Alle Grundschulen sollen Schwimmunterricht anbieten (notfalls auch in Hotel-Pools)

10

SCHWERIN. Mit einer überparteilichen Initiative wollen das Land Mecklenburg-Vorpommern und der dortige Landtag gemeinsam die Schwimmausbildung an den Grundschulen verbessern. «Wir haben uns das Ziel gesetzt, dass alle Kinder sichere Schwimmerinnen und Schwimmer sind, wenn sie aus der Grundschule kommen», sagte Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) bei der Vorstellung des Schwimmkonzepts in Schwerin. Während der Corona-Pandemie seien die Lücken noch größer geworden.

Der Schwimmunterricht ist in der Corona-Pandemie lange Zeit ausgefallen. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Den Angaben zufolge fand auch im vergangenen Schuljahr an 16 Grundschulen im Land kein Schwimmunterricht statt. Als Gründe für den Ausfall wurden unter anderem Bauarbeiten genannt. Zu Beginn des laufenden Schuljahres sank die Quote laut Oldenburg jedoch bereits auf nur zwei Schulen. Ab dem neuen Schuljahr soll dann in jeder Schule Schwimmunterricht stattfinden.

Um den Erkenntniserwerb abzusichern, sollen dem Konzept zufolge neben dem klassischen Unterricht in einer Schwimmhalle auch 80 Kurse unter Freiwasser-Bedingungen, Blockkurse und der Einsatz externer Organisationen wie der DLRG genutzt werden. Dies soll den Schulen mehr Flexibilität ermöglichen, auch senken Kompaktangebote demnach die Kosten und den Aufwand. Egal für welche Möglichkeit sich die Schule entscheide, am Ende sollen 30 Unterrichtsstunden sichergestellt werden.

Die Bildungsministerin machte zudem klar, dass auch beim Schwimmunterricht Fachkräfte benötigt werden. Neben der Befähigung zur Rettung gehört hierzu auch eine explizite Ausbildung zum Schwimmlehrer. Dies stehe an der Universität Rostock jedoch auch Studierenden offen, die sich nicht von Haus aus zum Sportlehrer ausbilden lassen. Zurzeit gibt es Ministeriumsangaben zufolge 400 Schwimmlehrkräfte im Land.

«Wir wissen, dass man schwimmen auch wieder verlernen kann»

Nach der Grundschule soll jedoch nicht gänzlich Schluss sein. Mit Auffrischungskursen in der 5. und 6. Klasse sollen die Kenntnisse gefestigt werden. «Wir wissen, dass man schwimmen auch wieder verlernen kann», so Oldenburg. Darüber hinaus ermögliche das Land mit dem Programm «MV kann Schwimmen» auch älteren Kindern und Jugendlichen kostenfrei schwimmen zu lernen.

Bei den Schwimmstätten will das Land nicht nur auf Seen zurückgreifen. Oldenburg zufolge hat das Bildungsministerium auch in den Hotels abgefragt, ob deren Schwimmbäder genutzt werden können, um überall Möglichkeiten für Schwimmkurse anbieten zu können. Aktuell werden laut dem Ministerium insgesamt 90 Schwimmstätten für den Unterricht genutzt. Jutta Wegner von den Grünen und Harry Glawe von der CDU wiesen am Dienstag jedoch auch darauf hin, dass das Land die Kommunen auch bei Bau und Unterhalt von Schwimmhallen und Freibädern unterstützen müsse. News4teachers / mit Material der dpa

Dass immer weniger Kinder schwimmen lernen, liegt auch im Lehrermangel begründet

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

10 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Dil Uhlenspiegel
9 Monate zuvor

Schwimmenlernen in Freigewässern. Weiß die Unfallkasse schon von der Idee?

Nasenbär
9 Monate zuvor

Zu meiner Zeit waren meine Eltern dafür verantwortlich, dass ich schwimmen lernte. Bei meinen Kindern war ich verantwortlich, dass sie schwimmen lernten. Warum sollen jetzt Schulen dafür die Verantwortung übernehmen, dass Kinder schwimmen lernen? Auch für mich war es anstrengend einen Schwimmkurs zu suchen. Letztlich lernte meine Kleine wahrhaftig im Hotelpool eines ansässigen Hotels. War mir egal, Hauptsache sie lernt es. Dann sind wir natürlich oft auch mit den Kindern schwimmen gegangen, weil sich das ja festigen muss. Ich hatte nicht immer Lust darauf, aber es musste eben sein. Warum kann man das den Eltern nicht mehr zumuten? Was kommt denn als Nächstes? Ganztagsbetreuung mit abendlichem Duschen und Zähneputzen und dann ab nach Hause ins Bett? Frühstück gibt’s ja dann wieder in der Schule! Langsam langts echt! Eltern haben alle Rechte und die fordern sie auch mit allen Mitteln ein. Aber irgendwie müssen sie keine Pflichten mehr übernehmen. So kommen wir nicht weiter, das schafft das System Schule nicht. Wird ja immer wieder an allen Ecken deutlich. Dann noch der Lehrermangel…. Aber Schwimmlehrer gibt’s genug? Egal, man nimmt ja heute sowieso jeden ins Schulsystem, der irgendwoher irgendeine „Qualifikation“ auf einem Papier vorweisen kann. Hoffentlich geht keiner unter!
Übrigens hatte meine Kleine jetzt in der 6. Klasse „Schwimmen“. Insgesamt 5 Mal waren sie im Schwimmbad. Nicht mal das vorgesehene Halbjahr wurde erfüllt. Das ist die Realität. Davon lernt kein Kind schwimmen, das nicht vorher schon von den Eltern supportet wurde.

Sternschnuppe
9 Monate zuvor
Antwortet  Nasenbär

Genau so sehe ich das auch, vielen Dank. Ich finde auch, dass zu viel gefordert wird. Da ist man schnell dabei, aber es darf dann bitte auch nichts gekürzt oder abgeschafft werden. Bei Pflichten sieht das ganz anders aus. Ich möchte Kinder, dann trage ich auch die Verantwortung und die Erziehungspflicht. Ich kann das nicht ständig an Institutionen abgeben und mich dann noch aufregen, wenn es nicht funktioniert. Lehrer und Erzieher haben kein Ansehen in dieser Gesellschaft. Sie sind faul, haben nur Ferien, sind nur krank und meckern rum. Und dann sollen sie die komplette Erziehungsarbeit leisten? Da kann ich nur sagen, Lehrer werden? Ich bin doch nicht blöd!

Adele Horn
9 Monate zuvor
Antwortet  Nasenbär

Ich habe mal einen Elternabend erlebt, an dem eine andere Mutter ernsthaft von der Klassenlehrerin forderte, den Kindern doch bitte die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel beizubringen. Als Familie mit Auto könnten sie das schließlich nicht.
Und ich warte auf den Tag, wo diese Forderung auch durch die Medien propagiert wird.

Vielleicht sollte man „Essen mit Messer und Gabel“ auch gleich noch in den Lehrplan aufnehmen. Nach Zirkel-, Füller- und Linealführerschein (WTF?) passt das doch voll ins Konzept. Nur den Busführerschein sollte man vielleicht irgendwie anders nennen. ^^

Pit2020
9 Monate zuvor
Antwortet  Adele Horn

@Adele Horn

Außerdem fehlt noch der „Kacka-Schein“: Darmentleerung für besondere Menschen u18. Da muss individuell gefördert werden, dringend 😉 … sonst stinkt es im Bildungswesen täglich noch mehr.

Nein, ganz im Ernst: Ehemalige SuS von mir, die Erzieher (etliche!) geworden sind, schilderten mir schon vor ungefähr 8 (!) Jahren Situationen, von denen ich hoffte, die Erzieher würden Scherze machen.
Aber die sagten mir dann „Das kannste dir nicht ausdenken! Das ist so passiert!“
Und die Situationsberichte wurden im Laufe der Jahre immer … nun ja … sagen wir mal: Es gibt wenig Grund zur Hoffnung auf unerklärliche und unerklärlich rasche Veränderung zum Guten.
Eine andere ehemalige Schülerin aus meiner ersten Klasse 5 wurde selber Grundschullehrerin, sie ist mittlerweile auch schon einige Zeit „im Schulalltag angekommen“ 😉 . Von ihr weiß ich, dass auch in Grundschulen (sie ist selber ganz gut und weiträumig vernetzt) seit einiger Zeit Windelträger auftauchen, und auch das ist kein Einzelfall, und es betrifft nicht nur attestierte Inklusionskinder – davon redet sie in dem Zusammenhang gar nicht, dort muss damit gerechnet werden!
Herrjeh!
Wenn das Leben ein Film wäre: Immer mehr Leute würden Zuhause umschalten/ausschalten oder schreiend die Kinos im Laufschritt verlassen! 🙁

Zurück zum Thema „Schwimmen“:
Die Realität ist schon auf der Überholspur … vielleicht werden „Schwimm-Kompentenzen“ bald gar nicht mehr nötig sein?
„Gewalt im Freibad – ein Problem in ganz Deutschland. Allein in Baden-Württemberg gab es vergangen Sommer 1174 erfasste Straftaten. Körperverletzungen haben deutlich zugenommen.“
https://www.zdf.de/nachrichten/zdf-morgenmagazin/gewalt-freibad-100.html
Besser und hilfreich für die Zukunft wäre eine generelle – auch im übertragenen Sinne – „über-Wasser-halte-Kompetenz“.
Damit meine ich das, was auch hier im Forum unter verschiedenen Artikeln immer wieder gefordert wurde: Schule kümmert sich unter zügig zu verbessernden Bedingungen in Sachen Ausstattung inhaltlich im Wesentlichen wieder um ihre originären Aufgaben (und ebenso kümmern sich andere Menschen aka Erziehungsberechtigte um ihre originären Aufgaben):

  • Lesen und Leseverstehen bzw. sinnentnehmendes Lesen,
  • Schreiben (Lückentexte nur als Ausnahme) in ganzen Sätzen (sprachlich korrekt und damit verständlich) und bis hin zu frei formulierten sinnvollen Texten,
  • Rechnen.

Sobald Grundfertigkeiten erreicht sind, werden sie angewendet, in den Deutsch und Mathe und allen anderen Fächern.
Damit erübrigt sich dann auch die „Wofür brauche ich das?“-Frage. Dann kann man – kleinere Lerngruppen vorausgesetzt – auch gerne an verschiedenen Sachthemen arbeiten und unterschiedliche Schwierigkeitsgrade bei freier gestellten Aufgaben ergeben sich dann durch unterschiedliche Überlegungen und Interessen der SuS. Damit umzugehen, fiel früher mal unter „pädagogische Freiheit“ und es brauchte nicht für jeden „Pups“ eine Projektwoche, eine Aktion und noch mehrere Studien – natürlich vorher UND nachher. Ach, fast hätte ich Institute (= wirtschaftlich arbeitende Firmen) und Landesinstitute vergessen! … Wollen ja alle leben! 😉

Und weil ich etwas weiter oben von den originären Aufgaben der Erziehungsberechtigten geschrieben habe:
1) Das Wort „Erziehungsberechtigte“ ist aber auch verdammt irreführend! 😉 Wir haben früher schon ganz offiziell in Klasse 5 gelernt, dass den Rechten eines Bürgers auch Pflichten gegenüberstehen! „So wie eine Münze oder ein Blatt Papier oder die eigene Hand 2 Seiten hat.“ Dieser Satz leuchtete uns ein und viele von uns erinnern sich noch Jahrzehnte später daran! (Vielleicht leuchtete uns der Satz ein, weil wir die Grundidee schon in der Grundschule immer wieder gehört haben. Und bevor wir dort hinkamen, kannten wir diese Grundidee auch schon von … unseren Eltern!)
2) Die Erziehungsberechtigten, die wirklich Hilfe brauchen (z.B. kurzfristig bei eigenen schweren Notlagen wie Krankheit) sollen sie selbstredend auch bekommen.
Die Erziehungsberechtigten, die wirklich langfristig Hilfe brauchen (weil Alleinerziehend ohne privates soziales Netzwerk, nicht jeder hat die eigenen Eltern, Geschwister, gute Freunde usw. 2 Minuten Fußweg entfernt wohnen) sollen sie selbstredend auch bekommen, in dem Maße wie sie benötigt werden.
Die Erziehungsberechtigten, die wirklich gut selbst für ihre Kinder sorgen können und/oder das auch wollen, sollen genau das tun!
Grundsätzlich muss man aber als Erwachsener Mensch (= meine Wunschvorstellung von „Erziehungsberechtigten“ – aber auch die Wunschvorstellung von Kindern und Jugendlichen, jaja: Die erzählen nicht nur Zuhause von der Schule, sondern auch umgekehrt! 🙂 ) mal damit klarkommen, dass man nicht alles haben kann!
Ach Männo!
Nein. Auch früher ging das nicht.
1 Einkommen und 2 bis 3 Kinder … Es konnte nicht jedes Jahr in Urlaub gefahren werden, auch nicht „nur“ 1x im Sommer.
Fiel der Alleinverdiener wegen Krankheit und dadurch bedingten Vorruhestand aus, war gleich auf einen Schlag erheblich weniger Geld da und entsprechend wenig kostenpflichtige Freizeitaktivitäten waren möglich.
Teure Markenkleidung ect. ebenso.
Urlaub seitdem? … haha! 🙁
Also: Prioritäten setzen.
Statt – natürlich von der Schule! – organisierter Nachhilfe oder Förderprogrammen (aka „Förderprogramm für Nachhilfeunternehmen“) hat man in der Klasse oder Jahrgangsstufe mal selber (Ja: Als Kind/Jugendlicher!) rumgefragt „Wer hilft mir in Mathe, bin gut in Englisch und kann dort helfen.“ Geht. Man muss aber auch wollen. … und den eigenen Popo auch selber anheben!
Und: NEIN!
Ich glaube nicht, dass die Mehrheit der Bevölkerung NICHT in der Lage ist, in diesem überschaubaren Rahmen nachzudenken und aktiv zu werden!

Marion
9 Monate zuvor
Antwortet  Pit2020

Danke. Damit ist eigentlich alles gesagt.

Marion
9 Monate zuvor
Antwortet  Marion

Obwohl, das „eigentlich“ kann man eigentl….., also man kann es weglassen.

Mary-Ellen
9 Monate zuvor
Antwortet  Pit2020

Ach, @Pit2020, einfach ein Dankeschön!!! 🙂

Alisia
6 Monate zuvor
Antwortet  Adele Horn

„den Kindern doch bitte die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel beizubringen.“

Da ist meine ehemalige Schule aber schon ein ganzes Stück weiter als die ihres Kindes…

Die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel stand bei uns (vor ca. 10 Jahren) tatsächlich regulär auf dem Lehrplan der 5. Klassen. Wir haben uns da ca 1/4 Schuljahr mit beschäftigt.
Dass die Themen für die der Sachunterricht eigentlich da ist, dann zum Teil ausgefallen sind hat keinen gestört.

Wir Schüler (von denen 3/4 Hälfte das alles eh schon wusste und der Rest es erstmal nicht brauchte) waren gelangweilt, unsere Eltern etwas „erstaunt“ was Schule heutzutage offenbar vermitteln soll…

Jan
9 Monate zuvor

Der Gedanke, Kinder müssten in der Schule Schwimmen lernen, ist absurd. Das ist Aufgabe der Eltern. Allerdings ist es durchaus aufwändig und mühsam (sowie teuer), Schwimmkurse zu finden. Unser Kindern lernten und lernen es tatsächlich in besagten Hotelpools, die private Anbieter zur Durchführung von solchen Kursen angemietet haben. Einen Platz zu bekommen, war nicht leicht. DLRG-Kurs im örtlichen Schwimmbad: Warteliste ein Jahre…