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GEW lässt tatsächliche Arbeitszeit von Lehrkräften ermitteln (bislang umfangreichste Studie dazu läuft jetzt in Berlin an)

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BERLIN. Die GEW will mit der bislang umfassendsten Untersuchung ihrer Art die «reale Arbeitszeit» von Lehrkräften ermitteln. Geplant ist dazu in Zusammenarbeit mit der Universität Göttingen eine wissenschaftliche Studie in Berlin. Derzeit sei unklar, wie hoch die Arbeitsbelastung von Lehrkräften wirklich sei und wie viele Stunden sie tatsächlich arbeiteten, erklärten GEW-Vertreter. Die festgelegte Wochenarbeitszeit werde vom Arbeitgeber ohne empirische Grundlage in Unterrichtsstunden übersetzt. Die GEW geht daher davon aus, dass die Mehrheit der Lehrkräfte außerhalb des Unterrichts unbezahlte Mehrarbeit leistet.

Die GEW will ermitteln, wie viel Zeit Lehrkräfte tatsächlich arbeiten. Foto: Shutterstock

Um dazu endlich messbare Ergebnisse zu bekommen, starte nun die einjährige Studie, so die GEW-Bundesvorsitzende Maike Finnern und die Landesvorsitzende Martina Regulin. Nach ihren Angaben nehmen Tausende Pädagoginnen und Pädagogen in Hunderten Berliner Schulen daran teil: Sie erfassen ein ganzes Schuljahr lang detailliert ihre Arbeitszeit. Zudem werden sie zu ihrer Arbeitsbelastung befragt.

Bei der Studie würden nahezu alle Schulformen berücksichtigt und auch die besondere Situation von Quereinsteigern oder Schulleitungen, erläuterte Frank Mußmann, Leiter der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Georg-August-Universität Göttingen. Auch aufgrund der hohen Teilnehmerzahl sei die Studie umfassender als bisherige Untersuchungen anderswo. «Mithilfe des ambitionierten Studiendesigns sollen der Gestaltungsbedarf bei den Arbeitsbedingungen Berliner Lehrkräfte wissenschaftlich genauer bestimmt und schlussendlich konkrete arbeitspolitische Handlungsempfehlungen abgeleitet werden», so Mußmann.

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«Der Personalmangel und die ständig wachsenden Anforderungen an den Beruf belasten Lehrkräfte ganz erheblich», erklärte Finnern. «Immer mehr Lehrkräfte sind überlastet, was sich in der steigenden Zahl der Kündigungen und immer mehr Langzeiterkrankungen widerspiegelt.» Im vergangenen Schuljahr haben nach Gewerkschaftsangaben rund 1.000 Berliner Lehrkräfte gekündigt – doppelt so viele wie vor fünf Jahren.

«Bisher leidet die Debatte zur Arbeitszeit und Arbeitsbelastung von Lehrkräften stark unter Vorstellungen von einer Schulwirklichkeit, die längst nicht mehr zeitgemäß sind»

Bereits 2016 habe eine Arbeitszeitstudie der GEW in Niedersachsen gezeigt, dass Lehrkräfte an Gymnasien mehr als zwei Stunden unbezahlte Mehrarbeit pro Woche leisteten (News4teachers berichtete). An Grundschulen sei es mehr als eine Stunde gewesen. «Das könnte in Berlin ähnlich sein.» Finnern ergänzte, dass die Berliner Studie vor dem Hintergrund neuer rechtlicher Vorgaben zur genaueren Arbeitszeiterfassung «erhebliche Bedeutung für das gesamte Bundesgebiet» habe.

«Bisher leidet die Debatte zur Arbeitszeit und Arbeitsbelastung von Lehrkräften stark unter Vorstellungen von einer Schulwirklichkeit, die längst nicht mehr zeitgemäß sind», sagte Martina Regulin, Landesvorsitzende der Berliner GEW. «Die einjährige Untersuchung hat das Potential, präzise Erkenntnisse über die genauen Belastungen und notwendige Maßnahmen zur nachhaltigen Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Lehrkräften hervorzubringen – ein wichtiges Argument, um Menschen für den Lehrberuf zu gewinnen. In gut einem Jahr werden wir hoffentlich wissen, welchen Anteil außerunterrichtliche Tätigkeiten an der Arbeitszeit von Lehrkräften haben», so Regulin.

«Wir wollen, dass das reale Ausmaß der Arbeitszeit wissenschaftlich untersucht wird, damit wir mit mehr Kraft in die politische Auseinandersetzung gehen können»

Die Arbeitszeitstudie komme zu einer bedeutenden Zeit, da mit dem Urteil des Bundesarbeitsgerichts vom September 2022 alle Arbeitgeber dazu verpflichtet wurden, die Arbeitszeit ihrer Beschäftigten zu erfassen. Dies gilt auch für Lehrkräfte. «Eigentlich müsste der Arbeitgeber längst die reale Arbeitszeit aller Beschäftigten erfassen. Die Umsetzung steht jedoch bundesweit noch aus. Eine strittige Frage ist, wie umfangreich all die verschiedenen Tätigkeiten sind, die mittlerweile zum Lehrberuf gehören», erklärte Anne Albers, Leiterin des Vorstandsbereichs Beamten-, Angestellten- und Tarifpolitik der Berliner GEW. «Wir wollen, dass das reale Ausmaß der Arbeitszeit wissenschaftlich untersucht wird, damit wir mit mehr Kraft in die politische Auseinandersetzung gehen und für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen sorgen können», erklärt Albers.

Sie rief alle Berliner Lehrkräfte dazu auf, sich noch an der Arbeitszeiterfassung zu beteiligen. «Ein Einstieg ist kurzfristig noch möglich. Je mehr Kolleg*innen teilnehmen, umso differenzierter und aussagekräftiger sind die Daten. Umso mehr politisches Gewicht wird die Studie am Ende haben. Erfahrungsgemäß wissen Kolleg*innen nicht genau, wie viel sie tatsächlich arbeiten und wofür sie ihre Zeit im Detail verwenden. Die Studie bietet allen einen Überblick über ihre individuelle Zeitverwendung und ermöglicht Kollegien zudem fundierte Initiativen zu arbeitsentlastenden Beschlüssen in den Gesamtkonferenzen», so Albers. News4teachers / mit Material der dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers heiß diskutiert.

Warum die Kultusminister kein Interesse daran haben, die Arbeitszeit von Lehrkräften genau zu erfassen (obwohl sie es müssten)

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