Urteil: Wer sein Kind nicht in die Schule schickt, begeht Kindeswohlgefährdung

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KARLSRUHE. Intensiv lehren, aber nicht in der Schule: Selbst wenn Eltern dazu staatliche Schulbücher nutzen, müssen sie mit einschneidenden rechtlichen Konsequenzen rechnen.

Das Gericht hat geurteilt. Foto: pxhere

Daheim büffeln, statt die Schulbank zu drücken: Seine Kinder zu Hause zu unterrichten kann Eltern als Kindeswohlgefährdung ausgelegt werden. So hat das Oberlandesgerichts Karlsruhe (AZ: 5 UF 188/22) entschieden, obwohl die betreffenden Eltern in einem entsprechenden Fall staatliche Schulbücher nutzten und angaben, ihren Sohn zu Hause intensiv zu unterrichten.

In dem Fall, auf den die Arbeitsgemeinschaft Familienrecht des Deutschen Anwaltvereins (DAV) hinweist, hatte sich eine Schule an das zuständige Familiengericht gewandt. Die Eltern hatten ihren Jungen 2021 vom wieder stattfindenden Präsenzunterricht ferngehalten. Das Gericht entzog ihnen die elterliche Sorge für die Teilbereiche «Aufenthaltsbestimmungsrecht und Entscheidungen in schulischen Angelegenheiten».

Daraufhin legten die Eltern beim Oberlandesgericht Beschwerde ein. Dieses bestätigte zwar, dass der unterbliebene Schulbesuch des Kindes eine Kindeswohlgefährdung darstelle. Doch eine vorläufige Auflage zu erteilen sei ausreichend, weil die Eltern zugesichert hätten, den regulären Schulbesuch ihres Sohns vorzubereiten. Sie hatten angegeben, ihn dazu an einem Schulprojekt teilnehmen zu lassen. News4teachers / mit Material der dpa

Schulpflicht: Wer sein Kind aus (berechtigter) Angst vor Ansteckung zu Hause hält, wird behandelt wie ein Querdenker – Bußgeld

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Monika, BY
11 Monate zuvor

„dass der unterbliebene Schulbesuch des Kindes eine Kindeswohlgefährdung darstelle“
 
In wie fern?
 
Ich habe zwei Kinder, ein in GS, ein in Gym. Beide waren 2 Jahre wegen der Pandemie zu Hause.
 
Sie sind wieder in der Schule und wollen wieder zum Heimunterricht.
 
Sie haben die Nase voll von aggressiven und kein Bock aufs Lernen Schuler und von den meist passiven und kein Bock aufs Unterrichten Lehrer.

Mama hoch 3
11 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

In Deutschland gibt es die Schulpflicht. Also haben die Eltern /das Kind gegen geltendes Recht verstoßen. Aber ist das wirklich Kindswohlgefährdung?

Guckt man sich die Misere in den Schulen mal an:

  • die Kinder gehen nicht zur Toilette, weil diese in so schrecklichem Zustand sind
  • die Gebäude haben einen riesigen Sanierungsstau
  • im Sommer sind die Klassenräume total überhitzt, weil die Fenster nicht geöffnet werden können, es keine Vorhänge gibt,…
  • an unserer Schule gibt es keine Mensa, keinen Aufenthaltsraum, nichts, wo die Kinder ihre Mittagspause an Langtagen verbringen können und in Ruhe essen können
  • die Gewalt auf Schulhöfen nimmt zu
  • der Unterricht fällt massenhaft aus

Da fragt man sich manchmal schon, was wirklich Kindeswohlgefährdung ist.

Krawallschachtel
11 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Klar. Alles blöde Null-Bock-Kinder, außer Ihre.
Alles blöde Null-Bock-Lehrer, nur Monika, BY weiß wie richtiges Unterrichten geht.
Sie haben doch wohl hoffentlich nicht die Absicht, Ihren Kindern Deutschunterricht zu geben.

Lulle
11 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Liebe Monika,

ein Hoch auf das Verallgemeinern und die Übertreibung.

Ich weiß ja nicht, in welchem Land du lebst, aber meine Kinder waren „nur“ 6 Monate im Homeschooling. Sicherlich keine schöne Zeit für alle Beteiligten – aber meine Kinder sind froh, endlich wieder in die Schule zu dürfen und dort von Fachmännern und -frauen unterrichtet zu werden und nicht von Mutti, die zwar selbst Lehrerin ist, aber sich trotzdem nicht mit Physik und Französisch ausreichend auskennt, um das richtig erklären zu können.
Schön, dass du offenbar über eine so gute Allgemeinbildung verfügst, dass du jedes Schulfach besser als die Kolleginnen und Kollegen an den Schulen erklären kannst. Chapeau!

Und falls deine Kinder tatsächlich nur so aggressive und übelst gelaunte Lehrer haben (was ich mir kaum vorstellen kann), wäre vermutlich ein Schulwechsel angebracht, nicht aber die Verunglimpfung eines ganzen Berufsstandes. Nicht vergessen: schwarze Schafe gibt es in jedem Beruf!

Georg
11 Monate zuvor
Antwortet  Lulle

Es ging ihr nicht um aggressive Lehrer, sondern aggressive Mitschüler und (ich vermute mal) resignierte Lehrer. Wenn allerdings eines ihrer Kinder noch in die Grundschule geht, dürfte das ältere Kind noch in einer der unteren Stufen des Gymnasiums gehen. Mit einer ganzen Reihe dann schon unwilligen Schüler dürfte die Zeit am Gymnasium spätestens nach Klasse 6 ohnehin vorbei sein.

Georg
11 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Der Tendenz stimme ich zu, in der Formulierung ist das bestimmt überzogen.