Neue KMK-Präsidentin: „Muss der Grundschullehrer in Mathematik Analysis und Algebra können?“

78

BERLIN. Berlin braucht mehr Lehrerinnen und Lehrer – so wie die übrigen Bundesländer auch. Die Frage ist, woher sie kommen sollen. Die neue Bildungssenatorin, die dann sofort auch die Präsidentschaft der Kultusministerkonferenz übernimmt, setzt auf einen Mix aus Lösungsversuchen.

Neue KMK-Präsidentin: Katharina Günther-Wünsch (CDU). Sie ist von Beruf Lehrerin für die Fächer Chemie, Geschichte und Politik. Foto: Katharina Günther-Wünsch

Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch ist noch ganz neu im Amt und bekommt es mit vielen alten Problemen zu tun. Eines ist der chronische Mangel an Lehrerinnen und Lehrern. Ein schnelles Ende ist nicht in Sicht. «Im vergangenen Sommer fehlten rund 1000 Lehrkräfte. Sie können davon ausgehen, dass wir dieses Jahr mit einer ähnlichen Zahl umgehen müssen», sagte die CDU-Politikerin, die am Freitag den Vorsitz der Kultusministerkonferenz übernimmt, im Gespräch.

«Man kann davon ausgehen, dass die Lücke in ganz Deutschland sogar größer werden wird»

«Als künftige KMK-Präsidentin will ich gemeinsam mit allen Bundesländern auch neue Wege zur Fachkräftegewinnung beschreiten», sagte Günther-Wünsch. Grund zur Entwarnung gibt es nach ihrer Einschätzung auch in naher Zukunft nicht. «Im Gegenteil: Wenn Sie schauen, dass uns die Pensionierung der geburtenreichen Jahrgänge erst noch bevorsteht, dann kann man davon ausgehen, dass die Lücke in ganz Deutschland sogar größer werden wird.»

Am Lehrkräftemangel haben sich schon ihre beiden SPD-Vorgängerinnen an der Spitze der Bildungsverwaltung abgearbeitet. Nun hat die CDU die Verantwortung für das als schwierig geltende Ressort. «Wir kämpfen gegen diesen Fachkräftemangel an: Mit der systematischen Weiterqualifizierung von Quereinsteigern, mit dem Einsatz von Pensionären und Studierenden und mit zahlreichen Werbemaßnahmen zur Fachkräftegewinnung», so die CDU-Bildungsexpertin. Auch die Zahl der Studienplätze in den Lehramtsstudiengängen soll erhöht werden.

Günther-Wünsch plädiert dafür, Neues auszuprobieren – und zum Beispiel auch Lehrkräfte zuzulassen, die nur ein Fach unterrichten. «Können wir es uns wirklich leisten, zu sagen, der Diplom-Chemiker, der Mathematiker, der IT-ler muss auf Teufel komm raus noch drei, vier, fünf Jahre nachstudieren und dann noch das Referendariat machen?» Stattdessen sollte er das nötige methodisch-didaktische Handwerkszeug bekommen und dann nach anderthalb, zwei Jahren auch mit einem Fach unterrichten können, schlägt Günther-Wünsch vor – zumindest bei Mangelfächern.

Anzeige

Dagegen hält sie wenig von den Überlegungen aus Brandenburg, Seiteneinsteigern mit Bachelor-Abschluss die Verbeamtung zu ermöglichen. «Was wir in Erwägung gezogen haben, ist ein duales Studium: Nach einem Bachelor kann man den Master gemeinsam mit dem Referendariat machen, so dass man nach fünf Jahren fertig wäre.»

Mehr Tempo wünscht sich die Bildungssenatorin bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse etwa von ukrainischen Lehrkräften. «Das Zweite ist die sprachliche Barriere: Momentan brauchen ausländische Lehrkräfte, die im Berliner Schuldienst eingestellt werden wollen, zwingend das C2-Sprachniveau», sagte Günther-Wünsch. «Ich habe mal zwei Jahre Arabisch gelernt – bis ich auf dem Level angekommen wäre, wäre ich in Pension gewesen.» Auch hier seien innovative Lösungen gefragt – etwa, solche Lehrkräfte begleitet durch Mentorinnen und Mentoren einzusetzen oder zur Unterstützung der teils traumatisierten schutzsuchenden Kinder und Jugendlichen.

«Wenn uns rund 1000 Lehrkräfte fehlen, müssen wir ganz sorgfältig und mit Augenmaß prüfen, welche dieser Abberufungen wir reduzieren können»

Potenzial sieht Günther-Wünsch außerdem bei Lehrkräften, die aktuell nicht in der Schule arbeiten: «Es gibt Vollzeitstellen von Lehrkräften, die sich in Abordnungen befinden – oft in ganz wichtigen Bereichen: in der Schulpsychologie, in der Referendarausbildung und auch in die Senatsbildungsverwaltung», so die Bildungssenatorin. «Wenn uns rund 1000 Lehrkräfte fehlen, müssen wir ganz sorgfältig und mit Augenmaß prüfen, welche dieser Abberufungen wir reduzieren können.» Wie viel das bringt, ist schwer abzuschätzen.

Als sicher gilt, dass Berlin mehr ausbilden muss. «In den aktuellen Hochschulverträgen steht die Zahl 2000», so die Senatorin. «Wir haben uns jetzt auf 2500 Studienplätze geeinigt.» Die Gewerkschaft GEW fordert dagegen 3000 pro Jahr. «Aber die Frage ist, hilft uns eine bloße Zahl im Koalitionsvertrag?», fragte Günther-Wünsch. «Was uns die Hochschulen spiegeln ist, dass ihnen die Bewerber fehlen oder dass viele nicht zu Ende studieren und das Studienfach wechseln.»

«Wir sehen, dass die, die Grundschullehramt studieren, immer noch ganz klassisch Mathematik machen müssen und zwar höhere Mathematik.» In der Folge gebe es dann eine Abbruchquote von 40 Prozent und mehr. «Das müssen wir ernsthaft hinterfragen: Muss der Grundschullehrer für Mathematik tatsächlich Analysis und Algebra können oder ist uns daran gelegen, dass der seinen Abschluss macht und zwar mit den Kompetenzen, die er von der ersten bis zur sechsten Klasse benötigt?» Günther-Wünsch sieht hier Änderungsbedarf. «Darüber sollten wir mit den Hochschulen in die Debatte gehen.» News4teachers / mit Material der dpa

Rechtsextremismus an Schulen: Brandbrief-Autoren erhoffen „Aufwachen in der Politik“ – neue KMK-Präsidentin irritiert mit Hinweis auf Neutralitätsgebot

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

78 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
lehrer002
10 Monate zuvor

Vieles davon hört sich erstaulicherweise vernünftig und teils sogar innovativ an! Es wird spannend, was sie jedoch tatsächlich umsetzen kann.

Lehrer
10 Monate zuvor
Antwortet  lehrer002

Sie ist Lehrerin aus Marzahn. Wenn die es mit dem Hintergrund nicht schafft, dann ist Berlin komplett lost.

potschemutschka
10 Monate zuvor
Antwortet  lehrer002

Vernünftig – ja! Innovativ – nein! Um SCHNELLER, GUTE Grundschullehrer zu bekommen, könnte man (KMK) sich ja mal die Ausbildung von Unterstufenlehrern in der DDR ansehen. Die waren methodisch-didaktisch sehr gut für die Lernanfänger ausgebildet.
Ach nee, geht ja nicht, war ja Schulbildung einer bösen Diktatur! Nur komisch, dass diese „Lehrer zweiter Klasse“, im Unterschied zu vielen jüngeren Absolventen, noch wissen, wie man den Kleinen die Anfänge von Lesen, Schreiben und Rechnen kindgerecht beibringt.

Georg
10 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Solche Lehrer könnte man unmöglich mit A13 bezahlen, sogar A12 wäre gemessen an der Art der grenzwertig, weil sogar kaum in einen Bachelor-Abschluss vermittelbar.

Rike
10 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Da hast du vollkommen Recht!
Kenne ich auch noch. Aber diesen Lehrern, die übrigens ins Lehrerbildungsinstituten ausgebildet wurden und dazu nicht mal Abitur benötigten, hat man nach der Wende jede Kompetenz abgesprochen. Ohne sich die Ausbildung genau anzuschauen.
Wir waren in der ersten Klasse 36 SuS, einige davon auch „verhaltensoriginär“ und unsere Unterstufenlehrerin hat uns in 4 Monaten (bis Weihnachten war das Ziel) das Lesen beigebracht. Ich will wirklich nicht die DDR zurück, aber es war nicht alles schlecht. Die Schulbildung jedenfalls war sehr gut.

emma
10 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Das wissen jüngere Lehrer auch.

Palim
10 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Um schneller irgendwelche Personen in die Schulen zu bekommen, setzen mehrere Politiker Testballons in die Welt, wie weit hinunter sie gehen können.
Statt gut ausgebildete Lehrkräfte der Ausbildung angemessen zu bezahlen, die Arbeitszeit zu erheben, Mehrarbeit auszugleichen und die Arbeit auf weit mehr Schultern zu verteilen,
setzt man auf Deprofessionalisierung und hofft auf kostengünstige Kräfte in der Schule.
Wer will es denn machen ohne Arbeitszeitausgleich unter derzeitigen Bedingungen? Warum sollten andere Menschen den Beruf ohne Abi und ohne Studium ergreifen wollen, um die gleiche Arbeit für noch weniger Geld zu übernehmen?

Ja, die Quereinsteigenden müssen bisher nachstudieren, weil sie zwar für ein Unterrichtsfach die wissenschaftliche Ausbildung absolviert haben, nicht aber die notwendigen pädagogischen Inhalte.

Entweder man will einen auf Lehramt spezialisierten Studiengang, das gilt dann für alle und alle müssen sich auch im Rahmen des Lehramts-Masters mit Soziologie, Psychologie u.a. auseinandersetzen, oder man will das nicht, dann kann man das Lehramt ja insgesamt aufheben und die Schulen für alle öffnen, die sonst nirgendwo unterkommen. Will man das?
Noch eine Möglichkeit ist einen Fach-Bachelor zu absolvieren, danach erst erfolgt die Spezialisierung in den Lehramts-Master, der die Erziehungswissenschaften liefert und auch aus anderen Studiengängen heraus zum Quereinstieg genutzt werden kann. Der Nachteil ist, dass die pädagogische Ausbildung, Praktika etc.dann nicht mehr ab dem 1. Semester erfolgen können, wie es bisher möglich war.
Allein mit einem Studium in einer Fachwissenschaftler ist man als Lehrkraft nicht ausgebildet.

Ist es nicht vielmehr ein weiterer Versuch, den GS- und SekI-Lehrkräften die Professionalität abzusprechen, das Masterstudium wieder zu kassieren? Und das, bevor A13 für alle überhaupt bundesweit umgesetzt ist.

Dass sich gerade Philologen dafür aussprechen, ist besonders schlimm.
Dann versetzt doch genau diese SekII-Lehrkräfte in die Grundschulen und erwartet, dass sie den Unterricht dort übernehmen. Ein bisschen Schule haben sie ja besucht und Grundschule kann doch jeder.

Anders herum wird ein Schuh daraus: Gerade in der Grundschule müssen die besten Lehrkräfte arbeiten. Sie absolvieren, wie alle anderen Lehrämter, ein wissenschaftliches Studium, dass sich aus ihren Fächern und erziehungswissenschaftlichen Fächern zusammensetzt.

In allen Fächern muss man seine Leistungen bringen und die Inhalte absolvieren, sitzt mit den anderen Studierenden der Lehrämter und anderer Studiengänge in den gleichen Seminaren und Vorlesungen, absolviert die gestellten Abschlüsse.

Warum machen eigentlich immer alle so einen Tanz um das Fach Mathematik, während es in anderen Fächern diese Diskussion nicht zu geben scheint?
Vielleicht muss man da mal ansetzen?

Das wäre besser, als den Grundschullehrkräften die Kompetenzen abzusprechen oder zu propagieren, sie seien von einem Studium überfordert. Sind sie nicht.
Und gerade in den Grundschulen benötigt man Lehrkräfte, die sich der schwierigen Aufgabe stellen können und wollen und nicht solche, die Fächer belegen, auf die es keinen NC gibt und die angeblich keine Anforderungen stellen. Das führt entweder zu schlecht ausgebildeten Lehrkräften, die dann in den Schulen scheitern, oder zu noch mehr Studienabrecher:innen.
Die gute Ausbildung ist notwendig, um im Schulalltag in den Grund- und SekI-Schulen bestehen zu können.

Wenn es nur um Aufbewahrung gehen soll, dann sollte man es, auch als Ministerin, genauso sagen:
Die Ausbildung von Kindern ist unwichtig und wir wollen das Geld für Lehrkräfte und Erzieherinnen nicht aufbringen. Deshalb gibt es fortan Ganztages-Aufbewahrungsstellen, in denen die Kinder von irgendwem beaufsichtigt werden.

Küstenfuchs
10 Monate zuvor

Wer Grundschullehramt Mathematik studiert, macht keine „höhere Mathematik“, sondern einen harmlosen kleinen Rechenkurs. Und das dafür benötigte mathematische Grundverständnis sollte jede Lehrkraft haben, die Mathematik unterrichtet. Und zwar in jeder Altersstufe!

Lera
10 Monate zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Stimmt in Bayern schon mal nicht. Der Unterschied zwischen „vertieft“ und „nicht vertieft“ ist dort marginal, zumindest nach Bologna.

GriasDi
10 Monate zuvor
Antwortet  Lera

Dann sollten Sie sich das mal ansehen:
https://www.uni-augsburg.de/de/fakultaet/mntf/math/studium/vv/lehramtgmr/
Und dann das
https://www.uni-augsburg.de/de/fakultaet/mntf/math/studium/vv/lehramtgym/
Und dann mal vergleichen. Was ist daran marginal?
Die Unterschiede sind erheblich.

Lera
10 Monate zuvor
Antwortet  GriasDi

Beispiel Uni Würzburg:

Grundschule:
54 ECTS Pflichtmodule
+ 15 ECTS Wahlpflichtmodule
+ 12 ECTS Fachdidaktik
+ 10 ECTS Abschlussarbeit
= 91 ECTS

GY:
46 ECTS Pflichtmodule
+ 61 ECTS Wahlpflichtmodule
+ 10 ECTS Fachdidaktik
+ 10 ECTS Abschlussarbeit
= 127 ECTS

Differenz: 36 ECTS, bestehend aus ein paar mehr Modulen im Wahlpflichtbereich.

Aber ich gebe zu, dass der Unterschied speziell im Fach Mathematik größer ist, als ich gedacht hatte.

GriasDi
10 Monate zuvor
Antwortet  Lera

Die Inhalte vor allem in der Fachwissenschaft unterscheiden sich deutlich sowohl in Umfang als auch Schwierigkeitsgrad und in Physik ist es ähnlich.

Last edited 10 Monate zuvor by GriasDi
Lera
10 Monate zuvor
Antwortet  GriasDi

Naja, wie gesagt , es sind 36 ECTS mehr – und zwar im Wahlpflichtbereich.

Das Modul „Elementare Geometrie“ bringt dort zum Beispiel schon mal 10 ECTS, man kann also sagen, dass GY-Studierende etwa 4 Module mehr belegen müssen.

GriasDi
10 Monate zuvor
Antwortet  Lera

Die Inhalte sind ja auch deutlich anders.

Lera
10 Monate zuvor
Antwortet  GriasDi

Also im fachwissenschaftlichen Teil sehe ich vor allem viele identische Module, alles andere wäre auch kaum zu leisten für die Unis.

Und dann gibt es noch ein paar Orchideen-Module für die GY-Studierenden.

GriasDi
10 Monate zuvor
Antwortet  Lera

Das betrifft aber nur diejenigen, die Mathe im Studium für das Grundschullehramt vertieft studieren. Die anderen haben da leider kaum Mathe.

Lera
10 Monate zuvor
Antwortet  GriasDi

Das ist klar. Und wer als GY-Studierender Mathe (oder Physik) nicht als eins von zwei Hauptfächern wählt, hat sogar gar kein Mathe.

GriasDi
10 Monate zuvor
Antwortet  Lera

Braucht er ja auch nicht, da er es nicht unterrichten muss. Als GS-Lehrkraft muss ich es aber unterrichten.

Lera
10 Monate zuvor
Antwortet  GriasDi

Nicht zwangsläufig, kommt auf die Größe der Schule an.

dickebank
10 Monate zuvor
Antwortet  GriasDi

Und der Facharzt für Urologie hat auch andere Kompetenzen als der Allgemeinmediziner. Trotzdem hat der Allgemeinmediziner u.a. grundlegende Kenntnisse in urologischen Krankheitsbildern.

Carsten60
10 Monate zuvor
Antwortet  GriasDi

In dem Link steht das komplette Lehrangebot, alles, was irgendwie (auch freiwillig) belegt werden kann. Nicht annähernd alles muss der einzelne machen, es gibt zahlreiche Wahlmöglichkeiten. Und wenn das Institut für Didaktik zuständig ist, brauchen Sie keine Angst vor allzu viel Fach zu haben. Da geht’s mehr um die Didaktik.
Andererseits: In Bayern ist eben manches anders als etwa in Bremen oder Flensburg. Schauen Sie mal dort auf die Lehramtsstudiengänge.

GriasDi
10 Monate zuvor
Antwortet  Carsten60

Vielleicht liegt es ja dann an der Lehrkräfte-Ausbildung in Bayern, dass Bayern meist gut in den Vergleichsstudien abschneidet. Liegt auch irgendwie nahe, wenn sämtliche Studien (z. B. Coaktiv, Teds-M) zeigen, dass mit einer besseren fachwissenschaftlichen Lehrkräfte-Ausbildung auch ein besserer Unterricht einhergeht.

Georg
10 Monate zuvor

Beim Thema Analysis und Algebra für angehende Grundschullehrer reden wir über Schulmathematik. Solange ein Laufbahnwechsel Richtung Sekundarstufe offen bleiben können soll, muss das drin bleiben.

Ureinwohner Nordost
10 Monate zuvor

Ja, das muss er.
🙂

Carsten60
10 Monate zuvor

„immer noch ganz klassisch höhere Mathematik“
Das ist falsch. An Pädagogischen Hochschulen wurde früher nie Analysis gelehrt, auch nicht für die Realschullehrer. Das ist wohl noch heute in BaWü so. Erst die neuen Reformen der letzten Jahre haben eine gewisse Vereinheitlichung mit sich gebracht. Insbesondere muss natürlich der Einheitslehrer im Studium Analysis lernen, sonst wäre er ja keiner. Jetzt sollen die Fans der Einheitslehrer sich mal äußern. Diese „Verwissenschaftlichung“ traf dann halt auch die Kandidaten fürs Grundschullehramt. Aber in Dortmund beispielsweise steht Analysis für die Grundschullehrer nicht im Studienplan, an der FU Berlin sehe ich das auch nicht. Aber typisch ist: Erst in die eine Richtung reformieren, dann Fehler beklagen und in die andere Richtung reformieren.
Wie sagt das Volk zu solchen Reformen: „Rin in de Kartoffeln und raus aus de Kartoffeln.“

baaaal1
10 Monate zuvor
Antwortet  Carsten60

@ carsten60
unsere Mathevorlesungen während des studiums (PH) speziell in Analysis und zahlentheorie, fanden größtenteils in der uni statt, zusammen mit deren studierenden.. (TH Karlsruhe).
geschadet hats nicht, war eben ein größerer lernaufwand..

Mika
10 Monate zuvor
Antwortet  baaaal1

Wann war das denn? Ich hab zwar Mathe, Physik und Informatik für SEK II/I studiert, damals noch mit den Fachstudenten gemeinsam, hab aber erfahren, dass seit etlichen Jahren das Fachstudium für die Lehrämtler deutlich reduziert wurde und fachlich nicht mehr mit unserem damaligen vergleichbar ist.

Palim
10 Monate zuvor
Antwortet  Mika

Dann würde es ja für alle Lehrämtler gelten, nicht für GS-LuL.

Mika
10 Monate zuvor
Antwortet  Palim

Nun, ich habe 1988 begonnen zu studieren, in der ehemaligen DDR. Die GS – Lehrer wurden damals getrennt von den Sekundarstufenlehrern ausgebildet, an den Instituten für Lehrerbildung.
Wir hatten seinerzeit die fachliche Ausbildung (ich erinnere mich in Bezug auf Mathe noch an Analysis I und II, Algebra I und II, Programmierung (damals noch BASIC und Turbopascal – das war damals hot shit), Diskrete Geometrie, Automatentheorie, Statistik und Stochastik, Analytische Geometrie – einiges hab ich hier sicher vergessen) gemeinsam mit den Mathematikstudenten. Die Aufsplittung von Lehramtsstudium und Fachstudium Mathematik kam erst nach dem Hauptstudium.

Carsten60
10 Monate zuvor
Antwortet  baaaal1

Sie reden von der Besonderheit in Baden-Württemberg, wo die PHs noch existieren. Da gibt es neuerdings eine (von oben verordnete) Zusammenarbeit mit benachbarten Universitäten. Aber meines Wissens entspricht das nicht der Tradition, die vor 20-50 Jahren mal praktiziert wurde. Damals hatte jede PH Professuren für das Fach (nicht nur für Didaktik und Pädagogik), und die lehrten das Fach. Aber so ganz einheitlich in ganz Deutschland war das wohl nie, zur DDR siehe den Beitrag von Mika.

mama51
10 Monate zuvor

„Muss der Grundschullehrer in Mathematik Analysis und Algebra können?“

Ich saaaach mal so: Nötig wäre es sicher nicht, aber schaden kann`s auch nicht!

Schließlich hat zu viel Bildung noch keinem geschadet!

Dirk Meier
10 Monate zuvor

„Wir sehen, dass die, die Grundschullehramt studieren, immer noch ganz klassisch Mathematik machen müssen und zwar höhere Mathematik.» In der Folge gebe es dann eine Abbruchquote von 40 Prozent und mehr. «Das müssen wir ernsthaft hinterfragen: Muss der Grundschullehrer für Mathematik tatsächlich Analysis und Algebra können oder ist uns daran gelegen, dass der seinen Abschluss macht und zwar mit den Kompetenzen, die er von der ersten bis zur sechsten Klasse benötigt?“

Darüber kann man natürlich sprechen. Aber warum sollte man solchen Lehrkräften dann A13 bezahlen? Warum braucht man dafür dann fünf Jahre Studium? Jeder Realschulabsolvent sollte diese fachlichen Kompetenzen eigentlich beherrschen. Dann könnte man doch direkt im Anschluss das „Referendariat“ beginnen, welches in zwei bis drei Jahren die Fachdidaktik und Methodik vermittelt. Wäre das nicht eine attraktive Alternative zu Frisörausbildung?

Berlin wird um solche niveausenkenden Maßnahmen nicht herum kommen. Vor einigen Jahren habe ich eine Uni Klausur der angehenden Mathematik Grundschullehrer im Tagesspiegel entdeckt. Die Aufgaben waren ziemlich einfach, so dass sie jeder Leistungskursschüler problemlos bearbeiten können sollte. Von höherer Mathematik, wie Frau Günther-Wünsch behauptet, war damals schon nichts zu sehen. In der Klausur sind aber trotzdem fast alle durchgefallen und statt zu lernen haben sie dann einen Shitstorm gegen die Uni in den Medien organisiert.

Wir müssten die Qualität im Bildungssystem eigentlich steigern, um international mithalten zu können und unsere hohen Löhne zu rechtfertigen. Stattdessen verschenken wir Schulabschlüsse, machen das Studium immer leichter und senken die Eingangshürden in zahlreiche Berufe sukzessive ab. Über die Konsequenzen kann sich jeder selbst Gedanken machen.

Carsten60
10 Monate zuvor
Antwortet  Dirk Meier

Diese Klausur hatte ich auch gesehen, stand frei im Internet. Nach meiner Einschätzung hätte man die allein mit Schulmathematik bestehen können. Bei einer Aufgabe wurde gefragt, wie sich das Volumen eines Würfels ändert, wenn man die Kantenlänge verdoppelt. Das ist was für Spiele mit Bauklötzen: kleine Würfel zu großen zusammensetzen. Aber die Kandidatinnen und Kandidaten waren vielleicht eher solche, die in ihrer Schulzeit Mathe nicht mochten, aber lieb und nett waren. Daher dann die Empörung.

Einer
10 Monate zuvor

Während wir also im Unterricht immer mehr von Fachinhalten zur Förderung von Kompetenzen kommen gehen wir bei der Auswahl der Anwärter immer mehr vom pädagogisch/didaktischen Kompetenzen hin zum Fachwissen. Verstehe ich das so richtig?

Realist
10 Monate zuvor

Als Politiker muss man bekanntermaßen auch nichts können., DIe versuchen nur, alle anderen auf ihr Niveau herunterzuziehen…

simmiansen
10 Monate zuvor

Frau Günther-Wünschs „spektakulär neuen“ Vorschlag finde ich sinnvoll.
Vor über 30 Jahren funktionierte diese Art der Grundschullehrerausbildung im Osten Deutschlands wunderbar, weil sie so kürzer und dennoch praxisnah sowie mit einer soliden Methodik- sowie Didaktikausbildung gestaltet wurde.
Durch einen hohen Praxisanteil brauchten wir danach auch kein Referendariat! 😉

Im Grundschulbereich benötigen wir keine „Fachidioten“ (Sorry, ich hoffe, ihr versteht diese Überspitzung.?), sondern Anwender vielseitig erfolgreicher! Methoden, Menschen mit Herz und gleichzeitig Durchsetzungsvermögen sowie innerer + äußerer Struktur, an der sich die immer haltloseren Kinder orientieren können.

— Ach nicht zu vergessen – wie in allen anderen Schularten benötigen auch wir nötige Rahmenbedingungen, um unseren überbordenden (angeblichen und wirklichen) Aufgaben nachkommen zu können. Soll wohl auch im heutigen Studium schon so sein. 🙁

Der Zauberlehrling
10 Monate zuvor

Die Frage ist, ob es nicht reicht, wenn der Grundschullehrer kerngesund ist und 40 Jahre keinen Tag fehlt.

Vielleicht reicht auch das eigene Abitur, um Grundschüler zu unterrichten. Dann könnte man durch einfache Abituraufgaben und einer höheren Gewichtung derselben Lehrkräfte gewinnen.

Warum das Konzept auf die Grundschule beschränken? Auch für den Hauptschüler reicht doch eine Abiturprüfung als Qualifikation.

Die einzige Frage, die mich beschäftigt: Welche Qualifikation braucht es für ein Kultusministerin oder einen Kultusminister.

Gar keine.

Es reicht nicht, wenn man dem Schüler fünf Minuten voraus ist.

Stoffel
10 Monate zuvor

Schöne Ansätze! Ich wünsche Frau Günther-Wünsch viel Erfolg!

Maggi
10 Monate zuvor

Was man hier wieder hört ist nichts anderes, als eine Absenkung der Standards. Natürlich ist eine hohe Sprachkompetenz wichtig, denn ohne einen entsprechenden Wortschatz kann ich den SuS nicht adäquat ihre Fragen beantworten und bei Problemen unterschiedliche Erklärungen formulieren.
Bei einem Nachschulen von Seiteneinsteigern oder bei einem Dualen Studium wird die Ausbildung wieder an die Schulen verlangest und bedeutet eine Mehrbelastung der jetzt schon überlasteten Kolleg*innen, da es wieder keine entsprechenden Ausgleichsstunden geben wird.

Ich fände es einen sinnvollen Ansatz, dass man akademische Seiteneinsteiger, also Mathematiker, etc., ein oder zwei Jahre pädagogisch ausbildet und sie dann eben nur ihr eines Fach unterrichten. Es müssen nicht immer mehrere Fächer sein, aber die Pädagogik ist essenziell. Wir sind keine reinen Stoffvermittler, sondern in erster Linie Pädgogen und dies sollte bei dem ganzen Fachkräftemangel nicht vergessen werden.
Viele KuK berichten im Lehrerzimmer, dass sie den Eindruck haben, dass das Niveau der neuen Lehrkräfte sinkt, da vor lauter Fachkräftemangel auch Leute durchkommen lässt, obwohl sie eigentlich nicht geeignet sind und das spiegeln mir die Schüler*innen als Vertauenslehrkraft auch wieder. Wichtig: Es handelt sich hier um Einzelfälle, die aber vermehrter vorkommen.

Lera
10 Monate zuvor

Auch hier könnte man von Bayern lernen: Dort studieren Grundschullehrer nur ein Hauptfach und zusätzlich Mathe, Deutsch und entweder Kunst oder Musik oder Sport als Didaktikfach.
So ist man Generalist und hat trotzdem ein Fach grundständig studiert.

Chris
10 Monate zuvor
Antwortet  Lera

Empfinde ich als sehr sinnvoll!

Palim
10 Monate zuvor
Antwortet  Lera

Um sich dann in anderen Ländern auf Stellen zu bewerben, in denen Deutsch und/oder Mathe in jedem Fall grundständig auf Master studiert werden müssen.

BY erkennt viele Abschlüsse nicht an und lässt nachstudieren.
Warum soll man das Didaktikum in einem Fach dem grundständigen Studium gleichsetzen?

Lera
10 Monate zuvor
Antwortet  Palim

Ein weiteres Bildungs-Föderalismus-Problem … legen wir es zu den anderen 5433457764.

Palim
10 Monate zuvor
Antwortet  Lera

Warum kann BY sich eigene Ansprüche herausnehmen
und andere sollen dieses bei Seite schieben?

Wenn man nun in jedem BL die Absprachen zur Ausbildung verändert, die einen beim Staatsexamen bleiben und auf 2 wiss. Fächer verzichten, die nächsten auf Bachelor umschwenken, die anderen auf einen 4-Wochen-Kurs, wird es in Zukunft für Sonderwege keine gegenseitige Anerkennung mehr geben können.

Lera
10 Monate zuvor
Antwortet  Palim

In Bayern ist man halt der (nachvollziehbaren) Ansicht, dass Grundschullehrer sowohl ein wissenschaftliches Studium (ein Hauptfach) als auch ein breites Repertoire als Generalisten (drei Didaktikfächer plus zwei Basisqualifikationen) vorweisen sollten. Die Ergebnisse im Bundesländervergleich zeigen, dass das nicht zum Nachteil der Unterrichtsqualität ist – im Gegenteil: zur Nachahmung empfohlen.

Carsten60
10 Monate zuvor
Antwortet  Palim

Die KMK hat sich doch längst dazu bekannt, dass alles in Deutschland ein bisschen einheitlicher werden soll. Lesen Sie einfach die Empfehlungen und Beschlüsse der KMK. Einzelne Bundesländer haben ja auch ohne Absprache mit anderen den Stufenlehrer eingeführt. Ob der nun überall anerkannt wird? Dürfte eigentlich ein Bundesland im Alleingang das Gymnasium abschaffen? Würden Sie da auch sagen „Wie können die sich das herausnehmen?“

Alex
10 Monate zuvor

Na, wenn die fachlichen Kompetenzen von Klasse 6 reichen, können wir ja dann Siebtklässler schon mal Grundschüler unterrichten lassen…

Vierblättriges Kleeblatt
10 Monate zuvor

Ich finde es richtig, wenn Grundschullehrer nicht die Mathematik für die Abiturstufe lernen müssen, jedenfalls nicht in dem Umfang wie bisher. Sie sind dann natürlich auch nur in Grundschulen einsetzbar.

Ob Frau Günther-Wunsch auch noch an die versprochenen Nachverhandlungen zum Nachteilsausgleich für nicht zu verbeamtende Lehrer denkt? Man hört und liest nichts mehr dazu……

Iri-Hor
10 Monate zuvor

Zum zweiten Absatz sage ich, ja, das frage ich mich auch!

Marie
10 Monate zuvor

Überraschung, (ausgebildete) Grundschullehrer haben Mathe der Abiturstufe gelernt. Selbiges braucht man nämlich, um überhaupt mit dem Studium beginnen zu können.

Michael Felten
10 Monate zuvor

Nein, Grundschullehrer für Mathematik müssen keineswegs so gründlich Analysis und Algebra studieren, wie bisher an vielen Unis üblich. Das schreckte bislang viele brauchbare Primar-Pädagogen ab. Vorrang müsste eine gründliche Didaktik-Schulung haben sowie die evidenzbasierte Orientierung des Methodischen.

Carsten60
10 Monate zuvor
Antwortet  Michael Felten

Genau das aber haben die alten Pädagogischen Hochschulen doch gemacht. Warum hat man die eigentlich abgeschafft?

Georg
10 Monate zuvor
Antwortet  Michael Felten

Wie viel Mathematik ist es denn aktuell? Der Artikel suggeriert erst einmal nur einen minimal vertieften Schulstoff auf Grundkursniveau. Je nach Bundesland ist das nicht viel (Bayern, Sachsen) bis völlig harmlos (NRW, Bremen). Die Arithmetik, insbesondere der Aufbau des Zahlsystems, muss aber sehr gründlich gemacht werden (Péano-Axiomatik, vollständige Induktion, Stellenwertsystem), was deutlich anspruchsvoller ist als die Schulmathematik.

Alex
10 Monate zuvor

Also ich finde es schon wichtig, dass man die Vorlesung hört und eine Anwesenheitspflicht hat, aber man muss vielleicht keine Klausur darin schreiben um zu bestehen. Man muss auch kein halbes Jahr eine Mathevorlesung zur Besonderheit der Null hören.
Durch die Analysis lassen sich super Themen beibringen, wie Verhältnisse Oberfläche zu Volumen etc was auch wichtig in Nawi ist für Erklärung der Kapillaren bei der Atmung oder im Darm. Ich hatte in der fünften Klasse Kinder die wollten Zahlen mit den 10er Potenzen multiplizieren, weil es so leicht war. Da kann man mal auch zwei Aufgaben machen. Man muss aber wissen, wie es geht, um den Kindern dies beizubringen.

Ureinwohner Nordost
10 Monate zuvor

Meine Antwort auf die Frage in der Überschrift:
Ja

mama51
10 Monate zuvor

Ich denke auch! Schaden kann es ja nichts!
Und Bildung hat auch, ganz allgemein, noch nie geschadet! Zu viel wissen auch nicht!

Fräulein Rottenmeier
10 Monate zuvor

Meine Antwort ist : Nein

MB aus NRW
10 Monate zuvor

Also das ist aber eine sehr interessante Definition von „höherer Mathematik“…für Grundschule ist das etwas mehr als Abiniveau (im gesamten Studium), da machen die Sek-II-er (zumundest vor 15 Jahren, als ich studiert habe) im ersten Monat im ersten Semester mehr.

(Und ja, das kann ich beurteilen, ich habe für Grundschulstudenten die Übungsblätter bis zum Ende deren Studiums gelöst und die Klausuren gesehen)

Die Frage ist aber, ob Grundschul-Mathelehrer ein grundlegendes Verständnis von „wirklicher“ Mathematik überhaupt benötigen oder es einfach reicht, den Kindern grundlegendes Rechnen vernünftig erklären zu können. (Für „Nicht-Mathe-Nerds“: zwischen Rechnen – bis hin zum Abistoff – und Mathematik bestehen gigantische Unterschiede, das würde hier jetzt aber zu weit führen)

Ich persönlich (subjektiv) bin sowieso der Meinung, dass die Kinder, die halbwegs vernünftig und selbständig in den viel zu großen Klassen arbeiten können, am Gymnasium keine Probleme haben. Fehlende Inhalte sind dann ganz einfach und schnell aufgearbeitet – Kinder, die vielleicht perfekt schriftlich rechnen können, aber in der großen Gruppe nicht klarkommen oder unselbständig sind, haben auf dem Gymnasium viel mehr Probleme, da ab Mitte Klasse 6 das Lerntempo deutlich angezogen werden muss – Ende der fünften Klasse sind inhaltlich eigentlich alle auf einem Niveau…

Daher: das soziale Gefüge, die Fähigkeit, in einer großen Gruppe mit anderen vernünftig arbeiten und lernen zu können, das ist für lich das Entscheidende nach der Grundschulzeit und Kindern das „beizubringen“ (vor allem den verwöhnten Kindern, die zu Hause alles dürfen und alles bekommen), ist sehr anspruchsvoll und anstrengend, das müssen Grundschullehrer*innen leisten. Ob da on Mathe das ein oder andere fehlt, ist dann gar nicht so wichtig.

Georg
10 Monate zuvor
Antwortet  MB aus NRW

Ich habe nach meiner letzten Prüfung aus Interesse auch mal die erste fachwissenschaftliche Vorlesung der Sek I- und Grundschullehrämtler nach deren Zwischenprüfung gehört. Inhaltlich war das eine abgespeckte Version aus meinem zweiten Semester. Die Studenten konnten mit Zahlen rechnen, mit Buchstaben wurde es schon schwierig, Beweis führen war chancenlos.

MB aus NRW
10 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Ja, die Frage ist eben: Muss ein Grundschullehrer mathematische Sachverhalte (natürlich mit Buchstaben) beweisen können oder sollte er pädagogisch gut ausgebildet und den Kindern zugewandt das grundlegende Rechnen erklären können.

Mal so nebenbei: aus meinem Mathestudium kann ich so gut wie nichts in der Praxis einsetzen und würde auch jetzt keine Klausur aus dem Studium mehr bestehen…hat eben mit dem Beruf (auch LK) quasi nichts zu tun – die Frage ist eben: wie weit muss der Mathelehrer Mathematik wirklich verstanden haben/sie im Prinzip verstehen können, wo es in der Schule ja eigentlich nur um das Rechnen und wirklich ganz grundlegende Beweise geht (wenn überhaupt).

Für das Gymnasium finde ich: ja, hier sollte der Lehrer schon so weit „Fachmann“ sein – aber ist das in der Grundschule wirklich nötig, zumal die Vermittlung der Inhalte gar nichts mit „echter“ Mathematik zu tun haben darf, da würde man die Kinder auch völlig mit überfordern…

Wie geschrieben, auch wenn die roten Daumen können – meiner Erfahrung nach ist es für den Erfolg auf dem Gymnasium nicht entscheidend, wie „gut“ der Matheunterrricht in der Grundschule war, es kommt darauf an, ob die Kinder vernünftig arbeiten wollen und können…und das zu erreichen, ist bei den großen und heterogenen Klassen eine anstrengende und anspruchsvolle Aufgabe…

Carsten60
10 Monate zuvor
Antwortet  MB aus NRW

Bleibt nur nachzutragen, dass die Mathematik beim Grundschullehramt für alle und eine Vertiefung für die mit Wahlfach Mathematik vor wenigen Jahren erst eingeführt wurde, und zwar deswegen, weil man mit dem vorherigen Zustand eben nicht zufrieden war. Man hatte Defizite festgestellt.
Ebenso beim sog. „Einheitslehrer“ für die Sekundarstufe. der soll jetzt auch mehr Mathe können als früher der Realschullehrer, allerdings weniger als früher der Gymnasiallehrer. Vereinheitlichung geht eben nicht ohne Kompromisse.

MB aus NRW
10 Monate zuvor
Antwortet  Carsten60

Diese Gleichnacherei kann ich sowieso nicht verstehen. Die Anforderungen an einer Grundschule oder einer Hauptschule sind dermaßen verschieden. Ebenso Sek 1 Gymnasium.

Die Gleichmachetei führt (auf allen Ebenen) schlussendlich doch nur dazu, dass am Ende keinem Schüler mehr wirklich gerecht geworden wird und das ist doch einfach nur traurig.

Ich schätze mich selber als nicht den schlechtesten Mathelehrer für Gymnasium ein – meine LKs sind zuletzt sehr gut durchs Abi gekommen- aber wenn ich jetzt spontan erst vor eine erste Klasse und dann Klasse 8 Hauptschule gestellt werden würde, hätte ich gigantische Probleme. Und das läge nicht am Fachlichen. Wie gesagt, im Prinzip ein jeweils ganz anderer Beruf…

Egvina
10 Monate zuvor
Antwortet  Carsten60

„Bleibt nur nachzutragen, dass die Mathematik beim Grundschullehramt für alle und eine Vertiefung für die mit Wahlfach Mathematik vor wenigen Jahren erst eingeführt wurde, […]“ Stimmt nicht, das Gegenteil ist der Fall. Früher waren Mathe und Deutsch plus ein weiteres Fach im Studium für die Primarstufe Prüfungsfächer für beide Staatsexamen. Und dann kam Bologna…

Carsten60
10 Monate zuvor
Antwortet  Egvina

Fragt sich, in welchem Bundesland und mit welchem inhaltlichen Anspruch. In Berlin mit der 6-jährigen Grundschule konnte man wohl auch Deutsch und Englisch als sog. „Vertiefungsfächer“ nehmen oder auch Sachkunde. Jedenfalls wurde vor kurzer Zeit deutlich MEHR Mathematik eingeführt als vorher. Das hat nicht allen Studierenden gefallen.

Egvina
10 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Wieder mal eine der georgischen Behauptungen/ Einbildungen, die bar jeglicher Authentizität sind.

Lera
10 Monate zuvor
Antwortet  Georg

In welchem Jahrtausend war das?

Lera
10 Monate zuvor
Antwortet  MB aus NRW

Ihre Aussagen bezüglich der fachlichen Tiefe sind höchstens für ein Bundesland und vermutlich eine Zeit weit vor Bologna gültig, und auch da frage ich mich, ob Sie wirklich Studenten des Hauptfaches erlebt haben oder sich vielmehr auf Mathe-Veranstaltungen im Rahmen der Grundschulpädagogik beziehen.

Wie ich hier an anderer Stelle bereits (mit Zahlen!) ausgeführt habe, ist der Unterschied zwischen Hauptfach-Student GY und GS in Bayern nach Bologna nicht so groß, wie Sie hier insinuieren – es handelt sich um etwa vier Module mehr. Und auch inhaltlich sind die meisten Module identisch, da sie von allen Lehrämtern gleichermaßen und gleichzeitig besucht werden – abgesehen von einzelnen Modulen für das Lehramt GY, die vor allem dazu dienen, einen lebenslangen Anspruch auf höhere Besoldung und weitere Privilegien irgendwie zu rechtfertigen – was natürlich eigentlich lächerlich ist.

Vielleicht holen Sie sich Ihren Distinktionsgewinn einfach woanders ab.

Andreas Suttler
10 Monate zuvor

Von einer Bekannten weiß ich, dass dort vermehrt Kombinatorik und Wahrscheinlichkeitsrechnung verlangt wird.

Georg
10 Monate zuvor
Antwortet  Andreas Suttler

Wo ist das Problem? Solange es keine (echte) Stochastik ist, bleibt es auf dem Niveau von angewandter Bruch- und Prozentrechnung mit allerdings sehr verschwurbelten Aufgabenstellungen.

uesdW
10 Monate zuvor
Antwortet  Andreas Suttler

Es werden vielleicht ein paar Basics vermittelt, die in der Stochastik auch vorkommen, aber das sind Grundlagen, die jedes Kind auch ohne hohe Ansprüche an das Fach Mathemaik zu haben.
Das Wichtigste wäre, dass den Schülern das Fach nicht schon in der Grundschule vermiest wird (Wenn eine Drittklässlerin zu mir sagt, dass Mathe blöd ist, dann ist etwas schiefgegangen).
Ansonsten sollte das 1×1 und die Grundrechenarten, Punkt vor Strich sitzen.
Wenn dann noch dazu kommt, das die Schüler Wege finden, einfache mathematische Aufgaben selbstständig zu lösen, dann ist das für die GS vollkommen ausreichend.

Im Fußball ist m.E. auch wichtig, dass ein Jugendtrainer in der E-Jugend, den Kindern den Spass am Spiel und die Grundtechniken bei bringt. Dafür braucht es auch keinen A-Schein.

Lera
10 Monate zuvor
Antwortet  uesdW

Also mein Jugendtrainer hatte konnte so richtig Fußball spielen und das fanden alle auch seltsamerweise bewunderns- und nachahmenswert. Das mit den Metaphern liegt den Mathematikern offenbar weniger 😉

Johannes
10 Monate zuvor

Also machen wir aus dem Primarstufenlehramt einen Ausbildungsberuf für Sek.I- Absolvent:innen. Ok. Dann Einstieg in den mittleren Dienst. Von mir aus.

Mika
10 Monate zuvor

Worüber reden wir hier eigentlich?!
Ich habe mir mal kurz ein paar Studiengänge Grundschulpädagogik an verschiedenen Unis und Hochschulen ergoogelt. Der fachmathematische Anteil geht vom fachlichem Niveau her (bis auf eine Ausnahme) nicht weiter als der Abiturstoff, der Rest ist Fachdidaktik. Und ja, den Abiturstoff sollte man begriffen haben, um Mathematik auch in der Grundschule zu unterrichten. Leute mit mehreren Ausfällen in Mathematik sollten dieses Fach nicht unterrichten, da redet sonst der Blinde von den Farben. Ein bisschen Begeisterung muss man für ein Fach schon mitbringen, um es erfolgreich zu vermitteln. Und ich bezweifle, dass jemand, der im Abi mit Mühe und Not die Mathekurse absolviert hat, diese Begeisterung mitbringt.

Kathrin
10 Monate zuvor
Antwortet  Mika

Ich möchte das für Deutsch ergänzen: Wer, wie inzwischen erschreckend viele Studierende nicht mehr Rechtschreibung und Grammatik beherrscht und die Regeln weder kennt geschweige denn sie anwendet, wird keinen guten Deutschunterricht machen.
Ein Basiskurs in Rechtschreibung und Grammatik ist nicht Bestandteil des Studiums. Das Problem wird verschleppt und kommt in der Grundschule an.

Carsten60
10 Monate zuvor
Antwortet  Kathrin

„Das Problem wird verschleppt“
Das Problem scheint mir erst in jüngster Zeit geschaffen worden zu sein. Bei Studienplänen wirkt offenbar noch die Tradition nach, dass man von Abiturienten (und auch anderen mit Hochschulzugangsberechtigung) die Beherrschung von Rechtschreibung und Grammatik stillschweigend und ganz selbstverständlich voraussetzte. Wenn das bei Ausländern anders ist, dann studieren die ja wohl nicht gerade das Fach Deutsch, und dann ist es weniger problematisch.
Es gab auch eigentlich die Tradition, dass Studenten der MINT-Fächer die Bruchrechnung, den Dreisatz und vergleichbare Dinge beherrschten. Das ist nun nicht mehr so — dank einiger Reformen bei Gymnasien und Abitur.

Lera
10 Monate zuvor
Antwortet  Mika

Wer das Fach (!) Mathematik im Rahmen des Lehramtsstudiums GS studiert, hat in Bayern genau 36 ECTS weniger Fachwissenschaft. Und nein, auch inhaltlich unterscheiden sich die meisten Module nicht, sie werden von Studenten aller Lehrämter gemeinsam belegt.

GriasDi
10 Monate zuvor

Gab es nicht hier erst einen Artikel, der eine gute LehrerInnenausbildung als Voraussetzung für gute kognitive Leistungen bei SchülerInnen beschrieb? Warum wird dann immer das Gegenteil gefordert?
Reichen nicht schon die folgenden Befunde? Warum werden solche Ergebnisse immer wieder ignoriert?
https://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/paedagogen-pisa-wehe-wenn-der-mathelehrer-rechnen-muss-a-689146.html

Carsten60
10 Monate zuvor
Antwortet  GriasDi

„Warum wird dann immer das Gegenteil gefordert?“
In der Politik wird immer das lautstark gefordert, was gerade zu aktuellen Ereignissen passt. Eine Systematik dahinter scheint es nicht zu geben.