Deutschlands spannendster Schulversuch: Kommission drängt auf mehr Unterstützung für Unischule Dresden

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Experten haben erneut mehr Unterstützung für den Schulversuch Universitätsschule Dresden gefordert. Die Struktur- und Evaluationskommission von mehreren Universitäten appellierte, die konzeptionelle, theoretische und praktische Arbeit für die Zukunft mit den notwendigen Ressourcen abzusichern, wie die TU mitteilte. Das Gremium, das den Prozess der Schulentwicklung und Forschung begleitet, zeigte sich in ihrem dritten Bericht weiter überzeugt von dem Projekt, vor allem von der Aufbauleistung im Bereich Jugendschule als außerschulischem Lernort.

„Wir müssen Bildung mehr vom Schüler aus denken als vom Lehrplan“, sagt Prof. Anke Langner, wissenschaftliche Leiterin der Universitätsschule Dresden. Foto: privat

Es liege auf der Hand, «dass die Aufbauarbeit eines alternativen Schulkonzeptes eher mehr Ressourcen bedarf als eine Regelschule», hieß es. Aus Sicht der Wissenschaftler braucht es einen «großzügigen Pool an Anrechnungsstunden», der auch für Leitungsstrukturen genutzt werden «kann und sollte». Angeregt wird zudem eine engere Verzahnung mit der TU in Forschung und Lehrerbildung, Voraussetzung dafür wäre eine solide Grundfinanzierung der Forschungsstelle.

Die Universitätsschule Dresden ist ein Gemeinschaftsprojekt von Stadt und TU. An der öffentlichen und kostenfreien Grund- und Oberschule werden seit 2019 unter wissenschaftlicher Begleitung neue Formen des Lehrens und Lernens erprobt. Dabei werden klassische Reformansätze aus der Montessori- und Freinet-Pädagogik und Jenaplan vereint. Das Konzept setzt auf Beziehung statt Erziehung, individuelle Lernwege, Talententfaltung, Eigenverantwortlichkeit und Selbstverwirklichung.

An der Einrichtung, eine von derzeit zwei Gemeinschaftsschulen der Stadt, wird in Teams statt Klassen, Arbeitsräumen statt Klassenzimmern, Projekten und Workshops gelernt. Es gibt Verabredungen statt Stundenpläne, weder Hausaufgaben noch Pausenklingel. Das Dresdner Modell gilt unter den zahlreichen Schulversuchen bundesweit als vielversprechend. News4teachers / mit Material der dpa

Hier geht es zu einem Interview, das News4teachers mit der wissenschaftlichen Leiterin der Universitätsschule, Prof. Anke Langner, geführt hat.

Projekte ohne Noten, digital unterstützt: Ist das der Unterricht der Zukunft?

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Canishine
9 Monate zuvor

Es liege auf der Hand, «dass die Aufbauarbeit eines alternativen Schulkonzeptes eher mehr Ressourcen bedarf als eine Regelschule», hieß es.“
Gern gesehen ist bestimmt ein alternatives Schulkonzept, dass eher mit weniger Ressourcen auskommt. Manche Regelschulen sind da schon ganz vorne.

Georg
9 Monate zuvor
Antwortet  Canishine

Leistungshomogene Gruppen sorgen zumindest bei den Lehrern für weniger Ressourcen. Die Politik könnte das gesellschaftliche Ansehen von Schule, Lehrer und Lernen mal mit ins Boot nehmen. Das kostet wirklich nicht viel und könnte langfristig etwas bringen, vorausgesetzt die Konsequenzen bei Ablehnung, z. B. gesellschaftliche Ächtung oder der Verlust der Ehre, sind hart genug.

Didaktik-Tik-Tik-Boom
9 Monate zuvor
Antwortet  Canishine

An der Unischule gibt es zudem keine Ferien, sondern alle Lehrer und Schüler verfügen nur über 30 Tage Urlaub. Hier sieht der Staat vielleicht auch Vorteile, da Lehrer nicht über 30 Tage hinaus für ihre „Freizeit“ (je nach Definition) bezahlt werden.

Georg
9 Monate zuvor

Dann müssen die Lehrer aber ihre gesamte Arbeitszeit inkl. aller Korrekturen an der Schule verbringen. Mit mehr Unterricht lässt sich das nicht kombinieren.

Universitätsschule Dresden
8 Monate zuvor
Antwortet  Georg

Die Universitätsschule Dresden erprobt den Konzeptbaustein „Urlaub statt Ferien“. Das bedeutet flexiblere Möglichkeiten für die Urlaubsplanung aber auch das in einem gesetzten Rahmen. Zusätzlich zu festen Schließzeiten, zum Beispiel im Sommer (Stichworte Grundreinigung und Vorbereitungswoche) und zum Jahreswechsel / Weihnachten, können aktuell 10 Urlaubstage frei gewählt werden. Diese können natürlich auch in den regulären Schulferien liegen. Im Konzept sind bis zu 40 frei bewegliche Urlaubstage vorgesehen. Im Interview mit mdr Sachsen gibt die wissenschaftliche Leiterin Prof.in Anke Langner Auskunft zu den Rahmenbedingungen und Erfahrungen: https://www.mdr.de/wissen/urlaub-statt-ferien-projekt-universitaet-schule-dresden100.html

Palim
9 Monate zuvor

Die Regelschulen mit 70%-Versorgung und Schulen in der Inklusion ohne ausreichende Ressourcen müssen auch ständig ihr Schulkonzept anpassen und Regelschüler, die nicht vorab ausgewählt wurden, beschulen. Dafür gibt es keine Entlastungsstunden.

Aber es stimmt, diese Aufgaben sind Arbeit, die sich in der Arbeitszeit niederschlagen. Schulen sollten generell Stellen und Stunden für Entwicklungsarbeit, pädagogische Konzeption, Inklusion, Beratung haben, die entsprechend vergütet werden oder mit Entlastungsstunden versehen sind – und zwar an allen Standorten und allen Schulformen.

Universitätsschule Dresden
8 Monate zuvor

Leider ist bei der dpa-Recherche ein wichtiges Detail untergegangen: Die Struktur- und Evaluationskommission für den Schulversuch Universitätsschule Dresden ist bewusst ein extern besetztes Gremium. Die Mitglieder kommen nicht von der TU Dresden, sondern u.a. von der Universität Bielefeld, Universität Duisburg-Essen, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Helene-Lange-Schule in Wiesbaden, Universität zu Köln, waren an vielen wichtigen Gründungen von Schulversuchen in Deutschland und Österreich beteiligt oder arbeiten noch in diesen Projekten.

Die ursprüngliche Pressemitteilung der TU Dresden mit dem Download des Berichts finden Sie hier: https://tu-dresden.de/tu-dresden/newsportal/news/universitaetsschule-dresden-struktur-und-evaluationskommission-fordert-kontinuitaet.

Eine ausführlichere Variante gibt es auf der TUD-Projektwebseite zum Schulversuch: https://tu-dresden.de/gsw/forschung/projekte/weitere-forschungsprojekte-an-den-fakultaeten/unischule/news/bericht-struktur-und-evaluationskommission-universitaetsschule-dresden-2022

potschemutschka
8 Monate zuvor

@Universitätsschule Dresden
Ich habe ein paar Fragen zur Zusammensetzung der Klassen:

  • Wieviele Schüler sind in der Regel pro Klasse, wieviele davon Inklusionsschüler (welche Förderbedarfe), wieviele Schüler nicht-deutscher Herkunft (wieviele davon ohne Deutsch_Kenntnisse), wieviele Schüler aus bildungsfernem Elternhaus?
  • Ist in den Klassen eine Doppelbesetzung mit Sonderschullehrern/ Schulhelfern o. ä. vorgesehen? Wenn ja, in wievielen Stunden?
potschemutschka
8 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka
  • Wie hoch ist das Stundendeputat der Lehrkräfte?
  • Wieviele Sozialarbeiter und Erzieher gibt es?
AvL
8 Monate zuvor

Das Projekt dieser Gemeinschaftsschulen ist vom Lernkonzept vollkommen offen gestaltet. Es gibt Verabredungen zu Lernen und keinen festen Stundenplan, der den Lernstoff vorgibt. Es fällt keine häusliche Eigenarbeit an (Hausauggaben), und gelernt wird in Kleingruppen bzw. Teams, und so wird ohne einen feste Stundenpläne und Lernvorgaben, eigeninitiativ ab der ersten Klasse gelernt, denn es legen die Schüler selbst fest, was sie lernen, mit anderen Worten, entspricht dieses unstrukturierte Vorgehen weitgehend den Ideen eines Herrn Brügelmann.
Da kann sich jeder so seine eigenen Gedanken bezogen auf den vollen Lernerfolg machen .