bereicherung. Kein Wunder, wenn sich dann Kinder als Fremdkörper in einer Einrichtung empfinden, die eigentlich nur dafür gedacht ist, dass sie Tag für Tag mehr wissen und können dürfen.

„Die Crux an vielen pädagogischen Methoden war, dass man partout meinte, die Sache mit der Rechtschreibung würde mehr oder weniger von alleine funktionieren“

Ganz ohne Hilfestellung bekommen die Kinder das nicht hin; sie brauchen kompetente Begleitung. Dies war ja die Crux an vielen pädagogischen Methoden, dass man partout meinte, die Sache mit der Rechtschreibung würde mehr oder weniger von alleine funktionieren. Dass man sich dabei in die Tasche gelogen hat, wurde geflissentlich übersehen. Denn es hat ja allenfalls dort geklappt, wo „bildungsnahe Elternhäuser“ in die Bresche gesprungen sind und sich heimlich, manchmal aber auch frech-ungeniert über das Verbot eines Einmischens hinweggesetzt haben, das allen Ernstes seinerzeit häufig erlassen wurde.

Grundsätzlich gilt: Man muss den Kindern frühzeitig klarmachen, dass Sprache und Schrift zwar kein Hexenwerk sind, sie aber auch keinem einfach so zufliegen. Ohne Anstrengung und Konzentration auf die jeweiligen Lernschritte geht es auch hier nicht. Freude darf und soll es natürlich dennoch machen, und auch das Spielerische darf nicht zu kurz kommen. Aber eine Motivation, die daraus erwächst, dass man sich wieder ein Stückchen weiter vorangebracht hat, ist durch nichts zu ersetzen.

Das Prinzip der unbedingten Fehlervermeidung ist also nicht angesagt. Gleichwohl ist es immer am besten, Fehler schleichen sich gar nicht erst ein, und die Kinder sind nicht gezwungen, sich eigene, dann meist halbgare Regeln zurechtzulegen oder gar zu meinen, Sicherheit in der Rechtschreibung über das unterschiedslose Auswendiglernen von Wortbildern erzwingen zu sollen. Allerdings darf man hier die Lehrkräfte nicht im Regen stehen lassen, weil sie unter den heutigen Bedingungen solch wünschenswert-notwendigen Bezug auf die einzelnen Kinder gar nicht so ohne Weiteres leisten können. Es werden Lösungen in Form einer intelligenten Nutzung der modernen Techniken benötigt, durch die Lehrkräfte exakt das zur Verfügung gestellt bekommen, was sie für einen solchen Unterricht brauchen.

Übrigens hat das Schreibenlernen am Anfang mit dem eigentlichen orthographischen Bereich noch gar nicht so viel zu tun. Dies bedeutet aber nicht, dass diese Einstiegsphase, bei der es nach dem Kennenlernen der einzelnen Buchstaben um die Laut-Zeichen-Zuordnung oder Diskrepanzen zwischen Gesprochenem und Geschriebenem geht, für weniger wichtig gehalten werden kann. Es wäre fatal, hier die Kinder alleinzulassen. Dies gilt übrigens auch für die Handschrift, die keinesfalls als vermeintliches Relikt aus alten Zeiten unter den Schultisch fallen darf.

News4teachers: Hinter der Kritik des Philologenverband an den Grundschulen steckt offenbar auch der Anspruch, in den fünften Klassen orthographisch gut ausgebildete Schülerinnen und Schüler aus den vierten Klassen zu übernehmen. Ist das überhaupt realistisch? Anders gefragt: Muss nicht auch noch in den weiterführenden Schulen Rechtschreibung gefördert werden?

Schönweiss: Richtig, denn unsere Grundschulen taugen nicht sonderlich gut zum Sündenbock. Bei ihnen ballt sich doch derzeit alles, was wir an gesellschaftlichen Problemen und Herausforderungen so zu bieten haben. Dies sollte nicht nur anerkannt, sondern auch in der Form gewürdigt werden, dass wir alles dafür tun, unsere Grundschulen dazu in die Lage zu versetzen, die Basis für eine sichere Rechtschreibung und damit auch die anderen Lernbereiche zu schaffen. Dies kommt den weiterführenden Schulen zugute, die ja bislang schon bis zur sechsten Klasse den Auftrag hatten, sich der Orthographie zu widmen. Zahlreiche weiterführende Schulen nutzen bereits seit etlichen Jahren den Neustart in den fünften Klassen erfolgreich dafür, größere oder kleinere Schwierigkeiten gezielt und durchaus pfiffig anzugehen. An solchen positiven Erfahrungen sollte man unbedingt anknüpfen und sie kurzfristig auch ohne großes Erprobungsbrimborium zum Standard in Deutschland werden lassen.

Dass sich der Sekundarbereich künftig generell, auch in den höheren Klassen, noch sehr viel mehr als bislang um Rechtschreib- und Leseförderung kümmern muss und damit auch um inhaltliche LRS-Bereiche, die man bislang eher an den Grundschulen verortet hat, wird im Grunde von allen Verantwortlichen so gesehen. Ich kann jeder weiterführenden Schule nur empfehlen, diese Aufgabe nicht als lästige Pflicht zu verbuchen, sondern als Chance für innovative Konzepte und lebendige Schul- und Personalentwicklung. Ob in Form von klassen- oder schulübergreifenden Tutorenmodellen, Leseecken, Funktionsstellen für Förderkräfte, Weiterbildung, Einbinden von Eltern, von externen Förderkräften oderoder. Die Zeit dafür ist mehr als reif.

News4teachers: Zu tun gibt es in der Tat eine ganze Menge. Dazu zählt, dass der Anteil von Kindern, in deren Familien nicht Deutsch gesprochen wird, stetig zunimmt. Was bedeutet das für den Rechtschreib-Unterricht?

Schönweiss: Dieser Umstand ist mittlerweile zu einem Schlüsselproblem für unser gesamtes Bildungswesen geworden, und die Rechtschreibung ist mittendrin. Längst sind die Zeiten vorbei, in denen man darauf hoffen konnte, es würde sich alles dank des großen Sprachförder-Engagements, gerade auch von Ehrenamtlichen, irgendwie von selbst regeln oder hinbekommen lassen. Dies hat natürlich auch zu Beginn der jüngeren Migrationsbewegung nicht so ganz gestimmt, weil der Umstand, selbst unfallfrei Deutsch sprechen und schreiben zu können, keinesfalls gleichbedeutend damit ist, Menschen aus anderen Sprachräumen zu einem vernünftigen, auf Dauer brauchbaren Einstieg in die neue Sprache verhelfen zu können. Inzwischen müssen wir uns zu der Einsicht durchringen, dass es einer konzertierten, riesigen Kraftanstrengung gerade auch an den Schulen braucht, um sicherzustellen, dass Heterogenität mit allem Drum und Dran nicht zu einem weiteren Beschleuniger für die eingangs angesprochene Abwärtsspirale wird. Wenn wir nicht aufpassen, wird es über kurz oder lang fast nur Verlierer geben.

Allerdings gibt es auch hier kein Patentrezept – dafür aber die Gewissheit, dass die Methoden, die bereits bei Muttersprachlern nicht greifen, erst recht fehl am Platz sind. Dies gilt natürlich für „Schreib, wie du sprichst!“, denn wir schreiben nun einmal nicht so, wie wir sprechen, und die dem Deutschen innewohnende Sprachmelodie will erst einmal dechiffriert sein. Doch während deutschsprachige Kinder aus dem wahrgenommenen Lautstrom unterschiedliche, ihnen bereits bekannte Wörter heraushören und diese diskriminieren können, sind Kinder aus anderen Sprachräumen nur mit diffusen Klängen konfrontiert, für dessen sinnhafte Zergliederung sämtliche Voraussetzungen fehlen.

Überdies stehen unsere Buchstaben für unterschiedlichste Laute und Lautnuancierungen. Zum Glück, muss man sagen, sonst könnten wir mit der genialen Beschränkung auf 26 bzw. 30 Buchstaben gar nichts anfangen. Überlegen Sie doch nur, wie viele gesprochene Varianten es für ein und dasselbe geschriebene „e“ gibt! Umso wichtiger ist es, das Hineinfindenlassen in die Besonderheiten unseres alphabetischen Schriftsystems nicht zu überspringen.

Die selbst bei deutschsprachigen Kindern nicht immer angebrachte Aufforderung: „Hör doch genau hin!“ ist also erst recht im DaZ-Bereich zu vergessen. Rechtschreibfehler resultieren doch oft genug daraus, dass die Kinder sehr viel genauer, als es die Orthographie verlangt, hören und spüren, was sie mit ihren Sprechwerkzeugen anstellen. Z. B. wenn sie bei „kommt“ einen Plosivlaut „p“ oder „b“ hineinschmuggeln, um beim Sprechen überhaupt die beiden Konsonanten „m“ und „t“ miteinander verbinden zu können.

„Erst recht im DaZ-Bereich sind wir auf qualifizierte und zugleich gefestigte Lehrkräfte angewiesen, die jede Form der Unterstützung verdienen“

Verzichten kann man beruhigt auch auf den zweifelhaften Trost, der besorgten Eltern zuteil wurde, wenn sie sich berechtigte Sorgen um ihre Kinder machten, weil sich deren Rechtschreibung partout nicht verbessern wollte: „Das wächst sich bestimmt noch aus!“

Was es also im DaZ-Bereich braucht, sind letztlich Tausendsassas als Lehrkräfte, die ein profundes Wissen um die Struktur der Schrift haben und gleichzeitig den Zusammenhang von Sprache und Schrift aus dem berühmten „ff“ kennen. Dies alles auch noch vor dem Hintergrund, dass Sprache und Schrift fast zeitgleich gelernt, verstanden, genutzt werden müssen und der Unterricht zusätzlich das zu kompensieren hat, was zuhause oder in Freizeitkontexten nicht oder nur rudimentär geleistet wird. Von der alles entscheidenden, leider aber oft erst einmal nur in Ansätzen vorhandenen Motivation, sich mit Verve in eine meist komplett fremde Zielsprache hineinfinden zu wollen, um darüber in der neuen Gesellschaft starke Wurzeln schlagen zu können, ganz abgesehen.

Kurz: Erst recht im DaZ-Bereich sind wir auf qualifizierte und zugleich gefestigte Lehrkräfte angewiesen, die jede Form der Unterstützung verdienen. Gerade hier braucht es auf breiter Ebene förderdiagnostischen Support in Form von präziser Diagnose, individualisierten Fördermaterialien und begleitender Qualifizierung als Voraussetzungen dafür, sich im Unterricht unter erschwerten Bedingungen auf systematische Schriftsprachvermittlung und ein kooperativ-unterstützendes, gemeinsames Lernen konzentrieren zu können. Das grade Gegenteil einer Marginalisierung von Rechtschreibung ist hier angesagt.

Interessant ist in diesem Kontext übrigens, dass es oft jene Jugendlichen sind, die bereits länger in Deutschland leben, die vielleicht aus der 2. oder 3. Generation stammen und die ihrer Unzufriedenheit Luft verschaffen, weil sie endlich richtig lesen und schreiben lernen wollen. Sie geben sich nicht mit einem Niveau zufrieden, das weit unter dem liegt, das sie erreichen könnten und auch wollen, damit ihr weiteres Vorankommen nicht unnötig durch fehlende schriftsprachliche Fähigkeiten behindert wird. Ob sich dadurch der berühmte Fachkräftemangel verflüchtigt, sei dahingestellt. Aber dass sich am Rechtschreibunterricht, am Sprechen, Lesen und Schreiben nicht nur individuelle Schicksale entscheiden, sondern zugleich die Weichen für die Zukunft einer ganzen Gesellschaft gestellt werden – das gilt es, spätestens jetzt auf dem Schirm zu haben. Andrej Priboschek, Agentur für Bildungsjournalismus, führte das Interview.

Hier geht es zum ersten Teil des Interviews: „Debatte um Rechtschreibung: ‚Wenn Lehrkräfte die Texte ihrer Schüler nicht mehr entschlüsseln können, ist das ein echtes Problem'“.

Hintergrund
Experte in Sachen Rechtschreibung: Prof. em. Friedrich Schönweiss. Foto: privat

Vor 26 Jahren übernahm Prof. Dr. Friedrich Schönweiss den Arbeitsbereich Neue Technologien im Bildungs- und Sozialwesen/Medienpädagogik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Gemeinsam mit einem interdisziplinären Team aus Sprachwissenschaft, Informatik, Pädagogischer Praxis und Lerntherapie erforschte Schönweiss, wie Rechtschreibfehler entstehen, was es braucht, um aus ihnen lernen zu können – und welche Chancen dabei moderne Technologien bieten.

Aus dieser Arbeit ist unter dem Namen „Lernserver“ ein System entstanden, das computergestützte Förderdiagnostik und die Bereitstellung individualisierter Förderpläne und Förderübungen vereint. Inzwischen ist der Lernserver über 700.000 mal zum Einsatz gekommen, mit Tools wie HP5-basierten interaktiven Lernmaterialien, aber auch Qualifizierungsinitiativen ergänzt worden, und soll Lehrkräften bei der Diagnose und Förderung ihrer Schülerinnen und Schüler Zeit und Kraft sparen. www.lernserver.de

Gehen die Grundschulen zu lax mit Fehlern um? Philologenverband legt im Streit um IQB-Studie nach

 

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

43 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Cony
11 Monate zuvor

Ich warte auf den Tag, an dem das gute alte Diktat als pädagogisches Ei des Columbus wiedereingeführt werden wird. Das wird ein lustiger Tag.

Konfutse
11 Monate zuvor
Antwortet  Cony

Dieser Tag wäre wichtiger denn je!!!

Englisch-Freund
11 Monate zuvor
Antwortet  Cony

Eine ähnliche Re-Revolution wie die Wiedereinführung von G9

Genervt
11 Monate zuvor
Antwortet  Cony

Ein denkwürdiger und hoffentlich baldiger Tag.

Dil Uhlenspiegel
11 Monate zuvor

Einerseitens griff die deutsche Rechtschreibereireform, also die allerletzte, m.E. allzu kurz und hätte die Groß-Klein-Schreibung im Grunde auflösen müssen, das ß ebenfalls. Ergebnis wären sofort wenigstens der fünfzig pro Cent weniger Verfehlungen in der manifestierenden Fixierung von Sprache gewesen, und man hätte sich schulend auf die ubiquitären immanenten Expressions- und Klarheitlichkeitsschwulitäten einengen können, derer* gar so mancheine/r geplagt gegenübersteht. Man wähnt schon, ich bin ein Folger des Inhaltes vor der Formlichkeit, wiewohl meiner Sichtung nach die Gestalt einer echten Standardisierung zu folgen bedarf. Das wollte man aber nicht. Zu kurz gegriffen ist auch daneben, sagte die Liane zu Tarzan.

Aber he! … mal ehrlich und so. 25 Jahre lang Anlauf und jetzt Bildungssystemistzustand, what the? Jemand überrascht? Nö, oder? Volle. Irgendwie wie Lockvogelangebot für Faust, voll aufs Auge. Nur meine Meinung, aber isso.

(*Des Genitivs Rache am Dativ.)

Jonah
11 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Schwulität*machende/r

Dil Uhlenspiegel
11 Monate zuvor
Antwortet  Jonah

… aus Tradition.

AvL
11 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Das Graphem ß wird als scharf gesprochenes „s“ auf Langvokale und Doppelvokale folgend verwendet, warum also hätte dieses Graphem abschafft werden sollen?

Indra Rupp
11 Monate zuvor

Ich denke, da ist auch vieles erblich :

Mein Vater hatte eine Rechtschreibschwäche. Das hieß damals aber noch nicht so. Er war dann halt ein schwacher Hauptschüler, wurde vom Lehrer in der Schule herunter gemacht. Meine Mutter bekam einen Schreck, als sie SO EINEN Liebesbrief lesen musste und war kurz davor, Schluß zu machen. Ansonsten war es ein lebenslanges Versteckspiel, indem er Situationen mied, wo er etwas schriftlich aufsetzen musste. Er wurde Kfz-Mechaniker, die Zeiten änderten sich, und in den 90ern konnte er mit größerer Anstrengung bezüglich seiner Rechtschreibung zum Bankangestellten umsatteln, da er seinen vorherigen Beruf körperlich nicht mehr ausüben konnte. Er hatte als Kind übrigens auch eine Scheu vor Wasser und wurde diesbezüglich mit dem Gürtel halbtot geprügelt, bis er das Bad am Samstag willenlos über sich ergehen ließ und gar nichts mehr sagte.
Erzieherisch weiter gegeben hat er praktisch nichts, weil er zu seinen Kindern und Enkeln keine Beziehung aufbaute und die Ehe früh zerbrach.

Mein Sohn ist ebenfalls wasserscheu und empfindlich, vor allem, wenn etwas in die Augen oder Ohren kommt. Er hat eine Rechtschreibschwäche, die Wörter prägen sich einfach nicht als Bild im Kopf ein. Wenn nicht zu viele Arbeiten anstehen und er sich ganz auf einen Vocabeltest konzentrieren kann, kann er da auch eine Eins schaffen – die Schreibweisen sind aber rein auswendig gelernt und werden nicht haften bleiben. Mittlerweile ist er schon ein älteres Schulkind und es läuft mehr über Verstand. Wenn er sich ganz auf die Rechtschreibung konzentriert, dann „erinnert“ er sich an Schreibweisen und Regeln. Schreibt er mir in der Eile eine SMS, schreibt er aber wieder „dann“ mit einem n oder „viel“ mit f. Man schreibt ja nicht aus Spass falsch oder gar weil das schneller ginge. Wörter wie „dann“ oder „viel“ haben wir anderen einfach als Bild im Kopf, mein Sohn nicht. Aber die Zeiten sind zum Glück nicht mehr wie bei meinem Vater. Mein Sohn hält sich weder für dumm noch ist er demotiviert. Er liest gerne und viel, punktet in MINT und anderen Bereichen, hat ca 10 Einsen. Abstrakt dazu die 3 im Deutsch E – und Englisch G-Kurs (ohne Nachteilsausgleich). Aber kein Problem, so lange man nicht zB Deutschlehrer werden will. Die Rechtschreibschwäche wird gesellschaftlich quasi als Behinderung akzeptiert, wäre auch schade, wenn man dadurch seine anderen Fähigkeiten nicht entfalten könnte. Und es gibt heute digitale Hilfsmittel. Abi wird gehen, die Gesellschaft wäre auch blöd auf Fachkräfte im MINT Bereich zu verzichten, nur weil man eine Rechtschreibschwäche hat. Genauso blöd, wenn Oberstufenlehrer die Nase wegen Schülern mit Teilleistungsschwächen rümpfen. Aber das haben wir bislang auch nur in diesem Forum und im Film „eingeschlossene Gesellschaft“ erlebt.

Dann sind da bezüglich Vererbung noch meine Tochter und ich. Wir sehen uns nicht nur ähnlich, wir sind auch beide künstlerisch begabt, können singen, zeichnen, ect und haben eine sehr schöne Handschrift, die sich so ähnelt, dass meine Tochter mit sechs Jahren exakt meine Unterschrift fälschen konnte. Aufgrund ihrer geistigen Behinderung konnte sie diese „Möglichkeiten“, die sich dadurch ergeben, aber nie ausschöpfen, dafür war sie kognitiv nicht in der Lage und sowieso zu brav. Ihre Rechtschreibung ist allerdings trotz GE besser, als bei meinem Sohn und entwickelte sich tatsächlich wie von selber. Die Wörter sind eben als Bilder im Kopf.

Was haben unsere Fälle jetzt mit unterschiedlichen Lehrmethoden zu tun? Ich glaube – gar nichts!
Vielleicht sollte man auch einmal überprüfen, inwiefern sich Rechtschreibschwächen erblich ausbreiten…?

mediavo
11 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Das wurde es schon
und eine diagnostizierte Rechtschreibschwäche (also Legasthenie in all seinen Abwandlungen und unterschiedlichen Ausprägungen) und eine schlechte/nicht gesicherte Rechtschreibung sind zwei grundsätzlich unterschiedliche Dinge

Chris
11 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Ja genau, die Gene sind Schuld, dass der Filius keine zwei fehlerfreien Sätze aneinanderreihen kann. Wie weit wollen Sie sich als Elternteil eigentlich noch aus der Verantwortung ziehen? Es bleibt spannend

Indra Rupp
11 Monate zuvor
Antwortet  Chris

Mein Sohn hat mir mit neun Jahren was über Relativität erklärt. Wir gingen im langsam anfahrenden Zug nach hinten durch. Als wir noch vorne im Zug waren war das gelbe non-smoking-Station Schild rechts im Fenster. Als wir hinten im Zug ankamen, war das Schild immer noch rechts im Fenster. Da meinte er:“Mama, wir bewegen uns relativ voran!“
Zur gleichen Zeit fragte er mich auch :“Mama, wie geht nochmal das Schreibschrift-g?“
Ich hoffe, Sie sind kein Lehrer und machen es sich so einfach sich aus der Verantwortung zu stehlen und alles auf die Erziehung zu schieben…
Er hat übrigens trotz dieser Rechtschreibschwäche alle Harry Potter Teile ( nebst anderen Romanen) ca 8x durch – Macht ca 36.000 Seiten nur von einer Geschichte…

Indra Rupp
11 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Neidisch? 🙂

SusiS
11 Monate zuvor
Antwortet  Chris

… gruselig, dass Sie Lehrer sind. Keine Ahnung von LRS, aber mit einem Urteil ganz schnell dabei!
Wegen solcher Lehrpersonenhaltungen sind schon einige geniale Kinderköpfe auf der Strecke geblieben (Gut, dass Sie Einstein nicht unterrichten konnten.)

Alex
11 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Zu Sprachentwicklung etc. gibt es sehr gute wissenschaftliche Literatur. Die Grammatik z.B. wird schon im Mutterleib bis zum 6. Monat nach der Geburt Grundsätzlich gelegt D.h. Mit dem Kind im Mutterleib reden und dem Baby immer zusprechen was man macht entwickelt Sprachsensibilität. Intelligenz wird auf über 2400 Genabschnitten vererbt wobei ca. 15 % auf dem y-Chromosom liegen sollen.
Die Sprachentwicklung bei Kleinkindern entwickelt sich bei den Kindern in unterschiedlichen Zeitfenstern. bei dem einen Kind ist es vielleicht dad 4. Lebensjahr beim anderen für das gleiche Sprachverständnis das5,5 Jahr. Egal bei welchem der beiden Kinder diese Sprachfenster verpasst wird, es ist zum Nachteil beider. Deswegen an die Eltern. Immer mit den Babys sprechen, klar und deutlich. Setzt euch mit euren Kindern zusammen oder auseinander malt mit Ihnen und lasst euch erklären was das ist Das verknüpft die Synapsen und schult die Feinmotorik.
Einer LRS-Schülerin hat es extrem geholfen, dass sich die Rechtschreibung verbessert hat, weil sie jeden Tag mit ihrer Mutter 1h. gelesen und geschrieben hat. Dabei hatte ich nur Nawi bei ihr unterrichtet und mir ist es nach drei Monaten merklich aufgefallen.
Dss Gehirn muss es für wichtig halten, dann ist es auch bemüht diese Infos zu speichern. Bei einer generellen LB oder GE bleibt tatsächlich nichts hängen da ist etwas in der Gehirnentwicklung falsch gelaufen. Wenn das Hlas voll ist kann man eben auch nichts mehr hineingießen.

AvL
11 Monate zuvor
Antwortet  Alex

Ihre Aussage „die Grammatik und die Sprachentwicklung wird im Mutterleib festgelegt“ sollten sie einmal mit Quellenangaben belegen. Medizinisch gesehen sind diese Aussagen Unsinn. Nach der Geburt bis zum neunten Monat trifft diese Aussage bezogen auf die Lautdifferenzierung schon zu.

Cornelia
11 Monate zuvor
Antwortet  AvL

Das sehe ich genauso. Ich denke, die meisten Mütter reden, ohne sich viele Gedanken zu machen , „automatisch“ mit ihrem Kind. Soviel kann man da auch wieder nicht falsch machen. Ob jemand sprachsensibler ist oder eher sensibler für Zahlenverständnis und Kombinationsfähigkeit wird, oder im Idealfall beides, hängt wohl auch sehr von den Genen ab. In extremen Fällen natürlich, wenn eine Mutter keine Beziehung zu ihrem Kind aufbauen kann , ist es sicher anders. Dann gibt es sicher Verzögerungen. Unter sehr günstigen Bedingungen können die aber später zumindest teilweise ausgeglichen werden.

DerDip
11 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Meine persönliche Meinung: Von der Kernaussage her haben Sie Recht. Es ist es eine Art Laune der Natur, wo die Stärken und Schwächen eines Kindes liegen.
Bis zu einem gewissen Grad, können gewisse Schwächen ausgeglichen werden. Allerdings stellt sich die Frage, welche Schwächen für bestimmte Berufe oder Tätigkeiten tatsächlich relevant sind. Hier würde ich die Schule in der Pflicht sehen, dies zu sehen und entsprechend einzuordnen.
Ich selbst habe Kinder, die weitestgehend gleich erzogen werden und dennoch komplett unterschiedlich hinsixhtlich ihre Stärken und Interessen sind. Daher fällt es mir schwer daran zu glauben, dass dies nicht von der Veranlagung abhängt.

mama51
11 Monate zuvor
Antwortet  DerDip

Das stimmt! Stärken und Schwächen sind manchmal sehr merkwürdig verteilt…
Meine Tochter hat während der gesamten Schulzeit vielleicht 50 RF gemacht. Mein Sohn hat das in einem einzigen Aufsatz gepackt!
Im Lehramtsstudium (u.a. Fach Deutsch)meiner Tochter wurde sie vom Professor,nach Abgabe einer Hausarbeit 2010 (!!!) gelobt, mit den Worten,dass er schon sehr lange keine orthographisch fehlerfreie Arbeit mehr erhalten habe.
Das Problem ist wahrlich nicht neu ☹️

Cornelia
11 Monate zuvor
Antwortet  DerDip

Sorry, der rote Daumen ist von mir, der grüne auch. Das passiert hier gelegentlich, man will einer Meinung zustimmen, und automatisch wird auch ein roter Daumen aktiviert. Der rote Daumen ließ sich auch nicht mehr rückgängig machen….
Also ich muss Ihnen sehr zustimmen. Auch meine Kinder sind grundverschieden trotz gleicher Erziehung. In der Rechtschreibung fiel auf: älteste Tochter braucht keine Unterstützung, es klappt von alleine.
Sohn 1 kann sich schwierige Schreibweisen erstaunlich leicht merken, was ihm aber nicht viel hilft, weil er ein großes Problem mit Groß-und Kleinschreibung hat. Üben und Erklären helfen nichts, er denkt einfach nicht richtig mit. Er hat ein Problem mit der Aufmerksamkeit und mit der auditiven Wahrnehmung, was sich auch in Mathe zeigt. Er lernt alles über sein gutes Gedächtnis und seine visuellen Fähigkeiten. Heute ist seine Rechtschreibung so perfekt wie die der Ältesten, und jeder ,der einen Fehler macht, wird von ihm verbessert .
Kind 3 denkt logisch und konzentriert, Mathematik ist seine Stärke. Aber auffällig rasch vergisst er die Schreibweisen vor allem der Buchstaben, die seltener vorkommen. Und nicht nur das. Überhaupt kann er sich viele Schreibweisen schlecht merken. Nach einiger Beobachtung tippe ich auf ein Problem mit der visuellen Wahrnehmung . Das bestätigt sich durch einen Test. Es dauert Jahre und braucht gezielte Übungen, bis sich seine Rechtschreibung verbessert. Auch heute noch fällt er auf seine typischen Fehler zurück, wenn er schnell schreibt, so wie Indra Rupp es auch beschreibt. Übrigens stellte sich heraus, dass eine nahe verwandte Person, die eigentlich ein guter Rechtschreiber ist, genau bei denselben Schreibweisen häufiger nachfragt:“ wie schreibt man denn…….?“ Nur, warum war das früher zu seiner Schulzeit kein Thema?

DerechteNorden
11 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Das ist sogar nachgewiesen.
Ich finde es erstaunlich, dass einige so tun, als wäre es nicht so. An der Schule, an der ich unterrichte haben wir inzwischen die dritte Generation von Legasthenie-Familien. Sehr intelligente Menschen, die als Kinder alle leider schlecht lesen und schreiben konnten/können.
Man kann nur froh sein, dass es heutzutage Nachteilsausgleiche gibt.

Bla
11 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Das wird doch gemacht und unterschieden? Ja, nicht unbedingt gesellschaftlich, sondern eben von Profis.
Daher gibt es die Unterscheidungen in bspw. „LRS“, „LS“, „RS“ und „Legasthenie“.
Dazu dann noch ggf. in Mathe zusätzlich – „Dyskalkulie“ (v. A. Beachtung und Unterscheidung bei Sachaufgaben).

Daher eben auch die Unterscheidung in: Erblich bedingt (Legasthenie) – dort v. A. Gedächtnistraining (Therapie).
Oder eben durch „Faulheit“ oder „falscher Pädagogik“ („Schreiben nach Gehör“) – dort v. A. Regeln und üben, üben, üben und nochmal üben. Immer wieder bewusst verbessern und weiter üben.
Das schafft nur die (weiterführende) Schule oftmals nicht alleine ohne Hilfe der Eltern und/oder den eigenen Willen des Lernens und Übens des Kindes zu Hause.

Sabine
11 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Kann gut sein, dass auch Rechtschreibschwächen vererbt werden. Ich bin sowieso überzeugt, dass die Genetik im Zuge der beliebten Zuschreibung aller menschlichen Eigenschaften auf soziale Einflüsse heutzutage viel zu wenig Beachtung mehr erfährt.
Dennoch sind Umwelteinflüsse (Lehrmethoden) nicht sinnlos und können angeborene Lernschwächen zwar nicht restlos beheben, aber doch vermindern.

Wenn sich jedoch plötzlich und in nur wenigen Jahren Rechtschweib- und Leseschwächen unter jungen Menschen wie eine Seuche ausbreiten, muss in der Schulpolitik etwas falsch gelaufen sein. Mit Genetik ist dieses Phänomen nicht mehr zu erklären.

Mir kommt das so vor, als würde man bei der erschreckenden Zunahme adipöser Kinder von veränderter Genetik sprechen anstatt von falscher Ernährung. Zum Kummer nicht weniger Menschen gibt es zwar tatsächlich eine genetische Veranlagung zu Fettleibigkeit, doch auch beim Körpergewicht spielt vor allem die Umwelt mit ihren veränderten Einflüssen iund Gewohnheiten die entscheidende Rolle.

Cornelia
11 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

„Was haben unsere Fälle jetzt mit unterschiedlichen Lernmethoden zu tun?“

Wenn jemand leicht die richtige Schreibung erlernt, spielt die Lernmethode natürlich keine so große Rolle. Das ist aber bei den meisten Schülern nicht der Fall. Je nachdem, in welchem Bereich die Rechtschreibprobleme liegen, müssen die Lernmethoden variiert werden. Durch die Vielfalt der Lernmethoden, also der Kanäle, über die die Rechtschreibung übermittelt wird, werden viele Kinder erreicht. Es spielt natürlich auch die Übungszeit eine Rolle. Ein guter Rechtschreibunterricht kostet viel Zeit, das war schon immer so. Der Rechtschreiberwerb muss einfach noch viel mehr in den Focus des Deutschunterrichts rücken. Leichte Rechtschreibschwächen werden so kompensiert, ausgeprägtere Schwächen können nicht komplett aufgefangen werden, wirken sich aber nicht mehr so gravierend aus.
Mit einer Fehlerdiagnostik kann man die jeweiligen Schwächen feststellen, passgenaue Lernmethoden einsetzen und evt.auch die Eltern einbeziehen, gezielt mitzuwirken .

A. J Weidenhammer
11 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Erblich? Ja, sicher. Vieles ist erblich.
Und nun?
Was folgt daraus?

Das eine Kind ist extrem sportlich, das andere hierbei eher unbedarft.
Das eine Kind zeichnet mit Hingabe wunderbare Bilder, beim anderen sind noch die Strichmännchen ungelenk.
Ja, nun…
Sport – und Kunstunterricht abschaffen?
Oder zumindest die Noten darin?
Oder alles im Vorfeld durchdiagnostizieten und dann differenzieren?
Wobei die Diagnostik, was ist angeboren, was mangelnde Übung, doch sehr aufwendig ist, bei so vielen Schülern und dann noch möglichst in allen Fächern.

Mir ist überhaupt nicht klar, was der Hinweis auf mögliche Erblichkeit von Eigenschaften, mit der Debatte um Rechtschreibung zu tun hat.

Ureinwohner Nordost
11 Monate zuvor

Verstehendes Lesen deutscher Texte.
Das wäre schön.

Schüler verstehen auf Deutsch geschriebene Sachtexte aus Deutschen Chemie- Lehrbüchern.
Das wäre mein Hauptgewinn.

Oberstufenschüler verstehen leider kein Deutsch mehr.

Nunja, mir egal, ich werde es nur noch 10 Monate ertragen müssen.

Ich verabschiede mich schon einmal aus dem BRD-Schulsystem.
🙂

Erik
11 Monate zuvor

Rechtschreibung hat nichts mit Intelligenz zu tun – das wissen die meisten.
LRS-Förderung ist ein großes Thema und muss es bleiben.
DaZ/DaF muss gefördert werden, auch finanziell!
Ausgrenzung wegen mangelnder Kompetenz in Sachen RS ist arrogant.

Und dennoch: Ich kann es kaum ertragen, dass Erwachsene oft E-Mails ohne Anrede und Gruß schreiben. Ich bekomme Nachrichten von Eltern (nachträglich erweist sich dann Haeschen 21 als Elternteil von Max aus der 6g), Praktikanten usw. ohne Anrede und Gruß, muss aus dem Inhalt schließen, wer/was gemeint ist.
Lehrer*nnen sind teilweise selbst schwach auf der Brust oder nachlässig. Wie soll man dann von SuS eine korrekte RS erwarten?
Die Verbalbeurteilung unseres Sohnes (geschrieben von der Deutschlehrerin) im letzten Schuljahr (Klasse 5) wimmelte nur so von Fehlern (zwei Beispiele: „Xy zeigte großes Interrese an […]“, xy hat den Mathemathiklehrgang mit Erfolg durchlauffen“), der Chef meiner Frau (Germanist) kann dass/das nicht unterscheiden.
Nicht jede/r muss es annähernd perfekt können, aber in bestimmten Berufen…

ToterRegenwurm98
11 Monate zuvor

Die Diskussion wird eh bald hinfällig, weil es unter uns Lehrkräften immer mehr Personen gibt, die – nenne wir es mal „sprachunsensibel“ sind. Das geht von fehlerhaften Tafelbildern (klar, Fehler können und dürfen geschehen) über Bewerbungen mit groben Schnitzern und in unserem Kreis bis zu einem Schulrat, der „Sie“ und „sie“ nicht auseinanderhalten kann sowie von Zeichensetzung wenig Ahnung hat.
Naja, wenn es dann irgendwann keiner mehr merkt…

Give Peace a Chance
11 Monate zuvor

Dieser Mann spricht mir aus dem Herzen – er sagt die Wahrheit.

Meine Prognose:

Passt nicht ins Bild, passt nicht ins (fehlende) „Konzept“.

Man (wer wohl?) wird seine Worte nicht ernst nehmen.

Es wird sich also wenig ändern.

Realist
11 Monate zuvor

Typisches Gemurkse:

Selbsternannte „Rechtschreibexperten“ (oft Journalisten unc Co.), Politiker und Elfenbeinturm-Bewohner (Hochschulprofessoren) haben sich seit 1996 diverse „Reformen“ zu deutschen Rechtschreibung ausgedacht, so dass am Ende keiner mehr durchblickt, was wie geschrieben wird. Im Zweifel lässt selbst der Duden mehrere Varianten zu, jeder also wie er will.

Dazu ist es seit fast 20 Jahrzehnten en vogue, dass zu Zwecken der Werbung Worte bewusst falschgeschrieben werden, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Besonders deutlich bei Produktnamen. Die Politik mischt wie immer mit, um „cool“ und „jung“ zu wirken: „The Länd“. Wie man hier sieht, auch schön wild durcheinandergemixt aus mehreren Sprachen.

Dazu die Twitter-und WhatsApp-Seuche, wo selbst kleine Kinder ihre Rechtschreibung „trainieren“ können: „I g 2 school, yo digger. Komst 4bei?“ Per AGB ab 16, aber: „Who cares.“

Auf gut deutsch: Die gesamte Gesellschaft kehrt sich mitterweile einen Dreck um korrektes Deutsch, selbst in den Online-Auftritten der „Leitmedien“ strotzt es nur von Rechtschreib- und Interpunktionsfehlern, war mal wieder der Praktikant nachts dran, um aktuelle dpa-Meldungen zu verwursteln… setzt doch gleich ChatGPT ein, statt bei dpa abzuschreiben, dann stimmen wenigsten Ortohgrafie und Interpunktion.

Das gesellschaftliche Chaos, hier im Bereich der Rechtschreibung, wird wie immer bei den Schulen abgeladen. Aber, wenn einer partout nicht richtig schreiben lernen will oder kann, gibt’s halt eine LRS-Diagnose. So schafft man heutzutage auch das Gymnasium. Die einzigen, die wirklich unter diesen Zuständen leiden, sind die Lehrkräfte, die gegen Windmühlen ankämpfen und hieroglyphscies Gekritzel entziffern dürfen, um ja keinen kleinen Einstein zu übersehen, so ein kleines Genie, dass alles (und nichts) kann, aber eben nicht vernünftig schreiben…

Ursula
11 Monate zuvor

Es muss dringend etwas geschehen! Eine ordentliche Rechtschreibung ist im Berufsleben unverzichtbar. Wenn ich im Betrieb Briefe, Verträge oder andere geschäftliche Kommunikation mit Rechtschreibfehlern bekomme, zweifle ich die Echtheit dieser Dokumente an, vor allem, wenn sie auf digitalem Weg kommen. Richtige Rechtschreibung ist auch für Firmen ein Zeichen für Seriosität.

Carsten60
11 Monate zuvor

„… dass die Methoden, die schon bei Muttersprachlern nicht greifen, [bei anderen] erst recht fehl am Platze sind.“
Das ist doch eine tolle Erkenntnis, hat man die je so pointiert gehört aus berufenem Munde ? Wer hätte das gedacht, nach über 20 Jahren empirischer Bildungswissenschaft und einer neuen Methodik des Spracherwerbs und des Deutschunterrichts, niedergelegt in zahlreichen ministeriellen Erlassen !

„… die jede Form der Unterstützung verdienen.“
Diese Formulierung scheint neuerdings immer dann verwendet zu werden, wenn eigentlich niemand mehr weiß, wie das, was da angestrebt wird, tatsächlich gehen soll. Eine Art euphemistische Bankrotterklärung.

„Was es also im DaZ-Bereich braucht, sind letztlich Tausendsassas als Lehrkräfte …“
Im Klartext: Es müsste schon ein Wunder geschehen, wenn das alles noch gerettet werden kann. Zu befürchten ist, dass selbst „Tausendsassas“ von den übrigen sonstigen Problemen (Heterogenität, mangelnde Schulreife, Disziplin usw.) schon absorbiert werden.
Alter Spruch meiner Mutter: „Unmögliches wird sofort erledigt, Wunder dauern etwas länger.“

447
11 Monate zuvor

Selbst in meiner aktiven Dienstzeit kann ich beobachten, wie heimtückisch bei jeder Gelegenheit daran gearbeitet wird, Rechtschreibung aus Schülersicht irrelevant zu machen:
Nein, darf man nicht so streng bewerten!
Nein, in der Fremdsprache ist das nur X % vom EWH, weil Abi-EWH das Vorbild ist!
Nein, kommunikative Kompetenz!
Nein, IGITT, Diktate sind Diktator, ey!

Schnitt, nächste Szene:
*Jammerheulkreis h* „Rechtschreibung immer schlechter, jetzt macht euch Mal richtig Arbeit, ihr faulen Lehrers****!“

Ähhhhhhh, yo bro….ohne mich.
Geliefert wie bestellt.

Heideblume
11 Monate zuvor

Manchmal, glaube ich, gibt es in den Schulen viel zu viele „Events“ und „Projekte“, die zwar nett sind, aber auch viel Unterrichtszeit kosten. Zeit fürs Üben und Wiederholen fehlt dann. Heutige Kinder sind ja nicht dümmer als frühere. Warum ist dann die Rechtschreibung schlechter?

Hans Hoffmann
11 Monate zuvor
Antwortet  Heideblume

Weil Üben keinen Spaß macht und Schule nur dann gut ist, wenn sie Spaß macht. Wenn also was keinen Spaß macht, muss man es auch nicht machen, weil dann ist es auch nicht gut. Alles, wobei man nicht begeistert die Arme hochreißt und „Whooooo!“ schreit, ist vom Beelzebub und darf den armen Kleinen nicht zugemutet werden.

Dil Uhlenspiegel
11 Monate zuvor
Antwortet  Heideblume

Wenn halt nur fehlerfreie, sinngerechte Texte so öffentlichkeitswirksam (eigentlich ja öffentlichkeitswirkungslos) verhökerbar wären, wie, naja, Sie wissen schon.

Bayer
11 Monate zuvor
Antwortet  Heideblume

Vlt. weil Merk-und Arbeitsspeicher ständig überfüllt sind.
D.h., selbst wenn z.B. gelesen wird, bleibt wenig. Wenn beim Üben abgerufen werden soll, ist der Pfad oft nicht mehr findbar.
Zu viel überlagernder trash …….und zu wenig Bereitschaft zum Üben, weil die mediale Überflutung dies erschwert und Üben bereits zum Fremdwort wurde.

D. Orie
11 Monate zuvor

Danke, dass dieses wichtige Thema immer wieder aufgegriffen wird.

Sabine
11 Monate zuvor

Was heißt „Wenn wir nicht aufpassen…“
Es wird doch schon seit vielen Jahren nicht mehr aufgepasst und so getan, als seien immer neue Ideen, bei denen möglichst kein Stein mehr auf dem anderen bleibt, wahrer Fortschritt auf dem Weg zu mehr kompetenzorientierter Bildung, Bildungsgerechtigkeit und Bildungsvielfalt.
Wer sich einen Namen machen wollte, tat dies durch Zweifel an altbewährtem Erfahrungswissen, so als stamme dies aus dem Mittelalter oder noch früheren Zeiten und müsse endlich zertrümmert und modernisiert werden.
Ich habe kaum Sachargumente für die Vorstellungen einer „Schule von morgen“ gehört, sondern nur massenweise gutmenschliche, aber lebensfremde Begründungen mit z.B. mehr Kindswohl, mehr Humanität oder mehr gemeinsamem Lernen statt diskriminierender Trennung nach Begabung. Kurz gesagt: mit immer mehr Schule als Ort allseitiger Zufriedenheit, einzig wahrer Lernstätte für mehr Verständnis und Toleranz untereinander, mehr Rücksicht aufeinander und nicht zuletzt mehr Gerechtigkeit, die über allem schwebt.

Bis heute kann ich nicht fassen, dass diese simplen Schönwetter-Vorstellungen von einer Schule der Zukunft dermaßen den Verstand und die Erfahrungswerte aus der Geschichte der Pädagogik in Frage stellen und außer Kraft setzen konnten. Und ich befürchte, sie werden es weiterhin tun. Gegen Moral ist mit Sachargumenten kaum anzukommen, es sei denn, man hätte den Mut, sich als böse und unmoralisch an den Pranger stellen zu lassen.

Ich bin froh, dass endlich immer mehr herauskommt, wie erschreckend schreib-, lese- und rechenschwach viele Kinder inzwischen die Schule verlassen und ins weitere Leben gehen. Wenn sie für diese Benachteiligung wenigstens eine glückliche Schulzeit erlebt hätten, wäre das vielleicht ein kleiner Trost. Doch dem ist nicht so. Die zahlreichen Moralbegründungen und -versprechungen haben sich auch hier als Fantasiegebilde herausgestellt, die nur anderen einen Gewinn gebracht haben, aber nicht den Kindern und anderen Beteiligten am alltäglichen Schulleben.
„Wenn wir nicht aufpassen…“ hätte es schon vor 30 Jahren heißen müssen.

A. J Weidenhammer
11 Monate zuvor
Antwortet  Sabine

Genau so ist es.
Danke für diesen zutreffenden Beitrag!

Joe
11 Monate zuvor

„Ohne Anstrengung und Konzentration auf die jeweiligen Lernschritte geht es auch hier nicht“

Ist das nicht der eigentliche Knackpunkt bei einem großen Teil des Restes jener Schülerinnen und Schüler der Sek I, die nicht durch LRS oder andere vererbte Defizite sowieso des Erlernens der Rechtschreibung außen vor sind?

Last edited 11 Monate zuvor by Joe
447
11 Monate zuvor
Antwortet  Joe

Das ist bei allem der Knackpunkt:
Lernen kann Freude machen, Erfolgserlebnisse vermitteln…aber hormonschubbegleiteten „Spaß“, also spontane, immer wieder auftretende Schübe, das kann Lernen NICHT.
Das können Freizeitaktivitäten IMMER besser.

Da „Spaß“ und (kindliche) Emotion zum Fetisch erhoben wurden – braucht man daher garnicht weiter groß darüber nachdenken.

Mit Herzblut
11 Monate zuvor

In Bayern wurde mit der Einführung des Englischunterrichts an Grundschulen der Deutschunterricht dauerhaft von vorher 7 Stunden auf 6 Stunden pro Woche gekürzt.
Mit jedem neuen Lehrplan wurde der Deutschbereich Rechtschreiben vom bayerischen Kultusministerium geschwächt.

Erst durften keine reinen Diktate mehr geschrieben werden. Es wurde überwiegend auf Wortebene, kaum noch auf Satzebene Rechtschreibung geübt und in Proben abgefragt und bewertet.
Außerdem durften die 5 Deutschbereiche für die Berechnung der Zeugnisnote nicht mehr unterschiedlich stark gewichtet werden, was auch den Stellenwert der Rechtschreibung schwächte.
Immerhin machte damals der Bereich Rechtschreiben noch 20 Prozent der Deutschnote aus, genausoviel wie die Bereiche Texte verfassen (Aufsatz), Sprache untersuchen (Grammatik), Lesen und Sprechen&Gespräche führen.
Das Schreiben nach Gehör in der 1. Klasse mit bestenfalls zurückhaltender Korrektur war vom Kultusministerium über den Lehrplan verordnet worden. Daran musste man sich halten.

Im aktuellen bayerischen LehrplanPlus der Grundschule wurden die Bereiche Rechtschreiben (Richtig schreiben) und Sprache untersuchen (Grammatik) zu einem einzigen Bereich zusammengefasst, der nur noch 25 Prozent der Deutschnote ausmacht.
(Im vorigen Lehrplan machten beide Bereiche zusammen noch 40 Prozent der Deutschnote aus! Rechtschreiben allein zählte 20 Prozent – jetzt nur noch 12,5 Prozent!!!)
Aktuell machen die 3 Bereiche Texte verfassen, Lesen und Sprechen&Zuhörenen ebenfalls jeweils 25 Prozent der Deutschnote in bayerischen Grundschulen aus.
Verordnet vom Kultusministerium.

Wie wäre es damit, endlich nach über 20 Jahren die 7. Deutschstunde pro Woche in der bayerischen Grundschule wiedereinzuführen und die Gewichtung der Rechtschreibung in der Deutschnote wieder auf mindestens 20 Prozent zu erhöhen?

Regelmäßige Übung und Hausaufgaben sollten auch endlich wieder salonfähig werden. Ohne Übung wird man nicht sicher in der Rechtschreibung.

Niemand käme auf die Idee, man könnte ein Musikinstrument lernen, indem man einmal pro Woche 45 Minuten am Einzel-Instrumental-Unterricht teilnimmt und den Rest der Zeit nicht übt.

Aber die Grundschule soll nach diesem Prinzip funktionieren?

Bei aktuell 6 Deutschstunden pro Woche entfielen bei dem vorgegebenen Anteil von 12, 5 Prozent an der Deutschnote rein rechnerisch 0,75 Unterrichtsstunden (0,75 × 45 Min = 33,75 Minuten) pro Woche auf den Rechtschreibunterricht in Klassenstärke.

25 Prozent von 7 Deutschstunden in den 1980er Jahren bedeuteten 1,75 × 45 Min = 78,75 Minuten Rechtschreibunterricht pro Woche. Zudem hatten wir als Kinder jeden Tag Rechtschreibhausaufgaben mit inzwischen verteufelten Nachschriften, Lernwörtern und intensiver Diktatvorbereitung.

Und da wundern sich alle, besonders die Bildungspolitiker, warum die Rechtschreibleistungen in den letzten Jahren und Jahrzehnten nachgelassen haben?

Wer Lehrpläne lesen und rechnen kann ist klar im Vorzeil.